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Veröffentlicht am 07.11.2020

Romantisch!

Aller guten Dinge sind zwei
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Laurie ist 36 Jahre alt und schon ihr halbes Leben mit ihrer grossen Liebe Dan zusammen. Als er, nach 18 Jahren, Schluss mit ihr macht, ist Laurie am Boden zerstört. Sie kann nicht verstehen, dass sie ...

Laurie ist 36 Jahre alt und schon ihr halbes Leben mit ihrer grossen Liebe Dan zusammen. Als er, nach 18 Jahren, Schluss mit ihr macht, ist Laurie am Boden zerstört. Sie kann nicht verstehen, dass sie statt die Hochzeit zu planen, sich nun trennen. Da die beiden in derselben Anwaltskanzlei arbeiten, begegnet sie ihm auch noch täglich bei der Arbeit. Als Jamie, ein als Frauenheld verschriener Arbeitskollege, Laurie ein Angebot macht, kann sie nicht widerstehen und willigt ein, eine Scheinfreundschaft mit ihm zu mimen. Sehr zum Aerger von Dan und eines weiteren Kollegen, der schon lange in Laurie verliebt ist.

Ich muss gestehen, dass ich zu Beginn grosse Probleme mit der Figur Laurie hatte. Sehr oberflächlich dreht sich ihr Leben um Partys und Ausgang und sie ist teilweise sehr zynisch. Doch Laurie entwickelt sich und bekommt Tiefe. Sie wurde mir immer sympathischer. Dies wohl auch, weil sie mir leidgetan hat. Plötzlich vor die Tatsache gestellt, dass Dan nach 18 Jahren Schluss mit ihr macht, ist nicht einfach. Laurie war sich ihrer Beziehung sehr sicher, träumt von Heirat und Kindern und fällt aus allen Wolken.
Von da an bekommen wir Leser eine nachdenkliche, manchmal auch unsichere und vor allem humorvolle Laurie zu Gesicht. Sehr mochte ich ihre kursiv geschriebenen und kurzen Gedanken, die ab und zu eingefügt wurden. Denn die sind sehr witzig und mit sehr viel Sarkasmus unterlegt. Laurie war von Kind auf eine Aussenseiterin, da sie mit einer Mutter aus Martinique, nicht ins blasse England passt. Sehr authentisch wurden rassistische Aeusserungen eingeflochten, die für Menschen mit anderer Hautfarbe leider an der Tagesordnung sind.

Die Geschichte entwickelt sich zu einer romantischen Liebesgeschichte, in der ich die Beteiligten natürlich nicht verrate. Nur so viel: Die Autorin hat den zukünftigen Partner von Laurie ganz toll charakterisiert. Lange ist man nicht sicher, woran man mit ihm ist. Nicht nur Laurie, auch wir Leser zweifeln an ihm. Mehr und mehr kristallisiert sich heraus, dass er einer von den "Guten " ist.
Genau dann, als man sicher ist, dass die Liebesgeschichte in trockenen Tüchern ist, baut die Autorin eine üble Geschichte in Lauries Kindheit ein, die die Spannung neu entfacht. Hervorragend und sehr abwechslungsreich gemacht!

Dies war nicht mein erstes Buch von Mhairi McFarlane und ich bin wieder begeistert. Die Autorin versteht es einfach, Geschichten, die mitten aus dem Leben stammen, so zu verpacken, dass man gefesselt ist und sich gut unterhalten fühlt. Und dabei eine romantische, wie auch tiefgründige Geschichte ergeben!

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Pageturner!

Rache, auf ewig (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 3)
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Jan Grall und Rabea Wyler haben sich mit ihrem Büro für private Fallanalyse selbstständig gemacht. Leider will das Geschäft noch nicht so richtig anlaufen, die Aufträge könnten üppiger sein. Als die beiden ...

Jan Grall und Rabea Wyler haben sich mit ihrem Büro für private Fallanalyse selbstständig gemacht. Leider will das Geschäft noch nicht so richtig anlaufen, die Aufträge könnten üppiger sein. Als die beiden angefragt werden, als externe Ermittler bei einem Mordfall auf Sylt zu helfen, sagen sie natürlich sofort zu. Einer der reichsten Männer Deutschlands wurde auf Sylt tot in einem alten Gewächshaus aufgefunden. Sie ahnen nicht, dass der Mord an dem Geschäftsmann Hugo Bellmer der Auftakt einer ganzen Mordserie ist.

Wieder ein Fall, oder sagen wir besser Fälle, des Ermittlerduos Grall und Wyler. Ich habe mich sehr auf das Buch des deutsch - schweizerischen Dreamteams gefreut. Und wurde nicht enttäuscht!

Ich mag die beiden Fallanalytiker unheimlich gerne. Ihre Überlegungen sind durchdacht und zeugen von viel Wissen. Ihre Ermittlungen haben mich, wie auch in den beiden vorderen Büchern, überzeugt. Jan Grall und Rabea Wyler ergänzen sich zudem wunderbar. Er ist der sachliche Taktiker, der unter Hypersensibilität leidet. Sie eher quirlig und ein Bauchmensch. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und ihre Arbeit wieder fesselnd. Kurz und knackig, ohne sich lange aufzuhalten, erzählt der Autor für Neuleser der Reihe die wichtigsten Eckpunkte der Lebensumstände. So ist es auch absolut nicht nötig "Der Alphabethmörder " und "Rapunzel " gelesen zu haben.
Die Beschreibungen der Taten sind grauenhaft detailliert. Zudem werden die Morde, ja ganz genau, es wird eine Mordserie, zum Zeitpunkt des Geschehens beschrieben, was nichts für schwache Leser ist.
Denn die Tötungsmethoden sind brutal!
Die Verbindung der einzelnen Morde ist schlüssig und sehr clever gewählt.
Die länderübergreifenden Ermittlungen, Schweiz und Deutschland, sind toll. Ich konnte mir die Oertlichkeiten sehr gut vorstellen.Das Thema Umweltschutz spielt eine wichtige Rolle und so gefiel mir der Plot schon von der Warte aus.

Der Schreibstil von Lars Schütz ist klasse. Er versteht es, die Spannung konstant hoch zu halten, da er immer wieder Passagen einfügt, die einen den Atem stocken lassen. Passagen, in denen es auch um anderes als den aktuellen Mord geht.
So entwickelt sich die Geschichte zum wahren Pageturner.
Ich freue mich schon jetzt auf einen neuen Fall von Grall und Wyler!

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Genial!

NEBEL
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Kommissarin Hulda Hermannsdottir von der Kriminalpolizei in Reykjavik wird kurz nach Weihnachten in ein abgelegen gelegenes Haus gerufen. Mehrere Tote, die möglicherweise schon Wochen dort liegen, wurden ...

Kommissarin Hulda Hermannsdottir von der Kriminalpolizei in Reykjavik wird kurz nach Weihnachten in ein abgelegen gelegenes Haus gerufen. Mehrere Tote, die möglicherweise schon Wochen dort liegen, wurden aufgefunden. Doch nicht nur die Arbeit fordert Hulda, auch ihre 13-jährige Tochter Dimma macht ihr Sorgen. Das Mädchen kapselt sich mehr und mehr ab und versinkt in ihre eigene Welt. Das kann doch nicht nur die Pubertät sein, wie Ehemann Jon vermutet? Es belastet Hulda noch zusätzlich, dass eine junge Frau, nicht viel älter als Dimma, spurlos verschwunden ist.

Nach "Dunkel" und "Insel" ist dies der dritte und letzte Teil der Trilogie rund um Hulda Hermannsdottir. Durch den aussergewöhnlichen Aufbau wird in Teil eins das Ende behandelt und dann rückwärts erzählt. Man bekommt also in diesem dritten Teil den Beginn der Geschichte erzählt. Man kann sicher diesen dritten Teil einzeln lesen, allerdings fehlt da dann so manches Aha-Erlebnis. So hatte ich zum Beispiel mit dem Wissen aus Band eins und zwei einen ganz anderen Blick auf Huldas Familienleben und die Probleme mit ihrer Tochter Dimma. Immerzu habe ich darauf gewartet, dass Hulda herausfindet, was ich aus den ersten zwei Teilen schon weiss. Das war ungeheuer fesselnd, denn einmal mehr erkennt man, dass direkt Betroffene oft als letzte ahnen, was Sache ist.

Doch nicht nur Huldas Privatleben ist spannend, auch die Tat in dem einsam gelegenen Haus hat mich atemlos durch die Seiten fliegen lassen. Durch den Prolog und den Klappentext weiss man, dass dort mehrere Tote liegen. Dann startet dieser Strang erst mal mit Kapitel eins in der Vergangenheit und man erfährt einiges über die Lebensbedingungen von Einar und Erla, einem älteren Ehepaar, das völlig abgeschieden lebt.

Sehr atmosphärisch wird ein Schneesturm, Frost und Kälte und die Einsamkeit mitten im Nirgendwo im Hochland von Island beschrieben. Die Wintertage, an denen es konstant dämmert und man besser im Haus bleibt.
Dann plötzlich die Bedrohung, die aus Hilfsbereitschaft entsteht und schlussendlich zu Vorsicht und Angst wechselt. Das Böse nicht nur im eigenen Daheim, sondern auch noch ohne jegliche Hilfe erwarten zu können, ist absolut gruselig. Das Setting ist geschickt gewählt und bildlich beschrieben und hat mir Gänsehaut beschert.
Einmal mehr bin ich erstaunt, wie die Tatsache, dass ich schon wusste, was geschieht, ganz und kein Spannungskiller war.
Im Gegenteil!
Dadurch wird diese auf ein ganz besonderes und hohes Level gehoben!

Dieser Island Thriller ist sehr düster und hat mich schaudern lassen. Für einmal eine Trilogie, die nicht mit dem ersten Teil überzeugt und dann immer schwächer wird. "Nebel", also Teil drei war meiner Meinung nach der beste der Reihe, obwohl sich "Dunkel" und "Insel" auch sehen lassen können. Die ganze Trilogie ist ein voller Erfolg und beschert fesselnde Lesestunden.

Den Schreibstil von Ragnar Jonasson kann ich nur lobend erwähnen. Er schafft es mit einer Handvoll Figuren und geschicktem Wechseln zwischen den Strängen, einmal aus der Sicht von Hulda und dann wieder von Erla, eine hervorragend aufgebaute und logische Verbindung zu schaffen.

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Veröffentlicht am 27.09.2020

Des einen Freud....

Wohin der Himmel uns führt
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Izzie und Pete Vaughan sind sich einig, dass sie trotz ihrer Trennung für ihren 8-jährigen Sohn Noah weiterhin nur das Beste wollen. Ihr Glauben an Gerechtigkeit wird auf eine harte Probe gestellt, denn ...

Izzie und Pete Vaughan sind sich einig, dass sie trotz ihrer Trennung für ihren 8-jährigen Sohn Noah weiterhin nur das Beste wollen. Ihr Glauben an Gerechtigkeit wird auf eine harte Probe gestellt, denn von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr so, wie es war.
Gleichzeitig entschließt sich Beth Brendon, dass es nun an der Zeit ist, ihr Leben zu verändern. Nach dieser Entscheidung kommt die Ernüchterung : Hilflos muss sie zusehen, wie ihre Pläne zunichtegemacht werden.
Eine schicksalhafte Wendung in der Vergangenheit der beiden Frauen verbindet ihr Leben für immer. Ob sie wollen oder nicht.



Der Plot zu dieser Geschichte ist aussergewöhnlich. Ich habe schon etliche Bücher, die das Thema erfüllter oder unerfüllter Kinderwunsch behandeln, gelesen. Jedoch noch keines, in dem diese Thematik von dieser Seite her beleuchtet wird, wie in diesem Buch. Sehr emotional ohne kitschig zu werden, zeigt Dani Atkins das Leben einer Frau, die nach einer künstlichen Befruchtung ihre Mutterrolle in vollen Zügen geniessen kann. Und dann auf der anderen Seite eine Frau, die wohl kinderlos bleiben wird. Was den Roman so richtig explosiv macht, ist die Verbindung, die diese beiden Frauen gezwungenermassen haben. Und die ich hier leider nicht verraten darf, um potenziellen Lesern nicht die Spannung zu nehmen.
Das Schicksal beider Frauen ging mir nahe: ich habe mitgelitten und mitgefühlt. Und zwar mit Beth und mit Izzie.

Da die Kapitel abwechslungsweise aus der Sicht jeder der beiden Frauen geschrieben sind, erfährt man beide Seiten, was ich toll fand. Ich muss gestehen, meine Sympathien wechselten ebenso regelmässig, wie die Kapitel, da ich die Gefühle beider Frauen nachvollziehen konnte. Ich denke, der Grund dafür ist auch eine absolut überzeugende Charakterisierung der Figuren. In jedem Gedanken, jeder Handlung und jeder Emotion konnte ich nachvollziehen, was sie durchmachen.
Ueber den Schreibstil von Dani Atkins muss ich mich gar nicht gross auslassen. Der ist, wie gewohnt, auf einem hohen Niveau und liest sich sehr flüssig. Die Autorin baut oft überraschende Wendungen ein. In diesem Buch bekommt man die erste schon Seite 14! Noch dazu eine, die ich nie so erwartet hätte. Immer wieder geschieht unvorhersehbares, was schlussendlich das Buch zu einem wahren Pageturner macht.
Allerdings habe ich einen kleinen Kritikpunkt anzubringen. Seite 290 wird es leicht esoterisch. Beth bittet um ein Zeichen, wie sie weiter vorgehen soll. Und wird aufgrund eines Umleitungsschildes auf der Strasse an einen Ort geführt, an dem sie eine ausschlaggebende und damit verhängnisvolle Szene beobachtet. Solche an den Haaren herbei gezogenen Wendungen oder Zufälle um die Handlung voranzutreiben, sind meiner Meinung nach unglaubwürdig.

"Wohin der Himmel uns führt" hat mich berührt, mich auf eine emotionale Achterbahn mitgenommen, mich gefesselt und begeistert.

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Veröffentlicht am 23.09.2020

Eine Familie zerbricht...

Was uns verbindet
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Als Karina 13 Jahre alt ist, erschüttert ein Unglück ihre Familie. Von da an ist nichts mehr so, wie es war und die Ehe ihrer Eltern Java und Keith geht daran kaputt. Noch Jahre später, Karina studiert ...

Als Karina 13 Jahre alt ist, erschüttert ein Unglück ihre Familie. Von da an ist nichts mehr so, wie es war und die Ehe ihrer Eltern Java und Keith geht daran kaputt. Noch Jahre später, Karina studiert mittlerweile, dominiert das erlittene Trauma ihr Leben, ihre Beziehungen und vor allem das Verhältnis zu ihren Eltern. Bis Karina in die Wohngemeinschaft Oase eintritt, um dort Nähe und Frieden zu finden.




Jaya und Keith Olander leben eine Ehe in der kulturelle Unterschiede spielend gemeistert werden. Jaya ist die Tochter eines indischen Diplomaten und Keith in England aufgewachsen. Die beiden Kinder Karina und Prem fühlen sich als Engländer, sind jedoch der indischen Kultur, vor allem in kulinarischer Hinsicht, zugetan. Die Autorin hat sehr gut vermittelt, wie Familien mit diesem Hintergrund auch funktionieren können.
Sehr einfühlsam und berührend wird das Unglück, dessen Details ich hier nicht verrate, beschrieben. Mir lief das Herz über und vor allem Karina hat mir unheimlich leid getan.

Was zuerst etwa gleichberechtigt in Sachen Perspektivwechsel und Ich-Perspektive der Figuren vonstattenging, wird mehr und mehr zu Karinas Geschichte.
Einer unheimlich interessanten und überzeugenden Figur. Ganz zu Beginn wird die tiefe Verbundenheit zwischen Karina und ihrem 5 Jahre jüngeren Bruder Prem deutlich. Und dann erlebt man, wie Karina wortwörtlich abstürzt. Von da an wird sie begleitet von selbstverletzendem Verhalten, Schuldgefühlen, Abhängigkeit von ihrer ersten Liebe und einer alles dominierenden Angst, ja man könnte es fast als Phobie bezeichnen.

Auch die Beziehung zwischen Jaya, Keith und ihrer Tochter verändert sich, da auch die Eltern ihr Leben komplett auf den Kopf stellen.
Jaya, die einem Guru hörig wird und Keith, der als Workaholic eine Freundin nach der anderen hat. Und Karina, die mehr und mehr den Halt verliert, den ihre Eltern ihr in der Kindheit gaben. Schlussendlich spielt sich ein grosser Teil von Karinas Leben in der Oase, einer Wohngemeinschaft, die Anlehnung an eine Sekte hat, ab. Bedrückend und zugleich faszinierend empfand ich wie Micah, der Chef der Gemeinschaft, die Anhänger instrumentalisiert und ausnimmt. Die Autorin beschreibt das so, dass man als Leser versteht, wie Menschen in die Fänge von sektenähnlichen Gemeinschaften gelangen können.

So zeigt dieses Buch sehr viel Realität und ich kann mir vorstellen, dass es Dutzende Karinas auf der Welt gibt! Die durch einen Knickpunkt in ihrem Leben straucheln, schlussendlich Geborgenheit und Nähe suchen und empfänglich für solche Wohngemeinschaften sind.
Die Autorin beweist mit sehr viel Einfühlungsvermögen wie eine Familiengeschichte berühren kann.
Mich hat das Schicksal der Familie sehr beschäftigt. Man wünscht niemandem, erleben zu müssen, was diese Familie durchmachen musste.

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