Profilbild von Azyria_Sun

Azyria_Sun

Lesejury Star
offline

Azyria_Sun ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Azyria_Sun über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2020

Ein Buch zum Nachdenken, Mitdenken und Weiterdenken

Notizen eines Gewinners
1

Wenn du dem Irrsinn des Lebens ins Auge blickst, dann – in diesem Moment – wirst du Antwort finden (S. 168)

Worum geht’s?
Paulo McComen gewinnt den Jackpot und damit ändert sich alles. Er gibt seinen ...

Wenn du dem Irrsinn des Lebens ins Auge blickst, dann – in diesem Moment – wirst du Antwort finden (S. 168)

Worum geht’s?
Paulo McComen gewinnt den Jackpot und damit ändert sich alles. Er gibt seinen Job auf, beginnt ein neues Leben und fällt in eine tiefe Sinnkrise. Sind Geld und Wohlstand wirklich alles oder worin bestehen die wahren Werte im Leben? Was will Paulo wirklich?

Meine Meinung:
„Notizen eines Gewinners“ von Gerrit C. Paulson ist für mich ein Buch, das mich sehr nachdenklich gestimmt hat. Auch nach dem Beenden des Buches kreisen die Gedanken um das Leben, die Vergangenheit, die Zukunft noch weiter. Mal hektisch und ruhelos, mal fast schon meditativ erzählt der Autor die Geschichte von Paulo. Dabei verwendet er viele bildhafte Darstellungen und man sieht die Umgebung, Paulo, die Menschen um ihn herum direkt vor sich. Auch schafft der Autor es gekonnt, einen mit auf die Gefühlsreise zu nehmen, auf die sich Paulo begibt. Von seinem Glück, über seine Zweifel bis hin zu seiner Verzweiflung.

Paulo McComen selbst ist zunächst ein sympathischer Mensch. Ein Mensch mit Werten, Freunden, einem Job und seiner Mutter, die er liebt und der er dankbar ist. Diese positiven Eigenschaften von ihm kommen auch in seiner Entwicklung, die er in dem Buch erlebt, immer wieder hervor. Familie, Freundschaft, Loyalität und Vertrauen sind Werte, die auch in seinem Wandel immer bei ihm sind und die sein Tun beeinflussen.

Durch den Gewinn des Jackpots ändert sich jedoch sein Leben komplett und damit auch die Werte. Paulo sieht sich mit vielen Fragen konfrontiert, die ihn beschäftigen und am Ende auffressen: Wer meint es ehrlich mit ihm? Wer sind seine wirklichen Freunde? Wer hält zu ihm, wer zu seinem Geld?

Und dann immer wieder seine Treffen mit dem Mönch, der vielleicht Gott ist, vielleicht nicht. Diese stellen haben mir sehr gut gefallen. Sie waren nicht nur für das Leben von Paulo sondern auch für den Leser fast schon entschleunigend und meditativ. Das waren Momente im Buch, die Paulos Gedanken und auch die eigenen Gedanken, die wie ein Karussell kreisten, eingefangen und teilweise in eine neue Richtung gelenkt haben.

Ein wirklich sehr gelungenes Buch, das einen philosophieren und auch träumen lassen hat. Die Reise von Paul hat alles vom plötzlichen Aufstieg bis zum tiefen Fall und seine Notizen, die er sich während seines Lebens macht, zeigen seine Zerrissenheit, seine Wünsche und seine Ängste nochmals auf und haben ein bisschen etwas von einem Glückskeks gemischt mit tiefgründigen Lebensweisheiten. Die Zusammenstellung aller Zitate auf zwei Seiten fast am Schluss lassen seine Lebensreise nochmals Revue passieren.

Fazit:
Das Buch „Notizen eines Gewinners“ von Gerrit C. Paulson nimmt den Leser mit auf die Lebensreise von Paulo. Auf das Auf und Ab seines Lebensweges. Das Leben von Paulo selbst wirkt oft hektisch und ziellos, aber seine Treffen mit dem Mönch haben einen so entschleunigenden und meditativen Charakter, dass auch der Leser hier tief durchatmen kann.

Das Buch hat mich nachhaltig beeindruckt und zum Nachdenken, Mitdenken und Weiterdenken angeregt und ist eine absolute Leseempfehlung für alle, die gerne über das Leben, den Sinn des Lebens und die Werte im Leben philosophieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.12.2020

Die schönsten und auch schlimmsten Geschichten schreibt immer noch das Leben selbst!

Wo du nicht bist
0

Worum geht’s?
Als Martha ungewollt schwanger wird, bringt ihre Schwester Irma sie zu Dr. Erich Bragenheim, in den sie sich auf den ersten Blick verliebt. Doch Erich ist Jude und die Gesetze des zweiten ...

Worum geht’s?
Als Martha ungewollt schwanger wird, bringt ihre Schwester Irma sie zu Dr. Erich Bragenheim, in den sie sich auf den ersten Blick verliebt. Doch Erich ist Jude und die Gesetze des zweiten Weltkriegs erlauben ihre Liebe nicht. Dennoch treffen die beiden sich heimlich weiter, bis Erich deportiert wird und Irma ihn aus den Augen verliert. Wird es ihr dennoch möglich sein, ihren Erich zu heiraten?

Meine Meinung:
Das Buch „Wo du nicht bist“ von Anke Gebert erzählt die wahre Geschichte der Liebe zwischen Erich und Irma in den Wirren des 2. Weltkriegs. Die Autorin hat von den Eheleuten Schimmel, deren Tante Irma war, die Geschichte erzählt bekommen und von diesen Einsicht in die ganzen noch vorhandenen Unterlagen erhalten, auf Basis derer dann das Buch entstand.

Auf absolut beeindruckende Weise schildert Anke Gebert die Liebe zwischen Erich und Irma vom Ende der 20er Jahre bis zu Irmas Suche nach Erich nach dem Krieg und ihrem Kampf darum, ihn heiraten zu dürfen bis in die 1950er Jahre hinein. Dabei bringt sie dem Leser das Schicksal, das jüdische Mitbürger zu tragen hatten, überaus bildhaft Nahe. Das Leid der Menschen, wie sich der Hass gegen bestimmte Gruppen entwickelt hat. Wie die Menschen teilweise füreinander eingestanden sind oder auf der anderen Seite, wie angeblich gute Freunde einen haben fallen lassen. Besonders erschreckend war für mich auch, dass sich die Frau von Martin – Erichs Bruder – von diesem hat scheiden lassen nur, weil er ein Jude war.

Auch die Suche nach Erich am Anfang, der Kampf, mit dem richtigen Anwalt die Hochzeit durchzubekommen. Das Buch hat mich beim Lesen sofort gefangengenommen und in ein anderes Zeitalter versetzt. Irma war mir besonders sympathisch. Eine junge, starke Frau, die absolut beeindruckend ist und immer zu ihrer großen Liebe gehalten hat – sogar über den Tod hinaus und gegen den Willen ihrer Schwester Martha, die mir eher unsympathisch war.

Sehr schön auch die Schilderung, wie sich Erich und Irma nahegekommen sind, wie sich die Liebe zwischen den beiden entwickelt hat – eine Liebe, wie sie sich jedes wünscht. Stark und einmalig. Eine Liebe sogar über den Tod hinaus!

Fazit:
Das Buch „Wo du nicht bist“ von Anke Gebert hat mich nachhaltig beeindruckt. Die lebendige Darstellung der wahren Geschichte von Erich und Irma, die mit den Schwierigkeiten des Dritten Reichs zu kämpfen hatten. Die Liebe der beiden, die allem getrotzt hat und weiterhin stark blieb – sogar über den Tod hinaus. Und auch die Darstellung der Entwicklungen anhand von persönlichen Schicksalen und Personen. Ich habe selten ein so ergreifendes, tiefgründiges Buch gelesen, wie dieses.

Von mir eine absolute Leseempfehlung und ich hoffe, noch mehr solche zu Herzen gehenden Geschichten nach wahren Begebenheiten lesen zu dürfen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.12.2020

Ermittlungen im Nachkriegsdeutschland – eine perfekte Mischung aus Spannung und Geschichte

Das doppelte Gesicht
0

Worum geht’s?
München zur Stunde 0. Der Krieg ist vorbei, die Besatzer sind noch in der Stadt und alles versinkt im Chaos. Und mitten in diesem Chaos treibt ein Mörder sein Unwesen. Die Reporterin Billa ...

Worum geht’s?
München zur Stunde 0. Der Krieg ist vorbei, die Besatzer sind noch in der Stadt und alles versinkt im Chaos. Und mitten in diesem Chaos treibt ein Mörder sein Unwesen. Die Reporterin Billa und der Kommisaranwärter Emil ermitteln. Können sie trotz den Wirren im wiederauflebenden München den Fall lösen?

Meine Meinung:
„Das doppelte Gesicht“ von Heidi Rehn ist ein Kriminalroman und der erste Teil einer Serie um den Ermittler Emil Graf. Die Autorin beschreibt bildhaft und sehr gut recherchiert die Situation in München im Jahr 1945. Die Menschen, die versuchen zum „normalen“ Leben zurückzukehren, die amerikanischen Besatzer, die noch dort sind. Die Stadt selbst, die Trümmer, die Stimmung in der Zeit. Die „Displaced People“ – von denen ich zuvor noch nichts gehört hatte. Heide Rehn verknüpft damit perfekt wahre historische Hintergründe mit den spannenden Ermittlungen und hält den Leser bis zum Ende gefesselt.

Auch die Ermittlungsmethoden damals – ganz anders als heute. Noch mit Fingerabdruckpulver. Berichte auf Schreibmaschine. Wenn man Glück hatte, gab es ein funktionierendes Telefon. Probleme, die man so heute gar nicht mehr kennt! Und im Showdown am Ende, wenn die Spannungskurve nochmal richtig ansteigt, kommt es zu einem Täter, den ich so nicht erwartet hätte. Und es bleibt bei mir zudem noch die Frage: Gibt es nur ein doppeltes Gesicht?

Auch die Protagonisten gefallen mir sehr gut. Emil, der etwas schusselige Ermittler, der von dem GI Joe – der ihn fast als eine Art Sohn adoptiert hat – gefördert wird und von dem er das Ermitteln lernt. Billa, die Reporterin, die in München aufgewachsen ist und als Jüdin nach ihrer Flucht nach Amerika nun ins Nachkriegsdeutschland zurückkehrt. Sie hat mir besonders gut gefallen und auch, wie ihre Gedanken und Gefühle dargestellt wurden. Dann Sam, ihr Chauffeur, der gleichzeitig wie ein Schutzengel über Billa wacht. Alles sehr sympathische Figuren, die einem von Anfang an ans Herz wachsen.

Die Annäherung von Emil und Billa, die immer wieder von Missverständnissen zwischen den beiden gestört wird, finde ich auch gut dargestellt. Und besonders schön, als die beiden am Ende im Haus der Kunst gemeinsam Tanzen.

Das Ende ist verspricht dann mittels eines Cliffhangers mehr. Und man will auch mehr lesen. Mehr Hintergründe aus der Zeit, aber ebenso mehr spannende Fälle mit Emil und hoffentlich Billa!


Fazit:
„Das doppelte Gesicht“ von Heidi Rehn ist nicht nur ein Kriminalroman, sondern auch ein perfekt recherchierter Einblick in das München im Jahr 1945. Er vereint Geschichte mit Spannung und die bildhafte Darstellung der Orte, Situationen, Menschen und Emotionen hält einen bis zum unerwarteten Ende in seinem Bann! Die Protagonisten sind einem sofort sympathisch und der Cliffhanger am Ende lässt einen schon Teil 2 entgegenfiebern – hoffentlich wieder mit dem Ermittlerteam Emil und Billa!

Wer historische Romane liebt und gerne bei Krimis miträt, für den ist dieses Buch einfach perfekt! Ein sehr gelungener Einstieg in eine Krimiserie, bei der ich auf jeden Fall den nächsten Teil lesen werde der – wie die Autorin verrät – bereits fertig ist und den 2. von insgesamt geplanten 5 Teilen sein wird. Ich freue mich schon darauf!!!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2020

Die unglaubliche, spannende und berührende Geschichte einer fast vergessenen Ikone

Madame Clicquot und das Glück der Champagne
0

Worum geht’s?

Nach dem Tod ihres Mannes übernimmt Barbe Clicquot gegen den Widerstand ihrer Familie den Weinhandel. Sie experimentiert mit verschiedenen Herstellungsformen, bis ihr der perfekte Champagner ...

Worum geht’s?

Nach dem Tod ihres Mannes übernimmt Barbe Clicquot gegen den Widerstand ihrer Familie den Weinhandel. Sie experimentiert mit verschiedenen Herstellungsformen, bis ihr der perfekte Champagner gelingt - doch bevor sie damit auf den Markt kann, fällt Reims in die Hände von Belagerern. Und als wäre das noch nicht genug, ist sie hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch nach Selbstständigkeit und der Liebe zu gleich zwei Männern.



Meine Meinung:

„Madame Clicquot“ von Susanne Popp ist eine perfekte Mischung aus Fiktion und Realität. In ihrem Buch erzählt uns die Autorin aus dem Leben von Barbe, der Veuve Clicquot. Dabei schafft sie es meisterhaft, die geschichtlichen Begebenheiten in ihre Erzählung mit einfließen zu lassen, ohne dass es auch nur eine Sekunde trocken oder langweilig ist. Im Gegenteil: Susanne Popp bringt ihre LeserInnen direkt in das Frankreich zu Beginn der 1800er Jahre. Dabei beschreibt sie nicht nur das Leben von Barbe, sondern lässt auch gezielt kleine Details in die Beschreibung von Landschaft, Häuser und Menschen einfließen, dass man das Land vor sich sieht, den Geruch fast wahrnimmt, das Interieur in den Häusern bildhaft vor sich hat und den Champagner fast schon auf der Zunge prickeln spürt!



Man begleitet Barbe auf Ihrer Lebensreise. Und ich muss sagen: Ich kannte zwar Veuve Clicquot, aber über die Geschichte dahinter habe ich nichts gewusst. Barbe ist eine so starke Frau, absolut bewundernswert, wie sie sich auch gegen die Zwänge, denen Frauen in diesem Jahrhundert unterlagen, behaupten konnte und das Unternehmen zu dem gemacht hat, was es heute noch ist: Einem der bekanntesten und berühmtesten Champagner-Produzenten überhaupt!



Für mich zählt sie zu einen der großen Ikonen der Zeit! Neben z.B. Coco Chanel und Audrey Hepburn ist Barbe Clicquot eine weitere starke Frau, die trotz schwerer Zeiten und schwerer Schicksalsschläge das Leben stolz und aufrecht gemeistert hat.



Auch ihre Entscheidung für das Unternehmen und für ihre Freiheit hat sie letztendlich zu der starken Frau gemacht, die sie ist. Hätte sie sich den gesellschaftlichen Zwängen und ihren Gefühlen ergeben, wer weiß, was aus dem Unternehmen geworden wäre.



Diese Geschichte gemischt mit den historischen Begebenheiten um Napoleon Bonaparte haben das Buch zu einem einzigartigen historischen Roman gemacht, der mich von Anfang bis zum Ende gefesselt hat! Die Ausführungen zu dem Herstellungsverfahren von Champagner und die Entwicklungen hierzu waren absolut beeindruckend! Auch die Geschichte von Barbe hat mich mehr als begeistert und ich kann nicht verstehen, dass ich zuvor noch nie von Ihrem Leben gehört habe – ohne dieses Buch hätte ich wirklich eine außergewöhnliche Frau „verpasst“.



Fazit:

„Madame Clicquot“ von Susanne Popp ist ein historischer Roman, der gekonnt die bekannten historischen Fakten aus der Zeit Bonapartes und aus dem Leben von Barbe Clicquot in eine Geschichte einbinden, die einem zu Herzen geht. Eine Geschichte über eine bemerkenswerte Frau, meisterhaft erzählt in einem Sprachstil, der den Leser nicht nur Leser sein lässt, sondern ihn mitnimmt auf die Reise ins Leben dieser außergewöhnlich mutigen Frau, die hinter der Champagnermarke Veuve Clicquot steht.



Für mich ist Barbe definitiv eine Ikone (nicht nur) der damaligen Zeit und ich freue mich, als Leserin dieses Buches an ihrem Leben ein Stückweit habe teilnehmen dürfen. Ein wirklich großartiges Buch, das mich von Anfang bis Ende gefesselt hat und eine definitive Leseempfehlung von mir!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2020

Der wohl grausamste Kepler, der bislang erschien!

Der Spiegelmann
3

Worum geht’s?
Mehrere Mädchen verschwinden und werden – teils Jahre später – ermordet und zerstückelt aufgefunden. Ein anderes Mädchen wird an einem Klettergerüst erhängt gefunden. Ist es eine Hinrichtung? ...

Worum geht’s?
Mehrere Mädchen verschwinden und werden – teils Jahre später – ermordet und zerstückelt aufgefunden. Ein anderes Mädchen wird an einem Klettergerüst erhängt gefunden. Ist es eine Hinrichtung? Eine Machtdemonstration? Wer steckt dahinter? Wie viele Mädchen wurden insgesamt verschleppt und wie viele sind noch am Leben? Ein neuer Fall für Joona Linna, der gemeinsam mit Erik Maria Bark den Wettlauf mit der Zeit aufnimmt.

Meine Meinung:
„Der Spiegelmann“ des Autorenduos Lars Kepler ist der neueste Thriller aus der Reihe um Joona Linna. Wir haben lange warten müssen, bis nach dem offenen Ende aus „Hasenjagd“ die Fortsetzung kam – und leider bekamen wir nicht auf alle Fragen eine Antwort. Dennoch hat sich das Autorenduo auch diesmal wieder selbst übertroffen. Das neue Buch ist bildhafter, grausamer, detailreicher und rasanter, als alle Teile davor! Man wird von der ersten bis zur letzten Seite von dem Tempo der Geschichte mitgerissen – und das Ende: Das hätte ich nicht erwartet! Dennoch ist dieser Kepler auch anders als die Teile davor. Es wird viel aus der Sicht der Opfer bzw. ihrer Angehörigen erzählt, was sonst eher weniger der Fall war, mir aber sehr gut gefallen hat.

Auch die Geschichte selbst hat mich direkt in ihren Bann gezogen. Joona Linn war wieder einmal der perfekte Ermittler und Retter am Ende, wie wir das von ihm gewohnt sind. Und auch Erik Maria Bark und die Auszüge, in welchen er Martin in Hypnose versetzt, haben mir wieder sehr gut gefallen. Man spürt beim Lesen die Ruhe, die sich von Erik auf den Hypnotisierten überträgt.

Die anderen Protagonisten haben mir ebenfalls gut gefallen. Der psychisch kranke Martin und die Art, wie er denkt und agiert – einfach perfekt beschrieben! Und auch die Beschreibung der Orte, das „Vogelhaus“ von Ulrike, die Szenen im „Adlernest“, die Ereignisse auf der Nerzfarm – selten wurde etwas so bildhaft und grauenhaft beschrieben, wie in diesem Buch. Da haben die Autoren sich selbst nochmal übertroffen – mir hat das ganz gut gefallen, aber die detaillierten Darstellungen und Beschreibungen sind auf keinen Fall etwas für schwache Nerven. Selbst hartgesottene Thrillerleser erleben hier nochmal ein ganz anderes Level des Grauens!

Das Ende war wie gesagt überraschend – ich hätte das so nie erwartet!!! Und beim Showdown ging es auch nochmal richtig heiß her und man hat mitgefiebert und mitgezittert. Für mich ein mehr als gelungenes Ende! Und im Epilog kündigt sich anhand eines Anagramms schon der nächste Teil an…

Fazit:
„Der Spiegelmann“ ist der neue Teil der Reihe um Joona Linna aus der Feder des Autorenduos hinter Lars Kepler. Und dieser Teil setzt die Messlatte im Vergleich zu den bislang erschienenen Büchern aus dieser Reihe nochmal ein ganzes Stück höher, was Grausamkeit, Details, bildhafte Darstellungen, rasantes Tempo und Spannung bis zum Ende angeht! Ungewohnt aber sehr gelungen ist die Darstellung oftmals aus der Sicht der Opfer/Bekannten der Opfer, die einen großen Teil einnimmt und mir sehr gut gefallen hat.

Ich wurde von Anfang an mitgerissen bis hin zum absolut überraschenden Ende mit einem nochmals fulminanten Showdown! Das Buch ist wirklich Spannung pur, aber Achtung: Nichts für schwache Nerven! Die bildhafte Beschreibung der Grausamkeiten und der Schauplätze haben es ganz schön in sich und sind härter als alles, was man bislang von den Autoren gewohnt ist.

Für mich ein absolut gelungenes Buch mit einem Epilog, der mich schon dem nächsten Teil aus der Reihe entgegenfiebern lässt. Von mir eine definitive Leseempfehlung nicht nur für Fans von Joona Linna sondern für alle, die Psychothriller lieben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Handlung
  • Erzählstil