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Highlander1312

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2020

Alexa, bitte lass keine Entführer rein!

Die App – Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst.
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Fun Fact: Arno Strobel hat erst mit 40 Jahren das Schreiben angefangen. Ergo: Einigen von uns winkt noch eine Karriere als Schriftsteller:in.

Hard Fact: Nach dem Bestseller "Offline" setzt sich Strobel ...

Fun Fact: Arno Strobel hat erst mit 40 Jahren das Schreiben angefangen. Ergo: Einigen von uns winkt noch eine Karriere als Schriftsteller:in.

Hard Fact: Nach dem Bestseller "Offline" setzt sich Strobel wieder mit der digitalen Welt auseinander. In Die APP geht es vor allem um Smart Homes. Protagonist Hendrik nutzt ein ganz neues Modell, Adam, das sicherste vom sichersten! Trotz Fingerabdrucksensor am Eingang, automatischen Rollläden und Kameraüberwachung verschwindet eines Nachts seine Verlobte - soviel zu den Versprechungen der Werbung... Die Polizei glaubt erstmal nicht an ein Verbrechen, aber Hendrik wittert Ungereimtheiten, besonders bei Adam. Unterstützt wird er von der jungen Alexandra, die als Psychologiestudentin gerne mehr Erfahrung zu außergewöhnlichen Kriminalfällen gewinnen möchte. Und auffallend viel über die Irrungen und Wirrungen des Internets weiß!

Mit Die APP liefert Arno Strobel einen Thriller der Extraklasse. Man merkt, dass er sich im IT-Bereich gut auskennt. Fluch und Segen von Smart Home und Darknet werden hier ohne fiktive Erweiterungen dargestellt. Auch wenn ich nach dem Buch sehr froh bin, dass mein Kühlschrank meiner Waschmaschine nicht sagen kann, dass die Stehlampe einen schlechten Tag erwischt hat... Vom Internet of Things bin ich persönlich noch relativ weit entfernt. Dennoch ist es eine unfassbar spannende Thematik und in diesem Buch wird sie mit einem sehr undurchsichtigen Fall verknüpft. Ab ca. der Hälfte hatte ich eine vage Ahnung, aber das hat mich nicht davon abgehalten, den Thriller in 2 Tagen durchzulesen. Das Buch lässt sich dank des Schreibstils sehr flüssig lesen, die Cliffhanger am Ende der Kapitel sind gelungen und die Charaktere durchdacht.

Die Einwürfe zum Schicksal der Opfer sorgten dann sogar echt für Gänsehaut und da hätte ich mir fast schon eine kleine Atempause gewünscht. Aufgrund aktueller alternativer Thriller für "den Heimweg" sei hier noch erwähnt, dass ich wenig bis gar nichts konstruiert fand und die Logiken gut nachvollziehen konnte!

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Spannende Fantasy-Geschichte mit wichtiger Botschaft

Die Göttinnen von Otera (Band 1) - Golden wie Blut
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Normalerweise lese ich nur wenig Fantasy-Bücher. Früher habe ich diese aber geliebt und war ein großer Fan von Trudi Canavans Werken oder Büchern wie Eragon. In den Vorschauen vom Loewe-Verlag habe ich ...

Normalerweise lese ich nur wenig Fantasy-Bücher. Früher habe ich diese aber geliebt und war ein großer Fan von Trudi Canavans Werken oder Büchern wie Eragon. In den Vorschauen vom Loewe-Verlag habe ich dann den Auftakt zur Trilogie Die Göttinnen von Otera von Namina Forna entdeckt und war wieder angefixt. Denn neben Fantasy geht es hier vor allem um die Auflehnung gegen patriarchale Systeme und die Rolle der Frau.

Im Zentrum der Handlung von Band 1 Golden wie Blut steht Deka, die aufgrund ihrer "Unreinheit" von ihrer Dorfgemeinschaft verstoßen wird. Eine Gesandte des Kaisers rettet sie vor den Gräueltaten der Ältesten und bringt sie in die Hauptstadt, wo der Kaiser mit den "unreinen" Alaki eine Armee formen möchte, sind sie doch übermenschlich stark und bestens geeignet gegen die größte Bedrohung für das Königreich, die Todesrufer, zu kämpfen. Doch der Weg dorthin ist steinig und Deka erfährt nach und nach mehr über die wahren Beweggründe der Mächtigen in Otera - und, dass sie bei all dem keine unwichtige Rolle spielt!

Ich bin sehr froh, dass ich endlich wieder zu einem Fantasy-Buch gegriffen habe. Meine Fantasie hatte viel Spaß mit den Beschreibungen von Otera, auch wenn Orte wie Hemaira oft irgendwie schwierig vorzustellen waren. Dafür sind die Namen von Orten, Personen und Lebewesen der Hammer!

Die Geschichte ist einerseits sehr klassisch: Unbedarftes, junges Mädchen entdeckt ihre Bestimmung/Fähigkeiten, durchläuft eine Ausbildung und wird mehr oder minder sanft in die Machtspiele integriert. Andererseits wird dieser Evergreen aber noch um die Themen Patriarchismus und Diskriminierung von Frauen und Minderheiten ergänzt, was dem Buch noch viel mehr gesellschaftliche Tiefe bringt.

Deka vollführt eine rasante, aber sehr spannende Entwicklung und auch die Nebencharaktere wie Belcalis, Weißhand und Keita sind toll in Szene gesetzt. Ich denke man hätte aus diesem ersten Band auch gut mindestens zwei Bände machen können. Einen Cliffhanger gibt es (zum Glück) nicht wirklich, sodass das Warten bis Juni 2021 erträglich ist. Denn da kommt Band 2 heraus, den ich definitiv lesen werde!

Insgesamt ein echtes Highlight für Fans von Jugendbüchern und Fantasyromanen. Plus: Es gibt eine Karte im Buchumschlag, immer wieder schön!

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Veröffentlicht am 03.10.2020

Weltliteratur als Graphic Novel

Verbrechen und Strafe
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So manches Werk der vergangenen Jahrhunderte ist allein aufgrund der Sprache nicht mehr so eingängig. Gerade bei russischen Büchern kommen häufig noch viele Charaktere hinzu wie in einer altgriechischen ...

So manches Werk der vergangenen Jahrhunderte ist allein aufgrund der Sprache nicht mehr so eingängig. Gerade bei russischen Büchern kommen häufig noch viele Charaktere hinzu wie in einer altgriechischen Tragödie, sodass man schnell den Überblick verlieren kann. Das Originalbuch "Verbrechen und Strafe" von Fjodor Dostojewski kenne ich nicht, aber da der Knesebeck-Verlag nun eine Neuauflage in Form einer Graphic Novel herausgebracht hat, dachte ich mir "Mensch, Weltliteratur für Dummies", das muss ich haben.

Tatsächlich ist die großformatige Neuauflage von Bastien Loukia aber deutlich mehr als eine bebilderte Zusammenfassung. Natürlich lernt man die Geschichte rund um Rodion Raskolnikow kennen, aber das Buch an sich ist schon ein echtes Kunstwerk. Ein so komplexes und anspruchsvolles Buch wie "Verbrechen und Strafe" auf einen Comic herunterzubrechen stelle ich mir extrem schwer vor, aber Loukia ist es sehr gut gelungen. Die Namen der Kapitel bspw. sind weiteren Titeln von Dostojewski nachempfunden, es gibt anfangs eine Übersicht über die Charaktere und sogar die künstlerisch-abstrakten Albträume von Rodion finden angemessene Erwähnung.

Die Handlung selbst ist spannend, es geht im Großen und Ganzen um den armen Studenten Rodion, der ein Verbrechen plant und durch die Durchführung desselben in einen Strudel aus Selbstzweifel und Paranoia gelangt. Denkt man anfangs noch, Rodion ist eine graue Maus, ein armer Taugenichts, wird man spätestens bei den Gesprächen mit der Polizei eines Besseren belehrt. Die Ausführungen zur Natur des Verbrechens und des Verbrechers bzw. zur Gesellschaft im Allgemeinen stimmen nachdenklich und machen das Buch zu einem Highlight. Gerade in Bezug auf die philosophischen Fragen ist aber die Version einer Graphic Novel deutlich angenehmer, da schon vorgekaut!

Als Leser*in lernt man zudem einiges über Russland und die dortige Kultur, alleine die Grafiken sind sehr authentisch und erschaffen eine passende Atmosphäre.

Insgesamt keine Alternative zum Originalbuch, sondern vielmehr ein alleinstehendes Werk, das der Geschichte neues Leben einhaucht und den Inhalt im Wesentlichen sehr gut wiedergibt. So darf der Trend um Graphic Novels gerne weitergehen!

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Veröffentlicht am 12.09.2020

Numb

Nur mit dir
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Was bedeutet es eigentlich, etwas so Grundlegendes wie das Gehör plötzlich zu verlieren? Um diese Frage kreist das Buch Nur mit Dir von Emilie Turgeon, die in Deutschland noch ziemlich unbekannt ist. Auch ...

Was bedeutet es eigentlich, etwas so Grundlegendes wie das Gehör plötzlich zu verlieren? Um diese Frage kreist das Buch Nur mit Dir von Emilie Turgeon, die in Deutschland noch ziemlich unbekannt ist. Auch wenn der Klappentext viel Lovestory vermuten lässt, bin ich sehr froh, dass ich mich für dieses Buch entschieden habe, denn die Geschichte um die 16-jährige Roxanne reicht so viel tiefer.

Ein ohnehin schon introvertiertes Mädchen verliert buchstäblich von heute auf morgen ihren Hörsinn. Eine physische Erklärung gibt es nicht und so lernte ich in diesem Roman auch, was denn eine psychogene Taubheit ist. Faktisch bedeutet das, dass Roxannes Gehör grundsätzlich funktioniert, aber irgendetwas dazu führte, dass sich ihr Gehör von der Außenwelt abschottet. Klingt ausgedacht, ist aber gar nicht so selten.
Roxanne lebt nun schon einige Jahre so, allerdings würde sie selbst wohl kaum von „Leben“ sprechen, denn für sie ist kein Tag „normal“ und „lebenswert“ empfindet sie ihr Dasein auch nicht. Sie kämpft noch immer mit ihrer Taubheit und verzweifelt immer mehr.

Zum Glück gibt ihr die Autorin zwei liebevolle Brüder an die Hand, die sie nach Kräften unterstützen. Und auch der Rest der Familie gibt sich redlich Mühe. Durch Roxannes zurückhaltende Art erfahren wir sehr viel über ihr Innenleben, da sie doch häufig ihren Gedanken nachhängt und Dialoge eher rar sind. Es ist kaum vorzustellen wie sich Roxanne fühlen muss, nachdem kein Geräusch mehr zu ihr durchdringt. Hoffnung keimt auf, als sie Liam trifft, in dessen Gegenwart sie meint wieder hören zu können. Wie kann das sein? Langsam aber sicher, beginnt ein Notausgangslicht in Roxannes ganz eigenem Tunnel zu flackern…

Die Autorin zaubert hier eine wundervolle, traurige, romantische Geschichte aufs Papier, die erschreckend real und auch zum Ende überhaupt nicht konstruiert wirkt. Mit viel Fingerspitzengefühl gibt sie den Charakteren den entscheidenden Tiefgang und obwohl das Buch kein Thriller ist, wird es durch die zwischenmenschlichen Beziehungen und die immer wieder aufkeimende Hoffnung zu einem echten Pageturner.

Schon die Details zur psychogenen Taubheit sind sehr lesenswert. Mein einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass mir das Leben in Taubheit – auch wenn es hier natürlich erst spät zu der Taubheit selbst kam – zu schlecht, ja fast schon sinnlos, dargestellt wurde. Ob nun physisch oder psychisch bedingt, Taubheit ist eine ernsthafte Behinderung, aber nicht wenigen Menschen gelingt es auch damit, ein glückliches Leben zu leben.

Das mindert meinen Gesamteindruck aber nicht im Geringsten und ich empfehle das Buch gerne weiter. Ich hoffe auf mehr Bücher der Autorin und möchte im Hinblick auf das Finale des Romans resümieren: Es ist nicht alles Gold, was glänzt!

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Veröffentlicht am 11.09.2020

Wir sind nicht allein!

Aus schwarzem Wasser
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Puuh, dieses Buch musste ich erst einmal sacken lassen.
1. Ich war extrem gespannt auf das Buch, da es von DER Jugendbuchautorin geschrieben ist, aber nun als „Erwachsenenbuch“ und eben richtiger Thriller ...

Puuh, dieses Buch musste ich erst einmal sacken lassen.
1. Ich war extrem gespannt auf das Buch, da es von DER Jugendbuchautorin geschrieben ist, aber nun als „Erwachsenenbuch“ und eben richtiger Thriller gilt.
2. Ich hatte so einiges erwartet nach dem Klappentext und Richtung Marc Elsberg geschätzt. Wie man sich doch irren kann…
3. Ein bisschen muss man sich auf die doch ziemlich abgefahrene Handlung einlassen, aber dann ist es genial.

Aber von vorne:
Ein dramatischer Unfall ereignet sich in Berlin. Die Innenministerin rast mit ihrer Tochter Maja in die Spree und stirbt. Wie durch ein Wunder stirbt Maja aber nicht, obwohl sie auch schon eine ziemlich lange Weile unter Wasser war und bestimmt auch nicht zufällig in einem Leichensack gelandet ist. Völlig verwirrt gelingt Maja die „Flucht“ aus dem Krankenhaus und sie besucht ihren Freund Daniel. Durch zahlreiche Perspektivwechsel angeheizt, entwickelt sich sehr rasch eine hochkomplexe, geheimnisträchtige Handlung, die schnell viele Fragen aufwirft und spannende Charaktere ins Spiel bringt. Gerade Efrail hat mir von Anfang an sehr gut gefallen, aber auch BND-Chef Robert Stein ist hervorragend inszeniert und gibt einen besorgniserregenden Eindruck in die Hinterkammern der Politik und die Ströme der Macht.

Doch hier geht es nicht nur um einen Politthriller mit Hang zum Umweltschutz. Nein, Anne Freytag fügt mit viel Gefühl ein – ich gehe stark davon aus – fantastisches Element hinzu, dass unser „normales“ Weltbild doch gehörig auf den Kopf stellt. Daher finde ich die Parallelen des Buchs zu Schätzings Der Schwarm doch deutlich naheliegender als zu Elsbergs Blackout. Mit beiden Büchern gemein sind die regelmäßigen Ortswechsel sowie die sympathischen Protagonisten und die herrlich dusseligen Politiker. Allerdings erschafft Freytag mit den Marin etwas sehr Beeindruckendes, denn diese „Meermenschen“, mit denen sich die Menschheit in einer Art „Kalten Krieg 2.0“ befinden soll, sind nicht nur technologisch weit fortgeschritten, sondern liefern auch sehr viel an Unterhaltungswert für den Leser/die Leserin. Viel mehr möchte ich aber auf diese Spezies gar nicht eingehen, denn das darf und soll doch jede und jeder selbst in diesem spannenden Buch nachlesen. Zugegeben, für manche, die eben doch eine Art dystopischen Near Future-Thriller erwarten, mag es zu abgespaced sein, aber alleine die ausgereiften Ideen, die hinter dieser Story stecken, gepaart mit dem einmaligen Schreibstil rechtfertigen die 5 Sterne!

Denn das ist es, was ich Euch mit dem obigen Text eigentlich vermitteln will. Anne Freytag beweist hier, dass sie nicht nur Jugendbuch kann, sondern wir noch so einiges von ihr auch für Erwachsene erwarten können. Vielleicht gibt es ja auch eine Fortsetzung oder Ergänzung zum Marin-Universum. Besonders schön fand ich ihre Erklärung im Nachwort, dass sie sich mit diesem Buch einen absoluten Traum erfüllt hat und das Buch schon seit einigen Jahren schreiben wollte. Da ist es super, dass am Ende auch wirklich so eine spannende Geschichte herausgekommen ist.

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