Cover-Bild Die Passion
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20,00
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  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 128
  • Ersterscheinung: 28.10.2020
  • ISBN: 9783257071412
Amélie Nothomb

Die Passion

Brigitte Große (Übersetzer)

»Ich wusste schon immer, dass sie mich zum Tode verurteilen würden«, so beginnt dieser Roman. Hier spricht Jesus Christus in der Nacht vor seinem Tod. Mutterseelenallein in seiner Zelle, vertraut er uns seine geheimsten Gedanken an, seine Zweifel, seinen Groll. In Amélie Nothombs Roman wird Jesus tatsächlich Mensch.

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Veröffentlicht am 23.01.2021

Jesus ist menschlich

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"Ich wusste seit jeher, dass man mich zum Tode verurteilen würde. Der Vorteil dieser Gewissheit: Ich kann meine Aufmerksamkeit Dingen zuwenden, die es wert sind - den Details". (Seite 5)

Jesus in seinen ...

"Ich wusste seit jeher, dass man mich zum Tode verurteilen würde. Der Vorteil dieser Gewissheit: Ich kann meine Aufmerksamkeit Dingen zuwenden, die es wert sind - den Details". (Seite 5)

Jesus in seinen letzten Stunden. In zig Schriften, Bildern, Büchern und ähnlichem wurde darüber gemalt, geschrieben, gedichtet. Und nun nimmt sich Jesus die Zeit und stellt einige Dinge klar und erläutert seine Ansichten.

Der Schreibstil an sich ist leicht, locker, hier und da mit Humor gespickt und doch verliert die Autorin nie den Blickwinkel, um wen es geht - um Jesus selbst. Und nein, es ist keine Blasphemie oder dass die Autorin Gott, die Religion oder Jesus ins Lächerliche ziehen wollte oder es macht.

Jesus gibt sich in diesem Buch, in seinen letzten Stunden, menschlicher als es je der Fall war. Damit berührt das Buch die Menschen, denn auch Jesus empfindet Liebe, Angst, er wird wütend, hadert mit dem auferlegtem Schicksal und kann mit Gott nicht immer einer Meinung sein.

Die kleinen Gesten, gerade auf dem Weg der Kreuzigung, dass hier diese Gesten und Blicke soviel mehr wert sind als manch einer glaubt, das berührt, das regt zum nachdenken an.

Der Geschichte zu folgen stellt keinerlei Probleme dar, denn vieles, was hier erwähnt wird, an Gefühlen und Auslöser, kann womöglich fast jeder irgendwie nachvollziehen.

Jesus wäre nicht Jesus wenn er den Verlauf in der Zukunft nicht wüsste. Mit den Schriften in der Bibel und manch Aussage die er angeblich getätigt hat, da hadert und wettert er ein bisschen, er ist menschlich, er hat Fehler gemacht, er war leichtsinnig, er hat gesündigt, er war einfach Mensch.

Das hat mir an diesem Gesamtkonzept so gefallen. Wie schön es ist einen Körper zu besitzen, wie toll die einfachsten Dinge dich glücklich machen können. Dass jeder Liebe verdient, egal wie griesgrämig er sich gibt. Die Faszination für Durst bzw. ihn löschen, was Jesus hier von sich gibt, das war für mich literarisch fast ein Meisterwerk.

Ich bin von diesem kleinen Buch und der menschlichen Seite Jesus mehr als begeistert und empfehle es sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Jesus, der Mensch mit seinen Ängsten und Zweifeln

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Dieses Buch hat keine eigentliche Handlung, sondern lebt einzig vom Protagonisten und seinem Monolog. Es geht um Jesus Christus, der die Nacht vor seiner Hinrichtung einsam in seiner Zelle verbringt. Amélie ...

Dieses Buch hat keine eigentliche Handlung, sondern lebt einzig vom Protagonisten und seinem Monolog. Es geht um Jesus Christus, der die Nacht vor seiner Hinrichtung einsam in seiner Zelle verbringt. Amélie Nothomb hat versucht, sich in ihn hinein zu versetzen und seine Gedanken und Gefühle wiederzugeben.

Er sagt, ihm sei nichts Menschliches fremd, und in diesem Buch wird er selbst auch nur allzu menschlich dargestellt.

In gewisser Weise hat mir dieses Buch Jesus näher gebracht, der in seinem Wesen göttliche Weisheit mit menschlicher Schwäche vereint. Seine rückblickenden Betrachtungen über sein Leben und die Ereignisse, die unweigerlich zu seiner Verhaftung und Verurteilung führten, sind nicht frei von Enttäuschung und lassen auch einen gewissen Sarkasmus erkennen. Mit Verwunderung und einem Anflug von Bitterkeit nimmt er die Reaktionen der Menschen auf seine Wunder wahr.

So kurz vor seiner Hinrichtung hat er zum Teil sehr tiefgründige Gedankengänge. Die Worte, die Amelie Nothomb in den Mund legt, sind nachdenklich und philosophischer Art. Er überlegt, ob er eine Wahl gehabt hätte, aber er hadert nicht mit seinem Schicksal, das er annimmt, vor dem er sich aber auch fürchtet und dem er am liebsten entgehen würde. Allein mit sich und seinen Gedanken gibt er sehr viel Persönliches und Menschliches preis. So philosophiert er zum Beispiel über den Durst von Körper, Geist und Seele. Es sind sehr interessante Gedanken, die mich zum Grübeln bringen. Auch seine innige Liebe zu Magdalena wird thematisiert. Überhaupt genießt Jesus die Körperlichkeit, solange er noch kann. Manches ist ziemlich überspitzt dargestellt bzw. passt so gar nicht in unser gängiges Jesus-Bild. Wieder andere Sätze könnte ich mir gut vorstellen, dass er sie genau so hätte sagen können. Das Buch provoziert und stellt Glaubensfragen auf den Kopf. Amélie Nothombs Jesus ist nur allzu menschlich und hat quasi für eine Nacht die Aura des Gottessohnes in die Ecke gestellt bzw. abgelegt. Meines Erachtens kann dieses kleine und doch so inhaltsschwere Buch ungläubige und gläubige Menschen gleichermaßen ansprechen. Tief gläubige Menschen, die sich zu 100 % auf die Bibel beziehen, werden jedoch vermutlich nicht glücklich mit dem hier gezeigten Jesus- und Gottesbild. Es wühlt auf und möchte stellenweise provozieren. Ob man mit diesem Buch etwas anfangen kann, kommt wohl darauf an, welches Glaubensbild man selbst hat. Ich kann nur für mich sprechen, wenn ich sage, die Geschichten der Bibel gehen mir zum Teil nicht wirklich nahe, denn sie sind meist völlig emotionslos und entstammen einer Welt, die uns heute fremd ist. Dieses Büchlein strotzt nur so von Gefühlen und emotionalen Aussagen. Auch ist Jesus, wie ihn die Autorin darstellt, einerseits allwissend, denn er sieht vieles voraus und hat aus seiner Situation heraus auch einen Blick auf unsere heutige Zeit. Und doch ist er nur allzu sehr Mensch, mit seinen Schwächen und Ängsten, wie er nicht nur sich selbst und seine Mitmenschen kritisiert, sondern durchaus auch kritische, wenn auch liebevolle, Worte über Gott, seinen Vater, findet. Wer sich auf dieses Buch einlässt, muss also Kritik an Gott verkraften, an seiner Schöpfung, dem Menschen und auch an dem Entschluss, seinen Sohn für die Sünden der Menschheit zu opfern. Dazu sagt Jesus hier: „Wie schrecklich, im Voraus zu wissen, dass mein Leiden umsonst sein wird!“ Schaut man sich heute in der Welt um, könnte man meinen, dass diese Einschätzung sehr realistisch ist.

Mich hat dieses schmale Buch mit seinen 128 Seiten tief berührt und mir sehr viel Stoff zum Grübeln geliefert. Der französische Originaltitel ist übrigens „Soif“ (=Durst), was überaus passend ist, denn dieses menschliche Bedürfnis spielt eine große Rolle und tritt von Anfang bis zum Schluss immer wieder in Erscheinung. Man begleitet Jesus auf seinem Leidensweg bis zum bitteren Ende und darüber hinaus. Meine Sichtweise auf sein Schicksal hat sich zwar durch dieses Buch nicht grundlegend geändert, aber sie hat neue Dimensionen dazu bekommen, über die ich noch lange und oft nachdenken werde.

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