Profilbild von wortmelodie

wortmelodie

Lesejury Profi
offline

wortmelodie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit wortmelodie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2021

Erschreckende Erkenntnisse

Die Blutwertlüge
0

Blutwertlüge – das klingt erstmal provokant, fast schon nach Verschwörungstheorie. Doch bereits im Vorwort zur Neuauflage dieses Buchs wird klar: Hier schreibt jemand, der harte Fakten gesammelt und zu ...

Blutwertlüge – das klingt erstmal provokant, fast schon nach Verschwörungstheorie. Doch bereits im Vorwort zur Neuauflage dieses Buchs wird klar: Hier schreibt jemand, der harte Fakten gesammelt und zu einem fesselnden und erschreckenden Bericht zusammengeschrieben hat. Miryam Muhm ist freie Journalistin, die sich auf medizinische und naturwissenschaftliche Themen spezialisiert hat und unter anderem für die Süddeutsche Zeitung schrieb. Für ihr Buch „Die Blutwertlüge“ hat sie sich durch hunderte von Studien gekämpft und insgesamt über 500 davon ausgewählt, die bestimmte Kriterien erfüllen mussten: So fielen beispielsweise diejenigen raus, bei denen Interessenskonflikte bestanden oder die der Pharmaindustrie nutzten, also „gekauft“ wurden, um bestimmte Ergebnisse zu liefern.

Allein diese Erkenntnis – dass viele Studien von den Pharmariesen in Auftrag gegeben werden, um ganz bestimmte Ergebnisse zu liefern – wäre ein eigenes (und sicher erschreckendes) Buch wert, bedenkt man die Konsequenzen (überteuerte und wenig effiziente Behandlungen mit Medikamenten, die im schlimmsten Fall noch gravierende Nebenwirkungen machen). Aber Miryam Muhm konzentriert sich auf eine ganz andere Schwachstelle der Medizin: die Laborbefunde.

Bis zu 70% der Diagnosen werden anhand von Laborbefunden erstellt, oft auch als einziges Diagnosekriterium. Doch in den zahlreichen Studien, die die Autorin ausgewertet hat, wird eine erschreckende Tatsache deutlich: Die Referenzwerte, die Menschen in „gesund“ und „krank“ unterteilen, sind vielfach viel zu weit gefasst und müssten deutlich enger gesetzt werden, um Krankheiten schon in einem früheren Stadium zu erkennen und entsprechende präventive Maßnahmen zu ergreifen. Hinzu kommt noch: Die in der Medizin als so feste und stabile Säule wahrgenommenen Blutwerte sind extrem fehleranfällig. Schon bei der Blutabnahme können so grobe (unabsichtliche!) Fehler passieren, die die Werte völlig verfälsche und damit unbrauchbar machen. Mehr noch: Sie können gesunde Menschen als „krank“ einstufen, so dass fahrlässig unnötige Medikamente verschrieben werden.

In den 12 Kapiteln des Buchs wird dann schnell deutlich, dass dieses Thema uns alle betrifft, denn es sind die in Deutschland mit am häufigsten auftretenden Krankheiten, die viel früher erkannt werden könnten, wenn die Referenzbereiche anders lägen: Diabetes, Osteoporose, Schilddrüsenunterfunktion, Burnout, Depression, Demenz usw. Miryam Muhm schließt sich deshalb den vielen Ärzten und Wissenschaftlern an, die die Missstände aufzeigen und für neue Referenzwerte plädieren, zumindest aber für einen sensibleren Umgang mit Laborbefunden und einer Diagnostik, die sich stärker auch auf andere Verfahren konzentriert und die vor allem anhand der Symptomatik geschieht, nicht anhand der Blutwerte.

Im Zuge ihrer Ausführungen wird noch eine weitere erschreckende Erkenntnis deutlich: Viele der oben genannten Krankheiten können durch einfache Gaben von Vitaminen und Mineralstoffen (deren unerkannter Mangel häufig die wahre Ursache für die Beschwerden sind!) nicht nur verhindert, sondern auch deutlich in ihrer Symptomatik gemildert bzw. sogar geheilt werden. Doch weil die zu weit gefassten Referenzwerte einen Mangel nicht erkennen lassen, werden stattdessen in einem viel späteren Stadium der Krankheit Medikamente verschrieben, die häufig nur der Pharmaindustrie das Geld in die Tasche spielen und den Patienten mit Nebenwirkungen zurücklassen.

Angesichts dieser großen Ungerechtigkeit und des großen Leids, das diese nicht anerkannten Tatsachen vor allem denjenigen Patienten antut, die bereits jahrelang mit ihren Beschwerden von einem Arzt zum nächsten rennen und sich von der Medizin im Stich gelassen fühlen, sollte dieses Buch meiner Meinung nach jeder Patient gelesen haben, der seine eigene Gesundheit in die Hand nehmen will. Leider ist der teils recht fachspezifische Schreibstil nichts für absolute Laien auf diesem Gebiet, aber wer sich in der Thematik bereits ein bisschen auskennt, dem liefert das Buch konstruktive Informationen und macht vor allem wieder Mut.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 24.10.2020

Authentisch und scharfsinnig

Verlangen
0

Man merkt dem Roman bereits auf den ersten Seiten an, dass hier eine meisterhafte Beobachterin am Werk ist. Bregje Hofstede konnte mich bereits nach wenigen Kapiteln mit ihrem brillanten Schreibstil in ...

Man merkt dem Roman bereits auf den ersten Seiten an, dass hier eine meisterhafte Beobachterin am Werk ist. Bregje Hofstede konnte mich bereits nach wenigen Kapiteln mit ihrem brillanten Schreibstil in den Bann ziehen, vor allem ihre Vergleiche und scharfsinnigen Beobachtungen ließen mich dabei voller Bewunderung zurück.

Genau das ist es auch, was bei mir beim Zuklappen des Buchs hängen geblieben ist, obwohl die Geschichte durchaus ein paar Schwächen hat. So bleibt die Protagonistin trotz vieler Einblicke in ihre Gedanken, Gefühle und Tagebücher merkwürdig undurchsichtig, ihren Charakter mit anderen Attributen als "introvertiert" zu beschreiben fiele mir tatsächlich schwer. Auch verstrickt sich die Autorin manchmal in Nebenerzählungen, deren Bezug zur Handlung selbst nicht immer deutlich wird.

Und dennoch kann ich für diese Schwächen keine Sterne abziehen, denn schon ab Seite 1 merkt man, dass die Autorin hier vermutlich die Persönlichste all ihrer Geschichten erzählt hat. "Verlangen" steckt voller Authentizität, Leid und Psychologie, dass alles andere in den Schatten gestellt wird. So fällt dann auch die Identifizierung mit der Protagonistin leicht, obwohl sie nicht ganz greifbar wird.

Für mich war "Verlangen" eine interessante Sezierung zwischenmenschlicher Beziehungen und ein schriftstellerisches Ausnahmewerk, das ich gern weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.09.2020

Der wissenschaftliche Weg zum Glück

Die Reenergize-Formel
0

Inzwischen sind ja schon viele Ratgeber erschienen, die einem den Schlüssel zum Glück und zu mehr Zufriedenheit versprechen, und viele von diesen Büchern habe ich auch gelesen. Die "Reenergize-Formel" ...

Inzwischen sind ja schon viele Ratgeber erschienen, die einem den Schlüssel zum Glück und zu mehr Zufriedenheit versprechen, und viele von diesen Büchern habe ich auch gelesen. Die "Reenergize-Formel" war jedoch eines der wenigen Bücher, die einem als Leser wirklich handfeste Vorschläge und Tipps mit an die Hand gegeben haben, wie man diesen Schlüssel zum Glück und zu mehr Zufriedenheit auch in seinem eigenen Leben praktisch finden und umsetzen kann.

Das liegt natürlich vor allem daran, dass die Autoren hier weniger einen spirituellen, sondern einen wissenschaftlichen Weg gewählt haben, in dem sie verschiedene Studien zusammengetragen und die Ergebnisse in handfeste Alltagstipps umgewandelt haben. Dabei gehen sie fast alle Bereiche des Lebens (z.B. Ernährung, Bewegung etc.) einmal durch und fassen am Ende jedes Kapitels noch einmal übersichtlich zusammen, welche Tipps man nun aus dem vorangegangenen mitnehmen kann.

Ich persönlich fand dieses Buch sehr praktisch und obwohl mir viele der Tipps, die gegeben wurden, bereits bekannt waren (weil ich mich einfach schon länger mit diesem Thema beschäftige), fand ich gerade diese wissenschaftliche Perspektive noch einmal sehr schön gerade für diejenigen, die mit Spiritualität wenig anfangen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 27.09.2020

Werde, der du bist

Das Buch eines Sommers
0

Wie sicherlich viele kannte ich Bas Kast bisher nur von seinem doch recht wissenschaftlichen Buch "Der Ernährungs-Kompass" - umso gespannter war ich deshalb auf seinen Roman, dessen Untertitel "Werde, ...

Wie sicherlich viele kannte ich Bas Kast bisher nur von seinem doch recht wissenschaftlichen Buch "Der Ernährungs-Kompass" - umso gespannter war ich deshalb auf seinen Roman, dessen Untertitel "Werde, der du bist" mich vor allem neugierig gemacht hat.

Ich beschäftige mich schon seit längerem mit Themen wie persönliche Weiterentwicklung, Erfüllung und berufliche Neuorientierung, deshalb war "Das Buch eines Sommers" mehr oder weniger eine Zusammenfassung dessen, was ich selbst in diesem Prozess an Erkenntnissen gewonnen habe. Und obwohl viele der Gedanken, mit denen Bas Kast in diesem Roman den Leser konfrontiert, nicht neu für mich waren, war es dennoch eine Geschichte, die mir nachhaltig im Kopf geblieben ist und aus der ich trotzdem noch einige Zitate heraus notiert habe - was ich generell nur bei Büchern mache, die mir wirklich etwas bedeuten.

Der Grund, warum mir die Geschichte im Kopf geblieben ist, hängt wohl einerseits mit dem Schreibstil zusammen, dem man leicht folgen kann und der sehr anschaulich und bildhaft die Welt beschreibt, in der wir uns mit dem Protagonisten Nicolas befinden. Andererseits hängt es mit den Charakteren zusammen, die alle sehr greifbar und realistisch gezeichnet sind, so dass man sich einerseits gut mit ihnen identifizieren kann und andererseits auch sofort Personen aus dem eigenen persönlichen Umfeld im Kopf hat, die genauso sind wie diese Figuren.

Ich möchte dieses Buch vor allem denjenigen empfehlen, die selbst schon auf ihrem "spirituellen Weg" ein Stück weiter sind und sich wünschen, dass auch andere zu denselben Erkenntnissen gelangen wie man selbst. Ich persönlich suche derzeit immer wieder nach Wegen, um auch anderen zu einem leichteren und zufriedeneren Leben zu verhelfen und ich glaube auf diesem Weg kann "Das Buch eines Sommers" ein guter Baustein sein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.09.2020

Eine Cherry kann man immer lesen ;-)

Wie die Ruhe vor dem Sturm
0

Eigentlich bin ich aus dem "New Adult"-Alter raus, aber Brittainy C. Cherry schafft es (als zurzeit einzige Autorin), dass ich mich doch immer wieder in diese Geschichten verliebe.

Der Grund hierfür ist ...

Eigentlich bin ich aus dem "New Adult"-Alter raus, aber Brittainy C. Cherry schafft es (als zurzeit einzige Autorin), dass ich mich doch immer wieder in diese Geschichten verliebe.

Der Grund hierfür ist vor allem ihr Schreibstil: So bildhaft und mitreißend schreibt in diesem Genre kaum jemand anderes und die Bücher von Cherry entwickeln oft schon nach wenigen Seiten einen solchen Sog, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Aber auch die Charaktere - in diesem Fall Eleanor und Greyson als Protagonisten - tragen viel zu diesem Sog bei, denn bereits nach wenigen Seiten hat man als Leser das Gefühl, sie schon länger zu kennen. Cherry schafft es auf eine - meiner Meinung nach unnachahmbare Weise - dass einem die Figuren so schnell ans Herz wachsen, dass man unbedingt erfahren möchte, was sie weiter erleben und wie sie sich entwickeln werden. Nach dem Lesen von Cherrys Büchern bin ich oft ein bisschen wehmütig, dass ich diese Welt und die Charaktere wieder verlassen muss.

Der Plot selbst ist keine Neuheit in diesem Genre (auch die Charaktere sind es nicht, aber Cherry gibt ihnen liebevolle Details) und auch wenn diese Art von Geschichte schon oft erzählt wurde, so findet Cherry doch einen Weg, um sie nochmal aus einer anderen (und meiner Meinung nach realistischeren) Perspektive zu erzählen. Zwar gab es hier für mich auch ein paar Stellen, die ein wenig überzogen wirkten, aber insgesamt haben sie das Leseerlebnis kaum geschmälert.

Mein Fazit also zu diesem Buch: Eine Cherry kann man immer lesen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere