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Veröffentlicht am 11.09.2021

Wenn sich dein Leben abrupt wendet...

Der Morgen davor und das Leben danach
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"Kurz schließt er die Augen, und Edward sieht die Falten des Schmerzes in seinem Gesicht. Es sind die gleichen Falten, die Edwards ganzes Wesen durchziehen, eingegraben von Verlust, und der Junge schaudert, ...

"Kurz schließt er die Augen, und Edward sieht die Falten des Schmerzes in seinem Gesicht. Es sind die gleichen Falten, die Edwards ganzes Wesen durchziehen, eingegraben von Verlust, und der Junge schaudert, als ihm das klar wird."

Auf dieses Buch hat mich die englische Bookstagram-Community gebracht, mit dem Hinweis als "Book that broke my heart" - allerdings muss ich nun im Nachhinein sagen, dass ich mehr Herzschmerz erwartet hätte.

Das Buch erzählt, wie der Titel schon vermuten lässt, auf zwei Zeitebenen: Der Morgen vor dem Flugzeugabsturz und das Leben danach. Man trifft hier auf einen ungewöhnliche Erzählperspektive - die auktoriale. Im Flugzeug begegnen dem Leser ganz viele verschiedene Personen, von deren Leben und Grund man erfährt, dieses Flugzeug bestiegen zu haben. Das war anfangs ziemlich verwirrend, weil sehr oft hin- und hergesprungen wurde. Jedoch konnten einem die Passagiere dadurch nähergebracht werden, und der Tod von 192 Leuten war nicht nur eine Zahl. Es war sehr erschütternd zu erfahren, welche Träume und Möglichkeiten so abrupt zerstört wurden.

Edward ist der einzige, der überlebt, und aus seiner Perspektive wird folglich sein Leben nach dem Absturz geschildert. Die Handlung dreht sich dabei hauptsächlich um die Verarbeitung seines Verlusts und seiner Trauer. Mal geht es voran, mal zurück. Dadurch wirkt die Geschichte stellenweise sehr langatmig und gestreckt, wenn insbesondere viel Augenmerk auf Edwards Gedanken gelegt wird. Ich hätte mir dabei mehr Emotionalität gewünscht. Bei solch einem Thema mag das merkwürdig wirken, aber die Erzählung wirkt teilweise wirklich sehr neutral und oberflächlich; ich kann es gar nicht genau beschreiben. Man leidet zwar mit Edward mit und spürt seinen Schmerz, aber es besteht doch eine gewisse Distanz, so dass ich bspw. nicht zum Taschentuch greifen musste - was ich in Erwartung dieses Buches eigentlich beiseite gelegt hatte. Hier hätte die Autorin meines Erachtens nach mehr auf Emotionen eingehen können.

Was ich fast schmerzvoller fand, waren die ganzen Briefe der Angehörigen an Edward. Die Verzweiflung und Trauer waren hier wirklich greifbar und haben mich sehr mitgenommen. Ich kann mir nicht einmal ansatzweise ausmalen, wie es ist, seine Liebsten zu verlieren, gedacht zu haben, man hätte noch so viel Zeit... Die Grundstimmung des Buches ist definitiv sehr düster, aber zum Ende hin ist eine Entwicklung Edwards zu erkennen, mit dem Verlust umzugehen, so dass der Leser nicht komplett hoffnungslos zurückgelassen wird.

"Der Morgen davor und das Leben danach" verschenkt leider einiges an Potenzial, geht aber unglaublich sensibel mit dem Thema Verlust und Schmerz um und führt einem vor Augen, wie schnell das Leben vorbei sein kann - und wie kostbar es demzufolge ist. Ich vergebe 3,5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Poetische Reiselektüre mit ausladenden Gedankenanstößen.

Der Schneeleopard
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"Ich glaubte ihn in der Landschaft getarnt, doch es war die Landschaft, die bei seinem Erscheinen erlosch." ~ Seite 116

"Der Schneeleopard" erzählt vom Autor Sylvain Tesson und dem Fotografen Vincent ...

"Ich glaubte ihn in der Landschaft getarnt, doch es war die Landschaft, die bei seinem Erscheinen erlosch." ~ Seite 116

"Der Schneeleopard" erzählt vom Autor Sylvain Tesson und dem Fotografen Vincent Munier, die sich nach Tibet begeben, um den Schneeleoparden als Inspirationsquelle zu beobachten.

Diese Biografie oder Reiseliteratur liest sich aufgrund der wenigen Seiten eigentlich recht zügig, doch jedes Kapitel beinhaltet einen Gedankenanstoß inmitten einer tiefgründigen Thematik wie dem Kreislauf des Lebens oder das Dasein des Menschen, dass man doch seine Zeit braucht. Tesson beschreibt die Reise sehr poetisch und vollem Bewusstsein der Gegenwart. Seine Gefühle bleiben dabei außen vor, er beschränkt sich auf die Darstellung seiner Beobachtungen und verknüpft diese mit ausschweifenden Gedankengängen. Diese waren teilweise zu pompös, zu geschwollen formuliert, dass ich als Leser nicht wirklich verstand, welche Weisheit mir Tesson hier mit auf den Weg geben wollte.

Zu beachten ist weiterhin, dass der Schneeleopard zwar den Mittelpunkt des Buches bildet, jedoch nicht den Großteil des Inhalts ausmacht. Erlebnisse vor und nach den Begegnungen sowie Sichtungen von Yaks oder anderen Tieren dieser Gegend kommen hierbei wesentlich mehr zur Sprache. Wer hier Abenteuer oder die Widrigkeiten der Kälte sucht, ist leider falsch. Ich hätte mir in dieser Hinsicht mehr erhofft als nur die Beobachtungen der Tiere.
Es ist auch weiterhin lediglich ein Bild vom Schneeleoparden abgedruckt, offenbar gibt es die Fotografien von Munier als Extraband. Ich persönlich fand das nicht schlimm, hatte jedoch von beiden angesprochenen Punkten mehr erwartet. In Anbetracht dessen, dass eine tatsächliche Reise beschrieben wird und Fotografien natürlich verkauft werden wollen, ist das durchaus verständlich. Ich möchte dies nur anmerken, falls noch andere Leser diese Erwartungen an das Buch haben.

Als poetische Reiselektüre und Gedankenanstoß ist das Buch hervorragend geeignet. Durch die gehobenen Sprachausdrücke kann ich mir jedoch vorstellen, dass es nicht für jeden das Wahre ist. Ich vergebe 3,5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Spannende Krimiromanze mit einigen Mankos, die leider durch ihre deutsche Übersetzung und Aufmachung leidet.

Mörderische Sühne
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Es tut mir fast leid, dass ich diejenige sein muss, die mal eine nicht ganz so gute Bewertung verfassen muss.

Zuerst sollte gesagt werden, dass es sich bei "Fatal Affair - Nur mit dir" um eine Neuauflage ...

Es tut mir fast leid, dass ich diejenige sein muss, die mal eine nicht ganz so gute Bewertung verfassen muss.

Zuerst sollte gesagt werden, dass es sich bei "Fatal Affair - Nur mit dir" um eine Neuauflage handelt, die vorher unter "Mörderische Sühne" und "D.C. Affairs: Fatales Geheimnis" veröffentlicht wurde. Alle drei Titel führen die gleiche Geschichte. "Fatal Affair - Nur mit dir" enthält zusätzlich die Kurzgeschichte "One Night With You - Wie alles begann", die vorher unter dem Titel "In jenem Augenblick" lief. Also nicht verwirren lassen ^^

Dieses Buch lässt vom Cover her auf einen Erotikroman schließen, was wirklich nicht der Fall ist. Eine Krimiromanze trifft es eher. Der Fall um den ermordeten Senator John O'Connor steht viel mehr im Mittelpunkt als die romantische Beziehung zwischen Detective Sam Holland und dem besten Freund des Toten, Nick Cappuano. Deswegen bin ich auch kein großer Freund des Covers, das wirklich ziemlich in die Irre führt. Was ich an der deutschen Neuauflage ebenfalls zu kritisieren habe, ist die Übersetzung. Ich weiß nicht, ob es bei den vorher erschienenen Auflagen unter den anderen Titeln auch der Fall war, aber "Fatal Affair - Nur mit dir" hat einige grobe Probleme mit fehlenden Wörtern, zu vielen Wörtern, der Formatierung und dem Satzbau. Ein paar Rechtschreibfehler sind ja nicht schlimm, aber wenn dadurch das Verständnis des Satzes beeinträchtigt wird und ich fast auf der Hut sein muss, den Satz nicht falsch zu verstehen, weil ein Wort fehlt, stört das den Lesefluss erheblich.

Die Geschichte an sich ist nämlich trotzdem sehr spannend geschrieben! Der Fall geht in viele verschiedene Richtung, es gibt mehrere Tatverdächtige und bis zum Ende ist nicht ganz eindeutig, wer denn nun der Mörder war. Und genau darum geht es ja in einem Krimi. Auch die Beziehung zwischen Sam und Nick war sehr schön zu lesen, Kompromisse und Verständnis kommen super zur Geltung. Selbst die erotischen Szenen zwischen den beiden waren nicht unangenehm zu lesen, wie es teilweise der Fall ist, sondern wurden ganz natürlich dargestellt - detailliert, aber nicht übertrieben. Der Schreibstil von Autorin Marie Force liest sich (wenn man von den Übersetzungsfehlern mal absieht) sehr flüssig und die Spannung wird konstant aufrechterhalten. Den finalen Showdown fand ich dann jedoch etwas sehr schnell abgehandelt, da sehe ich noch Potenzial nach oben. Auch einige polizeiliche Methoden fand ich etwas merkwürdig, wenn bspw. Nick als normaler Zivilist und Zeuge bei jeder Durchsuchung, jedem Tatort und jeder Vernehmung dabei sein konnte. Ich bezweifle, dass das in der Realität so möglich ist.

Als Fazit kann ich sagen, dass die Geschichte wirklich spannend ist, ich potenziellen Lesern aber eher die amerikanische Originalausgabe empfehlen würde. Dort wird man wahrscheinlich nicht auf Übersetzungsfehler oder unpassende und einseitige Cover treffen (Vergleicht mal die Cover der amerikanischen und deutschen Ausgabe, da gibt es erhebliche Unterschiede - zu Ungunsten der deutschen Cover; alle in der gleichen Pose mit dem gleichen Farbschema).

"Fatal Affair - Nur mit dir" bekommt von mir 3,5 Sterne, dem Original würde ich 4 Sterne geben.

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Veröffentlicht am 20.03.2024

Eishockey-Kapitän & Eiskunstläuferin

Icebreaker
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"I can’t believe you think I could ever reject you, Anastasia,” he said in shock. “You have no idea, do you? The lengths I’d go to if you’d let me. What I’d do to make you happy."

Icebreaker ging auf ...

"I can’t believe you think I could ever reject you, Anastasia,” he said in shock. “You have no idea, do you? The lengths I’d go to if you’d let me. What I’d do to make you happy."

Icebreaker ging auf Bookstagram ja auch hoch und runter. Die Handlung klang interessant, der Smut sollte gut sein, also habe ich das Buch gelesen. Fazit: Es hätte besser sein können.

Die Liebesbeziehung zwischen Nate und Anastasia war wirklich sehr schön beschrieben. Es gab viel Romantik, viele kleine und große Gesten, für einander da sein, sich zu helfen und zu stützen - beide haben sich durch den jeweils anderen toll entwickelt, ohne zeitgleich davon abhängig zu sein. Der Smut war ebenfalls klasse, ohne dass G*nitalien "verschönt" beschrieben oder Handlungen ins Lächerliche gezogen wurde. Keine Selbstverständlichkeit, und deshalb liest man Smut-Bücher auch nur auf Englisch.

Die Freundschaften und Cliquen rund um die beiden Protagonisten waren ebenfalls absolut liebenswürdig beschrieben und ich freue mich schon sehr, in den Folgebänden mehr von ihnen zu lesen! Sie waren immer toller Support, haben ihre Freunde vor Verunglimpfung geschützt und hatten auch klasse Humor, bei dem ich mehr als einmal herzlich gelacht habe. Es war schön, von Nate und Stassie in diesem Umfeld zu lesen.

Was mir nicht gefallen hat, war die langgezogene und oberflächliche Handlung. Gerade in der ersten Hälfte des Buches musste ich sehr mit mir kämpfen, weiterzulesen, weil einfach nichts passiert ist. Ja, Aaron ist ein rückratloser Sack, aber das war irgendwie die einzige Basiskomponente der Handlung. Seinetwegen musste Nate Strafe sitzen und Stassie hat gelitten, aber das war es auch schon (ohne die Handlung jetzt zu sehr spoilern zu wollen). Gut, und die geteilte Eisfläche. Es ist kaum Spannung aufgekommen, und ich verstehe, dass dieser Fokus mehr auf die Beziehung zwischen den Protas gelegt werden sollte, aber so ohne flüssigen Kontext hat sich die Geschichte einfach nicht gut entfalten und entwickeln können.

Vielleicht waren meine Erwartungen auch zu hoch, aber so hat mich Icebreaker nicht wirklich catchen können; ich vergebe 3/5 Sterne. Dem Folgeband werde ich trotzdem noch eine Chance geben.

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Kurzgeschichte in Green Valley.

Find me in Green Valley
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"Ich habe mir nur überlegt, wer ich sein will, Mom. Und das solltest du auch."

Dieser Kurzroman rund um Sarah und Grayson lass sich mit seinen knapp 90 Seiten sehr schnell weg. Überraschenderweise hatte ...

"Ich habe mir nur überlegt, wer ich sein will, Mom. Und das solltest du auch."

Dieser Kurzroman rund um Sarah und Grayson lass sich mit seinen knapp 90 Seiten sehr schnell weg. Überraschenderweise hatte es aber genau den Kern und gleichen Inhalt wie die längeren Green Valley-Romane, was nur dafür spricht, wie aufgebauscht die anderen Bände sind. Mehr als diesen Inhalt braucht es gar nicht.

Die Grundidee und Aufbau der Geschichte wiederholen sich auch hier wieder. Das Mädchen flüchtet nach Green Valley, verguckt sich in den ersten hotten Typen, den sie bei ihrer Ankunft trifft, es ist natürlich auch von seiner Seite aus Liebe auf den ersten Blick, man daten, dann kommt ein Missverständnis, Versöhnung, Happy End. Bei einer insgesamt siebenbändigen Reihe finde ich dieses Wiederholungsmuster sehr schade und natürlich super vorhersehbar.

Die Gefühle zwischen Sarah und Grayson haben mich nicht ganz erreicht; zumal Sarah plötzlich mit ihrem Ex Schluss macht, mit dem sie immerhin 1,5 Jahre zusammen war, um am gleichen Abend (oder kurz darauf) noch mit Grayson zu schlafen. Ja, das Buch ist kurz, aber es müssen ja nicht alle Klischees immer bedient werden.

Während ich Sarah nicht besonders leiden konnte, die einen Großteil der Geschichte voreingenommen und oberflächlich ist, war widerum Grayson mein Highlight des Buches. Als naturverbundener, bodenständiger Typ, Mitarbeiter eines Outdoorladens und immer draußen in der Natur aktiv war er mir super symphatisch und hat die Geschichte etwas besser gemacht.

Für ihn vergebe ich an "Find me in Green Valley" noch 3/5 Sterne, ansonsten muss man das Buch nicht unbedingt lesen.

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