Profilbild von Gina1627

Gina1627

Lesejury Star
offline

Gina1627 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gina1627 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.12.2020

Fesselnder Auftakt einer überaus spannenden Familiensaga!

Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang
0

Was für ein ausgesprochen schöner Auftaktroman einer neuen Saga! Ich habe die Hoteliersfamilie Kuhlmann sofort in mein Herz geschlossen und es war aufregend, emotionsvoll und spannend bei ihnen Gast sein ...

Was für ein ausgesprochen schöner Auftaktroman einer neuen Saga! Ich habe die Hoteliersfamilie Kuhlmann sofort in mein Herz geschlossen und es war aufregend, emotionsvoll und spannend bei ihnen Gast sein zu dürfen. Nach diesem großen Lesevergnügen und dem Cliffhanger am Ende der Geschichte, fiebere ich schon unheimlich dem zweiten Band entgegen!

Heiligendamm 1912. Für die Kuhlmanns beginnt nach ihrem Umzug von Berlin nach Bad Doberan wieder ein neuer und herausfordernder Lebensabschnitt. Mit ihrem Luxushotel Palais Heiligendamm wollen Sie dem renommierten Grand Hotel Konkurrenz machen, in dem die betuchte und prominente Stammkundschaft das feudale Ambiente und die Nähe zum Strand liebt. Mit viel Leidenschaft und Idealismus nehmen sie sich der Aufgabe an, doch ein alter Bekannter legt ihnen plötzlich auf jede erdenkliche und hinterhältige Weise Steine in den Weg. Heinrich Kuhlmann ist auf die Unterstützung seiner selbstbewussten und engagierten Tochter Elisabeth angewiesen, die ihm mit viel Liebe und Enthusiasmus zur Seite steht. Doch auch sie kann eine Schieflage nicht verhindern und in ihrer höchsten Bedrängnis wenden sie sich an den Grafen von Seitz, der ihnen mit dem dynamischen und geheimnisvollen Julius Falkenhayn einen Berater an die Seite stellt. Er soll zusammen mit Elisabeth neuen Schwung in den Hotelbetrieb bringen und für beide wird es auch eine persönliche und emotionale Achterbahn der Gefühle.

Mit „Palais Heiligendamm-Ein neuer Anfang“ habe ich eine neue Autorin für mich entdeckt, die mich mit ihrem unglaublich warmherzigen, bildlichen und fesselnden Schreibstil begeistert hat. Michaela Grünig versteht es ausgezeichnet dem Leser die faszinierende, glamouröse, aber auch mit Schwierigkeiten behaftete Atmosphäre eines Hotelbetriebes rüberzubringen. Durch ihre sehr feinfühlig und vielfältig erschaffenen Charaktere, mit denen man sich sofort verbunden fühlt, spricht sie Themen wie Liebe, Homosexualität, Egoismus und Gewissenskonflikte an. Dies alleine hat schon ein Wechselbad der Gefühle bei mir ausgelöst und ich habe hier besonders mit Paul und Elisabeth mitgefiebert und mitgelitten. Doch eine besondere und bedrückende Dynamik bekam die Geschichte auch noch durch die sehr gekonnte Einflechtung der verheerenden Auswirkungen, die der Erste Weltkrieg und die spanische Grippe für die Protagonisten und das Hotel mit sich bringt. Für alle bedeutet es ein Überlebenskampf und den Erhalt ihrer Existenz, der sie bis zum Rand der Erschöpfung treibt. Die ganze Zeit steht man so unter innerlicher Anspannung und hofft darauf, dass die Lebensbahnen der Charaktere wieder in eine glückliche Zukunft geleitet werden.

Jeder von ihnen hat einen besonderen Reiz in der Geschichte ausgemacht, da die Menschen so lebendig und authentisch dargestellt wurden. Ottilie und Heinrich Kuhlmann könnten unterschiedlicher nicht sein. Er ist ein Träumer, Charmeur und liebevoller Vater für die Familie und sie polarisiert einen sehr durch ihre egoistische Einstellung und das Festhalten an alten Ansichten und Gebräuchen. Sehr von sich eingenommen haben mich Ihre Kinder Paul und Elisabeth. Er ist so ein Feingeist, der unglaublich unter seinen Gefühlen und Gewissenkonflikten leidet und daraus resultierend falsche Entscheidungen für sein Leben trifft. Elisabeth hingegen ist die geborene Hotelierin, die voller Lebensfreude, Neugierde und Energie steckt. Unsicherheit verschafft ihr nur ihr Äußeres, dass aber für andere sehr anziehend ist. Das Hotel ist für sie eine Lebensaufgabe, für die sie leider auch ihr persönliches Glück zurückstellt. Für ihr Zögern und ihre Verschwiegenheit hätte ich sie zwischendurch echt schütteln können. Unglaublich gut gefallen hat mir auch Julius Falkenhayn, ein Mann mit Charisma und Stärke, dem auch Elisabeth nicht widerstehen kann. In ihrer Beziehung steckt so viel Vorsicht, Liebe, Leidenschaft und Unausgesprochenes. Auch Johanna, die älteste Tochter der Kuhlmanns hat mir sehr gut gefallen. Sie ist eine zurückhaltende und ruhige Frau, die sich für Bedürftige einsetzt und deren Liebe auf eine harte Probe gestellt wird. Etwas im Schatten der Geschwister blieben noch Friedrich und Luise, auf deren weitere Lebenswege ich im Band 2 schon sehr gespannt bin.

Mein Fazit:

Mit „Palais Heiligendamm-Ein neuer Anfang“ habe ich mich allerbestens unterhalten gefühlt und ich kann für diesen Roman nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2020

Ein absoluter Pageturner und ein ganz besonderes Lesehighlight!

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
0

Ken Follett ist ein Meister der Erzählkunst! Ich habe seinen Roman „Die Säulen der Erde“ vor Jahren gelesen und geliebt und bin mit seinem Prequel Kingsbridge auch wieder voll abgeholt worden. Ein bildgewaltiger ...

Ken Follett ist ein Meister der Erzählkunst! Ich habe seinen Roman „Die Säulen der Erde“ vor Jahren gelesen und geliebt und bin mit seinem Prequel Kingsbridge auch wieder voll abgeholt worden. Ein bildgewaltiger Roman, mit außerordentlich starken und polarisierenden Charakteren! Was für ein Lesegenuss!

Combe, England 17. Juni 997. Voller Vorfreude wartet der 18-jährige Bootsbauer Edgar im Morgengrauen am Strand von Combe auf seine große Liebe Sungifu um mit ihr gemeinsam durchzubrennen, als er plötzlich von Weitem eine Armada von Drachenbooten auf sich zukommen sieht. Sein frühzeitiger Alarm rettet viele Menschenleben, doch zu seinem Leidwesen nicht das von seiner Geliebten. Wikinger morden, plündern und zerstören fast die ganze Stadt. Auch seine Familie bleibt nicht verschont. Sein Vater wurde niedergestreckt und die Werft gleicht einem Trümmerfeld. In Drengs Ferry, einem kleinen Dorf im Landesinnerinnen, versucht er sich mit seiner Mutter und seinen zwei Brüdern eine neue Existenz aufzubauen und für alle wird es ein Kampf ums Überleben. Diese Sorgen haben einige vermögende und einflussreiche Menschen in der nahegelegenen Stadt Shiring nicht. Sie kämpfen um Macht, Reichtum und Anerkennung ihrer Rechte. Zu ihnen gehören die temperamentvolle normannische Grafentochter Ragna von Cherbourg, der kluge und vorrauschauende Mönch Aldred und der gewissenlose und gerissene Bischof Wynstan.

Ken Follet ist mit „Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit“ wieder ein 1017-seitiges Meisterwerk gelungen! Sein Schreibstil ist wie immer unglaublich fesselnd, atmosphärisch, spannend und leicht zu lesen. Man fühlt sich sofort zurückversetzt in die Dunkle Zeit, in der die Lebensumstände der Menschen geprägt wurden durch einen stetigen Überlebenskampf, Entbehrungen, Mühseligkeit, Unterdrückung, Ausbeutung und Krieg. Alle dies hat der Autor emotionsvoll und unglaublich bildlich in seiner Geschichte zum Leser transportiert. Es war ein ganz besonderes Erlebnis in den vier Teilen „Die Hochzeit“, „Der Prozess“, „Der Mord“ und „Die Stadt“ mitzuverfolgen, welche Hochs und Tiefs die faszinierenden Charaktere durchmachen mussten und wie aus dem kleinen Dorf Drengs Ferry die aufstrebende und florierende Stadt Kingsbridge wurde. Alle vier Hauptprotagonisten sind gleichwertig reizvoll und ihre Handlungen, Empfindungen, Antriebe und Leiden haben bei mir Bewunderung, Abscheu, Entsetzen, Mitleid und Wut ausgelöst.

Ragna ist eine selbstbewusste, starke, leidenschaftliche und gerechtigkeitsliebende Frau, deren Markenzeichen ihre rote Lockenpracht und ihre Schönheit ist. Sie verdreht nicht nur Wilwulf, dem Adlermann von Shiring den Kopf, sondern schafft es auch durch ihre Offenheit, Hilfsbereitschaft und ihr intuitives und kluges Handeln und Urteilsvermögen, die Menschen für sich einzunehmen. Ich habe die ganze Zeit ihren Kampfgeist bewundert und mit ihr mitgelitten, als ihr Stolz verletzt und sie gedemütigt, ausgetrickst und missbraucht wurde. Nicht ganz unschuldig daran ist der überaus intrigante, selbstsüchtige und skrupellose Bischof Wynstan, der mich unglaublich polarisiert hat und den perfekten Antisympathisant verkörperte. Mein Gott was habe ich mich über ihn aufgeregt und ihn oft zum Teufel gewünscht. Ein Mann, der unheimlich durchtrieben, manipulierend und nur auf seine Vorteile aus ist. Den Leuten, die ihm in die Quere kommen, wirft er ihr Leben lang nur noch Steine in den Weg. Unheimlich gut gefallen hat mir auch Edgar, der ein wahrer Erfindergeist und ganz besonders feinfühliger Mensch ist. Durch seine schnelle Auffassungsgabe, seine Lernfähigkeit, sein handwerkliches Geschick und seinen Ideenreichtum stellt er sich jeder Herausforderung. Lange musste man darauf warten, dass ihn auch noch einmal das Glück der Liebe erfüllt und er auf eine hoffnungsvolle Zukunft blicken darf. Doch auch Aldred, ein sehr belesener und idealistisch eingestellter Mönch, der klug, mutig und vorrausschauend ist, hat mich begeistert. Bewundernswert, wie er immer wieder Niederlagen eingesteckt und stetig einen Ausweg aus verzwickten Situationen gefunden hat. Viele weitere Charaktere bereichern noch die Geschichte, zu denen auf jeden Fall Gytha und Wigelm gehören, die mich mit ihrer Falschheit, Gehässigkeit und Gewaltbereitschaft zur Weißglut gebracht haben.

Mein Fazit:

„Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit“ ist einfach nur von außen und innen wunderschön!!! Ein Eyecatcher und eine unglaublich fesselnde Geschichte! Von mir erhält dieser historische Roman eine unbedingte Leseempfehlung und hochverdiente 5 Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.11.2020

Außerordentlich fesselnd und sehr atmosphärisch! Absolute Leseempfehlung!

Fräulein Gold: Scheunenkinder
0

Ein sehr atmosphärischer Roman mit einer unglaublichen Sogkraft. Es war ein tolles Leseerlebnis die Hebamme Hulda Gold ins Jahr 1923 begleiten zu dürfen. Was für ein außergewöhnlich faszinierender Charakter! ...

Ein sehr atmosphärischer Roman mit einer unglaublichen Sogkraft. Es war ein tolles Leseerlebnis die Hebamme Hulda Gold ins Jahr 1923 begleiten zu dürfen. Was für ein außergewöhnlich faszinierender Charakter!

Hulda liebt ihren Beruf als Hebamme mit Leib und Seele, der viele Herausforderungen an sie stellt, die sie bisher mit großem Geschick und Einfühlungsvermögen meistern konnte. Dies benötigt sie gerade für ihren neuesten Auftrag, der sie ins ärmliche Scheunenviertel von Berlin führt, wo sie die Rothmanns, eine strenggläubige jüdische Familie erwartet. Doch Willkommen fühlt sie sich überhaupt nicht bei ihnen. Ablehnung und Misstrauen schlägt ihr entgegen und eine unerklärliche Angst liegt dort in der Luft. Nur mit viel Behutsamkeit kann sie das Vertrauen von Tamar gewinnen und hilft ihr ein paar Tage später ihren kleinen Sohn zur Welt zu bringen. Doch bei ihrem nächsten Kontrolltermin schockt sie der Anblick der jungen Frau, die apathisch, nicht ansprechbar und ohne Lebensmut ist. Ihr Kind ist spurlos verschwunden und die Familie und Nachbarn hüllen sich in eisiges Schweigen. Für Hulda ist es ein unerträglicher Zustand und sie macht sich eigenhändig auf die Suche nach ihm, die sie in größte Gefahr bringt, da im Viertel gewalttätige Unruhen gegenüber der jüdischen Bevölkerung ausbrechen. Steckt die Familie hinter seinem Verschwinden, oder hängt es vielleicht mit einer kriminellen Bande zusammen, für die Kinder eine Ware sind, mit denen man schnell Geld verdienen kann und denen die Berliner Polizei auf die Schliche zu kommen versucht?

Auf „Fräulein Gold-Scheunenkinder“, Band 2 der Hebamme von Berlin Reihe, bin ich durch das tolle Cover und den vielversprechenden Klappentext aufmerksam geworden, hinter dem sich ein ausgesprochen fesselnder historischer Kriminalroman verbirgt, der mich sehr begeistert hat. Anne Stern schafft mit ihren herausragenden Charakteren und den geschichtlich gut recherchierten und wirklichkeitsnah dargestellten Begebenheiten der damaligen Zeit eine unglaublich atmosphärische Stimmung beim Lesen. Pures Kopf- und Gefühlskino, wird hier durch ihren extrem bildhaften und sehr empathischen Schreibstil erzeugt. Die Wirtschaftskrise mit ihren verheerenden Auswirkungen, politische Ereignisse, die beginnende antisemitische Bewegung, und die Darstellung der unterschiedlichen kulturellen und religiösen Lebensweisen der Menschen werden hier sehr gekonnt mit in Huldas Geschichte eingeflochten. Ihre Rolle als warmherzige und sehr engagierte Hebamme, aber auch als hartnäckige und furchtlose Detektivin fand ich total spannend und sehr reizvoll. Gefühlt stand ich neben ihr und habe alles zusammen mit ihr miterlebt: Freude, Fürsorge, Verantwortungsgefühl und Ängste, die die Mütter und deren Kinder bei ihr auslösen und ihre Unsicherheit und Verletzlichkeit, wenn es um ihr Liebesleben ging. Sie ist so eine sympathische, sensible, resolute und hartnäckige junge Frau, die mir durch ihre Lebensfreude und ihre Wagnisse, die sie eingeht, direkt ans Herz gewachsen ist. Es ist so schön, dass sie in Jette endlich eine Freundin gefunden hat, mit der sie offen reden kann und ich war die ganze Zeit gespannt darauf, wie sich ihre Beziehung zu dem Kommissar Karl North und dem Rabbi Esra Rubin entwickelt. Zwei Männer, die ihre Gefühle auf unterschiedlichste Weise ansprechen und für sie eine Stütze auf der Suche nach dem verschwundenen Kind sind. Als Halbjüdin muss sich Hulda zum ersten Mal auch mit dem sehr bedrückenden Thema Antisemitismus beschäftigen und als Leser denkt man hier schon weiter, da man die furchtbare Entwicklung immer in Erinnerung hat. Sehr gut gefallen hat mir auch Tamars schicksalhafte Geschichte. Ihre Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, bei der sie so verletzlich und misstrauisch, aber auch dankbar und willensstark rüberkommt. Sehr schön waren auch die Szenen mit Huldas Vermieterin Frau Wunderlich, die so eine herzensgute Frau ist und sich immer um ihren Schützling sorgt.

Zum Schluss hin hat Anne Stern alles ganz wundervoll zu Ende erzählt und für einige eine hoffnungsvolle Zukunft geschaffen. Die kurze Leseprobe am Ende hat bei mir schon eine unglaubliche Neugierde auf Huldas weitere Lebensgeschichte ausgelöst und ich fiebere Band 3 sehr entgegen.

Mein Fazit:

Durch „Fräulein Gold-Scheunenkinder“ habe ich mit Anne Stern eine neue Autorin für mich entdeckt, von der ich auf jeden Fall noch weitere Bücher lesen möchte. Die Reihe um die Hebamme Hulda Gold kann ich jedem nur wärmstens an Herz legen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.11.2020

Ein großartiger Roman und ein absolutes Lesehighlight!

Es war einmal in Italien
1

Was für ein großartiges Leseerlebnis! Ich liebe Luca di Fulvios bildgewaltigen, feinfühligen und überaus fesselnden Schreibstil! Wie ein Zauberer entführt er einen in eine magische Kulisse mit unglaublich ...

Was für ein großartiges Leseerlebnis! Ich liebe Luca di Fulvios bildgewaltigen, feinfühligen und überaus fesselnden Schreibstil! Wie ein Zauberer entführt er einen in eine magische Kulisse mit unglaublich toll gezeichneten Charakteren, deren Ausstrahlung und Charme man sich nicht entziehen kann!

Italien 1870. Durch einen schweren Schicksalsschlag flüchtet Contessa Silvia di Boccamara mit ihrem gerade erst angenommenen 16-jährigen Adoptivsohn Pietro vor ihrem Häscher nach Rom, um dort in der Masse der Menschen untertauchen zu können. Für beide wird es ein gemeinsamer Kampf ums Überleben, Selbstfinden, füreinander da sein und das Entdecken einer neuen und großen Liebe. Kein einfaches Unterfangen, da Silvia in Rom mit ihrer geheimnisvollen Vergangenheit und ihrem Verfolger konfrontiert wird und Pietro sich vielen Gefahren und Versuchungen stellen muss. Sie geraten zwischen die Fronten des Freiheitskampfes für ein vereintes Italien und lernen dabei Marta und Melo kennen, die sich aufopferungsvoll und mit viel Mut dafür einsetzen. Zwei Zirkusleute, die einen großen Einfluss auf ihr weiteres Leben und ihre Träume ausüben werden.

Luca di Fulvios Romane zu lesen ist immer etwas ganz Besonderes! Gefühlt öffnet man eine Tür, schreitet in eine andere Welt und nimmt alles so intensiv wahr, als wenn man selber dort vor Ort wäre. Möglich macht das die unglaublich detailreiche und atmosphärische Beschreibung der Handlungsorte und des Geschehens. Die faszinierende Welt des Zirkus Callari und seiner Artisten, der Glanz und das Elend von Rom und die unfassbar grausamen Szenen, die der Freiheitskampf mit sich bringt, erscheinen wie in einem Kinofilm vor den eigenen Augen. Man fühlt sich wie Pietro, der in Rom seine Leidenschaft für die Fotografie entdeckt und mit seinem Blick durch die Linse die ganze schreckliche und schöne Wahrheit des Lebens auf Bildern festhält, um sie den Menschen zu zeigen und sie zum Handeln zu animieren. Luca di Fulvios grandios dargestellte Charaktere, deren Empfindungen man bis ins kleinste Detail selber spürt, machen die Geschichte einzigartig, wertvoll und unvergesslich. Alle drei Handlungsstränge, die aus der Sicht der Contessa, Pietro und Marta erzählt werden, sind gleichermaßen fesselnd. Diese besonderen Menschen habe ich sofort in mein Herz geschlossen.

Contessa Silvia, die sich nach ihrer Ankunft in Rom aus Selbstschutz den Namen Nella Beltrame zulegt, ist eine taffe, verantwortungsbewusste, warmherzige, gerechtigkeitsliebende und wunderschöne Frau, die dem sechzehnjährigen Pietro eine zweite Chance in seinem Leben bietet und ihn aus dem Waisenhaus herausgeholt. Ihre Achtung voreinander, ihr gegenseitiges Vertrauen und ihre Zusammengehörigkeit haben mir das Herz gewärmt. Pietros Entwicklung in der Geschichte hat mir sehr imponiert. Sein Aufenthalt im Waisenhaus hat ihn stark und kämpferisch gemacht und seine Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe hat er sich in seinem Herzen bewahrt. In seiner jugendlichen Naivität und Leichtsinnigkeit bringt er sich oft in Gefahr, wird zur Verzweiflung getrieben und findet doch noch den richtigen Weg für sich selber. In Rom lernt er das 15-jährige Zirkusmädchen Marta kennen und verliebt sich in sie. Mich hat sie auch sofort von sich eingenommen. Sie steckt voller Leidenschaft, Neugierde, Hilfsbereitschaft und hat ein großes Kämpferherz. Sehr reizvoll fand ich noch Albanese, den typischen Boss einer Verbrecherorganisation, der sogar Mitleid mit ihm bei mir erzeugt hat und Mamma Lucia, die mich mit ihrem trockenen Humor und ihrer Ehrlichkeit sehr beeindruckt hat. Ein Ekelpaket schlechthin war Leone, ein getriebener und wahrhaft böser Charakter, der mich durch seine Handlungen geschockt hat. Ich war erleichtert darüber, dass sich bei allen Hauptcharakteren zum Ende hin alles zum Guten entwickelte und sie in eine hoffnungsvolle Zukunft blicken können.

Mein Fazit:
Luca di Fulvio hat mich mit „Es war einmal in Italien“ vollkommen begeistert und erhält von mir eine unbedingte Leseempfehlung und hochverdiente 5 Sterne mit Krone!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 10.11.2020

Erstklassiger und temporeicher Thriller! Sehr empfehlenswert!

Zerrissen
0

Auch mit Band 4 der Thriller-Reihe um den Rechtsmediziner Fred Abel bin ich wieder voll abgeholt worden. Eine unglaublich temporeiche, spannende, fesselnde und mit Schockmomenten gespickte Geschichte wartet ...

Auch mit Band 4 der Thriller-Reihe um den Rechtsmediziner Fred Abel bin ich wieder voll abgeholt worden. Eine unglaublich temporeiche, spannende, fesselnde und mit Schockmomenten gespickte Geschichte wartet hier auf den Leser!

Ein Hilfegesuch von der Kinderintensivstation der Charité erreicht den Rechtsmediziner Dr. Fred Abel, nachdem ein zweijähriges Mädchen mit lebensgefährlichen Schädelverletzungen eingeliefert wurde. Geschockt ist er, dass es sich bei dem Kind um die Nichte seiner Kollegin Sabine Yao handelt und er nicht weiß, wie sie auf sein vernichtendes Gutachten reagieren wird, da es ihre Schwester schwer belastet. Spannungsgeladen gestaltet sich daher ihre weitere Zusammenarbeit. Zusätzlicher psychischer Druck kommt bei ihm noch auf, als er bei Ermittlungsarbeiten auf die Spur und in die Schusslinie des libanesischen Clans der Saad Brüder gerät, mit denen auch schon sein Freund Lars Moewig äußerst schmerzhafte Bekanntschaft gemacht hat. Sie spielen Kommissar Markwitz und seinem Team vom LKA Informationen zu, da dieser schon seit geraumer Zeit gegen die Bande des organisierten Verbrechens ermittelt. Doch durch den Tod von Amir Saad spitzt sich die Lage zu und nicht nur Fred Abel und seine schwangere Lebenspartnerin Lisa müssen um ihr Leben fürchten.

Wow, dieser True-Crime-Thriller von Michael Tsokos hat es wieder in sich gehabt. Unerträgliche Spannung vom Anfang bis zum Ende. Ich mag diese gefühlte Realität in der Geschichte, das unglaubliche Kopfkino, dass hier besonders erzeugt wird, wenn Abel an seinem Seziertisch steht und seine Arbeit verrichtet und den großen Spannungsbogen während des Geschehens, den der Autor wieder vortrefflich aufgebaut hat. Der Thriller liest sich total leicht und flüssig und man kann ihn kaum aus der Hand legen, da man gefühlt auf ein nicht gut ausgehendes Ende hinsteuert. Mit dem Clan der Saad Brüder, ihrer unvorstellbaren Gewaltbereitschaft, Abgebrühtheit und ihrer Einstellung zum Wert eines Menschen, hat Michael Tsokos einem wirklichkeitsnah das organisierte Verbrechen rübergebracht. Abneigung und Wut ihnen gegenüber wird hier bei einem erzeugt. Es ist beängstigend, wie machtlos die polizeilichen Ermittler ihnen gegenüberstehen und wie sie ein um das andere Mal von ihnen vorgeführt werden. Kommissar Markwitz und seinem Team wird das Leben wirklich schwer gemacht. Richtig gut gefallen hat mir die „Geheimwaffe“ Abels. Sarah Wittstock, IT-Expertin beim BKA und Computerforensikgenie wird mit ins Boot genommen und kann durch ihre effektiven Maßnahmen wichtige Erkenntnisse zur Aufklärung beitragen. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, in welchem Zusammenhang der Fall von Sabine Yaos Nichte mit dem anderen Geschehen zusammenhängt und war geschockt über die Auflösung. Auch Lars Moewigs körperlicher und für ihn persönlich verpflichtender Einsatz für einen Freund und Mentor wurde super spannend geschrieben. Doch am meisten habe ich mit Fred Abel und Sabine mitgefiebert, die wieder so authentisch und nahbar rübergekommen sind. Ihre innerliche Zerrissenheit, ihre Wut, Ängste und ihr Wille, bis zur Erschöpfung alles für die Opfer und die in einer Gefahr steckenden Menschen zu tun, hat erneut ein Wechselbad der Empfindungen bei mir ausgelöst. Vor lauter Arbeit und Pflichtbewusstsein vergisst Abel fast, was ihm am meisten im Leben bedeutet und seine Hilfsbereitschaft für seine Kollegin ehrt ihn und spiegelt sein Verantwortungsbewusstsein und seinen Gerechtigkeitssinn wieder. Nach dem furchtbaren Cliffhanger am Ende, würde ich am liebsten sofort den nächsten Band der Reihe lesen, der hoffentlich nicht so lange auf sich warten lässt.

Mein Fazit:

In Michael Tsokos Thrillern spürt man, dass er beruflich in dem Metier der Rechtsmedizin zu Hause ist und dadurch in seinen Geschichten die Realität gepaart mit Fiktionen erstklassig rüberbringen kann. Kein Wunder, dass die Filmwelt sich die Rechte für seine Bücher sichert. Von mir erhält dieser Thriller eine unbedingte Leseempfehlung und hochverdiente 5 Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere