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Veröffentlicht am 17.01.2021

Geschichte wird lebendig

Gut Greifenau - Silberstreif
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Buchmeinung zu Hanna Caspian – Silberstreif

„Silberstreif“ ist ein historischer Roman von Hanna Caspian, der 2020 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der fünfte Band der Gut-Greifenau-Serie.

Zum Autor:
Hanna ...

Buchmeinung zu Hanna Caspian – Silberstreif

„Silberstreif“ ist ein historischer Roman von Hanna Caspian, der 2020 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der fünfte Band der Gut-Greifenau-Serie.

Zum Autor:
Hanna Caspian, geb. 1964, studierte Literaturwissenschaften, Politikwissenschaft und Sprachen in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.

Klappentext:
Herbst 1923. Deutschland befindet sich auf dem Höhepunkt der Hyperinflation. Das Geld verliert stündlich seinen Wert, Existenzen werden vernichtet, die Menschen sind verzweifelt. Auch an den Bewohnern von Gut Greifenau geht die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorbei. Doch dann kommt ausgerechnet die Inflation Konstantin zu Hilfe, und er kann das bedrohte Familiengut retten. Als Konstantins geliebte Frau Rebecca ein Mädchen zur Welt bringt, scheint das Glück vollkommen. Doch immer noch schwelt in Rebecca die Angst vor Konstantins hinterhältigem Bruder Nikolaus, und auch das Gutspersonal taumelt von einer Krise in die andere. Währenddessen scheint Katharina endlich ihren Traum vom Medizinstudium verwirklichen zu können.

Meine Meinung:
Über fünf weitere Jahre begleiten wir die Menschen um Gut Greifenau auf ihrem oft schweren Weg. Ein Schwerpunkt dieses Bandes liegt auf Katharina Urban, der jüngsten Schwester des Grafen, die ihr Medizinstudium in Angriff nimmt. Sie muss feststellen, dass es sowohl ihre Mitstudenten als auch die Professoren lieber sehen würden, wenn sie sich weiterhin nur um ihre Familie kümmern würde. Es zeigt sich, wie schwer Studium, Kinder, Ehemann und familiäre Verpflichtungen auch für eine gutsituierte und willensstarke Frau unter einen Hut zu bringen sind. Auch wenn Konstantin heftig um das Überleben des Gutes kämpfen muss, geht es vielen Städtern noch weitaus schlechter. Konstantins Schwiegereltern, eine Arztfamilie, hat alles verloren und sucht Zuflucht auf Gut Greifenau. Wichtige politische Entwicklungen werden mit ihren Auswirkungen auf die Menschen geschildert und lassen Geschichte lebendig werden. Einige neue Figuren werden eingeführt und von einigen bekannten Figuren muss man sich trennen. Wesentlich ist der Medienzar Alfred Hugenberg, der große politische Ambitionen hegt. Geburten und Todesfälle begleiten die Menschen auf Gut Greifenau und jeder ist auf der Suche nach seinem Glück. Konstantin und seine Frau Rebecca sind nicht immer einer Meinung, aber sie verkörpern positive Werte. Viele Figuren glänzen mit Grautönen und so kommt es zu etlichen Überraschungen. Manche Figuren sind unverbesserlich und sorgen immer wieder für Ärger. Generell ist dieses Buch etwas dunkler gehalten als die Vorgänger. Nach der Einführung der Rentenmark scheint es aber aufwärts zu gehen und viele Menschen sehen einen Silberstreif am Horizont. Wieder einmal bin ich beeindruckt, wie in dieser Serie kleine und große Dinge zu einer mitreißenden Geschichte zusammengefügt werden. Historische Entwicklungen werden mit ihren Auswirkungen auf Betroffene gezeigt. Schicksalsschläge und Glücksmomente ergänzen sich und der Leser fiebert mit der ein oder anderen Figur mit.

Fazit:
Auch in diesem Buch gelingt es der Autorin wieder, die Figuren und politische Entwicklungen lebendig werden zu lassen. Gerne vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus. Diese Serie hat Suchtpotential.

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Veröffentlicht am 10.01.2021

Toller Mix aus Historie und Fiktion mit einer überragenden Figurenzeichnung

Krone der Welt
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Buchmeinung zu Sabine Weiß – Krone der Welt

„Krone der Welt“ ist ein Historischer Roman von Sabine Weiß, der 2020 bei Lübbe erschienen ist.

Zum Autor:
Sabine Weiß arbeitete nach ihrem Germanistik- und ...

Buchmeinung zu Sabine Weiß – Krone der Welt

„Krone der Welt“ ist ein Historischer Roman von Sabine Weiß, der 2020 bei Lübbe erschienen ist.

Zum Autor:
Sabine Weiß arbeitete nach ihrem Germanistik- und Geschichtsstudium als Journalistin. Seit 2007 veröffentlicht sie erfolgreich Historische Romane, seit 2016 auch Kriminalromane um die junge Kommissarin Liv Lammers. Wenn sie nicht gerade mit ihrem Camper auf den Spuren ihrer Figuren reist und recherchiert, lebt Sabine Weiß mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Nähe von Hamburg.
Klappentext:
Vincent will als Architekt prächtige Stadthäuser bauen. Ruben sehnt sich nach Abenteuern auf hoher See. Betje ist eine begnadete Köchin. Zusammen sind die Geschwister in Amsterdam gestrandet, einem Ort der märchenhaften Möglichkeiten. Doch es ist auch die Zeit der großen Auseinandersetzungen. Katholiken und Calvinisten streiten um den rechten Glauben, Engländer und Spanier um den Einfluss auf das Land am Meer, Kaufleute um die wirtschaftliche Macht. Können sich die Geschwister in dieser schwierigen Situation behaupten?

Meine Meinung:
In diesem Buch begleiten wir einen calvinistischen Glaubenskrieger mit seinen Kindern auf ihrem Weg, der immer wieder von den katholischen Soldaten Lazarus und Diego gekreuzt wird. Wim fällt bald einem Mordanschlag zum Opfer und die Kinder müssen sich als Waisen in Amsterdam durchschlagen. Es ist ein schwieriger und steiniger Weg, den die Autorin mit vielen Episoden nachzeichnet. Besonders gefallen hat mir die Figurenzeichnung mit vielen dunklen Flecken, die Raum für viele Überraschungen bietet. Neben den Glaubenskriegen steht die Entwicklung der Stadt Amsterdam im Mittelpunkt des Geschehens. Das tägliche Leben jener Zeit wird in aller Härte glaubhaft gezeichnet. Während die reichen Adligen und Kaufleute in Luxus schwelgen hat die Masse der Menschen kaum genug zum Leben. Religiöse Motive sind oft dominierend, aber gerade die Kaufleute suchen eigene Wege zum Wohlstand. Die Hauptfigur Vincent wirkt sympathisch und zunehmend nachdenklich im Hinblick auf Gewaltbereitschaft und Unversöhnlichkeit der Glaubensrichtungen. Aber auch seine Gegenspieler handeln glaubhaft und nachvollziehbar. Immer wieder streut die Autorin historische Elemente in die Handlung ein und beschreibt den unerbittlichen Machtkampf um die Vorherrschaft in Europa und der Welt.
Der Schreibstil ist angenehm und lässt den Leser in die damalige Welt eintauchen. Die Episodenauswahl gibt ein umfassendes Bild der Zeit und der Vorgänge in Amsterdam. Natürlich spielen auch Liebesgeschichten mit mehr oder weniger gutem Ausgang eine Rolle.

Fazit:
Mich hat dieses Buch mit seinem Mix aus Historie und glaubhaft beschriebenem Leben ausgezeichnet unterhalten. Deshalb vergebe ich gerne fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Mehr Roman als Kriminalerzählung

Die schwarzen Tränen von Sines
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Buchmeinung zu Claudia Santana – Die schwarzen Tränen von Sines

„Die schwarzen Tränen von Sines“ ist ein Kriminalroman von Claudia Santana, der 2020 im Aufbau Taschenbuch Verlag erschienen ist. Dies ist ...

Buchmeinung zu Claudia Santana – Die schwarzen Tränen von Sines

„Die schwarzen Tränen von Sines“ ist ein Kriminalroman von Claudia Santana, der 2020 im Aufbau Taschenbuch Verlag erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für den portugiesischen Inspekror Nuno Cabral.

Zum Autor:
Claudia Santana wurde in Hamburg geboren und lebt heute in Norderstedt. Der Liebe wegen kam sie 2009 zum ersten Mal nach Portugal. Schon bald war sie fasziniert von der Gelassenheit und Freundlichkeit der Menschen in der Hafenstadt Sines, wo die Familie ihres Mannes lebt. Für sie ist das Land wie eine Schatzkiste voller alter Geschichten, morbide und geheimnisvoll.

Klappentext:
Archäologen entdecken bei Ausgrabungen in der Hafenstadt Sines alte Skelette und finden dabei einen Hinweis auf eine erst seit Kurzem vermisste Person. Wie ist das möglich? Dann werden zwei Leichen gefunden, darunter die des Vermissten, und Inspektor Nuno Cabral übernimmt die Ermittlungen. Wie hängen die beiden Morde zusammen? Bald gerät die Umweltaktivistin Teresa Pinto, auf die er ein Auge geworfen hat, unter Verdacht. Als Cabral an den Leichen seltsame Symbole bemerkt, beginnt er die grausame Wahrheit zu begreifen. Aber kann er einen weiteren Mord verhindern?

Meine Meinung:
Die Ereignisse werden aus der Sicht der Hauptfigur Nuno Cabral geschildert. Mich hat diese Figur gefesselt und überzeugt. Es gibt einen Toten gleich zu Beginn und einen weiteren Toten im späteren Verlauf, und doch hatte ich das Gefühl, dass sie lange Zeit nur Beiwerk waren. Aber dies wird durch die Faszination der Hauptfigur und der Atmosphäre der Küstenstadt und ihrer Bewohner mehr als kompensiert. Nuno Cabral ist ein schwieriger Charakter, der seine Mitmenschen oft vor den Kopf stößt und dies später bedauert. Er geniest das Leben in vollen Zügen, isst und trinkt gerne, auch gerne mal zu viel. Auch einer schnellen Affäre ist er nicht abgeneigt. Er hat ein paar gute Freunde, meist ältere Menschen, die ihn immer wieder in die richtige Richtung stupsen. Und doch ist er ein oft einsamer Mensch, der sich nach Wärme und Zuneigung sehnt. Bei seinen Ermittlungen spricht er mit vielen Beteiligten, aber in seinem Kopf will kein klares Bild entstehen, bis er eine Idee hat. Um den Mörder zu überführen, geht er hohes Risiko, aber irgendwie passt es zu ihm.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und vermittelt viel Atmosphäre und viele Emotionen. Der Kriminalfall kommt nur langsam ins Rollen, aber trotzdem hat mich die Geschichte durch ihre Figurenzeichnung und die Atmosphäre überzeugt.

Fazit:
Der Kriminalroman punktet vor allem mit seiner Hauptfigur und der atmosphärischen Erzählung. Ich bin zum Fan dieser Serie geworden, vergebe deshalb fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde ruhiger und atmosphärischer Erzählungen aus.

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Veröffentlicht am 28.10.2020

Düster, ruhig und süchtig machend

Rauchland
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Buchmeinung zu Tom Finnek – Rauchland

„Rauchland“ ist ein Kriminalroman von Tom Finnek, der 2020 bei beTHRILLED erschienen ist. Dies ist der vierte Band der Münsterlandreihe um Heinrich Tenbrink und Maik ...

Buchmeinung zu Tom Finnek – Rauchland

„Rauchland“ ist ein Kriminalroman von Tom Finnek, der 2020 bei beTHRILLED erschienen ist. Dies ist der vierte Band der Münsterlandreihe um Heinrich Tenbrink und Maik Bertram.

Zum Autor:
Tom Finnek (Pseudonym des Autors Mani Beckmann) wurde 1965 in Westfalen geboren und lebt als Filmjournalist, Drehbuchlektor und Schriftsteller in Berlin. Unter dem Namen Mani Beckmann erschienen neben einigen Berlin-Krimis seine historischen Moor-Romane, die im Münsterland angesiedelt sind. Unter dem Pseudonym Tom Finnek schreibt er seit 2009 historische London-Romane und Münsterland-Krimis. Tom Finnek/Mani Beckmann ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

Klappentext:
In einer kalten Rauhnacht, nahe der niederländischen Grenze: Ein alter Bauernkotten steht lichterloh in Flammen, und die Leiche des Bauern liegt ­mit eingeschlagenem Schädel vor dem Haus. Oberkommissar Maik Bertram und seine Kollegen können den vermeintlichen Mörder bald fassen: Schultewolter, der vor Jahren auch den inzwischen pensionierten Heinrich Tenbrink niedergeschlagen hat. Doch Zeugen haben gesehen, wie Schultewolter den Toten aus dem brennenden Haus gezerrt hat. Warum würde ein Mörder sein Opfer retten wollen?

Meine Meinung:
Auch dieses Buch überzeugt wie die Vorgänger durch die gelungene Mischung zwischen Kriminalfall und Weiterentwicklung der Figuren. Auch wenn das Buch für Neueinsteiger verständlich bleibt, so ist die Kenntnis der Vorgänger von Nutzen. Die beiden Hauptfiguren sind tief gezeichnet und haben die ein oder andere Macke. Einige Aspekte werden aufgegriffen und weitergeführt. Dabei schont der Autor seine Helden nicht, gönnt ihnen aber auch erholsame Passagen. Einige typisch münsterländische Traditionen und Verhaltensweisen sind gelungen in die Handlung integriert. Der Fall kommt erst langsam in Bewegung und Bertram und Tenbrink nähern sich ihm auf recht unterschiedlichen Wegen. Der pensionierte Tenbrink sucht Gespräche auch an ungewohnten Orten, während Bertram eher auf klassische Polizeiarbeit setzt. Beide tauschen sich aber aus und so entflechten sie das Dickicht. Über große Strecken wird der Roman von dunklen Themen beherrscht, die nur sparsam von viel Atmosphäre und gelegentlichen amüsanten Episoden aufgelockert werden. Die Figuren bieten aber weiterhin Raum für Überraschungen und ich glaube, dass die Geschichte der beiden ungleichen Ermittler noch nicht auserzählt ist.

Fazit:
Mich haben Tenbrink und Bertram wieder in ihren Bann gezogen. Dazu gibt es viel Atmosphäre, einen durchaus ansprechenden Kriminalfall und etliche Überraschungen in der Entwicklung der Figuren. Gerne vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 15.10.2020

Ein grandioses Hörerlebnis

Fräulein Gold: Scheunenkinder
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Buchmeinung zu Anne Stern – Fräulein Gold: Scheunenkinder

„ Fräulein Gold: Scheunenkinder“ ist ein historischer Roman von Anne Stern, der 2020 im Rowohlt Verlag erschienen ist. Das leicht gekürzte Hörbuch ...

Buchmeinung zu Anne Stern – Fräulein Gold: Scheunenkinder

„ Fräulein Gold: Scheunenkinder“ ist ein historischer Roman von Anne Stern, der 2020 im Rowohlt Verlag erschienen ist. Das leicht gekürzte Hörbuch wird von Anne Thalbach gelesen und ist 2020 im Argon Verlag erschienen.

Zum Autor:
Anne Stern wurde in Berlin geboren, wo sie auch heute mit ihrer Familie lebt. Nach dem Studium der Geschichte und Germanistik promovierte sie in deutscher Literaturwissenschaft und arbeitete als Lehrerin in der Lehrerbildung.

Sprecher:
Anna Thalbach stand bereits mit sieben Jahren das erste Mal für einen Kinofilm vor der Kamera. Seitdem arbeitet sie gleichermaßen erfolgreich für Theater, Film und Fernsehen. Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme ist Anna Thalbach eine der gefragtesten Hörbuchsprecherinnen.

Klappentext:
Berlin, 1923. Hebamme Hulda Gold wird zu einer Geburt ins Scheunenviertel gerufen. Die jüdische Familie lebt nach ihren ganz eigenen, strengen Regeln, aber Hulda gewinnt das Vertrauen der jungen Mutter. Und als das Neugeborene nach wenigen Tagen verschwindet, wird sie unvermittelt in die rätselhafte Suche verstrickt. Denn wie kann ein Kind in dieser engen Gemeinschaft einfach so verschwinden? Bald zeigt sich, dass auch die Berliner Polizei nach Kinderhändlern fahndet. Kann Kommissar Karl North helfen, das Neugeborene zu finden? Als sich der Judenhass der Berliner Nazis in einem Pogrom entlädt, gerät Hulda selbst in höchste Gefahr.

Meine Meinung:
Wie schon der erste Band vermittelt auch dieses Buch viel Atmosphäre und zusammen mit der Sprecherin werden die Figuren lebendig. Die Charaktere sind mit vielen Grautönen gezeichnet und bieten deshalb auch viele Überraschungen. Berufsbedingt ist Hulda recht selbstständig und kommt viel in ihrem Viertel herum. Sie hat ein Auge für ihre Umwelt und führt selbst auch kein sorgloses Leben, aber es reicht immer noch und das ist mehr als bei vielen anderen Berlinern. Diesmal hat sie auch im Scheunenviertel zu tun, in dem die Not vieler Menschen mit osteuropäischer Abstammung noch großer ist, Als das Kind der von ihr betreuten Mutter verschwindet und niemand etwas unternimmt, wird Hulda aktiv. Wieder ermittelt auch ihr Bekannter, der Kommissar Karl North, in einem ähnlichen Fall. In privaten Dingen läuft es für Hulda eher durchwachsen. Sie und Karl führen eine unregelmäßige Beziehung mit etlichen Aufs und Abs, weil beide wohl eine feste Beziehung fürchten. Hulda findet in der Apothekerwitwe Elli eine neue Freundin, die sich vor allem über die zu gering geschätzte Rolle der Frauen austauschen. Auch der wachsende Einfluss der Braunhemden wird deutlich, nicht nur auf der Straße sondern auch im Hintergrund.
Die Erzählung ist lebendig und vermittelt viel Atmosphäre. Sorgen und Nöte der Menschen kommen zu Wort, aber auch Momente der Freude. Hulda wirkt überaus sympathisch und fast bedauernd nimmt man die Entwicklung der persönlichen Verhältnisse zur Kenntnis. Fast alle Figuren sind tief gezeichnet mit vielen Grautönen und bieten Raum für überraschende Entwicklungen. Der Kosmos um Hulda Gold hat mich eingefangen.

Fazit:
Das Berlin der 20-er Jahre wird auch in diesem Buch lebendig und wieder dient ein Kriminalfall als Bindeglied. Spannende Figuren und eine interessante Handlung sorgen für einen Lese- und Hörgenuss. Die Vorleserin Anna Thalbach macht einen ausgezeichneten Job. Deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus. Ich fiebere der Fortsetzung entgegen.

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