Cover-Bild Doppelte Spur
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 29.07.2020
  • ISBN: 9783103900057
Ilija Trojanow

Doppelte Spur

Roman

Der investigative Journalist Ilija wird innerhalb weniger Minuten von zwei Whistleblowern des amerikanischen und des russischen Geheimdienstes kontaktiert. Ein großer Coup? Eine Falle? Er lässt sich auf das Spiel ein, zusammen mit Boris, einem amerikanischen Kollegen, folgt er der doppelten Spur nach Hongkong, Wien, New York und Moskau.
Die geleakten Dokumente eröffnen einen Abgrund von Korruption und Betrug, von üblen Verstrickungen krimineller Oligarchen und Mafiosi. Auch die Staatspräsidenten Russlands und Amerikas sind involviert. Was darf man glauben? Mit welcher Absicht werden Lügen verbreitet? Sind die beiden Reporter nur ein Spielball der Geheimdienste?
Literarisch virtuos wie kein anderer spielt Ilija Trojanow in diesem Roman mit Fakten und Fiktionen und führt uns wie nebenbei vor Augen, wie sehr wir durch Fake News zu Komplizen der Macht werden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.09.2020

Biznes

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Von zwei ihm unbekannten Quellen bekommt der Journalist Ilija Trojanow umfangreiches Material zugespielt. Das Material erscheint äußerst brisant, allerdings auch sehr umfangreich und unübersichtlich. Die ...

Von zwei ihm unbekannten Quellen bekommt der Journalist Ilija Trojanow umfangreiches Material zugespielt. Das Material erscheint äußerst brisant, allerdings auch sehr umfangreich und unübersichtlich. Die Quellen stehen sich quasi diametral gegenüber, die eine scheint aus den USA zu kommen, die andere aus Russland. Ilija überlegt, ob er einem Schwindel aufgesessen sein kann. Trotz seiner Unsicherheit beginnt er weiter in dem Material zu graben und den Spuren zu folgen. Dabei bekommt er in Amerika Hilfe von Boris, der einen anderen Ansatz verfolgt und dessen Erkenntnisse sich mit den Ilijas zu einem wahren Politthriller vereinen.

Es handelt sich hier um eines der Bücher, die sich eher als Printausgabe empfehlen, denn mehr als einmal möchte man einen Stift zücken, um eine bestimmte besonders prägnante Stelle zu markieren oder um etwas anzustreichen, das man sich selbst noch einmal genauer anschauen möchte. Auch empfiehlt sich dieses Buch gewiss für eine zweite Lektüre, in der man mal vor und zurück blättern kann und sich den Stellen widmet, die beim ersten Durchlauf wegen der fortlaufenden Lektüre vielleicht zu kurz gekommen sind. Man muss in einigen Passagen schon genau hinschauen, damit man wenigstens das Meiste mitbekommt. Leider kann man sich nicht alles merken.

Was für ein Roman. Oder ist es überhaupt ein Roman? Beim Lesen etlicher Stellen drängt sich der Gedanke auf, man könne dies doch in der ein oder anderen Form so oder so ähnlich schon mal in anderen Publikationen gelesen haben. Wie eine Wühlmaus gräbt man durch das Buch nach Indizien und Hinweisen, um die eigene Auffassung zu bestätigen oder einen anderen Blickwinkel eröffnet zu bekommen. Allerdings muss man immer wieder mal absetzen, weil die Fülle der Information einfach zu viel wird. Auch wird der Lesefluss etwas gehemmt, wenn der fiktive Autor tief in seine Quellen einsteigt und man tatsächlich Wort für Wort aufnehmen muss, um nichts zu verpassen. Dennoch ist dieses Spiel zwischen Wahrheit und Fiktion sehr gelungen. Schon während der Lektüre beginnt man sich zu fragen, wo die Grenze zwischen diesen beiden Polen liegt. Und nach dem Umblättern der letzten Seite arbeitet der Inhalt noch in einem nach und man fragt sich, welchen Manipulationen man wohl selbst ausgesetzt ist und welche Informationen man nur gefiltert präsentiert bekommt.

Zitat: „Woran erkennt man einen Präsidenten auf Lebenszeit? Er fälscht Wahlergebnisse. Sollte er trotzdem verlieren, annulliert er die Wahlen wegen „schwerwiegender Unregelmäßigkeiten“.“


Veröffentlicht am 07.09.2020

Ilija Trojanow - Doppelte Spur

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Ein Journalist erhält zwei kryptische Emails kurz hintereinander. Man will ihm geheime Unterlagen zuspielen. Offenbar derselbe Absender, doch nachdem er sein Interesse bekundet hat, muss er feststellen, ...

Ein Journalist erhält zwei kryptische Emails kurz hintereinander. Man will ihm geheime Unterlagen zuspielen. Offenbar derselbe Absender, doch nachdem er sein Interesse bekundet hat, muss er feststellen, dass ihm zeitgleich ein amerikanischer und ein russischer Whistleblower Informationen zukommen lassen. So unterschiedlich das Material auch ist, bald schon lassen sich Verbindungen ziehen, die schlimmste Befürchtungen zu untermauern scheinen: noch viel tiefer als bislang geglaubt scheinen die Präsidenten der beiden Länder in Korruption und illegale Verstrickungen verwickelt zu sein.

Ilija Trojanow greift in seinem aktuellen Roman Themen auf, die seit Jahren die Schlagzeilen dominieren: Verstrickungen Trumps mit Moskau, sein manipulierter Wahlkampf 2016, die Affäre um Jeffrey Epstein, verdächtige Geldflüsse mit zweifelhafter Rolle auch deutscher Großbanken. Man hat den Eindruck als sei das Ende des Kalten Kriegs nur eine Randnotiz der Geschichte gewesen und die Welt heute von einer Allianz aus FBI, KGB, Oligarchen und dubiosen Investoren regiert. Nicht nur lenken diese das Weltgeschehen und den internationalen Geldfluss, viel wichtiger noch: sie steuern Kommunikation und Information und entscheiden darüber, was vermeintlich wahr ist bzw. welche Variante von Wahrheit der Öffentlichkeit präsentiert und von dieser geglaubt werden soll.

„Der [Anm: der Präsident der USA] malt jede schwarze Katze rosarot. Es ist kein Betrug, wenn man nicht erwischt wird. Das interpretiert er wortwörtlich. Auch im ethischen Sinn. Wenn du nicht erwischt wirst, bist du unschuldig. (...) Da alle bescheißen, darf jeder bescheißen. Wer’s nicht tut, ist ein Trottel, schlimmer noch, ein Verlierer.“

Die Grenze zwischen Realität und Fiktion ist fließend, gerade das Ende wirft weitere Fragen auf: der fiktive Journalist Ilija Trojanow flüchtet und versteckt sich, da er um sein Leben fürchtet. Legt er letztlich nur das schützende Mäntelchen der vermeintlichen Fiktion über das, was eigentlich wahr ist? Der Roman könnte ebenso ein Enthüllungsbuch sein. Vielleicht ist es aber auch nur die richtige Antwort auf all jene, denen mit Fakten und Tatsachen nicht beizukommen ist, die lieber an Fiktionen glauben und denen durch diese wiederum die Augen geöffnet werden sollen.

„Doppelte Spur“ ist ein doppeltes Spiel in jeder Hinsicht. Das Buch liest sich gerade in der ersten Hälfte nicht wirklich wie ein Roman, zu viele Fakten werden aneinandergereiht, um eine Grundlage für die Deutung zu schaffen. Es passt jedoch perfekt in eine Zeit, in der Fake News neben echten Nachrichten publiziert werden und jede Schlagzeile zugleich wahrgenommen wird als „könnte wahr sein – oder eben auch nicht“. Nach dem Lesen hegt man jedenfalls nicht weniger Zweifel an dem, was einem tagtäglich präsentiert wird.

Veröffentlicht am 15.09.2020

Whistleblower-Enthüllungen und Wahrheitssuche

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Es liegt nicht nur am Namen des Ich-Erzählers, dass in Ilja Trojanows neuem Roman "Doppelte Spur" Fiktion und - mögliche - Realität zu verschwimmen scheinen. Denn mit dem Journalisten Ilja Trojanow hat ...

Es liegt nicht nur am Namen des Ich-Erzählers, dass in Ilja Trojanows neuem Roman "Doppelte Spur" Fiktion und - mögliche - Realität zu verschwimmen scheinen. Denn mit dem Journalisten Ilja Trojanow hat der Schriftsteller seinen Zwilling auf Buchseiten geschaffen und auch die Vorgänge, die der investigative Reporter recherchiert, haben so manche Entsprechung in der Wirklichkeit. Und wer vielleicht Luke Hardings Buch über die Arbeit mit Whistleblower Edward Snowden gelesen hat (falls nicht, sehr empfehlenswerte Lektüre!) wird beim Lesen einen gewissen Wiedererkennungseffekt zu lesen, auch wenn es hier nicht um die NSA geht, sondern um einen russischen Staatschef, einen amerikanischen Präsidenten und den Sexskandal um einen pädophilen Finanzier mit besten politischen und wirtschaftlichen Verbindungen.



Der Titel "Doppelte Spur" bezieht sich auf die Tatsache, dass die Romanfigur Trojanow per Email gleich von zwei Whistleblowern kontaktiert. Eine Frau aus den USA mit dem Pseudonym "DeepFBI" und eine anonyme Quelle wohl aus Russland, die ihm per Mini-USB-Stick brisante Dokumente zukommen lassen. Es geht um die Kontakte des US-Präsidenten, eines früheren Immobilienmoguls zu russischen Geschäftsleuten, die aber teils Verbindungen zu Geheimdienstkreisen haben, teils zum organisierten Verbrechen. Hat "Schiefer Turm" wissentlich, aus Dummheit, als Erpressungsopfer Geld gewaschen für die eine oder andere "Bratva". Zieht der russische Langzeitpräsident Michail Iwanowitsch auch in den USA an den Strippen?



Die Fülle des Materials zu sichten, aber auch zu checken auf Plausibilität und die Interessen der Leaker, das schafft Trojanow nicht allein. Mit Boris, einem weiteren investigativen Journalisten, dessen Familie aus Russland eingewandert ist, bildet er ein Team - und zu diesem Duo stößt Dokumentarfilmerin Emi, die schon seit Jahren mit den Opfern des Finanzexperten Geoffrey Wasserstein arbeitet. Als Emi und Ilja ein Paar werden, ändert sich die Arbeitsdynamik, doch viele Fragen bleiben: Können die Journalisten ihren Quellen trauen, oder werden sie womöglich manipuliert? Wer hat ein Interesse an der Veröffentlichung der Dokumente?



Angesichts des Materialwusts zerfasert die Recherche mitunter, was dem Lesefluss von "Doppelte Spur" nicht unbedingt zugute kommt. Überhaupt ähnelt das Buch eher einem dokumentarisch geprägten Enthüllungsbuch als einem Thriller im Reich der Schattenkrieger. Doch der Teil der Fakten, die hier mit Fiktion verwoben sind, reicht schon aus für ein zunehmendes Unbehagen. Denn viele Vorgänge zu Donald Trump tauchen in den Dokumenten zu "Schiefer Turm" auf. Auch wenn (literarische) Spekulation hineinspielt, bleibt doch ein großer Teil, der aus völlig unliterarischen Enthüllungsbüchern oder investigativen Artikeln nur zu vertraut klingt. Was ist Wahrheit? Das Ringen seines Alter Ego um Wahrheitssuche hat dem Autor Trojanow einen Platz auf der Longlist des Österreichischen Buchpreises eingebracht. Beim Lesen muss man sich zwar manchmal besser Notizen machen, um den Überblick über die möglichen Verstrickungen zu behalten, doch nicht nur für Verschwörungstheoretiker eine spannend-beklemmende Lektüre.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Doppelte Spur

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Journalist Illija Trojanow erhält unverhofft geheime Dokumente, die aus den höchsten Kreisen russischer bzw. amerikanischer Geheimdienste stammen müssen; sofern man den Quellen Glauben schenken darf. Er ...

Journalist Illija Trojanow erhält unverhofft geheime Dokumente, die aus den höchsten Kreisen russischer bzw. amerikanischer Geheimdienste stammen müssen; sofern man den Quellen Glauben schenken darf. Er versucht den Dingen auf den Grund zu gehen, und fliegt dafür um die halbe Welt, wühlt sich mit Kollege Boris durch den Papierwust, trifft sich im Geheimen. Wird er die Wahrheit zwischen den Lügen erkennen?
Der Roman liest sich immer wieder wie eine Dokumentation; ein guter Trick, um das Rätselraten um die Frage Fakt oder Fiktion weiter anzufachen. Vieles ist/wirkt (?) sehr gut recherchiert, manches kennt man aus der Presse, manches klingt einfach zu plausibel um nicht wahr zu sein, anderes so weit hergeholt, dass es wahr sein muss. Umso pikanter, spielen doch sowohl der russische als auch der amerikanische Präsident eine große Rolle in Trojanows Unterlagen. Die Skandale, aufgedeckt, bisher unbekannt oder gar erfunden, wühlen natürlich auf, auch sehr emotionale Themen werden gestreift. Bei alldem muss man bei der Lektüre schon genau aufpassen, immer wieder wird viel Information in sehr kurzer Zeit vermittelt, manche Zusammenhänge haben sich mir erst recht spät erschlossen (oder auch gar nicht). Auch die Dialoge sind temporeich, es bleibt nie viel Zeit zum Durchatmen, während der Erzählstil eigentlich erstaunlich gemächlich und nüchtern daher kommt. Dieser Stilmix lässt sich nicht ganz leicht lesen, weder thematisch noch stilistisch ist „Doppelte Spur“ also ein Wohlfühlspionageroman; trotzdem hat mich Trojanow in weiten Teilen überzeugt und neugierig auf die hintergründigen Zusammenhänge gemacht.

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Veröffentlicht am 15.08.2020

Zwischen Fakten und Fiktionen

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Ilija Trojanow mischt sich immer wieder in die Debatte um abschmelzende Bürgerrechte, den Machthunger des staatlichen Leviathans und die Korruption der Mächtigen ein, hier denkt man vor allem an die Zusammenarbeit ...

Ilija Trojanow mischt sich immer wieder in die Debatte um abschmelzende Bürgerrechte, den Machthunger des staatlichen Leviathans und die Korruption der Mächtigen ein, hier denkt man vor allem an die Zusammenarbeit mit Juli Zeh zu „“Angriff auf die Freiheit“. In seinem neuen Roman steigt Trojanow - er sich selbst als handelnden Journalisten innerhalb des Romans literarisiert - in die Whistleblower-Szene ein und versucht das Dokumentendickicht nach der Wahrheit zu durchdringen, das ihm zwei Whistleblower zugesteckt haben. Eine von Westen, einer von Osten - FBI und KGB.

Im Zentrum stehen die Machenschaften von „Schiefer Turm“ (= Donald Trump) und Mikhail Iwanowitsch (=Wladimir Putin), also wie in der implodierenden UdSSR der KGB mit seinen Apparatschiks den Staat und die Wirtschaft übernehmen konnte, und wie in den USA ein windiger Geschäftemacher bei seinen Immobiliendeals die Nomenklatur aus Mafia, politischer Korruption und Spionage vereint und dabei offenbar einen Geldbeutel ohne Boden hat. Gipfel des Romans ist ein Gesprächsprotokoll zwischen Schiefer Turm und Mikhail Iwanowitsch, bei dem der täppische US-Präsident als unwissentliche, aber willige Marionette des skrupellosen Russen dasteht. Der hinter der Romanfigur Geoffrey Wasserstein hervorschimmelnde Jeffrey Epstein ist ein besonders pointiertes Ekeldetail.

Die „Doppelte Spur“ spielt mit Fakten und Fiktion - eine Fülle an überraschenden Details und Fakten zu den sinisteren Milieus in beiden Zentren der macht überzeugen einerseits - andererseits steht stets die Frage im Raum: Faktum? Oder Fiktion? Wenn diese bemerkenswerte Konzentration verurteilter Verbrecher und Spione unter den Bewohnern des Newyorker Trump-Towers Fakt ist, dann will ich das lieber als überprüfbares Fanal investigatorischen Journalismus in einer vertrauenswürdigen Zeitung lesen, um mir aus den Informationen ein Urteil bilden zu können, das nicht aus einem Roman gewonnen wurde, der jederzeit behaupten kann, dieser Teil sei doch der erfundene.

Trojanows Roman ist Littératur engagée und liest sich so gänsehauterregend, wie man Oliver Stones „JFK“ anschaut. Die Vielzahl an Fragen, die sich angesichts der aufgereihten Fakten schreiend aufwerfen, verstört und empört gleichermaßen. Gleichzeitig kann man sich zu keiner Zeit sicher sein, das der Roman die Reaktion nicht manipuliert - mithin also ein Beitrag zur Verschwörungstheorie ist, obschon er eigentlich das genaue Gegenteil sein möchte.

Hätte „Doppelte Spur“ nicht auf den letzten 20 Seiten eine erhellende, neue Wendung genommen, die das Augenmerk weg von den Protagonisten des alltäglichen Politdramas auf die supranationalen Akteure lenkt, wäre der Roman beinahe bei mir durchgefallen. So bleibt dennoch das Bedauern, dass Faktum und Fiktion nicht immer trennbar sind und das erlaubte Mittel des literarischen Lückenschließens durch Erfindung eben nicht die Antwort auf den fehlenden letztgültigen Beweis gegen Trump & Co. darstellen.

Wenn lesen, dann jetzt lesen - ab November 2020 könnte Trump schon Geschichte sein.

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