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Veröffentlicht am 03.10.2020

Dein Weg beginnt dort, wo du aufhörst, anderen zu folgen

Blue Period 1
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Yatora Yaguchi steht wie jeder Oberstufenschüler vor der Herausforderung: Was möchte ich später mal beruflich machen? Da er ein ausgezeichneter Schüler ist, der auf der einen Seite gute Noten schreibt, ...

Yatora Yaguchi steht wie jeder Oberstufenschüler vor der Herausforderung: Was möchte ich später mal beruflich machen? Da er ein ausgezeichneter Schüler ist, der auf der einen Seite gute Noten schreibt, aber auch keine Gelegenheit auslässt, um mit Freunden zu feiern, machen sich seine Eltern und Lehrer keine Gedanken darüber, dass Yatora vielleicht nicht weiß, was er später mit seinem Leben anfangen soll. Er wird seinen Weg schon gehen. Allerdings erwischt sich Yatora in letzter Zeit immer öfters beim Grübeln, ob gute Noten wirklich alles im Leben sind oder ob er bei den Menschen nicht einfach nur eine Rolle vorspielt und er in Wirklichkeit jemand ganz anderes ist. Eine Offenbarung erreicht ihn im Kunstunterricht, als er die Aufgabe bekommt, einen schönen Ausblick zu malen. Er entscheidet sich für die Stadt bei Nacht in Blau und versucht ehrgeizig ein schönes Bild zustande zu bekommen. Als er auf Schüler der Kunst-AG trifft, sieht er, was als Künstler möglich ist und wird von dieser neuen Welt bezaubert.

Ich hatte sehr viel Freude mit „Blue Period“, da ich die Gedankengänge von Yatora gut nachvollziehen konnte. Auch ich hätte ähnliche Gedankengänge, als ich vor der Entscheidung stand, wie es nach der Schule für mich weitergehen sollte. Ebenso konnte ich seinen Stolz nachvollziehen, etwas mit eigenen Händen geschaffen zu haben und den Ehrgeiz immer besser werden zu wollen. Ich fand den inneren Konflikt von Yatora sehr gut umgesetzt und auch wie das Umfeld auf eine „Künstlerkarriere“ reagiert.

Ebenso fand ich es schön, dass der Manga viel über das Zeichnen erklärt. Man bekommt einen kleinen Crashkurs, wie man am besten Formen und Perspektiven zeichnet oder die generelle Bildaufteilung vornimmt. Zudem wird Basiswissen vermittelt: Was ist überhaupt ein Farbkreis? Was muss ich studieren, um Künstler zu werden? Welche Ausbildungsmöglichkeiten gibt es? So kann man auch noch etwas über dem Lesen lernen oder sich vielleicht sogar selbst einmal an einer Skizze versuchen. Beeindruckend fand ich auch die Bilder, die in dem Manga gezeigt wurde. Diese Bilder stammen alle von Künstlern, die sich bereit erklärt haben, die Bilder für den Manga zur Verfügung zu stellen.

Eine Person, die mir in diesem Manga besonders ans Herz gewachsen ist, war die Kunstlehrerin von Yatora. Sie steht Yatora mit Rat und Tat zur Seite, aber drängt ihn zu nichts. Sie lässt ihn selbst herausfinden, ob eine Kunstkarriere etwas für ihn wäre, und stellt neutral die Probleme und Herausforderungen einer solchen Karriere dar. Ich finde einen solchen Ansprechpartner, der dir unvoreingenommen zur Seite steht, sehr wichtig, um herauszufinden, was man wirklich möchte.

Demnach kann ich nur jedem dieses Buch empfehlen, der Yatora auf seinem spannenden Weg ein Künstler zu werden begleiten möchte und vielleicht so auch für sich selbst herausfinden möchte, ob das eine Berufsoption wär!

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Veröffentlicht am 28.09.2020

Stark sein bedeutet nicht, nie zu zu fallen, sondern immer wieder auf zu stehen

Regenwaldgeflüster
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Die Schülerin Victoria, kurz Vicky, wird ständig von ihren Mitschülerinnen gemobbt und erniedrigt. Obwohl sie vor Jahren einmal mit Lena gut befreundet war, nutzt diese jede Gelegenheit, Vicky fertig zu ...

Die Schülerin Victoria, kurz Vicky, wird ständig von ihren Mitschülerinnen gemobbt und erniedrigt. Obwohl sie vor Jahren einmal mit Lena gut befreundet war, nutzt diese jede Gelegenheit, Vicky fertig zu machen. Aus diesem Grund entschließt sich Vicky, ein Austauschjahr in Südamerika zu machen. Sie erhofft sich so ihrem bisherigen Leben kurzzeitig entfliehen zu können und freut sich auf die Möglichkeit. Allerdings beginnt die Ernüchterung schon am Flughafen: Lena und ihre Clique machen ebenfalls ein Austauschjahr in Südamerika und sie sitzen auch noch zu allem Überfluss im Flugzeug neben Vicky. Wieder befindet sich Vicky im Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch dies bleibt nicht lange so. Lena und ihre Clique entdecken im Flugzeug ein paar Bankreihen vor ihnen den Superstar Drew Evenson. Ihre Annäherungsversuche haben allerdings keinen Erfolg und bald daraufhin findet sich Vicky auf dem Sitz neben Drew. Dieser hat nämlich mitbekommen, dass die anderen Mädels sie schlecht behandeln und greift ins Geschehen ein. Vicky kann ihr Glück zunächst kaum fassen und denkt, dass nun alles gut werden wird. Doch dann beginnen die Turbulenzen und das Flugzeug stürzt ab..

Besonders gut gefallen hat mir das Setting des Buches. Der Flugzeugabsturz und der Überlebenskampf im Regenwald werden detailreich beschrieben und man merkt, dass die Autorin viel Zeit investiert hat, sich in das Thema einzulesen. Während dem Lesen, habe ich viele neue Dinge gelernt, wie z.B. dass Lianen Wasser enthalten und deswegen gut als „Duschersatz“ dienen können oder wie man sich am besten vor den Käfern im Regenwald schützt. Gerade diese kleinen Details machen das Buch sehr spannend und ich bin regelrecht in eine Lesesucht verfallen, da ich unbedingt wissen wollte, ob Vicky und Drew überleben. Auch empfand ich das Setting als frisch und unverbraucht.

Ebenso fand ich schön zu lesen, wie Vicky an dieser Katastrophe wächst und immer stärker wird. In ihrem alten Leben vor dem Absturz wurde sie gemobbt und fertig gemacht, aber auch da hat sie schon nicht aufgegeben, sondern hat damit gelernt zu leben. Der Regenwald ist eine gänzlich neue Erfahrung für sie, aber sie lässt sich nicht unterkriegen, sondern blüht regelrecht auf. Zudem traut sie sich immer mehr zu und macht sogar kleinere Annährungsversuche Drew gegenüber. Auch gefällt mir generell der Charakter von Vicky. Als sie abstürzt, macht sie denn Witz „ich dachte, das Leben zieht an einem Menschen vorbei, wenn sein Leben zu Ende geht, an mir zieht nur vorbei, was ich nicht im Leben gemacht habe“. Mir hat diese tragische Komik von Vicky gefallen und hat sie mir sehr sympathisch gemacht. Dadurch konnte ich auch gut mir ihr mitfiebern.

Der Wechsel der Sichten zwischen Vicky und Drew empfand ich auch als sehr positiv. Ich glaube, wenn ich nicht die Gedanken von Drew hätte lesen können, wäre ich mit dem Charakter von Drew nicht klargekommen. Er ist sehr wechselhaft und launisch und ohne seine Gedanken hätte ich bestimmte Handlungen von ihm missinterpretiert. Von daher sind die ständigen Wechsel eine klare Bereicherung der Geschichte.

Ich kann nur jedem dieses Buch empfehlen, der eine Geschichte über einen spannenden Überlebenskampf im Dschungel lesen möchte mit einer Brise Romantik!

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Veröffentlicht am 23.09.2020

Die Ahnung der Frau ist meist zuverlässiger als das Wissen der Männer

Das Erbe der Päpstin
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Freya lebt mit ihrer Mutter Gisla und ihrer Schwester Asta in einem kleinen Dorf in Dänemark im Jahre 854 n. Chr. Sie leben als Sklaven im Haus von Björn Ragnarssons, nachdem Gisla vor 17 Jahren aus ihrer ...

Freya lebt mit ihrer Mutter Gisla und ihrer Schwester Asta in einem kleinen Dorf in Dänemark im Jahre 854 n. Chr. Sie leben als Sklaven im Haus von Björn Ragnarssons, nachdem Gisla vor 17 Jahren aus ihrer Heimat Dorstadt von den Dänen, auf einem ihrer Raubzüge, entführt worden ist. Eines Abends kehrt Björn von einem weiteren seiner Raubzüge zurück und möchte seinen Sieg gebührend feiern, indem er das Lager mit der schönen Asta teilt, die aber auch gleichzeitig seine Tochter ist. Gisla versucht verzweifelt ihn davon abzuhalten und Björn tötet sie brutal bei diesem Versuch. Von der Trauer und der lebenslangen Unterdrückung übermannt, bringt Freya daraufhin Björn mit ihrem Jagdmesser um. Den beiden Schwestern bleibt nur noch die Flucht aus Dänemark und der Versuch in Dorstadt etwas über ihre verbliebene Familie herauszufinden. Schon bald führt Freyas Weg sie nicht nur nach Dorstadt, sondern auch nach Rom, wo sie Bekanntschaft mit Päpstin Johanna mit, die ihr Leben nachhaltig beeinflusst.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Freya trotz aller Widerstände in dieser Zeit, eine starke Frauenrolle verkörpert. Zu keiner Zeit im Buch muss Freya von einem Mann gerettet werden und löst ihre Probleme nonchalant einfach selbst. Sie gibt sich nie mit ihrer Rolle als Frau in der Gesellschaft zufrieden, sondern stellt kritische Fragen, aus welchem Grund Frauen denn so wenig zu sagen haben. Auf ihrer Flucht schlüpft sie sogar in Männerkleidung und gibt sich fortan als Astas Bruder aus, da sie sich mehr Erfolg verspricht als Mann Antworten auf ihre Fragen nach dem Verbleib ihrer restlichen Familie zu bekommen. Auch hat sie so die Möglichkeit Lesen und Schreiben zu lernen.

Auf ihrer Reise trifft sie ebenso auf andere starke Frauen, wie die Päpstin Johanna oder auch die Äbtisin Irmingard. Sie helfen Freya nach und nach zu entdecken, welche verborgenen Talente in ihr schlummern. Da Freya in Dorstadt Lesen und Schreiben gelernt hat, kann sie bald schon Bücher von Hippokrates oder auch Soranos von Ephesus lesen. Allerdings bleibt es nicht nur beim Lesen, sondern sie versteht sich auch in ihrer Anwendung. Mit diesem Wissen kann sie bald darauf erkrankten Menschen helfen, die unter normalen medizinischen Umständen der damaligen Zeit, schon lange für Tod erklärt wurden. Es ist einfach faszinierend und spannend zu lesen, wie es Freya mit begrenzten Mitteln schafft, Menschen zu heilen. Ebenso fand ich es schön, dass „neumodische Themen“, wie z.B. Adoption einfach organisch in die Geschichte integriert wurden und Freya kein Problem damit hat ein Kind zu adoptieren.

Allerdings verläuft das Leben von Freya nicht nur positiv und sie muss mit vielen Verlusten und Entbehrungen zurechtkommen. Dies trägt aber zum einen dazu bei, dass Freya für den Leser nahbar und nachempfindbar wird und zum anderen, dass die Geschichte spannend bleibt. Bis zum Ende hin besteht eine unterschwellige Bedrohung für Freya in die Hände des Mörders Hugo Abbas oder Björns Bruder Hasteinn Ragnarssons zu fallen und deren Zorn ausgeliefert zu sein.

Ich hatte sehr viele schöne Lesestunden mit diesem Buch und habe mich stets mit Freya verbunden gefühlt. Ebenso fand ich den geschichtlichen Kontext sehr interessant, da man aus dieser Zeit sehr wenig weiß, wenn auch nicht alles geschichtlich akkurat erzählt wurde, wie z.B. die Schlacht um Paris, so stecken doch viele interessante geschichtliche Fakten in diesem Buch, die meine Lust geweckt haben mehr darüber zu lesen. Auch in Bezug auf Soranus von Ephesus, der das Buch „die Gynäkologie des Soranus von Ephesus“ geschrieben hat.

Demnach kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der gerne historische Romane liest oder wissen möchte, wie es nach dem Buch „die Päpstin“ von Donna W. Cross weitergeht. Allerdings muss das Buch sich nicht vor seinem großen Erbe verstecken und kann als eigenständiges, großartiges Buch gesehen werden!

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Veröffentlicht am 19.09.2020

Finde den Mut für die Veränderung, die du dir wünschst

Die Liebe kommt auf Zehenspitzen
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Autorin Lucy hat es endlich geschafft bei einem Verlag eine Buchveröffentlichung zu erreichen. Sie soll für das kommende Frühjahr einen Liebesroman zum Verlagsprogramm beisteuern, allerdings ist sie alles ...

Autorin Lucy hat es endlich geschafft bei einem Verlag eine Buchveröffentlichung zu erreichen. Sie soll für das kommende Frühjahr einen Liebesroman zum Verlagsprogramm beisteuern, allerdings ist sie alles andere als eine Spezialistin auf diesem Gebiet und hat dementsprechend eine Schreibblockade. Mit den Sorgen im Gepäck macht sie sich aber zunächst auf die Reise zu ihrer Familie, um mit ihnen Weihnachten zu feiern. Doch schon die Reise steht unter keinem guten Stern und Lucy gerät mit ihrer Mitfahrgelegenheit Ben in einen Schneesturm. Nachdem sie von einem ansässigen Bauern aus dem Schneegestöber gerettet werden, bringt er sie zu einer alten Dame auf einen Bauernhof, die sie herzlich aufnimmt und mit ihnen Weihnachten feiert. Noch ahnen sie nicht, dass diese Begegnung ihr bisheriges Leben gehörig auf den Kopf stellen wird.

Da ich schon das Hörbuch „Man wird ja wohl noch träumen dürfen“ von Kristina Günak gehört habe, konnte ich direkt ohne größere Umstellung, begleitend von der Stimme von Vanida Karun, in die Welt von Lucy eintauchen. Auch dieses Mal macht Vanida Karun einen fabelhaften Job und ich fühle mich direkt wohl und entspannt, wenn ich ihr zuhören kann.

Ebenso gibt es auch in diesem Buch wieder viele herzliche Charaktere, die Lucy auf ihrer Reise zu sich selbst, begleiten. Da wäre z.B. Mili zu nennen, die Lucy immer mal wieder mit einem frisch gebackenen Kuchen überrascht und ihr generell mit Rat und Tat zur Seite steht oder Henriette, die beste Freundin von Lucy, die sie auch in ihrem neuen Zuhause besuchen kommt. Anders als bei „Man wird ja wohl noch träumen dürfen“ geht es in diesem Hörbuch, um eine kleine Dorfgemeinschaft in der Nähe von Hamburg, die allerdings auch mit allerhand Sorgen und Probleme zu kämpfen hat. Viele aktuelle Themen werden angesprochen, wie z.B. die Integration von Flüchtlingen in eine bestehende Gemeinschaft oder der Mangel an Ärzten in ländlichen Wohngegenden, der gerade die älteren Bewohner belastet. Diese Themen drängen sich jedoch nicht in den Vordergrund, sondern sind als kleine Nebengeschichten mit der eigentlichen Geschichte verwoben. Mich haben diese Themen zum Nachdenken anregt und ich fand es großartig, wie damit in der Geschichte umgegangen wurde.

Ein Charakter, der mir besonders ans Herz gewachsen ist, war die ältere Dame, die Lucy und Nick direkt zu Beginn kennenlernen. Sie hat schon viele Höhen und Tiefen in ihrem Leben erleben müssen. Sie wirkt aber trotz allem dennoch glücklich und zufrieden. Auf die Frage hin, ob es noch etwas gibt, dass sie unbedingt vor ihrem Tod noch machen möchte, antwortet sie, dass sie schon alles im Leben gemacht hat, was sie wollte. Mich hat dies berührt und gleichzeitig nachdenklich gemacht. Ist es nicht genau, dass was man sich wünscht am Ende seines Lebens? Glücklich auf sein Leben zurückblicken zu können? Gerade diese Kleinigkeiten machen auch dieses Hörbuch von Kristina Günak zu einem wunderschönen Wohlfühlroman.

Ich kann nur jedem dieses Hörbuch empfehlen, der gerne herzerwärmende und berührende Geschichten hört, über eine Frau, die erst lernen muss, dass gerade das Unperfekte verdammt glücklich macht!

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Fortschritt ist nur möglich, wenn man intelligent gegen die Regeln verstößt

Die Tinktur des Todes
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Will Raven hat, nach Jahren des Studiums und der Entbehrungen, es endlich geschafft eine Anstellung als Famulus bei Dr. Simpson, einem bekannten Arzt auf dem Gebiet der Geburtshilfe, zu erhalten. Doch ...

Will Raven hat, nach Jahren des Studiums und der Entbehrungen, es endlich geschafft eine Anstellung als Famulus bei Dr. Simpson, einem bekannten Arzt auf dem Gebiet der Geburtshilfe, zu erhalten. Doch kurz bevor Will seine neue Arbeit antreten kann und damit die Aussicht auf ein besseres Leben in greifbarer Nähe hat, findet er seine Freundin Evie tot auf. Da sie eine stadtbekannte Hure ist, kümmert sich niemand um deren Tod, obwohl Will davon überzeugt ist, dass sie ermordet worden ist. Schon bald darauf tauchen weitere Frauenleichen auf. Ihre Gemeinsamkeit ist eine unnatürlich verrenkte Körperhaltung und eine vermutete Schwangerschaft. Will glaubt nicht an Zufälle und befindet sich schon bald inmitten einer Verschwörung. Ihm zur Seite steht, dass Dienstmädchen Sarah, die sich nicht aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung davon abbringen lässt, Nachforschungen anzustellen und sich gefährliches Wissen anzueignen. Eine spannende Jagd nach dem Mörder der Frauen quer durch Edinburgh nimmt seinen Lauf.

Besonders gut gefallen hat mir die dichte und packende Erzählung, die sich als historischen Schauplatz der Stadt Edinburgh im Jahre 1847 bedient. Da ich selbst schon einmal die Möglichkeit hatte, dort hinzureisen, waren mir viele Straßennamen und Gegenden bekannt und es hat sich angefühlt, als ob ich mit Will und Sarah noch einmal die Möglichkeit habe in den Straßen von Edinburgh zu wandeln. Zwar ist das Edinburgh der Geschichte düsterer und dunkler als das Edinburgh aus meiner Erinnerung, aber dafür umso interessanter und die Stadt wirkt durch die Erzählung regelrecht lebendig.

Eine weitere Besonderheit der Geschichte ist, dass man tiefe Einblicke in den medizinischen Stand im Jahre 1847 bekommt. Man kann sagen, dass es eine Geschichte des Fortschritts ist und als Leser wird man mit auf eine Reise genommen, die Anfänge der Anästhesie miterleben und nachvollziehen zu können. Einige Kapitel sind dadurch schwieriger zu lesen, wenn man generell mit dem Thema nicht vertraut ist, aber das Autorenduo hat es geschafft mein Interesse an dem Thema Anästhesie zu wecken und ich habe das Gefühl nach dem Lesen des Buches etwas dazugelernt zu haben.

Mein Lieblingscharakter des Buches ist eindeutig das Hausmädchen Sarah. Obwohl sie zu einer Zeit lebt, in der die Rolle der Frau im alltäglichen Leben nur die Rolle der Mutter und Gattin vorsieht, stellt sie immer wieder kritische Fragen und hinterfragt die Sinnhaftigkeit dieses Zustands. Dies eröffnet dem Leser die Möglichkeit, selbst darüber nachzudenken, welche Gründe die Menschen damals hatten, eine solche Weltanschauung zu verfolgen. Gleichzeitig hat es mich traurig gestimmt eine so junge und talentierte Frau zu sehen, die ebenso das Zeug dazu hätte Famulus bei Dr. Simpson zu werden und der einzige Grund, warum sie das nicht tun kann, ist der Umstand, dass sie eine Frau ist.

Schon recht früh im Buch hatte ich eine Vermutung, wer der Mörder ist und diese Vermutung hat sich auch schlussendlich bewahrheitet, aber dies so früh zu ahnen, hatte ich nicht als Manko empfunden. Es hat mir sehr viel Freude bereitet, Will und Sarah bei ihren Ermittlungen zu begleiten und ich kann nur jedem dieses Buch empfehlen, der einen spannenden, historisch korrekten Krimi sucht. Ich für meinen Teil werde noch lange über dieses Buch nachdenken und hoffe, dass es bald ein neues Buch von diesem Autorenduo geben wird!

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