Profilbild von Krueckels

Krueckels

Lesejury Star
offline

Krueckels ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Krueckels über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2021

Humorvolle Identitätsfindung

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
0

Olgas Familie kommt ursprünglich aus Georgien. Als sie ein Kind war, sind sie über Griechenland nach Deutschland ausgewandert. Hier sucht Olga ihren Platz. Sie absolviert die Schule mit Bestnoten ...

Olgas Familie kommt ursprünglich aus Georgien. Als sie ein Kind war, sind sie über Griechenland nach Deutschland ausgewandert. Hier sucht Olga ihren Platz. Sie absolviert die Schule mit Bestnoten und geht zum Studium nach Bonn - weit weg von den Eltern in München. Sie möchte dazugehören zur deutschen Gesellschaft und passt sich bis zur Selbstaufgabe an - heiraten möchte sie einen Mann mit einem möglichst deutschen und kurzen Namen.
Ihre Eltern hingegen machen sich große Sorgen, weil sie auf die 30 zugeht und noch nicht verheiratet ist.
Ihre vernünftigen Zukunftspläne mit ihrem Kollegen Felix werden über den Haufen geworfen, als sie Jack begegnet, der ihre versteckte Leidenschaft weckt.
Eine spontane Reise nach Georgien und die Begegnung mit der Verwandtschaft verändern Olga.
Dialogreich und humorvoll, sehr pointiert und nah an den Hauptfiguren schildert Angelika Jodl in dieser Roadstory die Schwierigkeiten beim Leben zwischen zwei Welten.
Von dem eigenartigen Titel sollte man sich nicht verwirren lassen, tatsächlich spielt eine Kuh im Kaukasus eine entscheidende Rolle. Das Cover ist übrigens sehr aufwendig gestaltet und wenn man die aufgedruckte Kuh nach der Lektüre des Buches noch einmal genau betrachtet, wird man einige geschilderte Traditionen aus Georgien wiedererkennen.
Ich empfehle das Buch als heitere Ablenkung - gut geeignet als Urlaubslektüre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.05.2021

Intime Schilderung des Nahostkonflikts

Jaffa Road
0

Daniel Speck gelingt es, den Nahostkonflikt in einer Familie zu verdichten. Joelle und Elias lernen sich erst kennen, nachdem ihr Adoptivvater gestorben ist. Die Jüdin, die in Paris lebt, und der italienische ...

Daniel Speck gelingt es, den Nahostkonflikt in einer Familie zu verdichten. Joelle und Elias lernen sich erst kennen, nachdem ihr Adoptivvater gestorben ist. Die Jüdin, die in Paris lebt, und der italienische Arzt mit palästinensischer Abstammung begegnen sich zunächst mit Vorurteilen. Nur Nina, die deutsche Enkelin des Verstorbenen, geht offen auf beide zu und versucht Brücken zu bauen. In Rückblenden erfährt sie von beiden, wie sie Moritz erlebt haben und wie die Gründung des Staates Israel ihr Leben beeinflusst hat. Der Zeitraum zwischen 1945 und der Gegenwart wird durch exemplarische Ereignisse dargestellt.

Im Gegensatz zum Vorgängerband Piccola Sicilia, in dem Moritz als unsichtbarer Beobachter eine große Distanz zu den Menschen hat und damit auch der Lesende nur schwer Identifikationsmöglichkeiten findet, sind diese Rückblenden sehr persönlich und teils unerträglich realistisch.

Der Konflikt zwischen dem neuen Staat Israel und den palästinensischen Bewohnern macht das Buch politisch hochaktuell und verleiht ihm zeitweise den Status eines Spionagethrillers.

Die Schilderung der vielschichten Kultur im Mittelmeerraum und des langen friedlichen Zusammenlebens von Muslimen, Juden und Christen in vielen Gebieten ist ein Appell für eine gerechte und friedliche Lösung des Konflikts unserer Tage.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.03.2021

gut inszenierter Krimi

Lockvogel
0

Die junge Schauspielschülerin Antonia hat in blinder Liebe den falschen Mann in ihrer Leben gelassen und nun ist das gesamte Vermögen ihrer Großmutter spurlos verschwunden. Nachdem ihre eigenen ...

Die junge Schauspielschülerin Antonia hat in blinder Liebe den falschen Mann in ihrer Leben gelassen und nun ist das gesamte Vermögen ihrer Großmutter spurlos verschwunden. Nachdem ihre eigenen Nachforschungen kein Ergebnis hatten, sucht sie ein Detektivbüro auf. Obwohl dieses nicht sehr vertrauenserweckend aussieht und Edgar Brehm auch gesundheitlich angeschlagen ist, würde sie ihn gerne beauftragen - aber ihr fehlt das Geld.
Dann ergibt sich aber ein weiterer Auftrag für den Detektiv. Die Frau des Regisseurs Steiner bittet ihn darum zu klären, ob dieser Affären hat und inwiefern die Frauen zu sexuellen Handlungen gezwungen werden. Hier werden aktuelle Bezüge zur MeToo-Debatte deutlich.
Brehm bietet Antonia darauf hin an, für ihn zu arbeiten und als Gegenleistung sucht er nach dem verschwundenen Geld.
Richtig brisant wird der Fall allerdings, als im Pool der Familie Steiner nach einer Party die Leiche eines der Kellner gefunden wird.
Man merkt dem Buch an, dass die Autorin Theresa Prammer selbst Schauspielerin und Regisseurin ist. So lässt sie die Leser*innen Einblick nehmen in Vorgänge am Film-Set und den harten Konkurrenzkampf.
Die Geschichte nimmt mehrere unerwartete Wendungen und könnte sicher gut verfilmt werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.10.2020

Enthüllung eines Familiengeheimnisses

Das letzte Licht des Tages
0

Schon auf den ersten Seiten wird der generationenübergreifende Plot aufgebaut. Liv steht 2019 nach der Scheidung vor den Scherben ihres Lebens, nicht nur den Ehemann, sondern auch ihre Arbeit und ihre ...

Schon auf den ersten Seiten wird der generationenübergreifende Plot aufgebaut. Liv steht 2019 nach der Scheidung vor den Scherben ihres Lebens, nicht nur den Ehemann, sondern auch ihre Arbeit und ihre Freundschaften hat sie verloren.
Inès und Edith erleben 1940 kurz nach ihren Hochzeiten die Invasion der Deutschen in Frankreich. Edith lebt in Reims, während Inès zu ihrem Mann auf einem Weingut zieht. Nur schwer findet sich die junge Frau, die in der Stadt aufgewachsen ist, mit dem Landleben zurecht. Nur zu Théo, einem engen Mitarbeiter ihres Mannes, und seiner Frau Céline gibt es regelmäßigen Kontakt, aber eine Freundschaft wie zu Edith kann nicht entstehen. Durch die Besatzung schwebt Céline in besonderer Gefahr, da sie Jüdin ist.
Liv wird von ihrer Großmutter Edith nach Frankreich gelockt, um ihrer Trübsal zu entfliehen und über einen Neuanfang nachdenken zu können. Oder hat die 99-jährige noch ein anderes Interesse, dass ihre Enkelin nach Paris und nach Reims kommt?
Immer wieder wechselt die Zeitschiene, nach und nach werden die Zusammenhänge der Vergangenheit von Liebe und Einsamkeit, Widerstand und Verrat deutlich. Aber erst ganz am Ende sind alle Rätsel gelöst.
Eine gut recherchierter historischer Roman und eine Liebeserklärung an die Champagne.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.08.2020

Wirtschaftswunder aus weiblicher Sicht

Die Wunderfrauen
0

Aus der Sicht von vier sehr unterschiedlichen Frauen schildert das Buch die Zeit des Wirtschaftswunders in einem kleinen bayerischen Ort.

Luise ist Köchin und hat zusätzlich bisher ihre Schwiegermutter ...

Aus der Sicht von vier sehr unterschiedlichen Frauen schildert das Buch die Zeit des Wirtschaftswunders in einem kleinen bayerischen Ort.

Luise ist Köchin und hat zusätzlich bisher ihre Schwiegermutter betreut. Sie träumt von einem eigenen Laden in den durch deren Tod freigewordenen Räumen.
Marie ist aus Schlesien vertrieben und ihre ganzen Habseligkeiten passen in einen Koffer. Sie ist allein, ihre Familie und Freunde verstorben.
Annabel hat bereits während des Krieges den Arzt Konstantin geheiratet. Ihre Eltern sind ebenfalls verstorben. Durch die Heirat lebt sie entfernt von ehemaligen Freunden. Dadurch ist sie komplett auf ihren Sohn Friedrich fixiert, zumal die Familie ihres Mannes sie nicht akzeptiert.
Helga ist eine Fabrikantentochter, die vor einer arrangierten Ehe flieht und nun eine Ausbildung zur Krankenschwester macht.
Geschickt wechselt die Autorin zwischen Dramatik, Humor und Romantik. Durch die Schilderung von Mode, Küche und Musik der Fünfziger wird man als Leserin mit allen Sinnen auf Zeitreise geschickt.

Einziger Kritikpunkt aus meiner Sicht ist das sehr offene Ende, das wohl zum Kauf der weiteren Bücher anregen soll.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere