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Veröffentlicht am 03.11.2020

Der Klappentext verrät zu viel!

All das Ungesagte zwischen uns
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Morgan ist 36 Jahre alt und denkt über den Sinn ihres Lebens nach. Sie ist früh Mutter geworden, Clara ist nun fast 17 und zum ersten Mal verliebt. Morgan erinnert sich gut, wie es war, als sie in Claras ...

Morgan ist 36 Jahre alt und denkt über den Sinn ihres Lebens nach. Sie ist früh Mutter geworden, Clara ist nun fast 17 und zum ersten Mal verliebt. Morgan erinnert sich gut, wie es war, als sie in Claras Alter war. Sie möchte ihre Tochter davor bewahren, dieselben Fehler zu machen, wie sie damals. Als ein Schicksalsschlag das Leben von Morgan und Clara auf einen Schlag verändert, finden sie keinen Zugang mehr zueinander. Clara weiss nicht, dass ihre Mutter versucht, sie vor einer grossen Lüge zu schützen!

Einmal mehr ein Buch, in dem der Klappentext leider viel zu viel verrät. Noch detaillierter wird es in der Innenklappe des Buches. Da wird das, was ich als "Schicksalsschlag" beschreibe, leider detailliert benannt.
Schade, denn das nimmt doch ganz schön viel weg. Spannung, Spekulation und Ueberraschung!

Wie immer schreibt Coolen Hoover auch hier unheimlich fesselnd. Sehr schnell entstand Nähe gegenüber den Figuren und ich konnte mich sehr gut in sie hineindenken. Da die Kapitel abwechslungsweise aus der Sicht von Morgan und ihrer 17-jährigen Tochter Clara geschrieben sind, erkennt man sehr schnell, was alles falsch läuft in der Beziehung von Mutter und Tochter. Ich empfand die unterschiedliche Sicht auf Ereignisse als sehr faszinierend. Einige Wendungen, die leider wegen des Klappentextes nicht mehr so überraschend waren, haben mich zumindest betreffend Identität der Figuren, die in den Schicksalsschlag involviert waren, überraschen können.

Die Geschichte ist berührend und traurig. Aber auch romantisch und gefühlvoll, ohne kitschig zu werden.
Da die Geschichte in der Jugendzeit von Morgan beginnt und in regelmässigen Abständen Clara und ihre junge Liebe thematisiert werden, kann das Buch zu grossen Teilen als Jugendbuch durchgehen. Wozu auch die Mutter - Tochterbeziehung gehört, die hier absolut authentisch dargestellt wird. Genau so kann das Leben mit Teenagern sein! Genauso kann sich ein junger Mensch über seine Eltern nerven!
Sehr gefallen hat mir, dass der Anteil Liebe nicht bei der 17-jährigen Clara halt macht. Sondern, dass auch ihre Mutter in eine Liebesgeschichte verstrickt ist. Die äusserst tragisch und von Romantik fast nicht zu überbieten ist. Doch auch hier definitiv ohne die kitschige Seite.

Die Figur Morgan ist eine etwas anstrengende Figur. Sie will es immer allen recht machen und steckt ihr Leben zugunsten ihrer Familie zurück. Ihre Träume, Sehnsüchte und Wünsche gehen völlig unter und damit trifft sie eine Lüge aus der Vergangenheit noch einmal schwerer. Das hat mich sehr berührt, denn sie gibt vieles auf, um plötzlich vor den Scherben zu stehen.
Clara ist eine starke junge Frau, die weiss was sie will, sich wehrt und einsetzt für ihre Träume. So ganz anders als ihre Mutter. Sehr gefallen haben mir auch die Figuren Jonah, ein Freund der Familie und Miller, Claras erste Liebe.
So habe ich trotz Klappentext schöne und unterhaltsame Stunden mit "All das Ungesagte zwischen uns" verbracht. Ein Buch mit einem Titel, der nicht passender hätte sein können!

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Humorvoll!

Auf Wolke Sieben sitzen auch nur Frösche
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Ylvi und Tom sind seit der Kindheit beste Freunde und wohnen nun zusammen in einer WG. Als Ylvi sich in Tom verliebt, weiss sie nicht, wie sie ihm ihre Liebe gestehen soll. Die Situation spitzt sich zu, ...

Ylvi und Tom sind seit der Kindheit beste Freunde und wohnen nun zusammen in einer WG. Als Ylvi sich in Tom verliebt, weiss sie nicht, wie sie ihm ihre Liebe gestehen soll. Die Situation spitzt sich zu, als auch Tom sich verliebt. Leider nicht in Ylvi, sondern in Sandra, die als Pflegerin im Seniorenheim arbeitet, in dem Ylvis Oma lebt. Ylvi, die ihre biologische Uhr ticken hört, weiss nun: Ein Mann muss her. Koste es was es wolle!

Die Geschichte ist sehr abwechslungsreich und enthält die verschiedensten Szenen: witzige, traurige, nachdenklich machende, peinliche und solche zum Fremdschämen. Gerade letztere sind typisch für Ylvi. Oft hatte ich den Eindruck, sie springt in jedes Fettnäpfchen mit Karacho und lässt keine noch so klischeehafte Verwechslung aus. Was ab und zu etwas dick aufgetragen ist, wie eine Übernachtung in einem Hotel, jedoch trotzdem amüsant zu lesen war. Zudem kam mir Ylvi aufgrund ihrer Art sehr viel jünger vor als Ende 30, da hätte ich sie eher im Teenageralter eingeordnet. Gefallen hat mir, dass Ylvi ganz und gar nicht dem Schönheitsideal entspricht. Für einmal eine Protagonistin weg vom "schlank - schön - perfekt - Bild". Mit zu vielen Pfunden hat sie doch ein Selbstbewusstsein, das es in sich hat.

Die Story zeigt auch tiefgründige Aspekte: nicht die äussere Schale zählt, sondern die inneren Werte.
Der Schreibstil von Britt Gerken ist humorvoll und liest sich flüssig. Einzig in der zweiten Hälfte hätte ich gut auf die Figur Peter mit seinen vielen Dialektpassagen verzichten können. Dies, weil ich das absolut nicht mag, da Dialekt in Büchern eigentlich nur für die, die den Dialekt auch verstehen, unterhaltsam ist. Ansonsten ist die Geschichte rund um das turbulente Liebesleben von Ylvi leicht und locker gehalten.

Als Leser zieht man mit Ylvi durch die verschiedensten (Liebes) Abenteuer. Dabei empfand ich lange Zeit die Geschichte betreffend Liebe nicht als vorhersehbar.
Die Figur Ylvi ist, wie oben schon beschrieben etwas pubertär und auch ihr bester Freund Tom kam mir nicht sehr reif vor. Meine Lieblingsfigur war eindeutig Kalle, die Schildkröte, die bei Ylvi lebt. So haben mich auch die eingeflochtenen Informationen zu dieser Schildkrötenart gefesselt und als sehr gut recherchiert beeindruckt.

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Veröffentlicht am 30.10.2020

Eher ruhig...

Die Frau im grünen Regenmantel
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Tess Monaghan arbeitet eigentlich als Privatdetektivin. Eigentlich… denn momentan ist sie zum Nichtstun verdonnert. Tess ist hochschwanger und muss Bettruhe halten, die sie vorwiegend im Wintergarten ihres ...

Tess Monaghan arbeitet eigentlich als Privatdetektivin. Eigentlich… denn momentan ist sie zum Nichtstun verdonnert. Tess ist hochschwanger und muss Bettruhe halten, die sie vorwiegend im Wintergarten ihres Hauses verbringt. Da sie nicht viel anderes zu tun hat, beobachtet sie die Leute, die vorübergehen. So sieht sie jeden Tag eine junge Frau in einem grünen Regenmantel mit einem Windhund spazieren gehen. Als eines Tages der Hund alleine vorbeiläuft, schreckt Tess auf. Ist ihr was geschehen? Die Frau taucht nicht mehr auf und Tess beginnt zu ermitteln. So spannt sie dafür ihren Lebenspartner Crow und ihre beste Freundin Whitney ein.

Diese Geschichte ist eher ruhig und der Plot aussergewöhnlich. Ich lese oft Krimis, aber so eine Idee ist mir noch nie unter die Augen gekommen. Der Plot hat mir gut gefallen.
Was als lästige Bettruhe für Tess beginnt, entwickelt sich nach und nach zum Krimi. Die Autorin katapultiert den Leser in ein kriminalistisch angehauchtes Beziehungsgeflecht, in dem nach und nach entschlüsselt wird, ob sich überhaupt ein Verbrechen ereignet hat.
Tess ist eine starke Figur, die à la Miss Marple die Menschen in ihrer Umgebung für ihren Verdacht einspannt. So überzeugt sie ihren Lebenspartner und Vater des Babys, sowie ihre beste Freundin, dass wohl ein Verbrechen geschehen ist. Sehr schnell schafft sie es, sie für die Ermittlungen einzuspannen. Da Tess ja leider wegen ihrer verordneten Bettruhe die Sachen nicht selbst in die Hand nehmen kann.
Auch die Polizei kommt ins Spiel und mit dem zuständigen Polizisten entwickelt sich eine interessante Zusammenarbeit.

Die Abfolge der Handlung ist logisch und schlüssig aufgebaut. Einzig das Verhalten von Tess ist einige Male sehr überspitzt beschrieben worden. Ab und zu ist die Handlung ebenfalls leicht überkonstruiert, so lässt sich zum Beispiel das Umfeld von Tess bereitwillig einspannen. Es wird kräftig recherchiert und niemand ist sich zu schade, unter Vortäuschung einer falschen Identität, zu ermitteln. Und Tess hält im Hintergrund, das heisst liegend im Wintergarten, die Fäden sehr straff in der Hand.

Der Schreibstil ist humorvoll, sehr unaufgeregt und die Sprache gehoben. Leise Untertöne, wie die Freuden und Leiden einer Elternschaft oder Rassismus sind eine wunderbare Ergänzung zur Krimi - Handlung.
Wer einen ruhigen Krimi, ohne jegliche Gewaltbeschreibung, mag, ist sicher mit diesem Buch gut beraten. Erwähnen muss ich noch die hochwertige Ausstattung, da hat der Verlag sehr gute Arbeit geleistet!

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Veröffentlicht am 14.10.2020

Baseball ohne Ende.

Weil alles jetzt beginnt
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Evvie Drake ist schon seit einem Jahr Witwe, als Dean Tenney bei ihr einzieht. Der ehemalige Baseballprofi will nach Beendigung seiner Karriere zur Ruhe kommen und mietet die freie Wohnung, die Evvie über ...

Evvie Drake ist schon seit einem Jahr Witwe, als Dean Tenney bei ihr einzieht. Der ehemalige Baseballprofi will nach Beendigung seiner Karriere zur Ruhe kommen und mietet die freie Wohnung, die Evvie über ihrer Garage hat. Die beiden finden sich sympathisch und schon bald verbindet sie eine Freundschaft. Sie haben jedoch einen Deal! Zwei Dinge klammern sie als Gesprächsthemen aus: Evvies verstorbener Mann Tim und Baseball!

Noch selten waren mir Protagonisten so schnell sympathisch wie hier in diesem Buch. Evvie empfand ich als sehr angenehme Buchfigur und mit Dean kommt Pfeffer ins Spiel. Denn Evvie ist angepasst und durch ihre vergangene Ehe eher unterwürfig und bieder. Dean, der bekannte New Yorker Baseballstar, bringt nicht nur Farbe in Evvies Leben, sondern gleich ins ganze Städtchen Cakasset in Maine. Warum Evvie so ist, wie sie ist, hängt mit ihrer Ehe zusammen und wird nach und nach aufgedeckt. Es bleibt jedoch oft bei Andeutungen. Ich denke hier hätte die Autorin krassere Beispiele einfügen können.

Nach und nach entwickelt sich eine freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden. Meiner Meinung nach hat die Autorin genau die richtige Dosierung erwischt um diese Entwicklung weder zu schnell noch zu kitschig zu erzählen.
Die Berufe der beiden stehen oft im Mittelpunkt. Was ich bei Evvie, durch ihren für mich interessanten Job, toll fand. Den Beruf, den Dean momentan nicht ausübt, seine Profikarriere im Baseball hingegen … ich gestehe, ich habe keine Ahnung, was Baseball angeht. Und es wird intensiv über Baseball gesprochen, erzählt und geschrieben. Begriffe wie Walters, Inning, Pitcher und so weiter erhalten zu viel Raum und ganze Seiten lang ist dieser Sport ein Thema. Das zulasten der Romantik und der Handlung geht. Ich denke, man hätte da besser näher auf die Probleme, die Evvie mit ihrem verstorbenen Mann gehabt hat, eingehen können, statt seitenlang über Baseball zu erzählen. Denn dieses Problem wird oft angerissen und dann über weite Teile des Buches nicht mehr erwähnt.

Beim Schreibstil muss ich besonders die Dialoge hervorheben. Teilweise sind sie sehr witzig und haben mich schmunzeln lassen. Besonders wenn Andy, Evvies bester Freund, involviert ist, der über einen trockenen Humor verfügt.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Cold Case!

Funkenmord (Kluftinger-Krimis 11)
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Kommissar Kluftinger von der Kripo Kempten hat es mit einem alten Fall zu tun. Am 12. Februar 1985, am Funkensonntag, wurde die Lehrerin Karin Krause tot aufgefunden. 35 Jahre später stellt sich heraus, ...

Kommissar Kluftinger von der Kripo Kempten hat es mit einem alten Fall zu tun. Am 12. Februar 1985, am Funkensonntag, wurde die Lehrerin Karin Krause tot aufgefunden. 35 Jahre später stellt sich heraus, dass wohl damals ein Unschuldiger verurteilt und der wahre Täter nie gefasst wurde. Da der Mord an der Lehrerin damals Kluftingers erster Fall war, setzt er alles daran den Täter zur Verantwortung zu ziehen. Klufti im Stress! Denn dazu kommt, dass noch eine neue Kollegin eingearbeitet werden muss.
Doch Kluftinger ist nicht nur im Beruf gefordert. Die Taufe seines Enkelkindes muss organisiert werden, Ehefrau Erika leidet unter Migräne und Klufti ist im Haushalt gefordert.

Sehnsüchtig habe ich auf den neuen Fall von dem liebenswerten Kommissar Kluftinger gewartet. Die Figur hat mich nicht enttäuscht und mir so manchen Lacher beschert. Klufti besitzt ganz viel Charme und plumpst oft mitten rein ins Fettnäpfchen.
Egal ob er sich nun einen Thermomix anschafft, um so die Kocherei, für die er eher kein Talent aufweist, im Handumdrehen zu erledigen. Oder den Herrn Pfarrer, der sein Enkelchen taufen soll, zuerst falsch einschätzt. Wäsche waschen, auch so ein Lacher, … wenn er denn mit der Waschmaschine nicht seinem Enkelkind ein Trauma beschert.

Oft musste ich schmunzeln oder laut lachen. Zum Schreien ist zum Beispiel ein Weihnachtsbaumkauf, der sich als Teambuildingsevent gestaltet. Allerdings gab es auch wohl als witzige gedachte Passagen, die mir sauer aufgestossen sind. Als zum Beispiel in der Gestalt des befreundeten Arztes Sexismus zelebriert wird. So sagt Doktor Langhammer, Frauen seien nicht geeignet um für Zucht und Ordnung zu sorgen. Er nennt die beschäftigten Frauen in seiner Praxis tüchtige Helferlein. Die weiblichen Angestellten sind, laut Arzt, für die Patienten ein Blickfang am Empfang. Da blieb mir das Lachen im Hals stecken. Solche Witze finde ich einfach nicht lustig.

Das Team rund um Kluftinger ist bodenständig und versucht mit dem Tod des früheren Kollegen fertig zu werden. Man spürt sehr gut, wie nahe dieser Verlust auch Kluftinger geht, und wie er sich auf Dinge einlässt, die ein Kollege zwecks Trauerverarbeitung anzettelt.
Neben all dem Klamauk und humoristischen Einlagen blieb der Fall, der Cold Case, lange Zeit eher blass. Hochgerechnet ging es etwa in einem Fünftel des Buches um den kriminalstischen Fall. Zwar gab es klassische Ermittlungsarbeit mit Befragungen, Begehung des ehemaligen Tatortes und Aktenstudium. Jedoch eher nebenbei laufend und wenig Platz einnehmend. Ich war direkt froh, als nach der Hälfte des Buches ein Toter gefunden wird. So kam doch noch ein Schuss Krimi in die Geschichte rein und Kluftinger glänzte mit dem, was er am besten kann: Ermitteln statt Wäsche zu waschen.

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