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Veröffentlicht am 02.11.2020

Eine Reise nach Kanada

What if we Drown
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Ich bedanke mich, dass ich „What if we drown“ von Sarah Sprinz im Rahmen einer Leserunde der „Lesejury“ lesen durfte. Meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst.

Inhalt:
Nach dem Tod ihres geliebten Bruders ...

Ich bedanke mich, dass ich „What if we drown“ von Sarah Sprinz im Rahmen einer Leserunde der „Lesejury“ lesen durfte. Meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst.

Inhalt:
Nach dem Tod ihres geliebten Bruders Austin hält es Laurie in ihrer alten Heimat Toronto nicht mehr aus und zieht für das Medizinstudium einmal quer durch’s Land nach Vancouver. Obwohl Austin vor über drei Jahren gestorben ist, hat sie seinen Tod und dessen Umstände noch immer nicht verarbeitet.
In Vancouver angekommen, findet sie schnell Freunde und die beste WG, die man sich denken kann. Außerdem verliebt sie sich heftig. In Sam, einen älteren Medizinstudenten, der ihr Tutor an der Uni wird.
Alles könnte also perfekt sein, würde Laurie nicht schon bald herausfinden, dass Sams Geschichte auf schicksalhafte Weise mit Austins Tod verwoben zu sein scheint.

Meine Meinung:
Sarah Sprinz kann schreiben. Und wie sie das kann. Sie schreibt poetisch, atmosphärisch und tief. Für mich gibt es kaum etwas, das man am Schreibstil von „What if we drown“ kritisieren könnte. Ich bin ein großer Fan von ihrem Tonfall und ihrer Wortwahl. Manche Szenen aus diesem Buch werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Und ich habe schon VIELE Liebesromane gelesen.
Allein deswegen würde ich der Autorin immer eine Chance geben.
Auf „What if we drown“ habe ich mich schon seit Monaten gefreut, weil mich das Setting „Medizinstudium in Kanada“ so sehr angesprochen hat. Diesbezüglich bin ich auch nicht enttäuscht worden. Man merkt, dass Sarah Sprinz weiß, wovon sie schreibt, wenn sie von den Hürden eines Medizinstudenten im ersten Semester erzählt. Das ist alles sehr realitätsnah, sehr ehrlich und gefühlvoll beschrieben. Von der Darstellung der kanadischen Landschaften und der University of British Colombia will ich gar nicht erst anfangen. Ich habe es geliebt.
Was ich ein bisschen weniger geliebt habe, ist die Protagonistin.
Laurie hat mich vor einige Herausforderungen gestellt. Ihre Gefühle und das daraus resultierende Verhalten konnte ich vor allem im ersten Teil des Buches manchmal mehr, manchmal weniger nachvollziehen. Es war eine Berg- und Talfahrt mit uns beiden. Des Öfteren war ich wirklich wütend auf sie.
Vor allem zum Ende hin war da jedoch glücklicherweise viel mehr Berg als Tal und ich habe gemerkt, dass auch ich eine Entwicklung mit Laurie durchgemacht habe. Diese Entwicklung war nicht immer leicht, aber auf jeden Fall wertvoll zu lesen. Liebe und ob sie groß genug ist, um dem Anderen seine Fehler zu verzeihen, ist hier ein zentrales Thema, das in meinen Augen sehr schön umgesetzt wurde.
Irgendwie hat sich Lauries innerer Kampf also auch auf mich übertragen. Rückblickend betrachtet, bin ich dankbar für die echten Gefühle, welche die Geschichte in mir heraufbeschworen hat. Und diese Gefühle hätte ich vielleicht nicht gehabt, wenn die Hauptfigur nicht so herausfordernd unperfekt in ihrem Denken und Handeln gewesen wäre.
Zu Sam und den Nebencharakteren gibt es nicht viel zu sagen, außer, dass man sie einfach lieben muss. Ich kann es gar nicht erwarten, die Geschichten von Hope und Emmett im nächsten Jahr zu lesen.
Der Plot von „What if we drown“ ist voller emotionaler Momente und bildreicher Szenen. Manchmal ging die Geschichte ein bisschen rasant vorwärts. Aber darüber kann man hinwegsehen. Schließlich ist der Beginn des Studiums ja auch eine schnelllebige, hochemotionale Zeit. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich niemals mehr im Leben schneller auf Menschen einlässt.
Vielleicht hätte das Buch an der ein oder anderen Stelle auch noch ein paar Seiten mehr vertragen können. Manche Dinge wurden nämlich nur sehr kurz angerissen. Über Lauries Leben vor Austins Tod und ihre Motivation, um Medizin zu studieren, hätte ich z.B. gerne noch mehr erfahren. Geschweige denn, wie es in ihrem Leben weitergeht. Aber da setze ich meine Hoffnung in die Folgebände. Vielleicht erzählen Emmett und Hope uns ja bald noch ein wenig über Laurie und Sam.
Nicht unerwähnt lassen, möchte ich an dieser Stelle das Ende des Buchs. Es war so schön, so passend. Genau das, was diese Geschichte gebraucht hat. Ich habe wirklich die ein oder andere Träne geweint und Laurie fast alles verziehen, womit ich kurz zuvor noch gehadert habe.
Allein das Ende ist Rechtfertigung genug, um „What if we drown“ zu lesen.

Fazit:
Ich hatte riesige Erwartungen an dieses Buch und vielleicht habe ich auch deswegen das ein oder andere Mal mit der Geschichte gekämpft. Abschließend bin ich aber zu dem Schluss gekommen, dass die herausragend guten Seiten mit Abstand überwiegen. Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine Reise nach Kanada. Und wie das mit Reisen so ist. Es gibt Etappen, die anstrengend sind und wehtun, aber am Ende zahlt es sich aus.



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Veröffentlicht am 29.09.2020

Wir sind nicht allein auf der Erde!

Aus schwarzem Wasser
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Es fällt mir schwer über dieses Buch zu schreiben, weil es so viel auf einmal ist. Es ist sprachgewaltig, faszinierend, kompliziert und manchmal auch frustrierend.
Vor allem aber ist es fast unmöglich ...

Es fällt mir schwer über dieses Buch zu schreiben, weil es so viel auf einmal ist. Es ist sprachgewaltig, faszinierend, kompliziert und manchmal auch frustrierend.
Vor allem aber ist es fast unmöglich spoilerfrei eine aussagekräftige Rezension darüber zu verfassen. Deswegen ist das hier jetzt meine WARNUNG! Ich schreibe keine direkten Spoiler, aber wer völlig ahnungslos in das Buch gehen will, sollte besser nicht weiterlesen.

Zusammenfassung:
Majas Mutter ist Patricia Kohlbeck, die deutsche Innenministerin, außerdem eine renommierte Wissenschaftlerin, Ärztin und gefährliche Frau. Die beiden haben nach einem Streit vor zwei Jahren keinen Kontakt mehr zueinander. Dementsprechend überrascht ist Maja, als ihre Mutter plötzlich vor der Wohnungstür ihres Nicht-Freunds Daniel auftaucht und verlangt, dass sie in ihr Auto steigt. Die folgende Fahrt endet in einem Unfall, den Patricia nicht überlebt und Maja scheinbar auch nicht. Aber dann eben doch. Die Umstände ihres Überlebens sind allerdings äußerst mysteriös. Patricias Assistent Efrail, der Maja das Leben gerettet hat, spielt definitiv eine große Rolle dabei. Nur welche? Und inwiefern ist Robert, Majas väterlicher Freund und Leiter des Bundesnachrichtendiensts, in die Geschehnisse verwickelt?

„Aus Schwarzem Wasser“ erzählt die Geschehnisse der folgenden fünf Tage und außerdem noch einige Ereignisse, die etwa zwanzig Jahre zurückliegen.

Meine Meinung:
Ich habe „Aus schwarzem Wasser“ gekauft, weil Anne Freytag es geschrieben hat, und diese ist eine der besten deutschen Autorinnen, die ich kenne. Die Art und Weise wie sie mit Worten Bilder malen kann, ist unvergleichlich! Als ich gehört habe, dass sie jetzt vom Jugendbuch zu einem neuen, erwachseneren Genre übergegangen ist, war ich sofort neugierig. Die Leseprobe hat mich bereits nach der ersten Seite überzeugt.

Wie das so ist - wenn wir Klappentexte und Kurzbeschreibungen zu Büchern lesen, dann haben wir sofort unsere Vorstellungen von der Geschichte. Selten sind meine Vorstellungen so stark von dem tatsächlichen Inhalt des Buchs abgewichen wie in diesem Fall.
Ich dachte, ich hätte einen Polit-Thriller in der Hand! Aber das ist dieses Buch nicht! Oder vielleicht auch irgendwie doch. Aber nicht in erster Linie. Ich würde „Aus Schwarzem Wasser“ als Mischung aus Fantasy, Science-Fiction und Dystopie bezeichnen und einen Warnhinweis für alle Verschwörungstheoretiker aussprechen, weil solche sich nach dem Lesen dieses Buchs maximal getriggert fühlen könnten.

Anne Freytag arbeitet ein wahnsinnig wichtiges Thema, nämlich die Verschmutzung und Vergiftung unserer Meere und Flüsse und die damit einhergehende Zerstörung der Artenvielfalt, auf eine literarisch äußerst ungewöhnliche Weise auf. Man könnte die ganze Geschichte als eine große Metapher sehen und letztendlich stellt sie die Frage: „Was wäre, wenn dieser Lebensraum jemandem gehören würde, der uns ebenbürtig ist?“

Die Kapitel in „Aus Schwarzem Wasser“ sind meist nur wenige Seiten lang, sodass man immer denkt „Eins geht noch“ und dann noch eins liest und noch eins…
Sie werden aus der Sicht von unterschiedlichen Personen wiedergegeben. Allerdings sind nur Majas und Efrails Kapitel in der Ich-Perspektive geschrieben, die anderen werden in der dritten Person geschildert. Diese Art des Erzählens ist ungewöhnlich, aber ich glaube, dass die Geschichte das braucht, weil nur so das Gesamtbild vermittelt werden kann. Darum geht es in diesem Buch auch. Es wird so ein gewaltiges Thema aufgearbeitet, sodass an manchen Stellen, vor allem gegen Ende hin, mehr Personen zu Wort kommen, um die verschiedenen Facetten der Geschichte darzustellen.
Trotzdem sind die Charaktere sehr fein ausgearbeitet. Meistens erhält man genau die richtige Dosis an Informationen, um die Handlungen der Personen nachvollziehen zu können. Die verschiedenen Nuancen in den Beziehungen zwischen Maja und Patricia und zwischen Patricia und ihrer Lebens-Affäre Robert haben mir besonders gut gefallen.

Maja als Protagonistin mochte ich außerdem sehr. Vor allem deswegen, weil es sie gar nicht interessiert, ob man sie mag oder nicht. Sie wirkte rund und echt. Ich konnte ihre Gefühle greifen, ihre Zerrissenheit, wenn sie liebt, obwohl sie nicht will und nicht liebt, obwohl sie wollen würde.
Manchmal hat mir allerdings etwas gefehlt. Vor allem im Bezug auf Efrail und seinen väterlichen Mentor Saul. Über die beiden und ihre gemeinsame Vergangenheit hätte ich gerne noch mehr erfahren. Efrail ist geheimnisvoll und bleibt das auch irgendwie bis zum Schluss. Er hätte noch so viel Potenzial geboten, um seinen Charakter weiter auszubauen. Ich verstehe, dass das in dem Buch keinen Platz mehr gefunden hat. Die Geschichte hätte dafür auch noch dreihundert Seiten mehr vertragen können.

„Aus Schwarzem Wasser“ ist voll von Plotttwists. Gegen Ende hin werden es immer mehr und sie folgen immer schneller aufeinander, sodass ich manchmal gar nicht richtig hinterher gekommen bin. Man muss sich beim Lesen definitiv konzentrieren um nicht den roten Faden zu verlieren. Das Buch ist kompliziert und ich hatte immer mal wieder das Bedürfnis ein paar Kapitel zurückzuspringen, um sicher zu gehen, dass ich nichts verpasst habe. Manchmal konnte ich auch gar nicht herausfinden, ob es an mir liegt oder, ob das Buch einen Logikfehler enthält.
Auf jeden Fall hätte ich es nach der letzten Seite am liebsten gleich nochmal gelesen, um der Sache besser auf den Grund gehen zu können.

Fazit:

Die Idee zu „Aus Schwarzem Wasser“ ist einzigartig. Ich habe nie etwas Vergleichbares gelesen. Und dann auch noch in dieser Sprache! Anne Freytags Bücher sind wirklich Wellness für mein Leserherz. Sie kann mit so wenigen Worten gewaltige Szenen wie aus einem Katastrophenfilm entstehen lassen!
Ich ziehe einen halben Stern ab, dafür, dass das Buch eigentlich hätte länger sein sollen, um Efrail, Saul und ihren Anteil an der Geschichte aufarbeiten zu können.
Trotzdem bleibt „Aus Schwarzem Wasser“ grandios.

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Veröffentlicht am 31.03.2024

Moderne Mystik

Elyssa, Königin von Karthago
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Der trojanische Held Aeneas strandet als Schiffbrüchiger mit seiner Mannschaft und seinem Sohn an der Küste Karthagos. Elyssa, die Königin dieses Landes, nimmt sie bei sich auf. Was mit Gastfreundschaft ...

Der trojanische Held Aeneas strandet als Schiffbrüchiger mit seiner Mannschaft und seinem Sohn an der Küste Karthagos. Elyssa, die Königin dieses Landes, nimmt sie bei sich auf. Was mit Gastfreundschaft beginnt, wird schon bald zu einer tiefen leidenschaftlichen Liebe. Als Anführer ihrer beiden Völker sind Elyssa und Aeneas jedoch nicht nur sich selbst verpflichtet, sodass die Verbindung der beiden unter keinem guten Stern zu stehen scheint.

Es ist einige Jahre her, dass ich von Vergills Mythos um die Königin Karthagos, zum ersten Mal in einem Lateinbuch gelesen habe. Was damals noch eher Mittel zum Zweck gewesen ist, habe ich dank Irene Vallejos Roman nun wieder entdecken dürfen. Verschiedenste Protagonisten, u.a. der Dichter Vergill selbst, oder der berühmte Liebesgott Eros, werfen in den einzelnen Kapiteln aus ihrer Perspektive einen Blick auf das schicksalhafte Kennenlernen von Aeneas und Elyssa. Die Neurerzählung des Mythos beschränkt sich jedoch nicht nur auf Romantik, sondern stellt auch das politische Gefüge, in dem sich Elyssa als Königin immer wieder neu gegen machthungrige Männer behaupten muss, in den Vordergrund. Mir gefällt die Ausarbeitung ihres Charakters, diese sanfte Balance zwischen starker Regentin und träumerischer Liebhaberin. Noch mehr gefällt es mir, dass in diesem Text nicht etwa Aeneas, der Held, im Mittelpunkt der Geschichte steht, sondern Elyssa als Frau und Königin.

Der Trend der letzten Jahre, antike Geschichten in modernen Romanen, neues Leben einzuhauchen, wurde von Irene Vallejo mit "Elyssa. Königin von Karthago." mutig fortgesetzt. Für mich ist diese Art von Büchern immer noch nicht alt geworden, wird es vielleicht nicht. Die Gestaltung der deutschsprachigen Ausgabe aus dem Diogenesverlag ist außerdem ausgesprochen schön.

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Veröffentlicht am 04.03.2024

Brandmale

Leuchtfeuer
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In ihrem Roman "Leuchtfeuer" erzählt die US-amerikanische Autorin Dani Shapiro in Rückblenden die Geschichten zweier benachbarter Familien, die durch verschiedene Schicksalsschläge miteinander verbunden ...

In ihrem Roman "Leuchtfeuer" erzählt die US-amerikanische Autorin Dani Shapiro in Rückblenden die Geschichten zweier benachbarter Familien, die durch verschiedene Schicksalsschläge miteinander verbunden und sich in ihrer Nähe doch seltsam fremd sind.
Es ist das Jahr 1985, als Sarah ihren fünfzehnjährigen Bruder Theo zu einer Autofahrt herausfordert. Als er den Wagen gegen einen Baum, direkt vor dem Haus der Eltern setzt, stirbt die Nachbarstochter Misty. Obwohl der Vater der Geschwister, der selbst Arzt ist, heran eilt und versucht sie zu retten. Die Familie behält im Nachgang des Unglücks ein Geheimnis zurück.
Vierzehn Jahre später schafft es der Vater dem kleinen Waldo, einem anderen Nachbarskind, das Leben zu retten. Wiederum Jahre später werden die beiden Freunde. Doch der Schatten der Schuld wirft sich seit der Nacht des Unfalls fortwährend über die Leben der Beteiligten. (Dramatische Musik Ende)
Tatsächlich ist es gar nicht so leicht, den Inhalt von "Leuchtfeuer" in wenigen Sätzen zusammenfassen. Der Unfall und Mistys Tod sind nicht das einzige Thema, mit dem sich der Roman auseinandersetzt. Unabhängig von Schuld und Gewissen setzt sich der Roman auch mit Themen wie Trauer, Krankheit, Sprachlosigkeit, Entfremdung etc. auseinander. Es ist ein vielschichtiges, emotionales Buch, das entsprechend der bearbeiteten Themenfelder, auch mit einer gewissen Schwermut daherkommt. Die Geschwister Sarah und Theo schlagen beide einen erfolgreichen Lebensweg ein, doch auch als Erwachsene lassen sie Mistys Tod und die in der Vergangenheit lauernde Lüge nicht los. Es geht auch um diese unterschiedlichen Lebenswege, und wie einzelne Begebenheiten oder die schiere Gleichgültigkeit des Zufalls sie so leicht in völlig verschiedene Richtungen lenken können. Man könnte sagen: Das Leben macht mit seinen Höhen und Tiefen vor niemandem Halt. Manche Dinge entwickeln sich zu ungeahnt tiefen Brandmalen (in Theos Fall im wahrsten Sinne des Wortes), die wir stets mit uns tragen.
"Leuchtfeuer" ist ein feinsinniger Familienroman, typisch amerikanisch und gleichzeitig universell. Während ich das Gefühl hatte, dass manche Zusammenhänge oder menschlichen Verhaltensweisen auf den Punkt gebracht wurden, hatte ich an anderer Stelle, das Gefühl den Lauf der Dinge logisch betrachtet nicht ganz nachvollziehen zu können. So hat mich zum Beispiel die anfängliche Fremdheit zwischen Dr. Wilf und Waldo irritiert. Später ist es aber auch die Beziehung der Beiden, die ein "Leuchtfeuer" zwischen all der Melancholie darstellt.

Fazit:
"Leuchtfeuer" ist schöner, sprachlich ansprechender und inhaltlich tiefsinniger, sowie vielfältiger Lesestoff. Kein Glücklich-Macher-Buch, aber eines, das dazu einlädt, sich auf sanfte Art und Weise, mit den Herausforderungen des Lebens auseinanderzusetzen.

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Veröffentlicht am 21.12.2023

Schwarz weiß grau

Endstation Malma
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"Endstation Malma" ist mein erstes Buch von Alex Schulmann, dem schwedischen Autor, der mir in den vergangenen Jahren durch überschwänglich begeisterte Rezensionen zu seinen Romanen ein Begriff geworden ...


"Endstation Malma" ist mein erstes Buch von Alex Schulmann, dem schwedischen Autor, der mir in den vergangenen Jahren durch überschwänglich begeisterte Rezensionen zu seinen Romanen ein Begriff geworden ist. Malma ist eine fiktive Kleinstadt. Auf einer Zugreise dorthin befinden sich unterschiedliche Menschen: Harriet, Oskar, Yana. Nach und nach zeigt sich, dass sie durch Raum und Zeit miteinander verbunden sind.

In seinen Büchern verarbeitet Schulmann immer auch autobiographische Erfahrungen. Da ich nicht gerne Biographisches lese, kommt es, dass ich erst so spät zu einem von ihnen gegriffen habe. "Endstation Malma" wird dem Ruf seiner Vorgänger gerecht. Der Text verhandelt komplexe zwischenmenschliche Beziehungen. Es geht um das Konstrukt Familie - von einer düsteren Perspektive betrachtet. Inhaltlich ist das nicht immer leicht verdaulich. Über verschiedene Zeitebenen hinweg ergründet der Autor die große Frage, wie die Vergangenheit unsere Gegenwart und Zukunft formt. Und vor allem: Welche Verantwortung, die Menschen, die uns geprägt haben - oder besser gesagt, wie unser Blick auf diese Menschen - unser Handeln in Gegenwart und Zukunft bestimmt. Es ist ein Buch, das seine Finger in Wunden legt, die man viel zu oft vernarben lässt. Es stellt Fragen, die sich wohl die wenigsten Menschen tatsächlich stellen. Weil schmerzhaft. Weil es Kraft kostet, sich mit dem Schmerzhaften auseinanderzusetzen.
So hat auch das Lesen mich mehr oder weniger viel Kraft gekostet. Zwischenzeitlich fehlte mir der Silberstreif in der transgenerationalen Ödnis. Nichtsdestotrotz ist "Endstation Malma" ohne Frage ein sehr gutes, fein ausgearbeitetes Buch, welches das Schwarz-Weiß des Zwischenmenschlichen gekonnt eruiert.

(4,5 Sterne)

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