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Veröffentlicht am 15.08.2021

Fast schon eine Farce

Im Reich der Schuhe
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Ich muss zugeben, dass mich "Im Reich der Schuhe" leider gar nicht überzeugen konnte. Die interessante Prämisse des culture clash der Anfangsseiten konnte in keiner Weise aufrecht erhalten werden. Stattdessen ...

Ich muss zugeben, dass mich "Im Reich der Schuhe" leider gar nicht überzeugen konnte. Die interessante Prämisse des culture clash der Anfangsseiten konnte in keiner Weise aufrecht erhalten werden. Stattdessen taumelte der Protagonist Alex recht unbedarft, dauerüberfordert und wenig eigenständig am Rockzipfel der Chinesin Ivy durch die chinesische Provinz, in dem Versuch, sich einen Reim auf das Reich der Mitte zu machen.

Alle Figuren waren eher überzogene Stereotypen als glaubhaft konzipierte Figuren, am stärksten und furchtbarsten trifft das wohl auf den Unternehmer-Vater, aber auch die chinesischen Funktionäre, zu, die schon fast parodistisch wirken, allerdings ohne das auch nur ein Hauch von Humor und Witz ausgestrahlt wird.

Die Handlung kommt so gar nicht vom Fleck. Nach 140 Seiten ist eigentlich noch nichts passiert, was den Text voranbringt - es ist eher unaufgeregt und langweilig, da hilft auch die Tragödie nicht, die eine chinesische Arbeiterin trifft. Die sich anschließende, politische Erweckung und Entlassung von Alex in die Unabhängigkeit von seinem Vater ist an Naivität und Simplizität fast nicht zu überbieten. Hinzu kommt, dass die Darstellung der politischen Verhältnisse und Agitationen so oberflächlich und vereinfacht ist, dass man wirklich gar keine Freude daran haben kann. Mehr und mehr wird deutlich, dass hier eine politische Message rübergebracht werden soll - allerdings fehlt es leider an jeglicher Raffinesse.

Insgesamt leider überhaupt nicht mein Text - langweilig, uninspiriert und öde.

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Veröffentlicht am 29.10.2020

"CRASH, BOOM, BANG!"

Love & Bullets
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Fiona und Bill sind ein kriminelles Paar. Warum sie zusammen sind, erfährt man nicht wirklich, wer sie sind eigentlich auch nicht, und was der Roman soll, erschließt sich ebenfalls nicht.

Nach einer herrlich ...

Fiona und Bill sind ein kriminelles Paar. Warum sie zusammen sind, erfährt man nicht wirklich, wer sie sind eigentlich auch nicht, und was der Roman soll, erschließt sich ebenfalls nicht.

Nach einer herrlich ironischen, mit zahlreichen Perspektivenwechseln gespickten, Leseprobe und mit der Aussicht auf einen Wackel-Elvis auf dem Cover, bin ich sehr neugierig und erwartungsfroh in den Thriller gestartet. Und ja, einen Thriller habe ich bekommen: ein „Crash, Boom, Bang“ jagt das nächste, eine Leiche folgt der anderen, ein Blutrausch schlägt die nächste Gräueltat. Dieser Roman liefert Thrill der einfachsten Sorte und wäre sicherlich als Vorlage für ein B- oder gar C-Action-Movie bestens geeignet gewesen – als Roman funktioniert es leider nicht. Ich fühlte mich die ganze Zeit in einen Roman zu dem Film Irgendwann in Mexico versetzt, so sehr liegt der Fokus hier auf Schauwerten, Action, Verfolgungsjagden und Schießereien – und was das angeht, ist der Text sogar begrenzt unterhaltsam. Einen tatsächlichen Plot sucht man dabei allerdings vergeblich: hier wird allenfalls fröhlich eine Spur der Verwüstung durch die Karibik und die USA gezogen und geprügelt und geklaut, was das Zeug hält, ohne dass eine wirkliche Sinnhaftigkeit erkennbar wäre – sicher, Fiona und Bill sind auf der Flucht vor einem Gangsterboss, aber als Leitmotiv für über 400 Seiten ist das schon etwas wenig. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Figurenzeichnung ebenfalls äußerst dünne ist – da nützen mir auch Bills und Fionas kurz eingestreute Vorgeschichten nichts. Der cool-lässige Erzähler des ersten Drittels, der skurrile Killer, der Elvis liebt und eine vielversprechende Erzählerstimme hat, verschwindet bereits auf S. 119 wieder, dafür taucht auf einmal aus dem völligen Nichts Fionas Vater im letzten Drittel auf. Bei so viel rabiater Handlungs- und Figurenführung kann man dann als Leser schon mal genervt aufseufzen. Darüber hinaus fehlte mir die titelgebende „Love“ fast völlig, die auf der vorletzten Seite eingestreute „Gangster-Romantik“ rettet das vermeintliche Liebes-Thema auch nicht mehr.

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Veröffentlicht am 06.08.2020

Mühsame Anlehnung an Heldendichtung

Cursed - Die Auserwählte
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Auch wenn mich die Artus-Sage immer wieder reizt, Cursed konnte mich leider nicht begeistern und das betrifft in diesem Fall leider alle Ebenen.

Die Geschichte, die Cursed erzählt, wirkt oftmals wirr ...

Auch wenn mich die Artus-Sage immer wieder reizt, Cursed konnte mich leider nicht begeistern und das betrifft in diesem Fall leider alle Ebenen.

Die Geschichte, die Cursed erzählt, wirkt oftmals wirr und lässt Tiefe vermissen, vielmehr ist es eine Aneinanderreihung von Begebenheiten, Schlachten und Interessenskonflikten, die zu wenig ausformuliert und erläutert werden und zeitweise auch einfach kontextlos wirken. Wahrscheinlich wollte sich Thomas Wheeler sehr stark an die Erzähltradition der Sagen anlehnen, in denen für Komplexität und fundierte Motive auch nicht allzu viel Platz ist. Als Roman funktioniert dies aber meines Erachtens nach - zumindest in diesem Fall - nicht. Dadurch dass das Augenmerk so konsequent auf den Einsatz von Action gelegt wird, entsteht sehr rasch der Eindruck, dass man es hier mit einem Buch zu tun hat, das schnellstmöglich den Sprung auf die Leinwand schaffen soll - und so ist es in diesem Fall ja auch. Für einen Roman fehlt es aber einfach an erzählerischer Kraft und Raffinesse, an Verbindungen und Plot - selbst wenn ich in Betracht ziehen würde, dass der Roman möglicherweise ausschließlich als Jugendbuch gedacht sein sollte, ist das alles viel zu wenig. Die Figuren sind letztlich nur Holzschnitte. Es gibt kaum Introspektion, innere Monologe oder einen Einblick in die Gefühlswelt - etwas was gerade bei diesem Stoff wirklich nötig gewesen wäre. Eine Figurencharakterisierung würde wirklich schwerfallen - sie sind einfach irgendwie mehr oder weniger alle sehr ähnlich. Gleiches gilt auch für die Bilder, die die Handlung illustrieren sollen - alle recht gleich und wenig aussagekräftig.

Schade - für mich war der Roman leider kein Lesevergnügen. Ich bin nur deshalb froh, durchgehalten zu haben, weil ich so zumindest erfahren durfte, welche zukünftigen Ritter der Tafelrunde sich hinter einigen Figuren verbergen. Als Serie wird das Buch wahrscheinlich gut funktionieren, aber ein Fantasy-Roman geht besser...

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Keep it simple

Kopenhagen mon amour
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Trotz der Tatsache, dass der Roman zum größten Teil in einer meiner Lieblingsstädte spielt, hat er sich als große Enttäuschung entpuppt. Ich hatte mir eine witzig-anspruchsvolle RomCom mit Hygge-Flair ...

Trotz der Tatsache, dass der Roman zum größten Teil in einer meiner Lieblingsstädte spielt, hat er sich als große Enttäuschung entpuppt. Ich hatte mir eine witzig-anspruchsvolle RomCom mit Hygge-Flair gewünscht, bekommen habe ich eine grenzenlos alberne Slapstick-Komödie mit infantilen Figuren, die an Simplizität fast nicht zu überbieten ist.
Die Französin Brune, die Protagonistin, bekommt Torschlusspanik und will im Wettlauf mit ihrer biologischen Uhr sicherstellen, noch Mutter zu werden. Als Single bleibt ihr da nur der Weg nach Dänemark – was natürlich kein Problem ist, denn in Dänemark sind ja alle Männer vom Aussehen her quasi Götter und das ist ja offensichtlich das, was bei der Samenspender-Auswahl zählt.

Unterstützt wird die grenzenlos unentschlossene, blauäugige und unerträglich naive Brune von ihrer idealistischen Freundin Justine, einer Klimaaktivistin, die am liebsten mit Pferd und Wagen nach Dänemark reisen würde, und in ihrem Eifer so gnadenlos überzeichnet ist, dass die Klimadiskussion fast zur Lachnummer verkommt. Wer glaubt, dass zu dem Zeitpunkt, an dem das einfältige Duo endlich Kopenhagen erreicht, auch die eigentliche Liebeshandlung endlich (es dauert nämlich unheimlich lang bis die beiden schließlich im doch Flieger landen) beginnen würde, sieht sich getäuscht.

Stattdessen wandeln Justine und Brune durch ein Kopenhagen, das es so wohl nur bei Instagram gibt, und das ausschließlich aus Tivoli und Nyhavn, einer schnuckeligen AirBnB-Unterkunft wie aus dem Bilderbuch und freundlichen, gutaussehenden dänischen Männern besteht, die sich in urigen Kneipen aufhalten und natürlich allesamt fließend Französisch sprechen. Neben der Tatsache, dass diese Darstellung selbstredend der dänischen Hauptstadt wohl kaum gerecht wird, empfand ich auch die komplette Stereotypisierung der Dänen als zunehmend anstrengend, mal ganz abgesehen von der haarsträubend schlichten Intelligenz der Hauptfiguren.

Über all dies hätte ich aber eventuell noch hinwegsehen können, wenn der Roman darauf verzichtet hätte, Brune durch allerlei Lebensweisheiten zu jagen, mit denen sie bei Zufallstreffen mit Wildfremden konfrontiert wird. Neben einem Pfarrer im Flugzeug, bringen sie auch eine ältere französische Touristin und der Besitzer einer Schlittschuhbahn (soweit das bei einer Figur wie Brune überhaupt möglich ist) zum Nachdenken. Die Handlung stolpert von Episode zu Episode und wirkt unzusammenhängend, was auch den zahlreichen konstruierten Momenten und Logiklöchern geschuldet ist. Erzählt wird der Roman in einer zur Tumbheit von Brune und Justine passenden Sprache, die zwischen gewollt humoristisch und simpel schwankt. Leider keine Leseempfehlung, auch wenn ich das Cover und den Titel sehr gelungen finde.

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Diesen Sommer sollte man eventuell überspringen

Den Sommer kannst du auch nicht aufhalten
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Dieser Kurz-Roman ist leider gar nicht mein Fall. Mit zunehmendem Widerwillen las ich die absolut überflüssigen, hin und wieder ins Vulgäre driftenden, Ergüsse eines Mannes am Ende einer offensichtlich ...

Dieser Kurz-Roman ist leider gar nicht mein Fall. Mit zunehmendem Widerwillen las ich die absolut überflüssigen, hin und wieder ins Vulgäre driftenden, Ergüsse eines Mannes am Ende einer offensichtlich sehr lange anhaltenden Midlife-Crisis, der Liebe hauptsächlich über Sex zu definieren scheint, sich absolut empathiefrei und drastisch über Behinderungen auslässt und dabei in Form eines ausgedehnten nur von kurzen Erzähler-Einschüben unterbrochenen Monologs eine Geschichte erzählt, die eigentlich keinen interessiert oder interessieren kann. Das Problem ist hier nicht, dass der Protagonist Pierre so unfassbar unsympathisch und wenig mit seiner Gefühls- und Außenwelt im Einklang steht (immerhin gibt es genügend Beispiele für fulminante, widerwärtige Protagonisten, die trotzdem die Leserschaft begeistern), sondern, dass das, was erzählt wird, weder sprachlich noch inhaltlich reizvoll ist. Leider wirklich nicht zu empfehlen.

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