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Veröffentlicht am 16.01.2021

Die Entstehung von Kingsbridge

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
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Das Buch startet mit einem brutalen Angriff der Wikinger auf die Südküste Englands Ende 900. Daraus entwickelt sich eine Geschichte, die über eine Zeitspanne von 10 Jahren die Entstehung des Ortes Kingsbridge ...

Das Buch startet mit einem brutalen Angriff der Wikinger auf die Südküste Englands Ende 900. Daraus entwickelt sich eine Geschichte, die über eine Zeitspanne von 10 Jahren die Entstehung des Ortes Kingsbridge erzählt und von vier Protagonisten geprägt ist. Der Bootsbauer Edgar verlässt seine zerstörte Heimat und baut sich mit seiner Familie ein neues Leben etwas nördlicher auf. Etwa zur gleichen Zeit kommt die normannische Edelfrau Ragna in die Gegend, um den Aldermann zu heiraten. Dann wäre da noch der skrupellose Bischof, Halbbruder des Aldermann sowie der Mönch Aldread, der sich mit Edgar anfreundet. Das Land der Angelsachsen ist von Gewalt geprägt, die Macht des Königs hält sich in Grenzen. In dieser düsteren Zeit erzählt Ken Follett eine lesenswerte Geschichte in vier Teilen mit vielen, auch überraschenden, Wendungen und Passagen mit grausamen wie gewaltsamen Szenen. Letztendlich genügt ein Satz, um die Entstehung des Namens Kingsbridge zu beschreiben, wenn auch die Geschichte davor entscheidend dazu beiträgt.

Mir gefällt gut, dass die Geschichte aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten erzählt wird, Der gelernte Bootsbauer Edgar ist handwerklich äußerst geschickt und entwickelt sich zu einem Baumeister, der große Bauwerke erschaffen möchte. Er überzeugt mit Denkvermögen und Ausgeglichenheit, wobei es glaubwürdiger gewesen wäre, wenn nicht alles, was er plant, auf Anhieb klappen würde. Ragna ist eine starke Frau, die sich selbstbewusst in dieser für eine Frau nicht einfachen Zeit durchzusetzen weiß, die zudem strategisch denken kann und vielen Männern überlegen ist. Aldread ist ein gütiger und ambitionierter Mönch, sehr belesen und wissbegierig. Mit seinen mit kleinen Fehlern weiß er seine vielen Pläne umzusetzen. Der intrigante Bischof ist von edlem Blut, äußert selbstsüchtig und eine unsympathische Figur, die die Machtgier des Klerus in dieser Zeit zeigt und dafür lebt.

Mir gefällt der typische Follett-Stil, die Geschichte ist ergreifend und fesselnd erzählt, die Charaktere wurden konsequent entwickelt und detailreich aufgebaut. Auch die dramatischen Elemente haben ihren Reiz, da sie gut in die Geschichte integriert wurden. Viele der Nebenfiguren, die zur Untermalung der Geschichte passen, haben mir gut gefallen. Der Aufbau des als Happy End gestalteten Schlusses ist mir zu überhastet und äußerst kurz geraten; da hättet ich mir einen langsameren Aufbau gewünscht. Die Karten auf der inneren Seite der Umschlagseiten sind hilfreich, auch wenn wichtige Orte, z. B. Shiring, fehlen. Ein kleiner Kritikpunkt: ich hätte mir noch ein Personenverzeichnis gewünscht, um einen besseren Überblick zu haben, da es teilweise doch recht viele Personen gibt, die man sich merken muss. Das Cover gefällt mir sehr, schlicht und passend. Für Fans historischer Romane und von Ken Follett ist dieses Buch eine Empfehlung wert.

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Schwierige Zeiten in der Speicherstadt

Der Glanz der neuen Zeit
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Das Leben im Hamburg der Nachkriegszeit des ersten Weltkriegs gestaltet sich schwierig; nicht nur für die Familie, auch die Firma kann den Kaffeehandel nicht fortführen, weil es keine Rohprodukte gibt. ...

Das Leben im Hamburg der Nachkriegszeit des ersten Weltkriegs gestaltet sich schwierig; nicht nur für die Familie, auch die Firma kann den Kaffeehandel nicht fortführen, weil es keine Rohprodukte gibt. Doch die Protagonistin gibt nicht auf und kämpft sowohl um das Wohl der Firma wie auch für ihr privates Glück.

Auch im zweiten Band sorgen die realistischen Beschreibungen dafür, sich direkt in Hamburg wiederzufinden. Der überzeugende Schreibstil, der den Leser leitet und leicht in die Geschichte eintauchen lässt, verspricht ein tolles Lesevergnügen. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und weiterentwickelt; auch die Auswirkungen des Krieges auf die Menschen werden sehr einfühlsam dargestellt. Die selbstbewusste Persönlichkeit einer starken Frau, die nicht nur weiß, was sie will, sondern auch immer für Lösungen ihrer Probleme steht, macht diesen Roman lesenswert.

Wieder halten überraschende Wendungen die Spannung auf hohem Niveau. Einige offene Fragen, die eine Fortsetzung vermuten lassen, bilden eine gut Grundlage für den weiteren Lebensweg der Protagonistin.

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Veröffentlicht am 24.11.2020

Geschichte, unterhaltsam präsentiert

Der Aachener Hund
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Der Roman zeigt eine kurze Zeitspanne aus dem Leben von Albrecht Dürer, die er in Aachen und der weitläufigen Umgebung verbracht hat. Drei Erzählperspektiven sorgen für kurzweilige Unterhaltung und
eine ...

Der Roman zeigt eine kurze Zeitspanne aus dem Leben von Albrecht Dürer, die er in Aachen und der weitläufigen Umgebung verbracht hat. Drei Erzählperspektiven sorgen für kurzweilige Unterhaltung und
eine unterhaltsame Geschichtsstunde. Viele kleine Details unterstreichen die gute Recherche des Autors. Wer Aachen kennt, kann sich gut orientieren. Dürer ist, bei aller Selbstverliebtheit, dazu fähig, andere zu unterstützen und anzuleiten. So verhilft er einer jungen Frau zum richtigen Start in ihr neues Leben und der kleine Sohn des Bürgermeisters holt sich Inspiration für seine Zukunft. Beiden begegnet er mit Geduld und Humor. Es gefällt mir, auf diese Art und Weise etwas über den Menschen Dürer zu erfahren.

Der Rückblick des sterbenden Dürer und seinem Freund und Wegbegleiter aus Aachener Zeiten bietet dem Autor die Möglichkeit, einen Bezug zur Karl V. herzustellen. Der Hergang ist sehr schön beschrieben und macht den Titel des Buches verständlich, denn die Wichtigkeit des Hundes wird deutlich. Die Krönung wird gleich aus drei Perspektiven aufgezeigt, das hat mir gut gefallen.

Eine kleine Meckerei gibt es, denn es gab zwischenzeitlich doch einige Mammutsätze, deren Länge das Lesen und Verstehen erschwerte. Es hat mein Lesevergnügen aber nur wenig beeinflusst, so dass ich dieses Buch auf jeden Fall empfehlen möchte.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Unterhaltsamer Einblick in das Leben von Alexandre Dumas

Die Romanfabrik von Paris
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Alexandre Dumas, Autor bekannter Werke wie Die drei Musketiere und Der Graf von Monte Christo, führt ein aufwendiges Leben in der Nähe von Paris. Um Gläubigern und Feinden zu entgehen, flieht er zusammen ...

Alexandre Dumas, Autor bekannter Werke wie Die drei Musketiere und Der Graf von Monte Christo, führt ein aufwendiges Leben in der Nähe von Paris. Um Gläubigern und Feinden zu entgehen, flieht er zusammen mit einer deutschen Gräfin. Gemeinsam erleben sie diverse Abenteuer quer durch Europa. Dieser Roman mit überraschenden Wendungen ist in Anlehnung an die Abenteuerromane von Dumas aufgebaut und ebenso spannend erzählt. Schon das interessant gestaltete Cover hat meine Aufmerksamkeit erregt.

Der wortgewandte Autor stellt einen unterhaltsamen Roman vor, der mit Humor und vielen historischen Details gespickt ist. Sein authentischer Schreibstil ist der damaligen Zeit angepasst. Die originelle Geschichte ist rund um die geschichtlichen Aspekte in Frankreich Mitte des 19. Jahrhunderts angesiedelt; viele der Details verleihen der Geschichte ein Maß an Glaubwürdigkeit. Mir gefallen die Protagonisten unterschiedlicher Nationalität und Lebenseinstellung, die ihre gemeinsame Abenteuer humorvoll durchleben. Etwas gestört haben mich einige wenige, fast abstruse Entwicklungen, die jedoch das Lesevergnügen nicht allzu sehr beeinträchtigen. Sehr informativ ist das Nachwort mit vielen Details zu Wahrheit und Dichtung.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Neuer Fall für die umtriebige Hebamme

Fräulein Gold: Scheunenkinder
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Die Protagonistin ist Hebamme im Berlin er 1920er Jahre und geht total auf in ihrem Beruf. Sie kämpft mit den Widrigkeiten der Zeit, denn es ist für (alleinstehende) Frauen nicht leicht zurecht zu kommen, ...

Die Protagonistin ist Hebamme im Berlin er 1920er Jahre und geht total auf in ihrem Beruf. Sie kämpft mit den Widrigkeiten der Zeit, denn es ist für (alleinstehende) Frauen nicht leicht zurecht zu kommen, aufgrund der vielen Hindernisse in der Nachkriegszeit des ersten Weltkriegs. Auch im zweiten Band rund um Hulda Gold wird deutlich, wie das Berlin in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts Platz für die Schattierungen der Mensch aus aller Welt und die Berliner tickt. Wie im ersten Band gerät sie über ihre Geburtshilfe in die Fänge einen Kriminalfalls. Im Scheunenviertel, in dem arme Juden leben und zusammenhalten, die aus aller Herren Länder den Weg nach Berlin gefunden haben, lernt sie deren Welt kennen. Kurz nach der Geburt verschwindet das Baby aus einer dieser Familien spurlos und Huldas Sinn für Gerechtigkeit ist geweckt. Auf ihrem Weg zur Lösung des Falls trifft sie auf viele unterschiedliche Charaktere und Viertel in Berlin.

Auch hier treffen wir auf eine Mischung aus historischem Roman und Kriminalgeschichte. Nicht nur die Protagonistin, sondern auch ihre Weggefährten, sind gut und authentisch skizziert. Dieser gelungene Genremix gibt nicht nur Aufschluss für die Entwicklungen in Wirtschaft und hauptsächlich der bevorstehenden Politik, sondern ist bildhaft erzählt und lässt ein lebendiges und atmosphärisch gut getroffenes Berlin vor meinem inneren Auge entstehen; die Autorin lässt den Leser/Hörer förmlich darin eintauchen. Die Protagonistin ist eine starke Frau, deren Persönlichkeit sie auszeichnet und sympathisch macht; man möchte sie näher kennenlernen. Dieser Band lässt sich auch ohne Kenntnis des ersten Teils lesen. Allerdings bauen gerade die persönlichen Kontakte auf dem ersten Band auf, so dass hier und da eventuell Verständnisprobleme auftauchen könnten.

Da ich dieses Mal das Hörbuch gehört habe, noch ein paar Worte zur Erzählerin. Mit Anna Thalbach wurde die perfekte Besetzung gefunden. Sie verkörpert quasi Berlin mit all seinen Schattierungen und bringt dies in allen Charakteren aus Berlin wunderbar rüber. Auch die „Fremden“ stellt sie authentisch dar. Total überzeugend. Es macht Spaß, ihr zuzuhören.

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