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Veröffentlicht am 24.04.2021

Anspruchslose Weihnachtsgeschichte

Drei Frauen im Schnee
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Drei Frauen im Schnee ist für mich eine ganz nette, anspruchslose Geschichte, die einigermaßen unterhält, aber nicht vom Hocker haut, und deren Reiz wohl zu einem Großteil darin besteht, dass sie eine ...

Drei Frauen im Schnee ist für mich eine ganz nette, anspruchslose Geschichte, die einigermaßen unterhält, aber nicht vom Hocker haut, und deren Reiz wohl zu einem Großteil darin besteht, dass sie eine Weihnachts-Silvester-Story ist. Die Protagonistin ist eine Frau Anfang 40, die sich im Spannungsfeld von untreuem Ehemann, geltungssüchtiger Schwiegermutter, pubertären Zwillingstöchtern und freigeistiger Schwester wiederfindet und so schließlich die Flucht ergreift. In den Bergen der Schweiz findet sie Freundschaften und das Glück kehrt zu ihr zurück.

Der Roman plätschert durchaus gefällig dahin, mehr aber auch leider nicht. Die überaus konventionelle Story, die ab der Hälfte auch noch unglaublich vorhersehbar wird, wird in flüssigem, aber unspannendem Stil erzählt. Weder inhaltlich noch sprachlich kommt es hier zu Überraschungsmomenten und leider ist es für mich daher nicht vielmehr als eine gutgemeinte Lektüre für den Nachmittag zwischen Bügelbrett und Waschmaschine. Keine der Figuren ist überaus reizvoll und die angestrebte Situationskomik und Familienkomödie ist einfach zu bieder, um zu überzeugen. Dazu wird jede Problematik im Zuckerguss erstickt, der Hallodri ist vom ersten Satz an als solcher zu erkennen, und das Happy End ist selbst für eine Weihnachtsgeschichte zu wohlmeinend. Dennoch wäre das Buch sicherlich die perfekte Grundlage für einen Weihnachtsfilm, den man aber leider doch schnell wieder vergessen würde. Mein Fazit: ganz nett, muss man aber nicht unbedingt lesen.

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Veröffentlicht am 24.04.2021

Zu ausufernd, zu lang

Der Junge, der das Universum verschlang
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An diesen Roman hatte ich unglaublich hohe Erwartungen: nicht nur das farbenprächtige Cover erschien mir verheißungsvoll, sondern auch der mysteriöse Titel und vor allem die Tatsache, dass es sich um eine ...

An diesen Roman hatte ich unglaublich hohe Erwartungen: nicht nur das farbenprächtige Cover erschien mir verheißungsvoll, sondern auch der mysteriöse Titel und vor allem die Tatsache, dass es sich um eine Coming-of-Age-Geschichte – mein bevorzugtes Genre – handelte, erschienen mir äußerst verheißungsvoll.

Leider konnte der Text selbst diese Hoffnungen nicht erfüllen. Der Junge, der das Universum verschlang ist lediglich deshalb reizvoll, weil der Autor darin wohl eigene Jugenderfahrungen verarbeitet – ansonsten ist der Roman mindestens 50% zu lang und vor allem viel zu langatmig erzählt und geschrieben. Alles, was hier auf über 500 Seiten erzählt wird, hätte man knapper und kondensierter erzählen können. Dies hätte dem Roman sicherlich gutgetan. Über weite Strecken habe ich mich trotz des kriminellen Drogenmilieus, der eingestreuten, teils überzogenen Brutalität und der Ekelmomente gelangweilt und mich immer wieder gefragt, welche Relevanz diese oder jene Information für den Plot haben soll. Dazu kommen etliche nicht gelöste Fragestellungen und dann, wenn endlich einmal Erklärungen für den seltsamen Bruder Gus oder ein ominöses, rotes Telefon geliefert werden könnten, schreckt der Roman davor zurück, sich selbst seine surreale und schräge Atmosphäre zu nehmen. Am Ende wird noch ein unnötig in die Länge gezogener Thrillerversuch hinzugefügt, der aber auch seine Wirkung verfehlt, weil man ab dem Zeitpunkt eigentlich schon hofft, dass das Ende nun naht bzw. das Ende im Grunde schon längst stattgefunden hatte.

Keine der Figuren hat mich berühren können, selbst die Hauptfigur Eli wirkte recht leblos. Slim Halliday als Mentorfigur bringt ihm so einiges über die Zeit und Gefängnisausbrüche bei, auch ohne die immer wiederkehrenden Bezüge wird dies deutlich. Als Slim schließlich verschwindet, hat man trotz Elis kurzer Trauerbekundung nicht den Eindruck, dass ihm die prägende Figur nun wirklich fehlen würde.
Insgesamt bleibt bei mir der Eindruck, dass hier sehr viel auf einmal gewollt, aber nicht konsequent überlegt wurde, was genau das sein sollte. So wirkt die Geschichte unnötig überfrachtet und fantastisch und man fragt sich am Ende, warum das alles erzählt werden musste.

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Da prickelt nichts...

Das letzte Licht des Tages
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Die Champagne in den 1940er Jahren: Inès ist die unfassbar naive und eifersüchtige Gattin eines Champagner-Unternehmers, die mit einer zugegeben nicht einfachen Situation so gar nicht gut umgeht. Im Jahr ...

Die Champagne in den 1940er Jahren: Inès ist die unfassbar naive und eifersüchtige Gattin eines Champagner-Unternehmers, die mit einer zugegeben nicht einfachen Situation so gar nicht gut umgeht. Im Jahr 2019 benimmt sich Olivia, Anfang 40, auch nicht gerade reif für ihr Alter. Am Ende werden die ab Seite 50 erwarteten Verwicklungen genau wie antizipiert aufgelöst.

Ich wollte diesen Roman unheimlich gern lesen, denn eigentlich liebe ich solche Geschichten: ich mag historische Romane, Verwicklungen, Liebe in Zeiten des Krieges etc. All das habe ich hier irgendwie nicht bekommen. Der Roman ist weder sonderlich gut gemacht, noch überzeugt er durch einen starken historischen Kontext oder gelungene Figurenzeichnung, insgesamt ist er eher enervierend, oberflächlich und vor allem unglaublich vorhersehbar. Sicherlich gehört er in die Kategorie der sogenannten "Unterhaltungsliteratur" (übrigens eigentlich ein Unwort, denn eigentlich darf Literatur ja immer irgendwie unterhalten), aber in der Sparte gibt es dann doch einige Bücher, die die Korken besser knallen lassen, mehr Esprit und Verve an den Tag legen, als dieser.

Der Aufbau der Geschichte sollte eigentlich Spannung bieten, aber die verschiedenen Perspektiven dienen hauptsächlich dazu, durch angezeigtes Wechseln der Fokalisierungsinstanz die Nickeligkeiten der beiden Protagonistinnen in Szene zu setzen, ihre gegenseitige Ablehnung, Minderwertigkeitskomplexe und Rivalitäten.

Inès ist ein unglaublich dummes und einfältiges Wesen, die prompt auch in die Fänge eines Nazi-Kollaborateurs gerät, während Céline die mutige, aufrichtige und überlegene Widerstandskämpferin gibt, die den Widerstand aber eher nebenbei betreibt, da dieser sie auch ihrem Herzensmann näher bringt. Olivia genannt Liv, ist im Jahr 2019 mit einer gescheiterten Ehe und einer neuen Amour befasst, ist aber so mit ihrem aufrechten Gewissen und pubertärem Verhalten ihrer Großmutter gegenüber beschäftigt, dass das obligatorische Happy End für fünf Seiten in Gefahr gerät. Die Figurenkonzeption hat mich so manches Mal an den Rand der Verzweiflung gebracht. Die geschilderten Gefühle wiederholen sich, sind nicht intensiv und komplex genug und versäumen es dadurch, den Leser zu berühren. Die Frauen sind allesamt so einfach gestrickt, dass man einfach erleichtert ist, dass es sich hier nur um Fiktion handelt.

Der historische Kontext bildet eigentlich nur den dramatisch-aufgeladenen Rahmen für diese Geschichte und genauso wird er auch abgehandelt: äußerst konventionell, stereotyp mit Allgemeinplätzen und name dropping - auch da kann und muss einfach mehr sein.

Hinzu kommt noch eine gehörige Note Kitsch zum Ende, die das ganze Drama mit Zuckerrand versieht - für mich leider nur sehr schwer zu verdauen. Gefallen haben mir eigentlich nur die Infos zur Champagnerherstellung...

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Veröffentlicht am 22.09.2020

Drei "Pflegefälle" auf Problemsuche

Was Nina wusste
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Vera, Nina und Gili - Großmutter, Mutter und Enkelin - kommen nicht miteinander klar. Schuld daran ist jeweils natürlich die Mutter. Dazu gibt es noch Einblicke in ein Lager des Tito-Regimes, eine Alzheimer-Diagnose ...

Vera, Nina und Gili - Großmutter, Mutter und Enkelin - kommen nicht miteinander klar. Schuld daran ist jeweils natürlich die Mutter. Dazu gibt es noch Einblicke in ein Lager des Tito-Regimes, eine Alzheimer-Diagnose und eine Reise durch das ehemalige Jugoslawien.

Dieser Roman ist für mich hauptsächlich überflüssig. Auch wenn mir einige Passagen zwischendurch gefallen haben, ist das wesentliche Gefühl, das bleibt, Langeweile. Der Roman hinterlässt den Eindruck, dass hier einem Problem, das längst aufgearbeitet sein sollte, überproportionale Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dieser Eindruck entsteht dadurch, dass für mich der Handlungsaufbau nicht stimmt, das Erzähltempo korreliert nicht mit der Aussage, die der Roman eigentlich tätigen will. So bereiten wir uns gefühlte 345 Seiten darauf vor, was Nina wusste, wie ihr Trauma entstand, etc. und werden dann mit ein paar Winzigkeiten abgespeist, die das ganze Drama nicht sonderlich nachvollziehbar machen, sondern zumindest bei mir ein Schulterzucken und "who cares" hervorrufen. Wie man aufgrund dessen, was passiert ist, auch nach über sechzig Jahren so traumatisiert und wenig verzeihend sein kann, sich so konsequent auf die verbockte, schmollende Position zurückziehen kann, wie Nina, ist kaum verständlich und sehr anstrengend und nur mit mangelndem Erwachsenwerden zu erklären.

Aber nicht nur Nina ist so eine anstrengende Figur, auch ihre Tochter Gili (mittlerweile fast vierzig), gefällt sich am besten in der Rolle des die Mutter ablehnenden Teenagers. Sie ist dazu noch die Erzählinstanz, wird aber vom Autor kaum mit spannenden Eigenschaften ausgestattet und tritt in der erzählerischen Vermittlung auch oft sehr weit in den Hintergrund, manchmal muss man sich fast bewusst daran erinnern, dass es sie noch gibt.

Die Handlung selbst, die um einen Roadtrip durch Veras Vergangenheit kreist, ist eigentlich nur der Aufhänger, um die drei Frauen aufeinander loszulassen, und die Verletzungen und Mutter-Tochter-Geflechte in den Mittelpunkt zu stellen. Merkwürdigerweise sollte der Leser spätestens jetzt doch so etwas wie emotionale Nähe spüren, eine Betroffenheit in sich erkennen. Mir ist das selbst bei den Szenen auf der Lagerinsel nicht gelungen, wohl deshalb, weil Großmutter Vera fast fröhlich und energiegeladen wie bei einem Klassentreffen durch die alten Baracken streift, während Nina nun noch einmal endlich abschließend und umfassend der überzogenen Dramatik huldigt.

Stilistisch hat mir der Roman leider auch nicht gefallen. Zum einen werden auf der Ebene der Erzählinstanz umgangssprachliche Orthographie und Formulierungen verwendet. Das ist in Ordnung und sinnvoll, wenn es konsequent durchgehalten wird - hier wird es sporadisch genutzt und wirkt deshalb störend. Vera hingegen spricht mit Akzent. Um dies zu betonen, wird bei ihrer direkten Rede fehlerhafte Grammatik verwendet. Das ist am Anfang noch amüsant, nach einigen Seiten aber nur noch enervierend. Dazu wird Vera auf diese Weise "entmündigt". Der Leser hat Schwierigkeiten, sie weiter ernst zu nehmen.

Ich kann diesen Roman leider nicht empfehlen: Drei unsympathische Frauenfiguren, die sich daran machen, ein Problem zu lösen, dass nach sechzig bzw. fünfunddreißig Jahren keins mehr sein sollte, sich verhalten wie schmollende Teenager und sich selbst unglaublich wichtig nehmen, finden sich in einer eher langweiligen Handlung wieder, die politischen Anspruch zu vermitteln versucht (allerdings weiß ich nach der Lektüre eigentlich immer noch nichts über die Tito-Ära), dabei aber leider sehr anstrengend geschrieben ist.

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Veröffentlicht am 11.09.2020

öde Ehe-/Lebensproblematik

Flüchtig
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Obwohl ich das Cover einzigartig schön und die Hörprobe unglaublich vielversprechend fand, bin ich leider insgesamt enttäuscht von dem Hörbuch und dies bezieht sich sowohl auf die Romanhandlung auch als ...

Obwohl ich das Cover einzigartig schön und die Hörprobe unglaublich vielversprechend fand, bin ich leider insgesamt enttäuscht von dem Hörbuch und dies bezieht sich sowohl auf die Romanhandlung auch als die Lesung.

Die Handlung des Romans ist rasch zusammengefasst: Maria und Herwigs Ehe ist so gut wie am Ende. Nach jahrelanger gegenseitiger Vernachlässigung, verlässt Maria Herwig, weil sie glaubt, dass er mit einer anderen Frau eine Familie gründen will.

So alltäglich diese Ausgangssituation auch sein mag, im Fall der beiden Protagonisten kann dies kaum überzeugen. Denn sowohl Maria als auch Herwig haben im Grunde überhaupt kein Interesse mehr am anderen, leben nur nebeneinander her und nicht nur Herwig, sondern auch Maria hatte Affären. Daher wirkt Marias Entschluss, zu flüchten, in Anbetracht der Situation nicht allzu überzeugend, kann allenfalls im Rahmen ihres schwierigen Verhältnisses zur eigenen unerfüllten Mutterschaft nachvollzogen werden. Was dann folgt, ist ein absolut konventioneller, wenig interessanter und auch uninspirierter Selbstfindungstrip der fünfundfünfzigjährigen Maria, die sich mit Lisa anfreundet, die altersmäßig kaum zu ihr passt, und mit dieser zunächst Teil einer Hippie-Kommune wird. Anschließend folgt ein Roadtrip nach Griechenland, bei dem ein sexuelles Dreiecksverhältnis einen nicht unerheblichen Teil der Bewältigung der Midlife-Crisis ausmacht. Abschließend kommt es noch zu pseudoreligiösen Erleuchtungen. Derweil wandelt Herwig daheim in Österreich auch durch eine ausgemachte Lebenskrise, die im Wesentlichen durch Drogenkonsum abgemildert wird. Im Grunde bekommt der Hörer es also mit zwei abgrundtief frustrierten Menschen zu tun, die in Erkenntnis der Tatsache, dass ihr Leben nicht nur aus dem Ruder gelaufen ist, sondern einfach "nichts" war, versuchen, mit unpassenden, ihrem Alter kaum entsprechenden und leider auch klischeebeladenen Methoden, ein Stück Lebensglück zurückzuerobern. Für den Hörer ist dies nicht nur mühsam und uninteressant, sondern auch in höchstem Maße frustrierend. Beide Figuren sind so öde, ihr Leben von so wenig Bedeutung und Marias Flucht so wenig mysteriös und absolut gewöhnlich, dass man sich die ganze Zeit fragt, was dies alles soll. Hinzu kommen die absolut unerquicklichen, wenig zielführenden und ebenso öden Exkurse mit ihren überladenen Backstories zu zahlreichen Nebenfiguren, die zur Handlung nur Länge beitragen. Der Roman kann sprachlich durchaus überzeugen, auf der Inhaltsebene schafft er es leider nicht.

Caroline Peters schätze ich und höre sie sehr gerne, aber ihre Art der Lesung ist in diesem Fall leider zu uninspiriert und auch gleichbleibend. Die einzige Figur, die zeitweise von ihr wirklich mit Leben gefüllt wird, ist Lisa. Alle anderen Figuren sind stimmlich kaum zu unterscheiden und besonders die Protagonisten stechen in dieser Lesung kaum heraus. Es wirkt alles etwas müde - manchmal auch wie ein oberflächliches Lesen.

Insgesamt konnte mich as Hörbuch leider nicht überzeugen. Zu viele Nebenthemen, keine Spannung, zu wenig Identifikationsmöglichkeiten, zuviel Frust und Bitterkeit, und leider auch nicht besonders ansprechend vorgetragen.

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