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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2021

Konnte mich nicht gänzlich überzeugen

Eine Frage der Zeit
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Das Buch beginnt mit einem rasanten Prolog und so freute ich mich auf einen spannenden, exotischen und unterhaltsamen Roman. Leider legt die Geschichte nach wenigen Seiten erstmal eine Vollbremsung hin ...

Das Buch beginnt mit einem rasanten Prolog und so freute ich mich auf einen spannenden, exotischen und unterhaltsamen Roman. Leider legt die Geschichte nach wenigen Seiten erstmal eine Vollbremsung hin und fast 100 Seiten passiert nur sehr wenig. Der Autor führt seine Figuren recht umständlich ein und verliert sich gerne und oft in Details. So listet er etwa über eine halbe Seite auf welche Tiere und wie viele davon einer seiner Protagonisten auf der Reise erblickt hat. Das macht das Lesen schnell mühsam und sehr zäh. Interessanter wird es erst ab Ausbruch des ersten Weltkrieges, wenn sich der entspannte Aufenthalt der drei deutschen Bootsbauer gravierend verändert. Plötzlich sind sie keine Zivilisten mehr, sondern Teil der deutschen Armee und die am anderen Ufer stationierten Belgier sind vom einen Tag auf den anderen ihre Feinde.

Die Helden des Romans sind einfache Menschen, wobei die drei deutschen Werftarbeiter deutlich besser wegkommen als der britische Marineoffizier, dieser wirkt oft grotesk und lächerlich. Auch die Reise des deutschen Bootes erhält im Roman mehr Platz als die der beiden englischen. Man ist sehr gespannt, wie die Engländer es schaffen zwei Schiffe über viele Kilometer Land zu schaffen, doch am Ende erzählt Capus diese Episode nur rückblickend in einem Brief und auf sehr wenigen Seiten. Auch beim Ende hätte ich mir etwas mehr Klarheit gewünscht oder zumindest einen Anhang erwartet der mich über das Schicksal der Protagonisten aufklärt.⠀⠀

Was Capus hingegen gut gelingt ist die Absurdität des Krieges zu verdeutlichen. Auch Kritik am Kolonialismus und die Diskriminierung und Ausbeutung der Einheimischen finden Platz im Roman. Dabei wirkt der Autor nie belehrend sondern lässt den Leser die Szenen beobachten und seine eigenen Schlüsse ziehen.

Ich tue mich schwer das Buch zu bewerten. Es hat starke Stellen, dafür auch einiges das ich weniger gelungen fand. Ein großer Minuspunkt ist für mich das unklare Ende in Kombination mit einem fehlenden Anhang bei dem erkenntlich wird ob und welche Teile der Geschichte vom Autor verändert wurden. Bei Büchern die auf einer wahren Geschichte basieren ist das für mich ein Muss. Insgesamt ist es kein Buch das man jedem empfehlen kann. Mein Exemplar wird in den Bücherschrank und nicht ins Regal wandern, denn nochmal lesen werde ich es nicht.

Veröffentlicht am 25.02.2021

Bleibt leider hinter den Erwartungen zurück

Der zweite Schlaf
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Von Robert Harris habe ich bereits großartige Bücher gelesen, „Der zweite Schlaf“ gehört leider nicht dazu. Die Idee hinter dem Buch ist faszinierend und zu Beginn ist die Geschichte wirklich interessant, ...

Von Robert Harris habe ich bereits großartige Bücher gelesen, „Der zweite Schlaf“ gehört leider nicht dazu. Die Idee hinter dem Buch ist faszinierend und zu Beginn ist die Geschichte wirklich interessant, zwar an manchen Stellen etwas langatmig, doch stets möchte man wissen wie es weitergeht, wie es zu dem großen Zusammenbruch kam und wie die Zusammenhänge zu verstehen sind. Zum Ende hin wirkt es dann aber als wären Harris die Seiten, vielleicht auch die Ideen ausgegangen um seine Geschichte zu einem runden Abschluss zu bringen. Er beendet das Buch mit vielen losen Enden und offenen Fragen und macht sich nicht mal die Mühe in einem kurzen Anhang zu erklären was der Titelgebende „zweite Schlaf“, der auch im Roman immer wieder Erwähnung findet, eigentlich ist. Dabei war es für mich ein Aha-Erlebnis als ich mit Hilfe von Google herausgefunden habe, dass die Menschen im Mittelalter nicht durchgeschlafen haben. Es gab zwei Schlafphasen, der erste und der zweite Schlaf, getrennt durch einen Zeitraum in dem die Menschen Bücher lasen oder Gebete sprachen. Sehr schade, dass Harris sich für diese Erklärung keine Zeit nimmt.

Seine Welt entwirft Harris gewohnt detailreich und lebendig. Gemeinsam mit Fairfex entdeckt der Leser Relikte aus der „alten Welt“, die unsere aktuelle ist, und während Fairfex noch über das flache Ding mit dem angebissenen Apfel auf der Rückseite rätselt ist dem Leser längst klar was der Priester in den Händen hält.

Fazit:
Ich hatte mir erhofft, dass das Buch mehr aus dem Szenario macht, dass Harris uns noch mehr von seiner erdachten Welt zeigt, doch leider beschränkt er sich auf sehr wenige Handlungsorte und Sichtweisen. Was bleibt ist ein Buch mit vereinzelt genialen Stellen, mit einer großartigen Idee, aber leider einem enorm schwachen Ende das für mich die positiven Aspekte überdeckt.

Veröffentlicht am 29.01.2021

Zu wenig Krimi für die Bezeichnung als Kriminalroman

Der Gin des Lebens
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Das Buch trägt den Untertitel „Kriminalroman“ und fällt hier ganz klar in die Kategorie gemütlicher Regionalkrimi, ist also auch für zartbesaitete Krimileser gut geeignet. Eine viel größere Rolle als der ...

Das Buch trägt den Untertitel „Kriminalroman“ und fällt hier ganz klar in die Kategorie gemütlicher Regionalkrimi, ist also auch für zartbesaitete Krimileser gut geeignet. Eine viel größere Rolle als der Kriminalfall spielt allerdings der Gin. Der Autor berichtet sehr viel und ausführlich über die die Herstellung und Zutaten von Gin. Da er diese Details sehr kurzweilig in seine Geschichte einbaut fand auch ich, als (bisher) kein Gintrinker, dieses Hintergrundwissen sehr interessant. Auch der Handlungsort, Plymouth, spielt eine zentrale Rolle und ebenso wie beim Gin bekommt der Leser auch zur Stadt viele Informationen, so dass man nur allzu gerne in den nächsten Flieger steigen möchte. Da auch eine Liebesgeschichte (zum Glück ohne großes Herzschmerzdrama) nicht fehlen darf, bleibt für den Krimi am Ende kaum noch Platz, was ich mit Blick auf das gewählte Genre dann doch ein wenig Schade fand. Erst im letzten Drittel fanden die Krimiaspekte mehr Platz, dennoch bleibt es eher gemütlich. Den großen Showdown fand ich dann leider etwas konstruiert und durch einige Logiklücken stellenweise sogar absurd. Hier hätte ich mir ein weniger spektakuläres, dafür aber sinnvolleres Ende gewünscht.

„Der Gin des Lebens“ liest sich sehr flüssig, dazu tragen auch die lockeren Dialoge und die leicht verständliche Sprache bei. Die Figuren sind teils etwas klischeehaft, die meiste Zeit über aber trotzdem sympathisch. Die Geschichte ist an einigen Stellen zwar unterhaltsam, bleibt insgesamt aber ohne richtig lustige Momente. Zu mehr als einem vereinzelten Schmunzeln reichte es bei mir daher nicht.

Die Aufmachung des Buches finde ich allerdings sehr gelungen. Das Cover ist großartig und absolut passend gestaltet, dazu kommen sehr treffende Zitate zu Beginn jedes Kapitels. An mehreren Stellen wird die Geschichte durch Einschübe unterbrochen, bei denen der Leser als Art Sachbuch im Roman etwas zur Geschichte des Gins oder den wichtigsten Zutaten erfährt. Am Ende des Buches warten dann noch ein paar Rezepte.

Fazit
Für einen Kriminalroman war für meinen Geschmack zu wenig Krimi enthalten, doch die interessanten Hintergründe und die sympathischen Figuren machten das Buch dennoch lesenswert. Kein must-read, aber durchaus ein Buch zu dem man zwischendurch greifen kann. Geeignet ist das Buch mehr für Gin- als für Krimifans.

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Veröffentlicht am 17.12.2020

Leider nur ein Liebesroman der kaum Wissen über die Kubanische Revolution vermittelt

Nächstes Jahr in Havanna
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»Nächstes Jahr in Havanna« entführt den Leser ins Kuba der Jahre 1958 und 2007. Die Geschichte ist aus der Sicht von Elisa und ihrer Enkelin Marisol erzählt, beide Frauen verlieben sich in einen Mann der ...

»Nächstes Jahr in Havanna« entführt den Leser ins Kuba der Jahre 1958 und 2007. Die Geschichte ist aus der Sicht von Elisa und ihrer Enkelin Marisol erzählt, beide Frauen verlieben sich in einen Mann der gegen die Ungerechtigkeiten im Land kämpft und sich dadurch in Gefahr bringt. Das Buch ist daher leider in erster Linie ein Liebesroman. Hier liegt meiner Meinung nach auch der Grund für das viele verschenkte Potential, denn durch den Fokus auf die Geschichte der beiden Frauen wird viel Erzählenswertes nicht berücksichtigt.

Der Handlungsstrang von Marisol, der in der Gegenwart spielt, ist hierbei viel besser gelungen. Es gelingt der Autorin sehr gut, das Dilemma der Nachkommen der Exilantenfamilien darzustellen. Marisol ist in den USA geboren, sie wächst aber auch mit der Sprache, dem Essen und den Geschichten ihrer Großmutter auf. Doch in Kuba angekommen muss sie feststellen, dass sie als Touristin, und da ihre Familie geflohen ist teilweise auch als Verräterin, angesehen wird. Sie entdeckt die Orte von denen die Großmutter ihr so viel erzählt hat und doch erkennt sie das Land aus den Erzählungen nicht wieder, denn es hat sich viel verändert. Das alles schafft die Autorin sehr gut zu vermitteln und so ist der Handlungsstrang um Marisol sehr bewegend zu lesen.

Elisas Geschichte hingegen hat sehr viel verschenktes Potential. Ihr Handlungsstrang spielt zu Zeiten der Revolution unter Fidel Castro und Che Guevara, hier wären also viele Möglichkeiten für eine spannende Erzählung vorhanden gewesen. Leider wird jedoch nur aus Elisas Sichtweise berichtet und so kann der Leser lediglich erleben wie sie zu Hause im prunkvollen Anwesen sitzt oder Einkaufsbummel macht, die Kämpfe in die ihr Geliebter verwickelt ist, das entbehrungsreiche Leben der Rebellen in den Bergen und auch die finale Schlacht bleiben jedoch Randnotizen. So weiß der Leser nach Beenden des Buches kaum mehr über die Kubanische Revolution als zuvor und auch Fidel Castro oder Che Guevara werden lediglich erwähnt, bleiben aber letztendlich nur zwei Namen auf dem Papier. Die politischen Umwälzungen spielen für meinen Geschmack also eine viel zu kleine Rolle, gemeinsam mit Elisa sitzt der Leser im goldenen Käfig und bekommt kaum etwas von den Vorgängen im Land mit.

Fazit
Das Buch ist eine gute Urlaubslektüre, gibt jedoch keinen tieferen Einblick in die Kubanische Revolution. Mir haben viele Hintergründe und vor allem Details zur Revolution gefehlt. Den zweiten Band werde ich nicht mehr lesen.

Veröffentlicht am 18.09.2020

Viel Naivität und Unwissenheit

Die weiße Massai
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Bei der Bewertung von autobiografischen Romanen tue ich mich immer schwer, denn natürlich bildet man sich eine Meinung über die Personen, sollte aber auch immer bedenken, dass Kritik hier nicht die Ideen ...

Bei der Bewertung von autobiografischen Romanen tue ich mich immer schwer, denn natürlich bildet man sich eine Meinung über die Personen, sollte aber auch immer bedenken, dass Kritik hier nicht die Ideen eines Autors sondern die wahren Handlungen einer Person betrifft. Auch bei diesem Buch bin ich wieder zwiegespalten inwiefern mein Unverständnis und Entsetzen über viele Entscheidungen in die Bewertung einfließen sollten.

Schon bei Hofmanns Begegnung mit Lketinga beginnt mein Unverständnis. Ein Kennenlernen zwischen den beiden findet eigentlich nicht statt, sie entdeckt ihn auf einer Fähre und ist wegen eines Aussehens sofort von ihm fasziniert, ja fast besessen. Den Rest des Urlaubs verbringt sie damit nach diesem ihr eigentlich völlig unbekannten Mann zu suchen um ihn kennenzulernen. Endlich vereint stellen beide dann fest, dass sie mangels Englischkenntnissen kaum Worte miteinander wechseln können. Doch für Hofmann steht fest nach Kenia zu diesem Mann zu ziehen. Sie beherrschen zwar weder eine gemeinsame Sprache, noch weiß sie etwas über die Lebensumstände, Tradition und Kultur in dem fremden Land, doch für sie zählt nur wie „schön“ dieser Mann ist und damit steht der Entschluss fest. Dass sie ihren Mann nur auf das exotische Äußere reduziert hat mich an mehreren Stellen sehr gestört.

Auch gibt es einige Stellen an denen ich entsetzt war wie naiv und realitätsfremd Corinne Hofmann sich verhalten hat. Zugutehalten muss man ihr, dass sie sehr ehrlich über ihre falschen Entscheidungen schreibt. Doch da sie diese Fehler regelmäßig wiederholt ist man mit der Zeit recht genervt über das weiterhin blauäugige Verhalten. So vergisst sie bei den Bus- und Autofahrten regelmäßig Wasser mitzunehmen und das obwohl sie bereits mehrmals Pannen miterlebt hat bei denen es teilweise die ganze Nacht nicht weiterging. Auch hätte ich erwartet, dass sie über die Kultur und die Traditionen zumindest grundlegend informiert ist, doch sie stolpert völlig unwissend von einem Ereignis zum nächsten und so werden gefühlt jedes zweite Kapitel bittere Tränen vergossen. Auch Krankheiten gegenüber ist Hofmann sehr unwissend, auf die Gefahren von Malaria, Aids oder Hepatitis ist sie nicht mal grundlegend vorbereitet.

Ich hatte ein Buch über eine starke Frau erwartet, die trotz des harten Lebens und vieler Widrigkeiten ihren Weg geht und ein Leben in einer fremden Kultur führt. Doch durch das Buch habe ich nur den Eindruck einer sehr naiven Frau erhalten, die jegliche Probleme mit Geld löst, stetig mit den Eigenheiten einer fremden Kultur hadert und sich zwischendurch immer wieder tränenreich selbst bemitleidet.

Letztendlich habe ich mich dafür entschieden drei Sterne zu vergeben. Der Leser erhält einen interessanten Einblick in die Traditionen und Kultur der Massai und deren einfaches und entbehrungsreiches Leben. Für eine bessere Bewertung fehlt mir aber, dass ich für mich als Leser aus dem Buch etwas mitnehme oder durch die handelnden Personen inspiriert oder von ihnen zumindest beeindruckt wurde.

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