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Veröffentlicht am 08.11.2020

ein empfehlenswerter Graphic Novel, der eine bekannte Geschichte, deren Themen auch heute noch aktuell sind, neu aufbereitet und so einem noch größeren Adressatenkreis zugänglich macht

Wer die Nachtigall stört ... Graphic Novel
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Wer die Nachtigall stört … ist eine gelungene Umsetzung des weltweit bekannten, modernen Klassikers in Form eines Graphic Novels, der die Handlung auf etwas weniger als dreihundert Seiten gekonnt erzählt, ...

Wer die Nachtigall stört … ist eine gelungene Umsetzung des weltweit bekannten, modernen Klassikers in Form eines Graphic Novels, der die Handlung auf etwas weniger als dreihundert Seiten gekonnt erzählt, ohne dass wesentliche Elemente des Romans dabei verloren gehen. Harper Lee zeigt darin sowohl die Abgründe der Menschheit als auch ihre guten Seiten und macht deutlich, dass nicht immer alles nur schwarz oder weiß ist und dass sich sogar eigentlich gute Menschen in schwachen Momenten von anderen dazu verleiten lassen können Böses zu tun.
Die Geschichte befasst sich mit mehreren gesellschaftlichen Problemen der damaligen Zeit, darunter Armut und Klassenunterschiede. Rassismus ist somit nur eines der zentralen Themen und kommt erst nach einem Drittel des Buches langsam zur Sprache, bis es schließlich mehr und mehr in den Vordergrund rückt. In den Südstaaten sind viele Menschen rassistisch und voreingenommen, was die Protagonistin und Erzählerin Scout sowie ihr Bruder Jem am eigenen Leib erfahren, als ihr Vater die Verteidigung von Tom Robinson, einem schwarzen Landarbeiter, übernimmt, der ein weißes Mädchen vergewaltigt haben soll. Obwohl im Prinzip von vornherein feststeht, dass dieser von der Jury, die ausschließlich aus weißen Männern besteht, verurteilt werden wird, gibt Atticus Finch sein Bestes, um dennoch einen Freispruch zu erwirken. Dieser Prozess gehört zu den spannendsten Aspekten des Buches, nimmt insgesamt unglücklicherweise aber nur einen verhältnismäßig kleinen Teil der Handlung ein.

Atticus ist bemüht seinen Kindern ein Vorbild zu sein und sie zu guten Menschen zu erziehen, auch wenn er sich dafür damals geltenden, gesellschaftlichen Konventionen widersetzen muss und dadurch bei anderen Bewohnern der Stadt aneckt. Er will seinen Kindern beibringen den Kampf gegen Ungerechtigkeit niemals aufzugeben, selbst wenn ein Sieg noch so aussichtslos erscheint, denn wer es gar nicht erst versucht, kann sowieso niemals bewirken, dass sich etwas ändert.

Die achtjährige Protagonistin Scout ist ein kleiner Wildfang und schnell auf die Palme zu bringen, doch sie hat das Herz auf dem rechten Fleck, ebenso wie ihr Bruder. Die Geschichte wird aus ihrer Perspektive geschildert, also aus der unschuldigen Sicht eines Kindes, das einfach sachlich schildert, was es erlebt hat.

Gerade zu Beginn, wo man den Kindern hauptsächlich beim Spielen zusieht oder wie sie zur Schule gehen, hat die Geschichte dadurch aber leider ihre Längen, da sie für Erwachsene zu diesem Zeitpunkt noch nichts sonderlich Interessantes zu bieten hat. Erst im späteren Verlauf nimmt sie langsam Fahrt auf und kommt endlich in Schwung. Dafür lernt man viel über die damalige Zeit, deren Sprache originalgetreu wiedergegeben wird. Bestimmte Ausdrücke werden wegen ihres beleidigenden, herabsetzenden Charakters heute zwar nicht mehr gebraucht, wurden zu dieser Zeit jedoch tatsächlich ständig verwendet und von Harper Lee daher ganz bewusst eingesetzt, wie die Anmerkungen am Ende des Buches klarstellen.

Graphisch wurde der Roman ebenfalls ganz gut umgesetzt, wobei im Vergleich zu einigen anderen Graphic Novels zum Teil relativ viel Text enthalten ist, weshalb man erstaunlich lange zum Lesen braucht. Die Zeichnungen sind zwar bunt, es wurden aber überwiegend gedeckte Farben verwendet, passend zur Handlung, die meist alles andere als fröhlich ist. Scout sieht auf manchen Bildern, gerade bei „Nahaufnahmen“, allerdings nicht mehr wie ein Kind aus, sondern wirkt viel älter. Im Großen und Ganzen gelingt es Fred Fordham jedoch gut die Atmosphäre der Geschichte einzufangen und sie in seinen Illustrationen widerzuspiegeln.

Der Graphic Novel stellt somit eine gute Aufarbeitung des eher schwierigen Stoffes dar und macht die Geschichte neuen Zielgruppen zugänglich, für die der Roman vielleicht nur schwer verständlich wäre oder die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht heranwagen. Es ist demnach eine tolle Möglichkeit, um Klassiker einem breiteren Publikum darzubieten, weshalb definitiv noch mehr davon als Graphic Novel angeboten werden sollten.

FAZIT
Wer die Nachtigall stört … ist, selbst wenn die Zeichnungen einem stilistisch vielleicht weniger zusagen sollten, ein empfehlenswerter Graphic Novel, der eine bekannte Geschichte, deren Themen auch heute noch aktuell sind, neu aufbereitet und so einem noch größeren Adressatenkreis zugänglich macht.

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Veröffentlicht am 08.11.2020

eine wahrlich berührende und zugleich bedrückende Geschichte, die einen nicht so schnell wieder loslässt

Junge ohne Namen
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Junge ohne Namen ist eine wahrlich berührende und zugleich bedrückende Geschichte, die einen nicht so schnell wieder loslässt und daher noch lange nach dem Lesen beschäftigt.
Die gesamte Geschichte wird ...

Junge ohne Namen ist eine wahrlich berührende und zugleich bedrückende Geschichte, die einen nicht so schnell wieder loslässt und daher noch lange nach dem Lesen beschäftigt.
Die gesamte Geschichte wird aus der Sicht von I geschildert, der mit Ausnahme von ein paar Erinnerungen an früher hauptsächlich über den Alltag im Lager berichtet, sodass sein vergangenes Leben kaum zur Sprache kommt. I ist ein unbegleiteter Minderjähriger und gerade einmal zehn Jahre alt, dennoch wird sogar ihm unterstellt, er würde lügen, was seine Person betrifft. Aber welchen Grund sollte ein Kind, das plötzlich völlig auf sich allein gestellt ist, dafür haben? Zusammen mit ihren Namen nimmt man den Kindern also auch ihre Identität – eine schreckliche Vorstellung. Ohne Ausweis verwehrt man ihnen rigoros die dringend benötigte Chance auf ein neues Leben.

Die Zustände in dem Flüchtlingslager, dessen Standort nicht benannt wird, sind überaus erschreckend und das unsägliche Leid der Menschen in dem betreffenden Lager, insbesondere das der Kinder, ist nur schwer zu ertragen. Als wären die schlechten hygienischen Bedingungen und das gleichgültige Verhalten der meisten Wachmänner nicht schon schlimm genug, werden die dortigen Flüchtlinge zu allem Überfluss nicht einmal mit ausreichend Lebensmitteln versorgt, sodass selbst die Kinder zum Teil tagelang hungern oder im Müll nach Resten wühlen müssen, weil sich niemand um sie kümmert. Das ist beschämend. Zudem wird zwischen den Zeilen mehrfach suggeriert, dass unbegleitete Minderjährige wie I und seine Freunde in dem Lager in Gefahr seien. Es wird allerdings nicht gesagt, von welcher Seite Gefahr droht und man will sich eigentlich gar nicht ausmalen, was genau damit gemeint sein könnte.

Alle dort untergebrachten Flüchtlinge haben vor dem Lager mit ziemlicher Sicherheit Furchtbares erlitten, weshalb man ihnen mit Behutsamkeit und Verständnis begegnen sollte. Stattdessen werden sie mit einer menschenunwürdigen Behandlung und grausamen Vorgehensweisen konfrontiert, die diese ohnehin schon traumatisierten Menschen nicht verdient haben. Vor allem auf welche Art und Weise das Lager später aufgelöst wird, ist schier unbegreiflich. Die Umsiedlung ähnelt eher einem Überraschungsangriff und ist ebenso gewalttätig und Angst einflößend. Die Verantwortlichen gestehen den Flüchtlingen dadurch nicht einmal die Möglichkeit zu ihre wenigen verbliebenen Habseligkeiten an sich zu nehmen, sondern walzen alles unangekündigt nieder, ohne Rücksicht auf Verluste.

Inwieweit die Beschreibungen tatsächlich authentisch sind, kann man als unbeteiligter Außenstehender natürlich nicht beurteilen, aber man fürchtet, dass sie sehr wohl der Wahrheit entsprechen, während man sich gleichzeitig wünscht, dass dem nicht so wäre. Es soll sich jedoch um wahre Begebenheiten handeln, beruhend auf Schilderungen echter Flüchtlingskinder, wenngleich die Charaktere als solche fiktiv sind, was einmal mehr die Frage aufwirft, warum nichts dagegen unternommen wird.

Darüber hinaus führt das Buch einem die unfassbare Unbarmherzigkeit einiger Menschen vor Augen. Wie kaltherzig muss jemand sein, um einem Flüchtling nicht nur seine wenigen Wertsachen, sondern auch noch seinen Ausweis oder gar kostbare Erinnerungsstücke zu stehlen? Was will ein Dieb mit einem fremden Photoalbum?

Das Ende von Is Erzählung ist leider sehr offen gehalten und man hat beinahe den Eindruck, dass die Geschichte mittendrin aufhört, was relativ unbefriedigend ist. Allerdings soll es einen vielleicht auf die traurige und tragische Wahrheit hinweisen, dass es in der Realität wahrscheinlich ebenfalls Flüchtlingskinder gibt, deren Verbleib ungeklärt ist.

Abschließend folgt noch ein kurzes, interessantes Nachwort des Autors, in dem er dem Leser erklärt, warum er Junge ohne Namen geschrieben hat und was ihn persönlich mit der Problematik verbindet.

FAZIT
Junge ohne Namen ist ein Buch mit wenigen Seiten und vergleichsweise wenigen Zeilen, das man theoretisch in einem Rutsch lesen könnte. Stattdessen liest man es lieber mit großen Pausen zwischen den einzelnen Kapiteln, um das Gelesene zu verarbeiten, denn die Geschichte von I und den anderen Flüchtlingskindern ist keine leichte, aber definitiv eine, die mehr Beachtung finden sollte.

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Veröffentlicht am 08.11.2020

ein packender Coming-of-Age-Roman, der trotz kleinerer Kritikpunkte mit einer bewegenden Geschichte und liebenswerten Charakteren überzeugen kann

Offline ist es nass, wenn's regnet
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Offline ist es nass, wenn’s regnet ist ein mitreißender Coming-of-Age-Roman über eine Protagonistin, die anfangs so auf die Darstellung ihres scheinbar perfekten Lebens fixiert ist, dass sie den Bezug ...

Offline ist es nass, wenn’s regnet ist ein mitreißender Coming-of-Age-Roman über eine Protagonistin, die anfangs so auf die Darstellung ihres scheinbar perfekten Lebens fixiert ist, dass sie den Bezug zur Realität verloren hat und erst wieder lernen muss, was im Leben wirklich von Bedeutung ist.
Der Einstieg in das Buch gestaltet sich zunächst etwas schwierig, weil es eine Weile dauert, bei man sich mit der Protagonistin Mari anfreundet. Anfangs kann man sich überhaupt noch nicht mit ihr identifizieren, da scheinbar ihr ganzes Leben oberflächlich und „fake“ ist, einschließlich ihrer angeblichen Beziehung. Ihr Verhalten in Bezug auf Social Media, insbesondere Instagram, hat schon regelrecht krankhafte Züge angenommen und man ist mehr als froh darüber, dass man selbst nicht annähernd so abhängig von der Anerkennung fremder Menschen in Form von Likes oder Ähnlichem ist wie sie.

Sollte das nicht der Fall sein, würde den entsprechenden Lesern ein solcher „Digital Detox“ sicher ebenso guttun wie Mari. Eine Handvoll echter Freunde im realen Leben sind tausenden Followern, die einen nicht wirklich kennen, nämlich definitiv vorzuziehen. Dass Mari eine vollkommen gesunde, kalorienarme Mahlzeit erst lange hübsch arrangiert und photographiert, dann aber unangetastet wegwirft, weil sie später noch ein Video aufnehmen und vorher nichts essen will, setzt dem ganzen noch die Krone auf – man selbst schwankt zwischen völligem Unverständnis und blanker Empörung.

Darüber hinaus wirkt Mari während der ersten Kapitel sehr gefühlsarm, denn der kürzliche Tod ihrer gleichaltrigen Cousine scheint sie kalt zu lassen oder jedenfalls nicht sonderlich hart zu treffen. Dieser Eindruck wandelt sich jedoch entscheidend als Mari schlagartig ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt bzw. sowohl ihr Leben als auch sich selbst verändert. Als sie anfängt sich wieder den echten und wichtigen Dingen im Leben zuzuwenden, wird sie einem fortwährend sympathischer und man schließt sie mehr und mehr ins Herz. Man fiebert mit ihr mit und begleitet sie unheimlich gern auf der beschwerlichen Wanderung auf dem John Muir Trail, bei der sie endlich ihre Gefühle und vor allem die Trauer um ihre Cousine Bri zulässt. Diese Veränderung führt gleichzeitig dazu, dass einem das Buch immer besser gefällt, bis man es schließlich gar nicht mehr aus der Hand legen mag.

Das ist außerdem auch dem tollen, malerischen Schreibstil von Jessi Kirby zu verdanken, deren Beschreibungen sogar die besondere Atmosphäre im Yosemite Nationalpark sehr gut einfangen. Das einzigartige Erlebnis dieser langen Wanderung wird überaus anschaulich beschrieben, sowohl hinsichtlich der wunderschönen Aussicht und der Besonderheiten der Natur als auch im Hinblick auf die damit einhergehenden körperlichen Anstrengungen sowie die Gefahren, die unterwegs lauern. Letztere werden zum Teil allerdings zu sehr heruntergespielt bzw. der Trail als zu leicht dargestellt. Bri ist trotz ihrer Erfahrung beim Training für diese Wanderung verunglückt, Mari ist dagegen vollkommen unerfahren, bewältigt mit ein bisschen Hilfe aber dennoch einen nicht unerheblichen Teil des Trails allein. Einmal entkommt sie sogar nur knapp dem Tod, das scheint sie jedoch nicht nachhaltig zu beeindrucken oder zu beunruhigen. Insofern ist ihre abgeklärte Reaktion keineswegs nachvollziehbar und wirkt ziemlich unrealistisch.

Insgesamt bewundert man die Protagonistin aber für den gewagten Schritt die Wanderung an Stelle von Bri anzutreten, wodurch sie am Ende nicht nur ihrer Cousine wieder näher kommt, sondern ebenso zu sich selbst findet. Zu Beginn hätte man Mari nicht zugetraut, dass sie diese Strapazen so lange durchhält und nicht bei der ersten Hürde gleich wieder aufgibt. Stattdessen wächst sie im Verlauf der Wanderung über sich hinaus und verarbeitet dabei zudem langsam ihren Verlust. Hierbei helfen ihr letztendlich auch die gelegentlichen persönlichen Aufzeichnungen und Briefe ihrer Cousine, die durch eine besondere Gestaltung hervorgehoben werden. Es rührt einen zutiefst, wenn Mari meint Bri draußen in der Natur spüren zu können – in einer sanften Brise oder einer nächtlichen Sternschnuppe – und sie bereut die damals von ihr selbst verursachte Entfremdung von Bri sehr. Als junger Mensch glaubt man immer, man hätte für alles noch so viel Zeit, doch das Leben kann schneller vorbei sein als gedacht. Jeder Augenblick ist kostbar, daher sollte man das Leben stets in vollen Zügen genießen, genauso wie Bri es getan hat und wie Mari es von nun an tun will.

Unterwegs trifft Mari irgendwann auf eine Gruppe gleichaltriger Wanderer, bestehend aus Josh, Beau, Colin, Vanessa und Jack, die man alle sehr schnell lieb gewinnt. Vor allem abends genießt Mari ihre Gesellschaft und fühlt sich dank ihnen nicht mehr so einsam, kann tagsüber aber trotzdem mit ihren Gedanken allein sein, wenn sie das will. Die gesamte Truppe ist freundlich, aufgeschlossen und hilfsbereit und als Leser freut man sich mit ihnen, wenn sie einen besonders schwierigen Abschnitt hinter sich gebracht haben. Zwischen Josh und Mari funkt es später sogar ein bisschen, der Beginn ihrer zarten Liebesgeschichte drängt sich jedoch nie in den Vordergrund, denn für beide steht erst einmal die Wanderung im Fokus. Leider traut sich Mari aus Scham zunächst nicht den anderen die Wahrheit über den Auslöser für ihre spontane Wanderung zu verraten, dabei hat im Grunde jeder von ihnen sein Päckchen zu tragen.

Die Handlung ist nur selten wirklich spannend, allerdings durchgängig fesselnd, insbesondere wegen der faszinierenden Wanderung. Man begleitet die Figuren unheimlich bei diesem beeindruckenden Vorhaben, sogar wenn man selbst nicht viel fürs Wandern übrig hat oder sich nicht vorstellen kann selbst jemals eine solche Wanderung zu machen. Das Ende ist dagegen sehr offen gehalten und überrascht einen regelrecht, denn es erwartet den Leser an einer unerwarteten, aber dennoch irgendwie passenden Stelle. Über einen abschließenden Epilog hätte man sich sehr gefreut, stattdessen muss man mit den eigenen Spekulationen vorliebnehmen. Zu gern hätte man außerdem gewusst, wie Maris Mutter eigentlich auf den Entschluss ihrer Tochter reagiert; da Mari ihre Nachrichten konsequent ignoriert, erfährt man das jedoch leider nicht.

Zum Schluss folgt noch ein bewegendes, sehr persönliches Nachwort der Autorin über die Entstehung des Buches und wie das Projekt im späteren Verlauf durch Ereignisse in ihrem eigenen Leben stark beeinflusst wurde.

FAZIT
Offline ist es nass, wenn’s regnet ist ein packender Coming-of-Age-Roman, der trotz kleinerer Kritikpunkte mit einer bewegenden Geschichte und liebenswerten Charakteren überzeugen kann. Nach diesem Buch will man gern noch andere Werke von Jessi Kirby lesen.

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Veröffentlicht am 08.11.2020

eine fesselnde, schnell gelesene Geschichte mit interessanten Themen über die einzigartige Freundschaft sehr unterschiedlicher Figuren

Für immer Alaska
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Für immer Alaska ist ein toller, überaus empfehlenswerter Roman, der vor allem durch seine vielseitigen Charaktere überzeugen kann, die im Verlauf der Geschichte eine große, jedoch nachvollziehbare Entwicklung ...

Für immer Alaska ist ein toller, überaus empfehlenswerter Roman, der vor allem durch seine vielseitigen Charaktere überzeugen kann, die im Verlauf der Geschichte eine große, jedoch nachvollziehbare Entwicklung durchleben und an den Herausforderungen wachsen, denen sie sich stellen müssen.
Die Handlung wird abwechselnd aus den Perspektiven der gegensätzlichen Protagonisten Sven und Parker geschildert, wodurch man sich als Leser sehr gut in die zwei Siebtklässler hineinversetzen kann. Die beiden haben mit besonderen Problemen zu kämpfen, zusätzlich zu den Unsicherheiten, die mit einer neuen Klasse und neuen Mitschülern generell verbunden sind, und machen daher im Augenblick eine schwere Phase durch. Obwohl sie dafür eigentlich noch viel zu jung sind, erwecken sie einen sehr verbitterten Eindruck und wirken dadurch zunächst nicht sonderlich liebenswert. Das ändert sich aber später als sie mehr Zeit miteinander verbringen und zusammen sind sie dann gleich viel sympathischer.

Parker hat eine traumatische Situation aus ihrer jüngsten Vergangenheit zu verarbeiten: Sie musste zusehen wie das Geschäft ihrer Eltern überfallen und ihr Vater dabei sogar von einem der Täter angeschossen wurde, die noch immer auf freiem Fuß sind. Hinzu kommt, dass sie ihren Hund Alaska schmerzlich vermisst, den die Familie wegen einer Allergie eines Sohnes abgeben musste. Trotzdem ist Parker nicht sauer auf ihre Geschwister und kümmert sich sehr liebevoll um ihre drei kleinen Brüder. Seit dem Überfall sieht und befürchtet Parker allerdings ständig das Schlimmste und hat große Angst vor einem weiteren schrecklichen Ereignis, das in ihren Augen unausweichlich an der nächsten Ecke lauert. Später gelingt es ihr jedoch diese Furcht zu überwinden und zu erkennen, dass es auch viele schöne Dinge auf der Welt gibt, die man nicht vergessen sollte.

Sven ist seit circa einem Jahr Epileptiker und die Krankheit hat sein Leben seither komplett auf den Kopf gestellt. Die Diagnose bringt viele Einschränkungen mit sich, beispielsweise darf er nicht mehr schwimmen oder Fahrrad fahren, die insbesondere für einen so jungen Menschen nur schwer zu akzeptieren sind. Er fühlt sich häufig wie ein Freak oder ein Außerirdischer, vor allem nachdem andere Menschen zum ersten Mal einen seiner epileptischen Anfälle beobachtet haben. Er versinkt zunehmend in Selbstmitleid, was durchaus nachvollziehbar ist, und sieht an seinem Tiefpunkt keinen Sinn mehr darin überhaupt aufzustehen, wenn er doch genauso gut im Bett auf den nächsten Anfall warten kann. Diese Einstellung ändert sich aber als ihm klar wird, dass es sich dafür nicht mehr lohnt zu leben.

Am Anfang können Parker und Sven sich nicht ausstehen, mit der Zeit raufen sie sich jedoch langsam zusammen und helfen sich gegenseitig einen anderen Blickwinkel auf das Leben zu bekommen. In einer dringenden und ziemlich spannenden Notlage stehen sie einander schließlich sogar bei, obschon sie zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht miteinander sprechen. Das ist vielleicht der eigentliche Beginn ihrer Freundschaft. Danach setzt Parker mit Hilfe ihrer Klassenkameraden eine wunderbare Idee in die Tat um, die dafür sorgen soll, dass Sven sich in der Schule weniger wie ein Alien fühlt.

Dass sie sich überhaupt besser kennen lernen, verdanken sie übrigens der schon im Titel erwähnten Hündin Alaska. Bei dem Versuch sie zu entführen, wird Parker unerkannt von Sven ertappt und in ein Gespräch verwickelt, das zu weiteren nächtlichen Treffen führt. Alaska gehörte ursprünglich Parker und wurde erst nach der ungewollten Abgabe Svens Assistenzhund. Zunächst weiß er den Golden Retriever nicht zu schätzen und reagiert oft abweisend, weil sie ihn permanent an seine Krankheit erinnert, doch nach und nach entwickeln sie eine tiefe Bindung zueinander, die Svens Leben letztlich auf eine Weise verbessert wie es nur Hunde können.

Das Ende ist der Autorin im Prinzip gut gelungen, es komm nur leider etwas zu plötzlich und überrumpelt den Leser geradezu. Sie hätte die Geschichte also ruhig noch etwas ausklingen lassen können, das ist im Grunde aber der einzige kleine Kritikpunkt. Zum Ausgleich kann Anna Woltz außerdem mit ihrem angenehmen und flüssigen Schreibstil punkten. Sie beschreibt nicht nur sehr anschaulich, wie Sven sich nach einem Anfall fühlt, sie verleiht seiner Perspektive auch viel Authentizität, indem seine Kapitel bzw. Gedanken mitten im Satz abbrechen, wenn er genau in diesem Moment unerwartet einen Anfall hat.

FAZIT
Für immer Alaska ist eine fesselnde, schnell gelesene Geschichte mit interessanten Themen über die einzigartige Freundschaft sehr unterschiedlicher Figuren, die einander dabei helfen auf die Sonnenseite des Lebens zurückzufinden.

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Veröffentlicht am 07.11.2020

ein sehr empfehlenswertes Bilderbuch, das in der erforderlichen Kürze eine beeindruckende Frau vorstellt, die sich jedes Kind zum Vorbild nehmen kann

Rosa Parks
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Rosa Parks ist ein sehr gelungenes Bilderbuch, das kurz und knapp, aber vor allem kindgerecht aufbereitet und daher leicht verständlich die Lebensgeschichte sowie die Errungenschaften der gleichnamigen ...

Rosa Parks ist ein sehr gelungenes Bilderbuch, das kurz und knapp, aber vor allem kindgerecht aufbereitet und daher leicht verständlich die Lebensgeschichte sowie die Errungenschaften der gleichnamigen us-amerikanischen Bürgerrechtsaktivistin zusammenfasst.
Aufgrund der Länge oder besser gesagt Kürze eines solchen Bilderbuches hat sich die Autorin Lisbeth Kaiser dabei natürlich nur auf das Wesentliche konzentriert. Sie erzählt die Geschichte jedoch sehr ehrlich, ohne die damaligen Zustände zu beschönigen oder die Gefahr zu verschweigen, die Rosa Parks’ Engagement mit sich brachte. Trotzdem wirkt das Ende eher zuversichtlich und aufmunternd.

Es wird deutlich gemacht, dass sie zwar eine Kämpferin für Gerechtigkeit war und viele in ihr noch heute eine Heldin sehen, sie aber trotzdem nur ein ganz normaler Mensch war. Die Botschaft ist folglich, dass auch „einfache“ Menschen wie sie etwas erreichen können, was Kinder hoffentlich dazu ermutigen wird ebenso furchtlos für ihre Überzeugungen einzutreten und niemals aufzugeben.

Insofern ist die gesamte Little People, Big Dreams Reihe, an der man als Erwachsener ebenfalls seine Freude hat, eine ganz wundervolle Idee. So können Kinder, egal welchen Geschlechts, von klein auf mit starken, weiblichen Vorbildern aufwachsen, die noch dazu wirklich existiert und tatsächlich etwas bewegt haben, die also nicht nur der Phantasie eines Autors entsprungen sind. Außerdem ist es eine tolle Möglichkeit, um schon die Kleinsten an wichtige Themen heranzuführen und mit ihnen darüber zu sprechen.

Die farbenfrohen Illustrationen von Marta Antelo erstrecken sich jeweils über eine Doppelseite und dienen dem Text, der sich auf ein bis vier Zeilen pro Seite beschränkt, zugleich als Hintergrund. Ihr Stil ist einfach und minimalistisch. Die Figuren sind zudem teilweise schlichter gehalten als die Hintergründe, was einen interessanten Kontrast darstellt.

Abschließend folgt eine Art Steckbrief oder Zeitlinie mit Photos der echten Rosa Parks sowie einer kurzen Zusammenfassung ihres Werdegangs und ihrer geschichtlichen Bedeutung. Diese Doppelseite richtet sich vermutlich eher an den erwachsenen (Vor-)Leser, der sich so schnell über die titelgebende Persönlichkeit informieren kann.

FAZIT
Rosa Parks ist ein sehr empfehlenswertes Bilderbuch, das in der erforderlichen Kürze eine beeindruckende Frau vorstellt, die sich jedes Kind zum Vorbild nehmen kann.

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