Profilbild von ice_flower

ice_flower

Lesejury Star
offline

ice_flower ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit ice_flower über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.12.2020

Angenehmes Hörerlebnis über starke Frauen in der Vergangenheit und Gegenwart

Der Faden der Vergangenheit
0

Melody zieht als Staatsanwältin von London nach Stockmill in ein altes Haus, welches aus ihrem Familien besitz stammt: Abigail’s Place. Abigail ist eine Vorfahrin von Melody. Melody lernt dort außerdem ...

Melody zieht als Staatsanwältin von London nach Stockmill in ein altes Haus, welches aus ihrem Familien besitz stammt: Abigail’s Place. Abigail ist eine Vorfahrin von Melody. Melody lernt dort außerdem Dan kennen, dessen Vorfahr Oliver in der Vergangenheit Abigail kannte. Dan und Melody finden in Abigail’s Place die alten Tagebücher von Abigail und beginnen diese zu durchforsten und zu lesen. Somit eröffnet sich ein besonderer Blickwinkel in die Welt von Fabrikanten im Jahr 1840. Die Geschichten von Melody und Abigail gehören genauso zusammen, wie die von Dan und Oliver und der sogenannte Faden zieht sich durch das gesamte Buch.

Der Roman stammt aus der Feder von Felicity Whitmore und ist der Auftakt für ihre neue Trilogie. Bis jetzt kannte ich die Autorin noch nicht. In diesem Buch begegnet dem Leser bzw. in diesem Fall Hörer eine Geschichte auf 2 Zeitebenen, jene in der Vergangenheit und die aktuelle der Gegenwart. Auf sehr detaillierte Weise erfährt man so einiges über die Industrialisierung und die damaligen, schrecklichen Verhältnisse der Fabrikarbeiter in England aber auch über die feine Gesellschaft, in der sich die Fabrikanten bewegt haben. Natürlich geht es auch um Familienbande. Obwohl ich eher ein Vielleser (und vor allem Schnellleser) als ein Vielhörer bin, hat mich die Gesamtgeschichte sehr begeistert und ich habe mich auf das Abenteuer Hörbuch eingelassen. Die Sprecherin Hannah Baus macht ihre Sache sehr gut und es macht Spaß ihrer angenehmen Stimme zu zuhören. Sie vermag es auch für die unterschiedlichen Charaktere den richtigen Ton zu treffen. Man kann sich als Hörer sehr gut in die verschiedenen Zeitebenen hineinversetzen und hat sofort gewisse Dinge bildlich vor dem Auge. Dabei insbesondere bemerkenswert ist wohl die Figur der Abigail, die für damalige Verhältnisse eine sehr starke und aufgeweckte Persönlichkeit war, die für „ihre“ Arbeiter vieles verbessern und erneuern wollte und die vom Elend in der Bevölkerung beschämt ist. Eine ebenso charakterstarke Persönlichkeit ist aber auch Melody, die für heutige Verhältnisse sich ebenso behaupten kann zwischen Kindern, Ehemann und erfolgreicher Karriere. Gut gefallen hat mir weiterhin, dass die Geschichte zum Glück nicht vorhersehbar ist. Es ergeben sich doch immer wieder neue Erzählpfade und manches ergibt sich anders, als zunächst angenommen. Ich mag es, wenn ich überrascht werden konnte.

Meine Kritik: Da die Kapitel recht lang sind, sind auch die Hörbuchabschnitte sehr lang und es fällt schwer einerseits eine vernünftige Pause einzulegen und andererseits sich entsprechend zu konzentrieren. Mir wäre die Konzentration beim Lesen persönlich wohl leichter gefallen, da zwischenzeitlich doch so einiges auf den Hörer einstürmt, was man sich ohne Notizen gar nicht alles merken kann (im Buch könnte man auch mal zurückblättern). Deshalb meine ich, dass bei einem solchen längeren und historischen Roman eine kurzweiligere Kapitelaufteilung wohl besser wäre. Außerdem- oder gerade trotz stimmiger Gesamtgeschichte- wirken die Charaktere bisweilen etwas hölzern und nicht richtig greifbar. Manchmal bin ich nicht richtig mit ihnen warm geworden bzw. war auch etwas hin und her gerissen, ob ich sie nun mögen soll oder nicht.

Mein Fazit: Dennoch, ist es sehr stimmiger Roman mit vielen historischen Einflechtungen, der mich begeistert hat und ich würde gerne wissen, wie es sich weiterentwickeln würde. Auch die Hörbuchausführung ist super und hat mir viel Spaß gemacht. Deshalb vergebe ich 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2020

Dunkle Familiengeheimnisse – fesselnd aber etwas übertrieben

Das Geheimnis von Seynford Hall
0

Samantha schlägt sich durch verschiedene Aushilfsjobs durch ihr Leben und hat vor kurzem ihre Mutter verloren. Als sie einen geheimnisvollen Brief erhält, der sie nach Cornwall zitiert, geht sie auf das ...

Samantha schlägt sich durch verschiedene Aushilfsjobs durch ihr Leben und hat vor kurzem ihre Mutter verloren. Als sie einen geheimnisvollen Brief erhält, der sie nach Cornwall zitiert, geht sie auf das Angebot ein, um herauszufinden, wer wohl etwas von ihr will. Dort landet sie auf Seynford Hall und ihr Horizont wird bald schneller erweitert, als sie es für möglich gehalten hätte. Das Cover des Buches finde ich passend gewählt und es hat mich auch direkt angesprochen. Insbesondere die abgebildete Landschaft versetzt einen sofort in andere Gefilde.

Das Buch „Das Geheimnis von Seynford Hall“ stammt aus der Feder von Tanja Bern, von der ich bis jetzt noch nichts gelesen habe. Die Autorin schreibt in unterschiedlichen Genres, vorrangig aber auch Romance, so wie in diesem Roman. Das Buch liest sich sehr schnell und sehr flüssig, es ist in einer modernen Sprache verfasst. Die Autorin schafft es, ihre Hauptcharaktere sowie die Umgebung sehr treffend zu beschreiben, sodass man als Leser die Ereignisse und Schilderungen direkt vor dem Auge hat. Das Buch ist in 4 größere Abschnitte eingeteilt, die nach den jeweils handelnden Hauptpersonen benannt sind. Die Kapitelunterteilung in den einzelnen Abschnitten ist gut und kurzweilig gewählt, sodass man auch ausreichend nebenbei erfahren kann. Auch die Übergänge zwischen den einzelnen Abschnitten ist fließend. Ich persönlich lese sehr gerne Geschichten oder Sagas, die Familiengeheimnisse beinhalten und wurde hier also von meiner Erwartungshaltung her nicht enttäuscht. Das Buch habe ich sehr schnell und fast am Stück gelesen. Unglücklicherweise war mir allerdings der vermutliche Ausgang der Geschichte sehr schnell klar, trotzdem wollte ich wissen, wie sich die Charaktere entwickeln und was für Nebenpfade die Geschichte vielleicht noch beschreitet oder verborgen hält. Da hatte ich mir aber mehr versprochen. Ich habe immer erwartet, dass noch schlimmere verborgene Geheimnisse zum Vorschein kommen werden. An einigen Stellen, insbesondere die Beschreibungen hinsichtlich dessen, was Mrs. Seynford erleben musste, fand ich dann doch extrem und in meinen Augen nicht glaubwürdig für ein Geschehen in den 70er- Jahren, oder lag es daran das die Seynford’s von einem gewissen Stand und Ansehen waren, welches sie auch bewahren mussten? Das hat mir nicht so gut gefallen. Nichtsdestotrotz ist die Figur der Mrs. Seynford äußerst interessant, aber auch bemitleidenswert, was ihr widerfahren ist. Gut fand ich nebenher die Liebesgeschichte zwischen Sam und Dave. Außerdem war die Auflösung zum Schluss fast ohne Hindernisse und damit sogar ein bisschen langweilig, es ging ein wenig zu positiv und einfach zu, wenn aber auch zugleich schön, da sich alles zum Guten gewendet hat und Happy End’s etwas Wunderbares sind. Der Spannungsbogen lässt im Allgemeinen insgesamt etwas zu wünschen übrig, es hätte ruhig noch etwas mehr Dramatik sein können.

Mein Fazit: Ein kurzweiliges Lesevergnügen mit einer Liebesgeschichte und verborgenen Geheimnissen- mir hat es trotz meiner Kritik Spaß gemacht das Buch zu lesen, was ich entsprechend auch in meiner Bewertung würdigen möchte und deshalb gebe ich 4 von 5 Sternen!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 29.11.2020

Gelungener Wohlfühlroman, der etwas vorhersehbar ist

Die Insel des Glücks
0

Delia ist nicht mehr so, wie sie früher einmal war. Nach einem Burnout hat sie ihr Leben radikal geändert und tut alles für Partner Vincent, was er von ihr verlangt. Sie ist ihm vollständig hörig. Leider ...

Delia ist nicht mehr so, wie sie früher einmal war. Nach einem Burnout hat sie ihr Leben radikal geändert und tut alles für Partner Vincent, was er von ihr verlangt. Sie ist ihm vollständig hörig. Leider ist sie auch gesundheitlich angeschlagen, sodass ihre Cousine und Freundin Bea sie zu einer Ayurveda-Kur in Sri Lanka überredet, um sie sowohl physisch als auch psychisch zu heilen.

„Die Insel des Glücks“ stammt aus der Feder von Annabelle Benn, von der ich bis jetzt noch nichts gelesen habe. Der Roman fällt erstmal durch sein schönes, fröhliches und paradiesisches Cover auf, weshalb ich darauf aufmerksam geworden bin. In moderner und flüssiger Sprache schreibt die Autorin jeweils aus den Sichtweisen ihrer Protagonisten Delia als auch Bea. Dieser kurzweilige Kapitelwechsel gefällt mir sehr gut, denn so erhält man viele Einblicke in die Gedanken und der Gefühlswelt der beiden Frauen. Außerdem lernt man durch die guten Beschreibungen im Buch so einiges über Ayurveda. Da ich mich noch nie damit beschäftigt habe, habe ich also auch allerlei beim Lesen gelernt. Die Hauptprotagonistin Delia, deren Leben in der Geschichte eigentlich komplett einmal auf den Kopf gestellt bzw. um 180 ° gedreht wird, schließt man als Leserin ins Herz und man fühlt und leidet mit ihr mit. Trotzdem ist es mir insgesamt nicht erklärbar, wie sehr man sich von einem Mann abhängig machen kann. Dennoch ist es der Autorin hier sehr gut gelungen, das Leben von Delia zu charakterisieren. Weiterhin hervorragend beschrieben ist Delia’s Wandlung im Laufe der Ayurveda-Kur. Es hat sehr viel Spaß gemacht, zu verfolgen, wie sie wieder aufblüht. Unterschwellig schwelgt damit im Roman auch die Ermahnung an den Leser mit, dass man sich und seinen Körper selbst gut behandeln sollte und man auf sich Acht geben muss. Ein durchaus sehr aktueller Ansatzpunkt in unserer immer schneller und stressiger werdenden Gesellschaft. Natürlich darf schlussendlich eine Liebesgeschichte nicht fehlen, die sehr gefühlvoll aufgebaut worden ist.

Meine Kritik: Der Roman hat mir gut gefallen, vor allem auch jene Aussagekraft, die zwischen den Zeilen mitschwingt- die Ermahnung an das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit. Auch die Wandlung von Delia zu verfolgen ist wunderbar. Der Kapitelwechsel war mir an einigen Stellen im hinteren Teil des Buches zu rasant. Das Buch baut die Spannung langsam auf (es hätte anfangs fast ein bisschen schneller gehen können) und dann wird alles recht schnell abgehandelt. Außerdem ist der Ausgang der Geschichte schlussendlich auch fast ein wenig vorhersehbar, was ich schade finde, denn mir war klar, was passieren würde bzw. hatte ich genau das Ende zumindest so erhofft. Vorhersehbare Romane nehmen einem leider immer etwas die Spannung. Weiterhin gibt es noch allerlei Rechtschreibfehler auszumerzen, die mich manchmal doch ganz schön gestört haben.

Mein Fazit: Dennoch ist es ein sehr lesenswertes Buch für zwischendurch, was einen gut unterhält und auch noch eine gute Botschaft verkündet und erhält damit von mir 4 von 5 Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.11.2020

Erlebnisse einer Familie eingebettet in die deutsche Geschichte

Irmas Enkel
0

Die beiden Weltkriege haben in Deutschland in vielen Familien ihre Spuren hinterlassen. So auch in der von Irma, die am Anfang des Buches ihren 3. Enkel bzw. eine Enkelin begrüßen kann, Annemarie, genannt ...

Die beiden Weltkriege haben in Deutschland in vielen Familien ihre Spuren hinterlassen. So auch in der von Irma, die am Anfang des Buches ihren 3. Enkel bzw. eine Enkelin begrüßen kann, Annemarie, genannt Anni. Aus der Sicht dieser wird anschließend hauptsächlich die Geschichte ihrer Familie rund um den Ort Perlitz erzählt. Anni hat es dabei nicht leicht. Neben den Entbehrungen und Verlusten der beiden Kriege, erlebt sie auch den Aufbau der späteren Besatzungszonen und der späteren DDR und BRD mit. Sie muss hart schuften in der Landwirtschaft, um überhaupt überleben zu können.

Leandra Moor nimmt den Leser mit auf eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit meiner Groß- und Urgroßeltern. Die Autorin war mir vorher nicht bekannt, aber in einem Vorwort schreibt sie selbst, dass ihre eigene lückenhafte Familiengeschichte sie zu diesem Roman inspiriert hat und er in Sachsen-Anhalt startet. Das hat mich von Anfang an neugierig gemacht, denn auch ich stamme aus Sachsen-Anhalt und kenne mittlerweile durch vielseitige Erzählungen meiner Familie in groben Zügen die Erfahrungen hinsichtlich der Weltkriege und der sehr unsicheren Zeiten. So wie mich persönlich auch meine eigene Familiengeschichte interessiert, so spannend fand ich sie auch im Buch der fiktiven Familie dargestellt und geschildert. Beim Lesen wurde bei mir unweigerlich der Eindruck erweckt, dass ich zu den Füßen meiner Urgroßmutter sitze und sie mir ihre Lebensgeschichte schildert. Deshalb bin ich tief beeindruckt von dem Buch und der Idee dahinter, vor allem nach den Schicksalen der starken Frauen zu forschen. Der Roman ist noch dazu sprachlich sehr ausgewogen. Durch die häufige Einbindung von Briefen unter den handelnden Charakteren als auch vielen Dialogen, wirkt er kurzweilig und es kommt auch vieles aus der Gefühls- und Gedankenwelt zum Ausdruck, was mir wirklich sehr gut gefällt.

Meine Kritik: Trotz der sehr interessanten Verhältnisse, die im Buch beschrieben werden, und die sich sicher in einer hohen Prozentzahl in vielen anderen deutschen Familien widerspiegeln, wirkt das Buch bisweilen etwas zu langatmig. Insbesondere die Einteilung der Kapitel finde ich äußerst schlecht gewählt, denn sie sind viel zu lang. Unterbrechungen im Lesefluss sind daher schwierig, aber am Stück durch lesen geht eben auch nicht immer. Im E-Book-Format erkennt man außerdem oft nicht, wann Unterbrechungen kommen bzw. Absätze und es an anderer Stelle aus der Sicht eines anderen Charakters weiter geht, vielleicht liegt das aber auch nur an meinem Reader. Sehr schade, denn das verwirrt doch etwas. Vor allem das 2. große Kapitel des Buches zieht sich sehr in die Länge, die Ereignisse hätten flüssiger kommen können. Auch die Ausschreibung der vollen Jahreszahlen, z.B. neunzehnhundertneununddreißig statt 1939, finde ich schrecklich. Es dauerte viel zu lange, bis ich überhaupt wusste, von welchem Jahr wir sprechen und ich musste es manchmal 2x lesen.

Mein Fazit: Dennoch, die kleinen Kritikpunkte, tun keinen Abbruch an der wirklich berührenden Geschichte, die den Leser oftmals sehr mit den Charakteren mitfühlen lässt und vor dem inneren Auge die Bilder und Schrecken des Krieges, des Leids, der Not und der Armut auferstehen lässt. Deshalb gibt es von mir eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.10.2020

Spannender Thriller bis zum Schluss, aber zum Ausgang etwas verzettelt

Die Gästeliste
0

Carola Martins ist Bloggerin und der Star in den sozialen Netzwerken. Keiner kennt sich besser aus als sie und niemand ist effektiver darin, die Welt der sozialen Medien für sich zum Vorteil zu nutzen ...

Carola Martins ist Bloggerin und der Star in den sozialen Netzwerken. Keiner kennt sich besser aus als sie und niemand ist effektiver darin, die Welt der sozialen Medien für sich zum Vorteil zu nutzen und sich, egal welches Ereignis, immer im rechten Licht zu präsentieren. So gibt sie außerdem Partys, bei denen die High Society der sozialen Netzwerke sich regelmäßig trifft. Jeder möchte auf ihrer Gästeliste stehen, denn dann sonnt man sich im rechten Licht und ist quasi interessant. Doch Carola hat nicht die ehrlichsten Absichten, im Gegenteil, sie nutzt ihre Feiern dazu aus, ihren Gästen Geheimnisse zu entlocken, um diese dann wieder zu ihrem Vorteil in den sozialen Medien oder anderweitig bei Vertragsabschlüssen o.ä. nutzen zu können. Ihre unaufhörliche Gier weiter aufzusteigen wird ihr schlussendlich zum Verhängnis. Nach und nach werden Personen, die auf ihrer Gästeliste standen, ermordet – jene, die sich kritisch zu ihr geäußert haben. Die Spur führt zu ihr zurück, denn nur Carola hätte einen Vorteil davon ihre Kritiker aus der Welt zu schaffen. Oder?

Der Thriller „#Die Gästeliste“ stammt aus der Feder von Sonja Rüther und erschien bereits im Jahr 2015 und wurde jetzt neu aufgelegt. Auch wenn der eigentliche „Stoff“ schon 5 Jahre alt ist, an der Brisanz des Themas hat sich nichts geändert – ganz im Gegenteil, es ist aktueller denn je, denn soziale Netzwerke bzw. Social Media nehmen mittlerweile einen großen Platz in unserem Alltag ein. Die Autorin war mir vorher nicht bekannt, aber in ihren Thriller bin ich sofort vertieft gewesen. Mit einer aktuellen und flüssigen Sprache sowie Auszügen zu Screenshots von Beiträgen bei Facebook sowie sehr zutreffenden Zitaten über die virtuelle Medienwelt, gelingt es ihr das Thema sehr modern und anschaulich zu gestalten. Zusätzlich baut sich sofort in den ersten Kapiteln der Spannungsbogen auf, den das Buch fast über die gesamte Zeit beibehält. Unweigerlich fragt sich der Leser, wie es weiter geht und wer eigentlich „der/die Böse“ oder „der/die Gute“ in der Geschichte ist. Bereits am Anfang gibt es so viele sich anbietende Möglichkeiten hierzu, dass man wirklich nichts im Voraus erahnen kann. Das steht für spannenden Lesespaß. Die Protagonistin Carola ist darüber hinaus eine äußerst schwierige Persönlichkeit, die man eigentlich nicht leiden kann, denn ihr Alltag besteht nur daraus aus Ereignissen Kapital zu schlagen, aber es ist gleichsam interessant ihren Werdegang zu verfolgen. Sicherlich werden hier auch einige Klischees bedient, aber dennoch ist sie treffend charakterisiert. Meiner Meinung nach hat sie längst den Blick für die Realität verloren, sodass sie auch niemals davon ausgegangen ist, dass ihr jemand etwas böses will. Dies lässt die Frage aufkommen, die den Leser auch nach dem Buch weiter beschäftigt: Lassen wir uns auch dazu verleiten den Blick für die Realität zu verlieren, wenn wir nur noch in der Welt der sozialen Medien eintauchen und uns von Likes und Followern blenden lassen? An dieser Stelle lässt das Buch also auch Raum den eigenen Medienkonsum zu überdenken und sich selbst zu hinterfragen und regt den Leser auch an, seine eigenen Verhaltensweisen zu überprüfen, was mir wirklich sehr gut gefällt.

Nun zu meiner Kritik: Obwohl das Buch über weite Längen die Spannung hält, gibt es in den hinteren Kapiteln einen gewissen Knick, denn diese sind meiner Meinung nach etwas in die Länge gezogen. Als dann endlich die Auflösung des Gesamtgeschehens folgt, überschlagen sich dann regelrecht die Ereignisse und dem Leser fällt es schwer alles zu ordnen. Es wirkt etwas gehetzt und verzettelt. Außerdem muss ich ehrlich sagen, so spannend und aktuell das Thema der Manipulation über Social Media ist, so enttäuscht war ich über das relativ harmlose Ende. Auch wenn das Ende gut war, so hat mir doch ein richtiger Kracher gefehlt. Sehr schade! Vielleicht wäre es auch besser gewesen, sich auf weniger Personen zu konzentrieren.

Aber dennoch mein positives Fazit: Das Buch bleibt trotz kleinen Schwächen natürlich äußerst lesenswert und aktuell. Man kann sehr gut in die Geschichte eintauchen und mit fiebern. Ich fand es sehr spannend und würde es auf jeden Fall weiterempfehlen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere