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Veröffentlicht am 17.10.2020

Leider nicht so gut wie erhofft

The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman
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"The Secret Book Club" war eine der Buchreihen in 2020, die ich am allermeisten herbeigesehnt habe- das gebe ich gerne zu. Die Idee, dass Männer heimlich Liebesromane lesen, um ihre Frauen besser zu ...

"The Secret Book Club" war eine der Buchreihen in 2020, die ich am allermeisten herbeigesehnt habe- das gebe ich gerne zu. Die Idee, dass Männer heimlich Liebesromane lesen, um ihre Frauen besser zu verstehen, klang auf abstruse Art und Weise reizvoll- ich versprach mir eine authentisch-witzige Geschichte mit ganz besonderem Charme. Aber offen gestanden war ich von der Umsetzung der Idee leider sehr enttäuscht. Ich habe lange, wirklich lange darüber nachgedacht, inwieweit ich das zum Ausdruck bringen möchte und kann, aber ich will ganz ehrlich sein- das Buch hat meine Erwartungen absolut nicht erfüllt.

Ich weiß aber, dass es vielen Menschen anders geht, deswegen mache ich von vorne herein klar, dass es meine subjektive Meinung ist und ich jetzt niemandem explizit von diesem Buch abrate- in der Position bin ich einfach nicht. Aber es beschäftigt mich einfach sehr und es gibt Dinge, die mich einfach gestört und so das Leseerlebnis für mich enorm geschmälert haben.



Inhalt:

Die Ehe von Profisportler Gavin Scott steckt in der Krise. Genau genommen ist sie sogar vorbei, wenn es nach seiner Frau Thea geht. Und das darf nicht sein. Thea ist die Liebe seines Lebens! Und er versteht, verdammt noch mal, nicht, was überhaupt passiert ist. Eigentlich müsste SIE sich bei IHM entschuldigen! Gavin ist ratlos und verzweifelt – bis einer seiner Freunde ihn mit zu einem Treffen nimmt. Einem Treffen des Secret Book Club. Hier lesen und diskutieren Männer heimlich Liebesromane, um ihre Frauen besser zu verstehen. Gavin hält das für Schwachsinn. Wie sollen Liebesschnulzen ihm helfen, seine Ehe zu retten? Doch die Lektüre überrascht ihn. Und Thea steht eine noch viel größere Überraschung bevor!

(entnommen aus: https://www.rowohlt.de/paperback/lyssa-kay-adams-the-secret-book-club-ein-fast-perfekter-liebesroman.html )



Informationen zum Buch:

Titel: The Secret Book Club- ein fast perfekter Liebesroman, Autor: Lyssa Kay Adams, Verlag: KYSS (Rowohlt), Preis: 12,99 €, Erscheinungstermin: 21.04.2020, Seiten: 400, ISBN: 978-3-499-00264-9



Meinung:

Nehmen wir den Plot. An sich habe ich Abwechslung erwartet, viele Szenen aus dem Buchclub, da jener eben nun einmal namensgebend ist und für mich der Hauptgrund war, warum ich mich dazu entschlossen habe, dieser Geschichte meine Zeit zu widmen. Doch der Buchclub hat für mich eine viel zu kleine Rolle in dem ganzen Konstrukt gespielt. Natürlich gab es immer mal wieder Szenen, in denen die Literatur "Die Verführung der Gräfin" diskutiert wurde, aber es war mir zu wenig. Genau diese Begebenheiten im Buch mochte ich nämlich wirklich- die eingebundene "Textstellen" aus der ebenso fiktiven Buchclubliteratur, die eine stets sehr willkommene Unterbrechung des eigentlichen Handlungsstrangs waren und es inhaltlich unterstützt haben. Es waren die einzigen Male, in denen ich mich als Leser wirklich abgeholt gefühlt gehabe- ich konnte mit auf Hinweise zwischen den Zeilen achten und Gavins Situation mit der des Grafen vergleichen. Aber es spielte im Gesamtbild eine so minimale Rolle, dass der so namensgebenden Buchclub zur Randerscheinung, zum Nebenstrang wurde.

Dann nehmen wir als nächstes die Charaktere. Gavin fand ich wirklich noch in Ordnung- er ist farblos, der 0815 Profibaseballspieler, der "einfach so viel mehr unter der Oberfläche hat, als man denkt", der "wirklich anders ist als alles anderen". Gähn. Vielleicht bin ich an dieser Stelle sehr hart zu ihm, aber er ist einfach keine Erscheinung, die ich nicht schon mehrfach gelesen hätte- in einem als "unkonventionell" angekündigten Buch hätte ich mir da etwas mehr Einfallsreichtum gewünscht. Aber Gavin ist ja noch okay.

Nehmen wir seine Frau Thea. Kann mir jemand bitte den Reiz an ihr erklären? Jetzt ist sie die mehr oder minder öde Spielerfrau. Klar, sie ist in die Rolle reingerutscht, und dafür habe ich auch vollstes Verständnis, aber selbst ihr angeblich so aufregendes und wildes Vergangenheits-Ich hat mich nicht gereizt. Wenn man angeblich so eine starke Aktivistin war und so "kreativ" und "ungebändigt", kann ich mir nicht vollkommen vorstellen, dass man plötzlich all das so sehr an den Nagel hängt- und nur, weil sie wieder Gemälde malt oder mal eine Wand einreißt ist das für mich noch lange kein Zeichen davon, dass man plötzlich wieder "wild" und "ungebändigt" ist. Eine sehr schmale Charakterentwicklung- aber generell sind die Charaktere sehr eindimensional, vielleicht sollte ich einfach zufrieden sein mit dem, was ich geboten bekomme.

Aber wenn ich mich schon über Thea aufrege (die dann, nach ihrer "Emanzipation" eigentlich wirklich nur unverschämt gegenüber anderer Spielerfrauen ist und damit nichts bezweckt, außer, dass sie herumzickt wie eine Highschoolschülerin), dann habe ich ihre Schwester noch nicht erwähnt. Ich will mich gar nicht zu lange über sie unterhalten, aber so viel sei gesagt: sie ist eine unverschämtere und sehr viel nervigere Variante als Thea. Sie hat sich in Dinge eingemischt, die sie absolut nichts angehen und hat viel zu vorschnell geurteilt und sich Gavin gegenüber unfair verhalten. Denn wie gesagt, Gavin war ja noch vollkommen in Ordnung.

Auch die restlichen Nebencharaktere waren viel zu eindimensional und bedienten jedes Klischee. Nehmen wir den Russen, der gebrochen Deutsch spricht und die Menschen mit seinen "Fürzen" (fühlt sich schon albern an, es überhaupt zu erwähnen) und seiner schlechten Grammatik zum lachen bringen soll. Fand ich nicht allzu angebracht, und irgendwann war der Witz dann auch endgültig ausgereizt.







Aber dass die Charaktere so eindimensional waren liegt nicht nur an den Figuren selbst, sondern auch am Schreibstil. Ich bin generell bei Liebesgeschichten immer sehr vorsichtig, was die dritte Person angeht, da dadurch einfach immer eine gewisse Distanz entsteht, die nur bei einer wirklich guten Schreibkunst vollkommen eingerissen werden kann. Hier war das leider nicht der Fall, sodass ich nie richtig warm geworden bin- mit der Story, mit den Gefühlen, mit den Figuren, ich habe die vierte Wand immer mehr als deutlich zwischen mir und der Geschichte gespürt und konnte mich nie richtig auf alles einlassen.

Abschließend möchte ich trotzdem nochmal den Plot aufgreifen, auch, wenn ich dazu schon einiges gesagt habe: der allgemeine Aufhänger für Gavins Ehekrise hat mich alleine schon gestört. Um Spoiler zu vermeiden werde ich es an dieser Stelle nicht erwähnen, aber bei einer so langjährigen Ehe finde ich es irgendwie fraglich, dass es erst so spät ans Licht gekommen ist und ein verletztes männliches Ego dann solche Konsequenzen zieht. Mag ja sein, dass es ein so schwerwiegendes Problem sein kann, ich will da nichts behaupten, aber irgendwie fand ich das als Grund für eine Ehekrise nicht glaubwürdig genug. Außerdem bin ich immer noch unschlüssig darüber, ob ich das Ende zu viel des Guten fand oder dann doch wieder süß- ich weiß es wirklich nicht.

Denn ich möchte dieses Buch nicht ausnahmslos schlecht reden: Die Szenen des Buchclubs waren wirklich unterhaltsam, die Idee mag ich immer noch, und es hatte durchaus seine Momente- besonders, wenn Gavins und Theas Töchter im Spiel waren. Ich schätze, dass die Thematik der Ehekrise durchaus wichtig zu behandeln ist und das Buch somit vielleicht ernster, aber allgemein fand ich die Umsetzung einfach nicht gelungen.

Um es kurz zu machen: es war leider, leider absolut nicht mein Buch. Die Idee fand ich klasse, die Umsetzung leider enttäuschend. Zu platte Charaktere, zu viele Klischees und irgendwie allgemein too much- hat weder meinen Geschmack noch meinen Humor getroffen, sodass ich diese Reihe nach dem ersten Teil abbreche und nicht weiterlesen werde. Leider. Dennoch will ich von dem Buch nicht abraten, da ich mehr Leute kenne, die es lieben, als solche, die es so kritisch sehen wie ich, deswegen: einfach eine eigene Meinung bilden, wenn das Interesse dazu bestehen sollte.


Bewertung: 3 von 5 Sternen

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Wichtige Denkansätze, die mir nur leider nicht neu waren

Nur Mut! - Die Kraft der Besonnenheit in Zeiten der Krise
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Die Corona-Pandemie ist eine waschechte Krise, die uns nicht nur schon seit Monaten fest im Griff hat, sondern auch bei vielen Menschen für Einsamkeit, Angst und Schrecken sorgt. Besonders die Menschen ...

Die Corona-Pandemie ist eine waschechte Krise, die uns nicht nur schon seit Monaten fest im Griff hat, sondern auch bei vielen Menschen für Einsamkeit, Angst und Schrecken sorgt. Besonders die Menschen am Rande der Gesellschaft leiden unter der Krise, doch auch jeder Selbstständige, jedes Elternteil und jedes Kind- niemand ist davon ausgenommen. Ein möglicher Ansatz diese Krise zu überstehen: die Kraft der Hoffnung, der Besonnenheit, des Mutes, die Besinnung auf christliche Werte. Diese Stellung bezieht Margot Käßmann in ihrem Buch "Nur Mut!", in dem sie, gegliedert als eine Art alphabetisches Glossar, Denkanstöße und stärkende Gedanken mit den Menschen teilt.







Informationen zum Buch:

Titel: Nur Mut!- Die Kraft der Besonnenheit in Zeiten der Krise, Autor: Margot Käßmann, Verlag: bene! (Droemer Knaur Verlagsgruppe), Erscheinungstermin: 02.06.2020, Seiten: 128, Genre: Christliche Literatur, ISBN: 978-3-96340-167-1



Klappentext:

Das neue Buch von Bestseller-Autorin Margot Käßmann zur aktuellen Krisen-Situation. Für alle, die sich in Zeiten der Corona-Pandemie aber auch angesichts anderer Herausforderungen nach Mut und Besonnenheit sehnen. Balsam für Sie selbst und das perfekte Geschenk für all Ihre Lieben, die der Angst, Verzweiflung und aufkommender Panik entgegenwirken wollen. »Ich wünsche Ihnen Besonnenheit, viel Kraft und die Gewissheit, dass Sie sich getragen fühlen dürfen, was immer geschieht«, bekräftigt Margot Käßmann.

(entnommen von: https://www.droemer-knaur.de/buch/margot-kaessmann-nur-mut-die-kraft-der-besonnenheit-in-zeiten-der-krise-9783963401671)

Meinung:

So sehr ich die Idee dieses Buches auch mag, so gibt es dennoch einige Dinge, die mich an dem Buch gestört haben und für mich daher die Aussagekraft geschmälert haben.

Einerseits ist es die Tatsache, dass mir die meisten Gedanken nicht neu waren. Ich empfand es als tröstlich und sehr bestärkend, dass alles noch einmal gesammelt zu lesen und kann mir auch denken, dass es vielen Menschen, die vielleicht noch nicht so viel über die positiven- aber eben auch negativen- Aspekte dieser Pandemie nachgedacht haben, sehr weiterhelfen wird. Bei mir war das jedoch anders, da ich während des ersten Lockdowns so viel Zeit hatte, dass ich mich schon von ganz alleine auf meine Werte besinnt und mich in Dankbarkeit geübt habe. Ich hätte mir einfach gewünscht, innovativere, irgendwie tiefgängigere Gedanken anzutreffen- aber vielleicht waren meine Erwartungen an dieser Stelle einfach zu hoch.

Darüberhinaus empfand ich manche Wertungen als nicht fair oder nicht angebracht, dafür, dass wir uns auf christliche Werte beziehen. Natürlich verstehe ich beispielsweise den Ansatz, dass sie fordert, Lehrer sollten sich nicht so anstellen und, genau wie Ärzte und Pflegekräfte es getan haben, sich zusammenreißen und nicht so tun, als sei es eine Zumutung, der Arbeit weiter nachgehen zu können. Ich verstehe das durchaus, besonders unter dem Aspekt der Nächstenliebe und den Gedanken an unsere Nächsten, dennoch hätte ich mit solchen Wertungen nicht gerechnet- wenn jemand sich nicht damit wohlfühlt, sollte man es akzeptieren. Niemand war auf die Krise vorbereitet, kaum jemand wird keinerlei Angst verspüren, nich auch zu erkranken. Ärzte und Pflegekräfte haben sich dazu entschieden, Kranken Menschen zu helfen, können aber ebenso Angst davor haben zu erkranken. Auch Lehrer haben das Recht dazu- ich würde darüber nicht werten. Natürlich ist ihre Gefahr nicht so groß wie die in anderen Berufsgruppen- doch generell geht es mir an diesem Beispiel einfach darum, dass dieses Buch bei mir nicht nur auf positive Resonanz getroffen ist.

Dennoch möchte ich dieses Buch nicht schlecht machen. Es ist ein Manifest einer Stimmung während der Pandemie, die niemand so schnell vergessen wird. Margot Käßmann ist mir als Person des öffentlichen Lebens sehr sympathisch, dementsprechend war auch ihr Schreibstil nah am Menschen und authentisch. Man hat sich abgeholt und angesprochen gefühlt, konnte reflektieren, wie man es selbst erlebt hat und dankbar sein für das, was man hat. Der christliche Aspekt war sehr viel kleiner als erwartet tatsächlich, wodurch dieses Buch vielleicht eine breitere Masse erreichen kann- ich persönlich hätte mir aber dann doch vielleicht einen etwas größeren Bezug zu Religion und Bibel gewünscht, denn wenn ich ein Buch von einer Theologin lese, dann sehne ich mich doch nach explizit christlichen Werten- und das habe ich Nur in kleinen Teilen gespürt.



Um es kurz zu machen: ich habe mich auf dieses Buch gefreut, neue Denkanstöße erwartet, doch was ich bekommen habe waren Ratschläge und "Sei doch dankbar für..." Sätze, auf die ich auch schon selbst gekommen bin. Sicherlich eine nette Lektüre für einen Nachmittag zu Hause während der Pandemie, um sich der Infektionsgefahr zu entziehen, aber ich habe leider nichts wirklich aus diesem Buch mitgenommen, das mein Leben und mein Denken im Bezug auf die Krise nun verändert hat.



Bewertung: 2,5/ 3 von 5 Sternen

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Veröffentlicht am 11.02.2020

An sich gute Idee, doch der Humor schwächelt

QualityLand (QualityLand 1)
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Mit den "Känguru-Chroniken" hat Marc-Uwe Kling sein literarisches Können, sein Ideenreichtum und seinen Humor mit gewiefter Brillianz unter Beweis gestellt. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen ...

Mit den "Känguru-Chroniken" hat Marc-Uwe Kling sein literarisches Können, sein Ideenreichtum und seinen Humor mit gewiefter Brillianz unter Beweis gestellt. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an "QualityLand". Ich habe eine gut durchdachte, raffinierte, auf hohem Niveau witzige Dystopie erwartet- bekam jedoch an vielen Stellen billige und sexualisierte Gags, die die gute Grundidee der Zukunftsvision leider etwas versaut haben.




Inhalt:

Peter Arbeitsloser lebt in QualityLand. Das Land der Superlative, des allumfassenden technischen Fortschritts. Das Land, in dem Algorithmen dich besser kennen als du selbst, dir deinen Partner aussuchen und dir Dinge schicken, bevor du selbst je auch nur den Wunsch geäußert hast. Das Land, in dem ein Androide (ein sehr menschenähnlicher Roboter) gegen einen Menschen bei der Präsidentschaftswahl antritt. Und das Land, in dem dein Gesellschaftliches Level dein Leben vorbestimmt. Peter Arbeitsloser duldet sein Leben als Maschinenverschrotter- bis er eines Tages eine fragwürdige Lieferung von "TheShop" bekommt - einen rosafarbenen Delfinvibrator- und ein fundamentales Problem darin erkennt.

Meinung:

An sich war das Universum, in dem sich Peter bewegte- also das von Marc-Uwe Kling erdachte Zukunftsszenario- sehr vielversprechend. Vielleicht ist eine Welt, die von Algorithmen, Computern und Maschinen gesteuert wird, nicht die bahnbrechendste literarische Innovation im Bereich der Science-Fiction, dennoch hatte die Idee viel Potential. Auch, dass ein Mensch aus einem untersten Level, ein "Nutzloser" wie es im quality-Wortschatz so schön heißt, versucht, sich gegen das System aufzulehnen und in einer kleinen Sache ein fundamentales Problem erkennt, hätte wirklich gut umgesetzt werden können und sicher einen richtigen Spannungsbogen kreieren können, doch durch den sehr platten Humor hat die Idee an Überzeugungskraft und Seriösität verloren.
Aus den Känguru-Chroniken bin ich Marc-Uwe Klings stellenweise zynischen, grotesken und unterschwellig gesellschafts- und politikkritischen Humor gewöhnt, der nach vielleicht anfänglichen Schwierigkeiten einen wirklich sehr amüsiert. Doch "QualityLand" wimmelt nur so von Witzen unter der Gürtellinie. Selbstbefriedigung hat einen für mich viel zu hohen Anteil angenommen, und ich war wirklich sehr unschlüssig darüber, warum er das Thema auch noch in das Buch schreiben musste. Ein rosafarbener Delfinvibrator als Schlüsselgegenstand hat mir persönlich an sexuellen Anspielungen schon gereicht. Doch manche Schilderungen gehen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf, und diese obszönen Bilder überschatten alles, was ich an dem Buch vielleicht doch mochte.

Lobend hervorheben muss man die Welt und die Charaktere, die Marc-Uwe Kling erschaffen hat. Man hatte eine ganze Bandbreite an verschiedenen Personen und Maschinen, die als Team gut interagiert haben und, ähnlich wie in den Känguru-Chroniken, eine Horde von grotesken Wesen waren. Die Vision war in sich schlüssig, wenn ich manche Erfindungen auch sehr verwirrend fand. Der Aufbau des Buches hat mir auch gut gefallen, denn zwischen den Kapiteln befanden sich immer wieder Berichte oder Anzeigen aus QualityLand, die besonders durch die Kommentare unter dem jeweiligen Beitrag einen höheren Unterhaltungsfaktor hatten als so manches Kapitel. Zumal die Berichte oft einen Bezug zu vorherigen Anspielungen aufwiesen und somit dem Leser das Gefühl gaben, immer mehr ein Teil von QualityLand zu werden.
Persönlich haben mich die einzelnen Anspielungen an die "Känguru-Chroniken" sehr glücklich gemacht, es gab mir etwas vertraut witziges, wodurch sie als meine Rettungsringe an niveauvollen Witzen in diesem Buch fungierten.

Die unterschwellige Kritik an dem immer allumfassender werdenderen technischen Fortschritt und die Risiken, die jener birgt, ist definitiv deutlich geworden, jedoch wurde ihr meiner Meinung nach durch den hohen Sex-Witz-Faktor die Aussagekraft geraubt. Der gezwungene und teilweise wirklich billige Humor hat das an sich gut durchdachte Buch voller Potential leider etwas lächerlich gemacht. Leider alles andere als high-quality.

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Veröffentlicht am 05.01.2020

Ein Buch für Fans, die einen ungeschönten Blick wünschen

Willkommen Realität
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Die Lochis, das sind Heiko und Roman Lochmann. Nach großer medialer Aufmerksamkeit, die sich von SocialMedia bald auch auf das Fernsehen ausgeweitet hat, schließen die Zwillinge offiziell das Kapitel als ...

Die Lochis, das sind Heiko und Roman Lochmann. Nach großer medialer Aufmerksamkeit, die sich von SocialMedia bald auch auf das Fernsehen ausgeweitet hat, schließen die Zwillinge offiziell das Kapitel als "Die Lochis". Nach der großen Abschiedstour, bei der ich selbst auf dem allerletzten Konzert war, folgt nun die Autobiographie. Sie wird angepriesen als schonungslos ehrlich, pikant und als ein Einblick in bisher unbekannte Kapitel vom Leben der Zwillinge. Und genau das erwartet den Leser auch, jedoch sollte er dabei keine literarische und sprachlich höchstgradig raffinierte Abhandlung erwarten.

Dieses Buch ist wirklich etwas für Fans, für Menschen, die mehr über Heiko und Roman Lochmann erfahren möchten. Ich selbst habe aus diesem Grunde zu dem Buch gegriffen, da ich mich in letzter Zeit mehr mit der Musik der beiden auseinandergesetzt habe. Jedoch habe ich mich weniger mit dem Leben der beiden befasst, sodass ich nun einige Hintergrundgeschichten zu der Musik kenne. Ich muss sagen, dass ich es über das Buch hinweg gelernt habe, die beiden für ihre Karriere in diesem Alter zu bewundern. Die beiden sprechen in ihrem Buch offen über Fehler und Probleme, aber eben auch über Erfolge, Meilensteine und Entwicklungen. Es ist durchaus interessant zu verfolgen, wie die beiden sukzessive auf der Karriereleiter nach oben geklettert sind, dabei aber auch den ein oder anderen Rückschlag erleben musste. Neben den beruflichen Entwicklungen werden aber auch privatere Themen angesprochen- das erste Mal, Alkohol, Rauchen und andere Jugendsünden. Es ist amüsant und schnell zu lesen. Ich bin kein Mensch, der häufig Autobiographien liest, weswegen es für mich schwer einzuordnen ist, wie andere Biographien sind.

Meiner Meinung nach war es sehr addressatenorientiert, was sicherlich angebracht war. Die Fans von "den Lochis" sind größtenteils jünger, und in diesem Fall finde ich das Buch gelungen. Die Sprache ist einfach und schlicht gehalten und sehr umgangssprachlich. Es sorgt für eine hohe Authentizität, gleichzeitig hat es mich aber manchmal gestört, da ich einfach Texte gewöhnt bin, die weniger umgangssprachlich sind. So jedoch spricht es die breite Masse an, es gibt keine Verständnisprobleme. Gut fand ich, dass nicht nur die beiden gesprochen haben. Die Texte haben sich abgewechselt- mal gab es Interviews von Personen aus ihrem Umfeld und wie sie den jeweiligen Abschnitt aus dem Leben von Heiko und Roman beurteilen und wie sie es als außenstehende Betrachter erlebt haben. Zwischendurch gibt es aber auch immer wieder Unterhaltungen zwischen Roman und Heiko, in denen sie auch über einen Lebensabschnitt oder ein gewisses Thema diskutieren. Den Humor in diesem Abschnitten fand ich manchmal etwas gezwungen, aber die beiden leben besonders von ihrer Art und Weise, etwas zu präsentieren und zu performen, was in einem Buch natürlich wegfällt.
Alles ist mit vielen Bildern untermauert. Gefühlt die Hälfte des Buches besteht aus Bildern, was das ganze auflockert. Man erhält dadurch Einblicke in alte Zeiten, Jugendfotos, oder schwelgt in neueren Erinnerungen, beispielsweise in Form von Fotos aus der aktuellen Tour.

Alles in einem stehe ich dem Buch relativ neutral gegenüber. Es war leicht zu lesen, sicherlich immer mal wieder interessant und spannend, mehr über die beiden zu lesen. Wenn man aber schon länger dabei ist, waren allzuviele Informationen nicht mehr neu für einen, selbst wenn man sich wie ich größtenteils nur mit der Musik der beiden beschäftigt hat. Ich kann die beiden für ihre Erfolge in ihren jungen Jahren nur bewundern und denke, dass das Buch für einen Fan sicher ein Objekt ist, dass man erwerben kann- man muss es aber nicht unbedingt.

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Veröffentlicht am 19.08.2019

Dramatisch und interessant

Kampfsterne
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Inhaltlich geht es in "Kampfsterne" um das Leben mehrer Familien in einer Siedlung in Deutschland in den Achtzigerjahren. Und es geht vor allen Dingen um die Probleme, Zwänge, Ängste und Unfreiheiten all ...

Inhaltlich geht es in "Kampfsterne" um das Leben mehrer Familien in einer Siedlung in Deutschland in den Achtzigerjahren. Und es geht vor allen Dingen um die Probleme, Zwänge, Ängste und Unfreiheiten all dieser Personen zu dieser Zeit. Diverse Probleme werden aufgegriffen. Die einen erschütternd, traurig, teilweise noch immer zeitgemäß, die anderen objektiv betrachtet weniger schlimm, doch für die betreffende Person der Mittelpunkt ihres Bewusstseins und Denkens. Es ist nah am Zahn der damaligen Zeit geschrieben und lässt einen über die früheren Gesellschaftsstrukturen zweifeln, gleichzeitig aber auch dankbar über die sozialen Fortschritte unserer heutiger Generation im Vergleich dazu sein.



"Kampfsterne" war ein etwas anderes Buch. Sicher anders, als ich es normalerweise gewöhnt bin, da es in so vieler Hinsicht einzigartig und außergewöhnlich war. Denn eine große Besonderheit: Die Handlung wird von ca. 11 unterschiedlichen Leuten geschildert. So entwickelt sich der Verlauf der Geschichte nach und nach, indem man als Leser die Puzzleteile der Erzählungen zu einem ganzen zusammensetzt. Sie wird erzählt von Kindern, Erwachsenen, Protagonisten und Charakteren, die zunächst unscheinbar wirken. Doch diese Erzählweise macht dieses Buch zu etwas Unvergleichlichem.

Denn man kommt als Leser selbst ins Zweifeln, wie schnell man sich ein Bild über Menschen machen kann und wie schwierig es ist, dieses wieder auszubessern.

Das klingt jetzt verworren und kompliziert, doch eine der Erzählenden, Rita, war die erste, die in diesem Buch ihre Sicht schildern durfte. Ihre Sicht auf die Dinge und einzelnen Personen waren meistens sehr negativ, sie war sehr unzufrieden mit ihrem Leben und neidisch auf das anderer. Sie warf anderen gedanklich vor, unzufrieden mit ihrem 'perfekten Leben' zu sein. So habe ich anfangs Ritas Haltung übernommen. Wurden die Personen, über die sie vorher hergezogen hatte, erwähnt, so hatte ich direkt eine negative Haltung ihnen gegenüber.

Doch ich habe durch dieses Buch gemerkt, dass man niemals voreilige Schlüsse machen sollte. Manche ihrer Einschätzungen bewahrheiteten sich, doch andere nicht. Ganz im Gegenteil, manche dieser kritisierten Personen wurde wahre Lieblingscharaktere von mir. Doch eine gewisse Verbundenheit zu Rita blieb immer, obwohl ich sie irgendwann nicht mehr nachvollziehen konnte.







Das Buch hat mich insgesamt etwas verwirrt zurückgelassen, was ich grundsätzlich eher kritisieren würde. Denn das Buch war nach meinem Geschmack zu schnell zu Ende. Einige Handlungen wurden angerissen und meines Empfindens nach nicht weit genug ausgearbeitet. Sie wurden zwar immer wieder erwähnt, doch ich hätte mir noch mehr davon gewünscht. Das Buch hätte noch einige Seiten mehr haben können, denn ich hätte gerne noch mehr über die Bewohner der Siedlung erfahren, hätte noch gerne einige Zusammenhänge besser verstanden. Ich habe mich letztlich bei vielen Handlungen gefragt: wie wäre sie jetzt eigentlich weiter gegangen? Was wird daraus?

Es ist nicht wirklich ein offenes Ende, dennoch regt es einem zum Nachdenken an.



Zugegeben, manche Handlungen und Vorhaben habe ich nicht wirklich verstanden. Obwohl, das ist das falsche Wort- ich habe sie verstanden, konnte sie aber nicht nachvollziehen. Sie waren absurd, unangebracht, grauenvoll.



Doch genau das macht dieses Buch aus. Dass die Verzweiflung teilweise so groß ist, dass die Leute dort zu Übersprunghandlungen neigen.



Zuletzt möchte ich noch auf die Charaktere eingehen. Es ging primär um 3 Familien. Familie eins besteht aus Rita, Georg, Johannes und Klara. Über Rita hatte ich ja schon eben gesprochen. Georg ist mir, wie sein Sohn Johannes, in der Zeit sehr ans Herz gewachsen. Beide haben ein großes Herz und eine verborgene Stärke. Sie mögen vielleicht in Ritas Augen "langweilig" sein, doch sie sind definitiv gute Menschen, und gerade Johannes hat oftmals gesagt, was ich gedacht habe und wurde so schnell mein Lieblingsmensch dort.

Familie 2, bestehend aus Ulla, Rainer, Constanze aka Cotsch und Lexchen war eine vielbeneidete Familie, doch es zeigte sich, dass man allen Menschen nur vor den Kopf schaut. Lexchen und Constanze sind mir aber auch sehr ans Herz gewachsen, denn während Cotsch stark und unabhängig ist, sieht Lexchen immer das Gute im Menschen, eine bewundernswerte Haltung in dieser Welt.

Und die Dritte Familie, Ella und Joschi, spielen am Rande mit, obwohl ich mir zu beiden nicht wirklich ein Bild gemacht habe.



Letztlich kann ich das Buch empfehlen, doch nicht uneingeschränkt an jeden. Denn das Buch ist nicht unbedingt eine leichte Lektüre für Zwischendurch. Sie regt zum Nachdenken und Zweifeln an, hat Themen, die letztlich alle sehr dramatisch sind, doch das Buch ist unfassbar gut geschrieben und sehr fesselnd. Alexa Hennig von Lange hat sich definitiv zu meinen bevorzugten Autoren hochgearbeitet und ich bin erstaunt über ihre Wandelbarkeit in Erzählweise und wie sie es geschafft hat, den Handlungsverlauf so genau aus so vielen Puzzleteilen zusammenzusetzen.