Profilbild von Bibliomarie

Bibliomarie

Lesejury Star
offline

Bibliomarie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Bibliomarie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.09.2020

Englischer Klassiker

Das Geheimnis von Dower House
0

Im Verlag Klett-Cotta erscheinen seit einiger Zeit englische Krimi-Klassiker in sorgfältiger Neuedition. So auch nun Blakes Weihnachtskrimi „Das Geheimnis um Dower House“. Nicholas Blake ist das Pseudonym ...

Im Verlag Klett-Cotta erscheinen seit einiger Zeit englische Krimi-Klassiker in sorgfältiger Neuedition. So auch nun Blakes Weihnachtskrimi „Das Geheimnis um Dower House“. Nicholas Blake ist das Pseudonym des Autors Cecil Day-Lewis (1904–1972). Er war ein Akademiker, wurde von der Queen zum Hofdichter ernannt und schrieb, wie viele andere britische Gelehrte, sehr erfolgreiche Krimis.

Nigel Strangeways, ein Hobbydetektiv aus besserer englischer Gesellschaft wird von Sir John, dem stellvertretenen Polizeipräsidenten Londons gebeten, ganz privat einigen Drohbriefen nachzugehen. Der Adressat ist Fergus O’Brian, ein hochdekoriertes und sagenumwobenes Fliegerass aus dem 1. Weltkrieg, der zurückgezogen auf dem Landsitz Dower House lebt. Die Nachrichten drohen O’Brian mit seinem Tod am 2. Weihnachtstag. Nigel nimmt die Einladung an um die Gäste O’Brians unter die Lupe zu nehmen, denn der hat alle, die er verdächtigt, eingeladen.

Es kommt, wie es kommen muss, O’Brian findet trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, genau wie angekündigt seinen Tod.
Die Gäste bedienen das Klischee: eine Lebedame, natürlich vollbusig und blond und unter dem Make Up ziemlich gewöhnlich, ein ehemaliger Militär und jetziger Clubbesitzer, der höchst anrüchig scheint, eine unkonventionelle Weltenbummlerin und ihr Bruder, dazu ein Oxford Professor, zufällig auch Nigels ehemaliger Mentor. Damit ist die Besetzung des Kammerspiels fast komplett.
Damit sind Setting und Personal schon klar umrissen, der Mörder kann nur im Haus gewesen sein und jeder Gast hatte ein besonderes Verhältnis und im Grunde auch ein Motiv. So beginnt für Nigel ein intellektuelles Ratespiel, in das er den lokalen Polizisten als Resonanzboden für seine Theorien einbezieht.

Dieser Polizist wird von Nigel gleich als rechtschaffener Mann mit bäuerlicher Herkunft und solider Polizeiausbildung klassifiziert und es ist klar, dass dieser sich dem gesellschaftlich höher gestellten Nigel Strangeways unterordnet. Es fällt auf, wie wichtig die Gesellschaftsordnung in Krimis aus dieser Zeit ist.

Blake präsentiert nun ein intellektuelles Rätsel, mit vielen Zitaten und Anspielungen aus der Literatur. Das entfaltet auch heute noch seinen Reiz und ich habe mich gern auf dieses Spiel eingelassen. Der Krimi hat den Charme und die Eleganz der alten Klassiker, die Spannung ordnet sich unter.

Mich hat der Sprachstil Anspielungen sehr gut gefallen, obwohl ich schon den Eindruck hatte, dass der Autor seinen intellektuellen Anspruch auch in seiner Arbeit unter Pseudonym zum Ausdruck bringen wollte.
Besonders schön ist dem Verlag die Ausstattung gelungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.09.2020

Übungen für Zuhause

Physiotherapie für zu Hause
0

Als ich den Klappentext des Ratgebers „Physiotherapie für Zuhause“ las, fühlte ich mich sofort angesprochen. Hier wurden genau meine Beschwerden erwähnt, die mich seit Jahren begleiten. Nach Spritzen oder ...

Als ich den Klappentext des Ratgebers „Physiotherapie für Zuhause“ las, fühlte ich mich sofort angesprochen. Hier wurden genau meine Beschwerden erwähnt, die mich seit Jahren begleiten. Nach Spritzen oder diverser Anwendungen, meist aus der Sparte der IGL Leistungen, war für einige Zeit Ruhe, aber nie war die Besserung von Dauer.

In einer Einführung wird die Bedeutung der Faszien für den Bewegungsapparat erläutert, Schaubilder veranschaulichen das sehr gut, die Möglichkeiten und Grenzen der Selbstbehandlung erklärt.

Dann ging es für mich zum wichtigsten Teil den Übungen. Vorab gibt es einige Tests, für Schulter, Rücken etc um die Beweglichkeit abzuklären. Die Übungen werden In Fotos sehr anschaulich und in Schritten erklärt. Zu jedem Bewegungsablauf gibt es einen Hinweis auf typische Fehler, was ich sehr hilfreich finde, den grade nach einigen Übungsdurchgängen fällt man leicht in eine falsche Haltung.

Ich habe für mich ein Programm zusammengestellt, das ich nun seit 2 Wochen übe. Und es tut mir gut! Ich habe leichte Besserung festgestellt und achte auch auf Fehlhaltungen, die man sich im Lauf der Zeit angewöhnt hat. Die meisten Übungen sind leicht und ohne große Vorbereitung zu machen. Das gefällt mir, da kann ich auch mal am Arbeitsplatz oder zwischendurch einige Minuten üben. Ich mache zwar regelmäßig Sport, ab so ein ganz individuell zusammengestelltes Programm ist doch etwas anderes und ich denke, wenn ich mir täglich 15 Minuten für das kleine Training nehme, werde ich noch weiteren Erfolg haben.
Mich hat das Buch von Gabriele Kiesling überzeugt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 23.09.2020

Kalmann

Kalmann
0

Raufarhövn ist ein abgeschiedener Ort in Island. Viel gibt es nicht, seit die Fischfabriken geschlossen haben. Dort lebt Kalmann Óðinnsson und produziert die isländische Spezialität Gammelhai. Er macht ...

Raufarhövn ist ein abgeschiedener Ort in Island. Viel gibt es nicht, seit die Fischfabriken geschlossen haben. Dort lebt Kalmann Óðinnsson und produziert die isländische Spezialität Gammelhai. Er macht den besten Gammelhai der Welt, seit sein Großvater in einem Pflegeheim immer weiter ins Vergessen eintaucht. Er war Kalmanns Stütze und Lehrer, denn er ist schon immer ein wenig anders gewesen. Sein Denken funktioniert nicht wie bei anderen Leuten und manchmal bekommt er eine große Wut und weiß selbst nicht warum

Aber Raufarhövn ist seine Heimat und er selbst sieht sich als selbsternannter Sheriff, einen Sheriffstern und einen Hut und eine alte Pistole hat er. Das sind die einzigen Erinnerungsstücke an seinen Vater, der als Soldat kurz in Island stationiert war.
Doch dann findet er auf der Fuchsjagd eine große Blutlache und von da an geraten die Ereignisse außer Kontrolle und die Gedanken in Kalmanns Kopf spielen verrückt.

Der Island-Roman von Joachim B. Schmidt ist eine Liebeserklärung an Island mit einem Helden, bei dem sich der Vergleich mit Forrest Gump aufdrängt. Kalmann hat eine kindliche Sicht auf die Welt. Lügen oder Ironie sind ihm fremd, wenn ihn etwas überfordert, ignoriert er es einfach. Seine Schlussfolgerungen zu all den Ereignissen haben mir Spaß gemacht, im Gegensatz zur ermittelnden Beamtin, die mit Kalmann an ihre Grenzen stößt. Und was als Kriminalroman begann, wird allmählich zu einem Buch über einen ganz besonderen Menschen.

Der Schreibstil ist besonders, denn der Leser folgt ja den Gedankengängen Kalmanns, die ganz seiner eigenen Logik folgen und ich konnte mich sehr gut darauf einlassen.

Ganz besonders gefiel mir die Landschaftsbeschreibung, Island ist ein wunderbarer Hintergrund, rau und einsam am Rand Europas, mit faszinierender und gewaltiger Natur. Dazu passen die Menschen in diesem Buch, ebenso einzigartig und von ihrer Umgebung geprägt.

Eine warmherzige und wie ich finde, auch ganz besondere Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.09.2020

Die tote Braut

Eiskalte Provence
0

Ex-Polizist Albin Leclerc und sein Mops Tyson ermitteln in einem brisanten Fall. Der Weihnachtsfrieden von La Roque-sur-Pernes ist gestört.

Eine Wandergruppe wird von einem Regenschauer überrascht und ...

Ex-Polizist Albin Leclerc und sein Mops Tyson ermitteln in einem brisanten Fall. Der Weihnachtsfrieden von La Roque-sur-Pernes ist gestört.

Eine Wandergruppe wird von einem Regenschauer überrascht und sucht Schutz in einer der alten Bories und macht eine grausige Entdeckung. Eine Tote mit Blumenkranz im Haar und im weißen Brautkleid lehnt an der Mauer der Hütte.

Natürlich macht der Fund sofort die Runde und Albin Leclerc wird hellhörig. Als pensionierter Kriminalbeamter ist seine professionelle Neugierde sofort geweckt und auch wenn seine frühere Kollegen nicht immer sehr erfreut über seine Hilfe sind, erkennen sie seine Erfolge durchaus an.

Trotz vorweihnachtlichem Stress, Albins Lebensgefährtin Veronique möchte in großem Familienkreis feiern, beginnt Albin mit den Recherchen. Natürlich zusammen mit seinem Mops Tyson, zu dem er inzwischen eine fast symbiotische Beziehung pflegt. Er hat viel Respekt für Tysons Riecher.

Die Reihe um Albin Leclerc umfasst inzwischen schon einige Bände, kürzlich habe ich den ersten Band gelesen und bin nun das neue Buch ohne Schwierigkeiten eingestiegen. Die Zusammenarbeit zwischen der offiziellen Polizeidienststelle und dem Privatier Leclerc gestaltet sich gut, ein paar Reibereien und Frotzeleien belebt die Geschichte. Überhaupt ist doppelte Perspektive ein Pluspunkt des Bandes. Nicht nur aus der Sicht der klassischen Polizeiarbeit samt akribischer Spurensuche, sondern auch der Blickwinkel der ganz privaten Ermittlungen, die Klatsch und Tratsch einschließen, bringen Leclerc und die Kommissare weiter. Das bietet neben der Spannung auch immer wieder ganz witzige Szenen. Auch die Geschichte von La Roque-sur-Pernes spielt eine Rolle und wird interessant mit dem Kriminalfall verwoben.

Das fand ich sehr gut aufgebaut und der Krimi hat meine Erwartungen erfüllt. Ich mag es, wenn Landschaft und regional-typisches eine Rolle spielen und in den Plot eingebaut werden. Mit dem pensionierten Leclerc hat der Autor auch eine interessante Figur geschaffen, kauzig und ein wenig eigen, aber immer mit einem guten Riecher. Seine Dialoge mit Matteo, dem Besitzer des Café du Midi, sind wirklich klasse. Vor allem weil Matteo, wie viele Südfranzosen sich politisch am rechten Rand verortet, aber den Gegenargumenten Leclercs nie gewachsen ist.

Der Krimi steigert sich bis zum einem furiosen Ende, das mir allerdings ein wenig zu dick aufgetragen war. Da kommt es zu einem richtigen Showdown samt gecrashter Autos- und Explosionen, die ich eher bei einem Actionthriller erwartet hätte.

Aber natürlich siegt das Gute und Weihnachten kann friedvoll gefeiert werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2020

Weihnachten in Vermont

Marcia aus Vermont
0

Nach einem Jahr in Amerika muss sich der junge angehende Künstler eingestehen, dass er den Durchbruch nicht geschafft hat und bittet die Eltern um Geld für ein Rückflugticket. Als kleine Rebellion bleibt ...

Nach einem Jahr in Amerika muss sich der junge angehende Künstler eingestehen, dass er den Durchbruch nicht geschafft hat und bittet die Eltern um Geld für ein Rückflugticket. Als kleine Rebellion bleibt er aber über die Weihnachtstage noch in New York. Dort lernt er Marcia kennen, die ihn auf der Straße um ein paar Dollar anschnorrt. Vielleicht noch ein kleines Geburtstagsgeschenk und er könnte gern mit in die Wohnung kommen – er lässt sich darauf ein und wird für ein paar Tage Teil einer sonderbaren Menage. Marcia ist die Geliebte eines Schriftstellers, ganz mit Einverständnis der Ehefrau.
An diese Weihnachtstage erinnert sich der Ich-Erzähler, inzwischen ein anerkannter Künstler, als er nach mehr als 30 Jahren wieder einen Winter in den USA verbringt. Als Gast einer Stiftung in Vermont. Verwirrt wird er durch ein Manuskript, dass in seinem Appartement findet, eine kleine Erzählung die eine Dreier-Beziehung schildert, die durch das Eindringen eines jungen Schweizer Künstlers gesprengt wird.
Eine kleine, durchaus stimmungsvolle Erzählung von Peter Stamm. Durch die Form der Ich-Erzählung erweckt es einen autobiografischen Anschein. Es ist kunstvoll komponiert, Peter Stamm ist einfach ein Meister der Sprache, aber wirkt – nicht nur der eisigen Temperaturen wegen – unterkühlt auf mich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere