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Venatrix

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Veröffentlicht am 31.01.2021

Puppenspiele anno 2021

Schwabentod
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Dieser Krimi ist für Andreas Brander und sein Team der neunte, für mich der erste. Warum eigentlich? Wie konnte ich diese Reihe bisher übersehen?

Worum geht’s?

KHK Brander und seine Kollegin Persephone ...

Dieser Krimi ist für Andreas Brander und sein Team der neunte, für mich der erste. Warum eigentlich? Wie konnte ich diese Reihe bisher übersehen?

Worum geht’s?

KHK Brander und seine Kollegin Persephone „Peppi“ Pachatourides werden zu einem entlegenen Aussiedlerhof gerufen. Der Anblick, der sich dort den Ermittler bietet, gleicht einem bizzaren Marionettenspiel. Levin Goldmann liegt grotesk verrenkt und mit rosa Lack überzogen in seinem Haus. Die einzigen „Tatzeuginnen“ sind sechs lebensgroße Silikonpuppen, von denen eine mit Peppi plappert. Ziemlich schräg! Nach und nach stellt sich heraus, dass Goldmann mit den Puppen handelt und sie als Gefährtinnen gegen die Einsamkeit anpreist.

Als wenig später eine weitere rosa lackierte Leiche auftaucht, die noch dazu mit Goldmann bekannt war und mit ihm Geschäfte gemacht hat, muss sich Brander in die Welt der „Real Dolls“ begeben.

Meine Meinung:

Es mag zu Beginn ein wenig spooky scheinen, von Menschen zu lesen, die lieber mit lebensgroßen Puppen leben als mit echten Partnern. Noch gruseliger ist es aber, dass diese „Living Dolls“, wie sie auch genannt werden, eine KI also Künstliche Intelligenz besitzen und ähnlich wie Alex, Siri oder Co. auf Kommandos reagieren und/oder Konservation pflegen können. Autorin Sybille Baecker hat viel Zeit in die Recherche gesteckt und im Dialog zwischen den Teammitgliedern erfährt der staunende Leser, was es nicht alles zu kaufen gibt. Ganz billig sind diese lebensechten Puppen ja nicht. Je nach Ausführung sind das schon einige tausend Euro zu berappen. Gekleidet und geschminkt wollen diese Damen ja auch werden. Füttern braucht man sie nicht. Daher sind Figurprobleme und Diäten kein Thema,

Die Charaktere dieses Krimis überzeugen. Sie haben alle ihre Ecken und Kanten, wobei die Bösen immer einen Hauch komplexer zu sein scheinen. Durch geschickt platzierte Hinweise führt die Autorin ihre Leser ein wenig an der Nase herum. Da ist zum einen die Freundin von Levin Goldmann, die lügt wie gedruckt, aber ein wenig zu naiv wirkt, um die Täterin zu sein. Zum anderen scheint auch der Geschäftspartner von Goldmann verdächtig.

Andreas Brander ist ein empathischer Ermittler, der durch den Herzinfarkt seine unmittelbaren Vorgesetzten nicht nur dessen Lebensretter ist, sondern auch in dessen Rolle schlüpfen muss, was ihn ein bisschen an seine Grenzen bringt. Doch mit einem Glas erlesenem Whisky kann er sein inneres Gleichgewicht wieder finden, das auch seine Ziehtochter Natalie ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht hat.

Herrlich auch die beiden Emanzen-Schwestern, die gerne übers Ziel hinausschießen. Wobei, ein Körnchen Wahrheit in ihren Thesen vorhanden ist: In Führungsetagen sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert.

Jedenfalls habe ich festgestellt, dass mir durch die Unkenntnis dieser Reihe eine Vielzahl von vergnüglichen Lesestunden vorenthalten wurden. Dem muss ich gleich abhelfen und mache mich auf die Suche nach den acht Vorgängern. Und wenn, wie dir Frau Autorin andeutet, im Herbst 2021 ein zehnter Fall für Brander & Team zu haben sein wird, bin ich gleich dabei.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi, der durch das Thema ein wenig skurril wirkt, jedoch einen ernsten Hintergrund hat. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 31.01.2021

Regt zum Nachdenken an

Rebellion oder Untergang!
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Mit seinem „Aufruf zu globalem Ungehorsam zur Rettung unserer Zivilisation“ versucht Autor Noam Chomksy möglichst viele Menschen zu erreichen, den Untergang der Menschheit doch noch zu verhindern.

Das ...

Mit seinem „Aufruf zu globalem Ungehorsam zur Rettung unserer Zivilisation“ versucht Autor Noam Chomksy möglichst viele Menschen zu erreichen, den Untergang der Menschheit doch noch zu verhindern.

Das Buch ist quasi die schriftliche Zusammenfassung einer Chomsky-Veranstaltung aus dem Jahre 2016, die um die aktuellen Ereignisse (Corona, Abwahl von Trump etc.) ergänzt worden wist.

Das lesenswerte Buch ist wie folgt gegliedert:

Einführung
Die zweifache Bedrohung
Wie erreichen wir die Menschen?
Fragen der Strategie
Aktuelle Gedanken über Bewegungen und ihre Zukunft
Die dritte Gefahr: Die Aushöhlung der Demokratie
Was kommt nach Trump? Interview im Dezember 2020
Weitere Quellen

Noam Chomsky berichtet, wie oft die Welt schon vor dem Abgrund gestanden ist. Man erinnere sich nur an die Kuba-Krise oder die als „Operation Able Archer“ bekannte (oder eben nicht bekannte) US-Provokation die Verteidigungsstrategie der damaligen Sowjetunion testen zu wollen. In beiden Fällen haben besonnene Männer beider Länder die Nerven behalten und beschlossen, gegen die Befehle zu verstoßen.

Zu Recht wünscht Noam Chomsky die großen Männer Leonard Peroots und Stanislaw Petrow, sowie Wassili Archipow, der sich 1962 als sowjetischer U-Boot-Kommandeur während eines der gefährlichsten Momente der kubanischen Raketenkrise als Einziger dem Befehl zum Angriff mit atombestückten Torpedos widersetzte, obwohl zwei seiner Offizierskollegen in einem von US-Einheiten eingekreisten U-Boot erteilen wollte, auf eine Ehrenliste zu setzen. Auch hier hätte ein Atomkrieg ausgelöst werden können.

Ein wichtiges Anliegen ist dem Autor, auch mit Andersdenkenden ins Gespräch zu kommen, sie über Tatsachen aufzuklären. Denn oftmals ist das Unwissen Quelle der Gedanken.

„Wenn Menschen über wichtige Dinge nicht Bescheid wissen, bringt sie das oft zu sehr irrationalen Entscheidungen – rational in ihrer eigenen Interpretation, nur dass in dieser Interpretation einige entscheidende Fakten fehlen.“ (S.49)

Natürlich ist ihm bewusst, dass der Einzelne nicht jeden erreichen kann. Doch man könnte damit in seinem eigenen Umfeld beginnen.

Ein Blick in die Zukunft der Ära Joe Biden stimmt Noam Chomsky nicht ganz so euphorisch, wie viele Menschen landauf und landab. Die Gefahr, dass Joe Biden ein „schwacher“ Präsident sein wird, ist groß,

„Nun, es wird genügend Dinge geben, bei denen Biden schwach aussieht und die man dann den Demokraten in die Schuhe schieben kann, und dann könnten die Republikaner 2022 und 2024 in einer gewaltigen Welle zurückkommen.“ (...)“Das könnte eine Katastrophe werden.“ (S. 101)

Veröffentlicht am 19.01.2021

Ein opulenter hist. Roman

Die Luftvergolderin
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Jeannine Meighörner ist ein Fan von historischen Frauengestalten und porträtiert diese auch regelmäßig. Diesmal hat es ihr Anna von Böhmen und Ungarn „angetan“.

Die Vita der jungen Anna ist abenteuerlich ...

Jeannine Meighörner ist ein Fan von historischen Frauengestalten und porträtiert diese auch regelmäßig. Diesmal hat es ihr Anna von Böhmen und Ungarn „angetan“.

Die Vita der jungen Anna ist abenteuerlich genug. In der sogenannten „Doppelhochzeit von Wien“ heiratet sie 1515 als Zwölfjährige den 56-jährigen Kaiser Maximilian und zieht mit ihm in die Residenz nach Innsbruck. Nach seinem Tod 1519 ist sie nach wie vor unberührt und soll, wie es im Heiratskontrakt vorgesehen ist, eigentlich Maximilians Enkel Ferdinand heiraten. Doch der hat zunächst andere Pläne. Anna ist ein wenig anders als die üblichen Bräute, die man aus dynastischen Gründen verheiratet. Sie nimmt das Heft selbst in die Hand und engagiert Hans Maler, einen Porträtmaler aus Schwaz. Er soll ein Abbild schaffen, das ihr einen neuen Ehemann bringt. Nach einigem hin und her, nimmt sie dann Ferdinand doch zur Gemahlin. Noch weiß das junge Paar nicht, was das Schicksal für sie bereit hält. Wieder erwarten wird die Ehe glücklich und mit 15 Kindern gesegnet, von denen 12 das Erwachsenenalter erleben. Auch im Privatleben ist sie eine unkonventionelle Frau. Sie stillt und erzieht ihre Kinder selbst.

Anna hat ein reges Interesse an den Regierungsgeschäften und ist ihrem Mann eine gute Ratgeberin. Dass Ferdinand 1558 nach dem Verzicht seines Bruders Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wird, erlebt sie nicht mehr. Sie stirbt im Jänner 1547 nach der Geburt ihrer Tochter Johanna im Kindbett. Ferdinand lässt sie im goldenen Kleid, das sie damals auf dem Brautbild getragen im Prager Veitsdom bestatten.

Hans Maler begleitet Anna und Ferdinand lange Jahre als Hofmaler und verschwindet auf einer Reise nach Ulm spurlos.

Meine Meinung:

Der ungewöhnliche Titel „Luftvergolderin“ passt wunderbar zu diesem historischen Roman. Zum einem stammt Hans Maler aus einer Vergolder-Familie und zum anderen sind goldblonde Locken und mit Goldfäden durchwirkte Stoffe modern. Alles Gold also!

Gut gelungen ist die Beschreibung der „kleinen Ungarin“ wie sie von Hans Maler genannt wird aus seiner, der Maler-Sicht. So erfahren wir viele Details der herrschaftlichen Kleidung und des opulenten Schmucks. Dann wechselt die Perspektive und das Hofleben rückt in den Fokus. Hier kann der Leser das steife Hofzeremoniell miterleben und nach einem weiteren Wechsel erhalten wir Einblicke in Annas Leben als Ehefrau und Mutter.

Der Schreibstil ist abwechslungsreich und amüsant. Die bildhaften Darstellungen lassen die Hofburg zu Innsbruck gleich dreidimensional auferstehen.

Die historischen Details sind in der Geschichte schön verpackt (um nicht zu sagen versteckt). So erfahren wir, dass Anna und ihr Bruder Ludwig aus rein dynastischen und Bündnispolitischen Gründen verheiratet werden. In der Doppelhochzeit, die von ihr Vater Vladislav II. von Böhmen und Ungarn gemeinsam mit Maximilian I., eingefädelt wurde, heiraten Anna und ihr neunjähriger Bruder Ludwig das Geschwisterpaar Ferdinand von Habsburg und die ebenfalls neunjährige Maria von Habsburg, beides Enkel von Maximilian. Ziemlich vorausschauend, denn wenn Vladislav stirbt, kommen Böhmen, Mähren und Kroatien ins Haus Habsburg. Egal ob über Ludwig oder Anna.

So wird auch die Schlacht bei Mohács von 1526, in der ihr Bruder stirbt, und die erste Belagerung Wiens 1529 durch die Türken in den Roman eingeflochten. Nach dem Tod Ludwigs ist Ferdinand durch Anna König von Böhmen und Ungarn.

Anders als im Buch verschwindet Hans Maler in Wirklichkeit nicht, sondern stirbt 1520 in Schwaz.

Interessant ist auch der Epilog, denn der erzählt die Geschichte des Brautbildes weiter, das auch die NS-Zeit überstanden hat, nachdem es in den Besitz einer jüdischen Familie gekommen ist. Da hätte ich mir eine ausführlichere Geschichte erhofft.

Fazit:

Ein opulenter historischer Roman, der das Leben der Anna von Ungarn, die als Kind getreu dem Motto „bella gerant alii tu felix Austria nube“ verheiratet wurde, beschreibt. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich ausführlich mit den Frauen der Habsburger beschäftigen möchte. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 18.01.2021

Feselnd bis zur letzten Seite

Die siebte Zeugin
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Es ist Sonntagmorgen in Berlin-Charlottenburg und Nikolas Nölting, Beamter in Berliner Stadtverwaltung, Dezernat „Bau“, fährt mit seinem Fahrrad zum Bäcker und schlägt, statt Frühstücksgebäck zu kaufen, ...

Es ist Sonntagmorgen in Berlin-Charlottenburg und Nikolas Nölting, Beamter in Berliner Stadtverwaltung, Dezernat „Bau“, fährt mit seinem Fahrrad zum Bäcker und schlägt, statt Frühstücksgebäck zu kaufen, den anwesenden Kontakt-Polizisten nieder, bemächtigt sich dessen Dienstwaffe und schießt auf drei Personen. Während zwei nur leicht verletzt sind, ist Moritz Lindner sofort tot. Der Schütze lässt sich widerstandslos festnehmen und schweigt beharrlich.

Auch seinem Verteidiger Rocco Eberhardt gelingt es nicht, dem Täter Details und vor allem ein Motiv zu entlocken. Für den Oberstaatsanwalt steht das Urteil bereits vor der Gerichtsverhandlung fest: Es kann nur lebenslänglich für den Angeklagten geben. Doch Eberhardts Ehrgeiz ist geweckt. Was hat den unscheinbaren Beamten zu dieser Tat getrieben?

Meine Meinung:

Ich habe diesen Justiz-Krimi an einem Tag, in einem Rutsch gelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie die Sache ausgeht. Ich hatte nämlich gleich einen Verdacht, der sich recht schnell bewahrheitet hat. Ein Einzeltäter, der beharrlich schweigt, lieber ins Gefängnis geht - das klingt sehr nach organisiertem Verbrechen. Ein weiteres Indiz hierfür liefert die Arbeitsstätte: Die Behörde, die für Umwidmungen von landwirtschaftlichen Grundstücken in Bauland zuständig ist. Hier ist mit den richtigen Insiderinformationen so richtig viel Geld zu holen.

Das Autoren-Duo Florian Schwiecker und Michael Tsokos sind vom Fach. Schwiecker war lange Jahre als Strafverteidiger tätig und Tsokos ist Leiter der Rechtsmedizin in der Charité. Diese ihre Erfahrungen bringen sie in dem ersten gemeinsamen Krimi, der offensichtlich nicht der letzte sein wird, ein.

Die kurzen Kapitel, die die Tat und ihren Auslöser aus unterschiedlichen Blickwinkel beleuchten, machen die Auflösung so richtig spannend. Jedes Kapitel ist mit einer genauen Orts- und Zeitangabe versehen. Oft ist ein Kapitel nur eine Seite kurz und gleicht damit einem Kameraschwenk.

Spannung wird auch durch die beiden Hauptpersonen im Gerichtssaal erzeugt: Zum einen der Oberstaatsanwalt, der den Angeklagten für den Rest des Lebens hinter Gitter sehen will, und den Anwalt, der genau dieses verhindern will. Mitten drinnen, die souveräne Richterin.

Je mehr der Oberstaatsanwalt auf „lebenslänglich“ beharrt, desto stärker beschleicht den geneigten Leser, dass er vielleicht seine eigenen Ziele verfolgt.

Die ersten fünf Zeugen scheinen bis auf einen, ein recht neutrales Bild der Ereignisse zu geben. So richtig spannend wird es, als ein vorab unbekannter 6. Zeuge den Gerichtssaal betritt. Den Höhepunkt bildet aber die 7. Zeugin, nämlich de Ehefrau des Angeklagten. Mit ihrer Aussage offenbart sich endlich die Tragödie, die sich hinter der Tat, verbirgt.

Fazit:

Dem Autoren-Duo Schwiecker/Tsokos ist ein fesselnder Justiz-Krimi gelungen, dem ich eine Leseempfehlung ausspreche und 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 16.01.2021

Penibel recherchiert und grandios erzählt

Krone der Welt
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„Krone der Welt“ ist ein opulenter historischer Roman, der in vier Teilen erzählt wird. Beginnend in den Jahren 1585/88 endet er 1617 just vor dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Schauplatz ...

„Krone der Welt“ ist ein opulenter historischer Roman, der in vier Teilen erzählt wird. Beginnend in den Jahren 1585/88 endet er 1617 just vor dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Schauplatz ist Amsterdam. Es ist die Zeit der Glaubenskriege, in der sich Katholiken und Calvinisten bis aufs Blut bekämpfen. Doch nicht der Glaube spielt eine Rolle, sondern auch handfeste wirtschaftliche Gründe befeuern die Grausamkeiten. England und Spanien kämpfen um die Vorherrschaft auf See und die Franzosen wechseln immer wieder die Seiten. Schlechte Ernten lassen die Menschen verarmen.

So ist auch Wim Ardzoon, ein bekannter Architekt in Antwerpen, betroffen. Er verliert sein Haus und muss mit seinen drei Kindern, Ruben, Vincent und Betje nach Amsterdam fliehen. Dort wird er, als er endlich Fuß gefasst ermordet. Für die Kinder beginnt eine ungewisse Zeit, die sie zum Teil im Waisenhaus verbringen müssen. Vincent , der älteste will wie sein Vater Architekt werden, Ruben träumt von der Seefahrt und Betje wird zur Köchin ausgebildet.

Immer wieder kreuzen die alten Widersacher den Weg der Kinder. Manchmal versteckt, manchmal offen. Liebe, Hass, Intrigen und Lügen sowie die ewig schwärenden Religionskonflikte machen dem Trio das Leben in Amsterdam nicht leicht. Dennoch schaffen sie es, sich durchzuschlagen und mit mancher unerwarteter Unterstützung sowie wie Fleiß und Rechtschaffenheit, ihren Weg zu gehen.

Meine Meinung:

Der historische Roman schildert das Leben der Menschen während des ausgehenden 16. bzw. Des beginnenden 17. Jahrhunderts. Mittelpunkt sind die Lebensgeschichten des Trios und die Entwicklung von Amsterdam, die eng mit dem aufstrebenden Architekten Vincent verknüpft ist.

Wie wir es von Sabine Weiß gewöhnt sind, verbindet sie Fakten und Fiktion geschickt miteinander. Ihr unterschwelliger Geschichtsunterricht mag ich auch gerne, denn der Leser erfährt - so ganz nebenbei - Wissenswertes aus einer kriegerischen Epoche. Der Sieg der Engländer unter Sir Francis Drake über die Spanische Armada mag ja noch bekannt sein, die vielen anderen Scharmützel sind in der breiten Öffentlichkeit sicherlich nicht. Viele historische Fakten, wie die Gründung der Niederländischen Ostindien Company haben Auswirkungen, die Jahrhunderte anhalten. Diese historischen Ereignisse sind penibel recherchiert und gekonnt in den Roman eingeflochten.

Für alle jene, die mit den niederländischen Begriffen und dem nautischen Fachvokabular nicht so vertraut sind, gibt es im Anhang ein Glossar. Zu Beginn hilft ein ausführliches Personenverzeichnis, fiktive von historischen Personen zu unterscheiden. Zu guter Letzt findet sich auch eine Stadtplan von Amsterdam aus dem Jahre 1600.

Die Charaktere sind sehr sorgfältig herausgearbeitet, wobei die Bösen immer einen Hauch lebendiger erscheinen.

Fazit:

Ein opulent erzählter und penibel recherchierter historischer Roman, dem ich gerne eine Leseempfehlung und 5 Sterne gebe.