Ein Psychothriller, der leider keiner ist
In einer englischen Villensiedlung stürzt Erica Spencer auf einer Halloweenparty betrunken aus einem Baumhaus und stirbt. Ihr Tod wird als Unfall eingestuft. Doch ein Jahr später taucht eine mysteriöse ...
In einer englischen Villensiedlung stürzt Erica Spencer auf einer Halloweenparty betrunken aus einem Baumhaus und stirbt. Ihr Tod wird als Unfall eingestuft. Doch ein Jahr später taucht eine mysteriöse Person auf und behauptet in einem Facebook-Post die Wahrheit zu kennen. In einem Podcast sollen die Geheimnisse der sechs Personen, die am meisten von Ericas Tod profitiert haben, aufgedeckt und zudem der Mörder entlarvt werden. War es wirklich kein Unfall?
Jenny Blackhursts Schreibstil ist angenehm zu lesen und die Geschichte erinnert einen vor allem am Anfang stark an Desperate Housewives. Die ganzen Namen sind allerdings sehr verwirrend und es dauert etwas bis man alle Personen zuordnen kann. So richtig sympathisch war mir aber leider niemand. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass ich nicht wirklich mit den Charakteren mitgefiebert habe. Die Handlung war zwar mal mehr und mal weniger spannend, aber mir hat der Nervenkitzel gefehlt. Deshalb würde ich dieses Buch auch nicht als Psychothriller einstufen, sondern eher als unterhaltsamen Krimi.
Die Geschichte dreht sich um mehrere Familien, die in der Nachbarschaft der Toten wohnen. Die verunglückte Erica Spencer war eine intrigante, neugierige Frau, die sich zwar sehr in der Gemeinschaft engagierte, aber außer von ihrer besten Freundin Mary-Beth von niemandem so wirklich gemocht wurde. Felicity Goldman ist eine taffe Frau, die einen strikt geplanten Tagesablauf hat und ihre Zwillingstöchter über alles liebt. Ihre Freundin Karla Kaplan und ihr Mann Marcus sind das Promipaar der Siedlung. Miranda Davenport gönnt anderen ihr Glück nicht und versucht sie schlecht zu machen, um selbst besser da zu stehen. Mary-Beth King dagegen ist still und zurückgezogen und wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar. Alle Charaktere haben aber Geheimnisse und ein großes Problem damit ehrlich zu sein.
Gefallen hat mir vor allem, dass Jenny Blackhurst mit der Geschichte zeigt, welche Auswirkungen Lügen und Geheimnisse haben können. Allerdings wirkt der Wandel einiger Personen unrealistisch. Manche Handlungen sind sehr klischeehaft und vorhersehbar, andere widerum überraschen. Deshalb bin ich auch etwas hin- und hergerissen. Auf der einen Seite hat mir das Buch gefallen, aber auf der anderen Seite bin enttäuscht, weil ich mit einem Thriller gerechnet und die ganze Zeit vergeblich darauf gewartet habe, dass sich die Spannung endlich richtig aufbaut. Es ist sehr schade, dass die Autorin es nicht geschafft hat das Potenzial dieser Geschichte voll auszuschöpfen.
Das Gift deiner Lügen ist unterhaltsam, teilweise spannend und erinnert an eine Mischung aus Desperate Housewives und Pretty Little Liars, aber es ist leider kein Psychothriller. Wer Nervenkitzel erwartet sollte lieber ein anderes Buch lesen. Wer aber auf Intrigen und Geheimnisse einer Villensiedlung steht, ist hier gut aufgehoben. Die Idee ist gut, die Umsetzung leider nur mittelmäßig.