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Veröffentlicht am 21.10.2020

Packend und authentisch

Wunderjahre
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„Eva erkor ganz für sich die Parole „Kopf einschalten“ zum ureigenen Leitfaden. Sie fühlte sich nicht nur als Revolutionärin, dafür war sie, wie sie ganz genau wusste, viel zu schüchtern. Aber sie verweigerte ...

„Eva erkor ganz für sich die Parole „Kopf einschalten“ zum ureigenen Leitfaden. Sie fühlte sich nicht nur als Revolutionärin, dafür war sie, wie sie ganz genau wusste, viel zu schüchtern. Aber sie verweigerte sich still, wenn sie das Gefühl hatte, etwas passte nicht. Ganz allgemein oder nicht zur ihr.“ (Auszug S. 112)

Endlich!

Heiß ersehnt aufgrund des eindrücklichen Leseerlebnisses des ersten Teils (Libellenjahre) habe ich es kaum erwarten können, nun den zweiten Teil der Warthenberg-Saga aufschlagen zu dürfen. Die deutsche Autorin Izabelle Jardin setzt ihre Familiengeschichte mit Eva fort, der Tochter der in Band 1 im Mittelpunkt stehenden Constanze.

Wir bewegen uns zwischen den Jahren 1949 und 1961 – Jahre der Umbrüche, Rückschritte und gravierenden Veränderungen. All das sehen wir durch die Augen von Eva, die als junge Frau viele Verluste erleben muss, so dass sie sich vor allem mit ihrer Parole „Kopf einschalten“ weiter entwickelt. Dabei macht sie beinahe einen schwerwiegenden Fehler:

„Ich bin eine Frau mit schlechten Erfahrungen. - Und wenig Menschenkenntnis, mein Schätzchen. Von lauter bösen Erfahrungen ein bisschen verblendet und in ständiger Angst, das Schicksal hätte es garantiert immer nur in schlechter Absicht ausgerechnet auf dich abgesehen. Wenn ich dir jetzt noch einen Rat mitgeben darf: erst zuhören, dann nachdenken, dann handeln, ja?“ (Auszug S. 243)

Erneut schafft die Autorin einen Gleichklang von Emotionen und Fakten – man fühlt sich nicht im Geschichtsunterricht, aber dennoch bekommt man anschaulich durch die bildhafte Sprache das Leben der damaligen Zeit präsentiert. Ich fühlte mich beim Lesen quasi mit reingezogen in die Geschichte, konnte die Umgebung hautnah erleben. Der Inhalt mag vielleicht nicht ganz so spektakulär wie in Teil 1 zu sein; es sind aber die klugen Zwischentöne, die diesen Teil so lesenwert machen!

Der Beginn der Emazipation, der innerdeutsche Bruch mitten durch die Familie, die spannenden technischen Entwicklungen... gekonnt packt Izabelle Jardin diese Themen in einen emotionalen Familienroman, der mich von Anfang bis Ende gepackt hat.

Natürlich darf das Open End nicht fehlen, denn es gibt ja noch einen dritten Teil (Erntejahre), in dem nun die nächste Generation mit Bettina im Mittelpunkt stehen wird. Ich kann es kaum abwarten, diesen Band in Händen zu halten – hach, bis nächstes Jahr ist es echt noch lange hin

Bis dahin kann ich Fans von Familiengeschichten der noch gar nicht so fernen deutschen Geschichte raten, beide Teile zu lesen... viel Freude mit Constanze (in Libellenjahre) und Eva (in Wunderjahre)!

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Düster und doch voller Hoffnung & Stärke

Die Fotografin - Die Stunde der Sehnsucht
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„Der Krieg fordert von uns allen große Opfer. Ob alles immer gerecht ist? Wahrscheinlich nicht. Doch wir Frauen sind stark! Wie stark – darüber wurde sogar ein Buch geschrieben.“ (Auszug S. 276)

Da ist ...

„Der Krieg fordert von uns allen große Opfer. Ob alles immer gerecht ist? Wahrscheinlich nicht. Doch wir Frauen sind stark! Wie stark – darüber wurde sogar ein Buch geschrieben.“ (Auszug S. 276)

Da ist er also nun, der vierte Band der Fotografinnen-Saga rund um Mimi Reventlow, der Band für Band weitere wichtige ProtagonistInnen an die Seite gestellt wurden. In diesem Band erleben wir eine erneut sesshaft werdende Mimi, die ihren Geschäftspartner Anton in den Krieg ziehen lassen und somit alleine die Geschäfte in der Druckerei übernehmen muss – der 1. Weltkrieg steht quasi im Mittelpunkt von „Die Stunde der Sehnsucht“. Ein Titel, der im Roman vielseitig gedeutet und beleuchtet wird: sei es aus Sicht der Frauen, die die Arbeit ihrer Männer übernehmen müssen; sei es aus der Sicht der Männer in verschiedenen Positionen an der Front.

Dazwischen werden interessante Geschichten wie z.B. die der Maskenbildnerin eingeflochten oder das heimliche Zusammentreffen der Frauen mit einer Trennwand in der Scheune... Geschichten, die den fiktiven Roman so anschaulich machen, dass man glaubt, mittendrin und dabei zu sein!

Diese kleinen und großen Ereignisse beschreibt Petra Durst-Benning in ihrer gewohnt anschaulichen, bildhaften und sehr eingängigen Sprache, die einen das Buch locker und leicht lesen lassen. Es ist erstaunlich, dass bei mir trotz des bereits 4. Bandes keine Langeweile aufkam. Nein, wir LeserInnen werden neugierig gehalten – und das bis zur letzten Seite! Denn geschickt werden auch alte, fast vergessene Charaktere eingeflochten... es gibt also noch viel zu erzählen!

Trotz dem düsteren Grundton dieses Romans – was dem thematischen Inhalt rund um den 1. Weltkrieg geschuldet ist – spürt man immer wieder ein Licht am Horizont, ein Fünkchen Hoffnung. Ich empfinde die Geschichte als wirklich gut recherchiert und habe noch einiges dazu gelernt wie eben z.B. das Schaffen der Maskenbildnerin.

Auch wenn man „Die Stunde der Sehnsucht“ gut für sich alleine lesen kann, möchte ich euch gerne alle vorherigen Bände ans Herz legen. Mal geht Mimi Reventlow auf Wanderschaft, man hilft sie ihrem Onkel und schlußendlich wird sie sesshaft und die Fotografie rückt in den Hintergrund... für wie lange wohl? ;)

Nun, ein wenig dürfen wir erahnen, wie es im letzten Band weiter geht und es scheint sicher, dass Mimi zu ihren Wurzeln zurückkehrt. Was sonst noch alles passieren wird? Ich warte gespannt auf den letzten Teil der Saga – eine packende Buchreihe, die ich sehr gerne weiterempfehle. Haltet also Ausschau nach Mimi auf dem erneut ansprechend gestalteten Cover – sie wird euch auf allen vier Bänden entgegenblicken und zu einer Zeitreise einladen... Einladung angenommen!

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Ein absolutes Lesehighlight

Das Buch Ana
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„Als wir uns das erste Mal in der Höhle begegnet sind, sprachen wir über den Tempel. Erinnerst du dich? Du hast mich gefragt, ob Gott dort wohnt oder in den Menschen.“
„Und du hast geantwortet: kann er ...

„Als wir uns das erste Mal in der Höhle begegnet sind, sprachen wir über den Tempel. Erinnerst du dich? Du hast mich gefragt, ob Gott dort wohnt oder in den Menschen.“
„Und du hast geantwortet: kann er nicht in beiden wohnen?“
„Und du sagtest: Kann Gott denn nicht überall wohnen? Lassen wir ihn frei.“ Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich dich lieben würde, Ana. Da wusste ich es. (Auszug S. 239/240)

Anas Geschichte beginnt 16 n.Chr.: Sie wächst in einer priviligierten Familie auf; ihr Vater arbeitet im Palast des Herodes Antipas, ihr Mutter hat keinerlei Gefühle für ihre Tochter. Diese erlernt das Schreiben und macht sich auf, die vergessenenen Geschichte der Frauen in der Heiligen Schrift aufzuschreiben – sie wünscht sich, deren Stimme zu sein.

Und sie gibt nicht nur anderen Frauen eine Stimme, sondern lebt auch selbst im Kampf gegen Herrscher, Familienzwänge und Rituale, die Frauen einerseits unsichtbar halten, andererseits ausnutzen. Nach schicksalhaften Ereignissen lernt sie den jungen Handwerker Jesus kennen, heiratet ihn und kehrt ihrer wohlhabenden Familie den Rücken, um mit ihrem Ehemann in dessen bäuerlichen Umgebung in Nazareth zu leben... Die weitere Geschichte Jesus ist ja hinlänglich jedem Christen bekannt ;)

Aber die fiktive Figur Ana gibt der Gründungsgeschichte ein weiteres Gesicht, welches aufgrund akribischer Recherchen der amerikanischen Autorin wirklich gelungen ist. Sie zeichnet ein authentisches Bild der Frauen von damals und zeigt, daß es immer schon weibliche Rebellion gegen festgefahrene Strukturen gab. Sie bewegt sich abseits des kirchlichen Schubladendenkens, ohne es dabei aber an der nötigen Ehrerbietung fehlen zu lassen. Ihre historischen, kulturellen, politischen und religiösen Recherchen erschaffen eine außergewöhnliche Geschichte, die Fakten und Fiktives gekonnt miteinander verbindet.

Dabei ist das umfassende Buch sicherlich nicht immer einfach zu lesen, was aber mehr am Inhalt als am Schreibstil liegt. Ich fand den Stil sehr interessant und mitreißend, konnte mich gut in das Gelesene hineinversetzen und fühlte mich mitgenommen – eine wirklich gelungene Übersetzung!

Man kann das Buch als Gesamtkunstwerk betrachten, denn auch die Einarbeitung diverser Auszüge aus historischen Schriften – optisch ansprechend abgesetzt – und die Gestaltung des Umschlags nebst ausführlicher Karten auf den Innenseiten machen das Druckwerk „rund“.

Für mich ist „Das Buch Ana“ ein absolutes Jahres-Highlight, welches ich jedem empfehle, der gerne anspruchsvolle Romane rund um starke Frauengestalten in der Historie liest. Mir ist die Geschichte des „Kleinen Donners“ noch lange im Gedächtnis geblieben.... ein Zeichen, daß mich das Buch sehr bewegt hat. Daumen hoch!

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Veröffentlicht am 01.09.2020

Erstaunlicher Roman, den ich so nicht erwartet habe...

Mandelglück
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„Sie sah zur Sonne und schloss die Augen, nahm die Wärme in sich auf und ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Das war selten, zu lächeln hatte sie nicht viel, seit sie nach Amerika gekommen ...

„Sie sah zur Sonne und schloss die Augen, nahm die Wärme in sich auf und ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Das war selten, zu lächeln hatte sie nicht viel, seit sie nach Amerika gekommen war. Seit sie ihre Heimat Mexico verlassen hatte. Seit sie ihrer lieben Mutter und den vier Geschwistern Lebewohl gesagt hatte, ohne zu wissen, ob sie sie je wiedersehen würde.“ (Auszug S. 35)

Herzlich willkommen auf der Mandelfarm, die im dritten Teil der Reihe „Die kalifornischen Träume“ von Manuela Inusa im Mittelpunkt steht. Sie ist Schauplatz einer Freundschaft von Kindesbeinen an, die auf eine harte Probe gestellt wird, als sowohl Lydia als auch Sophie verschiedene Lebenswege einschlagen. Sie ist außerdem Arbeitsplatz von Alba, deren Wunsch es war, einmal in Amerika zu leben und die nun auf brutale Weise lernen muss, daß Kalifornien nicht die Erfüllung ihres Traumes ist. Und sie ist Erinnungsort der ersten großen Liebe zwischen Jack und Sophie, an welchen die junge Erbin nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter mit Unbehagen zurückkehrt.

Die deutsche Autorin nimmt sich dieses Mal einem ungewöhnlich schweren Thema an: sie beschreibt das Leben einer mexikanischen Einwanderin, die zwangsweise mit einem älteren Amerikaner verheiratet wurde und für den sie nun den Unterhalt als Arbeiterin auf der Mandelfarm erarbeiten muss. Es geht um Gewalt, Missachtung und Ausbeutung... dagegen können die weiteren Themen einer alten Jugendliebe und einer Mädchenfreundschaft kaum ankommen. Und doch schafft es Manuela Inusa, dass ich mich in alle Erzählstränge hineinversetzen konnte. Der Wechsel zwischen den einzelnen Geschichten gelingt flüssig und vor allem schlüssig. Dies ist auch der ansprechenden Sprache geschuldet, die Bilder vor meinem inneren Auge und passende Emotionen entstehen lässt – erneut packt mich der Schreibstil von der ersten Seite an!

Neben den schweren Themen darf aber auch der Genuss – die Leichtigkeit des Lebens - nicht zu kurz kommen und so bekommen wir zum Abschluss des Romans wieder einige lecker klingende Rezepte zum Ausprobieren, die ich mir schon auf meine Back-Todo-Liste gesetzt habe

Fazit: Auch wenn Sophies Geschichte mit ihren Verzweigungen ins Arbeitsleben, in die Familie und in die alten Freunschaften im Mittelpunkt steht, so hat Albas Geschichte doch am meisten Eindruck bei mir hinterlassen. Ich bin ehrlich: eine solche hätte ich in einem unterhaltsamen „California-“Roman nicht von Manuela Inusa erwartet und bin daher angenehm überrascht! Das Buch ist unterhaltsam und ergreifend zugleich – daher auch eine absolute Leseempfehlung für alle Fans der „Valerie Lane“-Reihe.

Ein Wort noch zum Cover: Es passt sich in der Gestaltung gut in die Reihe ein; gerade durch die Schriftsetzung weiß man sofort, dass man es mit der „Kalifornienserie“ zu tun hat. Die Farbgestaltung ist ansprechend und gefällt mir gut; das Coverbild hat sofort Lust aufs Lesen gemacht!

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Zauberhaftes Lesevergnügen für Groß und Klein

Einstein
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„Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ (Albert Einstein)

Vorstellungsvermögen und Fantasie waren vor allem bei Albert Einsteins Gedankenexperimenten wichtige Bestandteile. Diese ...

„Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ (Albert Einstein)

Vorstellungsvermögen und Fantasie waren vor allem bei Albert Einsteins Gedankenexperimenten wichtige Bestandteile. Diese greift der deutsche Autor und Illustrator Torben Kuhlmann gekonnt auf und spielt mit der Idee „Was wäre, wenn...?“

Sein kleiner Maus-Protagonist zählt gewissenhaft jeden Tag auf seinem Kalender, denn er möchte das große Käsefest in Bern auf keinen Fall verpassen! Um so enttäuschter ist er, als ihm eine dickgefressene Maus mitteilt, dass er dieses Fest um genau einen Tag verpasst hat... aber was wäre, wenn er die Zeit zurückdrehen könnte?

Der Besuch bei einem Uhrmacher bringt die kleine Maus auf die richtige Spur und sie beginnt eine Zeitmaschine zu bauen... ob es ihr gelingt, die Zeit zurückzudrehen? Vielleicht begegnet sie sogar dem Angestellten des Berner Patentamtes, der nicht nur die Welt der Maus, sondern auch unsere so nachhaltig geprägt hat?

All diese Fragen möchte ich hier nicht beantworten, denn die Geschichte rund um die kleine Maus und die Fantasie des Autors machen neben den zauberhaften Zeichnungen das Buch zu etwas ganz Besonderem. Torben Kuhlmann schafft es wie meines Erachtens kein anderer, Kindern die Welt der Wissenschaft in gut verständlichen Worten näher zu bringen. In nicht zu langen Texten (die sich übrigens gut zum Vorlesen bzw. gemeinsam Lesen eignen) vermag er sie für die Geheimnisse unseres Planeten zu begeistern.

Hierzu setzt er seinen vierbeinigen Protagonisten auch illustratorisch zauberhaft in Szene: es gibt so viel für den Betrachter zu entdecken – und auch der Humor kommt nicht zu kurz: Ich bekomme das Bild der keinen Maus, die sich einen Eiswürfel auf den Kopf gebunden hat, weil ihr ein Buch auf den Kopf gefallen ist, nicht mehr aus dem Kopf

„Einstein – Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit“ ist, wie die 3 vorherigen Maus-Bücher des Autors, nicht nur für Kinder, sondern spricht auch Erwachsene an, die sich für gute Illustrationen, Humor und Wissenswertes begeistern können. Für mich ist diese Neuerscheinung ein Jahreshighlight, welches ich sicherlich auch gerne verschenken werde – an Groß & Klein.

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