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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2020

Großartig!

Krone der Welt
0

Wim Aardzoon muss mit seinen Kindern Vincent, Ruben und Betje aus dem vom katholischen Spanien belagerten Antwerpen fliehen, weil er protestantischen Glaubens ist. Sie landen in Amsterdam, wo Wim für sich ...

Wim Aardzoon muss mit seinen Kindern Vincent, Ruben und Betje aus dem vom katholischen Spanien belagerten Antwerpen fliehen, weil er protestantischen Glaubens ist. Sie landen in Amsterdam, wo Wim für sich und seine Familie eine neue Existenz aufbauen möchte. Er arbeitet fleissig daran, doch als er ums Leben kommt, bleiben die Kinder mittellos zurück. Alle drei erkämpfen sich jedoch ihren Weg. Vincent wird Architekt und arbeitet an der Erweiterung und Sicherung von Amsterdam, Betje wird eine begnadete Köchin und der ruhelose Ruben fährt zur See.
Die fiktive Geschichte der Familie Aardzoon vor dem gründlich recherchierten historischen Hintergrund der Glaubenskriege hat mich sehr gefesselt. Sabine Weiß ist eine Meisterin des historischen Romans. Sie schafft es perfekt, ihre erfundenen Figuren in die reale Geschichte einzubinden und charakterisiert die handelnden Personen so genau, dass man ihnen als Leser wirklich nahe kommt. Die drei Geschwister sind sehr unterschiedliche Charaktere, trotzdem sind sie mir alle drei ans Herz gewachsen. Vincent ist solide, ehrlich und strebsam, während Ruben auch gerne mal vom rechten Weg abweicht um sein Ziel zu erreichen. Betje ist sanftmütig und ein bisschen verträumt, sie muss aufpassen, dass sie nicht ausgenutzt wird.
Die Antagonisten in diesem Roman, ohne die die Geschichte nicht halb so spannend wäre, sind der skrupellose Soldat Lazarus und der profitgierige und scheinheilige Kaufmann Aldo van Vleet. Auch diese beiden fiesen Charaktere sind so ausführlich beschrieben, dass man sie zu kennen glaubt und eine von Herzen kommende Abneigung gegen sie entwickelt.
„Die Krone der Welt“ hat mich insgesamt nicht nur aufs spannendste unterhalten, ich habe auch viel gelernt über die Glaubenskriege und die politischen Zusammenhänge in dieser Zeit, über die Geschichte von Amsterdam und über das Leben der Menschen im 16. Jahrhundert.
Mein Fazit: Ein großartiger historischer Roman, mit Liebe zum historischen Detail gründlich recherchiert und in packendem Schreibstil niedergeschrieben. Eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 04.12.2020

Bewegende Liebesgeschichte aus düsterer Zeit

Wo du nicht bist
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Irma will ihren Erich heiraten - um jeden Preis. Dafür kämpft sie bis zur Selbstaufgabe. Zwischen den großen Kriegen lernt Irma in Berlin den jüdischen Arzt Erich kennen und lieben. Gegen alle Widerstände ...

Irma will ihren Erich heiraten - um jeden Preis. Dafür kämpft sie bis zur Selbstaufgabe. Zwischen den großen Kriegen lernt Irma in Berlin den jüdischen Arzt Erich kennen und lieben. Gegen alle Widerstände im aufkommenden Nationalsozialismus wollen beide heiraten. Sie werden jedoch durch die Rassegesetze getrennt und ihre Heirat wird unmöglich.

Mit vielen Rückblenden lesen wir die wahre Geschichte einer großen Liebe im Berlin der dreissiger Jahre. In sehr flüssigem, emotionalem Schreibstil führt uns Anke Gebert durch Irmas erschütternde Erinnerungen. Sie verschafft uns einen sehr persönlichen Einblick in diese schwärzeste Zeit in der deutschen Geschichte, man kommt der Hauptperson Irma schon sehr nahe. ich habe fast den Sherry geschmeckt, den Irma mit Erich trinkt und den Rauch der zerbombten Stadt gerochen. Die eindringliche Schilderung der Repressionen, denen man Irma und Erich ausgesetzt hat, um sie auseinander zu bringen, hat mich sehr erschüttert.

Mein Fazit: Eine der zahlreichen Geschichten aus der Zeit des Nazi-Regimes, die unbedingt erzählt und gelesen werden müssen - damit wir nicht vergessen!

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Veröffentlicht am 23.11.2020

Unbedingt lesen!

So blutig die Nacht
7

Kate wird als junge Polizistin fast zum Opfer des „Nine Elms Cannibal“, kann sich aber erfolgreich zur Wehr setzen und den Serienmörder überführen. Jahre später, sie ist aus dem Polizeidienst ausgeschieden ...

Kate wird als junge Polizistin fast zum Opfer des „Nine Elms Cannibal“, kann sich aber erfolgreich zur Wehr setzen und den Serienmörder überführen. Jahre später, sie ist aus dem Polizeidienst ausgeschieden und lebt nicht mehr in London, wird sie vom Vater eines nach wie vor verschwundenen mutmaßlichen Opfers gebeten, nach dem Mädchen zu suchen. So verstrickt sie sich wieder in den Fall, der auch durch einen Nachahmungstäter wieder erschreckend aktuell wird. Mit der Unterstützung ihres Assistenten Tristan und in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei findet sie nicht nur das Opfer des ersten Täters, sie ist auch beteiligt an der Ergreifung des Trittbrettfahrers. Dabei bringt sie sich und ihre Angehörigen in große Gefahr.
Dem Autoren Robert Bryndza gelingt es auf einzigartige Weise, mich an den Gedanken der Ermittler ebenso teilhaben zu lassen wie an den Abgründen in der Seele zweier sehr grausamer, psychopathischer Serienmörder. Sein Schreibstil ist mitreißend und eindringlich, er bringt mir die Beteiligten gleich nahe. Die Geschichte ist von der ersten bis zur letzten Seite sehr spannend, ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Kate und ihr Assistent Tristan bilden ein sympathisches Ermittler-Team, sie ergänzen sich gut, geben nicht auf und treten auch füreinander ein. Die Taten, mit denen sie sich befassen, sind an Brutalität und Abartigkeit kaum zu übertreffen. Das Grauen, das sie teilweise dabei empfinden, kann ich als Leser gut teilen. An manchen Stellen hätte ich mir einen etwas weniger detaillierten Schreibstil gewünscht. Das tut meiner Begeisterung für dieses Buch aber keinen Abbruch.
Mein Fazit: Wer Thriller mag, wird diesen lieben. Der gelungene Beginn einer neuen Reihe um das Ermittler-Team Kate und Tristan ist sehr empfehlenswert. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Bände.

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Veröffentlicht am 08.10.2020

Beängstigend

Zerrissen
0

Fred Abel, Rechtsmediziner beim BKA, muss sich wieder mit einigen rätselhaften Fällen beschäftigen. Da ist das kleine Mädchen im Koma mit Verletzungen, die nicht von einem Sturz kommen können. ...

Fred Abel, Rechtsmediziner beim BKA, muss sich wieder mit einigen rätselhaften Fällen beschäftigen. Da ist das kleine Mädchen im Koma mit Verletzungen, die nicht von einem Sturz kommen können. Dann die ältere Dame, die wieder aufgewacht ist, um dann doch zu sterben. Zwei spektakuläre Mordfälle ordnet er dem Clan-Milieu zu. Er schaltet sich selbst in die Ermittlungen ein und bringt unerwartete Zusammenhänge ans Licht. Dadurch bringt er sich und seine Lebensgefährtin in ernste Gefahr.

"Zerrissen" ist der der erste Roman von Michael Tsokos, den ich gelesen habe. Der bildhafte Schreibstil hat mir sehr gefallen, nur einige Szenen im Sektionssaal hätte ich mir weniger detailgetreu gewünscht. Sehr geschickt hält der Autor von Anfang an die Spannung hoch. Mit dem Wissen, dass die Fälle größtenteils einen realen Hintergrund haben, ist es faszinierend, wie sich nach und nach die Zusammenhänge herauskristallisieren und die Lösung Gestalt annimmt. Die Entwicklung der Geschichte hat mich sehr gefesselt. Gleichzeitig ist es durchaus beängstigend, dass solche grausamen Verbrechen so oder so ähnlich real verübt werden.

Die Personen sind authentisch dargestellt, ihr Handeln ist gut nachvollziehbar
und realistisch. Besonders interessant fand ich den Einblick in die Strukturen des libanesischen Clans, denn dieses Thema ist zur Zeit ja hochaktuell.

Mein Fazit: Ein spannender True-Crime-Thriller, der nicht nur eingefleischte Fans überzeugen wird.

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Eine Geschichte vom erwachsen werden

Nalas Welt
1

Eigentlich wollte Dean mit seinem Kumpel Ricky um die Welt radeln. Ricky verliert aber schon nach wenigen Etappen die Lust und fährt zurück nach Hause. Dean setzt die Reise alleine fort und stößt in Bosnien ...

Eigentlich wollte Dean mit seinem Kumpel Ricky um die Welt radeln. Ricky verliert aber schon nach wenigen Etappen die Lust und fährt zurück nach Hause. Dean setzt die Reise alleine fort und stößt in Bosnien auf ein abgemagertes Kätzchen. Er nimmt es mit und hat damit seine ideale Reisegefährtin gefunden. Auf ihrem Weg durch Osteuropa bis nach Asien erleben die beiden einige Abenteuer und lassen sich auch von gelegentlichen Rückschlägen nicht von ihren Reiseplänen abbringen. Dabei wird aus dem Partytier Dean ein verantwortungsbewusster Katzenpapa, der mit offenen Augen durch die Welt geht und dabei noch ganz locker auf die aktuellen Probleme der Welt hinweist. Dazu tut er auch noch was dagegen, das ist fast zu gut um wahr zu sein. Er schreibt aber so unspektakulär und macht so wenig Aufhebens von sich selbst, dass man ihm alles unbesehen glaubt. Er sammelt Müll am Strand, er hilft in Tierschutzorganisationen und treibt Spendengelder auf, die er ebenso dem Tierschutz wie dem Umweltschutz zur Verfügung stellt. Bei all diesen Aktivitäten lernt er immer wieder engagierte Menschen kennen und wird überall freundlich aufgenommen.

Dean ist ein großer, kräftiger und sympathischer Schotte, den ich gerne auch mal kennenlernen würde. Mir gefällt seine Art, in seinem Reisebericht auf die aktuellen Missstände dieser Welt hinzuweisen, denn er kriegt das ohne den erhobenen Zeigefinger hin. Dazu trägt sein lockerer Schreibstil ebenso bei wie seine selbstironischen, teilweise schon sehr selbstkritischen Betrachtungen der Situationen, in die er immer wieder gerät. Aufgrund der zahlreichen Umwege, Pannen und kleinen Dramen, die er mit Nala zusammen erlebt, ist das Buch von Anfang an so spannend, dass man es kaum weglegen möchte.
Besonders gefallen hat mir aber, dass Dean nicht nur auf aktuelle Probleme dieser Welt wie Klimawandel, Plastikmüll, Flüchtlingselend und Tierleid hinweist und sie bejammert, nein er wird gleich aktiv und zeigt, dass jeder sein Teil dazu beitragen kann, dass unsere Welt wieder eine bessere wird.

Mein Fazit: Absolut lesenswert, sehr spaßig zu lesen, aber alles andere als seicht.

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