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Veröffentlicht am 04.10.2020

Mit Uta Ruge ab auf‘s Land und in die Geschichte der Welt

Bauern, Land
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!ein Buchhighlight 2020!



Klappentext:

„Ein Dorf im Moor in den 50er Jahren, ein Bauernhof heute – und wie das Weltgeschehen das Leben der Menschen auf dem Land veränderte. Davon erzählt Uta Ruge am ...

!ein Buchhighlight 2020!



Klappentext:

„Ein Dorf im Moor in den 50er Jahren, ein Bauernhof heute – und wie das Weltgeschehen das Leben der Menschen auf dem Land veränderte. Davon erzählt Uta Ruge am Beispiel ihres Dorfes und ihres Bruders.

Seit ein paar Tagen stehe ich morgens um sechs mit allen auf, um zu sehen, zu hören und zu riechen, wie sich Landwirtschaft heute anfühlt auf dem Hof, auf dem ich aufgewachsen bin. Ich ziehe die Stallklamotten an und gehe nach draußen. Mir fällt auf, dass ich den Blick hier nicht heben muss, um den Himmel zu sehen. Ob

es regnet oder bald regnen wird, wie der Wind geht, ist sofort gewusst, in Auge, Ohr und Nase eingeströmt.

Uta Ruge verwebt in „Bauern, Land. Die Geschichte meines Dorfes“ im Weltzusammenhang die Erinnerung an das Leben auf dem Lande in den 50er Jahren mit der genauen Beobachtung der Veränderungen in der Landwirtschaft heute, mit der Chronik des Dorfes, den welthistorischen Zusammenhängen und der Kulturgeschichte, die das Leben der Bauern geprägt haben und prägen. Sie erzählt von harter Arbeit und Abhängigkeit, von der Besiedelung des Moors, von Entwässerung und den Zumutungen der Obrigkeit und der Bürokratie, von Armut und Auswanderung. Aber auch davon, wie man sich gegenseitig unterstützt und hilft und zusammen feiert, von dem Eifer der kleinen Kinder, die den Eltern zur Hand gehen und lernen, dass gegen Arbeit nichts hilft, außer sie zu tun.“



Auf dieses Buch habe ich wirklich sehnsüchtig gewartet und es hat sich gelohnt!

Das Leben auf dem Land wird immer mit einer Bullerbü-Romantik in Vergleich gebracht, doch ticken die Uhren hier anders (auch ich lebe mitten auf dem platten friesischen Land umgeben von Weiden, Bauernhöfen und Kühen weit und breit) aber sie ticken. Uta Ruge nimmt uns mit in ihre Welt. Es ist eine ganz eigene Welt aber dennoch habe ich extrem viele Vergleiche ziehen können die auch ich so hier erlebe. Uta Ruge hat aber ein ganz großes Kino daraus gemacht! Warum? Sie hat verglichen mit welthistorischen Begebenheiten, Geschehnissen und vor allem hat sie sich mit der Entwicklung der Landwirtschaft bestens auseinander gesetzt und bringt dies hier, zum Teil wortgewaltig, zur Sprache. Ich muss gestehen, ich hätte es zu Beginn des Buches nicht für möglich gehalten, das dieses Buch mich fesselt, aber es hat es getan! Sie erzählt mit viel Gefühl und Inbrunst von längst vergangenen Zeiten, von Dingen die wir mit dem Leben heute kaum noch in Verbindung bringen würden.

Ebenso genial ist hier zweideutiger Buchtitel. Auch dieser wirft Fragen auf...Sind Bauern immer gleich nur auf dem Land zu finden? Ist das Leben auf dem Land immer mit einem Bauernhof verbunden? Finden Sie es heraus!

Uta Ruge hat für meine Begriffe einen wahren Buchknaller zur richtigen Zeit verfasst. Jeder sollte sich mal fragen und überlegen wie es früher war mit der Milch und der Gülle, den Eiern, den Hühnern, den Pferden, der Wurst....der Klimawandel kommt mit gewaltigen Schritten. Wir haben sehr viel falsch gemacht in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Versuchen wir das Ruder wieder rumzureißen und begeben uns mit Uta Ruge auf’s Land! Dieses Buch ist unheimlich nachhallend und ich werde es in kürze nach ein Mal lesen. Es ist zeitlos, so viel steht fest, denn ist eine persönliche Betrachtung.

Ich bin restlos begeistert vin diesem Buch und vergebe sehr gern 5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 04.10.2020

So geht künstlerische Freiheit!

Ein Mann der Kunst
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Klappentext:

„Ein berühmter Maler, der zurückgezogen auf einer Burg am Rhein lebt, Kunstfreunde, die ihn verehren und ihm ein Museum bauen wollen: eine Begegnung, die die Höhen und Tiefen des Kulturbetriebs ...

Klappentext:

„Ein berühmter Maler, der zurückgezogen auf einer Burg am Rhein lebt, Kunstfreunde, die ihn verehren und ihm ein Museum bauen wollen: eine Begegnung, die die Höhen und Tiefen des Kulturbetriebs ausleuchtet, so heiter, komisch und wahr, wie es selten zu lesen ist.

KD Pratz ist ein Künstler der alten Schule, der sich jeglicher Vereinnahmung durch den Kunstbetrieb verweigert hat. Seine Bilder werden hoch gehandelt, er ist weltberühmt, hat sich aber aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Mit der Welt, verlogen wie sie ist, will er nichts zu tun haben, der eigene Nachruhm aber liegt ihm am Herzen, und so sagt er zu, den Förderverein eines Museums zu empfangen, der den geplanten Neubau ausschließlich seinen Werken widmen will.

Die Mitglieder des Museums-Fördervereins sind nicht alle einer Meinung über die Bedeutung von KD Pratz, fühlen sich aber hoch geehrt, als ihnen ein exklusives Treffen mit dem Maler und ein Besuch auf seiner fast schon legendären Burg am Rhein in Aussicht gestellt wird – und tatsächlich stattfindet. Wie die Kunstfreunde bei dieser Begegnung mit ihrem Idol nach und nach die Contenance verlieren, als der Meister ihnen die Unvollkommenheit der Welt und ihre eigene um die Ohren haut, dabei subtil die eigene Größe inszeniert, den Kunstbetrieb niedermacht und gleichzeitig behauptet – davon erzählt Kristof Magnusson mit großer Meisterschaft und leuchtet die Untiefen unseres Kulturbetriebs aus.“



Das Rheingau bietet nicht nur wundervolle Wein, nein, auch extreme Künstler mit einem riesigen Unterhaltungswert. Diese Geschichte ist alles, aber nicht normal oder einer Form entsprechend.

Autor Kristof Magnusson hat hier wirklich großartiges vollbracht. Hier werden nicht nur Kunstbegeisterte unterhalten, sondern auch alle, die die Kunst der Sprache lieben und gerne die Spiegel „putzen“ die man gerne mal vorgehalten bekommt oder anderen gerne mal vorhält. Magnusson begeistert nicht nur mit seinem kautzigen Protagonisten „KD Pratz“ sondern auch mit seiner Wortmelodie und Schreib- und Erzählkunst. Man findet Satire, Sarkasmus, Ironie aber auch tiefgründige Wortspielereien die einen fesseln, wenn man denn dann mal in der Geschichte Platz genommen hat. Ja, es ist ein wenig mühsam, sich einzufinden, aber man wird belohnt und muss hier und da schon manchmal lauthals los prusten vor lachen oder sich manchmal auch fremd-schämen für das Verhalten der Mitmenschen. Magnusson muss ein unheimlich begnadeter Beobachter und Menschenkenner sein, wenn er solch eine Geschichte niedergeschrieben hat. Schön dabei, die Geschichte um KD Pratz und seine Erfolge und dessen Würdigung läuft nie aus dem Ruder, im Gegenteil! Im letzten Drittel des Buches geht es nochmal richtig „rund“ und der Leser wird begeistert an den Buchseiten hängen!

5 von 5 Sterne für diesen gelungenen Roman!

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Cotswolds zauberhafte Gärten

Die geheimen Gärten der Cotswolds
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Einen Blick in die geheimen Gärten von Cotswold zu erhaschen, grenzt schon fast an einen Sechser im Lotto. Die Bewohner der Gegend genießen ihre Gartenkunst komplett für sich und es ist nachvollziehbar ...

Einen Blick in die geheimen Gärten von Cotswold zu erhaschen, grenzt schon fast an einen Sechser im Lotto. Die Bewohner der Gegend genießen ihre Gartenkunst komplett für sich und es ist nachvollziehbar wenn man sich diesem Buch genauer widmet. Der Bildband „Die geheimen Gräten von Cotswold“ gibt einen einmaligen Einblick und das ganze sogar von Zuhause aus. Autorin Victoria Summerly war genau so neugierig wie wir auf diese Gärten und hat sich hinein gewagt und zeigt wirklich unglaubliches auf, welches hoffentlich nie vergessen wird. In der Einführung beleuchtet sich die Gegend und ihre Intension zu diesem Buch. Man hat eigentlich immer die Vorstellung, das solche opulenten Gärten von einer Hundertschaft an Gärtnern in Schuss gehalten wird - Pustekuchen. Zwei, drei Gärtner und viel Eigenleistung der Besitzer. Glaubt man gar nicht bei solchen Anwesen, meinen Sie? Tja....man merkt schnell, das Summerly die Sache auf den Punkt trifft: Solche Gärten wollen erhalten werden, das geht aber nicht ohne Weiteres. Wichtig ist dabei zu vermerken, das die Gärten von, zum Teil, sehr bekannten Gärtnern gestaltet wurden - sie haben Spuren hinterlassen, anders kann man das nicht sagen. Fotograf Hugo Rittson-Thomas gibt den Gärten aber auch ihren Erschaffern ein genaues Bild und wir Leser dürfen träumen und schwelgen.

Neben den Gärten lernen wir auch die Besitzer der Güter kennen. Es scheint überaus aus der Zeit gefallen, ein wenig romantisch, mystisch, fast nicht zu glauben eigentlich....als käme Jane Austin um die Ecke oder Gertrude Jekyll kommt mit der Gartenschere in der Hand aus den Rosenbüschen.

Zur Optik und Haptik des Buches: Die Größe ist rechteckig und mutet einem Coffetable-Book an. Mit 144 Seiten sind wir Leser gut bedient. Diese sind unheimlich griffig und leicht glänzend gestaltet und die Bilder geben uns dabei noch al eine gewisse Tiefe. Die Bilder und Texte sind sehr harmonisch angeordnet und das reine Betrachten oder Lesen fällt leicht. Ebenso ein Vorteil: das Buch hat einen Schutzeinband. Ein wenig old-School möchte man meinen, aber genau das macht ein gutes Buch wie dieses aus. Man möchte es schonen, denn der Inhalt ist wahrlich von besonderer Bedeutung und diese Bilder werden wir in live nicht so schnell sehen.



Ein wunderschönes Buch, eine Hommage an die Gärten von Cotswold und eine Ode an die englische Gartenkunst - hierfür gibt es 5 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Die große Angst

Herzklappen von Johnson & Johnson
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!ein Lesehighlight 2020!



Klappentext:

„Alma und Friedrich bekommen ein Kind, das keinen Schmerz empfinden kann. In ständiger Sorge um ihren Jungen, ist es vor allem Alma, die ihn unaufhörlich auf körperliche ...

!ein Lesehighlight 2020!



Klappentext:

„Alma und Friedrich bekommen ein Kind, das keinen Schmerz empfinden kann. In ständiger Sorge um ihren Jungen, ist es vor allem Alma, die ihn unaufhörlich auf körperliche Unversehrtheit kontrolliert. Jeden Abend tastet sie das Kind ab, um keine Blessur zu übersehen. Und nichts fürchtet die junge Mutter mehr als die unsichtbare Verletzung eines Organs, die ohne ein Zeichen bleibt. Halt findet Alma bei ihrer Großmutter, die jetzt, hochbetagt und bettlägerig und nach lebenslangem Schweigen, zu erzählen beginnt: vom Aufwachsen im Krieg, von Flucht, Hunger und der Kriegsgefangenschaft des Großvaters. Mit dem Kind auf dem Schoß, das keinen Schmerz kennt, sitzt Alma am Bett der Schwerkranken, die sich nichts mehr wünscht, als ihren Schmerz zu überwinden. Und in den Geschichten der Großmutter findet sie eine Erklärung für jene scheinbar grundlosen Gefühle der Schuld, der Ohnmacht und der Verlorenheit, die sie ihr Leben lang begleiten.



Wie wird ein Kind zum Menschen, zu einem mitfühlenden sozialen Wesen, wenn es die Verwundbarkeit nicht kennt? Wenn es nicht versteht, wie sehr etwas wehtun kann? In eindringlichen Bildern erzählt Valerie Fritsch von einem Trauma, das über die Generationen weiterwirkt, sie lotet die Verletzlichkeit des Menschen aus und fragt nach dem Wesen des Mitgefühls, das unser aller Leben bestimmt.“



Valerie Fritsch hat mit „Herzklappen von Johnson und Johnson“ ein kleines Meisterwerk geschaffen! Ihre Wortwahl, ihre Ausdrucksweise und das Spiel der Emotionen, lassen diesen Roman wahrlich schweben. Die Geschichte von Alma und Friedrich und dessen Kind Emil, ein besonderes Kind welches keine Schmerzen verspürt, klingt im ersten Moment völlig an den Haaren herbei gezogen. Man merkt aber schneller als man denkt beim lesen des Buches, das hier viel mehr dahinter steckt als Almas Angst. Sie ist so intelligent, so klug aber auch so sehr Alma...Als dann die Geschichten von Almas schwerkranker Oma dazu kommen, hat man das Gefühl, das sich der Kreis der offenen Fragen schließt. Hier geht es erst recht spät um Emil, dafür sehr viel um Alma, da ist der Klappentext etwas verwirrend, da man glaubt, es geht zum Großteil um Emil.

Fritsch geht mit so großer Hingabe auf die Verletzlichkeit des Menschen ein, nicht nur körperlich sondern eben auch seelisch, das es einem fast den Atem raubt. Ich habe viele Stellen zwei Mal gelesen, weil ich so beeindruckt davon war.

Dieses Buch strotz vor so vielen Themen die aber alle zusammen gehören und ein wunderbares Ganzes ergeben. Fritsch blickt unheimlich tief in die Menschenseele und das hatte ich eigentlich zuletzt bei Hanya Yanagihara’s „Ein wenig Leben“ erlesen.

Dieser Roman hat mich gepackt und hallt nach, wie es schon lange kein Buch mehr getan hat. Es ist ein anspruchsvoller Roman, auf den man sich einlassen muss um ihn zu verstehen. Man muss genau lesen, mitfühlen und es versuchen zu verstehen....

Ein wahnsinnig toller Roman der von mir 5 von 5 Sterne erhält!

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Veröffentlicht am 22.09.2020

Charlotte und ihr langer Weg zum Glück

Die englische Gärtnerin - Weißer Jasmin (Die Gärtnerin von Kew Gardens 3)
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Klappentext:


„1929: Charlotte ist eine anerkannte Rosenzüchterin, ihr Anwesen Summerlight House gilt als Inbegriff Englischer Gartenkunst. Doch in der Wirtschaftskrise sind Haus und Garten kaum noch ...

Klappentext:


„1929: Charlotte ist eine anerkannte Rosenzüchterin, ihr Anwesen Summerlight House gilt als Inbegriff Englischer Gartenkunst. Doch in der Wirtschaftskrise sind Haus und Garten kaum noch zu unterhalten. Unvermittelt taucht der verschollen geglaubte Besitzer des Gutes auf. Charlotte droht, alles zu verlieren, was sie sich aufgebaut hat. Ihre letzte Hoffnung gilt Kew Gardens, wo ihr Traum von einem freien Leben als Botanikerin begann.“





Die Reihe „Die englische Gärtnerin“ endet mit diesem dritten Teil „Weißer Jasmin“. Autorin Martina Sahler hat damit einen wirklich stimmigen Abschluss geschaffen und ich bin Charlotte gerne gefolgt. Ihre Träume und ihre Intensionen zu verfolgen, bereiten einerseits Spaß aber anderseits fiebert man richtig mit ihr mit, denn die damalige Zeit war alles andere als rosig. Man merkt Charlotte an, das sie reifer geworden ist. Sie hat viel erlebt, hält dennoch mit aller Kraft an ihrem Traum als Gärtnerin/Botanikerin fest. Ihre Standhaftigkeit rankt sich durch alle drei Teile und erinnern ein wenig an einen kleinen Efeu, der im Laufe der Zeit kräftig wird, und in die Höhe schießt, man kann ihn stutzen, aber er klettert und haftet dennoch weiter und lässt sich nicht beirren.


Sahler verknüpft hier wunderbar die letzten Charaktere die wir kennenlernen durften: Quinn, Tochter Eliza uvm.. Alles ergab eine wunderschöne und stimmige Zeitreise. Die Zeitenwechsel sind Sahler wirklich gut gelungen und standen immer an der richtigen Stelle.


Ein wenig wehmütig muss ich mich jetzt von Charlotte verabschieden, denn mit diesem dritten Band endet ihre Geschichte. „Die englische Gärtnerin - Weißer Jasmin“ erhält 5 von 5 Sterne!

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