Cover-Bild Der Moment zwischen den Zeiten
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 12.10.2020
  • ISBN: 9783423282123
Marta Orriols

Der Moment zwischen den Zeiten

Roman
Ursula Bachhausen (Übersetzer)

Der Weg zurück ins Leben

Ein Paar trifft sich zum Mittagessen. Er erzählt dies und das, bis er die Bombe platzen lässt: Er hat sich in eine jüngere Frau verliebt. Eine der ältesten Geschichten der Welt. Doch dann, nur wenige Stunden später, wird Mauro bei einem Verkehrsunfall getötet. Schockstarre. Fassungslosigkeit. Paula steht vor den Trümmern ihrer Liebe. Über zehn Jahre war sie mit Mauro zusammen: Mit einem Schlag ist das vorbei. Wie trauern um den Mann, der einen kurz vor seinem Tod verlassen hat?

»Wie man weiterlebt, wenn das Leben von einem Tag auf den anderen in viele kleine Teile zerspringt und widersprüchliche Gefühle einen zerreißen, erzählt Marta Orriols sehr einfühlsam, aber nie pathetisch.« Daniela Stohn in ›Brigitte‹

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2020

Was wiegt schwerer – Trauer oder Wut?

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„Der Tod schafft aus der Welt, was eigentlich nicht wiedergutzumachen ist, und rückt alles ins beste Licht, unwiderruflich. Aus Mauro hat er einen Unschuldigen, fast schon einen Heiligen gemacht.“ (S. ...

„Der Tod schafft aus der Welt, was eigentlich nicht wiedergutzumachen ist, und rückt alles ins beste Licht, unwiderruflich. Aus Mauro hat er einen Unschuldigen, fast schon einen Heiligen gemacht.“ (S. 38)
Paula kommt nicht über Mauros Tod hinweg. Sie kann nicht mehr essen oder schlafen, ihre Gedanken kreisen außerhalb ihrer Arbeit nur um das letzte gemeinsame Mittagessen wenige Stunden vor seinem tödlichen Unfall – da hat er sie nämlich nach über 10 Jahren für eine Jüngere verlassen. Nur zwei Leute wissen davon, ihre beste Freundin und sein bester Freund und Geschäftspartner. Und weil sich Paula deswegen schämt, traut sie sich nicht, es ihrem Vater oder Mauros Familie zu erzählen. Sie glaubt, nicht (gut) genug gewesen zu sein und droht langsam an den ungesagten Worten zu ersticken. Zur Ablenkung und um Mauro nachträglich zu bestrafen, stürzt sich in eine Affäre und One-Night-Stands, die sie zwar nicht bereut, aber auch nicht genießen kann. „Halt dich von mir fern, wir tun uns nur weh.“ (S. 33)

„Der Moment zwischen den Zeiten“ ist ein extrem emotionales Buch, eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Paula schwankt zwischen Wut, Scham und Trauer, ist sich nicht sicher, ob sie als Verlassene überhaupt trauern darf oder sich lieber freuen sollte, dass „die Neue“ ihn jetzt nicht bekommt. Aber sie liebt ihn auch noch, wird immer wieder von Erinnerungen an ihn überflutet – guten und schlechten. Und irgendwie hofft sie auch – dass alles nur ein Irrtum war, Gott ein Einsehen hat und ihr Mauro zurückschickt, dass das alles nie passiert ist. Dann quält sie sich wieder, indem sie seine Chats mit „ihr“ liest. Sie kann einfach noch nicht loslassen, ist noch nicht für einen Neuanfang bereit. „Alles steht still … Vielleicht, weil ich es nicht über mich bringe, ein neues Kapitel aufzuschlagen.“ (S. 182)

Die Autorin Marta Orriols lässt Paula die Geschichte aus ihrer Sicht erzählen, dadurch erlebt man ihre Gedanken und Gefühle ungefiltert. Ich habe sehr mit ihr mitgefühlt, ihre unendliche Trauer und Wut, den nie verarbeiteten sehr frühen Verlust ihrer Mutter, der durch Mauros Tod wieder hochkommt. Paulas Gedanken drehen sich oft im Kreis, aber trotzdem macht sie langsam kleine Fortschritte.

Ich mag den direkten und gleichzeitig poetischen Schreibstil von Maria Orriols sehr. „Wir sind erwachsen, ungebunden, frei wie der Wind. Vielleicht sind wir aber auch Gefangene genau dieser Freiheit.“ (S. 158)
Außerdem muss ich von der Ausstattung des Buches schwärmen. Die Tulpen des Schutzumschlages finden sich auch außen und innen auf dem Bucheinband wieder und mache es zu etwas Besonderem.

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Loslassen und zurückfinden

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Marta Orriols lässt in ihrem Buch „Der Moment zwischen den Zeiten“ die Gefühlswelt einer Frau erkennen, die ihren Mann durch einen plötzlichen Tod verliert. Das Besondere an Paulas Geschichte ist allerdings, ...

Marta Orriols lässt in ihrem Buch „Der Moment zwischen den Zeiten“ die Gefühlswelt einer Frau erkennen, die ihren Mann durch einen plötzlichen Tod verliert. Das Besondere an Paulas Geschichte ist allerdings, dass sie Mauro kurz vor seinem Tod bereits verloren hat durch sein Geständnis, dass er sie wegen der Liebe zu einer anderen Frau verlassen würde.

„Wie geht man damit um, wenn man von seinem Mann verlassen wird und er kurz darauf unerwartet verstirbt?“ Neben dem Cover, das mir durch die Medinilla, eine meiner Lieblingsblumen, aufgefallen ist, hat mich diese Frage aus der Buchbeschreibung neugierig gemacht.

„Mein Schmerz gehört allein mir, und es gibt nur eine Maßeinheit, mit der er erfasst werden kann: das tiefe Wissen darum, wie sehr Mauro und ich uns geliebt haben.“

Dieses Zitat zeigt, dass Paula nicht von anderen Menschen bedauert werden will geschweige denn Ratschläge bekommen möchte.

In 18 Kapiteln erzählt Paula von ihrem Leben nach Mauros Tod, von der Zeit, die sie mit Mauro verbracht und den Erlebnissen, die sie mit ihm geteilt hat. Unterbrochen wird die Geschichte an einigen Stellen zwischen den Kapiteln durch kurze Einschübe, in denen Paula mit Mauro spricht. Diese Absätze sind auf den ersten Blick erkennbar durch Blatt und Blüte der Blume, die auch das Cover ziert, hier allerdings immer in Schwarzweiß gehalten.

Auch wenn sie das Geschehen nicht ganz ausblenden kann, so findet Paula doch etwas Ähnliches wie Normalität an ihrem Arbeitsplatz. Als Kinderärztin arbeitet sie auf der Frühchen-Station einer Klinik. Hier wird spürbar, mit welcher Leidenschaft und Herzenswärme sie ihren Beruf ausübt.

Es sind so große Intimitäten und Gefühlsbewegungen, die mich an Paulas Gedankenwelt, an ihrem Verlust und ihrem Leid und auch an dem Versuch, wieder ins Leben zurückzufinden, teilhaben lassen, dass mich ihre Geschichte voll erwischt hat.

Die Autorin Marta Orriols hat außerordentlich feinfühlig wunderbare Worte gefunden, die Paulas Geschichte sehr glaubwürdig machen. Dabei denke ich auch noch einmal an die Blume auf dem Cover, die durch das Buch begleitet und sehr zu der Geschichte passt. Wegen der Empfindlichkeit ihrer Blüten ist auch die Blume darauf bedacht, vorsichtig und liebevoll berührt und behandelt zu werden.

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Doppelter Verlust

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Bewertet mit 4.5 Sternen

In dem Roman "Der Moment zwischen den Zeiten" von Marta Orriols lässt die Autorin ihre Leser teilhaben an dem komplexen Gefühlswirrwarr, dass Paula erleiden muss, als sie erfährt, ...

Bewertet mit 4.5 Sternen

In dem Roman "Der Moment zwischen den Zeiten" von Marta Orriols lässt die Autorin ihre Leser teilhaben an dem komplexen Gefühlswirrwarr, dass Paula erleiden muss, als sie erfährt, dass ihr langjähriger Lebenspartner Mauro bei einem Unfall tödlich verunglückt ist. Pikanterweise hatte Paula kurz vor seinem Tod noch von ihm erfahren, dass er im Begriff war sie zu verlassen, weil er sich in eine jüngere Frau verliebt hatte. Kein Abschiednehmen, keine Möglichkeit dem Anderen in den letzten Minuten seines Lebens beizustehen und kein Verzeihen sind mehr möglich. Es ist die Geschichte eines doppelten Verlusts, mit dem die Protagonistin erst einmal klarkommen muss.

Der Roman ist sehr emotional und berührend. Man kann gut nachvollziehen, dass sich die 42jährige Paula zunächst in ihre Arbeit flüchtet. Sie ist Neonatologin, die sich mit ganzer Kraft und Leidenschaft in der Frühgeborenen-Intensivstation um die Frühchen kümmert und ihnen bestenfalls den Weg ins Leben ebnet. So hat ihr Arbeitsalltag also auch schon etwas mit dem stetigen Ringen mit dem Tod zu tun.

Wir erleben die Tragödie aus der Sicht von Paula und können uns durch den wunderbaren, feinfühligen Schreibstil so gut in sie hineinversetzen als würden wir all die Trauer, Wut , Entäuschung und Scham selbst erleben. Das Buch nimmt einen emotional sehr mit. Die Protagonistin ist absolut authentisch und lebensecht gezeichnet.

Der Tod gehört zum Leben und kann einem von einer Sekunde auf die andere den Boden unter den Füßen wegziehen. Mit dem frühen Tod der eigenen Mutter hat Paula das schon erlebt. Der Vater ist nie richtig über den Tod seiner großen Liebe hinweggekommen. Als ihr Vater meint, er wüsste was sie gerade durchmacht, kann sie ihm nicht begreiflich machen,dass es bei ihr etwas anderes ist, weil die Affaire Alles verändert. Sie kann sich ihrem Vater nicht anvertrauen und auch sonst niemanden.

Man könnte jetzt annehmen, dass der Roman mit seinem ganzen seelischen Balast den Leser runterzieht. Das habe ich aber gar nicht so empfunden, auch wenn sich der Schmerz der Protagonistin auf den Leser überträgt. Die wunderschöne poetische Sprache und die tiefsinnigen Gedanken von Paula, der Weg wie sie neuen Mut für ihr Leben schöpfen kann, haben das Buch im Gegenteil zu einem Genuss werden lassen. Letztendlich ist der Roman eine Ode an das Leben und die Liebe.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Nur ein Augenblick

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Eine nicht mehr ganz junge Frau, Ärztin auf der Frühchenstation im Krankenhaus, lebt seit Jahren mit ihrem Freund Mauro. Sie sitzen im Restaurant beim Mittagessen und zum Schluss eröffnet er ihr fast beiläufig, ...

Eine nicht mehr ganz junge Frau, Ärztin auf der Frühchenstation im Krankenhaus, lebt seit Jahren mit ihrem Freund Mauro. Sie sitzen im Restaurant beim Mittagessen und zum Schluss eröffnet er ihr fast beiläufig, dass er sich trennen möchte. Er hat eine neue Beziehung, es ist etwas Ernstes und es soll schnell gehen. Paula ist wie versteinert und das ist erst der Anfang: kurz danach hat Mauro einen tödlichen Verkehrsunfall.

Nur Mauros Freund und Geschäftspartner weiß von der neuen Beziehung. Für alle anderen ist Paula die Hinterbliebene, die trauernde Frau. Doch in ihrer Trauer ist so viel mehr, da ist Wut auf Mauro, Wut auf die unbekannte neue Freundin, vielleicht auch Wut auf sich, weil sie nichts merkte. In ihren Schmerz mischen sich Erinnerungen an den allzu frühen Tod ihrer Mutter, ihre Einsamkeit als Jugendliche. Jetzt zieht sie sich wieder völlig in sich zurück und versucht der Stille durch endlose Schichten im Krankenhaus zu entgehen.

Aber sie beginnt auch die Vergangenheit zu hinterfragen, hat sie Mauro eigentlich je richtig verstanden? Hat sie ihn geliebt?

Es sind die unmittelbaren Monate nach dem schmerzhaften Ende einer Beziehung um die dieser Roman kreist. Der Schmerz, die Verletzung, die Wut, all diese Gefühle sind in Paula und bewegen ihre Gedanken und ihr Handeln. Es ist quälend darüber zu lesen, aber auf eine empathische Art quälend. Ich habe mich sehr in die Protagonistin hineinfühlen können.

Der Autorin gelingt es trotz des Themas einen poetischen Erzählton zu finden. Die Szenen auf der Frühgeborenenstation sorgen auch immer wieder für zärtliche Augenblicke und Paula findet dort Ruhe und zu sich selbst. Ich fand den Roman sehr empathisch erzählt und die Entwicklung der Protagonistin sehr nachvollziehbar. Die verschiedenen Phasen der Trauer, von Verzweiflung und Schuldgefühlen bis hin zum neu erwachenden Optimismus und Lebensmut sind realistisch und fesselnd erzählt.

Das Buch hat mich wirklich berührt.

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Veröffentlicht am 11.11.2020

Von einem Versuch, traurig und verletzt das Leben fortzusetzen

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Paula Cids Leben ist aus den Fugen geraten. Ihr Lebenspartner wird durch einen Unfall aus dem Leben gerissen, unmittelbar nachdem er ihr eröffnet hat, sie wegen einer anderen verlassen zu wollen.
Die katalanische ...

Paula Cids Leben ist aus den Fugen geraten. Ihr Lebenspartner wird durch einen Unfall aus dem Leben gerissen, unmittelbar nachdem er ihr eröffnet hat, sie wegen einer anderen verlassen zu wollen.
Die katalanische Autorin Marta Orriols macht es sich nicht leicht mit dieser Geschichte. Dem Gefühl der Trauer wird das der Verletzung zur Seite gestellt. Immer wieder gewinnt eines der beiden die Oberhand, schwierig für die 42-jährige Neonatologin, hier Frieden zu schließen. Den findet sie eigentlich nur bei ihrer Arbeit im Krankenhaus, wo sie verbissen und bis zur Verausgabung um das Leben der Frühgeborenen kämpft.
Innerhalb dieser besonderen Konstellation entsteht das Spannungsfeld, in welchem die Ärztin um Orientierung ringt. Derart plötzlich gleich mit einem doppelten Schock konfrontiert, versucht sie, das Geschehene einzuordnen, den Geliebten loszulassen, der ohnehin für sie schon verloren war, und begibt sich gleichzeitig auf seine Spuren. Will verstehen, findet Hilfe bei Freunden, Trost bei ihrem Vater und versucht sich in erotischer Begegnung. Was immer sie tut, es steht unter dem Stern der beendeten Liebe. Wut, Resignation, Schuldgefühle, innere Dialoge mit einem Karussell von Fragen, die nach Antworten lechzen, verzehren sie. Konfrontationen mit Belanglosigkeiten strengen sie ebenso an wie die Begegnung mit der jungen und schönen Carla, für die sich Mauro entschieden hatte.
Wie unausweichlich gefangen sie ist, zeigt sich auch daran, dass die Ich-Erzählerin sich immer wieder an das Du, an Mauro wendet.
Teilweise gelingt die Darstellung Paulas innerer Welt authentisch, poetisch und mit philosophischer Tiefe, um an anderen Stellen beinahe ins Triviale abzurutschen. Sensibel und eigenwillig geht sie ihren schweren Weg und beweist, was der Abschied von einem nahen Menschen ist: ein individueller Prozess, der sich immer unterscheidet von denen anderer Betroffener.

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