verschenktes Potenzial
Ich bin zwar keine Pferdeliebhaberin, doch habe ich mich über den Zuschlag zur Leserunde gefreut. Das Buch klang aufgrund des Klappentextes vielversprechend - eine Familiensaga über mehrere Epochen.
Die ...
Ich bin zwar keine Pferdeliebhaberin, doch habe ich mich über den Zuschlag zur Leserunde gefreut. Das Buch klang aufgrund des Klappentextes vielversprechend - eine Familiensaga über mehrere Epochen.
Die Aufmachung des Buches ist hübsch mit innenliegenden Karten des früheren Europas und des Gestüts. Wozu man sie allerdings braucht, erschließt sich mir nicht; das Buch lässt sich auch so problemlos lesen.
Dass es sich um ein erfahrenes Autorenduo handelt, merkt man am Schreibstil. Der grundsätzliche Aufbau wirkt durchdacht. Auch die Sätze lesen sich trotz der vielen eingewobenen Details recht flüssig.
Allerdings ist in die gesamte Story sehr viel Inhalt gepackt worden, sodass kein Handlungsstrang wirklich in die Tiefe geht. Vielleicht wären weniger "Baustellen" in dem Fall mehr gewesen.
Dann wäre es vielleicht auch möglich gewesen, die Personen weniger eindimensional anzulegen; so unterscheiden sie sich lediglich in Gut und Böse und erwecken in mir keine Gefühle.
Der Klappentext ist letztlich auch etwas irreführend. Das Thema um Elisabeths Erbschaft findet nur ein paar Seiten Aufmerksamkeit. Den Großteil der Handlung bestimmen die Dekaden um die Jahrhundertwende (zum Schluss auch mit deutlichen Zeitsprüngen) mit dem Zwist der beiden Brüder von Seydell.
In dieser Geschichte werden zudem recht viele Zufälle bemüht (Spoiler: Wette mit der Queen), manche Handlungen sind nicht wirklich nachvollziehbar, die dramatischen Geschehnisse wirken inszeniert und überspitzt. Wirklich fesseln kann mich der Plot damit nicht.
Meine anfängliche Freude hat sich im Verlauf des Lesens gelegt, und so bleibe ich doch etwas enttäuscht zurück.
Hinzu kommt, dass auch wenn es sich um eine Reihe handelt, schön gewesen wäre, wenigstens ein paar der Handlungsstränge beendet zu wissen. So hört das Buch jedoch mittendrin auf und lässt sich nicht eigenständig lesen. Als Leser hängt man quasi in der Luft; und will man die offenen Fragen alle geklärt wissen, muss man auf beide Fortsetzungen warten.