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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.12.2020

Ein spannender, aber anstrengend zu folgender Fall in einer genialen Produktion

Sherlock & Watson – Neues aus der Baker Street: Die Crumply-Morde oder Das Zeichen der Vier (Fall 6)
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Meine Meinung:
Für mich persönlich war es der erste Fall dieser Reihe und ich hatte zu Beginn kleinere Startschwierigkeiten, mich in das ungewohnte, aber geniale Format hineinzuhören. Es handelt sich hier ...

Meine Meinung:
Für mich persönlich war es der erste Fall dieser Reihe und ich hatte zu Beginn kleinere Startschwierigkeiten, mich in das ungewohnte, aber geniale Format hineinzuhören. Es handelt sich hier um neue, in die Gegenwart verpflanzte Fälle. John Watson berichtet hier in seinem Blog über die Fälle von und mit Sherlock – und steht dabei in regem digitalem Kontakt zu diversen Blog-Leser*innen.

Der sechste Fall, „Das Zeichen der Vier“, ist so komplex und vielschichtig, dass es mich gewundert hat, dass dieser Fall tatsächlich in nur 100 Minuten präsentiert und zur Auflösung gebracht werden kann. Dafür ist aber auch konzentriertes Zuhören angesagt, denn bei einem „Nebenbeigenuss“ wird man diesem Fall kaum folgen können. Dafür wird man mit einem spannenden, tempo- und actionreichen Hörerlebnis belohnt, das wirklich beste Unterhaltung bietet.

Die Produktion dieses Hörspiels ist wirklich genial gelungen, auch wenn man sich erstmal an die Kommentare der Blog-Leser, die mit „Plings & Co.“ eintrudeln, gewöhnen muss. Hierdurch wird der laufende Fall immer wieder unterbrochen, was bei dessen Komplexität das Zuhören noch schwieriger macht. Dafür sind die Kommentare aber immer absolut hörenswert, oft voller Stichelei, manchmal aufschlussreich und von Zeit zu Zeit sehr sachdienlich für den Fall (dank einer unbekannten „Lady“). Eine Glanzleistung liefern auch die Sprecher ab, allen voran natürlich Johann von Bülow als Sherlock und Florian Lukas als Watson.

Besonders spannend fand ich es, dass Watson bei diesem Fall seine Mary kennengelernt hat – und der Fall selbst zu einem Zeitpunkt erzählt wird, zu dem ihre Ehe schon wieder zerrüttet ist. Ein interessanter Erzählkniff!

FAZIT:
Ein tolles Konzept, ein komplexer Fall und eine geniale Produktion – so muss ein modernes Hörspiel sein!

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Ein interessantes Buch mit tollem Artwork aber unklarem Adressatenkreis

Geheimnisse der Hexen
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„Liebe Schwester, wenn du dieses Buch in Händen hältst, dann bedeutet das, du bist bereit, deine Lehrzeit anzutreten. Bestimmt hast du bereits einen Teil deiner Kräfte wahrgenommen; mit diesem Handbuch ...

„Liebe Schwester, wenn du dieses Buch in Händen hältst, dann bedeutet das, du bist bereit, deine Lehrzeit anzutreten. Bestimmt hast du bereits einen Teil deiner Kräfte wahrgenommen; mit diesem Handbuch kannst Du lernen, sie weiterzuentwickeln und zu beherrschen.“ (Aus der Einleitung)

„Magie ist an sich weder gut noch schlecht. Die Art, wie wir sie verwenden, macht sie dazu“ (S. 21)


Meine Meinung:
Dieses Buch ist schon rein optisch ein besonderer Hingucker: ein mattes, edles Hardcover im Großformat, mit Goldprägung und einem (zumindest mich) begeisternden Artwork, das sich auch im Inneren fortsetzt und dem man die französische Herkunft dieses Buches ansieht.

Nach einem neugierig machenden Inhaltsverzeichnis und einer Einleitung, die mit den Worten „Liebe Schwester“ beginnt (Hey – und das in Zeiten gendergerechter Anreden!) bietet dieses Buch zunächst eine kompakte Reise durch die Jahrhunderte, beginnend mit einer kurzen Spurensuche bei den vergangenen Kulturen dieser Welt, sei es im alten Ägypten, bei den alten Griechen oder auch den Kelten – zu diesen Zeiten ging es noch nicht um „Hexen“, wohl aber um Magie und die Kräfte der Natur.

Erst im Laufe der Jahrhunderte kristallisiert sich das „Wesen der Hexen“ heraus, bevor die düsterste Zeit im 14. Jahrhundert beginnt, als die Hexerei vom Pabst zur Häresie erklärt wird, und Heinrich Kramer im 15. Jahrhundert den unheilvollen „Malleus Maleficarum“ (den „Hexenhammer“) verfasst. Selbstverständlich darf die furchtbare Zeit der Hexenverfolgung, die zwischen dem 15. Und 17. Jahrhundert ihren grausamen Höhepunkt erreichte („Nordeuropa versinkt im Wahn der Hexenverfolgung“ – S. 27) in einem solchen Buch wie diesem nicht fehlen. Eindringlich, bewegend, aber dennoch einfühlsam berichten die Autorinnen über diese Zeit. Bei vielen Fakten fühlt man beim Lesen einen dicken Kloß im Hals, z.B. dass Frauen 80% der Angeklagten und 85% der Verurteilten stellten oder dass 1692 in Salem, Massachusetts, bei den berühmt-berüchtigten Hexenprozessen über 20 Menschen ihr Leben verloren. Und dass dies alles aus Neid, Eifersucht, Missgunst und / oder Unwissen passiert ist. Ein schreckliches Zeitalter der Menschheit, mit dem die Autorinnen souverän umgehen.

Sehr gut gefällt mir dabei das Stilmittel, dass die Autorinnen hier berühmte und / oder „berüchtigte“ Personen der Geschichte „zu Wort kommen lassen“, in dem ein kurzes, fiktives Statement aus ihrer Sicht präsentiert wird – wie z.B. die frühe US-amerikanische Menschenrechtlerin Mathilda Joslyn Gage.

Die „Geschichte der Hexen“ portraitieren die Autorinnen bis in unsere heutige Zeit, in der sich erschreckender Weise noch immer beklemmende Tatsachen auftun, z.B. dass Saudi-Arabien noch heute über eine Religionspolizei gegen Hexen verfügt (und auf Hexerei die Todesstrafe steht!) oder dass es in Ghana „Hexenlager“ gibt. Seichter wird dann erst die Betrachtung der „Hexen“ in der modernen Popkultur mit Hermine Granger, Willow Rosenberg & Co.

Danach „wandelt“ sich der Inhalt dieses Buches – weg von der Geschichte mit all ihren teils erstaunlichen, teils erschreckenden Fakten hin zu „spirituellen Inhalten“. Ab hier geht es dann um magische Symbole, esoterische Tränke und die „Kraft der Steine“. Auf Seite 66 findet sich zum Beispiel unter der Überschrift „Wende dein Wissen an!“ das „Das Herbarium der Hexen“, in dem „vier Kräuter, denen auch magische Fähigkeiten zugeschrieben werden“ vorgestellt werden. Darüber hinaus gibt es hier noch etwas über Talismane zu lesen, ebenso wie eine „Einführung ins Pendel-Orakel“.

Auch wenn mir dieses Buch von seiner Aufmachung und seinem Artwork her sehr gut gefällt, passen doch der „Fakten-Teil“ und der „esoterische Teil“ für mein Empfinden nicht wirklich gut zusammen. Zudem stelle ich mir die Frage, an welchen Leserkreis sich dieses Buch eigentlich wendet. Offiziell findet sich eine Leseempfehlung „ab 12“, allerdings finde ich es persönlich etwas zweifelhaft, Kinder auf die Idee zu bringen, Pendeln einfach so auszuprobieren oder auch dazu aufzufordern, nicht mehr benötigte Talismane zu verbrennen… Das halte ich für durchaus gefährlich!

FAZIT:
Wunderbare gestaltete Seiten mit interessanten und gut recherchierten historischen Informationen. Den „esoterischen Teil“ würde ich persönlich meinem 12jährigen Kind aber nicht alleine zu lesen geben!

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Veröffentlicht am 17.11.2020

Vom Schwarzen Blitz und Weißen Witz - ein skurriler, aber doch ernst zu nehmender Krimi mit viel Mundart

Die Djurkovic und ihr Metzger
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„Es nützt eben die beste Technik nichts, wenn sie den Menschen nur noch dümmer werden lässt, unaufmerksamer für sein Umfeld, blinder.“ (S. 199)

Meine Meinung:
„Die Djurkovic und ihr Metzger“ ist bereits ...

„Es nützt eben die beste Technik nichts, wenn sie den Menschen nur noch dümmer werden lässt, unaufmerksamer für sein Umfeld, blinder.“ (S. 199)

Meine Meinung:
„Die Djurkovic und ihr Metzger“ ist bereits der achte (!) Band des österreichischen Bestsellerautors und Preisträgers Thomas Raab um seinen ungewöhnlichen Protagonisten, den Restaurator Willibald Adrian Metzger. Ich kannte die Reihe zuvor noch gar nicht und bin somit als kompletter „Metzger-Novize“ in diese Story abgetaucht. Der Beginn war für mich daher recht gewöhnungsbedürftig. Alles wirkt sehr schräg und skurril – sowohl die Story, als auch die Charaktere und der Schreibstil, im knarzigen, aufeinander abgestimmten Dreiklang. So musste ich mich an die wirklich außergewöhnlichen Figuren erstmal gewöhnen und die eigentliche Storyline unter den verschiedenen Schichten der Ereignisse freilegen. Ein früher Mord, an dem uns der Autor als Leser*innen teilhaben lässt, hat mir aber die Sicherheit beschert, dass es sich hier tatsächlich um einen waschechten Krimi handelt. Denn ansonsten liest sich das Buch anfänglich eher wie eine skurrile und auf ihre ganz eigene Art unterhaltsame Provinz-Posse.

Bis ehrliche Krimi-Spannung aufkommt, dauert es also eine ganze Weile. Dafür brillieren hier die Charaktere umso mehr: schräg, schräger, die Metzger-Meute. Viel Mundart („Bist du deppat, die Oide hot Eier. I hätt mi wohrscheinlich hamlich vertschüsst.“ - S. 105), zünftige Flucherei („Großer Fehler, ihr Bettbrunzer, ihr elendigen!“ - S. 104) und coole Sprüche („Is nix Vollbart, sondern peinlich gestutztes Dokument von größter Eitelkeit.“ - S. 23) sorgen hier für allerlei österreichischen Lokalkolorit und ganz viele Schmunzler beim Lesen. Zwischen den ganzen humorvoll-schrägen Sätzen findet sich von Zeit zu Zeit aber auch wahrlich Tiefgründiges: „Vielleicht entsteht Heimat nur dort, wo Menschen einander noch zuwinken, willkommen heißen.“ (S. 55). Respekt, Herr Raab!

Im letzten Drittel nehmen Spannung, Tempo und Action dann tatsächlich doch noch ordentlich zu und Thomas Raab beschert und durchaus einige Überraschungsmomente, erstaunliche Wendungen und ein waschechtes, atemraubendes Krimi-Finale.

Zu der außergewöhnlichen Story und den bunten Charakteren passt Raabs ebenso ungewöhnlicher wie abwechslungsreicher Schreibstil perfekt. Manchmal bedient er sich einer schon fast stakkatoartigen Abfolge kürzester Sätze, dann wieder präsentiert er uns Schachtelsätze, bei denen man am Ende fast schon deren Anfang wieder vergessen hat. Neben dem üblichen Fließtext finden sich hier stilistisch auch mysteriöse, eher dilettantisch erscheinende Funk-Protokolle (zwischen Adler, Taube, Habicht & Co – zur Observation von „Dachs“ und „Füchsin“), schnörkellose Bindestrich-Konservationen und sogar Passagen im Theater-Inszenierungs-Stil und drehbuchartig geschilderten Szenen. So macht das Lesen wirklich Spaß!

Ich bin mir sicher, dass dieses Buch für Fans und Kenner der Reihe eine wahre Offenbarung ist!

FAZIT:
Wer auf außergewöhnliche Krimis mit kantigen Charakteren und einem guten Schuss Humor steht, ist hier genau richtig!

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Ein fesselnder, aber ungewöhnlicher Thriller, der insbesondere von seinen kantigen Charakteren lebt

Wolfssommer
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Meine Meinung:
Haparanda, ein kleines verschlafenes Städtchen mit nicht mal 10.000 Einwohnern, direkt an der schwedisch-finnischen Grenze. Als ein verendeter Wolf aufgefunden wird, in dessen Magen sich ...

Meine Meinung:
Haparanda, ein kleines verschlafenes Städtchen mit nicht mal 10.000 Einwohnern, direkt an der schwedisch-finnischen Grenze. Als ein verendeter Wolf aufgefunden wird, in dessen Magen sich Menschenfleisch findet, ist die lokale Polizei sofort in Aufruhr. Schnell wird klar, dass hier ein Drogendeal aus dem Ruder gelaufen sein muss und dass die Zahl der Leichen auf ein Großstadt-Niveau hochgeschnellt ist…

Autor Hans Rosenfeldt gehört zu den angesehensten Drehbuchautoren Schwedens und ist der Schöpfer der bislang erfolgreichsten skandinavischen Serie „Die Brücke“. Nach seiner mit Michael Hjorth entwickelten „Sebastian Bergmann“-Romanreihe legt er mit „Wolfssommer“ nun den Beginn einer neuen Thrillerreihe vor.

Der Start ist ein klassischer, packender Thrillerauftakt mit jeder Menge Blut und gleich mehreren Leichen, so dass man nach den ersten Seiten bereits richtig angefixt ist. Zu Beginn hatte ich noch meine Probleme, die ganzen Namen und Handlungsstränge auseinanderzuhalten und einzuordnen, doch bald war ich dann „mitten drin“ in dieser außergewöhnlichen Story. Haparanda ist ein kleiner Mikrokosmos für sich, den Rosenfeldt mit jeder Menge teils kantiger, teils schräger Charaktere belebt hat. Die Protagonistin Hannah Wester, 54, hebt sich erfreulich ab aus der inzwischen großen Masse skandinavischer Ermittler. Sie wirkt wie aus dem realen Leben gegriffen, wird von den Wechseljahren geplagt, hat eine recht zerrüttete Ehe, ein Verhältnis zu ihrem deutlich jüngeren Chef und musste schon mehr als einen schrecklichen Schicksalsschlag hinnehmen. Hannah ist eine Protagonistin, die mir über die gesamte Story hinweg nicht wirklich voll und ganz sympathisch geworden ist, aber eines ist sich mit Sicherheit: authentisch und glaubwürdig! Überhaupt muss ich sagen, dass mir kein einziger Charakter dieser Story wirklich richtig sympathisch geworden ist. Dennoch hat mich das – anders als bei anderen Büchern - diesmal nicht so sehr gestört. Denn auch wenn hier ein Sympathieträger fehlt, so wimmelt es doch von sehr faszinierenden Charakteren, sei es der Ex-Knacki Dennis (alias „UW“), der sich rührend um sein behindertes Kind kümmert, oder auch die abgebrühte Katja, die im Verlauf der Story für mehr als eine faustdicke Überraschung gut ist…

Obgleich in diesem Thriller relativ schnell feststeht, wer was getan hat, und es somit keine wirklichen „who dun it“-Ansätze gibt, weiß der Plot doch absolut zu fesseln, denn es scheint so, als hätte hier nahezu Jede und Jeder ein dunkles Geheimnis – oder auch gleich mehrere. Gleichzeitig merkt man schon sehr früh, dass die Storyline langsam, aber unaufhaltsam auf eine große Katastrophe hinführt – und so zittert man sich bis zum Finale, das dann doch einige Schockmomente bereithält. Eine wirklich fesselnde Story, die ihren ganz eigenen Sog und Charakter entwickelt.

Darüber hinaus hat Hans Rosenfeldt sehr geschickt einen bunten Strauß dunkler Andeutungen in seine Geschichte hineingeflochten, was zukünftig noch alles in Haparanda passieren wird („erst drei Jahre später wird sie es herausfinden“). Das beschert ordentlich Neugier und macht Lust auf weitere Bücher mit Hannah Wester!

Zur Hörbuchproduktion:
Die Hörbuchproduktion ist – wie vom Audioverlag gewohnt – absolut professionell. Die Einteilung in kurze Tracks kommt meinem Hörverhalten entgegen und die MP3-Qualität ist einwandfrei. Besonders loben möchte ich an dieser Stelle auch die Sprecherin. Vera Teltz liest in einem angenehmen Tempo und mit stets passender Betonung. Besonders gut gelingt es ihr dabei, die Gemütslage der Charaktere zu transportieren, Stimmungen und Stimmungsschwankungen hörbar zu machen. Last but not least hat sie eine Stimme, der man einfach nur zuhören mag – für mich die perfekte Besetzung für dieses Hörbuch!

FAZIT:
Ein fesselnder Plot voller Geheimnisse und ein vielversprechender Auftakt für eine außergewöhnliche Thriller-Reihe.

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Veröffentlicht am 06.08.2020

Unterhaltsame, skurrile und manchmal auch schockierende Anekdoten aus Deutschlands Schulen

Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann!
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„Die Schule ist wie eine Sitcom - Ich habe nur noch nicht die versteckte Kamera gefunden.“ (S. 7)

Meine Meinung:
Die Autorinnen haben nach ihren drei bisherigen Veröffentlichungen zu diesem „Thema“ inzwischen ...

„Die Schule ist wie eine Sitcom - Ich habe nur noch nicht die versteckte Kamera gefunden.“ (S. 7)

Meine Meinung:
Die Autorinnen haben nach ihren drei bisherigen Veröffentlichungen zu diesem „Thema“ inzwischen ja schon viel Erfahrung mit humorvollen und „strangen“ Stories aus unseren Schulen. Auch in diesem Band haben die beiden SPIEGEL ONLINE Redakteurinnen unzählige ulkige Anekdoten aus dem Mikrokosmos Schule zusammengesammelt – und stellen diesmal die Lehrerschaft in den Fokus. Gekonnt anmoderiert, nach Themenclustern sortiert und mit redaktionellen Zwischenbemerkungen verbunden, gibt es hier die volle Breitseite fürs Zwerchfell. Hier begegnen uns fiese Hochton-Anlagen zur Schülererziehung, gezielte Tränengas-Einsätze und Kartoffel-Urschrei-Therapien. Wir lesen von Lehrerinnen auf Hochsitzen und Pädagogen, die leidenschaftlich fürs Schwarzfahren plädieren oder schamlos selbstgebrannte Raubkopien der neusten Charts-Hits verkaufen. Das Meiste davon ist absolut schräg, aber doch harmlos – wie etwa die Schülerinnen den Schwänzeltanz der Bienen vortanzen zu lassen. Manches ist aber auch einfach geschmacklos bis echt eklig, von Müffel-Attacken jeglicher Art bis hin zu groß projizierten Spucke-Fäden. Und Einiges ist tatsächlich mehr als grenzwertig, etwa wenn Lehrerinnen mit Stühlen oder Steinen schmeißen.

Oft fragt man sich beim Lesen, wer oder was so alles auf unsere Kinder losgelassen wird. Nach kurzem Innehalten stellt sich dann aber genauso auch die Gegenfrage: Wer oder was so alles auf die Lehrerschaft losgelassen wird. Am Ende wird schnell klar: Lehrer
innen sind auch nur Menschen! Und Vieles davon, was skurril oder spooky ist, macht die Schulzeit doch genau dazu, was sie für die Meisten von uns ist: Eine Zeit, an die wir uns gerne zurückerinnern. Denn mal ehrlich, schräge Typen kennen wir alle noch aus dieser Zeit, oder?

So bietet dieses Buch unterhaltsame Lesestunden und die ein oder andere Erinnerung an die eigene Schulzeit. Gut gefallen haben mir auch die eingestreuten Cartoons, die von den Autorinnen humorvoll herausgearbeitete „Lehrertypologie“ (13 Typen von „Dr. Korrekt“ bis zum „PR-Talent“ – mit echtem Wiedererkennungswert!) und der ernsthaftere, sehr informative Abschnitt darüber, was Lehrerinnen eigentlich dürfen und was nicht - und auch, was Schülerinnen dürfen und was nicht (S. 91 – 109)! Das am Ende noch ein paar Lehrer*innen selbst zu Wort kommen, rundet dieses Buch perfekt ab.

FAZIT:
Das Cover verspricht „Die lustigsten Stories über unsere Lehrer“ – und das Versprechen wird gehalten!

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