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Veröffentlicht am 14.01.2021

Eine ungewöhnliche Freundschaft

Immer montags beste Freunde
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Wie gewöhnlich war Laura in Eile, als sie an diesem 1. September 1986 die 56th Street in Manhattan entlang hetzte und von einem bettelnden Jungen angesprochen wurde. Sie geht zunächst vorbei, dreht sich ...

Wie gewöhnlich war Laura in Eile, als sie an diesem 1. September 1986 die 56th Street in Manhattan entlang hetzte und von einem bettelnden Jungen angesprochen wurde. Sie geht zunächst vorbei, dreht sich aber dann nach ein paar Schritten um und lädt ihn zu McDonald’s ein. Dieser Tag sollte ihr Leben und das von Maurice, diesem 11jährigen Straßenjungen, für immer verändern. Zwischen den beiden entstand eine ganz besondere Freundschaft, die nun schon beinahe 30 Jahre andauert und die für beide, sowohl für Maurice als auch für Laura, wertvolle Erfahrungen gebracht hat …

Die Autorin Laura Schroff wurde auf Long Island geboren und ist dort aufgewachsen. Sie war Verkaufsleiterin und Marketingspezialistin bei mehreren großen Medienunternehmen und bekannten Magazinen sowie Teil des Marketingteams von USA Today. Heute lebt sie mit ihrem Pudel Coco in New York City, verbringt aber auch gerne Zeit in ihrem Ferienhaus auf Long Island.
Der Co-Autor Alex Tresniowski schreibt seit vielen Jahren für das Magazin People. Mit der Autorin hat er siebzehn Jahre für Time Inc. gearbeitet, ohne ihr jedoch jemals zu begegnen.

Zuerst fällt an dieser autobiografischen Erzählung der angenehm flüssige Erzählstil auf, in dem die Autorin in Ich-Form ihre Erlebnisse schildert. Sie versetzt uns zurück nach New York in die 80er-Jahre, als das dortige Leben noch weitgehend von der Hautfarbe abhängig war. Sie erzählt, wie sie sich mit Maurice angefreundet hat, berichtet von seinem Umfeld, das von Drogen und Kriminalität geprägt war, und schildert ihr Leben als erfolgreiche Verkaufsleiterin. Auch ihre eigene Kindheit lässt sie nicht aus, die anders als vermutet, wohl in Grundzügen ähnlich der von Maurice verlief.

Die kinderlose Autorin, damals etwa Mitte 30, betont immer wieder, den Jungen zu lieben wie einen eigenen Sohn. Als sich jedoch in ihrem Leben etwas entscheidend ändert, wird Maurice auf Jahre davon ausgeschlossen und der Kontakt zu ihm abrupt abgebrochen. Über die viel gepriesene Freundschaft der beiden ist ohnehin wenig zu lesen. Ich habe beinahe den Eindruck, dass Laura Schroff für ihre ‚guten Taten‘ nach Anerkennung heischt und ihre Handlungen vor sich selbst rechtfertigen möchte. Dass die wöchentlichen Treffen der Beiden deren Leben bereichert haben steht außer Frage und ist für mich auch der schönste Teil des Buches. Ein zu Herzen gehender Brief von Maurice, ein Interview mit der Autorin und einige Fotos der beteiligten Personen runden diese autobiografische Geschichte gekonnt ab.

Fazit: Ein Buch über Freundschaft und Nächstenliebe, das mich aber ein wenig zweifelnd und ratlos zurück lässt.

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Veröffentlicht am 09.01.2021

Die Familiensaga geht weiter …

Wiedersehen im Land der Weihnachtssterne (Die Weihnachtsstern-Saga 2)
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Stella ist zurück in Deutschland und wohnt nun in der alten Villa ihrer Mutter bei der Gärtnerei. Sie kann sich nicht entschließen ihr Leben in München aufzugeben und für immer nach Kalifornien zu ziehen, ...

Stella ist zurück in Deutschland und wohnt nun in der alten Villa ihrer Mutter bei der Gärtnerei. Sie kann sich nicht entschließen ihr Leben in München aufzugeben und für immer nach Kalifornien zu ziehen, weiß aber auch keinen Rat wie es nun weiter gehen soll. Das Haus müsste renoviert werden und in der Gärtnerei ist ein Gewächshaus eingestürzt, doch ihr fehlt das Geld. Da erscheint plötzlich als Retter in der Not ein Mann, der behauptet der verschollene Onkel Max zu sein. Er bietet Stella an, die Finanzierung zu übernehmen falls es ihr gelingt, ihn mit seinen Geschwistern wieder zu versöhnen. Die beiden fliegen nach Kalifornien, wo Stella von Adam und Lizzy wieder herzlich empfangen wird. Nach und nach erfährt sie, wie es seinerzeit zum Streit mit Max kam. Aber wird es Stella auch gelingen, die Familie wieder zusammen bringen?

Die Autorin Lea Thannbach wurde 1991 geboren und wuchs in der Nähe von München auf. Sie studierte Journalistik an der Universität Eichstätt, war Mitglied der Drehbuchwerkstatt „Toptalente“ und wurde für das „First Movie Plus"-Programm des Filmzentrums Bayern ausgewählt. Neben dem Schreiben gilt ihre Leidenschaft dem Reisen in ferne Länder, wo sie oft Inspirationen für neue Geschichten findet. (Quelle Thalia)

Dieser 2. Teil der Familiensaga schließt nahtlos an den 1. Teil an. In Kalifornien erfährt Stella aus Gesprächen mehr über die Familie Licht, über ihre Farm und die Züchtung von Weihnachtssternen. 1940 haben Lizzy, David und Max, die Kinder von Feli und Philipp, die Farm übernommen und sind erfolgreich im Geschäft. Auf den Feldern leuchtet in sattem Rot die Poinsettia, die schönste aller Winterblumen, bis plötzlich ein großer Brand ausbricht. Jetzt droht die Familie alles zu verlieren, die Brüder zerstreiten sich und Lizzy verliebt sich in ihren Jugendfreund Miguel …

Die Geschichte gliedert sich in mehrere Zeitebenen, die wechselweise in relativ kurzen Kapiteln behandelt werden. Es kommen immer mehr Familienmitglieder und andere Personen hinzu, so dass man schon mal die Übersicht verlieren kann. Dadurch lässt es sich nicht mehr so flüssig lesen, obwohl der Schreibstil immer noch von angenehmer Struktur ist. Es wird viel von Liebe, Verwicklungen und Geheimnissen berichtet, über die weitere Entwicklung und weltweite Verbreitung der Weihnachtssterne erfährt man hingegen nur wenig. Durch die verschiedenen Familiengeheimnisse, die bereits im 1. Teil aufgetaucht sind, wird die Spannung durchgehend bis zum Schluss, als es sich endlich alles auflöst, aufrecht erhalten.

Fazit: Ein Buch das nett zu lesen ist und sich besonders für gemütliche Abende während der Weihnachts- und Winterzeit eignet.

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Veröffentlicht am 28.12.2020

„Alles wird gut“ – wirklich?

Drei Frauen im Schnee
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„Alles wird gut“ – ein Spruch, den Sonja sich immer wieder vorsagt, - „alles wird gut“. Eigentlich wollte sie dieses Jahr mit ihrem Mann und ihren Zwillingen Weihnachten ganz anders feiern, doch ihre im ...

„Alles wird gut“ – ein Spruch, den Sonja sich immer wieder vorsagt, - „alles wird gut“. Eigentlich wollte sie dieses Jahr mit ihrem Mann und ihren Zwillingen Weihnachten ganz anders feiern, doch ihre im Haus lebende Schwiegermutter bestand wie immer auf die althergebrachten Rituale und lud zudem zum Fest noch ihre beste Freundin samt altem Dackel ein. Als sie dann am Weihnachtsabend, entgegen dem ausdrücklichen Wunsch der Eltern, den Zwillingen auch noch einen jungen Hund schenkt, gerät das Fest aus den Fugen und Sonja ergreift die Flucht. Bei ihrer nächtlichen Wanderung lernt sie zwei Frauen kennen, die einsame Bernadette und die junge Witwe Karin, mit denen sie sofort Freundschaft schließt. Als auch noch Silvester anders als erwartet verläuft, ist das Maß für Sonja voll. Gemeinsam mit Bernadette zieht sie in Karins Hotel auf dem Stoos in den verschneiten Schweizer Bergen. Dort erwarten die drei Freundinnen turbulente und aufregende Zeiten …

Die Autorin Blanca Imboden wurde 1962 im schweizerischen Ibach geboren, wo sie auch heute noch lebt. Bevor sie zu schreiben begann war sie Sängerin, arbeitete viele Jahre bei einer Zeitung als Redaktionssekretärin und wurde dann Seilbahnfahrerin an der Seilbahn von Morschach auf dem Stoos. Heute schreibt sie unterhaltsame Frauenbücher, die alle Schweizer Bestseller wurden und deren Handlung überwiegend in ihrer Heimat angesiedelt ist.

„Drei Frauen im Schnee“ ist eine Geschichte, die wunderbar in die Weihnachtszeit passt. Wer kennt nicht den Stress vor und während der Feiertage, die Besuche von Verwandten und die kleineren oder größeren Reibereien und Differenzen – Themen, die hier humorvoll und scharfsinnig aufgegriffen wurden. Mit ihrem leichten, lockeren Schreibstil gelingt es der Autorin, auch ernstere Probleme mit einem Hauch Ironie zu würzen. Sympathische Menschen, schöne Bergwelt und viel Schnee sind weitere Zutaten, um sich mit diesem knapp 200 Seiten umfassenden Buch eine kurze, unterhaltsame Auszeit während der Festvorbereitungen zu schaffen. Die Freundschaft der drei Frauen, ihr Zusammenhalt und ihre gegenseitige Unterstützung, hinterlässt beim Schmökern ein wohliges Gefühl.

Fazit: Eine locker-leichte Geschichte ohne großen Anspruch, im Idealfall in der Zeit um Weihnachten und Neujahr zu lesen.

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Veröffentlicht am 19.12.2020

Leben oder Sterben?

Königin der Berge
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Robert Turin ist Mitte 40 und hat Multiple Sklerose. Um seiner Frau nicht zur Last zu fallen hat er sich bereits vor 10 Jahren dafür entschieden im Pflegeheim zu wohnen. Mittlerweile ist die Krankheit ...

Robert Turin ist Mitte 40 und hat Multiple Sklerose. Um seiner Frau nicht zur Last zu fallen hat er sich bereits vor 10 Jahren dafür entschieden im Pflegeheim zu wohnen. Mittlerweile ist die Krankheit so weit fortgeschritten dass er befürchtet, bald nicht mehr über sein Leben selbst bestimmen zu können. So entschließt sich der einst lebenslustige Mann, in der Schweiz das Angebot eines Vereins in Anspruch zu nehmen, der legal die aktive Sterbebegleitung anbietet. Doch wie soll Herr Turin in die Schweiz kommen? Er sitzt im Rollstuhl und ist ständig auf Hilfe angewiesen. Mit seiner Frau Irene, die ihn jedes Wochenende besucht, kann er nicht rechnen, sie ist strikt dagegen, ihm beim seinem Freitod behilflich zu sein. Auch die Pflegerinnen im Heim wollen davon nichts wissen, sie sind vollauf damit beschäftigt, ihn und seinen hohen Alkoholkonsum zu überwachen. Wer sonst könnte ihm noch behilflich sein? …

Der Autor des Romans, Daniel Wisser, ist ein österreichischer Schriftsteller und Musiker, der 1971 in Klagenfurt geboren wurde und seit 1989 in Wien lebt. Er schrieb bereits einige Romane, die viel Beachtung fanden. Für „Königin der Berge“ wurde Wisser mit dem Österreichischen Buchpreis 2018 und dem Johann-Beer-Literaturpreis ausgezeichnet.

Als „herzzerreißend komisch“ wird dieser Roman im Klappentext beschrieben, was nach meinem Empfinden nicht zutrifft. Der bemüht auf „modern“ gestaltete, und dadurch nicht einfach zu lesende, Schreibstil des Autors lässt Gefühle gar nicht aufkommen, weder bei den Protagonisten, noch beim Leser. Man liest von den Problemen des an MS Erkrankten mit seinem Rollstuhl, erfährt von seinem übermäßigen Alkoholkonsum und ahnt auch seine Trostlosigkeit und Verbitterung, kann aber seine Empfindungen und Gefühle nicht erfassen. Er führt Selbstgespräche mit seinem längst verstorbenen Kater Dukakis und erhält von ihm zynische Antworten, während seine Frau und seine Schwägerin von seiner Krankheit scheinbar unberührt bleiben.

Gut gelungen ist dem Autor die Beschreibung der Situation im Pflegeheim, die Einsamkeit und Verzweiflung einzelner Insassen, die Überlastung des Personals und Intrigen innerhalb der Ärzteschaft. Durch Erinnerungen des Kranken an einzelne Episoden aus seinem früheren Leben, sowie Gedanken und Äußerungen des Personals über sein augenblickliches Verhalten, entstehen interessante Perspektivwechsel. Leider ist das Thema aktive Sterbehilfe bzw. die Begleitung zum Freitod meiner Meinung nach viel zu kurz behandelt worden. Und warum im Text völlig unmotiviert plötzlich Wörter geschwärzt und ganze Sätze durchgestrichen sind, hat sich mir auch nicht erschlossen.

Fazit: Ein nicht leicht zu lesender Roman über Krankheit und Tod, ein sonst eher trauriges Thema, wird hier so sachlich nüchtern behandelt, so dass beim Leser keine Traurigkeit aufkommen kann.

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Der 8. Fall für Kommissar Joona Linna

Der Spiegelmann
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Ein Mädchen wird entführt, ein anderes Mädchen ertrinkt im See – von beiden fehlt jede Spur. Fünf Jahre später wird auf einem Spielplatz in Stockholm ein Mädchen an einem Klettergerüst erhängt aufgefunden. ...

Ein Mädchen wird entführt, ein anderes Mädchen ertrinkt im See – von beiden fehlt jede Spur. Fünf Jahre später wird auf einem Spielplatz in Stockholm ein Mädchen an einem Klettergerüst erhängt aufgefunden. Die Polizei kann einen Augenzeugen ausfindig machen, doch dieser schweigt, er kann oder will nicht reden. Was hat er Schreckliches gesehen, dass es ihm die Sprache verschlagen hat? Die Polizei kommt nicht weiter - erst als Kommissar Joona Linna hinzugezogen wird, kommt Bewegung in den Fall. Mit Hilfe eines Hypnotiseurs redet der Augenzeuge, doch auch das hilft Joona Linna zunächst nicht weiter. In der Zwischenzeit werden weitere Mädchenleichen entdeckt …

Lars Kepler ist das Pseudonym des Autorenduos Alexandra Coelho Ahndoril und Alexander Ahndoril. Beide hatten schon erfolgreich eigene Romane veröffentlicht, bevor sie gemeinsam zu Schreiben begannen. Ihre Kriminalromane mit dem Ermittler Joona Linna gewannen in Schweden Literaturpreise, standen allesamt auf Platz 1 der schwedischen Bestsellerliste, wurden in über 30 Sprachen übersetzt und teils auch verfilmt. Das Ehepaar hat drei Töchter und lebt in Stockholm.

„Der Spiegelmann“ ist ein Thriller, den zu lesen starke Nerven und ein robustes Gemüt erfordert. Es werden Gräuel geschildert, die das normale Maß eines Thrillers bei weitem überschreiten. Dabei geht es um Entführung junger Mädchen mit seelischer und körperlicher Folter, um Vergewaltigung und Verstümmelung, um Missbrauch und Mord. Nichts wird verschleiert oder beschönigt, die einzelnen Handlungen werden detailgenau geschildert.

Der Schreibstil ist klar und eindringlich, dabei sehr lebendig und liest sich angenehm flüssig. Die Figuren sind gekonnt ausgearbeitet, ihre Gedanken und Handlungen präzise und bildhaft beschrieben. Die Spannung ist durchweg auf sehr hohem Niveau, wobei der Täter bis zum großen Showdown am Ende nicht auszumachen ist. Falsche Spuren und ungeahnte Wendungen verwirren und führen den Leser oft in die Irre. Einige Ungereimtheiten und unrealistische Aktionen registriert man erst im Nachhinein, während des Lesens überwiegt die schier unerträgliche Spannung. Nach einigen leider sehr widerlichen und unappetitlichen Szenen im Mittelteil, die es meiner Meinung nach in dieser Ausführlichkeit nicht gebraucht hätte und die zudem irrelevant für die Handlung waren, hat mich der schöne und folgerichtige Schluss dann doch wieder etwas mit dem Buch versöhnt.

Fazit: Ich möchten von diesem Buch weder abraten, noch es ausdrücklich empfehlen. Wer es sich zutraut über schier unerträgliche Gräueltaten zu lesen kann es tun, denn dieser Thriller ist wirklich extrem spannend und psychologisch ausgezeichnet durchdacht.

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