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Veröffentlicht am 29.01.2023

Das Schloss der Smartphone-Waisen

Die Smartphone-Waisen 1: Das Schloss der Smartphone-Waisen
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Als ich in einer digitalen Programmvorschau von dem Kinderbuch „Das Schloss der Smartphone-Waisen“ erfuhr, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Die Idee zu dieser Geschichte ist schlichtweg ...

Als ich in einer digitalen Programmvorschau von dem Kinderbuch „Das Schloss der Smartphone-Waisen“ erfuhr, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Die Idee zu dieser Geschichte ist schlichtweg genial und alles andere als unrealistisch. Denn wenn man das eigene Verhalten mal reflektiert, erkennt man schnell, dass man das Smartphone sehr oft im Alltag nutzt und hin und wieder schon abgelenkt ist. Da sind Unfälle vorprogrammiert! Dieser Tatsache hat sich der Autor Salah Naoura angenommen und sie ein wenig überspitzt für sein Kinderbuch genutzt.

Das Schloss der Smartphone-Waisen

Nach dem tödlichen Unfall ihrer Eltern – verursacht durch den Gebrauch eines Smartphones zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt – wächst Marla bei ihrer Großmutter auf. Da nicht jedes Waisenkind ein neues Zuhause bei Angehörigen findet, beschließt sie ein Heim für Smartphone-Waisen zu gründen. Mit den Kindern Kalli, Leo, Tara, Bodhi und Bhavani werden zügig passende Bewohner gefunden und alle kommen gut miteinander aus. Nicht zuletzt, weil sie alle ein ähnliches Schicksal ereilt hat. Doch schlechte Nachrichten bleiben an der Tagesordnung: Das Waisenhaus soll abgerissen werden und nicht einmal Marla weiß, wie es nun mit den Kindern weitergehen soll …

Not macht erfinderisch!

Kalli, Leo, Tara, Bodhi und Bhavani wollen sich dem Schicksal auseinandergerissen zu werden oder gar auf der Straße zu landen nicht ergeben. Sie wollen auf eigene Faust eine neue Bleibe für alle Smartphone-Waisen finden. Und bei dieser Suche begleiten wir Leser:innen die liebenswerten Protagonisten und erleben viele aufregende und vor allem humorvolle Momente.

Das Schöne an dieser Geschichte ist, dass die tragischen Umstände nie zu viel Raum einnehmen. Die Kinder halten zusammen und machen aus ihrer Situation das Beste. Doch hin und wieder trägt der Autor etwas zu dick auf. Die Handlungen der Waisenkinder werden oft kopflos und kriminell dargestellt und sind nicht immer nachvollziehbar. Für meinen Geschmack war das ein bisschen zu viel Mission Impossible.

Besonders gelungen und originell finde ich die Illustrationen von Kai Schüttler, die man nicht nur auf dem Einband finden kann. Sie zieren auch viele Seiten in diesem Buch.

Unterm Strich empfand ich die Geschichte gerade wegen der oft überzogenen Handlungen der Kinder eher durchwachsen. Die Idee hat viel Potenzial, welches Salah Naoura nicht komplett ausgeschöpft. Sieht man jedoch über die eine oder andere kriminelle Wendung hinweg, wird man auf humorvolle Weise, gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 10.11.2020

Eine abwechslungsreiche Ergänzung der Biss-Reihe

Biss zur Mitternachtssonne (Bella und Edward 5)
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Es sind schon einige Jahre vergangen, nachdem ich Forks und die Welt der Vampire hinter mir gelassen habe. Wie ich die Biss-Reihe geliebt habe! Für mich war es, als würde ich selbst noch einmal 17 Jahre ...

Es sind schon einige Jahre vergangen, nachdem ich Forks und die Welt der Vampire hinter mir gelassen habe. Wie ich die Biss-Reihe geliebt habe! Für mich war es, als würde ich selbst noch einmal 17 Jahre alt sein und frisch verliebt. Als ich den letzten Band beendet hatte, dachte ich, dass ich nie wieder ein Buch finden würden, dass mich auch nur annähernd so begeistern kann wie diese. Auch wenn ich meinen (Liebes-) Kummer längst hinter mir gelassen habe und ich viele großartige und bewegende Geschichten gelesen habe, gehören die Bücher einfach zu mir und meiner Lesensgeschichte. Daher war für mich klar, dass ich auch „Biss zur Mitternachtssonne“ von Stephenie Meyer lesen werde.

Skeptisch war ich vor dem Lesen schon. Schließlich lagen für mich persönlich fast 10 Jahre zwischen „Biss zum Morgengrauen“ und diesem Band. Geschmäcker ändern sich bekanntlich und mittlerweile stehen kaum noch Bücher aus dem Fantasy-Genre auf meinem buchigen Speiseplan. Dennoch wollte ich es unbedingt lesen. Vielleicht kann „Biss zur Mitternachtssonne“ ja doch mein Lesefieber neu entfachen…

Biss zur Mitternachtssonne

Die Geschichte aus „Biss zur Mitternachtssonne“ ist jedem, der die Reihe gelesen hat, bekannt. In diesem Buch wird der Auftakt der Reihe aus der Perspektive von Vampir Edward erzählt. Klingt erst einmal nicht so aufregend. Aber wahrscheinlich war ich nicht die einzige Leserin, die sich beim Lesen oft gefragt hat, was im Kopf des im Sonnenlicht glitzernden Vampirs vor sich geht. Dieses Buch sollte nun die passenden Antworten liefern.

Antworten gab es viele – allerdings auch auf ungestellte Fragen. Denn Edward berichtet nun auch von den Momenten, die der Leser im ersten Buch nicht miterlebt hat. Eben jene, die der Vampir nicht mit Bella verbracht hat. Und allein für diese Einblicke hat es sich für mich absolut gelohnt, dieses Buch zu lesen. So erfuhr ich von vielen Hintergründen aus der Welt der Vampire, die die gesamte Reihe für mich abrundeten.

Das Leiden des jungen Edward

Ich muss gestehen, dass ich besonders nach dem ersten Drittel des Buches geneigt war, die Geschichte bei Seite zu legen. Ich war des Leidens von Edward überdrüssig. Auch wenn es sehr interessant für mich war, in die Gedankenwelt des Vampirs abzutauchen, war ich seine Gefühlsschwankungen mit masochistischem Charakter irgendwann leid. Für meinen Geschmack büßte die literarische Figur Edward dadurch einiges an Charme ein. Aber auch Bella wirkte aus dieser Perspektive verändert und sehr naiv und verlor für mich an Reiz. Doch im Laufe der Seiten wurde das Leiden weniger und die Geschichte wurde wieder viel interessanter für mich. Immer dann, wenn Edward unbekannte und überaus spannende Elemente zutage brachte.

Stephenie Meyer hat mit „Biss zur Mitternachtssonne“ sicher viele Fans der Reihe glücklich gemacht. Insbesondere durch die vielen neuen Eindrücke und Details, die in den anderen Geschichten sehr kurz abgehandelt werden oder gar im Hintergrund bleiben. Mich persönlich hat die Autorin nicht komplett überzeugen können, wie in allen anderen Bänden. Einige vorher schillernde Figuren haben für mich etwas an Glanz verloren. Trotzdem war diese Geschichte für mich eine willkommene und abwechslungsreiche Ergänzung der Biss-Reihe.


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Veröffentlicht am 20.08.2017

Lizzy Carbon hat sich verändert ...

Lizzy Carbon und die Wunder der Liebe - Band 2
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Es geschieht sehr selten, dass man in einer Geschichte eine literarische Figur findet, bei der man das Gefühl hat, sie schon ewig zu kennen. An eine Protagonistin, mit der es mir so ergangen ist, erinnere ...

Es geschieht sehr selten, dass man in einer Geschichte eine literarische Figur findet, bei der man das Gefühl hat, sie schon ewig zu kennen. An eine Protagonistin, mit der es mir so ergangen ist, erinnere ich mich noch sehr gut: Lizzy Carbon! Außenseiterin und hormongesteuerte Teenagerin mit zotteligen Haaren. Meisterin des Sarkasmus, Expertin für Fettnäpfchen jeder Art und unüberlegtes Aussprechen von Gedanken, die man lieber für sich behalten hätte. Herrje - Lizzy und ich ähneln uns auf unheimliche Weise, nur dass ich ihr im Alter weit voraus bin.

Lizzy lernte ich in dem großartigen Debütroman „Lizzy Carbon und der Klub der Verlierer“ von Mario Fesler kennen und lieben. Die Chaosqueen mit dem Herz aus Gold und der Spinne auf der Zunge hat mich vor allem mit ihrem Humor, ihrer Begeisterungsfähigkeit und ihrem wahren Interesse für Menschen restlos für sich eingenommen. Aus diesem Grunde war ich völlig aus dem Häuschen, als ich von einem weiteren Band über Lizzys Leben erfuhr.

Mit „Lizzy Carbon und die Wunder der Liebe“ ist nun ein zweiter Band erschienen, in dem es um das Thema Liebe gehen. Vorab hatte ich keinerlei Befürchtungen, dass dieses Thema zu schwülstig und zu seicht behandelt werden könnte. Mario Fesler hat in seinem Debüt deutlich gezeigt, dass er das Potenzial eines Themas völlig ausschöpfen kann und Männer haben ja bekanntermaßen eine etwas nüchternere Betrachtungsweise als wir Frauen. Aus demselben Grund war ich sehr gespannt, wie Mario Fesler Lizzys Gefühlwelt zu Papier bringt. In dieser Geschichte geht es jedoch nicht nur um Lizzys erste Verliebtheit, sondern man könnte die Liebe als eine große Überschrift sehen. Es gibt verschiedene gute und schlechte Beziehungen, die hier von dem Autor beleuchtet werden. Jede literarische Figur liebt eine andere, oder eben nicht. Zum Teil gibt es große Krisen zu bewältigen, wie bei Lizzys Eltern, die sich anscheinend überhaupt nicht mehr verstehen. Und jeder reagiert in Krisen anders und irgendwann muss Lizzy feststellen, dass die Wunder der Liebe ganz schön anstrengend sind.

Im gewohnt sarkastischen Stil berichtet Lizzy ihren Lesern - zum Teil in Tagebuchform -, was in der Welt um sie herum alles passiert und was sie selbst bewegt. Neben den allgegenwärtigen und urkomischen Absurditäten gibt es die noch so fremden Gefühle des ersten Verliebtseins, die Lizzy in vollen Zügen genießt. Aber auch viele Sorgen und große Angst um die eigene Familie. Und irgendetwas hat all dies mit Lizzy gemacht. Ich habe sie teilweise nicht wiedererkannt. Sie ist reifer und etwas besonnener geworden (ihre Haare scheinen auch kein Problem mehr darzustellen), was ich wirklich schade finde, auch wenn Entwicklungen wichtig sind und dem Lauf der Dinge entsprechen. Ich wollte mich aber noch nicht von diesem rebellischen Mädchen mit dem rabenschwarzen Humor verabschieden. Zum Glück gab es noch genügend Passagen, in denen ich dieses Mädchen wiedergefunden habe. Sehr positiv fand ich, dass im Laufe der Handlung die Gefühle von Lizzy nicht überspitzt dargestellt wurden, genau wie ihre erste Liebesgeschichte. So kommt es bei den jüngeren Lesern auch nicht zu falschen Vorstellungen oder zu übertrieben hohen Erwartungen. Die Liebe läuft eben nicht immer wie in einem hollywoodreifen Film ab.

Ein abschreckendes Beispiel waren für mich Lizzys Eltern. Nicht im Bezug auf ihre Probleme, sondern eher wie sie damit umgingen. Die eigenen Probleme in Alkohol zu ertränken oder gar vor ihnen wegzulaufen ist eine Sache. Die eigenen Kinder aber völlig überfordert zurückzulassen etwas anderes. Hier hätte ich mir klarere Botschaften von Mario Fesler gewünscht. Aber irgendwie hatte ich fast im gesamten Buch das Gefühl, dass alles etwas oberflächlicher und sprunghafter, als im ersten Band abgehandelt wurde.

Auch wenn „Lizzy Carbon und die Wunder der Liebe“ für meinen Geschmack vom Niveau nicht ganz an seinen Vorgänger herankommt, bleibt Lizzy Carbon meine ungeschlagene Lieblingsprotagonistin. Sie vertreibt manch finsteren Gedanken mit ihrem wunderbaren Humor und gibt dem Leser die Hoffnung und die Gewissheit, dass sich auch nach zahlreichen Katastrophen die Erde einfach weiterdreht …

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Veröffentlicht am 10.08.2017

Kommt nicht an "Eleanor & Park" heran

Fangirl
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Zwillingen – besonders den eineiigen - wird nachgesagt, dass sie ein ganzes Leben lang eine besondere Bindung haben. Sie umschlingt ein unsichtbares Band, das sie auf eine bestimmte gemeinsame Gefühlsebene ...

Zwillingen – besonders den eineiigen - wird nachgesagt, dass sie ein ganzes Leben lang eine besondere Bindung haben. Sie umschlingt ein unsichtbares Band, das sie auf eine bestimmte gemeinsame Gefühlsebene versetzt, die niemand sonst erreichen kann. Schmerzhaft wird es für ein Zwillingspaar, wenn sie sich während der Pubertät nicht nur von ihren Eltern abnabeln müssen, sondern auch voneinander, um ihren eigenen Platz im Leben zu finden. Die Zwillinge Cath und Wren sind auch durch ein stabiles Band verbunden. Doch nun beginnt für beide mit dem College ein neuer Lebensabschnitt. Wren scheint nun andere Interessen zu entwickeln und entfernt sich zunehmend von ihrer Schwester. Für Cath sind diese Entwicklungen ein harter Schlag und machen ihr Angst. Anstatt sich diesen Ängsten zu stellen und sich in das für sie neue College-Leben zu integrieren, kehrt sie lieber der realen Welt den Rücken und verliert sich beim Schreiben von Fanfiction in einer magischen Welt – wo es keine bösen Überraschungen gibt, weil Cath die Fäden zieht und alle Ereignisse bestimmt. Doch irgendwann muss sie auf schmerzliche Weise lernen, dass die wichtigen Schritte außerhalb der eigenen Komfortzone gemacht werden.

In ihrem neuen Roman „Fangirl“ beschreibt Rainbow Rowell in einem sehr eindringlichen Stil die Veränderungen in der besonderen Beziehung zwischen den Zwillingen Cath und Wren - obgleich Wren für den Leser eher im Hintergrund agiert. Die Geschichte von Cath dem Fangirl gleicht meiner Meinung nach einer sehr intensiven Charakterstudie eines jungen Menschen, der sich nach vielen schmerzlichen Erfahrungen eine eigene Welt erschaffen hat, um den eigenen Schmerz nach zahlreichen Verletzungen abzumildern.
Als Leser erfährt man mit jeder gelesenen Passage, wie Caths bisheriges Leben verlaufen ist und was sie angetrieben hat eine virtuelle der realen Welt vorzuziehen. Man erlebt, wie Cath nach und nach gezwungen wird sich weiterzuentwickeln, um aus ihrer Komfortzone auszubrechen, sich echten Menschen öffnen und an sich selbst zu glauben. Und was könnte verlockender sein, als die Liebe?

„Fangirl“ von Rainbow Rowell ist ein Buch, das seine Leser durch ruhiges Fahrwasser dahintreiben lässt. Die Geschichte entwickelt sich erst nach und nach, dann aber stetig. Cath wird mit jedem neuen Kapitel etwas offener und berichtet auf eindringliche Weise über die vielen Brennpunkte in ihrem Leben.
Ein für mich uninteressanter Brennpunkt war Caths Leidenschaft für Simon Snow. Genauer gesagt nicht ihre Leidenschaft für die literarische Figur – jeder sollte für etwas brennen -, sondern die Vielzahl an Textpassagen aus den Simon Snow Büchern und die von Cath geschriebene Fanfiction, in der sie ihre Fantasien auslebt. Ich persönlich konnte diesen Texten nichts abgewinnen. Vielmehr wollte ich über Caths reales Leben erfahren. Um ihre Leidenschaft für den Magier nachvollziehen zu können, hätte mir die Lektüre „Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow“ von Rainbow Rowell womöglich etwas auf die Sprünge geholfen. Beide Bücher scheinen genau wie Cath und Wren eine besondere Verbindung zu haben.

Rainbow Rowell scheint mit „Fangirl“ die Leserschaft zu spalten. Die einen überschlagen sich mit Lob, die anderen mit negativen Kritiken. Ich sitze buchstäblich zwischen den Stühlen, denn einerseits habe ich sehr gerne viele interessante und eindringliche Stunden mit der außergewöhnlichen und so menschlichen literarische Figur Cath und einer erfrischenden Liebes- und Lebensgeschichte verbracht. Andererseits haben einige Längen und die Textpassagen zum Thema Simon Snow aus dieser Geschichte meine Geduld etwas strapaziert.

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Veröffentlicht am 06.08.2017

Meja macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt ...

Meja Meergrün
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Neue literarische Heldinnen braucht das Kinderbuch-Genre! Aber nicht irgendwelche … Stark sollten sie sein, kämpferisch und ohne Furcht die eigenen Emotionen zu zeigen. Sie sollten träumen und ihre Träume ...

Neue literarische Heldinnen braucht das Kinderbuch-Genre! Aber nicht irgendwelche … Stark sollten sie sein, kämpferisch und ohne Furcht die eigenen Emotionen zu zeigen. Sie sollten träumen und ihre Träume verwirklichen. Und vor allem sollten sie an sich selbst glauben. Nach diesen Heldinnen suche ich aktuell, denn ich möchte, dass mein Sohn nicht nur mit männlichen Heldenfiguren aufwächst.
Natürlich gibt es einige literarische Figuren wie Pippi Langstrumpf oder Ronja Räubertochter, die mir zu diesem Thema einfallen, aber vor Kurzem durfte ich eine noch recht junge und frische Protagonistin aus einer neuen Kinderbuchreihe kennenlernen, die das Potenzial zur Heldin hat: Meja Meergrün.

Die kleine Meerjungfrau lebt in einer magischen Unterwasserwelt. Ihre Eltern verreisen sehr oft und während dieser Zeit wohnt Meja allein in einem wunderschönen Haus mit einer meergrünen Glocke. Und was tut man, wenn die eigenen Eltern ausgeflogen sind? Richtig! Man sucht nach großen Abenteuern, die man mit seinen besten Freunden bestreiten kann. Lange suchen muss Meja jedoch nicht, denn in den letzten Tagen scheint irgendetwas Merkwürdiges in der Unterwasserwelt vorzugehen. Nach und nach wird es dunkler auf dem Meeresgrund. Dahinter steckt bestimmt die böse Wasserhexe Siri und Meja macht sich zusammen mit ihren Freunden auf, um das Verlöschen des Lichts zu verhindern und schlittert von einem tollkühnen Abenteuer ins nächste.

Bevor Meja sich ins Abenteuer stürzt, lernt der Leser erst einmal ihre Lebensumstände etwas besser kennen. Sie lebt allein in einem großen Haus, ihre Eltern begeben sich meistens auf geheimnisvollen Reisen und lassen Meja viel Freiraum, obgleich diese noch recht grün hinter den Ohren ist. Meja liebt es, ohne Regeln in den Tag hineinzuleben und sich mit ihren Freunden in der Unterwasserwelt zu tummeln. Zur Schule geht Meja einfach nicht. Das findet ihre Lehrerin überhaupt nicht gut und setzt alles daran die kleine Meerjungfrau umzustimmen.
Erinnert euch das vielleicht an eine andere Geschichte? Mich auch und das war für mich ein großer Kritikpunkt. Gerade am Anfang gab es doch viele Parallelen zu „Pippi Langstrumpf“, die der Autor lieber weggelassen hätte. Genau wie die darauffolgenden Ereignisse, die vergleichbar mit den Begebenheiten aus „Arielle, die Meerjungrau“ sind. Bei mir kam im Laufe der Geschichte auch die Frage nach dem Verbleib der Eltern auf, weil dieses Thema nicht behandelt wird. Als Erwachsener muss man bei Kinderbüchern manchmal das rationale Denken weglassen und über solche Dinge hinwegschauen. Bei „Meja Meergrün“ entdeckt man dann auch die vielen unterhaltsamen und sehr witzigen Details und die amüsanten literarischen Figuren in der abenteuerlichen Handlung und kann, zusammen mit seinem Kind, das sich sowieso nicht von den Ereignissen ablenken lässt, eine wunderbare Geschichte erleben.

„Meja Meergrün“ habe ich zusammen mit meinem Sohn in Hörbuchform erleben dürfen - gelesen und gesungen von der brillanten Hörbuchsprecherin Anna Thalbach. Diese verleiht durch ihre Stimme, jedem Protagonisten aus dieser Geschichte eine ganz besondere Charakternote. Besonders ausgeprägt ist diese Note jedoch bei Meja Meergrün. Diese literarische Figur wirkt so abenteuerlustig, wild und mutig, manchmal aber auch etwas rotzig und frech. Eine wichtige charakterliche Eigenschaft ist auch ihre Liebenswürdigkeit, die immer wieder durchsickert – auch wenn Meja es nicht möchte. Ihr Herz ist einfach am richtigen Fleck.

„Meja Meergrün“ von Erik Ole Lindström ist der Auftakt zu einer neuen Kinderbuchreihe, in der viel Potenzial schlummert. Wenn der Autor sich in den nächsten Bänden etwas mehr auf seine eigenen Ideen beschränkt und seiner Handlung und einigen Protagonisten etwas mehr Tiefe verleiht, kann daraus eine großartige Geschichte entstehen, die mit einer weiblichen literarischen Heldenfigur gekrönt wird.

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