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Veröffentlicht am 01.11.2020

Leb Wohl, Fennbirn!

Der Schwarze Thron 4 - Die Göttin
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Allgemeines:

Bereits im März 2020 ist der vierte und abschließende Band der Reihe Three dark crones bei Penhaligon erschienen.

Der finale Band hat im Deutschen 496 Seiten und trägt den Originaltitel ...

Allgemeines:

Bereits im März 2020 ist der vierte und abschließende Band der Reihe Three dark crones bei Penhaligon erschienen.

Der finale Band hat im Deutschen 496 Seiten und trägt den Originaltitel Five dark fates, der tatsächlich wesentlich besser zum eigentlichen Inhalt des Buches passt.

Hier könnt ihr mehr über die Reihenfolge der einzelnen Titel und die als E-books veröffentlichten Kurzgeschichten erfahren.

Inhalt:

„Der Krieg hat nicht nur die Insel Fennbirn in Schutt und Asche gelegt, sondern auch ihre drei Königinnen, die Schwestern Mirabella, Katherine und Arsinoe, vor schreckliche Herausforderungen gestellt. Auf Arsinoe lastet ein Fluch, und dennoch muss sie alles geben, um den bedrohlichen Nebel aufzuhalten, der die Insel zu verschlingen droht und ihrer aller Ende bedeuten würde. Derweil ist Mirabella aufgebrochen, um unter dem Banner des Friedens an den Hof von Königin Katharine zu ziehen. Diese sehnt sich insgeheim nach der Bindung, die ihre beiden Schwestern vereint, gleichzeitig will sie dem Waffenstillstand keinesfalls zustimmen. Doch nur, wenn die drei Schwestern zusammenstehen, können sie das Geheimnis ihrer blutrünstigen Göttin lüften – und dabei werden Feinde zu Freunden, Freunde zu Feinden und Königinnen zu Legenden.“ (Quelle: Penguin Random House Verlagsgruppe)

Meine Meinung:

Kennt ihr dieses Gefühl, wenn eine sehr gute Reihe zu Ende ist und ihr nicht wisst, wie ihr das finden sollt? Genauso ergeht es mir seit langem mit dem vierten und letzten Teil dieser Reihe.

Three dark crones hat mich nun schon eine Weile begleitet. Immer wieder hat die Insel Fennbirn mich in ihren Nebelbann gezogen und jedes Mal fiel es mir schwer, aus diesem Bann wieder herauszukommen. Im vorliegenden Abschluss der Reihe schwindet der Nebel langsam – aber so richtig verabschieden möchte ich mich noch nicht von Fennbirn.

Einerseits liegt das an Kendare Blakes Fähigkeiten. An ihrem Schreibstil und ihrem Geschick, die Fäden ihrer Geschichte komplex miteinander zu verknüpfen und fast alle Erzählstränge befriedigend aufzulösen. Andererseits liegt es aber auch an Blakes schonungslosem Vorgehen. Obwohl es ihr gelungen ist, dass man beinahe alle Charaktere auf irgendeine Art und Weise ins Herz geschlossen hat, geht sie mit eurem Leserherzen gnadenlos um. Nicht nur der Abschluss der Reihe, sondern auch die Handlung des Buches wird euch den ein oder anderen Charakter entreißen. Und das teilweise unerwartet und schockierend. Mehr werde ich euch dazu nicht verraten.

Der finale Band wird ebenfalls aus der Sicht der Schwestern, bzw. Königinnen erzählt. Magie, Grausamkeiten, Intrigen, aber auch Liebe finden sich in ihren Erzählperspektiven auf ganz unterschiedliche Weise wieder. Licht fällt auf neue Facetten ihrer Beziehungen untereinander. Die toten Königinnen begehren auf, werden stärker und wollen mehr. Die Frage danach, wer Katharine wirklich ist, wird beherrschender und bringt eine Protagonistin zutage, die mir zum ersten Mal fast sympathisch ist. Aber auch Arsinoes und Mirabellas Perspektiven werden um interessante Aspekte erweitert. Jules und Emilia spielen dabei auch immer stärker werdende Rollen. Blake verzichtet jedoch erneut darauf, die Geschehnisse der letzten drei Teile nachzuerzählen und wirft ihre Leser direkt in die Handlung der Geschichte. Vielen Dank für diese Vorgehensweise!

Und dann kommt das traurige, ja tragische Ende. Das Ende, das sich einerseits falsch und andererseits richtig anfühlt. Das so viel Hoffnung auf mehr macht und gleichzeitig endgültig zu sein scheint. So viele unterschiedliche Gefühle, die erzeugt und zunichte gemacht werden. Wenn man ein Ende so beschreiben kann, dann ist es ein verdammt gutes Ende. Trotzdem hoffe ich nach wie vor. Auf eine weitere Geschichte, einen Roman, vielleicht mit anderen Charakteren, vielleicht in der Zukunft? Vermutlich würde Blake damit viele Leser sehr glücklich machen. Ich würde dieses Buch gerne verschlingen und erneut im Nebel von Fennbirn versinken.

Fazit:

Ein gelungener Abschluss einer brillanten, magischen und düsteren Fantasyreihe, der gleichzeitig so viel Lust auf mehr macht.

Veröffentlicht am 25.10.2020

Eine Einladung zum Träumen

Der Palast im Himmel
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Allgemeines:

Der Palast im Himmel ist neu aufgelegt worden. Am 03.08.2020 ist der offizielle zweite Teil der Howl-Saga bei Knaur Taschenbuch erschienen.

Optisch passt er wundervoll zu den bisher bereits ...

Allgemeines:

Der Palast im Himmel ist neu aufgelegt worden. Am 03.08.2020 ist der offizielle zweite Teil der Howl-Saga bei Knaur Taschenbuch erschienen.

Optisch passt er wundervoll zu den bisher bereits neu aufgelegten Werken der Autorin Diana Wynne Jones.

Knaur hat es sich zur Aufgabe gemacht, Diana Wynne Jones‘ Werke in neuem Gewand wieder in den Fokus der Fantasyliebhaber zu rücken.

Meine Rezension zum ersten Teil der Howl-Saga findet ihr hier. Unbedingt vorher lesen! Der zweite Teil der Reihe hat 272 Seiten und ist bereits unter dem Titel Ziemlich viele Prinzessinnen auf Deutsch erschienen.

Inhalt:

„In seinen Tagträumen ist der junge Teppichhändler Abdullah ein Prinz aus einem fernen Land. Ganz im Gegensatz zu seinem Alltag am Rand eines großen Bazars, mit der buckligen Verwandtschaft der ersten Frau seines Vaters, die ihn so schnell wie möglich mit mindestens einer Frau verheiraten will. Doch eines Tages kommt ein Fremder an Abdullahs Stand und verkauft ihm einen zerschlissenen alten Teppich mit angeblich besonderen Fähigkeiten. Und plötzlich befindet sich Abdullah mitten in seinen Träumen. In einem prächtigen Garten trifft er die wunderschöne und kluge Prinzessin Blume-in-der-Nacht, in die er sich augenblicklich unsterblich verliebt. Aber Abdullahs Schicksal meint es nicht gut mit ihm. Kurz nachdem er sie kennengelernt hat, wird Blume-in-der-Nacht von einem miesen Djinn entführt. Aber Abdullah weiß, was er will, und mithilfe seines zänkischen, magischen Teppichs und ein paar anderen schrägen Gestalten macht er sich auf, Blume-in-der-Nacht aus dem Palast des Djinns zu befreien …“ (Quelle: Knaur Taschenbuch)

Meine Meinung:

Wo fange ich nur an?

Ich bin in dieser Geschichte versunken. Von mir aus hätte sie ewig so weitergehen können.

Obwohl es sich um ein weniger dickes Buch handelt, obwohl es nicht so viele Seiten hat, wie andere Geschichten, war die Reise durch das Buch eine sehr lange Reise. Das liegt an Diana Wynne Jones unglaublichem Erzähltalent. Ihr gelingt es bereits nach wenigen Seiten, ihre Leser in eine magische und fantastische Welt voller Orient, Djinnis und Wunderlampen eintauchen zu lassen. Und das so unangestrengt und selbstverständlich, dass man kaum bemerkt, dass man noch im heimischen Wohnzimmer oder auf dem Balkon sitzt und liest. Ich konnte den Bazar beinahe riechen, schmecken und sehen. Jones erschafft ein orientalisches Märchen voller besonderer Momente, Witz und Spannung. Ein Märchen, eine Reise und eine Suche nach dem, was unser Protagonist von ganzem Herzen herbeisehnt.

Protagonist Abdullah ist ein Tollpatsch. Man könnte ihn als den Junggesellen bezeichnen, der in einer Familie niemals heiraten wird. Er wird niemals ein großes Geschäft führen oder erfolgreich im Leben sein. Aber das muss er auch gar nicht. Er ist nämlich genau der, der sein soll. Und das ist auch gut so. Trotzdem wird er zum Helden, zum Prinzen der Geschichte. Seine Suche nach Blume-in-der-Nacht mutet nicht nur wie ein Märchen an, in meinen Augen ist es auch eines. Charakteristische Merkmale durchziehen den Roman und bilden so insgesamt eine Geschichte für echte Märchenliebhaber, die sich beinahe wie ein altes Volksmärchen liest. Sprachlich unterscheidet sich der Roman insofern vom ersten Teil, als dass er viele Merkmale aufweist, die Abdullas Kultur und seine blumige Sprache mit sich bringen.

Ihr werdet, wenn auch etwas später als gedacht, auf einige Charaktere aus dem ersten Teil treffen. Und das tatsächlich zunächst völlig ahnungslos und unerwartet. Die Verknüpfung der beiden Romane geschieht so geschickt, dass man sie zunächst gar nicht bemerkt. Viele neue Charaktere begegnen euch ebenfalls. Jones erschafft gerne eigenwillige Charaktere wie beispielsweise den eitlen fliegenden Teppich. Und auch den Djinns verleiht sie Eigenschaften, die ihr so vermutlich nicht erwarten würdet. Ihre Charaktere wachsen einem mit ihren Eigenheiten direkt ans Herz.

Im März 2021 erscheint mit Das Haus der tausend Räume der dritte Teil der Howl-Saga. Ich für meinen Teil kann das Erscheinen kaum erwarten!

Fazit:

Eine wundervoll magische Geschichte, die euch gemeinsam mit den Hauptfiguren träumen lässt.

Veröffentlicht am 25.10.2020

Für Fans von Charles Dickens ein Muss

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep
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Allgemeines:

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep ist am 13. April 2020 als Paperback im Heyne Verlag erschienen. Das Buch hat 608 Seiten.

Es handelt sich um den Debütroman der englischsprachigen Autorin ...

Allgemeines:

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep ist am 13. April 2020 als Paperback im Heyne Verlag erschienen. Das Buch hat 608 Seiten.

Es handelt sich um den Debütroman der englischsprachigen Autorin H. G. Parry. Aus dem Amerikanischen wurde das Buch von Michael Pfingstl übersetzt.

Inhalt:

„Schon sein ganzes Leben lang hat der ebenso liebenswerte wie chaotische Literaturdozent Charley Sutherland versucht, seine einzigartige Begabung vor der Welt zu verbergen: Er kann Figuren aus Büchern zum Leben erwecken! Das ist toll, wenn es sich dabei um Pu den Bären handelt, und kompliziert, wenn plötzlich der Hund der Baskervilles in deinem Vorgarten sitzt. Nur Charleys Bruder Rob weiß von seiner Gabe. Deshalb läuten bei dem etwas biederen Anwalt auch sämtliche Alarmglocken, als er eines Nachts einen Anruf von Charley erhält und dieser ihm gesteht, er habe Uriah Heep, den Schurken aus Charles Dickens’ Meisterwerk »David Copperfield«, freigelassen. Und der hat nichts Geringeres im Sinn als das Ende der Welt. Gemeinsam versuchen Charley und Rob, Uriah zurück in den Roman zu verbannen, bevor er größeres Unheil anrichten kann. Doch dabei stoßen sie auf ein dunkles Geheimnis …“ (Quelle: Penguin Random House Verlagsgruppe)

Meine Meinung:

Ihr wisst, dass ich bei Büchern über Bücher stets schwach werde. Das gilt nicht für alle, sondern nur für diejenigen, die eine gewisse Qualität versprechen. Ein weiteres Kriterium ist für mich, dass es nicht einfach nur um das Hineinfallen in literarische Welten oder das Hinauslesen von Charakteren geht. Bei Uriah Heep war ich mir deshalb im Vorfeld nicht ganz sicher, da es doch offensichtlich um Charaktere aus bekannten literarischen Werken gehen sollte… Irgendeinen anziehenden Sog hatte der Roman jedoch anscheinend, denn es führte kein Weg an der Lektüre vorbei…

Natürlich ist die Idee, Figuren aus Büchern herbeilesen zu können, nichts Neues. Selbst in Kinder- und Jugendromanen kennen die meisten Leser und Leserinnen diese spätestens seit sie Tintenherz gelesen haben. Parry gelingt es jedoch, dieser Fähigkeit etwas Frisches und Unerwartetes zu verleihen. Sie überrascht und begeistert mit ihrem Debütroman. Ihre Geschichte ist an vielen Stellen sehr humoristisch ohne abgedroschen zu wirken. Lesen wird hier gefährlich. Genau so, wie die Warnung auf dem Buchrücken es bereits verspricht.

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass diejenigen unter euch, die sich gut mit den Charakteren von Charles Dickens auskennen, in diesem Roman einen kleinen Vorteil haben werden. Ich zähle mich nicht zu diesen Personen und habe vermutlich nicht jeden Hinweis oder jede Pointe verstanden, da viele von Dickens entworfene Charaktere eine Rolle in der Geschichte spielen. Ihr begegnet aber auch Heathcliff (aus Sturmhöhe), trefft auf gleich fünf Mr. Darcys (aus Stolz und Vorurteil), stoßt auf die Weiße Hexe (aus Die Eiskönigin), auf Mathilda, auf Dorian Gray, Sherlock Holmes und so man anderen Romanhelden. Eine Grundvoraussetzung, um diesen Roman zu lesen, ist also die Begeisterung für Literatur an sich.

Parry entwickelt eine Geschichte, die von Spannung und Plottwists durchdrungen ist. Sie spielt in unserer Welt, zum Teil jedoch auch in einer von der Fantasie durchdrungenen ganz anderen Welt. Dabei steuert der Roman auf ein Ende zu, das rückblickend naheliegend wirkt, während des Lesens jedoch mitnichten erwartbar war. Dabei verknüpft Parry geschickt literarische Elemente mit einer klassischen Familiengeschichte. Zusammenhalt, Neid, Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten innerhalb einer scheinbar ganz normalen Familie werden thematisiert.

Fazit:

Ein fantastisches Abenteuer, in dem Lesern, die sich in der literarischen Welt auskennen, die ein oder andere bekannte Figur über den Weg läuft. Und das ganz ohne von faden Beigeschmack. Fans von Charles Dickens kommen mit Sicherheit auf ihre Kosten!

Veröffentlicht am 26.09.2020

Ava Reed hat ihre Stimme gefunden

Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen
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Allgemeines:

Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen ist am 24.09.2020 endlich auch als Taschenbuch in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen. Autorin ist Ava Reed, der Illustrator niemand anderes als ...

Allgemeines:

Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen ist am 24.09.2020 endlich auch als Taschenbuch in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen. Autorin ist Ava Reed, der Illustrator niemand anderes als Alexander Kopainski.

Empfohlen wird das Buch vom Verlag für Jugendliche und Erwachsene.

2019 hat die gebundene Ausgabe den Lovelybooks-Leserpreis Gold erhalten.

Inhalt:

„In jeder Dunkelheit brennt ein Licht. Man muss es nur finden!

Leni ist ein normales und glückliches Mädchen voller Träume. Bis ein Moment alles verändert und etwas in ihr aus dem Gleichgewicht gerät. Es beginnt mit zu vielen Gedanken und wächst zu Übelkeit, Panikattacken, Angst vor der Angst. All das ist plötzlich da und führt zu einer Diagnose, die Leni zu zerbrechen droht. Sie weiß, sie muss Hilfe annehmen, aber sie verliert Tag um Tag mehr Hoffnung. Nichts scheint zu funktionieren, keine Therapie, keine Medikation. Bis sie Matti trifft, der ein ganz anderes Päckchen zu tragen hat, und ihn auf eine Reise begleitet, die sie nie antreten wollte …“ (Quelle: Verlagsgruppe Oetinger)

Meine Meinung:

Wie Leser meines Blogs wissen, stelle ich euch regelmäßig die Bücher von Ava Reed vor. Meine letzte Rezension war zu Die Stille meiner Worte. Ihr findet sie hier. Reed hat in den vergangenen Jahren ihre Stimme als Autorin gefunden. Und vor allem im Genre des Jugendbuches scheint sie mit ihr erfolgreich zu sein. So habe ich es auch bei der Lektüre von Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen empfunden.

Getreu dem Leitspruch Dumbledores, der bereits in der Beschreibung des Buches einen Platz findet, erzählt auch Reed eine unaufgeregte, aber dennoch fesselnde Geschichte, in der es darum geht, das Licht wiederzufinden. Das eigene Licht und das der ganzen Welt. Denn Lenis Welt ist von einen auf den anderen Tag dunkel. Sie weiß nicht, was passiert ist. Von einem freundlichen, fröhlichen und normalen Mädchen verwandelt sie sich in ein Häufchen Elend. Das Schlimmste an dieser Entwicklung ist in meinen Augen, dass sie nicht ernstgenommen wird. Sie wird von Arzt zu Arzt geschickt, versäumt monatelang die Schule (das würde in der Realität vermutlich so nicht passieren!) und findet erst nach einer sehr langen Suche eine Diagnose und infolgedessen auch eine Behandlung für ihre Probleme. Als Leser erwarten und hoffen wir, dass Leni ihren Weg zum Licht finden wird.

Ava Reed beschreibt diesen Weg auf ihre typisch einfühlsame Art. Man merkt, dass sie für dieses Buch viel recherchiert hat, und auf irgendeine Art und Weise auch persönlich involviert ist. Man könnte sagen, dass es ihr bisher persönlichstes Buch ist. Mehr dazu erfahrt ihr im Nachwort und auch auf ihrem YouTube Kanal.

Man muss sich auf dieses Buch einlassen, kann es nicht nebenher lesen und sollte Interesse für die Thematik mitbringen. Ich kann mir vorstellen, dass Reeds Buch durchaus gewisse Probleme und Ängste triggern kann. Bitte überleg dir also vor der Lektüre, ob du über die Themen Depression, Therapie, Essstörungen und andere Krankheitsbilder, die mit Problemen bei Jugendlichen einhergehen, lesen kannst und möchtest.

Wenn man sich auf die Geschichte einlässt, erfährt man sehr viel über das Krankheitsbild der Depression. Man wird dadurch für ein Thema sensibilisiert, das omnipräsent ist, aber meist überhaupt nicht wahrgenommen wird. So viele Menschen sind von der ein oder anderen Art betroffen, tragen ihre Selbstzweifel ein Leben lang mit sich herum und werden nicht ernstgenommen. Vielleicht gelingt es dem ein oder anderen durch die Geschichte, mehr Verständnis zu entwickeln, nicht darauf zu schließen, dass jemand „nicht normal“ ist oder „einfach spinnt“ und denjenigen bei der Suche nach Hilfe zu unterstützen.

An dieser Stelle möchte ich gerne noch die besondere Gestaltung des Buches erwähnen. Protagonistin Leni schreibt Tagebuch, um ihre Erlebnisse zu verarbeiten. So hat man zum einen das Gefühl, etwas Persönliches von ihr zu lesen und zum anderen unterstützen diese Einträge den Fluss der Geschichte. Reed hat sie per Hand selbst geschrieben und illustriert.

Fazit:

Ava Reed behandelt ein sehr sensibles Thema mit großem Respekt und erzeugt durch ihre Geschichte Verständnis auf unterschiedlichsten Seiten. Sie gibt einem wichtigen Thema ihre Stimme, die von uns allen gehört werden sollte.

Veröffentlicht am 13.09.2020

Wirklich?

Nichts los im Wald
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Allgemeines:

Am 18.08.2020 ist ein neues Bilderbuch im Verlagshaus Mixtvision erschienen. Auf 32 Seiten können kleine „Leser“ ab vier Jahren mit Nichts los im Wald ein durchgängig farbig illustriertes ...

Allgemeines:

Am 18.08.2020 ist ein neues Bilderbuch im Verlagshaus Mixtvision erschienen. Auf 32 Seiten können kleine „Leser“ ab vier Jahren mit Nichts los im Wald ein durchgängig farbig illustriertes Leseabenteuer erleben. Ob zum Vorlesen, gemeinsam anschauen oder selbst lesen – Mireille Messier (verantwortlich für den Text) und France Cormier (Illustratorin) lassen all diese Möglichkeiten zu. Das besondere Format des Bilderbuches macht ein gemeinsames Lesen nicht nur möglich, sondern auch besonders schön.

Inhalt:

„Nichts ist aber ganz schön viel. Während die Familie im Zelt schläft, schaukeln die Fledermäuse im BH, die Stachelschweine liefern sich aufregende Bürstenkämpfe und die Glühwürmchen feiern eine Party. Am nächsten Morgen staunen alle nicht schlecht, als sie das Chaos sehen. Weiß Papa vielleicht doch nicht alles?

Wie sehr Vorstellung und Realität voneinander abweichen können, erfährt man in den wahnsinnig witzigen Bildern von France Cormier. Ein Bilderbuch zum Entdecken, schmunzeln und laut loslachen!“ (Quelle: Mixtvision)

Meine Meinung:

„Papa, was machen die Tiere im Wald, während wir schlafen?“ „Die machen nichts Besonderes.“ (S. 8)

Nichts los im Wald… Moment, das kann doch nicht stimmen, oder? Dieses wundervolle Bilderbuch beantwortet euch genau diese Frage, die mit Sicherheit schon beinahe jedes Kind auf einem Camping- oder Zeltausflug gestellt hat. Wer kennt es nicht – ein Campingausflug, es raschelt und man sieht nachts Schatten umherstreifen. Natürlich bildet man sich ein, dass da etwas sein muss, aber die Tiere schlafen doch nachts.

Wirklich? Auch ich kann mich daran erinnern, diese Frage als Kind auf dem Herzen gehabt zu haben. Und auch auf meinen Zeltausflügen habe ich des Nachts Schatten umherstreifen sehen, die mich an der Antwort des Familienvaters der Geschichte hätten zweifeln lassen.

In Nichts los im Wald geht es jedoch nicht unheimlich zu. Es geht ja schließlich auch darum, dass die Tiere nachts nichts Besonderes machen. Der Vater behauptet eben nicht, dass die Tiere gar nichts machen würden. Unter „nichts Besonderes“ würde ich mir aus kindlicher Perspektive vorstellen, dass die Tiere auf Futtersuche sind oder tatsächlich auch schlafen. Und da geht der Irrtum los!

Zu entdecken, was die Tiere in diesem Bilderbuch für besondere Dinge tun und erleben, das macht wirklich Spaß. Es wird stets eine Frage gestellt, der Vater antwortet und auf spannende Art und Weise machen die Tiere dann auf der nächsten Seite genau das, was eigentlich bereits vom Vater angedeutet, aber ganz anders gemeint wurde. Dabei nutzen alle Tiere Gegenstände aus dem Zeltlager der Familie.

„Und die Biber?“ „Die haben nachts keinen Plan. Die schlafen lieber.“ (S. 19)

Die Biber haben natürlich einen Plan, aber einen ganz anderen als man nun vielleicht erwarten würde. Nach und nach verstehen kleine Zuhörer oder kleine Leser das Prinzip des Buches und es macht immer mehr Spaß, gemeinsam Vermutungen anzustellen, was die verschiedenen Waldtiere denn nun Besonderes im Zeltlager anstellen und entdecken. Die detaillierten Bilder laden dabei zum kreativen und lehrreichen Denken ein. In diesem Bilderbuch findet ihr nach dem gemeinsamen Vermuten und Raten sowohl sprachlich als auch inhaltlich schöne Antworten darauf, was die Tiere nachts wirklich machen.

Natürlich bekommt die Familie nichts von dem mit, was draußen vor sich geht und entdeckt erst am nächsten Morgen was mit ihren Sachen geschehen ist. Wir als Leser sind den Protagonisten also um das Wissen voraus, was die Tiere nachts im Wald wirklich tun.

Die im Bilderbuch vermittelte Botschaft, dass auch Eltern nicht alles wissen, ist eine sehr schöne und für Kinder interessante Botschaft. Mit Sicherheit kommt die Frage, was die Tiere im Wald wirklich machen, beim nächsten Übernachten an ebendiesem Ort erneut auf. Und dann wird sie umso spannender zu beantworten sein. Alles in allem ein rundum gelungenes und sogar klimapositiv hergestelltes Bilderbuch!

Fazit:

Ein so besonderes Bilderbuch kann nur aus dem Mixtvisionverlag stammen. Kinderaugen werden garantiert leuchten (wurde getestet)!