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Veröffentlicht am 27.05.2022

Gute Sommerlektüre

Summer of Hearts and Souls
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Beyah findet ihre Mutter leblos auf der Couch, gestorben an einer Überdosis. Überstürzt zieht sie aus dem kleinen Wohnwagen aus, Besitztümer hat sie keine, die sie zurücklassen könnte. Sie zieht zu ihrem ...

Beyah findet ihre Mutter leblos auf der Couch, gestorben an einer Überdosis. Überstürzt zieht sie aus dem kleinen Wohnwagen aus, Besitztümer hat sie keine, die sie zurücklassen könnte. Sie zieht zu ihrem Vater, den sie seit Jahren nicht gesehen hat und mit dem sie auch kein besonders inniges Verhältnis hat. Auf der Bolivar-Halbinsel in Texas lebt sie plötzlich in Reichtum, mit Lagerfeuern am Strand, Essen im Kühlschrank und einer neuen Stiefschwester. Vor allem aber auch mit Samson nebenan, der Beyah nicht wirklich an sich heranlassen will, sie aber auch nicht gehen lassen möchte.

Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut und das ohne zu wissen, worum es geht. Klappentexte lese ich mir bei Colleen Hoover ja nie durch. Plötzlich fand ich mich erst in einem versifften Trailerpark wider und dann in einem wunderschönen Strandhaus. Der Kontrast war stark – und vor allem für Beyah kaum zu begreifen. Allein diese Strandatmosphäre war wirklich schön mit all den Sonnenaufgängen, dem Baden im Meer und der scheinbar allumfassenden Leichtigkeit des Lebens. Das Buch passt so gut in den Sommer und macht allein deswegen im Prinzip schon Spaß.

Doch mir fehlte ein wenig. Man ist von Hoover Drama gewöhnt, schlimme Schicksale, düstere Vergangenheiten, Traumata… all das findet man auch hier, aber es fühlt sich nicht so an. Ich las es wie eine „normale“ Kennenlerngeschichte von zwei Leuten, die zwar so ihre Probleme und Geheimnisse haben, aber trotzdem nicht diesen Tiefgang.

Die Figuren mochte ich wirklich gern. Beyah weiß sehr zu schätzen, was die Leute und das Leben ihr gerade bieten, die Stiefschwester Sara ist einfach klasse und auch die Geheimnisse von Samson, die Schicht um Schicht aufgedeckt werden, sind interessant.

Ja, das Buch ist – vor allem auch aufgrund der Atmosphäre – ganz cool und natürlich hat es mich am Ende bewegt. Hoover kriegt mich einfach immer. Aber grundsätzlich hat sie schon deutlich Besseres geschrieben, meiner Meinung nach. Es ist nicht allzu viel passiert, es war nicht so richtig spannend. Gut, aber im Verhältnis zu ihren anderen Büchern deutlich abgefallen.

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Einführung in Zamonien

Die 13 ½ Leben des Käpt'n Blaubär
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Der alte Seebär beginnt ganz klein. In einer Nussschale trieb er auf dem offenen Meer, als ihn die Zwergpiraten fanden und aufnahmen. Doch dieses kleine Bärchen wurde bald ein stattlicher Bär. Und da er ...

Der alte Seebär beginnt ganz klein. In einer Nussschale trieb er auf dem offenen Meer, als ihn die Zwergpiraten fanden und aufnahmen. Doch dieses kleine Bärchen wurde bald ein stattlicher Bär. Und da er die Zwergpiraten dann deutlich überragte, musste er ans Land und so begann sein zweites Leben. Das bei den Klabautergeistern. Von hier sollten noch allerhand Leben, Abenteuer und Gefahren auf ihn warten. Er trifft Freunde und Feinde, hat Erfolg und Misserfolg, erlebt Niederlagen und Siege.

Blaubär ist, wie gesagt, aus meiner Kindheit nicht wegzudenken. Umso dankbarer bin ich, dass auch die literarische Vorlage freundlich, liebenswürdig und sympathisch ist. Ich war gern an seiner Seite, als er von einem Leben in das andere tapst und dabei Zamonien kennenlernt.
Der fantastische Kontinent Zamonien findet in diesem Buch seinen Anfang und sollte danach in so vielen weiteren Moers-Büchern eine Rolle spielen. Ich selber habe ja mit dem vierten Zamonien-Buch begonnen, doch mit diesem hier zu beginnen wäre deutlich schlauer gewesen. Dank eines Lexikons in Blaubärs Kopf erfährt auch der Leser immer mehr über den Kontinent, seine Bewohner und Wunder. Es ist unglaublich, wie viel Fantasie in diesem Buch steckt. Wie viele Details sich Walter Moers erdacht hat. Wie viel Liebe in diesem Kontinent steckt.

Doch genau diese Fantasie ermüdete mich manchmal.
Es gibt recht häufig auch Aufzählungen über der verschiedensten Gegenstände, Jobs, Wesen oder andere Dinge. Diese Aufzählungen sind lang, mit jedem neuen Wort scheint sich Moers noch einmal selber übertrumpfen zu wollen. Das macht die ersten Male Spaß, doch irgendwann überflog ich diese Stellen. Durch so etwas wird das Buch künstlich aufgebläht. Manchmal gab es nicht nur bloße Begriffe, sondern längere Erklärungen zu den einzelnen Dingen: Doch die waren eigentlich vollkommen irrelevant für die Story.

Apropos Story: Ich finde die Idee total toll und es ist, als würde man 13 (einhalb) abgeschlossene Kurzgeschichten lesen. Sie bedingen sich gegenseitig und eine führt zur anderen, Figuren kehren wieder, aber an sich ist so ein Leben doch auserzählt. Vor allem anfangs musste ich häufig lachen.
Problematisch: So richtig spannend fand ich das meistens nicht. Innerhalb eines Lebens passierte manchmal recht wenig, manchmal ziemlich viel. Gerade die ersten paar Leben waren einfach lustig, niedlich, fantasievoll – aber auch ein bisschen flach. Erst so ab der Hälfte zog die Spannung deutlich an.

Alles in allem bin ich zwiegespalten:
Es gibt so viel, was ich genial fand. Ich liebe den Bären und Walter Moers hat so besondere (Neben-)Charaktere geschaffen. Das Buch strotzt nur so vor Fantasie und legt einen tollen Grundstein für alle weiteren Zamonien-Bücher. Wie auch in anderen Büchern hat Moers eigenständig wahnsinnig viel illustriert und seiner Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes ein Gesicht gegeben. Dieses Buch ist und bleibt etwas ganz Besonderes.
Im Gegensatz dazu ermüdete mich die schiere Übermacht der fantastischen Elemente manchmal. Moers zog die Schraube immer noch eine Drehung weiter an, setzte noch einen drauf. Dazu fand ich manche Leben manchmal zu ausschweifend erzählt, dafür dass doch recht wenig passierte.

Ich wollte das Buch so gern lieben. So richtig doll, wie „Die Stadt der Träumenden Bücher“. Doch am Ende habe ich fast einen Monat für die 700 Seiten gebraucht. Das bloße „Aneinanderreihen“ all dieser fantastischen Elemente hat mir dann doch nicht gereicht.

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Veröffentlicht am 29.03.2021

Starke Story mit allerhand Schwächen

The Second Princess. Vulkanherz
9

Als ich das Cover sah, war ich sofort fasziniert. Es war so edel und düster und ich habe mir etwas Großes bei dem Buch versprochen. Die Leseprobe der ersten 40 Seiten bestätigte dann auch mein Gefühl und ...

Als ich das Cover sah, war ich sofort fasziniert. Es war so edel und düster und ich habe mir etwas Großes bei dem Buch versprochen. Die Leseprobe der ersten 40 Seiten bestätigte dann auch mein Gefühl und ich war sehr dankbar, dass ich das Buch als Rezensionsexemplar erhalten habe.

Anders als andere Bücher über Monarchien spielt es im Hier und Jetzt. Ich mochte die Schlossatmosphäre sehr gern, aber es gibt auch Autos, Fernseher, Handys. Es ist überraschend keine Art Mittelalter zu bekommen, obwohl hier und da ein Gefühl dafür durchblitzt. Ich mochte den Bruch aber sehr gern. Es war mal etwas anderes.
Ebenso wie die Geschichte an sich. Ich mochte die Idee um die kleine Inselmonarchie mit all seinen Geheimnissen sehr. Um vieles wird sowohl von der Autorin als auch von den Figuren erst einmal ein Geheimnis gemacht, das der Leser erst nach und nach aufdeckt. Dabei spielen vor allem immer mehr Fantasyelemente eine Rolle.

Da ich eine Leserunde zu dem Buch hatte, steckte ich mir täglich 45 Seiten ab und die lasen sich immer super schnell. Ich mochte den bildlichen Schreibstil sehr gern.

Doch leider waren diese Punkte auch schon so ziemlich alles Positive, was ich sagen kann.

Schon mit den Figuren wurde ich nicht warm. Die Königin und die älteste Schwester Livia, die kurz vor ihrer Krönung zur Königin steht, fand ich unmöglich. Sie sind beide unangebracht gemein und kaltherzig. Es kann mir keiner sagen, dass ein Volk das von seinen Monarchen erwartet oder wünscht.
Saphina, die die Ich-Erzählerin ist, war anfangs noch ganz lustig und süß, doch umso weiter die Geschichte voranschritt, umso nervtötender und zickiger wurde sie. Natürlich hat sie einiges an Leid erfahren und die Wendung, die ihr Leben nimmt, nachdem sie in der Thronfolge aufrückt und zur Geheimniswahrerin der Bell-Familie wird, ist allumfassend und schwer. Aber ihr Verhalten ist damit trotzdem nicht in Einklang zu bringen. Ich dachte erst, dass ich sicher ins Herz schließen werde, aber dann wurde es immer distanzierter.
Und von Dante, der immer eng an der Seite der Familie, vor allem dann an der Seite von Saphina, ist, möchte ich fast gar nicht erst anfangen. Er ist total ambivalent und wankelmütig und man weiß nie, in welcher Stimmung man ihn als nächstes antrifft. Dabei lässt die Autorin dann aber trotzdem keine Klischees in Bezug auf sein Verhältnis zu Saphina aus.

So gern ich den Grundgedanken der Geschichte mag – sowohl die Ausgangssituation als auch die Entwicklung – so viel Unverständnis ruft sie auch in mir hervor. Von Saphina werden nach dem Aufrücken in der Thronfolge Sachen verlangt in ihrer neuen Rolle und dabei wird extrem viel Druck gemacht. Das ist aber total unnötig und unverständlich – es ergibt nur Sinn, wenn man den weiteren Verlauf der Story schon kennt. Da hat die Autorin mit brachialer Gewalt etwas aufgebaut, nur weil es für die Geschichte von Vorteil war, aber logisch reingepasst hat es nicht.
Ebenso wie der Fakt, dass Maylin, die ursprüngliche Nummer zwei, ihr Leben lang verbergen konnte, welche Geheimnisse der Familie sie bewahren muss.

Im Fortschreiten der Geschichte werden allerhand Gefahren angekündigt und künstlich aufgebauscht. Nichts davon konnte wirklich gehalten werden. Das meiste war viel zu kurz – und einfach – abgehandelt.

Man sieht, ich habe viele Kleinigkeiten, die mich wirklich gestört haben.
Ganz grob lässt sich mein Gefühl für „The Second Princess“ in zwei gegensätzlichen Stimmungen zusammenfassen:
1. Ich fand die Geschichte und die Idee cool und anders. Es gab ein paar neue Ansätze und interessante Wendungen. Die Spannung blieb manchmal etwas auf der Strecke, aber ich wollte immer weiterlesen und hatte so meinen Spaß.
2. Viele Dinge fand ich unrealistisch, unangenehm oder klischeehaft. Das Buch war auch trotz seiner 400 Seiten stellenweise zu dünn. Es hätten ein paar unwichtige Nebenhandlungen weggelassen werden können, damit die Hauptstory mehr Raum bekommt.

Die Kombination dieser beiden Punkte ergibt für mich 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 27.12.2020

Spannung zum Auspacken

Das Geschenk
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Als ich das Buch begann, wusste ich zwei Dinge: Den Titel und dass viele Leute das Buch nicht gut bewerteten. Ich war also gespannt, was sich entwickeln wird.

Ich stürzte mich in das Abenteuer um Milan, ...

Als ich das Buch begann, wusste ich zwei Dinge: Den Titel und dass viele Leute das Buch nicht gut bewerteten. Ich war also gespannt, was sich entwickeln wird.

Ich stürzte mich in das Abenteuer um Milan, der mit aller Kraft versucht, seinen Analphabetismus vor seiner Außenwelt zu verstecken. Bisher ist er so ganz gut durchs Leben gekommen, doch plötzlich hält neben ihm ein Auto, auf dessen Rückbank ein völlig aufgelöstes junges Mädchen sitzt. Das wäre noch gar nicht so ungewöhnlich. Doch sie sieht Milan flehend an und hält einen Zettel an die Autoscheibe. Einen Zettel, den Milan nicht entziffern kann. Also folgt er dem Auto und auch wenn sich die Szene in Normalität aufzulösen scheint, bleibt sie Milan im Kopf. Also macht er sich mit seiner Freundin Andra auf, das Rätsel zu lösen. Dabei schlittert er in etwas, was sein komplettes Leben auf den Kopf stellen wird.

Wie immer hat Fitzek seiner Hauptfigur ein schweres Schicksal mit auf den Weg gegeben. Dieses Mal nicht in Form von toten Frauen oder Kindern, sondern in Form von Analphabetismus – und einer verstorbenen Mutter. Verhältnismäßig heil ist Milans Welt, bis sie vollkommen aus den Angeln gehoben wird und sich mit jeder Schicht, die er zusammen mit Andra freilegt, ein immer neues, grausames Detail ans Tageslicht kommt.

Ein wenig ist „Das Geschenk“ wie ein Road-Trip. Eine Fahrt von Berlin nach Rügen, getrieben von einem Mann mit einem Plan. Ein Plan, bei dem Milan nicht versteht, wie er dort hineinpasst. Warum ausgerechnet er?

Man lernt Milan mit einem Knall kennen, denn da er nicht Lesen und Schreiben kann, arbeitet er nicht. Er verdient sein Geld mit Überfällen. Die Kälte, mit denen er das plant und durchführt, hat geschafft, dass ich mich nie ganz auf Milan eingelassen habe, auch wenn er im Laufe des Buches immer nahbarer und verletzlicher wurde. Aber nicht unbedingt freundlicher.
Hier und da stießen ein paar Personen zum Ensemble dazu und jedem Einzelnen stand ich skeptisch gegenüber.

Die größte Kritik an dem Buch, die ich vor allem auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis hörte, bezog sich darauf, wie konstruiert das Buch ist. Eigentlich kann ich darüber immer ganz gut hinwegsehen, doch bei diesem Buch fällt es mir zum ersten Mal schwer. Die unlogischen Zufälle häufen sich und manchmal will sich das auch das ganze Buch über nicht so recht zurechtruckeln. Wie immer passen am Ende alle losen Enden zusammen, aber so richtig viele gab es davon dieses Mal gar nicht. Im Prinzip war die Story recht limitiert und geradlinig mit wenigen Überraschungen.

Gut geschrieben war „Das Geschenk“ wie immer. Es ließ sich schnell und locker weglesen und ich blieb die ganze Zeit am Ball. Auch in den Lesepausen war ich mit den Gedanken beim Buch. Spannung kam auf, blieb aber permanent auf einem flachen Niveau. Fitzek löste dieses Mal nicht alles mit einem großen Knall am Ende auf, sondern im Laufe der Geschichte wurden immer mal Hinweise oder kleine Auflösungen gegeben.

Ganz besonders ist die Verpackung. Denn passend zum Namen gibt es einen Umkarton, den man wie ein Geschenk öffnen kann. Ich liebe dieses Detail.

Alles in allem wurde ich gut unterhalten. Eine interessante Geschichte mit einem ungewöhnlichen Protagonisten und einigen Fragen, bei denen man gut miträtseln konnte. Die Spannung war jedoch nicht auf einem überzeugenden Niveau und manche Ereignisketten waren dann doch zu unauthentisch.

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Veröffentlicht am 01.10.2020

Poet X

Poet X
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Dieses Buch war ein absoluter Spontankauf im letzten Jahr. Es reizte mich schon so lange, also zog ich es jetzt spontan vom SuB, obwohl eigentlich andere Bücher dringender gelesen werden müssen.

Xiomara ...

Dieses Buch war ein absoluter Spontankauf im letzten Jahr. Es reizte mich schon so lange, also zog ich es jetzt spontan vom SuB, obwohl eigentlich andere Bücher dringender gelesen werden müssen.

Xiomara ist ihrer Meinung nach zu groß und zu kurvig für ihr Alter. Doch den obszönen Sprüchen der Jungs begegnet sie mit ihren Fäusten. Ihrer strenggläubigen Mutter hat sie jedoch deutlich weniger entgegenzusetzen. Sie soll sich um den Haushalt kümmern. Sie soll zum Kommunionsunterricht gehen. Sie soll still sein und sich zügeln. Xiomara sucht einen Ort, an dem sie ihre Gedanken lassen kann und findet ihn im Schreiben von Gedichten.

Die Wichtigkeit des Themas der Poesie erkennt man schon in der Form des Buches. Es gibt keine Prosa, sondern jedes Gespräch, jede Situation ist in Versform verfasst. Dabei gibt es keine Beschreibungen von Personen oder Räumlichkeiten, kein großes Abschweifen – X bleibt im Geschehen. Die Sätze sind kurz, abgehackt, passen sich der Form an.
Doch gerade diese Versform, die einen schon anspringt, wenn man das Buch das erste Mal aufklappt, hat eine falsche Erwartung in mir ausgelöst. Ich hoffte, relativ schnell Gedichte von Xiomara, von Poet X, zu lesen. Doch auch wenn die Form und die klaren, kurzen Sätze dafür sprechen: Gedichte bekommt man nicht ernsthaft zu lesen. Es reimt sich nichts, es gibt keine wiederkehrenden Muster, die man von hiesigen Poetry Slammern gewohnt ist.
Es ist einfach Xiomaras Leben. Verknappt.

Leider ist dieses Leben der Hauptbestandteil des Buches. Auch wenn Xio schreibt, um vor ihren Erlebnissen in der Schule und der Familie fliehen zu können – diese Erlebnisse nehmen fast die vollständige Geschichte ein.
Vor allem die Religiosität ihrer Mutter, die schon an Fanatismus grenzt, ist Dreh- und Angelpunkt des Buches. Alles muss sich an der Mutter messen lassen. Die aufkeimenden Gefühle für einen Mitschüler, der Wunsch dem Poetry-Slam-Club beizutreten und die Hoffnung, nicht an der Kommunion teilnehmen zu müssen. Immer wieder kommt es zurück auf die Mutter. Immer wieder stellt X ihre Wünsche und Begierden hintenan.
Ehrlicherweise wurde mir das schnell zu viel. Selbst wenn Xio eher meine Meinung zum Thema Religion vertritt, fühlte ich mich beim Lesen häufig in auswegloser Verzweiflung. Eingeengt von der Mutter. Demnach gut gemacht von Elizabeth Acevedo. Aber es nervte mich auch und brachte mich zum Kopfschütteln.

Letztlich ist es das: Ein Buch, das im Namen und in der Form „Poesie“ schreit und das dann keine Gedichte zeigt. Man erfährt von all den Gedichten, die Xiomara schreibt und vorträgt, bekommt aber selber keins zu Gesicht. Dafür erfährt man viel über die Einschränkungen, die ein junges, dominikanisches Mädchen mit einer strenggläubigen Mutter erlebt.
An vielen Stellen hat mich das Buch deswegen frustriert.

Aber trotz allem, trotz zu viel Religion und zu wenig Poetry Slam mochte ich das Buch irgendwie. Ich mochte Xiomara, denn obwohl sie auch gern ihre Fäuste sprechen ließ, konnte ich ihre Beweggründe verstehen. Ich mochte, wie schnell sich das Buch lesen lies und dass die Versform etwas Besonderes mit der Sprache machte. Das Negative, mein Kopfschütteln und Genervtsein kann ich aber nicht außer Acht lassen.

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