Profilbild von Miss_Page-Turner

Miss_Page-Turner

Lesejury Star
offline

Miss_Page-Turner ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Miss_Page-Turner über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2020

Eine tolle Fortsetzung, die ein klein wenig mehr Epik vertragen hätte

Der Orden des geheimen Baumes - Die Königin
0

Nachdem mir bereits der erste Band des Ordens des geheimen Baums trotz kleinerer Kritikpunkte sehr gut gefallen hatte, musste ich natürlich gleich weiterlesen. Zum Glück mussten wir uns ja auch nicht lange ...

Nachdem mir bereits der erste Band des Ordens des geheimen Baums trotz kleinerer Kritikpunkte sehr gut gefallen hatte, musste ich natürlich gleich weiterlesen. Zum Glück mussten wir uns ja auch nicht lange gedulden.

Die Fäden kommen zusammen
Da es im Original ein Einteiler ist, setzt dieser Band selbstverständlich nahtlos an seinen Vorgänger an. War der Einstieg in Die Magierin noch etwas langatmig und musste man sich erst in die Welt einfuchsen war der Einstieg nun mühelos, besonders, wenn man die Teile kurz hintereinander liest (was ich empfehlen würde). Das Buch startet sowohl im Osten bei Tane, als auch bei Ead mit einem neuen Schauplatz, was gleich zu Beginn frischen Wind in die Handlung bringt. Noch dazu fangen jetzt die ersten Fäden der Geschichte an zusammen zu laufen. Charaktere begegnen sich, Pläne werden geschmiedet, Bündnisse ersucht. Insgesamt kann man sagen, dass es nun deutlich flotter zur Sache geht, als beim Vorgänger.
Dadurch, dass sich nun mehrere Protagonisten treffen, störte mich bei diesem band auch nicht die vielen Perspektivenwechsel. In band eins störten mich die häufigen Perspektivenwechsel, die ich als zu abrupt wahrnahm. Dieses Mal hatte ich nicht das Gefühl im Lesefluss ständig unterbrochen zu werden, was wie eben gesagt, vor allem daran lag, dass die Handlungsstränge nun zusammenlaufen.

Eine kurze Finalschlacht
Ihr seht als, was das Tempo der Geschichte und den Lesefluss angeht, konnte die Geschichte rund um Ead, Sabran und Tane sich deutlich verbesser und ich persönlich fand das Buch durchweg spannend. Ganz ohne Kritik komme ich aber leider trotzdem nicht aus, denn eine (wenn auch kleinere) Enttäuschung war das Finale. Dieses war nämlich erstaunlich schnell vorbei. Über tausend Seiten lang wurden wir auch die Ankunft des namenlosen Einen vorbereitet. Er wurde als das größte Übel der Menschheit beschreiben, das ultimative Böse und dann war die Entscheidungsschlacht so unspektakulär. Hier hätte es ruhig etwas mehr Drama und Epik sein können, das ist jedoch mein einziges Manko an dem Buch.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Wem schon der erste Band Des Ordens des geheimen Baumes gefiel, dem wird sicherlich auch der zweite Band überzeugen kann, der im Wesentlichen die Linie fortführt (was wohl im Hinblick auf das Original kaum überrascht).

Fazit:


Das Finale des Ordens des geheimen Baums war für meinen Geschmack zu unspektakulär, ansonsten kann sich der zweite Teil jedoch sehen lassen. Man bekommt richtig klasse High Fantasy mit diversen Charakteren und starken Frauenfiguren geboten, die nicht nur stark sind, weil sie kämpfen können, sondern vor allem, weil sie aktiv handeln, Verantwortung tragen und daran wachsen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.11.2020

Packende Mischung aus Öko-Thriller und Virtual Reality

Cryptos
0

Ursula Poznaski ist mittlerweile aus der deutschen Buchszene, sowohl im Thriller, als auch im Jugendbuch Bereich kaum noch wegzudenken. Ich selbst hatte vor Jahren mal den ersten band ihrer Eleria Trilogie ...

Ursula Poznaski ist mittlerweile aus der deutschen Buchszene, sowohl im Thriller, als auch im Jugendbuch Bereich kaum noch wegzudenken. Ich selbst hatte vor Jahren mal den ersten band ihrer Eleria Trilogie gelesen und auch wenn ich zugegeben mich kaum noch dran erinnere, weiß ich, dass ich sie sehr gemocht habe. Umso neugieriger war ich daher auf das neuste Werk der Autorin und freute mich, als es bei mir einziehen durfte.

Die Welt von morgen
Virtuelle Realität boomt. Zumindest in Büchern. Das Thema von virtuellen Spielwelten, die die Spieler das hautnahe Erlebnis bieten, ist momentan beliebt, wie noch nie und wird gerade in dutzenden Büchern aufgegriffen. Um da in der Masse hervorzustechen, braucht es eine überzeugende Handlung. In Poznanskis neustem Roman ist schon die Ausgangssituation interessant und erschreckend real: Durch den Klimawandel sind weite Teile der Erde unbewohnbar geworden. Die Welt ist trist, heiß und trocken geworden, Naturkatastrophen nehmen zu. Aus diesem Grund leben die Menschen praktisch nur noch in den virtuellen Welten. Ihre Körper sind wie Fracht in Kapseln, in sogenannten Wohndepots gelagert, während sich ihr Bewusstsein, von täglich aufgezwungenen 40 min Muskeltraining in der Realität abgesehen, in den tausenden virtuellen Welten befindet.

Die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben der Menschen beschreibt die Autorin sehr anschaulich. Es ist nicht nur die Ausgangssituation bez. die Begründung, warum die Menschen in den Welten sind, wie in so vielen Romanen dieser Art, sondern stattdessen ein ganz zentrales Thema in diesem Buch, weswegen ich es auch ohne zu zögern als Umweltthriller oder Öko-thriller bezeichnen würde. Das Szenario, das hier entworfen wird, ist dabei erschreckend realistisch. Es fällt einem traurigerweise im Anbetracht der momentanen Klimasituation nicht schwer, sich vorzustellen, dass in 50-60 Jahren tatsächlich so unsere Zukunft ausschaut, was dazu führt, dass der Roman nur umso packender wird.

1000 Welten, 1000 Möglichkeiten
Doch kommen wir zurück zu den virtuellen Welten. Hier wird schon jeder Gamer neidisch auf diese Zukunftstechnologie. Da alle Menschen ihre Zeit in den virtuellen Welten verbringen gibt es nahezu unendlich viele. Für jeden Geschmack ist etwas dabei, von friedlichen Idyllwelten, wie Kerrybrook, über Fantasywelten, Urlaubswelten bis hin zu Zombie- und Survival Welten. Ein an die Persönlichkeit des Nutzers angepasstes System verhindert, dass ballerwütige Kriegsspielfans in friedlichen Dörfer landen und umgekehrt. In der ersten Hälfte nimmt uns Poznanski mit, auf einen rasanten Trip durch die Welten. Das Tempo der Geschichte ist extrem hoch, trotzdem schafft die Autorin es, die vielen verscheiden Welten sehr anschaulich zu beschreiben. Man bekommt von jeder Welt einen ziemlich guten Eindruck, selbst wenn sich die Protagonistin nur kurz darin aufhält. Das iss ganz großes Kopfkino.

Und gerade, wenn man bei dem rasanten Tempo anfängt zu hecheln, kommt ein Twist und die zweite Hälfte des Buches wird ruhiger. Da hier aber dafür andere Konflikte auftreten, bleibt es dennoch spannend, trotzdem hat mir in dieser Hälfte noch etwas der Pepp, diesen letzten “Wow-Effekt” gefehlt und auch das Ende war dann für meinen Geschmack doch etwas zu unspektakulär im Vergleich zum restlichen Roman, was letztendlich den einen Punkt Abzug bedeutet.

Fazit:


Cryptos ist ein packender Jugendthriller, der sehr gekonnt die Themen Virtual Reality und Klimawandel verknüpft und dabei ganz große Kopfkino Bilder zu erzeugen vermag. Nach einer rasanten und großartigen ersten Hälfte, fehlt der zweiten Hälfte des Buches jedoch der letzte Wow-Effekt um vollends zu überzeugen. Empfehlenswert ist Cryptos dennoch allemal.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.11.2020

Steampunk trifft High fantasy

Der Schlüssel der Magie - Die Diebin
0

Mitte Oktober erreichte mich ein ominöses Päckchen mit einem Schlüssel und diesem Buch. Danke dafür an den Blanvalet Verlag, ich liebe Überraschungspost und da das Buch ohnehin auf meiner Wunschliste stand, ...

Mitte Oktober erreichte mich ein ominöses Päckchen mit einem Schlüssel und diesem Buch. Danke dafür an den Blanvalet Verlag, ich liebe Überraschungspost und da das Buch ohnehin auf meiner Wunschliste stand, legte ich auch gleich mit dem lesen los.

Ein außergewöhnliches Magiesystem
Das Buch beginnt zunächst,wie so viele Gauner-Fantasy Bücher dieser Art, mit einem Einbruch der Protagonistin. Das scheint tatsächlich schon fast der Standard Beginn zu sein, wenn der oder die Protagonist/in dem diebischen Handwerk nachgeht und ist auch in diesem Buch (leider) auch nichts anders. Doch nach den ersten klischeehaften Seiten voller Geschleiche, kommt dann doch relativ schnell das Besondere an diesem Buch zum Vorschein: das einzigartige Magiesystem. In der Welt von Sancia funktioniert Magie mithilfe von magischen Schriftzeichen, den Skriben. Diese können auf alle möglichen Gegenstände geschrieben werden und verändern dann die Wahrnehmung des Objekts. Ein Holzbalken hält sich dann zum Beispiel für einen Stahlträger und ist daher genauso stabil wie Stahl. Die skribierten Objekte entwickeln dabei ein, sagen wir, rudimentäres Bewusstsein. Ich muss zugeben am Anfang fand ich es schon irritierend, wenn der Autor plötzlich unbelebte Dinge sprechen ließ und das in einer Ausdrucksweise, als hätte die Teile drei Liter Kaffee auf ex getrunken. Doch mit der Zeit gewöhnt man sich tatsächlich daran.

Durch diese Art von Magie bekommt das Buch einen Hauch von Steampunk, der mir sehr gut gefallen hat. Doch leider ist das Magiesystem nicht nur eine Stäkre, sondern auch ein Manko des Buches, so paradox es auch klingt. Das Problem ist, dass der Autor die Funktionsweise jeder einzelnen Skribe erklärt. Immer. Im gesamten Buch bei wirklich jedem skribierten Objekt. Während das am Anfang noch sinnvoll ist, damit der Leser das Magiesystem versteht, fängt es im späteren verlauf der Handlung eher an zu nerven. Oft hätte es mir einfach gereicht zu wissen, was eine Skribe bewirkt, der Autor hätte mir nicht jedes Mal erklären müssen, wie die Skribe das tut, was sie eben tut und was das skribierte Objekt jetzt denkt. Dadurch zogen sich einige Passagen unnötig in die Länge und der ansonsten gut durchdachte Spannungsbogen wurde gestört.

Eine Diebin, ein Wachmann, ein Magier und ein gesprächiger Schlüssel
Natürlich lebt ein Buch nie allein vom Worldbuilding. Die Charaktere müssen auch stimmen, was sie im Falle des Schlüssels der Magie dankenswerterweise auch tun. Zwar bedient sich der Autor bei seienr Protagonistin und dem Wachmann Gregor großzügig an bekannten Genre Bauteilen, das ändert jedoch nichts daran, dass man seine Charaktere schnell ins Herz schließt. Und mit dem Magier Orso, sowie einem vorwitzigen sprechenden Schlüssel hat Bennet zwei Charaktere geschaffen, die sich durchaus von der Masse abheben und sehr gut unterhalten. Zudem funktioniert der zusammengewürfelte Heldentrupp als solcher sehr gut und hat eine gute Mischung aus Konflikt, Witz und Teamarbeit. Das Einzige, was ich bemängeln würde, wäre die Liebesstory, denn diese wird in ein paar Nebenszenen so lapidar am Rande abgespult, da hätte man es auch ganz sein lassen können, denn große Gefühle kommen nicht auf und sind für diese Geschichte auch gar nicht nötig.

Fazit:


Der Schlüssel der Magie trumpft mit einem außergewöhnlichen Magiesystem auf, welches das Buch zu einer interessanten Mischung aus High Fantasy und Steampunk macht. Leider verliert der Autor sich öfters in zu detaillierten und einfach überflüssigen Erklärungen ebenjenes Systems, was den Lesefluss mitunter stört. Nichtsdestotrotz kann das Buch gut unterhalten, was nicht zuletzt auch an den Charakteren und deren unterhaltsamen Gruppendynamik lag.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.11.2020

Komplexe und diverse High Fantasy

Der Orden des geheimen Baumes - Die Magierin
0

The Priory of the Orange Tree ist eins der wenigen Bücher, wo ich tatsächlich schon den Hype in der englischsprachigen Community mitbekommen habe. Umso neugieriger war ich daher, als es nun als Der Orden ...

The Priory of the Orange Tree ist eins der wenigen Bücher, wo ich tatsächlich schon den Hype in der englischsprachigen Community mitbekommen habe. Umso neugieriger war ich daher, als es nun als Der Orden des geheimen Baumes auch hierzulande erschien.

Eine komplexe Welt mit voller Drachen, Intrigen und Machtkämpfe
Wie bereits erwähnt handelt es sich im Original um eine Einzelband, der in der Übersetzung geteilt wurde, was ich in diesem Fall tatsächlich sehr gut verstehen kann, hat doch in der deutschen Version allein dieser erste Band schon 544 Seiten und der zweite ebenso viel also insgesamt fast 1100 Seiten. Da sind mir zwei Bände lieber, als ein superdickes mit zeitungsdünnen Seiten und Winzschrift.

Viele Seiten also, die Samantha Shannon mit einer komplexen Fantasygeschichte füllt. Shannons Welt ist groß! Groß genug um zwei völlig verschiedene Regionen bez. Kontinente mit je eigenem Glauben und Kultur, zum Schauplatz zu haben. Da hätten wir die Länder des Westens, in denen die Menschen von bösartigen Drachen bedroht werden und dem dortigen Glauben nach nur das Fortbestehen der Blutlinie von Königin Sabran die Auferstehung des grausamsten aller Drachen verhindern kann. Doch Sabran und ihre Zofe Ead finden sich in einem Konstrukt aus Intrigen, Machtspielen und Attentäter wieder.
Dann wären da die Reiche des Ostens. Im Reich Seiiki gibt es gute Drachen, die wie Götter verehrt werden, doch auch hier kennt man die bösartigen Drachen und hat sich zum Schutz von ihnen in kompletter Isolation zu anderen Reichen begeben. In diesem von Japan inspirieren Land setzt die junge Tané alles daran, eine Drachenreiterin zu werden.

So viel zur Ausgangssituation. Wie ihr sehen könnt, ist das schon ganz schön viel auf einmal und man braucht tatsächlich einige Zeit, um in dieses Handlungskonstrukt reinzukommen. Doch nachdem ich erstmal durchgesehen hatte, fand ich den Weltenentwurf sehr interessant, wobei ich den Osten allerdings etwas lieber mochte. Die Komplexität hat zudem ja auch seien gute Seite, denn so wirkt die ganze Welt glaubhaft und in sich schlüssig. Gleichzeitig werden aber noch Dinge zurückgehalten, die neugierig auf den weiteren verlauf der Geschichte machen.
Auch die Figurenzeichnung fand ich persönlich sehr positiv. Zwar waren mit nicht alle Charaktere sympathisch (Sabran zum Beispiel mag ich gar nicht), aber sie waren authentisch und glaubhaft und das ist für mich immer am wichtigsten. Und ein letztes Lob möchte ich für den Umgang mit homosexuellen Beziehungen aussprechen. Denn diese existieren in dem Buch, werden aber nicht näher dramatisiert. Sprich in Shannons Welt mag der Stand einer Person Beziehungen skandalös machen, nicht aber das Geschlecht. Und genau solche Bücher brauchen wir! Solche in denen Homosexualität als etwas völlig Alltägliches behandelt wird und nicht extra herausgestellt werden muss, die LGBT beinhalten (auch unter Protagonisten und nicht nur Nebencharaktere), diese aber nicht zum Fokus machen, denn nur so wird irgendwann etwas zur Normalität, was es eigentlich schon längst sein sollte.

Perspektive wechsel dich
Insgesamt fand ich das Buch trotz einiger langen Passagen sehr interessant und hatte wirklich Spaß damit. Es gab jedoch einen Punkt, den ich nicht so gut fand und das war der häufige Perspektivenwechsel bez. die kurzen Kapitel. Insgesamt haben wir 4 Erzählperspektiven, Zwei aus dem Westen und zwei aus dem Osten. Das finde ich prinzipiell nicht schlimm, ich hatte schon Bücher mit mehr Perspektiven, allerdings waren die Kapitel doch recht kurz und die Autorin folgte dem Grundsatz niemals zwei gleiche Sichtweisen aufeinander folgen zu lassen.
Das hatte dann zur Folge, dass ich oft gerade so richtig am mitfiebern war, nur um in der nächsten Sekunde komplett rausgerissen zu werden. Dies fand ich dann schon öfters frustrierend und hätte mir da längere Kapitel und weniger abrupte Wechsel gewünscht.

Fazit:


Insgesamt fand ich das Buch trotz einiger langen Passagen sehr interessant und hatte wirklich Spaß damit. Es gab jedoch einen Punkt, den ich nicht so gut fand und das war der häufige Perspektivenwechsel bez. die kurzen Kapitel. Insgesamt haben wir 4 Erzählperspektiven, Zwei aus dem Westen und zwei aus dem Osten. Das finde ich prinzipiell nicht schlimm, ich hatte schon Bücher mit mehr Perspektiven, allerdings waren die Kapitel doch recht kurz und die Autorin folgte dem Grundsatz niemals zwei gleiche Sichtweisen aufeinander folgen zu lassen.
Das hatte dann zur Folge, dass ich oft gerade so richtig am mitfiebern war, nur um in der nächsten Sekunde komplett rausgerissen zu werden. Dies fand ich dann schon öfters frustrierend und hätte mir da längere Kapitel und weniger abrupte Wechsel gewünscht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.10.2020

Amüsant und poetisch zugleich

Die Dame mit der bemalten Hand
0

Ich schaue ja gern auch mal über meinen Tellerrand hinaus und daher habe ich mir vorgenommen, ab sofort jedes Jahr min. ein Buch aus der Longlist des deutschen Buchpreises zu lesen. Das Buch, auf das meine ...

Ich schaue ja gern auch mal über meinen Tellerrand hinaus und daher habe ich mir vorgenommen, ab sofort jedes Jahr min. ein Buch aus der Longlist des deutschen Buchpreises zu lesen. Das Buch, auf das meine Wahl fiel, hat es sogar in die Shortlist geschafft. Zurecht, wenn ihr mich fragt.

Drei Männer, eine Insel und ein Tempel
Das Buch versetzt uns ins Jahr 1764. Auf der kleinen Insel Elephanta (von den Portugiesen so, nach einer Elefantenstatue auf der Insel benannt), treffen zwei Männer aufeinander, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Zum einen Carsten Niebuhr, ein deutscher Forschungsreisender, dessen Expedition den Auftrag hat einen ganzen Fragekatalog an biblischen Fragen in Arabien zu klären. Doch Niebuhrs Mitreisende sterben alle an Fieber und ihn selbst verschlägt es ebenso fiebergeplagt nach Bombay und dann auf die kleine Insel Elephanta. Dort trifft er auf den persischen Astronomen Musa al-Lahuri und dessen Diener Malik. Die beiden warnena uf den Weg nach Mekka als eien Windstille sie auf der Insel stranden lies. Als dann das Schiff ohne sie abfährt, müssen die drei sich wohl oder übel für einige Zeit arrangieren.

Bei 168 Seiten, hält sich die Autorin nicht lange mit Vorgeplänkel auf und konfrontiert sowohl den Leser, als auch ihre Figuren zügig mit dieser Situation. Was folgt, sind Tage auf der Insel voller Gespräche und Annäherungen. Das klingt im ersten Moment vielleicht langweilig, ist es aber überhaupt nicht, denn Christine Wunnicke beschreibt dieses Zusammentreffen der Kulturen sehr pointiert und amüsant. Als Erstes wäre da natürlich die Sprachbarriere. Meister Musa spricht Sanskrit, Persisch, Arabisch, Griechisch und Latein, während Niebuhrs Arabisch eher bruchstückhaft ist. Trotzdem schafft man es irgendwie sich zu verständigen, jedoch nicht ohne Missverständnisse, was wieder zu fast schon ulkigen Gesprächen führt, z.B. wenn Niebuhr versucht ein deutsches Sprichwort ins Arabische zu übersetzten oder Meister Musa einfache befehle im umständlichen Sanskrit ausdrücken muss. Man reden häufig aneinander vorbei und finden doch immer wieder auch Gemeinsamkeiten.

Doch es sind natürlich nicht nur sprachliche, sondern auch kulturelle Missverständnisse, die Thema dieses Buches sind und unter den beiden Männern für Verwirrung sorgen. Nicht zuletzt das titelgebende Sternbild, welches in Europa als Kassiopeia gesehen wird, in Indien hingegen Teil einer viel größeren Konstellation ist und das "Himmels-W" nur die bemalte Hand darstellt. Sehr treffend stellt Niebuhr fest:

"Wir glotzen alle in denselben Himmel und sehen verschiedene Bilder! [...] Wir glotzen nach oben und erfinden große Gestalten und hängen sie in den Himmel. Ich eine Frau und du eine Hand und was weiß ich, was andere sehen. Und dann gibt es Streit. Es ist zum Erbarmen!"
(Die Dame mit der bemalten Hand, Christine Wunnicke, Berenberg Verlag, S. 96 (Ebook Ausgabe))

Eine Feststellung, die man in ihrer Aussage noch heute bedenkenlos unterschreiben kann. Abgesehen von diesem gelungenen Aufeinandertreffen der Kulturen, ist Wunnickes Roman aber auch sprachlich einfach schön. Das merkt man besonders, wenn Meister Musa eine seiner Geschichten erzählt, in die man regelrecht versinken kann. Der ganze Roman fühlt sich dabei an, wie eine flüchtige Momentaufnahme. Eine kurze Begegnung, die eine Zeit widerspiegelt, in der Wissen und Glaube sich erst noch arrangieren müssen und das Weltbild der Menschen sich noch im Umschwung befindet. Genau zu dieser Zeit erleben wir ein Treffen, flüchtig, wie ein Traum und vielleicht war es das auch nur. Man weiß es nicht.


Fazit:


Die Dame mit der bemalten Hand ist eine sehr amüsante Momentaufnahme des Aufeinandertreffens zweier sehr unterschiedlicher Menschen und Kulturen, Missverständnisse inklusive. Eine kurze poetischer Erzählung, von der an am Ende nicht genau weiß, was wahr war oder nicht, die den Leser aber trotzdem mit einem guten Gefühl zurücklässt und die ich gern gelesen habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere