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Veröffentlicht am 06.03.2021

War es Mord, Selbstmord oder einfach nur ein Unfall?

Die Frau vom Strand
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Rebecca und Lucy, die seit 6 Jahren verheiratet sind, wohnen seit etwas mehr als 1 Jahr in ihrem Haus im Ostseebad Rerik.

Lucy abeitet als Softwareentwicklerin und ist nur mittwochs und an den Wochenenden ...

Rebecca und Lucy, die seit 6 Jahren verheiratet sind, wohnen seit etwas mehr als 1 Jahr in ihrem Haus im Ostseebad Rerik.

Lucy abeitet als Softwareentwicklerin und ist nur mittwochs und an den Wochenenden in Rerik, an den anderen Tagen wohnt sie in der Hamburger Wohnung, nahe ihres Arbeitsplatzes.

Rebecca ist gelernte Physiotherapeutin, ist jedoch gerade in Elternzeit, weil ihr Wunsch nach einem eigenen Kind vor 5 Monaten endlich in Erfüllung gegangen ist. Obwohl Rebecca die Zeit mit der kleinen Greta genießt und die Ruhe dringend braucht, scheint sie irgendwie doch auch einsam zu sein. Am Strand lernt sie Julia kennen und hilft ihr aus einer peinlichen Situation. In den nächsten Tagen verbringen die beiden Frauen viel Zeit miteinander. Rebecca weiß, dass am kommenden Wochenende Lucy ihre beiden Freunde und Geschäftspartner Finn und Priska Hofmeister zum Essen eingeladen hat und so lädt sie Julia spontan ein, ebenfalls zu kommen.

Julia kommt jedoch nicht, meldet sich aber auch nicht, so dass Rebecca glaubt, dass ihr etwas zugestoßen sein muss. Sie sucht jeden Fleck in Rerik nach ihrer neuen Freundin ab und die Wahrheit, auf die sie bei ihrer Suche stößt, offenbart ihr, dass es diese Julia gar nicht gibt. Niemand hat die Frau gesehen. Es sieht so aus, als ob sich jemand ganz gezielt ihr Vertrauen erschlichen hat und dann wieder untergetaucht ist.

Kurz darauf wird am Fuße der Steilküste eine Frauenleiche entdeckt.
Es handelt sich dabei jedoch nicht um Julia ….

Edda Timm und den Kollegen von der Kripo Rostock stellen sich beim Anblick des Fundortes drei Fragen: Ist die Tote unglücklicherweise abgestürzt, aus eigenem Antrieb über die Klippe gesprungen oder eventuell sogar gestürzt worden?

Nach ihrer eigenen Aussage ist Edda ein Nussknacker – sie knackt jedes Rätsel; bei Computerspielen genauso wie in ihrem Job.


„Die Frau am Strand“ ist das neueste Werk der Autorin Petra Johann. Ich habe bisher jeden ihrer Kriminalromane gelesen, alle sind in meinen Augen überdurchschnittlich gut und und deswegen waren meine Erwartungen an dieses Buch recht hoch. Die Autorin hat mich aber auch dieses Mal nicht enttäuscht.

Das Buch beginnt mit einem Prolog, dessen Sinn sich erst am Ende des Buches erschließt. Es handelt sich um die letzten Gedanken einer sterbenden Person; der Person, die tot am Fuße der Klippen gefunden wurde.

Dann beginnt Rebecca damit, rückwirkend die Geschichte zu erzählen. Rebecca hat die direkte Anrede gewählt – sie spricht direkt zu mir, so als wenn mir eine Freundin eine Begebenheit aus ihrem Leben erzählen würde. Sie erzählt von ihrer Frau Lucy und der kleinen Greta, wie sie Julia kennengelernt hat und sie anschließend fieberhaft sucht und so wird der Leser aus 1. Hand informiert und direkt ins Geschehen eingesogen. Die Erzählung Rebeccas endet vorerst an der Stelle, an der die Kriminalkommissarin Edda Timm in die Geschichte involviert wird – und zwar mit dem Fund der Leiche am Fuße des Steilufers. Von diesem Moment an erzählt eine außenstehende dritte Person und beleuchtet die Ermittlungen und die damit zusammenhängenden Fortschritte von Edda und ihrem Team. Ganz kurz vor der finalen Auflösung des Falles übernimmt Rebecca wieder das Wort und erzählt erneut aus ihrer Sicht und wieder direkt an den Leser gewandt, was sich wirklich zugetragen hat. Für mich war diese Erzählweise neu. In all den Büchern, die ich schon gelesen habe, wurde ich – zumindest nicht wissentlich - noch niemals direkt von einem Protagonisten angesprochen, was für mich das Leseerlebnis schon mal außergewöhnlich machte.

Einen Punkt muss ich der Autorin zu Gute halten: Ihre Ermittlerin Edda Timm hat zwar auch ihre Macken und Nauben (Schrullen und Launen), sie trägt aber keinen Sack voller Dämonen mit sich, die im Laufe der Geschichte den Fall zu einer persönlichen Sache werden lassen. Vielen Dank dafür!!

Die Anzahl der handelnden Personen ist überschaubar und alle Personen werden realistisch dargestellt.

Lucy ist die Behütende, sie sorgt sich um ihre Frau Rebecca, möchte immer jedem alles recht machen und auch ihr Freund und Geschäftspartner Finn Hofmeister kann sich in jeder Lebenslage auf Lucy verlassen.

Rebecca leidet seit einigen Monaten an Depressionen, weswegen sie mit ihrer Frau Lucy und Greta nach Rerik gezogen ist. Dort genießt sie die Stille, kann ihrer Tochter die ungeteilte Aufmerksamkeit widmen, fühlt sich aber scheinbar doch im tiefsten Inneren einsam, sonst hätte sie sich nicht so gedankenlos auf Julia eingelassen. Diese Begegnung wird sie noch bereuen, das merkt sie aber viel zu spät.

Bei Edda Timm scheiden sich die Meinungen. Entweder man mag sie, oder man mag sie nicht. Sie behandelt ihre Kollegen von oben herab, fühlt sich als etwas besseres, ist pedantisch, übergenau und verbissen – aus meiner Sicht ist es aber genau das, was gute Polizeiarbeit braucht, um einen Fall aufzulösen. Aber auch eine Edda ist nicht unfehlbar, weswegen sie ab und zu einen Ex-Kollegen zum Gedankenaustausch hinzuzieht.

Die Autorin schafft es, von Anfang an Spannung in den Fall zu bringen und diese auch bis zum Schluss zu halten. Als Leser ist es mir die ganze Zeit über unmöglich, den Täter zu benennen, der kristallisiert sich tatsächlich erst zum Ende des Buches heraus. Auch wenn der Kreis der handelnden Personen überschaubar ist, ist der Täter tatsächlich nicht greifbar.

Das Buch umfasst 458 Seiten und ist in 4 Teile eingeteilt. Teil 1 und Teil 4 sind den Erzählungen von Rebecca zugeordnet, Teil 2 und Teil 3 beziehen sich auf die Ermittlungen von Edda und ihrem Team und umfassen die Wochentage Donnerstag bis Sonntag.

Für mich war auch das wieder ein tolles Buch der Autorin Petra Johann. Ich hadere jedoch nur ein klein wenig mit der vom Verlag vorgenommenen Einteilung als „Thriller“. Für mich liegt der Schwerpunkt des Buches eindeutig auf der Ermittlungsarbeit, von daher ist es in meinen Augen eher ein Krimi als ein Thriller. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

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Veröffentlicht am 12.02.2021

Die Geschiche der Poinsettia

Im Land der Weihnachtssterne (Die Weihnachtsstern-Saga 1)
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Stellas Mutter Inge ist vor kurzem bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Stella fühlt sich schuldig an ihrem Tod, da sie kurz vor dem Unfall miteinander gestritten haben. Bei Durchsicht von Inges Unterlagen ...

Stellas Mutter Inge ist vor kurzem bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Stella fühlt sich schuldig an ihrem Tod, da sie kurz vor dem Unfall miteinander gestritten haben. Bei Durchsicht von Inges Unterlagen fällt Stella eine Einladung in die Hände …. eine Einladung zum Poinsettia-Day in Kalifornien. Stella geht davon aus, dass die Absenderin der Einladung eine gute Freundin ihrer Mutter ist und als sie sie telefonisch über den Tod von Inge informiert, lädt Lizzy sie ein, nach Californien zu kommen um den kalifornischen Teil ihrer Familie kennenzulernen. Warum hat ihre Mutter ihr nicht erzählt, dass sie Verwandtschaft in Californien hat? Inge hat eigentlich nie etwas über ihre eigene Familie erzählt. Warum eigentlich nicht?

Um das herauszufinden nimmt Stella die Einladung von Lizzy an und fliegt für ein paar Tage nach Laguna Beach/LosAngeles, Kalifornien. Es ist ein kleiner Schock für Stella, herauszufinden, dass es sich bei Lizzy Licht um die Mutter von Inge handelt – also ihre Großmutter. Die Lichts züchten auch heute noch Poinsettia – Weihnachtssterne – genau wie Lizzys Eltern, Philipp und Felizitas, die diese Pflanze vor vielen Jahren entdeckt und kultiviert haben.

Während ihr Cousin Adam ihr die Gewächshäuser für die Zucht der Weihnachtssterne zeigt und auch sonst die Tage kurzweilig gestaltet, erfährt Stella von Lizzy, wie im Jahr 1910 alles begann, als die Familie Schönberger aus München in Kalifornien ein neues Leben beginnt. Aller Anfang ist schwer und so haben sie natürlich auch die ein oder andere Hürde zu überwinden, aber gemeinsam mit ihren neuen Nachbarn, der Familie Licht, die auch aus Deutschland ausgewandert sind, ist alles nur noch halb so schwer.

Philipp ist der Meinung, dass Feli zwar schön wie eine Blume ist, aber eben nur wie eine Gewächshauspflanze. Er traut ihr nicht zu, dass sie dem harten Leben in der Wildnis Kaliforniens gewachsen ist. Feli beweist ihm das Gegenteil, sie hilft ihm sogar dabei, die bisher unbekannte und wildlebende Pflanze Poinsettia zu kultivieren und unterstützt ihn beim Aufbau seiner Zucht. Philipps Traum ist es, aus einer bisherigen Schnittpflanze eine Topfpflanze zu züchten. Aber bis dahin ist es ein langer Weg – und mit seinen „Blumenträumen“ zieht Philipp sich mehr als ein Mal den Unmut seines Vaters zu, denn eigentlich verdient die Familie Licht ihren Lebensunterhalt durch Milchwirtschaft.

Schafft Philipp es, den Weihnachtsstern so zu kultivieren, dass er zukünftig an Weihnachten in allen Haushalten zu finden sein wird?

„Im Land der Weihnachtssterne“ ist eine fiktive Erzählung, die auf wahren Begebenheiten basiert, nämlich der Entdeckung der Poinsettia und ihrer anstrengenden Kultivierung, bis zu der Version, die wir heute kennen – dem Weihnachtsstern, der kurz vor Weihnachten seine grünen Blätter in ein sattes rot verfärbt.

Die Autorin verknüpft hier 2 Handlungsstränge miteinander. Einmal die Jahre 1910 – 1918, in denen der Leser die Geschichte von Feli und ihrer Familie verfolgt, die im Jahr 1910 von München nach Kalifornien ausgewandert sind und die Jahre ab 2005, in denen der Leser Stella zum Besuch ihrer bisher unbekannten Familienmitglieder in Laguna Beach begleitet, wo sie die Geschichte der 3 Generationen vor ihr erfährt.

Die Charaktere sind liebevoll und glaubwürdig ausgearbeitet, wobei ich Stella als ein wenig kühl empfinde. Die Familienverhältnisse im kalifornischen Teil der Familie sind auch nicht das, was sie auf den 1. Blick zu sein scheinen. In der Familie liegt einiges im Argen, aber Stella erfährt nicht die ganze Wahrheit, was sich dann im mir bereits vorliegenden 2. Teil der Weihnachtsstern-Saga auflösen wird.

Auf beiden Zeitebenen gibt es einige handelnden Personen und ich hätte mir besser zu Beginn einen Stammbaum gezeichnet, damit ich den Überblick nicht verliere. Wer also – wie ich – ein Problem damit hat, dass es mehrere Familien mit mehreren handelnden Charakteren gibt, der sollte sich gleich zu Anfang eine Übersicht aufbauen.

Die Autorin hat es hervorragend geschafft, eine wahre Begebenheit mit einer fiktiven Familiengeschichte zu vermischen und daraus einen ansprechenden historischen Roman entstehen zu lassen. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und es entwickelt sich genau ausreichend Spannung, die einen immer weiterlesen lässt. Obwohl man als Leser natürlich weiß, wie die Sache ausgehen wird, ist es interessant zu lesen, wie sich Feli und Philipp entwickeln und wie sie – trotz der anfänglichen Abneigung – schlussendlich zueinander finden.

Natürlich fehlt in keinem der beiden Handlungsstränge die Romantik. Logischerweise haben sich im Vergangenheitsstrang Feli und Philipp als Paar gefunden, in der Gegenwart bandelt Stella mit ihrem Cousin Adam an, der in Wirklichkeit gar nicht ihr Cousin ist. Warum er das nicht ist, verrate ich hier natürlich nicht. Die dahinterstehende Wahrheit ist auch ein kleiner Schock für Stella.

Bei mir geht es jetzt gleich weiter mit Band 2 „Wiedersehen im Land der Weihnachtssterne“.

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Veröffentlicht am 10.01.2021

Wenn wir am dringendsten Nähe brauchen, distanzieren wir uns am meisten

Wie die Stille vor dem Fall. Erstes Buch
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Shay Gable, die eigentlich Shannon Sofia heißt, und Landon Harrison besuchen die gleiche Highschool. Die Beiden kennen sich schon seit Jahren. Niemand weiß warum, aber sie hassen sich - sie können sich ...

Shay Gable, die eigentlich Shannon Sofia heißt, und Landon Harrison besuchen die gleiche Highschool. Die Beiden kennen sich schon seit Jahren. Niemand weiß warum, aber sie hassen sich - sie können sich nicht ausstehen und lassen das den jeweils Anderen auch immer wieder spüren. Im Normalfall gehen sie sich aus dem Weg, sie haben aber teilweise den gleichen Freundeskreis und hin und wieder trifft man dann zwangsläufig aufeinander. So auch in diesem Fall – Shay geht mit ihren Freunden zu einer Party, die unglücklicherweise bei Landon zu Hause stattfindet.

Der engste Freundeskreis von Landon hat sich in sein Zimmer zurückgezogen, um gemütlich einen Joint zu rauchen und da vorher reichlich Alkohol geflossen ist, kommt Reggie auf eine Idee. Alle kennen das Verhältnis zwischen Shay und Landon und so stellt Reggie die Wette auf, dass Landon es nicht schaffen wird, dass Shay sich in ihn verliebt. Dummerweise geht Shay gerade in diesem Moment an der offenen Zimmertüre vorbei und wandelt die Wette ab: Sie wettet, dass Landon es sein wird, der sich zuerst in Shay verliebt und nicht anders herum.

Top, die Wette gilt ………

„Wie die Stille vor dem Fall – Erstes Buch“ ist Teil der Chances-Reihe der Autorin Brittainy C. Cherry. Es gibt noch ein Buch aus der Reihe, „Wie die Ruhe vor dem Sturm“, welches ich jedoch nicht gelesen habe. Aufgrund dessen weiß ich nicht, inwieweit es zu den hier handelnden Protagonisten Erklärungen oder eine Vorgeschichte gibt.

Es handelt sich um ein Buch für junge Erwachsene, Leseempfehlung ab 16 Jahren, und befasst sich mit den Themen Depression, Suizid, sexuelle Gewalt, toxische Beziehung und Drogenmissbrauch, weswegen die Autorin eine Trigger-Warnung eingefügt hat.

Landon leidet schon seit einiger Zeit unter Depressionen. Der Vorteil ist, dass er sich seiner Situation bewusst ist. Er gehört nicht zu den Menschen, die denken, dass mit ihm alles in bester Ordnung ist. Nein, er weiß, dass er eine dunkle Seite hat, die jederzeit die Oberhand gewinnen kann und an vielen Tagen tut sie das auch.

Wenn man meine Klassenkameraden gefragt hätte, was mein Name bedeutete, so hätten sie vermutlich geantwortet: Arschloch. Und das zu Recht. […..] Ich war ein Arschloch, auch wenn ich es gar nicht sein wollte.

Sein Elternhaus ist zerrüttet, seine Eltern sind mehr im Ausland als zu Hause und so muss Landon sich, seit dem Selbstmord seines Onkels vor einem Jahr, mehr oder weniger alleine durchschlagen. Auch wenn er nach Außen hin den Großkotz und Aufreißer gibt, merkt man als Leser ziemlich schnell, dass er damit eine Schutzmauer um sich baut, damit ihn niemand verletzen kann. Eigentlich sehnt er sich nach jemandem, der ihn liebt, der ihm Geborgenheit und Wärme gibt und, der ihn so nimmt, wie er ist. Mit 17 Jahren kann man das aber leider noch nicht offen zugeben. Dann geht er diese Wette mit Shay ein und sie schaut ihm problemlos bis auf den Grund seiner Seele…..

Bei Shay ist ebenfalls nicht alles Gold, was glänzt. Auch, wenn sie nach außen hin ein perfektes Elternhaus zu haben scheint, trifft auch bei ihr das Sprichwort „unter jedem Dach ein Ach“ zu. Die Ehe ihrer Eltern ist nicht mehr die Beste, Shays Vater bestreitet den Lebensunterhalt aus dubiosen Geschäften und trotz, dass ihr das alles sehr zu schaffen macht, hat Shay noch genügend Energie, ihre Mutter permanent wieder aufzubauen und anderen Menschen zu helfen. Sie ist ein rundherum freundliches Mädchen und aufgrund dessen überall sehr beliebt. Sie glaubt bei Abschluss der Wette tatsächlich, dass sie Landon dazu bringen kann, sich in sie zu verlieben – allerdings kennt sie die dunklen Ecken seiner Seele zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Was sich zwischen den Beiden dann entwickelt, ist eine bittersüße Liebe. Für den einen Teil ist sie heilend, für den anderen Teil ist sie toxisch und zerstörend.

Ich habe das Buch als eBook gelesen. Die gedruckte Ausgabe umfasst 416 Seiten und die Geschichte wird abwechselnd in der Ich-Form von Shay und Landon erzählt. Die Autorin hat einen sehr ansprechenden Schreibstil, aber auch die Übersetzerin Katja Bendels hat hier einen guten Job gemacht.

Alle Charaktere sind liebevoll gezeichnet und entwickeln sich entsprechend der Geschichte weiter. Shays Großmutter ist ein Charakter, der sich von allen anderen abhebt. Mit Shays Mutter komme ich nicht so ganz klar, ich kann ihr Verhalten nicht nachvollziehen.

Brittainy C. Cherry benutzt eine Ausdrucksweise, die mir sehr gut gefällt, ich habe in diesem Buch sehr viele Passagen markiert, weil sie mir sehr nahe gegangen sind.

„Manchmal schießt man auf Leute, die es nicht verdient haben“

„Das Haus fühlt sich an, als hätte man ihm das Licht genommen.“

Natürlich kann auch mit dieser Geschichte das Rad der Liebesromane nicht neu erfunden werden. Die Autorin hat aber etwas geschafft, was ich tatsächlich seit langer Zeit in einem Buch vermisst habe. Sie konnte mich berühren, sie konnte mich so mitnehmen, dass ich am Ende des Buches geweint habe – und ich gehöre aufgrund meines Alters nicht unbedingt zur Leser-Zielgruppe.

Definitiv war das kurz vor Ende des Jahres noch ein Lese-Highlight für 2020.

Es ist auch nicht hier und jetzt zu Ende, es gibt ein Wiedersehen mit Shay und Landon in einem Zweiten Buch.

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Veröffentlicht am 03.01.2021

Manche Erinnerungen hinterlassen Narben auf der Seele

Die Schweigende
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München, 1956

Die 16jährige Karin tut das, was alle Jugendliche in diesem Alter tun – sie trifft sich mit Freunden, geht am Baggersee schwimmen, entwickelt ihren eigenen Kleidungs- und Schminkstil und ...

München, 1956

Die 16jährige Karin tut das, was alle Jugendliche in diesem Alter tun – sie trifft sich mit Freunden, geht am Baggersee schwimmen, entwickelt ihren eigenen Kleidungs- und Schminkstil und ist deswegen ein Dorn im Auge der tugendhaften Nachbarinnen. Jegliche Ermahnungen ihrer alleinerziehenden Mutter, sie möge die beiden Damen doch bitte nicht provozieren, prallen wirkungslos an Karin ab. Sie möchte ihren Spaß haben und ihr Leben genießen. Irgendwie findet sie immer einen Weg, die Verbote ihrer Mutter zu umgehen. Wenn sie auf ihren 11jährigen Bruder Pelle aufpassen soll, besticht sie diesen mit einem Comic-Heft oder anderem, damit er die Klappe hält und sie nicht verrät. Als ihre Mutter für 2 Tage auf einer Weiterbildung ist, lässt Karin einen Freund bei sich übernachten, weil er Angst vor den Prügeln seines Vaters hat. Die beiden Nachbarinnen haben natürlich gesehen, wie Mani am Morgen das Haus verlassen hat und erstatten Anzeige gegen Karins Mutter. Ihr wird zur Last gelegt, sie habe gegen den Paragraphen 180 des Strafgesetzbuches verstoßen und sich der Kuppelei strafbar gemacht.

Dann geht alles sehr schnell: Das Jugendamt wird eingeschaltet, Karins Mutter wird das Sorgerecht für ihre beiden Kinder Karin und Pelle entzogen, die Beiden werden einem vom Gericht bestimmten Vormund unterstellt und im Erziehungsheim Sankt Marien, einer kirchlichen Einrichtung, untergebracht.

München, 2019

Jens Remy stirbt mit knapp 69 Jahren im Krankenhaus an einem Herzinfarkt. Zufällig ist gerade seine Tochter Imke bei ihm und seine vorletzten Worte gelten seiner Frau Karin. Imke soll ihr sagen, wie sehr er sie geliebt habe und dass sie das große Glück in seinem Leben war. Seine letzten Worte sind an Imke direkt gerichtet: „Such nach Peter“, dann verstirbt er.

Von den 3 Töchtern Geli, Imke und Anne hat Imke den besten Draht zu ihrer Mutter und da Karin seit dem Tod ihres Mannes zu verwahrlosen droht, geht Imke ihr ein wenig mehr als üblich zur Hand. Auf Peter angesprochen und den letzten Willen ihres Vaters, ihn zu suchen bzw. zu finden, reagiert Karin so, wie sie in all den Jahren zuvor reagiert hat, wenn eine ihrer Töchter sie auf ihre eigene Vergangenheit angesprochen hat: Sie verweigert standhaft die Auskunft und lebt nach dem Motto: „Keinen Blick zurück“.

Geli, Imke und Anne fragen sich seit Jahren, warum ihre Mutter so gefühlsarm ist. Sie war noch nie in der Lage, ihre Kinder in den Arm zu nehmen und ihnen mütterliche Wärme und Geborgenheit zu vermitteln. Außerdem hat sie verschiedene Eigenarten, die ihre Kinder nicht verstehen, so kann sie z. B. keine geschlossenen Türen ertragen. Wäre Jens nicht so ein liebevoller Vater gewesen, die 3 Mädels wären in einer emotional kalten Welt aufgewachsen. Warum Jens sie über alles geliebt hat, hat Karin auch nie wirklich verstanden.

Die Suche nach Peter ist nicht einfach, es gibt aus der damaligen Zeit keine Unterlagen mehr und wenn doch, dann könnte nur Karin die Einsichtnahme in die Akten beantragen, was sie aber vehement verweigert. Imke findet trotzdem einen Weg diese Papiere einsehen zu dürfen und während sie nach Peter sucht, findet sie eigentlich ihre Mutter.

Neben dem, dass Imke all die schrecklichen Dinge über die Zeit im Erziehungsheim Sankt Marien ans Tageslicht bringt, droht gleichzeitig ihre Familie auseinanderzufallen, denn seit dem Tod des Vaters werden die Schwestern zu Rivalinnen.

Karin wird seit dem Tod ihres Mannes wieder von Albträumen geplagt ….. findet sie irgendwann doch noch ihren Frieden oder zerbricht sie an der Tatsache, dass Imke die dunklen Seiten ihres Lebens nach oben kehrt?

Ich liebe die Bücher von Ellen Sandberg. Auch in „Die Schweigende“ verarbeitet sie wieder einen Teil der dunklen deutschen Vergangenheit, perfekt verwoben in eine fiktive Geschichte.

Die Charaktere sind so lebensecht beschrieben und die Geschichte so dicht, dass man das Gefühl hat, selbst mittendrin im Geschehen zu sein. Die Beschreibung der Vorkommnisse, die Beschreibung der Schauplätze… man hat das Gefühl alles aus einer versteckten Perspektive zu beobachten – und, was für mich das Wichtigste an einer solchen Geschichte ist - man kann es fast am eigenen Leibe mitfühlen.

Die Geschichte wird auf 2 Zeitebenen erzählt. Auf der einen Seite ist die Geschichte der jungen Karin, die 1956 beginnt, und ihr Leben in einem kirchlichen Erziehungsheim schildert, auf der anderen Seite ist es die Geschichte der Karin, die im Jetzt und Hier des Jahres 2019 lebt, verwoben mit der Geschichte ihrer 3 Töchter Geli, Imke und Anne, die nach dem Tod ihres Vaters ihren Zusammenhalt verlieren. Abwechselnd erzählen die einzelnen Charaktere aus ihrer Sicht.

Eigentlich mag ich von den 3 Schwestern nur Imke wirklich, denn Geli und Anne sind sehr egoistisch und was sie sich gegenseitig und ihrer Mutter antun, das ist echt nicht ohne.

Wie so oft mag ich es lieber, über die Vergangenheit zu lesen – es ist unfassbar, welche Gräueltaten damals im Namen Gottes an Schutzbefohlenen begangen wurden. Auch wenn die Geschichte im großen und ganzen Fiktion ist, bin ich sicher, dass es damals genau so zugegangen ist – nicht nur in diesem kirchlichen Kinderheim, sondern in allen Einrichtungen, in denen Menschen, egal welchen Alters, zu anderen Menschen in einem Abhängigkeitsverhältnis standen.

Manches im Verhalten der 4 Frauen ist vielleicht ein wenig überzogen geschildert, aber für mich macht genau das die Geschichte zu dem, was sie ist.

Das Buch umfasst 544 Seiten, der Schreibstil der Autorin lässt mich an den Seiten kleben, so dass ich am Neujahrstag knapp die Hälfte des Buches zusammenhängend gelesen habe.

Anmerkung:
Unter Kuppelei verstand man die Förderung und Tolerierung außerehelichen Geschlechtsverkehrs, was seit 1872 unter Strafe steht. Der Paragraph ist noch heute gültig, wurde jedoch angepasst.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Hamburg, Speicherstadt, 1919

Der Glanz der neuen Zeit
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Der 1. Weltkrieg ist vorbei, die Firma Kopmann & Deharde hat sowohl den Krieg als auch die nachfolgende Inflation überstanden, im Kaffeekontor befindet sich jedoch nicht mehr eine einzige Kaffeebohne. ...

Der 1. Weltkrieg ist vorbei, die Firma Kopmann & Deharde hat sowohl den Krieg als auch die nachfolgende Inflation überstanden, im Kaffeekontor befindet sich jedoch nicht mehr eine einzige Kaffeebohne. Auch wenn der Krieg vorbei und die Seeblockade der Engländer aufgehoben ist, gibt es nur wenige deutsche Handelsschiffe, die Waren liefern und da vor allen Dingen Produkte des täglichen Lebens und keine Luxusgüter wie Kaffee. Trotzdem gehen Mina und ihre Schwester Agnes jeden Tag ins Kontor um nach dem Rechten zu sehen.

In Kürze wird Frederik Lohmeyer, Minas Ehemann, aus Berlin zurückerwartet. Mina und Frederik haben kurz vor dem Tod von Karl Deharde geheiratet, weil das die einzige Möglichkeit war, die Firma in der Familie halten zu können, denn Mina hat als Frau keinen Zutritt um an der Kaffeebörse zu handeln.

Frederik Lohmeyer hält sich noch immer in Berlin bei der Armee auf, fordert jedoch regelmäßig seine ihm zustehende Apanage. Darüber hinaus interessiert er sich eher nicht dafür, wie es seiner Frau und seiner Tochter geht bzw. ob und wie die Geschäfte wieder anlaufen.

Mina möchte endlich wieder mit Kaffee handeln und so bittet sie ihren Schwiegervater in Guatemala um Hilfe. Schließlich muss es ja irgend einen Nutzen haben, dass ihr Ehemann der Sohn eines Kaffeeplantagenbesitzers ist. Frederik Lohmeyer ist über diese Kooperation nicht sehr erfreut und als ihm Mina dann auch noch den Geldhahn zudreht, zeigt sich endlich sein wahrer Charakter.

Mit Hilfe von guten Freunden schafft Mina es jedoch auch weiterhin, die Zügel der Firma nicht aus der Hand zu geben.

„Der Glanz der neuen Zeit“ ist der 2. Band der Speicherstadt-Saga. Das Buch ist Teil einer Trilogie, kann aber durchaus auch für sich alleine gelesen werden. Um die Hintergründe zu verstehen – und weil die Geschichte so schön ist - empfiehlt es sich jedoch, zuvor Band 1 zu lesen.

Die Autorin hat es auch hier wieder geschafft, den Charakter ihrer Protagonisten authentisch und lebensecht zum Leser zu transportieren.

Mina ist zu einer starken Frau herangewachsen und lässt sich kein X für ein U vormachen. Sie ist Mutter einer 20 Monate alten Tochter. Ella wird von Fräulein Brinkmann betreut, die schon die Erzieherin von Agnes und Mina war und die im Hause Deharde eine ganz besondere Stellung eingenommen hat.

Minas Vater hat immer gesagt, sie habe den Kaffee im Blut und so wundert es nicht, dass die Kooperation zwischen Vater Lohmeyer und Mina zustande kommt und Mina alle Hebel in Bewegung setzt, dass der Kaffee den weiten Weg von Guatemala nach Hamburg auf einem Schiff antreten kann. Zur damaligen Zeit war nicht nur der Handel an der Kaffeebörse für Frauen untersagt, nein, auch für Bankgeschäfte brauchten sie die Erlaubnis ihres Ehemannes. Mina schafft es auch ohne ihren Ehemann, einen Kredit zu bekommen.

Das Leben wäre jedoch sehr viel schwerer zu ertragen, wenn Mina nicht gute Freunde hätte. Da ist Heiko, der Bruder von Edo, mit dem Mina schon seit vielen Jahren in tiefer Freundschaft verbunden ist.

Irma von Gusnar, ihre beste Freundin aus dem Mädchenpensionat, quartiert sich für einige Zeit bei Mina und ihrer Familie ein und ist ihr sowohl in geschäftlichen, als auch in Herzensangelegenheiten eine große Hilfe.

Das Verhältnis zu ihrer Schwester Agnes ist sehr eng. Im Gegensatz zum 1. Buch „Der Duft der weiten Welt“ gibt es dieses Mal keine Eifersucht auf den jeweils anderen und die beiden Frauen ergänzen sich sehr gut. Agnes hat den besseren Draht zu Großmutter Hiltrud, was hin und wieder von Nutzen ist.

Auch Großmutter Hiltrud hat eine Wandlung durchgemacht. Sie ist sehr viel sympathischer als in Band 1 und sie stärkt sowohl Mina als auch Agnes den Rücken. Gerade mit ihrem Verhalten bezüglich Frederik Lohmeyer hat sie mich überrascht – aber .. die Zeiten ändern sich und damit auch die Menschen.

Auch Edo taucht wieder auf. Kurz nachdem er Deutschland verlassen hat um nach Amerika auszuwandern, wurde auch er an die Waffen gerufen. Leider war der Krieg nicht gnädig mit ihm und er kehrt als menschliches Wrack nach Hamburg zurück. Gerade der Handlungsstrang von Edo war es, bei dem ich öfter mal darüber nachdachte, ob sich das wirklich so zugetragen haben könnte. Mir erschien hier die eine oder andere Sache etwas unglaubwürdig, das kann aber durchaus auch subjektiv sein.

Alles in allem ist „Der Glanz der neuen Zeit“ wieder ein tolles Buch, geschrieben von der Autorin Fenja Lüders. Der Schreibstil ist einfach zu gut zu lesen, die Geschichte entwickelt sich fortlaufend weiter und man möchte gar nicht mehr aufhören zu lesen.

Der 3. Teil „Der Traum von Freiheit“ erscheint leider erst am 25.06.2021, bis dahin muss ich mich gedulden.

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