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Veröffentlicht am 28.11.2020

Der gelungene Abschluss einer bewegenden und voller Verbrechen steckenden Trilogie

NEBEL
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Ein schwerer Schicksalsschlag zwingt die isländische Kommissarin Hulda Hermannsdóttir in die Knie. Zu Hause bleiben kann sie nicht, da ihre Schuld sie zu zerfressen droht und arbeiten kann sie auch nicht, ...

Ein schwerer Schicksalsschlag zwingt die isländische Kommissarin Hulda Hermannsdóttir in die Knie. Zu Hause bleiben kann sie nicht, da ihre Schuld sie zu zerfressen droht und arbeiten kann sie auch nicht, weil sie sich einfach nicht konzentrieren kann. Ein Dilemma, das ihr Chef kurzerhand durchbricht, als er sie zu einem abgelegenen Bauernhaus schickt, in dem es gleich mehrere Tote gibt. Seit Weihnachten liegen diese schon da, abgeschnitten durch einen Schneesturm, der die Außenwelt ferngehalten hat. Nun aber wurden sie entdeckt und Hulda Hermannsdóttir hat alle Hände voll zu tun, um herauszufinden, was dort an den Schreckliches geschehen ist.

„NEBEL“ ist der dritte Teil einer Trilogie um die Reykjavíker Kommissarin Hulda Hermannsdóttir, die entgegen sonstiger Gepflogenheiten rückwärts erzählt wird. So lernt der Leser sie in „DUNKEL“ während der Ermittlungen zu ihrem letzten Fall kennen, begleitet sie in „INSEL“ auf dem Höhepunkt ihrer Karriere bis sie letztendlich in „NEBEL“ am Anfang ihres vom Schicksal gebeutelten Lebens steht. An einem Punkt, an dem ihr Privatleben zerbricht und nur die Arbeit sie noch retten kann. Dass das halbwegs gelingt, weiß der Leser aus den vorangegangenen Büchern. Aber er weiß auch, welche Verluste Hulda zu verkraften hat und wie schwer es für sie wird. Deshalb sollten die drei Thriller der Hulda-Triolgie in ihrer Reihenfolge gelesen werden, da der Leser nur so die ganze Tragweite der Ereignisse in Huldas Leben erkennen kann.

Zwei Hauptpersonen bestreiten diesmal das durchgängig düstere Geschehen. Eine von ihnen ist Erla, die mit ihrem Mann Einar auf einem abgelegenen Landgut weit im Osten des Landes wohnt und ihre in jungen Jahren gewählte Einsamkeit kaum noch ertragen kann. Die andere ist Hulda, deren Beruf wenig Zeit für die Familie lässt und die Erla und ihr karges Leben erst nach deren Tod kennenlernt. Zwei starke Frauen, denen jeweils ein Handlungsstrang gewidmet ist, in dem viel über sie und die verhängnisvollen Ereignisse in der Vergangenheit und Gegenwart verraten wird. Dabei sorgen gut gesetzte Cliffhanger, nervenaufreibende Gänsehautmomente und tragische Verwicklungen dafür, dass die Spannung auf einem hohen Level bleibt und der Leser das Buch nur schwer aus der Hand legen kann.

Fazit und Bewertung:
Der gelungene Abschluss einer bewegenden und voller Verbrechen steckenden Trilogie, die durch die in ihm geschilderten Einzelschicksale und deren dramatischen Verlauf noch lange nachklingen wird.

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Veröffentlicht am 14.11.2020

Ein düsterer Thriller voller tragischer Wendungen

Hagebuttenblut
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Die Stockholmer Ermittlerin Charlie Lager hat sich von dem Desaster in ihrem letzten Fall noch immer nicht erholt. Ohne an die Folgen zu denken, arbeitet sie rund um die Uhr und trinkt viel zu viel Alkohol. ...

Die Stockholmer Ermittlerin Charlie Lager hat sich von dem Desaster in ihrem letzten Fall noch immer nicht erholt. Ohne an die Folgen zu denken, arbeitet sie rund um die Uhr und trinkt viel zu viel Alkohol. Die von ihrem Chef angeordnete Therapie beginnt sie nur, damit sie ihren Job behalten kann. Deshalb ist dieser auch überrascht, als Charlie plötzlich Urlaub nimmt, um einer Freundin in ihrem Heimatort Gullspång beizustehen. Doch Charlie hat gar nicht vor, sich den ganzen Tag um Susanne zu kümmern, sondern plant zusammen mit dem Journalisten Johan Ro einem alten Vermisstenfall nachzugehen.

30 Jahre ist es her, seit die 16-jährige Francesca Mild in einer kühlen Märznacht verschwand und ihre Eltern Gullspång verlassen haben. Seitdem steht das imposante Familienanwesen leer und weckt in Charlie eine Erinnerung, die sie nicht näher benennen kann. Erst als sie tief in die Familiengeschichte der Milds eintaucht, offenbart sich ihr ein dramatisches Geheimnis und eine noch immer schwelende Gefahr.

„Hagebuttenblut“ ist nach „Löwenzahnkind“ das zweite Buch einer Thrillerserie um die eigenwillige Ermittlerin Charlie Lager, die für die nationale operative Abteilung „Schwere Verbrechen“ der Stockholmer Polizei tätig ist. In ihrem Auftrag löst sie Fälle im ganzen Land, wobei sie bisher nur in ihrem Heimatort Gullspång ermittelt hat. Vor allem dadurch wird Charlie immer wieder mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, die diesmal eine besondere Rolle in dem von Lügen und Schicksalsschlägen geprägten Geschehen spielt. Auch wird dem Leser die Hauptfigur Charlie Lager mit allen ihren Stärken und Schwächen nähergebracht und er versteht, warum die junge Kommissarin manchmal so eigenartig und befremdlich reagiert.

Ein zweiter Handlungsstrang ist der 16-jährigen Internatsschülerin Francesca Mild gewidmet, die als Ich-Erzählerin über ihr Leben als Rebellin in einer wohlhabenden Familie viel zu berichten hat. Sie ist es auch, die später spurlos verschwindet, nachdem ihr bester Freund Paul einem vermeintlichen Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Durch den abwechselnden Blick in die Gegenwart und die Vergangenheit wird der Leser in eine Geschichte gezogen, deren Verlauf voller tragischer Wendungen ist. Deshalb lassen ihn die Ermittlungen zu dem 30 Jahre alten Vermisstenfall bis zum Schluss nicht mehr los und sorgen für einen fesselnden Lesegenuss.

Fazit und Bewertung:
Ein düsterer und schicksalsumwobener Thriller mit starken Gefühlen und vielen Missverständnissen, der seine Leser lange Zeit in Atem hält.

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Veröffentlicht am 13.11.2020

Ein undurchsichtiger und nervenaufreibender Thriller

Der Heimweg
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Jules Tannenberg hat die Nachtschicht am Begleittelefon für Frauen übernommen, da sein bester Freund Caesar ein Date mit einer neuen Freundin hat. Mit dem Wissen, dass er durch seine frühere Tätigkeit ...

Jules Tannenberg hat die Nachtschicht am Begleittelefon für Frauen übernommen, da sein bester Freund Caesar ein Date mit einer neuen Freundin hat. Mit dem Wissen, dass er durch seine frühere Tätigkeit in der Notrufzentrale der Berliner Feuerwehr gut gerüstet für diese Aufgabe ist, stellt sich Jules auf einen ruhigen Abend ein. Doch bereits der erste Anruf verläuft anders, als gedacht. Klara, die irgendwo auf Berlins Straßen unterwegs, Todesängste hat, wird von einem Killer bedroht. Das Datum ihres Ablebens hat er mit Blut auf die Schlafzimmerwand gemalt und in etwa zwei Stunden ist es soweit. Klaras letzter Tag bricht an. Jules, der ihr unbedingt helfen will, gerät in eine Spirale aus Verbrechen und Gewalt hinein und befindet sich schon bald selbst in höchster Gefahr.

„Der Heimweg“ ist ein spannender und sehr brutaler Thriller, in dem Sebastian Fitzek die grenzenlose Gewalt an Frauen in den Mittelpunkt der Handlung stellt. Keineswegs zimperlich geht er vor und beschreibt äußerst detailliert, was diese ertragen müssen ohne, dass sie sich in irgendeiner Weise behaupten oder zur Wehr setzen können und wie skrupellos und menschenverachtend ihre Peiniger sind. Ein clever erdachtes Psychospiel ist die Folge, bei dem sich die Wahrnehmung immer mehr verschiebt und dessen anfänglich geglaubte Tatsachen am Ende ganz andere sind. Hinzu kommen ein Setting, das ungemein düster in Erscheinung tritt und Wendungen, die die Angst aller Beteiligten auf einen unkontrollierbaren Höhepunkt treibt.

Abwechselnd aus der Sicht von Jules und Klara wird die in ihrem Verlauf immer undurchsichtiger werdende Handlung erzählt. Dabei gibt es regelmäßig Rückblicke in die Vergangenheit, in denen der Leser viel aus dem Leben der beiden Hauptfiguren erfährt, gleichzeitig aber auch ihre problembehaftete Familie kennenlernt. Da ist von Selbstmord die Rede, Gewalt und Verbrechen werden an den Pranger gestellt und auch die Taten eines Serienkillers werden nicht ausgespart. Ein Sammelsurium an Grausamkeiten, die beim Lesen nur schwer zu ertragen sind und nicht jedem behagen werden. Deshalb ist dieser Thriller nur hartgesottenen Fans dieses Genres zu empfehlen, was sehr schade ist. Denn das Verwirrspiel, das hier inszeniert wurde, unterhält ungemein und fesselt seine Leser bis zum Schluss.

Fazit:
Ein undurchsichtiger und nervenaufreibender Thriller, bei dem nichts so ist, wie es scheint und der am Ende mehr als nur überrascht.

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Ein amüsanter Copsy-Krimi rund um eine verrückte Senioren WG

Mord in Sunset Hall
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Die gut betagte und von einem Hüftleiden geplagte Agnes Sharp hat in ihrem Elternhaus eine Senioren WG gegründet. Mit einer Handvoll sorgfältig ausgesuchter Bewohner und einer Schildkröte, die gerne in ...

Die gut betagte und von einem Hüftleiden geplagte Agnes Sharp hat in ihrem Elternhaus eine Senioren WG gegründet. Mit einer Handvoll sorgfältig ausgesuchter Bewohner und einer Schildkröte, die gerne in Fersen zwickt, genießt sie ihr Leben, wie sie es mag. Alternde Hippies so werden sie im Dorf genannt. Doch das stört sie wenig. Vor allem, weil zur Zeit in der Gegend ein Mörder umgeht. Einer, der es auf ältere Damen abgesehen hat. Deshalb rotten sie sich und den Rest ihres Geistes zusammen und gehen gemeinsam, mit Rollstuhl, Krückstock und dritten Zähnen bewaffnet auf Mörderjagd.

„Mord in Sunset Hall“ ist ein kurzweiliger Kriminalroman, der auf amüsante Art und Weise die ganz privaten Ärgerlichkeiten der WG Bewohner in Agnes Haus reflektiert. Da ist zum einen die Vergesslichkeit, die schleichend Besitz von ihnen ergreift und sie in unmögliche Situationen bringt. Zum anderen plagen sie sich mit körperlichen Gebrechen herum und schlucken Pillen aller Art. Und dann gibt es noch das Problem, dass sie nicht ins Altersheim wollen, weil man sie dort vergisst. Ein selbstbestimmtes Leben zu führen ist ihr Ziel und abzutreten, wenn es ihnen gefällt. Aber anstatt in Ruhe ihrem Alterungsprozess nachzugehen, werden sie mit jeder Menge turbulenten Ereignissen konfrontiert. Wobei Einiges davon ist hausgemacht. Denn ganz so unschuldig, wie sie alle tun, sind sie beileibe nicht.

Voll gepackt mit skurrilen Begebenheiten, lustigen Alltagssituationen und unterhaltsamen Dialogen ist das abwechslungsreiche Geschehen rund um eine ominöse Mordserie ein wahrer Hörgenuss. Jede der Figuren wird von Anna Thalbach mit einer eigenen Stimme ausgestattet, sodass der Hörer stets weiß, wer da spricht. Darüber hinaus passt sie ihre Interpretationen den jeweiligen Gegebenheiten an. Wie zum Beispiel bei Agnes, die ohne ihre dritten Zähne konfus und nuschelig klingt, während sie mit ihren Beißerchen klar und bestimmend die Richtung vorgibt. Oder Edwina, die während ihrer Yogaübungen ruhig und orientiert in Erscheinung tritt, bei Verhören mit der Polizei aber völlig aufgeregt alles durcheinanderbringt.

Fazit und Bewertung:
„Mord in Sunset Hall“ ist ein amüsanter Copsy-Krimi, der hauptsächlich von den schrulligen Figuren, ihren altersbedingten Entgleisungen und den amateurhaften Mordermittlungen lebt, gleichermaßen aber auch handfeste Verbrechen präsentiert. Eine gute Empfehlung für alle Hörer, die alt gediegene Krimikost mögen, welche gepaart mit einer ordentlichen Portion Humor und Alltagsproblemen kurzweilig unterhält.

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Ein düsterer, atmosphärischer und schicksalsträchtiger Thriller

Wenn das Licht gefriert
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Nach ihrer Geburtstagsfeier mit Freunden kehrt die 18-jährige Anna Venz aus dem örtlichen Tanzlokal nicht nach Hause zurück. Vier Tage gilt sie als vermisst, bis ihre Leiche von Tauchern aus dem Moor geborgen ...

Nach ihrer Geburtstagsfeier mit Freunden kehrt die 18-jährige Anna Venz aus dem örtlichen Tanzlokal nicht nach Hause zurück. Vier Tage gilt sie als vermisst, bis ihre Leiche von Tauchern aus dem Moor geborgen werden kann. Ihr Mörder allerdings wird nicht gefasst und befindet sich auch 22 Jahre später noch auf freiem Fuß. Ein Fall, der nicht vergessen ist. Deshalb schaut sich auch die Mutter von Annas bester Freundin mit ihrem Mann Friedrich den aktuellen TV-Beitrag an, in welchem über das einst verübte Verbrechen berichtet wird. Und plötzlich beginnt der demenzkranke Rentner Details zu erwähnen, die er gar nicht wissen kann. Elisabeth, die geschockt über den Bemerkungen ihres Mannes ist, beginnt einem plötzlich aufkeimenden Verdacht nachzugehen und befindet sich bald selbst in großer Gefahr.

„Wenn das Licht gefriert“ ist ein düsterer und atmosphärischer Thriller, der den Leser in jedem seiner Kapitel die finsteren Schatten der Vergangenheit spüren lässt. Denn nie wieder war es nach dem Mord an der lebenslustigen Anna, wie zuvor. Elisabeth, die sich immer wieder fragt, warum sie nicht mit ihrer Tochter gemeinsam das Dorf verlassen hat, ist die Hauptfigur in dem verhängnisvollen Geschehen. Sie pflegt aufopferungsvoll ihren an Alzheimer erkrankten Mann und hat beizeiten aufgehört, Erwartungen an ihr Leben zu stellen. Doch an dem schicksalhaften Fernsehabend als das Unfassbare geschieht und Friedrich bruchstückhafte Bemerkungen über den Mord an Anna macht, wird alles, an das sie jemals geglaubt hat, auf den Kopf gestellt. Sie befreit sich aus der täglichen Lethargie und kämpft, um die Wahrheit zu ergründen. Eine starke Frau, die zu jeder Zeit den vollen Respekt des Lesers sicher hat.

Voller überraschender Wendungen, neu verübter Verbrechen und undurchsichtiger Dorfbewohner präsentiert sich der Thriller, dessen Ende irgendwie tröstlich ist, gleichermaßen aber auch fassungslos werden lässt. Mehr allerdings wird hier nicht verraten. Nur, dass der Leser neben interessanten Informationen zu dem Krankheitsbild von Alzheimer auch auf viele bekannte Alltäglichkeiten trifft. Sei es das Auto, das zum Familienmitglied avanciert und deshalb mit einem eigenen Namen ausgestattet wird oder das morgendliche Frühstück, das jeden Tag mit einer Marmeladensemmel, einem Ei und einer Tasse starken Kaffee beginnt. So hat es der Autor Roman Kelemtovic geschafft, den Spagat zwischen einem spannenden Thriller und einer fatalen Familientragödie zu meistern und eine Geschichte zu erzählen, die voller Schuld, unbändigem Schmerz und manchmal auch ein wenig Hoffnung ist.

Fazit und Bewertung:
Ein bewegender Thriller, der ungemein fesselt und neben den in ihm verübten Verbrechen die Einzelschicksale seiner Figuren gekonnt in den Mittelpunkt der Handlung stellt.

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