Cover-Bild Die Perfekten
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ONE
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 608
  • Ersterscheinung: 25.08.2017
  • ISBN: 9783846600498
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Caroline Brinkmann

Die Perfekten

Rain ist ein Ghost. Sie lebt außerhalb des Systems. Seit ihrer Geburt ist sie auf der Flucht vor den Gesegneten, einer perfekten Weiterentwicklung der Menschen, die mit eiserner Hand regieren und das Volk unterdrücken. Rain weigert sich jedoch, sich ein Leben lang zu verstecken, und begeht einen fatalen Fehler. Sie bricht die wichtigste Regel der Ghosts: Vertraue niemandem!

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.01.2018

Großartige Dystopie!

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Großartige Frauen schreiben großartige Bücher mit großartigen Protagonisten und großartigen Sidekicks. Während ich also überlege, wie ich an eine Fuchsmanguste komme, dürft ihr eine ausführlichere Erkärung ...

Großartige Frauen schreiben großartige Bücher mit großartigen Protagonisten und großartigen Sidekicks. Während ich also überlege, wie ich an eine Fuchsmanguste komme, dürft ihr eine ausführlichere Erkärung für all diese Großartigkeit lesen.

Könntest du dir vorstellen ein Leben als Außenseiter zu führen? Du darfst niemanden trauen. Du darfst noch nicht einmal von anderen gesehen werden. Täglich bewegst du dich zwischen den Schatten, um deinen Häschern zu entgehen; ein Leben auf der Flucht, das du dir gar nicht ausgesucht hast.
Genau so ein Leben führt Rain, denn sie ist ein sogenannter Ghost. Für die Gesellschaft existriert sie gar nicht, da sie nicht registriert, nicht im System erfasst und somit illegal ist. Denn im Land Hope wird man anhand einer Tätowierung am Handgelenk identifiziert und klassifiziert, denn hier sind deine Gene alles! Sie bestimmen, was du wert bist. Sie bestimmen, welchen Beruf du ergreifen darfst und sie bestimmen deine Lebensqualität. Während eine Drei, die meist krank und mit Makeln behaftet sind, nur niedere Arbeiten erledigen dürfen, kann eine Eins auf ein Leben in Zufriedenheit, Wohlstand und Erfolg hoffen. Und dann gibt es da noch die Gesegneten; die, die über allen anderen stehen. Genetisch völlig fehlerfrei und perfekt sind sie die Herrschenden in Hope. Doch sind sie wirklich so unanstastbar und unerreichbar, wie es auf den ersten Blick scheint?

Was mich auf jeden Fall auf den ersten Blick überzeugen konnte, war das Cover. Ich mag den stechenden Blick aus den grünen Augen, den Kontrast zu der pinken Schrift und die düstere Stimmung, die mich erfasst, wenn ich es ansehe. So bin ich schon perfekt gewappnet für die Reise nach Grey, den Bezirk, in dem Rain mit ihrer Mutter Storm lebt. Besonders toll finde ich ja das Lesebändchen. Mit solchen Details kriegt man mich ja, bevor ich auch nur ein Wort gelesen habe! Ich liebe Lesebändchen einfach total und somit halten wir fest: die Verpackung stimmt, aber was ist mit dem Inhalt?

Die Protagonistin Rain war mir vom ersten Satz an sympathisch. Sie ist eine Kämpferin, schlägt sich durch und sehnt sich dabei dennoch nach mehr. Sie hat das Leben als Außenseiterin satt, wünscht sich Kontakt zu anderen Menschen und weiß doch, dass es sie und ihre Mutter das Leben kosten könnte. Aber dann trifft sie auf Lark und seine Schwester Rose; Normalität scheint plötzlich zum Greifen nah, bis Rain auf einmal fast alles verliert, das ihr wichtig ist.

Doch ganz allein sind Storm und ihre Tochter trotzdem nicht, denn eine kleine, gefräßige und äußerst launische Fuchsmanguste ist praktisch ständig an Rains Seite: Pi. Ich war sofort verliebt in den niedlichen Schlingel und konnte gar nicht genug bekommen von dieser kleinen Kratzbürste! Generell hat Caroline ein Händchen dafür ihren Charakteren Tiefgang zu verleihen und ihnen Leben einzuhauchen.
Dazu trug natürlich auch der Schreibstil der Autorin bei. Ihre bildliche Sprache gab mir das Gefühl selbst in Grey zu sein, den Smog in den Lungen zu haben, den Ruß auf meiner Haut zu spüren, der sich wie eine Maske darüberlegte. Ich ging beim Lesen völlig in dem Buch auf und war wie gefesselt, denn zwischen all dem Rauch und Smog von Grey ließ Caroline immer wieder ihren Humor durchblitzen und brachte mich so auch das ein oder andere mal zum Schmunzeln. Liebe Grüße an dieser Stelle an diesen komischen Herr Weihnachtsmann, der Zimt so gern mag.

Auch die Handlung ließ bei mir keine Wünsche offen. Natürlich ist man bei einer Dystopie irgendwie eingeschränkt, um dem Genre gerecht zu werden. Dennoch wurden immer wieder neue, großartige Aspekte eingebracht, die mich staunen ließen und teils wirklich unerwartet kamen und ich würde euch so gern so vieles erzählen, das ich richtig toll fand, aber ich würde euch einfach gnadenlos spoilern und das wiederum kann ich euch nicht antun. Man muss diese Story selbst erleben und entdecken, denn nur dann kann man sie auch fühlen.

Daher habe ich auch nicht mehr zu sagen. Mir fiel es wirklich schwer Die Perfekten in Worte zu fassen, denn bisher habe ich es immer kommentarlos empfohlen und somit zählt es für mich klar zu den Lesetipps!

Veröffentlicht am 01.11.2017

Tolle Dystopie

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Meinung:
Rain lebt in einer Welt, in der sie eigentlich gar nicht existieren darf. Sie ist ein Ghost und taucht somit im System nicht auf. Jeden Tag muss sie um ihr Leben fürchten und muss sich vor dem ...

Meinung:
Rain lebt in einer Welt, in der sie eigentlich gar nicht existieren darf. Sie ist ein Ghost und taucht somit im System nicht auf. Jeden Tag muss sie um ihr Leben fürchten und muss sich vor dem System verstecken. Eines Tages lernt sie allerdings Larke kennen und einer ihrer obersten Regel ist, vertraue niemanden und diesmal macht sie aber einen fatalen Fehler. Rains Leben steht ab sofort Kopf.

Rain ist ein starker Charakter. Sie musste schon früh lernen, dass sie nicht zum System gehört und musste viele Dinge deshalb ertragen. Immer wieder musste sie mit ihrer Mom umziehen und ein Leben im verborgenen Führen. Natürlich hätte sie gerne Freunde gehabt und würde gerne in die Schule gehen aber das geht einfach nicht. Eines Tages lernt sie Larke kennen und sie sollte sich von ihm fernhalten aber die beiden treffen sich auf irgendeiner Weise immer wieder. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Rain hat große Angst und wird alle dafür tun, um gewisse Sachen zu verhindern. Dann findet sie aber etwas heraus, womit sie nie gerechnet hat. Sie muss sich entscheiden, für welchen Weg sie sich letztlich entscheiden will und muss dabei große Hindernisse nehmen.

Mir hat die Welt von Anfang an zugesagt. Sie ist gut beschrieben und man kann sich alles vorstellen. Zu Rain hatte ich auch sofort eine Verbindung und war gespannt, was ich mit ihr alles erleben werde. Was dann im Laufe der Geschichte so passiert, damit habe ich keinesfalls gerechnet. Ein paar Dinge konnte man erahnen aber dies war nicht weiter schlimm. Im Mittelteil gab es dann mal so 100 Seiten für mich eine Länge. Es war sehr langatmig und es kam nicht so richtig voran die Geschichte aber was danach passiert, einfach nur großartig.

Fazit:

Eine Dystopie die mich absolut packen und mitnehmen konnte. Eine Protagonistin, die über sich selbst hinauswächst und ein System, dass endlich zu Fall gebracht werden soll. Bis auf eine Länge in dem Buch, ist es eine umwerfende, fesselnde und atemberaubende Geschichte.

Bewertung:

Cover: 5/5
Klappentext: 5/5
Inhalt: 4,5/5
Schreibstil: 4,5/5
Gesamtpaket: 4,5/5

4,5 von 5 Sterne

Veröffentlicht am 03.09.2017

"Unwetter haben keine Angst!"

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Allgemeines:

Titel: Die Perfekten
Autor: Caroline Brinkmann
Verlag: ONE, Imprint der Bastei Lübbe AG (25. August 2017)
Genre: Dystopie
ASIN: B071F17NDH
ISBN-10: 3846600490
ISBN-13: 978-3846600498
Seitenzahl: ...

Allgemeines:

Titel: Die Perfekten
Autor: Caroline Brinkmann
Verlag: ONE, Imprint der Bastei Lübbe AG (25. August 2017)
Genre: Dystopie
ASIN: B071F17NDH
ISBN-10: 3846600490
ISBN-13: 978-3846600498
Seitenzahl: 608 Seiten
Preis: 18€ (Gebundene Ausgabe)
13,99€ (Kindle-Edition)



Inhalt:

"Mein Name ist Rain. Ich gehöre zu denen, die man Ghosts nennt. Mit meiner Mutter lebe ich außerhalb des Systems. Wir sind unsichtbar. Über uns allen thronen die Gesegneten. Sie gelten als perfekt. Aber das bin ich auch!"

Rain und ihre Mutter Storm sind auf ständiger Flucht vor den Gesegneten, einer perfekten Weiterentwicklung der Menschen, die das Land Hope regieren. Wie für alle Menschen, die aufgrund ihrer Gene in der perfekten Welt keinen Platz haben, ist die einzige Chance zu überleben, dass sie unsichtbar bleiben. Rain missachtet diese Regel und schließt Freundschaft mit dem Jungen Lark. Doch gerade, als sie beginnt, ihn in ihr Herz zu lassen, verrät er sie an die Soldaten der Gesegneten. Eigentlich wäre das ihr sicheres Todesurteil, doch stattdessen erfährt Rain etwas Unglaubliches. Sie ist gar kein Ghost. Sie ist perfekt. Eine Gesegnete.



Bewertung:


Als ich den Klapptext dieses Buches gelesen habe, wusste ich gleich: das wird gut! Und mein erster Eindruck hat mich nicht getäuscht. Gerade in Zeiten, in denen billige Dystopien, die sich gleichen wie ein Haar dem anderen den Markt überschwemmen, um noch ein kleines bisschen Erfolg vom Dystopien-Hype abzukriegen, bin ich umso begeisterter, wenn ich einmal ein wirklich originelles Beispiel dieses Genres finde, das mich überzeugen kann. Und dieses Buch hat mich überzeugt. Ein wenig wie "Legend" von Marie Lu, ein wenig wie die berühmten "Hunger Games" von Susanne Collins, ein wenig wie "Die rote Königin" von Victoria Aveyard und ganz viel ganz anders.


"Sie ist Rain. Der Regen. Der Neuanfang."


Das Cover ist sehr hübsch anzusehen und passt sehr gut. Der weiß-pinke Titel ist sehr dominant und füllt die gesamte Größe des Coverbildes aus, dahinter ist das Gesicht eines Mädchens zu sehen. Mit der Kapuze und dem Titel sieht es ein wenig aus, als wolle sie sich verstecken. Die strahlendgrünen Augen sind mit dem Titel die einzigen Farbklecke auf dem sonst grauen Hintergrund. Dass alles so dunkle gehalten ist, passt gut zu den Aschewolken Greys, dem hauptsächlichen Setting, die linke untere Ecke bildet ein Lichtblick, der dann für Aventin stehen könnte. Eigentlich störe ich mich an echten Personen auf Coverbildern, doch dieses Gesicht passt für mich sehr gut zu Rain - mit dem direkten Blick, der den Leser geradewegs anzusehen scheint, der dunklen Kapuze und den stimmigen Körpermerkmalen wird sie gut wiedergegeben. Die gebundene Ausgabe ist außerdem sehr groß und angenehm zu lesen bedruckt und kann mit einem Lesebändchen punkten, das dieselbe Farbe trägt, wie der Titel auf dem Cover. Auch der Klapptext gefällt mir gut - er bringt den Leser zusammen mit der sonstigen Gestaltung schon mal in die düstere Science-Fiction Stimmung über das Schicksal eines Mädchens in der Ungerechtigkeit des Landes Hope.


Erster Satz: "An Rains Sechzehntem Geburtstag nahm ihre Mutter sie in den Arm und flüsterte: "Für mich bist du perfekt."


Zu Beginn meiner Rezension habe ich gesagt, das Buch sei mal wieder eine gute Dystopie. Mit gut meine ich gut ausgearbeitet, gut nachvollziehbar und vor allem gut rückzubeziehen. Denn was soll eine Dystopie denn eigentlich tun außer zu unterhalten? Ein pessimistischen Zukunftsbildes zeichnen, welches auf bedenkliche Entwicklungen der Gegenwart aufmerksam machen, vor deren Folgen warnen oder auf aktuelle Missstände hinweisen soll. Und das passt hier alles. Neben dem dystopischen Weltbild sind auch Dinge wie technische Neuerungen und Erfindungen gar nicht soweit hergeholt und gut vorstellbar. So wirkt der dargestellte Weltenentwurf greifbar und realistisch. Die Handlung verwirrt, verstört, verzaubert wie die großen Reihen der Dystopien - jedoch ohne diese kopieren zu wollen. Obwohl unsere Wirklichkeit (noch) nicht dem entspricht, was hier beschrieben wird, kann man sich doch zumindest vorstellen, dass wir uns irgendwann dorthin entwickeln könnten – und das ist eine unbehagliche Vorstellung, die genau das erfüllt, was ich mir von einer guten Dystopie erwarte.


"Du bist der Regen", flüsterte ihre Mutter. "Die Hoffnung." "Ich bin nichts, nur ein Schatten", flüsterte Rain. "Alles beginnt mit einem Tropfen. Einem Tropfen, dem Milliarden weitere Tropfen folgen."


Die ungerechte Welt, die die Autorin hier erschaffen hat, ist diesmal vor allem auf die Gene der Menschen bezogen, nach deren Qualität sie ihren Platz in der Gesellschaft zugewiesen bekommen. Während die herrschenden Gesegneten in Luxus leben und nur die G Einsen auf einen Aufstieg hoffen dürfen, wird den unteren Klassen, den Zweien und Dreien der Zugang zu genug Nahrung, sauberem Trinkwasser, Medikamenten und Bildung versperrt. Schließlich streben die Gesegneten eine Welt an, in der Zweien und Dreien ausgestorben und alle ein perfektes genmaterial vorzuweisen haben. Diese Idee ist evolutionsbiologisch eigentlich sinnvoll und auch gut erklärt, bietet aber vor allem Stoff für viele Diskussionen. Wie kann man Gene nach Qualität unterscheiden? Und ist der gesamte Genpool der Menschheit, die Ausrottung von Krankheiten und der Aufbau einer stabilen, friedlichen Welt nur zu schaffen, in dem "minderwertige Menschen" durch Geringschätzung aussortiert werden, indem sie früher sterben und sie sich nicht fortpflanzen dürfen?


„Nicht die Gene machen einen Menschen perfekt, sondern sein Wesen.
Vergiss das nicht, mein Herz."


In krassem Gegensatz dazu stehen die Gesegneten, die Perfekten Herrscher Aventins. Wunderschöne, gesunde, starke und intelligente Supermenschen, die das Land regieren, gottgleich verehrt werden und im Luxus leben, während die Arbeiter in den ärmeren Zirkeln sich die Lunge verätzen, weil in den Fabriken keine Filteranlagen installiert sind. Und all das in einem Land das „Hope“ heißt – was für eine Ironie! Diese heftigen Unterschiede in der Bevölkerung an sich sind sehr mitreißend erklärt und das Leid, in dem die Menschen leben weckt in jedem Leser seinen Gerechtigkeitssinn. Die Welt ist schlüssig und nicht überquellend mit Details aufgebaut, einige für die erste Handlung unwichtige Infos und Bereiche des Lebens werden einfach weggelassen. Da das Buch in naher Zukunft noch eine Fortsetzung erhalten soll, ist das aber verständlich und zu entschuldigen.


"Kennst du den Geist,
der sich nachts umhertreibt?
Er singt mit dem Regen,
wild und verwegen.
Er trommelt den Takt,
den Takt, den die Freiheit,
nur für ihn bereit hat."


Super fand ich auch die Darstellung der "alten Zeit", also unserer Gegenwart. Es wird gesagt, dass die Menschen den Planeten ausgesaugt und ausgebeutet haben und sich dann um die letzten Überreste noch bekriegten, was die ganze Erde zerstört hat, auf der anderen Seite berichtet Rain aber auch wehmütig von dieser Vergangenheit und stellt sie sich schön vor. Sie liest Bücher, in denen ein "gewisser Herr Weihnachten" gerne viel Zimt benutzt und wundert sich über die Fantasien der Menschen, die sich Geschichten ausdachten, die sie nicht versteht und wundert sich über den Einfluss des mächtigen Donalds, dessen Name sie überall auf alten Ruinen findet (McDonalds). Die vielen kleine Anspielungen machen das Buch wirklich besonders und lockern und dunkel Atmosphäre etwas auf.


"Sie eilte zum Fenster und presste ihre Stirn gegen das Glas. Für einen Moment stellte sie sich vor, wie es wohl wäre, fliegen zu können. Fliegen wie die Menschen mit den Flügeln, die Rose so geliebt hatte. Plötzlich verstand sie, warum sich jemand etwas Derartiges ausdachte. Es war der Wunsch frei zu sin. Frei wie ein Vogel."


Dazu trägt auch der Schreibstil seinen Teil bei. Wie bei vielen Jugendbüchern ist er recht schlicht. Besonders aufgefallen ist mir jedoch, dass speziell verkommene Wörter oder Neuheiten wie zum Beispiel das Nutztier "Kaf" (Kreuzung aus Schaf und Kuh) nicht genauer erklärt werden, als wüssten wir Leser automatisch bescheid. Manche Wörter werden einfach wie beiläufig eingestreut und erst viel später oder gar nicht erklärt. Das fand ich wirklich interessant, denn man konnte sich eigentlich immer erschließen, was gemeint war. Einzig der Ausruf "Kallisto", der ständig vorkommt, hat mich dauerhaft verwirrt, bis ich dann darauf gekommen bin, dass er einfach einen Fluch darstellte. Neben diesen Kleinigkeiten vermochte er der flüssige und sehr lebhaft geschriebene Stil, mich durchgängig zu fesseln. Angesichts der 600 Seiten war ich am Anfang etwas skeptisch, doch ich flog irgendwann geradezu durch die Handlung, ohne auf die Seitenzahlen zu sehen und war - schwups - plötzlich am Ende.


"Wie jeder von uns hast du nur einen Platz auf dieser Welt gesucht, und du hast ihn in meinem Herzen gefunden."


Neben den Genen gibt es noch eine weitere Unterteilung des Landes Hope - geographisch in verschiedene Zirkel. Hier wurde ich dann doch sehr an Panem erinnert, die 'goldene' Hauptstadt Aventin, in der die Reichen, Schönen und Priviligerten wohnen und von dort aus regieren erinnerte mich an das "Kapitol". Die verschiedenen Zirkel, die jeweils für einen bestimmten Bereich zuständig sind und dementsprechend benannt wurden, sind den "Distrikten" sehr ähnlich. Neben landwirtschaftlich geprägten Gebieten wie Green oder Azure, dem reichen Kultursektor Ruby, den Minenzirkeln Pitch, und nicht zuletzt Aventin, der goldene Hauptstadt der Gesegneten und Begabten spielt die Haupthandlung vor allem in dem kleinen Fabrikzirkel Grey, der wie der Name schon verrät grau, trist und trostlos ist. Mit der vom Smog der Maschinen verseuchten Luft, der Asche auf den Straßen, der hungernden Bevölkerung und den vielen krankheitsverbreitenden Werratten ist die Stadt keineswegs ein schöner Ort zum Verweilen, so ist es nicht verwunderlich, dass sich hier die Brutstädte eines Widerstandes bildet. Den zunehmenden Einfluss der Rebellen auf die Einwohner Greys sind wirklich gut dargestellt. So kann man gut mit verfolgen, wie die Unzufriedenheit und Unmut über die Regierung die Menschen in die Arme der Rebellen treibt. Die Rebellen nennen sich Spines, die "Wilden, Freien, Echten und Gerechten", die endlich mehr Gerechtigkeit von der Herrschern aus Aventin fordern und dabei Angst, Schrecken und Tod verbreiten. In dieser Welt zwischen skrupellosen, verzweifelten Rebellen und mächtigen, eiskalten Gesegneten leben die beiden Hauptcharaktere Lark und Rain, die beide etwas anders denken und sich an die Hoffnung klammern, irgendwann aus Grey herauszukommen und in der Gesellschaft aufzusteigen. Doch der Smog und die Verzweiflung zwingen sie zu schrecklichen Taten, die sie in ganz andere Richtungen treiben, als gedacht... eine düstere Geschichte voll Hoffnung, Andersartigkeit, Ungerechtigkeit und einem Kampf um die Freiheit beginnt.


"Du erinnerst die Menschen an etwas, das vor langer Zeit verloren ging."
"An was?"
"An Märchen. Daran, dass das Unmögliche möglich ist. Die Augen von Hope sind auf dich gerichtet. Du bist vom Ghost in den Himmel gestiegen, als wären dir über Nacht Flügel gewachsen. Du bist aus der Asche emporgestiegen, um uns Hoffnung auf ein besseres Leben zu geben. Du bist der Samen, der in den Köpfen und Herzen der Menschen wächst und blüht. Der Samen einer Idee."
"Einer Idee?"
"Die Idee, dass auch die Ärmsten fliegen können. Bishop presste seine Finger auf sein Herz. "Die Idee, dass sich die Welt ändern kann. Du kannst die Welt ändern!"


An seiner Spitze steht die junge Rain. Als rechtlose Ghost, einem nicht registrierten Mensch, der durch die unerlaubte Fortpflanzung von der niederen Klasse entstanden, wird sie gejagt und hat nicht die Erlaubnis zu Existieren. Aus ihrer Perspektive wird berichtet, jedoch bietet die personale Erzählsicht mal eine erfrischende Abwechslung zum ewigen Ich-Erzähler, der bei Jugendbüchern dominiert. Rain ist eine Kämpferin. Eine wirklich sympathische junge Frau, die für ihre Prinzipien einsteht und versucht, das Richtige zu tun. Ihre Mutter Storm, mit der sie sich auch ohne Worte versteht, hat sie zu einer taffen, selbst denkenden und zielstrebigen Frau erzogen, die sich nicht über ihr Leben beschwert, obwohl sie dazu allen Grund hätte. Denn das junge Mädchen hat es nicht leicht, ist es gewohnt nirgends zuhause zu sein, ständig abhauen zu müssen und ein Dasein im Schatten führen zu müssen. Täglich kämpft sie um ihr Überleben im Smog Greys, hat sich dafür ein gesundes Misstrauen fremden Menschen gegenüber angelegt und kennt die Tricks, wie man nicht auffallen kann. Umso schwerer fällt es ihr, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, als herauskommt, dass sie eine Gesegnete ist. Perfekt, wunderschön, von ihrer Mutter entführt und in ein Leben als Schatten gezwungen. Bam! Dieser Schlag ins Gesicht sitzt und ihr Weltbild ist aus den Fugen geraten. Umso beeindruckender ist es, wie sie sich von den geänderten Umständen nicht unterkriegen lässt, sondern weiter für den Frieden kämpft - als Rajana, die verschollene Prinzessin, die aus der Asche aufstieg und so den einfachen Menschen Hoffnung schenkt. Ihre Waffen sind nicht mehr ihre Fäuste und ein Elektroschocker, sie kämpft stattdessen mit Worten, Outfits und Auftritten. Doch der Hass und die Angst sitzen tief in den Herzen der Bürger Hopes. Bald muss sie sich entscheiden, was sie sein will. So lässt sich weitere Gewalt nicht verhindern, und der Krieg macht auch nicht vor den Mauern Aventins Halt.


"Ich gebe dir die Möglichkeit, frei zu wählen, was du sein willst. Wild oder gezähmt? Gerecht oder gesegnet? Rain oder Rajana?"


Der zweite Protagonist, dessen Sichtweise Rains manchmal abwechselt, ist Lark. Auch wenn der junge Mann eine G1 ist und ein halbwegs sicheres Leben führt, hat er es nicht leicht. Er will es unbedingt zu einem guten Job bringen, damit er mit seiner Familie in Sicherheit außerhalb von den giftigen Dämpfen Greys leben kann und sich die wichtigen Medikamente für seine kleine Schwester Rose - eine kranke G3 - leisten kann. Deshalb wird er Anwärter auf eine Ausbildung zum Sentinal, der Polizei Hopes, die für Recht und Ordnung sorgen soll. Doch seine Geheimnisse bringen ihn in einen Zwiespalt, der ihn fast kaputt macht, denn Schatten aus seiner Vergangenheit haben noch eine Rechnung mit ihm offen, die ihn zu schrecklichen Taten zwingen. Nicht zuletzt, die junge Frau zu verraten, die er gerade kennengelernt hat und die ihn seltsam berührt - Rain.
Auch er ist ein sehr starker Charakter, der von seiner Vergangenheit und der Dunkelheit Greys geprägt wurde. Gleichzeitig ist er aber auch ein Familienmensch und kümmert sich um seine kranke Schwester, die er über alles liebt. Für sie begeht er dunkle Deals und macht eine Menge Fehler. Je mehr man Lark kennenlernt, umso besser versteht man sein Denken und Handeln. Er ist motiviert, stark und bereit, alles für die zu tun, die er liebt: Koste es, was es wolle.


"Wir sind in der Asche geboren, aber wir werden nicht in ihr sterben, richtig?" "Richtig." Sein Handrücken streifte den ihren, und für einen Moment wagten sie zu träumen. Von Zitronenkuchen. Und einer anderen Welt."


Neben den beiden Hauptprotagonisten bezaubern uns noch eine ganze Reihe super gezeichneter Nebencharaktere, die alle einen schönen Teil der Geschichte einnehmen.
Mein Liebling ist mit Abstand Rose, die kleine süße Schwester von Lark. Mit ihrer herzlichen, leicht schrägen und unschlagbar positiven Art ist sie einfach liebenswert. Obwohl sie es nicht leicht hat, lässt sie den Kopf nicht hängen und ihre übersprudelnde Fantasie zauberte mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Auch Pi, Rains kleine Fuchsmanguste (ähnlich eines Frettchens), ist mir sehr ans Herz gewachsen.
Dann ist da noch Storm, die kämpferische und stürmische Mutter Rains, die eine Menge Geheimnisse birgt und immer weiter in den Abgrund zu rutschen scheint, obwohl sie eigentlich nur ihre Tochter beschützen will, ganz im Gegensatz zu Rains - Rajanas - richtigen Eltern Aurelia und Tiberius, die eiskalten, kalkulierenden Gesegneten, denen sie nicht trauen kann. In der neuen Umgebung, die ebenso feindselig erscheint wie die grauen Wüsten ihres Heimatzirkels sind ihr Capman, also ihr Imageberater Bishop und die junge Gesegnete Andromeda ein Lichtblick. Sie helfen ihr, sich in der modernen Luxusgesellschaft zu recht zu finden, doch kann sie sich von der Bequemlichkeit verführen lassen und den beiden wirklich vertrauen…? Wem kann man wirklich glauben? Was ist richtig? Was ist falsch? All diese Fragen habe ich mir immer wieder gestellt, während ich das Buch gelesen habe. Es ist spannend, aufwühlend und nervenzerreißend. Man weiß nie, was als Nächstes geschieht, es ist absolut nicht vorhersehbar und das gefiel mir besonders gut.


"Der Regen gibt Hoffnung, mein Herz. Vielleicht gab es Hoffnung. Sie durfte nicht verzweifeln. Sie musste glauben. Unwetter haben keine Angst..."


Das Netz um Rain und Lark zieht sich immer weiter zu, die Spannung steigt konstant an und die Handlung gipfelt auf ein Finale zu, als die Bewohner Hopes sich auflehnen. Ein letzter Kampf, der noch einmal alles geben will - es machte mich sprachlos, es machte mich wütend, ich fieberte mit und konnte kaum atmen -, der dann aber leider für meinen Geschmack in zu vielen unübersichtlichen und hektischen Szenen versank. Auch der aller letzte Schluss ging mir etwas zu schnell und lässt viele Handlungsstränge offen ohne einen wirklichen Cliffhanger zu haben. Wegen dieser letzten 30 Seiten habe ich mich entschieden, keine 5 Sterne zu vergeben, sondern ein wenig abzuziehen. Ich freue mich auf jeden Fall riesig auf den nächsten Teil!


"Regen und Sturm. Das waren sie. Niemand mochte Unwetter, aber es war ein schöner Gedanke, denn als Unwetter braucht man sich nicht zu fürchten."



Fazit:

Eine mega spannende Dystopie der Extraklasse. Caroline Brinkmann verstört, berührt, fasziniert, bezaubert und begeistert mit diesem Sci-Fi-Auftakt, der nicht nur für Genre-Liebhaber ein literarischer Leckerbissen ist. Meine uneingeschränkte Empfehlung!

Veröffentlicht am 25.08.2017

Spannende Dystopie, die mit starken Charakteren und liebevoll ausgearbeiteten Details punktet

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Da ich Dystopien liebe, musste ich „Die Perfekten“ von Caroline Brinkmann auf jeden Fall lesen. Den Leser erwartet hier eine typische Dystopie aus dem Jugendbereich, in der die Autorin mit vielen Details ...

Da ich Dystopien liebe, musste ich „Die Perfekten“ von Caroline Brinkmann auf jeden Fall lesen. Den Leser erwartet hier eine typische Dystopie aus dem Jugendbereich, in der die Autorin mit vielen Details und starken Charakteren punktet. Man fliegt nur so durch die Seiten und ich warte nun sehnsüchtig auf den zweiten Band.

Rain lebt in einer Welt, in der Menschen nach ihren Genen beurteilt werden. Menschen werden in G1, G2 und G3 eingeteilt. Während man als G1 gute Chancen auf einen Job hat, befinden sich Menschen mit G3 schon am Rande der Gesellschaft. Sie werden häufig vor der Geburt abgetrieben, wenn genug Geld vorhanden ist. Rain ist sogar noch weniger wert als ein G3. Sie ist ein Ghost und existiert für die Gesellschaft nicht. Da Ghosts für Krankheiten oder terroristische Angriffe verantwortlich gemacht werden, gibt sich Rain als G3 aus. Ihr Leben lang muss sie sich verstecken, um nicht aufzufliegen. Doch eines Tages ändert sich alles und Rain begeht einen fatalen Fehler.

Der Einstieg in das Buch ist mir dank des bildhaften und lockeren Schreibstils von Caroline Brinkmann sehr leicht gefallen. Ich hatte direkt Bilder im Kopf und konnte mir die Welt von Rain gut vorstellen. Während ihr Zirkel Grey eher einem Viertel der sozialen Unterschicht gleicht, ist die Welt der Perfekten luxeriös und schillernd. Technisch raffinierte Roboter für alle möglichen Bereiche gehören zum Alltag der Reichen. Dank vieler kleiner Details macht es richtig Spaß, die Welt von Rain und den Gesegneten zu entdecken. Man fliegt nur so durch die Seiten und kommt viel zu schnell am Ende an. Vom Grundgerüst her wird hier zwar nicht das Rad neu erfunden, aber die Autorin punktet mit vielen liebevoll ausgearbeiteten Details und starken Protagonisten. Auf diese Weise gelingt es ihr, sich von ähnlichen Dystopien abzugrenzen und etwas Eigenes zu erschaffen. Die Hauptprotagonistin Rain habe ich von Anfang an ins Herz geschlossen. Sie ist clever, mutig und hat einen starken Willen. Mein absoluter Liebling ist aber unbestritten Rains Fuchsmanguste Cassiopaio. Ich liebe dieses verfressene Tier, das ständig Unsinn im Kopf hat. Cassiopaio lockert die Geschichte an einigen Stellen auf, weil man einfach nicht anders kann, als über ihn zu lachen. Er ähnelt einem Frettchen mit flauschigem roten Fell und großen Ohren. Zudem ist er äußerst verfressen und stibitzt gerne glitzernde Gegenstände. Absolut herrlich! Die Handlung ist durchweg interessant und ich hatte keine einzige Durststrecke. Insgesamt passt hier einfach alles zusammen. "Die Perfekten" ist eine lesenswerte Dystopie, die mir schöne Lesestunden bereitet hat. Da der Cliffhanger wirklich fies ist und das Buch mitten in der Handlung abbricht, ist es so gut wie unmöglich, den Folgeband nicht zu lesen.

Fazit: Ich habe „Die Perfekten“ von Caroline Brinkmann innerhalb von kürzester Zeit verschlungen. Die Autorin konnte mich von Anfang an gut abholen und starke Charaktere sowie liebevolle Details lassen das Leserherz höherschlagen. Von mir gibt es 4,5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 12.01.2021

die Teilung der Klassen

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Meinung
Bei diesem Klappentext musste ich einfach zu diesem Titel greifen, da ich auch schon viel darüber gelesen hatte und einfach neugierig war zu erfahren, wie es mir denn damit ergehen würde.

Die ...

Meinung
Bei diesem Klappentext musste ich einfach zu diesem Titel greifen, da ich auch schon viel darüber gelesen hatte und einfach neugierig war zu erfahren, wie es mir denn damit ergehen würde.

Die ersten Seiten gingen schleppend voran, da es mir schwer gefallen ist eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen. Das Setting und die Idee des Perfektionismus hingegen konnte mich direkt überzeugen. Sicher diese Spaltung der Klassen ist in vielen dystopischen Romanen enthalten, aber Caroline Brinkmann hat dennoch etwas ganz eigenes daraus erschaffen. Es gibt viele Einflüsse, die auf den ersten Blick bekannt erschienen, aber nach genauem Hinsehen und der Erfahrung der Hintergründe erkannte man schnell die Tiefe, die in den Worten steckte.

Bei den Protagonisten bin ich ein wenig hin- und hergespalten. Während mir Rain gefallen hat, ich sie gedanklich anfeuerte und ihren Eifer schätzte sorgte Lark hingegen eher für eine Art Dämpfer in der Sympathie. Man konnte ihn schwer einschätzen und seinen Spagat zwischen den unterschiedlichen Emotionen nahm ich ihm leider nicht wirklich ab. Beide machen im Laufe der Geschichte große Wandlungen durch, welche nicht immer für mich nachvollziehbar waren und die ich auf die Erfahrungen, die sie machen musste zurückgeführt habe, aber bei Lark war es mir einfach zu viel des Guten und ich hätte vielmehr gern den wahren Menschen hinter der Fassade kennen gelernt.

Fazit
Die Perfekten ist eine interessante Dystopie über Klassen, der Frage nach dem Perfektionismus und dem Kampf man selbst zu sein. Die Handlung hat mir gut gefallen, aber Rain und Lark machten es mir nicht immer leicht die Story zu mögen. Aus diesem Grund 4 von 5 Sternen ❤

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