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Veröffentlicht am 21.12.2020

Vergangenheitsbewältigung und Selbstjustiz

Die treue Freundin
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Lisa Unger beleuchtet in ihrem Thriller „Die treue Freundin“ die Themen Trauma, Vergangenheitsbewältigung und Selbstjustiz. Wie werden wir zu dem, was wir sind? Und wie findet man nach einem traumatischen ...

Lisa Unger beleuchtet in ihrem Thriller „Die treue Freundin“ die Themen Trauma, Vergangenheitsbewältigung und Selbstjustiz. Wie werden wir zu dem, was wir sind? Und wie findet man nach einem traumatischen Erlebnis zurück ins Leben?

Rain Winter, die Protagonistin, ist eine gestandene Journalistin, deren Welt sich mittlerweile hauptsächlich um ihre kleine Tochter dreht, die sie in Elternzeit betreut. Als Kind traf sie auf einen Entführer, der Jahre später selbst Opfer eines Mordes wurde. Das alles scheint zunächst in Rains Leben keine große Rolle mehr zu spielen. Doch direkt zu Beginn des Buches geschieht ein ganz ähnlicher Fall: Ein Mann, der wegen Mord an seiner Frau angeklagt war, aber freigesprochen wurde, wird ermordet aufgefunden. Rain, die diesen Fall vor ihrer Elternzeit journalistisch betreut hat, ist direkt wie gefesselt und beginnt zu recherchieren. Dabei gerät sie zunehmend in ein Spannungsfeld – ihre heile Welt und Rolle als fürsorgliche Mutter auf der einen Seite, auf der anderen Seite der Wunsch, sich ihrer Vergangenheit endlich zu stellen, auch wenn sie sich damit in Gefahr begibt.

Lisa Unger wechselt in der Erzählung schnell zwischen verschiedenen Perspektiven: Wir lernen den Mörder aus der Ich-Perspektive kennen und erleben dann Rains Gegenwart. Schnell wird deutlich, dass ein Zusammhang beider Geschichten besteht. Immer wieder werden auch Auszüge aus Rains Vergangenheit eingeschoben und erfahren wir, was damals mit ihr passiert ist.

Für mich war der Thriller durch diesen Perspektivwechsel spannend und kurzweilig zu lesen. Durch die atmosphärisch dichte Beschreibung des Mordes zu Beginn ist es einfach direkt in die Geschichte einzutauchen. Lisa Unger kommt dabei ganz ohne riesige Sensationen und Leichenberge aus, mit denen sich andere Thriller heutzutage häufig ständig übertrumpfen.

Trotzdem ist das Buch für mich kein 5-Sterne-Erlebnis. Warum? Das ist schwer zu beschreiben, ohne zu viel von der Handlung preiszugeben. Für mich als Leserin hätte das Rätsel gerne noch etwas schwieriger zu knacken sein dürfen und auch den letzten Teil hätte ich mir etwas anders gewünscht. Ab und zu erschienen mir die Handlungen von Rain etwas unglaubwürdig.

Insgesamt habe ich mich aber gut unterhalten gefühlt – ein schöner Thriller für kuschelige Winterabende, der sich schnell und einfach weglesen lässt!

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Gans Ernst - Einladung zum Herumalbern

Gans Ernst von Jimmy Kimmel
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Gans Ernst von Jimmy Kimmel ist eine Einladung zum Herumalbern und Lachen. Das Buch besticht dabei durch seine schlichte Einfachheit und eine simple Idee: Bring die Gans zum Lachen!

Im ersten Teil des ...

Gans Ernst von Jimmy Kimmel ist eine Einladung zum Herumalbern und Lachen. Das Buch besticht dabei durch seine schlichte Einfachheit und eine simple Idee: Bring die Gans zum Lachen!

Im ersten Teil des Buches lernen wir Gans Ernst kennen - eine Gans die überhaupt nichts zu lachen hat. In der Mitte klebt dann ein Spiegel - die Aufforderung zum Mitmachen. Jetzt kommt es darauf an lustige Grimassen zu ziehen, zu lachen, zu kichern - und mit etwas Glück kann Gans Ernst dann auch nicht mehr an sich halten und prustet auf den folgenden Seiten ordentlich los.

Die Geschichte an sich ist sehr kurz und prägnant und das spiegelt sich auch in den Illustrationen wieder. Diese sind vor allem in schwarz, weiß und orange gehalten und haben eine sehr einfache Bildsprache mit Wiedererkennungswert. Das Buch ist also definitiv ein besonderes Buch und unterscheidet sich von vielen anderen. Der Vorleseerfolg hängt hier aber auch sehr von der Motivation des Vorlesers ab. Damit die Kinder mitmachen, muss man sich sehr in die Geschichte reinhängen und auch selbst ordentlich "drauflosblödeln"!

Ein schönes Extra ist das große Poster zum Aufhängen und die Möglichkeit Malvorlagen herunterzuladen und auszudrucken. Bei uns kommt Gans Ernst bisher gut an - auch wenn mein Sohn mit 3 Jahren sicher noch nicht die kleinen Feinheiten und Wortwitze im Buch versteht. Der Preis für das Buch ist recht hoch, jedoch werden die Einnahmen gespendet, was ich gerade in der Weihnachtszeit einen schönen Gedanken finde.

Fazit - Mal was anderes und eine erfrischende Abwechslung!

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Super fresh - schnelle, frische Küche

Super fresh
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Super fresh von Donna Hay verspricht mit dem Untertitel „Schnell und frische Gerichte für jeden Tag“. Dieses Statement ist es auch, was es für mich etwas schwierig macht, das Buch zu bewerten, denn ich ...

Super fresh von Donna Hay verspricht mit dem Untertitel „Schnell und frische Gerichte für jeden Tag“. Dieses Statement ist es auch, was es für mich etwas schwierig macht, das Buch zu bewerten, denn ich hätte mir anhand der Beschreibung ein ganz anderes Kochbuch vorgestellt, finde das Buch das es geworden ist, aber wirklich gelungen. Das Problem liegt meiner Meinung nach also an der Vermarktung, nicht am Buch an sich.

Rezepte für jeden Tag sind die im Buch vorgestellten Rezepte nämlich nur, wenn man einen relativ exotischen Vorrat an Zutaten zuhause hat. Ich koche wirklich gerne mit asiatischen Zutaten und ähnlichem, hier auf dem Land ist es allerdings schwer, immer alles zu bekommen. Misopaste, Mirin, Zitronenthymianblätter – das alles bekomme ich hier in der Stadt nicht. Donna Hay stammt aus Australien und man merkt den Rezepten auch deutlich an, dass sie für einen anderen Markt entwickelt worden sind.

Trotz dieser Bemerkung vorab, finde ich das Buch aber trotzdem vier Sterne wert. Die Rezepte sind wirklich alle einfach umzusetzen und versprechen frische, neue Ideen. Ich habe einige Rezepte direkt in unseren Wochenplan mit aufgenommen und fühle mich durch das Buch inspiriert mal etwas Neues auszuprobieren, was ich bisher so nicht kannte oder nicht von alleine gesucht und ausprobiert hätte. Und das ist für mich das, was ein gutes Kochbuch ausmacht. Die Gerichte sind eingeteilt in die Kapitel Aus Pfanne und Ofen, Ruck-zuck-Dinner, einfach ausgetauscht, die Big-Bowl, Quick Fix, Ab in den Tiefkühler und Süßes. Für mich ergibt das Buch ein rundes Bild und die Rezepte, die ich bisher getestet habe, schmecken uns gut und werden sicher wiederholt.

Für mich zählt neben den Rezepten in Kochbüchern auch immer die Gestaltung. Die finde ich hier sehr gelungen. Die Foodfotos sind alle sehr stimmungsvoll und „moody“ gehalten. Ich finde sie sehr ansprechend und sie machen richtig Lust die Rezepte auszuprobieren. Auch wenn das Buch kein Hardcover hat, wirkt es groß und wertig. Die Rezepte sind übersichtlich gestaltet und beschrieben. Einen kleinen Punkt abziehen muss ich für den etwas übertriebenen Font Mix in den Überschriften und bei den Rezeptumschreibungen – fett, kursiv, verschiedene Fonts – so fällt das Lesen etwas schwer und eine reduzierte Darstellung hätte neben den tollen Fotos vollkommen gereicht.

Insgesamt ein inspirierendes, schön gestaltes Kochbuch mit neuen Anregungen für den Alltag - vorausgesetzt der Vorratsschrank wurde entsprechend geplant und angepasst!

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Ein typischer Follett!

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
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„Kingsbridge – Der Morgen einer neuen Zeit“ ist der vierte Teil der Saga rund um den Ort Kingsbridge von Ken Follett, zeitlich jedoch als Prequel vor „Die Säulen der Erde“ eingeordnet. Das Buch lässt sich ...

„Kingsbridge – Der Morgen einer neuen Zeit“ ist der vierte Teil der Saga rund um den Ort Kingsbridge von Ken Follett, zeitlich jedoch als Prequel vor „Die Säulen der Erde“ eingeordnet. Das Buch lässt sich somit auch unabhängig lesen.

Im Jahr 997 kann der kleine Ort Drengs Ferry vom Bau einer Kathedrale nur träumen. Wie konnte die kleine Ansammlung von Häusern zu einem Ort, der einer Kathedrale würdig, ist aufsteigen? In Kingsbridge nimmt Follett uns mit zu den Anfängen. Die Geschichte baut er rund um vier Hauptpersonen auf. Sympathieträger sind drei ganz unterschiedliche Helden. Bootsbauer Edgar zieht, nachdem er während eines Wikingerangriffs in Combe alles verloren hat, mit seinen beiden Brüdern und seiner Mutter auf einen kleinen Bauernhof im Ort und kämpft mit viel praktischem Können und Verstand gegen Ungerechtigkeiten um seinen Lebensunterhalt. Die Edelfrau Ragna lässt ihre Familie in der Normandie zurück und muss in England schnell lernen sich zu behaupten. Aldred der Mönch überzeugt mit findigen Ideen und Humor. Den Helden dieser Geschichte stehen Bischof Wynstan und seine Familie gegenüber – skrupellos und hungrig nach Macht.

Wie auch in seinen anderen Romanen zeichnet Ken Follett seine Figuren eindeutig gut oder böse. Vor allem bei dem immerguten Edgar und Wynstan hätte ich mir noch mehr Schattierungen gewünscht. Ragna entwickelte sich im Laufe der Handlung zu meiner Lieblingsperson und konnte mich teilweise auch überraschen, nachdem ich sie zu Beginn als sehr naiv abgestempelt hatte.

Im Gegensatz zu „Die Säulen der Erde“ behandelt „Kingsbrigde“ für Folletts Verhältnisse einen relativen kurzen Zeitraum von zehn Jahren; 997 bis 1007. Vielleicht stammt daher auch mein Gefühl, dass in diesem Roman vergleichsweise weniger passiert, da man auch das weitere Leben der Kinder der Hauptpersonen nicht verfolgt. Trotzdem konnte mich der Roman durchaus fesseln. Das liegt auch an Ken Folletts Stil, der sich einfach lesen lässt und dabei ein detailreiches Bild der damaligen Zeit zeichnet. In den ersten drei Vierteln des Buches wird langsam Spannung aufgebaut – die im letzten Teil meiner Meinung nach etwas zu schnell und perfekt aufgelöst wird. Gut unterhalten gefühlt, habe ich mich dennoch.

Fazit – Über 1000 Seiten lesen sich wie im Fluge – ein schönes Lesevergnügen für Herbst und Winter mit allen (teilweise vorhersehbaren) Motiven eines klassischen Follett Romans.

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Veröffentlicht am 01.10.2020

Überraschend gut auf den zweiten Blick

Die zitternde Welt
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Die zitternde Welt von Tanja Paar beschreibt die Familiengeschichte eines ungewöhnlichen Paares. Maria reist 1896 hochschwanger dem Vater ihres Kindes, Wilhelm nach Anatolien hinterher und beginnt ...

Die zitternde Welt von Tanja Paar beschreibt die Familiengeschichte eines ungewöhnlichen Paares. Maria reist 1896 hochschwanger dem Vater ihres Kindes, Wilhelm nach Anatolien hinterher und beginnt dort mit ihm ein neues Leben in wilder Ehe. Ein Zitat aus dem Buch beschreibt meiner Meinung nach die Beziehung besonders gut: "Maria war wie der Drache in der Luft, er ihr Gewicht am Boden. Dazwischen eine dünne Schnur, die manchmal gefährlich surrte und sie doch hielt und ihr Richtung gab. Ohne ihn, das wusste sie, wäre sie abgehoben und zerschellt. (S.105)"

Auf nur 300 Seiten bringt uns Tanja Paar die Lebensgeschichte der beiden mit eindringlichen Szenen und Dialogen nah. Die ausgewählten Szenen sind reduziert auf das Wesentliche, jede trägt dazu bei einen Charakter kennenzulernen. Für mich war das Buch eine Liebe auf den zweiten Blick, im ersten Teil musste ich noch warm werden mit dem Erzählstil der Autorin. Während der erste Teil vor allem das Leben von Maria und Willhelm beschreibt, die in Anatolien trotz aller Unterschiede ein glückliches Leben aufgebaut haben, entfaltet sich im zweiten Teil der tragische Teil der Geschichte und der Blick richtet sich auf das Leben der Kinder. Zwei Weltkriege beeinflussen das Geschehen stark, doch manchmal entscheiden kleine Momente über das Schicksal.

Die zitternde Welt ist kein Buch, das man so nebenher liest, viel steht zwischen den Zeilen. Vor allem der zweite Teil hat mich jedoch in seinen Bann gezogen. Das Cover finde ich sehr passend gewählt: Es zeigt einen auf dem Kopf stehenden Orangenbaum und auch für Maria steht die Welt im Buch plötzlich auf dem Kopf.

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