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Veröffentlicht am 04.02.2021

Regt zum Nachdenken an

Das Knistern der Sterne
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Stella ist an einem absoluten Tiefpunkt angekommen. Sie ist arbeitslos, von ihrem Mann getrennt und lebt momentan in einer Jugendherberge. Wie es weitergehen soll, steht in den Sternen. Doch dann spricht ...

Stella ist an einem absoluten Tiefpunkt angekommen. Sie ist arbeitslos, von ihrem Mann getrennt und lebt momentan in einer Jugendherberge. Wie es weitergehen soll, steht in den Sternen. Doch dann spricht ein älterer, sehr gebildet wirkender Mann sie an. Er stellt sich als Balthasar vor und macht ihr den Vorschlag, ihn, ganz ohne Hintergedanken, auf eine Kreuzfahrt zu begleiten. Seine einzige Bedingung lautet, dass Stella ihn nicht nach seiner Vergangenheit fragt und täglich gemeinsam mit ihm das Abendessen einnimmt. Stella sagt zu und beginnt das Leben an Bord zu genießen. Dabei muss sie sich auch mit sich selbst auseinandersetzen und einige bittere Wahrheiten erkennen. Doch auch Balthasar scheint etwas zu verbergen...

Der Einstieg in diesen Roman gelingt relativ mühelos, denn man lernt Stella kennen und beobachtet, dass ihr Leben momentan alles andere als rund läuft. Warum das so ist, erfährt man zunächst nicht, doch Stella wirkt auf Anhieb sympathisch, wodurch man sich gespannt auf das Leseabenteuer einlässt. Gemeinsam mit Stella genießt man das Leben an Bord und macht sich Gedanken, wer Balthasar eigentlich ist und warum er Stella einlädt. Im Verlauf der Handlung muss man die Einschätzung der Charaktere gelegentlich überdenken, denn sie geben nur Stück für Stück etwas von sich preis. Balthasar ist nur schwer einzuschätzen und auch Stella scheint sich auf ihrem Lebensweg verloren zu haben. 

Die Handlung ist in recht kurze Kapitel unterteilt, die dazu verführen, noch schnell einen weiteren Abschnitt zu lesen. Die Ereignisse an Bord werden von Stella beschrieben. Deshalb erfährt man nur das, was sie preisgibt. Das führt dazu, dass man einiges eher distanziert betrachtet. Die gemeinsamen Abendessen mit Balthasar wirken lebendiger, denn diese bestehen vorwiegend aus Dialogen. Hier sollte man allerdings aufmerksam lesen, um die zeitweise recht philosophischen Zwischentöne wahrzunehmen und zu genießen.  

Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und viel mehr zu bieten hat, als ein Traumschiff-Abenteuer. 

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Veröffentlicht am 27.01.2021

Spannender Reihenauftakt

Grenzfall - Der Tod in ihren Augen
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Noch bevor die junge Oberkommissarin Alexa Jahns überhaupt einen Blick in ihre neue Dienststelle in Weilheim werfen kann, überschlagen sich dort die Ereignisse. Ein verlassener Rucksack deutet zunächst ...

Noch bevor die junge Oberkommissarin Alexa Jahns überhaupt einen Blick in ihre neue Dienststelle in Weilheim werfen kann, überschlagen sich dort die Ereignisse. Ein verlassener Rucksack deutet zunächst auf eine vermisste Person hin. Doch wenig später wird die verstümmelte Leiche einer Frau an einer Felswand entdeckt und kurz darauf tauchen weitere Leichenteile am Achensee in Tirol auf. Die österreichischen Kollegen müssen nun ebenfalls in die Ermittlungen eingebunden werden. Da Alexas neuer Chef durch einen Unfall außer Gefecht gesetzt wird und sie zur Ermittlungsleiterin ernennt, steht Alexa vor einer großen Herausforderung, denn sie muss nicht nur ihr Team genau kennenlernen und bestmöglich einteilen, sondern sich auch gegenüber männlichen Kollegen behaupten. Ihre Hoffnung ruht auf dem österreichischen Kollegen Bernhard Krammer, doch der scheint zunächst alles andere als engagiert...

"Grenzfall - Der Tod in ihren Augen" ist der erste Fall, in dem Alexa Jahns und Bernhard Krammer gemeinsam ermitteln. In diesem Auftaktband der Reihe lernt man deshalb die Protagonisten und ihre Hintergründe näher kennen. Dies geht allerdings nicht zu Lasten der Spannung, da der Krimi sofort spannend startet. Auch wenn die Ermittlungen zunächst auf der Stelle treten, kommt beim Lesen keine Langeweile auf. Denn die Spurensuche wirkt authentisch. Man wird sofort dazu angeregt, eigene Überlegungen anzustellen und mit den ungleichen Ermittlern mitzufiebern. Besonders interessant ist es dabei zu beobachten, wie unterschiedlich Alexa Jahns und Bernhard Krammer den Fall bewerten.

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, die alle durchgehend interessant sind und dafür sorgen, dass man sich ganz auf die Ermittlungen einlassen kann. Obwohl es immer wieder Einschübe gibt, bei denen man dem Täter über die Schulter schaut, ist zunächst nicht klar, um wen es sich handeln könnte und aus welchem Grund der Mord geschehen ist. Die Autorin legt geschickt ihre Spuren aus, denen man allzu bereitwillig folgt. Doch immer wenn man meint, dass man der Auflösung nun einen Schritt näher gekommen ist, sorgen überraschende Wendungen dafür, dass man die eigenen Überlegungen überdenken muss. Hier ist nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint und das macht einen großen Reiz der Handlung aus.

Ein spannender Auftakt, der Lust darauf macht, weitere Fälle mit Alexa Jahns und Bernhard Krammer zu verfolgen.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Liebesroman mit Tiefgang

Auf sieben Beinen
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Vor über zehn Jahren ist Franzi von einem Hund angefallen und gebissen worden. Da die Wunden sich entzündet haben, musste ihr Unterschenkel amputiert werden. Dieses Erlebnis hat Franzi nie verwunden. Sie ...

Vor über zehn Jahren ist Franzi von einem Hund angefallen und gebissen worden. Da die Wunden sich entzündet haben, musste ihr Unterschenkel amputiert werden. Dieses Erlebnis hat Franzi nie verwunden. Sie hat nicht nur panische Angst vor Hunden und geht ihnen aus dem Weg, sondern versucht verzweifelt, niemanden merken zu lassen, dass ihr der Unterschenkel fehlt. Sie fürchtet sich vor Zurückweisung und hat außerdem arge Bedenken, dass ihre Mitmenschen mit Ekel reagieren könnten. Deshalb hat Franzi sich zurückgezogen und lässt nur ihre beste Freundin und ihre Eltern näher an sich heran. Doch dann begegnet sie dem attraktiven Jan, der ihr deutlich zu verstehen gibt, dass er sich von ihr angezogen fühlt. Franzi fährt die Stacheln aus, doch davon lässt er sich nicht abschrecken. Sie muss sich eingestehen, dass er ihr nicht gleichgültig ist. Doch ihre Angst, dass Jan sich vor ihr ekeln könnte, wenn er erfährt, dass ihr der Unterschenkel fehlt, ist riesengroß. Außerdem ist Jans bester Freund ein Hund... 

Der Einstieg in diesen Roman gelingt mühelos, denn man beobachtet in einem Rückblick, die dramatische Situation, in der ein Hund Franzi anfällt, was schlussendlich dazu führt, dass sie nicht nur ein Bein, sondern auch ihr Selbstbewusstsein verliert.  Diese Szenen sind sehr gut beschrieben, denn man kann Franzis Entsetzen und ihre Angst hautnah spüren. 

Franzi wirkt durchaus sympathisch, allerdings macht sie es einem nicht immer leicht. Denn ihr Verhalten ist oft ruppig. Sie fährt gerne, beim geringsten Anlass, die Stacheln aus. Da man aber merkt, wie sehr sie unter ihrer Situation leidet, mit der sie sich offenbar nie richtig auseinandergesetzt hat, verzeiht man ihr dieses Verhalten und beobachtet gespannt, wie es Jan und seinem Hund gelingt, sie ein wenig aus ihrem Schneckenhaus zu locken. 

Die Liebesgeschichte der beiden ist recht verzwickt, denn Franzi vermutet überall Probleme und hat Angst vor einer Zurückweisung. Deshalb kommt es zu einigen Verwicklungen. Es fällt allerdings leicht, sich auf Franzis Gefühlsachterbahn einzulassen und die Geschichte zu genießen. Dabei werden zwar einige Klischees bedient, die manchmal schon fast zu viel des Guten sind, doch insgesamt gesehen, hat dieser Roman viel mehr als nur eine Liebesgeschichte zu bieten. Denn man wird nicht nur zum Mitfiebern, sondern auch zum Nachdenken angeregt. 

Ein Liebesroman mit Hund, der viel mehr zu bieten hat, als herkömmliche Herz-Schmerz-Geschichten. 

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Veröffentlicht am 20.01.2021

Spannend

Opferstille
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Colomba Caselli hat sich nach dem erschütternden Ende ihres letzten Einsatzes von der Außenwelt zurückgezogen. Ihr Partner Dante wird noch immer vermisst. Doch bisher fehlt von ihm jede Spur und die ehemaligen ...

Colomba Caselli hat sich nach dem erschütternden Ende ihres letzten Einsatzes von der Außenwelt zurückgezogen. Ihr Partner Dante wird noch immer vermisst. Doch bisher fehlt von ihm jede Spur und die ehemaligen Kollegen scheinen der Suche nicht so intensiv nachzugehen, wie Colomba, die fest daran glaubt, dass Dante lebt, es gerne hätte. Niemand scheint Colomba aus ihrer Zurückgezogenheit herauslocken zu können. Das ändert sich allerdings, als in ihrer Nachbarschaft ein Mord geschieht und sie in ihrem Schuppen einen jungen, blutüberströmten Mann findet, der kaum ein Wort spricht. Er erinnert sie an Dante und deshalb beginnt Colomba auf eigene Faust nach Hinweisen zu suchen. Dabei wird schnell klar, dass sie sich der Vergangenheit stellen muss....

"Opferstille" ist nach "In der Finsternis" und "Schwarzer Engel" der dritte Band der Reihe um Colomba Caselli und Dante Torre. Um den recht komplexen Inhalt richtig zuordnen zu können, ist es empfehlenswert, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Es gibt zwar Rückblicke, die dafür sorgen, dass man den aktuellen Ereignissen auch dann folgen kann, wenn man noch keinen Band gelesen hat, um diesen Thriller aber richtig genießen zu können, ist es sinnvoll, die Vorgeschichte zu kennen.

Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven geschildert und trägt sich zuweilen auf unterschiedlichen Zeitebenen zu. Es fällt allerdings leicht, diese richtig einzuordnen. Das Interesse am Geschehen wird unmittelbar geweckt, denn Handlungsorte und Protagonisten werden so lebendig beschrieben, dass man alles mühelos vor Augen hat. Man spürt außerdem, wie sehr Colomba Caselli noch unter den vergangenen Ereignissen und dem Verlust ihres Partners leidet und kann ihre Handlungen deshalb nachvollziehen. Als sie den jungen, blutüberströmten Mann auf ihrem Grundstück findet, kommt ein wenig Leben in Colomba. Gemeinsam mit ihr beginnt man sich auf die Spurensuche einzulassen. Was dabei ans Tageslicht kommt, ist nicht sofort richtig einzuschätzen. Denn hier ist nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint und deshalb kommt es zu einigen überraschenden Wendungen. 

Durch die unterschiedlichen Perspektiven, die häufig an entscheidenden Stellen wechseln, gerät man früh in den Sog der Ereignisse. Dabei blickt man in tiefste menschliche Abgründe. Das große Finale ist actionreich, nervenaufreibend und sorgt für weitere Überraschungen, wodurch die Spannung bis zu Schluss erhalten bleibt. 

Ein fesselnder und gut durchdachter Thriller, der seinen Reiz allerdings besser entfalten kann, wenn man bereits die Vorgänger kennt. 

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Veröffentlicht am 16.01.2021

Mitreißender Krimi

Die verlassenen Kinder
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Als das Auto eine Panne hat, wird der elfjährige Jack von seiner Mutter dazu aufgefordert, gemeinsam mit den beiden kleinen Schwestern im Wagen zu warten, bis die Mutter zurückkehrt. Jack soll bis dahin ...

Als das Auto eine Panne hat, wird der elfjährige Jack von seiner Mutter dazu aufgefordert, gemeinsam mit den beiden kleinen Schwestern im Wagen zu warten, bis die Mutter zurückkehrt. Jack soll bis dahin die Verantwortung tragen. Doch die Zeit vergeht und von der Mutter ist nichts zu sehen. Da es im Wagen mittlerweile unerträglich heiß ist, steigen die Kinder aus und versuchen die Mutter zu finden. Doch diese bleibt spurlos verschwunden, bis Tage später ihre Leiche gefunden wird. Dieser Schicksalsschlag trifft die Familie schwer. Das Leben der Kinder gerät völlig aus den Fugen. Jack setzt alles daran, seine beiden Schwestern zu versorgen und schreckt deshalb auch nicht vor Einbrüchen zurück. Eines Tages stößt er dabei auf eine Spur, die zum Mörder führen könnte...

Durch den Prolog, in dem man die wartenden Kinder im Auto beobachtet und dabei spürt, wie stark die Verantwortung für seine jüngeren Geschwister auf Jack lastet, ist man sofort mitten im Geschehen. Man möchte unbedingt erfahren, was mit der Mutter passiert ist. Das aktuelle Geschehen trägt sich etwa drei Jahre später zu und wird aus wechselnden Perspektiven geschildert. Zunächst ahnt man nicht, wie sich die unterschiedlichen Stränge verbinden werden. Doch Belinda Bauer gelingt es hervorragend, die einzelnen Fäden so geschickt miteinander zu verbinden, dass man früh in den Sog der Handlung gerät und dabei einige Überraschungen erleben darf. 

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Auch wenn es anfangs nicht gerade vor Sympathieträgern wimmelt, wirken alle authentisch. Nach und nach erfährt man mehr über die Protagonisten, wodurch man sie besser verstehen kann. Der Kriminalfall steht nicht unmittelbar im Zentrum der Ereignisse. Man erfährt außerdem viel über Jack und die unfassbaren Ausmaße, die die Ermordung der Mutter für seine Familie, und besonders für ihn, bedeutet. Die Spannung wird deshalb auch nicht durchgehend gehalten, aber dennoch üben die unterschiedlichen Perspektiven einen großen Reiz aus, wodurch man dem Ganzen interessiert folgt. Da die Kapitel oft recht kurz sind und an entscheidenden Stellen stoppen, gerät man schnell in den Bann des Buchs und mag es nicht mehr aus der Hand legen. Überraschende Wendungen sorgen dafür, dass die Handlung nicht vorhersehbar wirkt. 

Ein mitreißender Krimi, der durch authentische Charaktere und überraschende Wendungen überzeugt. 

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