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Veröffentlicht am 09.01.2021

Portrait einer interessanten historischen Persönlichkeit

Ich, Eleonore, Königin zweier Reiche
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Bei Eleonore von Aquitanien (bzw Alienor wie ihr Name auf Okzitanisch ausgesprochen wurde) handelt es sich um eine der schillerndsten Persönlichkeiten des Mittelalters. Kein Wunder also, dass sie immer ...

Bei Eleonore von Aquitanien (bzw Alienor wie ihr Name auf Okzitanisch ausgesprochen wurde) handelt es sich um eine der schillerndsten Persönlichkeiten des Mittelalters. Kein Wunder also, dass sie immer wieder als Haupt- oder auch Nebenfigur in historischen Romanen auftaucht. So hat auch Sabine Weigand ihr hier ein Buch gewidmet:
Die inzwischen fast 80-jährigeAlienor unternimmt mit ihrer Enkelin Blanche die Reise von Kastilien nach Frankreich wo Blanche den französischen Thronfolger heiraten soll.
Unterwegs haben die beiden viel Zeit, sich zu unterhalten, und so erzählt Alienor ihre ganze Lebensgeschichte – von ihrer glücklichen Jugend in Aquitanien, ihren wechselhaften Beziehungen zu ihren Ehemännern und all den Dramen und Schicksalsschlägen, die ihren Lebensweg zeichneten.
Dazwischen werden immer wieder Rückblicke eingeflochten und gelegentlich kommen auch andere Personen zu Wort.

Sicher gab es für die Autorin einigen Interpretationsspielraum bezüglich Alienors „wahrer“ Persönlichkeit und der Motivationen für ihre Handlungen. Es ist ihr aber jedenfalls gut gelungen, ein nachvollziehbares Bild der Vergangenheit zu zeichnen und ich konnte mich in die Protagonistin wie auch ihre Zeitgenossen meist gut hineinversetzen und mit ihnen mitfühlen. Sie wirken andererseits aber auch nicht zu „modern“.
Hinsichtlich der historischen Fakten, beispielsweise mancher Jahreszahlen, haben sich ein paar kleine Fehler eingeschlichen. Alles in allem dürfte der Inhalt dennoch gut und gründlich recherchiert sein. Dies zeigt auch das ausführliche Nachwort, aus welchem hervorgeht, dass ein relativ großer Teil der Handlung auf realen Überlieferungen beruht, und das auch weiterführende Literaturhinweise enthält.
Natürlich ist für Leser, die bereits andere Romane etc aus der betreffenden Zeit kennen, der Ablauf der Geschehnisse als solches vorhersehbar. Alienors persönliche Anmerkungen oder auch die Gespräche mit ihrer Enkelin machen die Lektüre aber doch unterhaltsam.
Der Erzählstil lässt mittelalterliches Flair aufkommen und die häufigen Wechsel von Schauplätzen und Zeitebenen sowie die eingestreuten Zitate aus historischen Quellen sorgen für Abwechslung.
Nur gegen Ende ging mir manches zu schnell.

Alles in allem ein lesenswertes Portrait einer interessanten historischen Persönlichkeit.

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Veröffentlicht am 09.01.2021

Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit

Der Wert der Geschichte
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Der Autor zeigt in diesem Buch auf, dass viele der Rechte und Freiheiten, die für uns heute selbstverständlich sind (oder zumindest zu sein scheinen) historisch betrachtet relativ neue Errungenschaften ...

Der Autor zeigt in diesem Buch auf, dass viele der Rechte und Freiheiten, die für uns heute selbstverständlich sind (oder zumindest zu sein scheinen) historisch betrachtet relativ neue Errungenschaften darstellen.
Er untersucht dazu, wie sich die Ansichten bezüglich der Bedeutung von Religionen, der Rechte der Frauen, Wahlrecht, Nationalismus, Krieg und Marktwirtschaft in den letzten Jahrhunderten gewandelt haben.
Seine Ausführungen sind zwar eher trocken, dennoch ist es interessant, den diversen Entwicklungslinien zu folgen. Dabei werden auch einige populäre Annahmen relativiert, etwa, dass die Aufklärung oder die französische Revolution automatisch zu mehr Freiheiten geführt hätten.

So ist dies ein gelungenes Plädoyer sowohl für eine intensivere Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit als auch dafür, Gefährdungen unserer demokratischen und rechtsstaatlichen Ordnung gegenüber wachsam zu sein.
Mich hat nur ein bisschen gestört, dass der Autor über weite Strecken von der Prämisse ausgeht, dass die im heutigen Deutschland vorherrschenden Meinungen die einzig richtigen sind, wir gewissermaßen in der „besten aller Zeiten“ leben. (Die einzige echte Ausnahme stellt das Wirtschaftssystem dar, wobei er hier einen Weg hin zu einer gerechteren Vermögensverteilung skizziert, der es wohl wert wäre, weiter verfolgt zu werden.) Wenngleich ich ihm in den allermeisten Fällen zustimmen kann, wäre doch eine etwas differenziertere bzw „offiziell“ objektive Betrachtung einem wissenschaftlichen Werk angemessener gewesen.

Veröffentlicht am 09.01.2021

Poetische, aber für mich zu langatmige Geschichte

Die Hüterin der verlorenen Dinge
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Im Gegensatz zu den anderen Romanen, die ich bisher von Nicole C Vosseler gelesen habe, ist dieser hier in der Gegenwart angesiedelt –im New York des Jahres 2017.
Die 23jährige Ivy hat es immer noch nicht ...

Im Gegensatz zu den anderen Romanen, die ich bisher von Nicole C Vosseler gelesen habe, ist dieser hier in der Gegenwart angesiedelt –im New York des Jahres 2017.
Die 23jährige Ivy hat es immer noch nicht überwunden, dass ihre Mutter vor über zwölf Jahren plötzlich spurlos verschwunden ist. Sie führt ein zurückgezogenes Leben, das sie der Jagd nach verlorenen Dingen und verborgenen Informationen widmet. Auch als ihr der sympathische Künstlertyp Jack begegnet, möchte sie sich nicht auf ihn einlassen.
Erst als ihr Vater, ein erfolgreicher Schriftsteller, ihre Mutter für tot erklären lassen will, kann sie sich dazu aufraffen, auf Spurensuche in ihrer Vergangenheit zu gehen.

So widmet sich dieser Roman dem ergreifenden Thema der „mutterlosen Töchter“. Er ist auch in einem einfühlsamen Stil geschrieben, mit viel Liebe zum Detail.
Vor allem der Beginn gestaltet sich für meinen Geschmack jedoch zu gemächlich. Die Handlung besteht hier weitgehend daraus, dass Ivy über die Vergangenheit nachdenkt, alleine oder gemeinsam mit Jack irgendwelche Museen oder Sehenswürdigkeiten besucht oder Gespräche mit Vater und „Stiefmutter“ führt.
Erst ab ca der Hälfte „geschieht“ wirklich etwas und es wird endlich ein bisschen Spannung erzeugt. Dabei gibt es auch einige überraschende Wendungen.
Obwohl manches unrealistisch wirkt und ich Ivys Gedanken und Handlungen öfters nicht recht nachvollziehen konnte, wird die Geschichte doch zu einem stimmigen Abschluss gebracht.

Fazit: Es handelt sich hier tatsächlich um eine poetische Geschichte, die sich um Dinge wie schwierige Beziehungsgeflechte innerhalb einer Familie und Verlassenwerden dreht – und vielen Liebhabern von eher ruhigen Büchern gefallen wird.
Für meinen Geschmack war sie leider zu langatmig, weshalb der Funke nicht recht übergesprungen ist.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Über den Nutzen der Mathematik

Espresso mit Archimedes
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Ausgehend von der Frage, warum man sich in der Schule mit Formeln und Grafiken auseinandersetzen muss, obwohl man das doch im späteren Leben wahrscheinlich nie wieder brauchen wird, unternimmt der Autor ...

Ausgehend von der Frage, warum man sich in der Schule mit Formeln und Grafiken auseinandersetzen muss, obwohl man das doch im späteren Leben wahrscheinlich nie wieder brauchen wird, unternimmt der Autor hier eine Tour durch Geschichte und Gegenwart der Mathematik.
Es zeigt, dass deren Verfahren meist entwickelt wurden, um anstehende Probleme zu lösen – sei es die Notwendigkeit der Steuererhebung in den ersten größeren Gemeinschaften, sei es der Wunsch, eine stabile Brücke über eine große Schlucht zu bauen.
Auch heute sind ihre Methoden aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Keine Suchanfrage bei Google, keine Statistik, kein Wetterbericht ohne dahinterstehende Berechnungen.
Daneben werden auch philosophische Probleme angesprochen, etwa, ob mathematische Konzepte entdeckt oder erfunden werden.
Von all dem erzählt er in einem durchaus flotten, leicht verständlichen Stil und wie angekündigt ohne Formeln.
Die Ausführungen bleiben daher aber auch sehr an der Oberfläche. Wie die Dinge wirklich funktionieren, wird nicht erklärt.
Außerdem finde ich es schade, dass eben nur mit dem Nutzen der Mathematik argumentiert, ihre Schönheit aber kaum erwähnt wird.
Für Einsteiger ist das Buch nichtsdestotrotz lesenswert und vielleicht kann es doch ein paar Schüler und/oder Eltern dazu motivieren, dem Mathematik-Unterricht weniger ablehnend gegenüber zu stehen.

Veröffentlicht am 11.10.2020

Senioren-WG auf Mörderjagd

Mord in Sunset Hall
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Wie schon in ihren früheren Romanen hat Leonie Swann auch hier wieder einen humorvollen Krimi verfasst, der auch einige tierische Darsteller in den Vordergrund rückt.
Sie erzählt von einer Gruppe munterer ...

Wie schon in ihren früheren Romanen hat Leonie Swann auch hier wieder einen humorvollen Krimi verfasst, der auch einige tierische Darsteller in den Vordergrund rückt.
Sie erzählt von einer Gruppe munterer Senioren, die nicht bereit sind, in einem Pflegeheim vor sich hin zu vegetieren, und daher eine ganz besondere WG gegründet haben.
Doch unversehens wird das Leben von Agnes Sharp und ihren Mitbewohnern weitaus turbulenter als sie es jemals erwartet hätten. Den Tod ihrer Gefährten Lillith hätten sie ja noch irgendwie managen können. Aber als auch noch ihre Nachbarin ermordet wird und die Polizei sich offenbar auf der falschen Fährte befindet, beschließen sie, selbst Nachforschungen anzustellen.
Eigentlich wären sie dazu aufgrund ihrer beruflichen Hintergründe beinahe perfekt qualifiziert. Doch das Alter hat so manche Spuren hinterlassen, sowohl was die körperliche als auch was die geistige Leistungsfähigkeit betrifft.
Eine gewisse Unterstützung erhalten sie immerhin von der Schildkröte Hettie und dem Wolfshund Brexit – die für meinen Geschmack übrigens gerne noch eine etwas größere Rolle einnehmen hätten können.

Es ist ausgesprochen unterhaltsam, Agnes und Co bei ihren Abenteuern zu begleiten. Nicht nur die eigentliche Ermittlungsarbeit sorgt für zahlreiche komische Momente, auch der ganz normale Alltag stellt sie altersbedingt vor einige Herausforderungen. Dabei läuft vielleicht nicht immer alles wirklich realistisch ab. Es ist jedoch ermutigend, zu beobachten, wie sie sich trotz allem nicht unterkriegen lassen, und ich konnte mich gut in die Protagonisten hineinversetzen und ihre bisweilen eigenwilligen Gedankengänge mitverfolgen.
Für einen Krimi kommt allerdings nicht viel Spannung auf. Das meiste ich doch eher vorhersehbar. Dies hat mich jedoch wenig gestört, punktet das Buch doch wie gesagt ohnehin vor allem mit seiner ganz speziellen Zusammenstellung von „Ermittlern“.
Es handelt sich dabei durchwegs um interessante Charaktere. Manche bleiben leider etwas blass bzw hätte ich generell gern mehr über die Vorgeschichten unserer Helden erfahren. Aber vielleicht gibt es ja mal eine Fortsetzung.

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