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Veröffentlicht am 16.08.2021

Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage?

Rot wie Blut
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Dass Märchen nicht in erster Linie für Kinder gesammelt und geschrieben worden sind, zeigt sich in ›Rot wie Blut‹ sehr deutlich. Ebenso, wie weit die ursprünglicheren Versionen der Märchen und das, was ...

Dass Märchen nicht in erster Linie für Kinder gesammelt und geschrieben worden sind, zeigt sich in ›Rot wie Blut‹ sehr deutlich. Ebenso, wie weit die ursprünglicheren Versionen der Märchen und das, was heute noch von ihnen erinnert wird, auseinanderliegen.

Ob es das Märchen um König Drosselbart ist, Dornröschen, Rapunzel oder Rotkäppchen: Die Märchen und Sagen, die Julian Auringer in ›Rot wie Blut‹ gesammelt hat, machen dem Untertitel des Buches alle Ehre. Nicht nur blutiger und grotesker, auch sexualisierter erscheinen diese.

In ›Rot wie Blut‹ hat Auringer Märchen und Sagen namhafter Autoren und Autorinnen beziehungsweise Sammlern und Sammlerinnen zusammengestellt. Von Giambattista Basile, über Marie-Cathérine d’Aulnoy, Charles Perrault, Christian August Vulpius, Karoline Stahl, den Brüdern Grimm, Karl Bartsch, Anton Birlinger, Carl und Theodor Colshorn, Friedrich Gottschalck, Johann Heinrich Lehnert, Alexander von Ungern-Sternberg, Adalbert Kuhn, Ernst Meier, Johannes Wilhelm Wolf, Karl Müllenhoff, Ulrich Jahn, Karl Spiegel bis hin zu Josef Müller.

»Als schon alles am Tische saß, trat plötzlich noch eine alte Fee ein, die nicht eingeladen war und die man vergessen hatte, weil man seit mehr als hundert Jahren nichts von ihr wusste und sie für tot oder verschollen hielt.«
›Das Dornröschen oder: Die schlafende Schöne im Wald‹

So finden sich neben einigen der sicherlich bekanntesten Märchen und Sagen auch einige, die im Vergleich weniger bekannt sind. Mehrfach sind Illustrationen in die Erzählungen eingefügt.

Doch selbst wer vergleichsweise märchenfest zu sein glaubt, kann in ›Rot wie Blut‹ an der ein oder anderen Stelle Neues erfahren. So wird sich zeigen, was Dornröschen mit einer Ogerin zu tun hat und wie Hänsel und Gretel mit Seeräubern in Verbindung stehen.

»Es war einmal ein König, der hatte drei Töchter, in seinem Hof aber stand ein Brunnen mit schönem klarem Wasser. An einem heißen Sommertag ging die älteste hinunter und schöpfte sich ein Glas voll heraus, wie sie es aber so ansah und gegen die Sonne hielt, sah sie, dass es trüb’ war.«
›Der Froschprinz‹

Doch Auringers ausgewählte Märchen und Sagen sind nicht nur grausig und blutig. Sie sind magisch, bekannt und zugleich fremd. Ihnen haftet der Zauber einer vergangenen Zeit an, der auch durch Erzählen und Wiedererzählen noch im Gedächtnis geblieben ist.

»Es saß einmal eine Königin zur Winterszeit, als draußen Schnee lag, am Fenster, und stickte an einem Tuche, das in einem Rahmen von schwarzem Ebenholz gespannt war. Da stach sie sich mit der Nähnadel in den Finger, dass es blutete, und machte das Fenster auf, und ließ das Blut auf den Schnee tropfen.«
›Schneewittchen‹

Die von Julian Auringer ausgewählten Märchen und Sagen in ›Rot wie Blut‹ halten, was der Titel des Buches verspricht. Mehr als ein Dutzend unterschiedlicher Autoren und Autorinnen haben hier Einzug gefunden und machen ›Rot wie Blut‹ zu einem teils spannenden, teils vertrauten Lesevergnügen. Wer Märchen und Sagen mag, dem könnten auch ›Die schönsten norwegischen Märchen‹ und ›Nordische Mythen und Sagen‹ gefallen.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Was von den Göttern übrig blieb

Muse of Nightmares - Das Erwachen der Träumerin
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Die Götter haben mit ihnen gespielt. Mit den Frauen von Weep, die sie holten. Mit ihren Männern, die sie meistens zurückließen. Eril-Fane hatten die Götter nicht in der Stadt zurückgelassen, um wie alle ...

Die Götter haben mit ihnen gespielt. Mit den Frauen von Weep, die sie holten. Mit ihren Männern, die sie meistens zurückließen. Eril-Fane hatten die Götter nicht in der Stadt zurückgelassen, um wie alle anderen darauf zu warten und zu hoffen, dass die Entführten wieder zurückgebracht werden würden.

Skathis, der Gott der Bestien, nahm ihn mit und schenkte ihn der Göttin der Verzweiflung als Spielzeug. Eril-Fanes junge Frau war es, die in Weep zurückblieb und warten musste. Die Jahre vergingen, doch ihr Mann kehrte nicht zurück. Bis Skathis auch vor ihrer Tür auftauchte, um sie zur Zitadelle mitzunehmen. Und die junge Frau war bereit –, glaubte sie zumindest.

Inzwischen sind die grausamen Götter längst fort. Doch ihre Spuren haben sie nicht nur an den Gebäuden und Orten, sondern auch an und in den Menschen hinterlassen. In der schwebenden Zitadelle versuchen die letzten der Götterbrut – Kinder gezeugt von Göttern und Menschen – am Leben zu bleiben. Und mit dem Grauen des Tages zu leben, als ein Mensch im Säuglingstrakt all die anderen Kinder der Götter abschlachtete, um die Menschen von den Göttern zu befreien. Doch auch im Schatten der Zitadelle leben noch immer Menschen, die die Schrecken der Götter nicht vergessen können, die zu lange ihr Leben bestimmt haben.

»Die Frauen von Weep teilten ein seltsames Gefühl miteinander, gegen das sie ihr ganzes Leben lang zu kämpfen hatten, nämlich, dass sie nur halb existieren. Sie waren Reststücke, übrig gebliebene Krumen vom Festschmaus der Götter.«

Wie lebt man mit einer Vergangenheit, die so voller Grauen und Verzweiflung ist? Wie lebt man damit, die Schuld auf sich geladen zu haben, die Götter und ihre Babys zu töten? Wie lebt man mit der Erinnerung, als Kleinkind nur in der Lage gewesen zu sein, vier der Babys zu retten, weil man nicht mehr tragen konnte?

»Doch Sarai wusste, was nur sie allein wissen konnte, nämlich dass Eril-Fane jeden Tag die größte Mutprobe ablegte, die sie je gesehen hatte: Um anderen zu helfen, lebte er weiter, obwohl es viel einfacher gewesen wäre, einfach damit aufzuhören.«

›Strange the Dreamer‹, Band 1 und Band 2, sowie ›Muse of Nightmares‹, Band 1 und Band 2, von Laini Taylor stellen diese Fragen. Die Fantasy-Romane zeigen das Leben jener, die übrig geblieben sind: Ihre Versuche, einen Weg hinaus aus Hass, Wut und Verzweiflung zu finden, die nicht immer gelingen können.

Doch obwohl das Grundthema der Bände düster und komplex ist, gelingt es Taylor, eine Romanwelt zu erschaffen, die von der Suche nach Hoffnung, Liebe und Vergebung erfüllt sind. Viele der Überlebenden sind Kinder, die nichts für die Verbrechen ihrer Eltern können, sich nicht einmal an sie erinnern, doch deren bloße Existenz genügt, um an diese zu erinnern. Dabei ist Taylors Sprache einfach, klar und zugleich poetisch.

Ein bisschen schade ist es, dass mehrere Auflösungen von Rätseln und Geheimnissen im letzten Band der Reihe über geraffte Erzählermonologe geschehen und nicht wie bisher an das Erleben und Erinnern der Figuren gebunden sind. Auch die Liebesgeschichte zwischen Lazlo und Sarai hat mich nie ganz überzeugen können, doch im Vergleich zu der unglaublich tiefen und geheimnisvollen Geschichte, die Taylors Romanwelt zu bieten hat, verliert sie dadurch nur wenig.

Wer die Bände von ›Strange the Dreamer‹ und ›Muse of Nightmares‹ noch nicht kennt, aber eine Schwäche für Geheimnisse, Traumata und Götter hat, dem sind sie wärmstens zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Als das Böse nach London kam

Dracula Roman
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Der Graf, den Jonathan Harker in Transsilvanien kennenlernt, ist höflich, gebildet und wissbegierig. Besonders, wenn es England betrifft – das Land, in dem der alte Mann in naher Zukunft wohnen will.

Doch ...

Der Graf, den Jonathan Harker in Transsilvanien kennenlernt, ist höflich, gebildet und wissbegierig. Besonders, wenn es England betrifft – das Land, in dem der alte Mann in naher Zukunft wohnen will.

Doch bereits nach kurzer Zeit merkt Jonathan, dass im Schloss des Grafen etwas seltsam ist. Keine andere Menschenseele begegnet ihm, viele Türen sind verschlossen und der Graf begegnet ihm nur bei Nacht.

Und je länger er beim Grafen bleibt, um mit ihm alle rechtlichen Fragen bezüglich seines Umzuges nach England zu klären, ist er sich sicherer, dass es sich dabei nicht um Zufälle handeln kann.

Doch als Jonathan die Furcht beschleicht, er könnte ihn an seiner Heimreise hindern wollen, kann er nicht mehr ruhig bleiben. Er durchsucht das Schloss, soweit er kommt, und übertritt damit eine der Regeln des Grafen. Zum ersten Mal begegnet er im Schloss jemand anderem als den Grafen, doch dieses Treffen bringt alles andere als Erleichterung.

»Mit der schmalen Adlernase und den eigentümlich gebogenen Nasenflügeln, der hochgewölbten Stirn und dem an den Schläfen spärlichen, sonst recht üppigen Haar hatte er etwas von einem Raubvogel. Seine mächtigen, buschig gekräuselten Augenbrauen stießen über der Nasenwurzel fast zusammen. Der Mund, soweit ich ihn unter dem Schnurrbart sehen konnte, wirkte ziemlich hart und grausam.«

Und während Jonathan nach Transsilvanien verreist ist, muss sich seine Verlobte Mina mit ganz anderen Dingen auseinandersetzen. Die schöne junge Lucy, mit der sie in Whitby ein Zimmer teilt, schlafwandelt. Mitten in der Nacht zieht sie sich an und versucht, das Haus zu verlassen. Selbst als Mina das Zimmer verschließt und den Schlüssel an ihr Handgelenk bindet, findet sie selten Ruhe. So auch in der Nacht, in der es Lucy schlafend gelingt, das Haus zu verlassen. Zu einer Zeit, in der auch Jonathans Briefe immer befremdlicher werden und schließlich ganz aufhören zu kommen.

›Dracula‹ ist einer jener Romane, für die man Zeit und Ruhe braucht. Die Figuren sind anfangs manchmal schwer auseinanderzuhalten, werden sie beispielsweise an einer Stelle nur mit Vornamen genannt, dann wieder nur über den Nachnamen. Er hat nicht die Form eines klassischen Romans, sondern ist viel mehr ein großteils chronologisches Sammelsurium aus Zeitungsausschnitten, Briefen, Telegrammen, Tagebüchern und anderem, die verschiedene Perspektiven wiedergeben. Doch was anfangs etwas verwirren mag, gewinnt bald an Reiz. Denn diese zahlreichen Perspektiven lassen die Geschichte durch Personen unterschiedlicher Spezialgebiete betrachten, sei es der Arzt, der Psychiater, Mina, Lucy oder durch die Presse.

»Zum Glück ist das Wetter so warm, dass sie sich nicht erkälten kann, aber dennoch macht mir die Sorge und das ständige Gewecktwerden allmählich zu schaffen. Ich werde selbst nervös und finde immer weniger Schlaf.«

Viele bekannten Elemente, die uns heute aus Vampirromanen, ‑filmen und ‑serien so vertraut sind, hat ›Dracula‹ vor über 120 Jahren gekannt. Sowohl Graf Dracula selbst als auch Abraham van Helsing sind nach wie vor bekannt, ebenso das Motiv der spitzen Zähne, des Pfählens, der fehlenden Spiegel, des Knoblauchs und der Nachtaktivität.

Auch nach so vielen Jahren hat Bram Stokers ›Dracula‹ noch seinen Reiz. Eine Geschichte, in der sich das Dunkle und Unbekannte in die scheinbar normale und schöne Welt, voller Geschlechterrollenvorstellungen, schleicht.

Wer also auf eine Entdeckungsreise gehen will, was es mit dem heute allseits bekannten Namen ›Dracula‹ auf sich hat, sollte sich auf diesen Klassiker einlassen und sich überraschen lassen, wie viele Motive wiedererkennt werden können.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Intensiv, klar und aufwühlend

milk and honey - milch und honig
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Wer nach klassischen Versmaßen, festen Reimschemata, Jamben, Trochäen oder Alexandrinern sucht, wird in ›milch und honig‹ kein Glück haben. Doch das ist es auch nicht, was die vielen, vielen überzeugten ...

Wer nach klassischen Versmaßen, festen Reimschemata, Jamben, Trochäen oder Alexandrinern sucht, wird in ›milch und honig‹ kein Glück haben. Doch das ist es auch nicht, was die vielen, vielen überzeugten Leser und Leserinnen an Rupi Kaurs Gedichten schätzen. Es sind zumeist kurze Gedichte in klarer Sprache über das, was schmerzt. Über Liebe, Heilen, Zerbrechen.

Kaur findet Worte für Gefühle und Erfahrungen, für die es sonst nur schwer Worte gibt. Sie erzeugen keine Distanz zwischen der Autorin und ihren Lesern und Leserinnen, sondern überbrücken diese. Jedes Gedicht zeugt von Mut, Reflexion, Verletzlichkeit und Stärke.

»wenn ich wüsste woran sich
geborgenheit erkennen lässt
wäre ich nicht schon so oft
in armen gelandet
in denen ich sie nicht fand«

rupi kaur
Gedicht aus der Leseprobe der Münchner Verlagsgruppe entnommen
In Kaurs Gedichten geht es nicht darum, komplizierte verborgene Bedeutungen im Gedicht zu finden. Was mit den Gedichten ausgedrückt werden soll, versteckt sich nicht. Es ist deutlich, für jeden sichtbar, subjektiv erfahrbar. Durch diese Klarheit des Ausdrucks und dem Verzicht auf unnötige Schnörkel besitzen Kaurs Gedichte eine spürbare Intensität. Und trotz dieser Klarheit haben ihre Texte Klang.

Die Emotionen, die Rupi Kaur in ihren Gedichten verarbeitet, lösen Beklemmung aus. Bereits mit wenigen Worten trifft sie wunde Punkte, berührt und überzeugt. Und der Erfolg der Autorin zeigt, dass sie damit bei einer breiten Leserschaft ins Schwarze trifft.

Rupi Kaur schreibt Lyrik in einer Zeit, in der die bevorzugte Gattung der Roman ist. Neben all den Bestsellern der Roman- und Sachbuchwelt behauptet sich ›milch und honig‹. Nicht nur eingefleischten Lyrikfans sind Kaurs Gedichte zu empfehlen. So bleibt zu wünschen, dass in der Zukunft noch weitere tolle Gedichtbände der Autorin zu lesen sein werden.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Das letzte Aufbäumen einer abgeschriebenen Kommissarin

DUNKEL
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Seit Jahrzehnten arbeitet Hulda Hermannsdóttir für die Polizei. Doch obwohl sie besser ist als die meisten ihrer Kollegen, ist sie nie über den Rang einer Kommissarin hinausgekommen. Während Kollegen, ...

Seit Jahrzehnten arbeitet Hulda Hermannsdóttir für die Polizei. Doch obwohl sie besser ist als die meisten ihrer Kollegen, ist sie nie über den Rang einer Kommissarin hinausgekommen. Während Kollegen, die weit weniger gründlich und sorgsam arbeiteten, auf der Karriereleiter an ihr vorbeizogen. Doch diese hatten eines gemeinsam, dass Hulda nie sein würde, sie waren Männer.

Wie viele in ihrem Beruf erfüllt Hulda der Gedanke an ihre Pension mit Unbehagen. Doch als ihr Chef ihr eines Morgens mitteilt, dass sie nicht erst zum Ende des Jahres in Pension gehen soll, sondern in zwei Wochen, erwischt es Hulda eiskalt. Man bräuchte ihr Büro. Man habe die Chance, einen vielversprechenden Aufsteiger anzustellen. Ihre Fälle seien bereits an die Kollegen verteilt worden. Doch so einfach lässt sich die 64-jährige Kommissarin nicht in den Ruhestand schicken.

Für ihre letzten zwei Wochen darf Hulda in ›Dunkel‹ Cold Cases bearbeiten, auf die sie Lust hat. Und bald findet sie sich in einem Fall, der nicht nur jede Menge Fehler aufweist, sondern sie an ihre Grenzen bringen wird.

»Man hatte die Leiche der jungen Frau an einem dunklen Wintermorgen in einer felsigen Bucht am Vatnsleysuströnd gefunden, einem dünn besiedelten Küstenstreifen im Norden der Halbinsel Reykjanes etwa dreißig Kilometer südlich von Reykjavík.«

Hulda hat sich bei der Polizei stets ausgeschlossen und auf sich allein gestellt gefühlt. Am Ende nun so grob und plötzlich in den Ruhestand befördert zu werden, macht das nicht besser. Vielleicht fühlt sich die Kommissarin sich deswegen der toten jungen Frau schnell verbunden: Wenn Hulda nicht den Fall wieder für sie aufgreift, wird es niemand tun. Ihre Kollegen und auch die Öffentlichkeit haben mit ihrem Fall bereits abgeschlossen, genauso wie mit Hulda.

»Sie vermisste ihr altes Leben, die gute alte Zeit, und obwohl sie mit Pétur einen neuen Freund gefunden hatte, fühlte sie sich allein auf dieser Welt. Nie hatte sie das stärker empfunden als in diesem Augenblick.«

Die ›Hulda‹-Trilogie weist ein Merkmal auf, das sie stark von anderen Trilogien unterscheidet: Huldas Geschichte wird nicht chronologisch, sondern achronologisch erzählt. In ›Dunkel‹ erleben wir Hulda in ihrem letzten Fall, bevor der Ruhestand ihre Karriere beenden soll. In den Folgebänden ›Insel‹ und ›Nebel‹ hingegen erleben wir sie auf der Höhe ihrer Karriere in ihren prominentesten Fällen.

Bereits der erste Band ›Dunkel‹ macht deutlich, dass Hulda mehr ist als eine Kommissarin. Was sie vor ihrem Freund Pétur verbirgt, weiß auch niemand sonst auf dieser Welt. Nach und nach erzählt sie ihm von ihrer Kindheit, ihrem schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter und dem Tag, an dem sie ihre ganze Familie verlor.

»Aber hier war sie nun, allein mit ihrem Kind, und konnte nachts vor Sorge um die Zukunft kaum schlafen.«

Obwohl Hulda kein strahlender Sonnenschein ist, ist sie sympathisch, auf ihre eigene, in die Jahre gekommene Art, die sich selbst treu bleibt. Die Atmosphäre, die Jónasson in ›Dunkel‹ verdichtet, ist auf jeder Seite spürbar. Huldas Island ist düster, schön und geheimnisvoll.

Auch das Ende des ersten Bandes der Trilogie kann überraschen, ob auf eine gute oder schlechte Weise wird wohl jeder Leser und jede Leserin für sich selbst entscheiden müssen. Doch einst ist ›Dunkel‹ auf jeden Fall: spannend, auf eine düstere, unaufdringliche und ruhige Art.

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