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Veröffentlicht am 07.12.2020

Mischung aus Familiendrama, Liebesgeschichte, Krimimalroman und Historienepos, jedoch sehr detailverliebt und mit einigen Längen

Julia
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Nach dem Tod ihrer Tante Rose, die überraschend Julias Zwillingsschwester Janice ihr gesamtes Erbe hinterlassen hat, begibt sich Julia zurück in ihre Geburtsland Italien, wo Julia dem Nachlass von Tante ...

Nach dem Tod ihrer Tante Rose, die überraschend Julias Zwillingsschwester Janice ihr gesamtes Erbe hinterlassen hat, begibt sich Julia zurück in ihre Geburtsland Italien, wo Julia dem Nachlass von Tante Rose zufolge den Schatz ihrer früh verstorbenen Mutter Diane finden soll. Auf dem Weg nach Siena begegnet Julia, die unter ihren Geburtsnamen Giulietta Tomolei reist, Eva Maria Salimbeni, die die Vorfahren von Julia und die damit verbundenen Familienfehden kennt. In einem Schließfach ihrer Mutter findet Julia mehrere Bücher und Schriften, die die Geschichte von Romeo und Julia aus verschiedenen Epochen enthalten, darunter auch die Urfassung aus dem Jahr 1340, die William Shakespeare 200 Jahre später adaptierte. Auf der Suche nach dem Erbe ihrer Mutter und ihren eigenen Wurzeln fühlt sich Julia in Siena zunehmend verfolgt und bedroht. Schutz erhofft sie sich von Eva Marias Patensohn, Alessandro Santini. Durch seine Unterstützung werden die alten Familienfehden wieder angefacht und offenbar scheint sich die Rome-und-Julia-Geschichte damit zu wiederholen.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen. In der Vergangenheit im Jahr 1340 verlieben sich Giulietta Tolomei und Romeo Marescotti ineinander. Ein Heiratsantrag Romeos wird jedoch von Giuliettas Vater abgelehnt und das Drama nimmt seinen Lauf...
In der Gegenwart begleitet man Julia auf der Suche nach dem Schatz ihrer Mutter, die dabei die Geschichte des tragischen Liebespaares liest. Durch die verwandtschaftlichen Beziehungen sind beide Erzählstränge eng miteinander verknüpft. Dabei wird offenbar, dass ein Fluch auf den beiden italienischen Familien zu liegen scheint. Die Liebesgeschichte von Giulietta Tolomei und ihrem Romeo endete tragisch und auch Julias Eltern sind früh verstorben. Droht Julia nun das gleiche Schicksal oder kann sie den Fluch brechen?

"Julia" ist eine Mischung aus Familiendrama, Liebesgeschichte, Krimimalroman und Historienepos. Durch die anschauliche Beschreibung der Stadt und ihrer historischen Orte fühlt man sich bildlich nach Siena versetzt und taucht in die Atmosphäre buchstäblich ein.
Während der Erzählstrang in der Vergangenheit - eine klassische romantische Liebesgeschichte - emotional mehr fesselt, ist die Geschichte in der Gegenwart aufgrund der spürbaren Bedrohung Julias und ihrer rätselhaften Suche nach dem Schatz ihrer Mutter spannender konstruiert.

Die Parallelen zwischen Gegenwart und Vergangenheit wirken dabei allerdings etwas zu gewollt, die Figuren zumal ein wenig klischeehaft dargestellt, was aber wiederum zum historischen Hintergrund passend ist.
Es ist nicht ganz einfach, den Überblick über alle handelnden Akteure in Gegenwart und Vergangenheit zu behalten, da keine tiefer gehende Charakterdarstellung erfolgt. Selbst Romeo und Julia wirken wie ihre Nachfahren etwas blass. Die Geschichte kann deshalb auch nicht durchgehend fesseln. Durch die Detailverliebtheit und die unbedingte Verknüpfung von historischen Fakten mit einer fiktiven Geschichte treten unweigerlich Längen auf, bei der insbesondere die Romantik der Liebesgeschichte in der Gegenwart auf der Strecke bleibt.

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Veröffentlicht am 04.12.2020

Wenig raffinierter Thriller, bei dem die Schilderungen von Brutalität und Gewalt auf Kosten der Spannung gehen

Der Spiegelmann
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Auf einem Spielplatz in Stockholm wird ein Mädchen ermordet aufgefunden. Der Mord hat den Anschein einer Hinrichtung, offenbar wollte der Täter seine Macht demonstrieren. Joona Linna erkennt in dem Opfer ...

Auf einem Spielplatz in Stockholm wird ein Mädchen ermordet aufgefunden. Der Mord hat den Anschein einer Hinrichtung, offenbar wollte der Täter seine Macht demonstrieren. Joona Linna erkennt in dem Opfer Jenny Lind, ein Mädchen, das vor fünf Jahren verschwunden war. Mit Hilfe von Überwachungskameras stellt die Polizei zudem fest, dass es einen Augenzeugen gegeben hat, der den Mord beobachtet und den Täter gesehen haben muss. Der Zeuge kann sich jedoch an nichts erinnern. Er selbst wurde erst kürzlich aus einer psychiatrischen Klinik entlassen, wo er zur Behandlung einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung war. Jonna Linna versucht auf dem Weg der Hypnose den Mann zum sprechen zu bringen.

"Der Spiegelmann" ist Band 8 der Reihe um den Kriminalkommissar Joona Linna und das erste Buch, das ich von dem Autorenduo Lars Kepler gelesen habe. Der Hintergrund zur Joona und seinen Kollegen fehlte mir, war aber zum Verständnis dieses Falles nicht zwingend erforderlich.
Der Thriller baut auf drei Handlungssträngen auf: die persönliche Situation des Ehepaares Pamela und Martin, die vor fünf Jahren ihre Tochter bzw. Stieftochter bei einem Angelunfall verloren haben, woraufhin sich Martin, der bereits in der Kindheit ein Trauma erlitten hatte, in eine psychiatrische Klinik begeben hatte, die Ermittlungen im Fall des Serienmordes, denn aufgrund einer Brandmarkung des Opfers Jenny wird auf weitere Opfer geschlossen und die Situation der entführten Mädchen.
Der Anfang ist aufregend und spannend und auch am Ende nimmt der Roman wieder ein wenig an Fahrt auf, der große Mittelteil ist jedoch zäh und beschränkt sich fast ausschließlich auf die Beschreibung diverser Gewaltszenen und Auseinandersetzungen von Polizei und Eingreiftruppen mit ihren schwer bewaffneten Gegnern, die sich über mehrere Seiten hinziehen. Ich lese blutige Thriller nicht ungern, aber in diesem Fall gingen die ausufernden Beschreibungen zur Demonstration der Brutalität und Gewalttätigkeit des Täters auf Kosten der Spannung. Ohne Weiteres wäre es möglich gewesen, hunderte von Seiten zu überblättern, denn zur Lösung des Falls trugen diese Szenen nicht bei.
Die Konstruktion des Thriller und wie die drei Handlungsstränge zusammengeführt werden, ist sicherlich gelungen, aber Gewalt und Brutalität reichen für einen guten Thriller nicht aus. Schon gar nicht, wenn die Spannung darunter leidet. Auch die Auflösung des Falles um einen Serienmörder, der offenbar seit Jahren schalten und walten konnte, ist wenig raffiniert, sondern fast schon schablonenartig auf beliebige Psychothriller anwendbar.

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Veröffentlicht am 02.12.2020

Politthriller um Machterhalt, Intrigen und Verrat, aber ohne Anspruch und Nervenkitzel

Die Frau des Präsidenten
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Als öffentlich bekannt wird, dass vier Wochen vor den Präsidenschaftswahlen der amtierende Präsident Harrison Tucker eine Affäre mit einer Lobbyistin hat, verschwindet die First Lady spurlos. Der Secret ...

Als öffentlich bekannt wird, dass vier Wochen vor den Präsidenschaftswahlen der amtierende Präsident Harrison Tucker eine Affäre mit einer Lobbyistin hat, verschwindet die First Lady spurlos. Der Secret Service hat seine Schutzbefohlene verloren und niemand weiß, ob die Ehefrau des Präsidentin sich auf eigene Faust zurückgezogen hat oder ob sie Opfer eines Verbrechens geworden ist. Secret Service-Agentin Sally Grissom wird persönlich engagiert, um die First Lady, möglichst ohne Aufsehen zu erregen, zu finden und nach Washington zurückzubringen, um eine Versöhnung mit dem Präsidenten zu inszenieren und den Wahlkampf zu retten.

"Die Frau des Präsidenten" ist ein Politthriller, der mit einem Skandal beginnt und sich nach dem Verschwinden der First Lady zu einem Machtspiel und einem klassischen Kampf Gut gegen Böse entwickelt. Der Verlauf des Romans ist dynamisch und rasant, mehrere Wendungen und kurze Kapitel mit Mini-Cliffhangern am Ende sorgen für Spannung, auch wenn die Geschichte aufgrund der wechselnden Perspektiven sehr durchschaubar ist. Die Charaktere, Helden wie Bösewichte, sind stereotyp und die unterschiedlichen Sichtweisen, die die Taten der Figuren offenbaren, verraten zu viel, so dass sich der Thriller all zu leicht liest. Der Präsident ist dabei erschreckend schwach, sein Personalstab zieht egoistisch seine eigenen Fäden, während starke Frauen wahren Heldenmut beweisen.

Der Roman handelt von Machterhalt, Intrigen und Verrat, ist interessant zu lesen, aber aus dem Plot hätte man durchaus mehr machen können. So ist die Geschichte unterhaltsam, aber ohne großen Anspruch und für einen Politthriller fehlte auch der entscheidende Nervenkitzel. Täter und Opfer sind fast schon langweilig offensichtlich, während am Ende schleierhaft bleibt, warum der Täter so drastisch vorgeht.

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Veröffentlicht am 25.11.2020

Ein erschreckendes Zukunftsszenario, das am Ende die Hoffnung auf eine neue, bessere und echtere Welt macht, mir insgesamt aber zu satirisch war

LoveStar
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Die Firma LoveStar hat eine Methode entwickelt, um Menschen zu überwachen und fernzusteuern. LoveDeath wurde hervorgebracht, um den Tod zu vermarkten. Für die Menschen ist es zum Ziel geworden, sich im ...

Die Firma LoveStar hat eine Methode entwickelt, um Menschen zu überwachen und fernzusteuern. LoveDeath wurde hervorgebracht, um den Tod zu vermarkten. Für die Menschen ist es zum Ziel geworden, sich im Todesfall mit einer Rakete in den Himmel schießen zu lassen, um als Sternschnuppe wieder auf die Erde zu fallen. InLove handelt dagegen mit der Liebe und berechnet den wahren Partner. Ein eigens errichteter Vergnügungspark in Öxnadalur, im Norden Islands, wurde zur Pilgerstätte für Sterbende und ihre Angehörigen und berechnete Partner auf der Suche nach ihrem Pendant.

"Lovestar" stellt die Dystopie durch zwei Erzählstränge dar: der Firmengründer Lovestar, der mit einem Samenkorn auf der Suche nach LoveGod ist und die beiden Liebenden Indriði und SigrÍður, die seit fünf Jahren zusammen sind und damit umgehen müssen, dass SigrÍður mit einem anderen Mann berechnet wurde.

Das Buch ist bereits vor knapp 20 Jahren erschienen, wurde nun wieder neu aufgelegt und ist als Zukunftsszenario zeitlos.
Das Buch handelt vom Leben in einer Konsumgesellschaft, in der es nur noch darum geht, möglichst viel auf Personen zugeschnittene Werbung zu betreiben, um Produkte zu verkaufen. Dabei werden arme Seelen oder skrupellose Menschen zu Krähern. Die Gesellschaft ist zudem hochtechnisiert. Als "handfreier" Mensch ist man auf keinerlei Schalter oder Kabel mehr angewiesen, Geräte funktionieren vollautomatisch.
Es geht um Kontrolle und Perfektion. Kinder, die Probleme bereiten, können zurückgesetzt werden, so dass Eltern im zweiten Anlauf eine neue Chance bekommen, es besser zumachen. Indriði ist so ein Zweitgeborener, der als Kind unter dem Druck stand, erneut bei schlechtem Betragen zurückgesetzt zu werden.

Das Buch enthält viele fantastische Ideen, konfrontiert den Leser mit so manch skurriler Situation, so dass die Geschichte so übertrieben grotesk ist, dass man sie kaum noch ernst nehmen kann. Die Kritik des Autors an der modernen Konsumgesellschaft ist mir ein wenig zu sehr an die Spitze getrieben, auch wenn der Kern der Geschichte wichtig und als Mahnung zu verstehen ist. Szenen, wie der Wolf, der Menschen im Ganzen verschlingen kann, ohne sie zu verdauen und mit einem Reißverschluss geöffnet werden kann, rufen dagegen eher Kopfschütteln hervor.
"Lovestar" ist ein erschreckendes Zukunftsszenario, das am Ende die Hoffnung auf eine neue, bessere und echtere Welt macht, mir in Gänze allerdings zu satirisch war.

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Veröffentlicht am 09.11.2020

Ein Roman #Gegendasvergessen über die Rolle der Weinbauern in der Résistance, wobei die Geschichte von Eifersüchteleien überschattet wird

Das letzte Licht des Tages
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Inès lebt während der deutschen Besatzung zusammen mit ihrem Mann Michel, dem Kellermeister Théo und seiner Frau Céline auf dem Weingut Chauveau in der Champagne. Inès ist unglücklich, fühlt sich unverstanden ...

Inès lebt während der deutschen Besatzung zusammen mit ihrem Mann Michel, dem Kellermeister Théo und seiner Frau Céline auf dem Weingut Chauveau in der Champagne. Inès ist unglücklich, fühlt sich unverstanden und flüchtet immer wieder zu ihrer besten Freundin Edith nach Reims. Die Bedrohung durch die deutschen Soldaten ist allgegenwärtig, insbesondere auch für Celine, die Jüdin ist. Dennoch verstecken die vier teuren Wein und Champagner vor den Deutschen oder verunreinigen die abzugebenen Flaschen. Michel geht hinter dem Rücken von Inès noch einen Schritt weiter und versteckt in den Weinkellern Waffen für die Résistance. Als Inès noch ein weiteres Geheimnis von Michel enthüllt, ist ihr Vertrauen erschüttert. Aus Wut und Verzweiflung begeht sie einen folgenschweren Fehler, den sie ihr Leben lang bereuen wird.
Fast 80 Jahre später belgeitet die frisch geschiedene Liv ihre Großmutter Edith auf eine Reise nach Frankreich. Ihre betagte Großmutter möchte ihr etwas sagen, doch in Frankreich verhält sie sich zunehmend seltsam, weist Liv immer wieder ab. Unterdessen versucht diese zusammen mit dem Rechtsanwalt ihrer Großmutter, Julien Cohn, herauszufinden, was sich während des Zweiten Weltkriegs in der Heimat von Edith ereignet hat und welche Rolle sie für die Résistance gespielt haben könnte.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen, in der Vergangenheit in den Jahren 1940 bis 1945 und in der Gegenwart im Jahr 2019. Der Erzählstrang in der Vergangenheit wird aus den Perspektiven von Inès und Celine erzählt und macht den größten Teil der Geschichte aus. Die Gegenwart wird überwiegend aus der Sicht von Liv geschildert, die eigentlich ein sehr enges Verhältnis zu ihrer 99-jährigen Großmutter hat, ihr Verhalten während der Reise in Frankreich aber überhaupt nicht einordnen kann.
Trotz der intensiven Schilderungen und der schrecklichen Ereignisse, die passieren, bleiben alle Frauen unnahbar. Keine ist sympathisch oder hat ein einnehmendes Wesen, so dass sich die Geschichte etwas schwerfällig liest. Auch bleiben die Handlungen für die Résistance reichlich im vagen, die Unterstützung des Widerstands wird nur angedeutet, kein Schicksal hervorgehoben. Vor allem Inès ist in ihrer Naivität ein sehr anstrengender Charakter, der es dem Leser nicht leicht macht.
Liv bleibt dagegen blass, ihre Rolle beschränkt sich darauf, sich von ihrer exzentrischen Großmutter herumkommandieren zu lassen. Auch die sich abzeichnende Liebesgeschichte kann nicht wirklich überzeugen. Dass Missverständnis zu Beginn ist denkbar vorhersehbar und die schnelle Zuneigung nicht spür- und nachvollziehbar.
"Das letzte Licht des Tages" ist ein Roman #Gegendasvergessen, der die Arbeit der Résistance in eine fiktionale Geschichte einbindet und damit zeigt, welche Rolle die mutigen Weinbauern zur Zeit der Besetzung durch die Deutschen einnahmen. Aufgrund der überwiegend unsympathischen Protagonisten und der oberflächlichen Schilderungen der Aktionen für die Bewegung konnte mich die Geschichte jedoch nicht erreichen. Auch fand ich es etwas unrealistisch, wie rüstig die fast 100-jährige Edith und weitere Überlebende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 2019 waren, die sich zudem auch noch problemlos mit dem Internet auskannten. Für mein Empfinden wäre es authentischer gewesen, die Gegenwart zehn Jahre zurückzudatieren. Auch fand ich die sich wiederholende Formulierung "Grandma Edith" unglücklich. Bei einer Tante ist der Zusatz des Vornamens geläufig, aber bei der Großmutter? Wer spricht seine Oma so an, außer wenn er sie von der zweiten unterscheiden möchte?

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