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Veröffentlicht am 20.01.2021

Konnte mich trotz solider Basis nicht abholen!

The Last Goddess, Band 1: A Fate Darker Than Love (Nordische-Mythologie-Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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Kennt Ihr diese Geschichten, die grundsätzlich gut gemacht sind, ein spannendes Thema haben und Figuren, die eigentlich interessant wären, Euch aber trotzdem nicht so recht catchen können? "A Fate Darker ...

Kennt Ihr diese Geschichten, die grundsätzlich gut gemacht sind, ein spannendes Thema haben und Figuren, die eigentlich interessant wären, Euch aber trotzdem nicht so recht catchen können? "A Fate Darker Than Love" von Bianca Iosivoni war genau so eine Geschichte. Die Umsetzung des nordischen-Mythologie-Motivs hat mir sehr gut gefallen, genau wie der Schauplatz und die undurchsichtige Handlung, leider konnte mich die Geschichte aber dennoch kaum abholen und emotional berühren. Woran das liegen könnte, will ich im Laufe meiner Rezension herausfinden.

"A Fate Darker Than Love" kann man nicht rezensieren, ohne nicht wenigstens kurz über die famose Gestaltung zu sprechen. Das dunkle-glänzende Cover erinnert mit den schwarzen Linien auf dunkelblauem Grund an Äste vor einem Nachthimmel oder einer Spiegelung in dunklem Wasser und verspricht mit den goldenen Lichtpunkten und dem verschlungenen, großen Titel eine magische Geschichte. Leider ist die Geschichte nicht halb so atmosphärisch und fantastisch-düster, wie die Gestaltung es verheißt und überrascht auch mit einem erstaunlich geringen Umfang. Mit 352 Seiten ist "A Fate Darker Than Love" zwar noch nicht besorgniserregend knapp, um eine ganze, komplexe Mythologie vorzustellen, mehrere Figuren einzuführen und die Handlung bis zum bevorstehenden Weltuntergang zu führen, wird das aber selbst im oftmals etwas sparsameren Subgenre Urban-Fantasy eng.


Erster Satz:"Jedes Leben hat ein Ende."


Ganz nach meiner Annahme, dass Bianca Iosivoni das Erzähltempo ordentlich anziehen wird, erleben wir schon nach einer kurzen Mikro-Einführung in das Leben von Blair, wie in einem tragischen Autounfall ihre Schwester und ihre Mutter ums Leben kommen, was sie nicht nur alleine als Waise zurücklässt, sondern auch unvorbereitet mit einer überraschenden Wahrheit konfrontiert: sie ist eine Valkyre. Einstiege, in denen wichtige Bezugsfiguren der Protagonisten sterben, habe ich schon immer als tückisch empfunden. Bevor man die Hauptperson richtig kennenlernen kann, erleben wir sie schon im Trauer-Ausnahmezustand, eigentlich würde man gerne eine berührende, emotionale Reaktion zeigen, hat aber noch nicht genügend Nähe zu der Person aufgebaut, als dass ihr Leiden wirklich ans Herz gehen würden und alles in allem führt das häufig dazu, dass diese Gefühle oberflächlich bleiben und der Handlung im Weg stehen. So auch hier. Auch wenn sich die Autorin die größte Mühe gegeben hat, Blairs Verlust und ihre Phasen der Trauer für den Leser möglich erlebensnah darzustellen, hat mich ihr Leiden zu Beginn überhaupt nicht tangiert. Das hat dazu geführt, dass ich Blairs teilweise irrationale Verhaltensweisen nicht nachvollziehen konnte und gar keine Zeit hatte, die Charaktere richtig kennenzulernen und in die Geschichte einzutauchen.


"Ich weiß." Das war der Moment, in dem wir alles gesagt hatten. Der Moment, in dem wir uns voneinander lösen und zum Kampf zurückkehren sollten. Aber nichts davon geschah. Stattdessen blieben wir beide stehen, bis unsere Atemzüge in der frostigen Winterluft miteinander verschmolzen"


Auch nach diesem denkbar schlechten Start in die Geschichte, sprang der Funke einfach nicht auf mich über. Wir lesen, wie Blair überstürzt nach Vancouver reist, das Geheimnis des Todes ihrer Familie aufzudecken versucht, ihr Valkyren-Erbe entdeckt und in einen uralten Kampf hineingezogen wird. Dabei empfand ich fast alle Szenen und Aspekte der Handlung als zu kurz und zu oberflächlich ausgearbeitet, hatte aber dennoch mit Längen beim Lesen zu kämpfen. Was zuerst wie ein Widerspruch klingt, wird vielleicht logischer, wenn man erklärt, dass man trotz oder vielleicht auch gerade wegen des hohen Erzähltempos das Gefühl hat, die Handlung würde auf der Stelle treten. Große Emotionen, eine epische Agenda, ein klares Ziel und ein unterschwelliger, atmosphärischer Sog - all das, was mich normalerweise beim Lesen vorantreibt und dafür sorgt, dass ich abends noch ein Kapitel lesen will und dann noch ein allerletztes, hat mir hier gefehlt. Die vielen Zeitsprünge, manche auch mitten in Szenen gepaart mit vielen Wiederholungen von zum Beispiel Kampfübungen oder Gedankengängen über Blairs Beziehung zu Ryan, sowie die Enthüllung vieler Grundsteine der Geschichte auf Gesprächsebene, statt auf der Handlungsebene tragen dazu bei, dass sehr viel auf einmal zu passieren scheint, die Handlung aber kaum eine Sogwirkung ausübt und kaum Raum für Entwicklungen und Erklärungen gelassen wird.

Vor allem die Figuren leiden unter dieser Erzählart sehr und bleiben allesamt sehr oberflächlich. Es beginnt mit der Ich-Erzählerin Blair, die schwer greifbar erscheint, da sie zwischen vielen verschiedenen Emotionen schwankt und die meiste Zeit mit Trauer, Unglauben, Verwirrung und Wut kämpft und die wir gar nicht richtig kennenlernen können, zieht sich aber durch die gesamte Figurenpalette. Auch die Valkyren, die ein enormes Potential hätten, verschiedenen Rollen einzunehmen und eigene Geschichten zu erzählen, werden nur mit ein oder zwei Merkmalen charakterisiert und hinterlassen demnach kaum einen bleibenden Eindruck. Leider habe ich sie auch ständig verwechselt und konnte mir kaum merken, wer jetzt von welcher Gottheit abstammte und welche Fähigkeiten hat. Neben Blair und den Valkyren gibt es noch eine zweite, treibende Kraft im Spannungsgefüge des Romans: die Diener des Chaos, hier durch Ryan als zweiter Erzähler repräsentiert. Leider nehmen die kurzen Passagen aus Ryans Sicht, welche durch eine andere Schriftart hervorgehoben sind, schon früh Spannung heraus und sorgen dafür, dass man gegen ihn von Beginn an eine gesunde Portion Skepsis hegt. Leider sind die drei kurzen Szenen aus seiner Perspektive auch viel zu kurz, um wirklich etwas zu seiner Charakterzeichnung beizutragen. Ich hätte es also bevorzugt, wenn entweder seine Perspektive ernsthaft ausgebaut oder ganz weglassen worden wäre.


"Ganz egal, wer er war oder was er getan hatte, ganz egal, wer ich war und was ich getan hatte - das zwischen uns würde für immer da sein. Es mochte falsch, verboten und sogar gefährlich sein, aber es war da. Und ich hatte es satt, mich dagegen zu wehren."


Von meinen emotionalen Problemen mit der Geschichte abgesehen hat mir die Umsetzung der nordischen Mythologie sehr gut gefallen. Ich bin schon immer ein großer Fan von mythologischer Fantasy und deshalb sehr gespannt gewesen, wie Bianca Iosivoni das vielversprechende Götter-Valhalla-Valkyren-Ragnarök-Motiv ausgestalten würde. Und auch wenn vielleicht noch ein bisschen mehr Hintergrundinformationen und Beschreibungen hilfreich gewesen wären, finde ich die Art und Weise, wie die nordischen Sagen und Legenden hier aufgearbeitet wurden, wirklich ansprechend. Dass wir es hier mit einer heruntergebrochenen Welt, die nur aus Midgard und Valhalla besteht, zu tun haben und die Götter genau wie die anderen Welten von Yggdrasil erstmal aus der Gleichung herausgenommen wurden, hat mir angesichts der eher knappen, handlungslastigen Erzählart sehr gut gefallen. Es sind jedoch trotzdem genügend Details vorhanden, um das Setting plausibel und lebendig wirken zu lassen.


"Wir bewegen uns nicht in den Nordlichtern, Blair." Kendra warf mir ein warmes Lächeln zu. "Wir erschaffen sie. Sie entstehen, wenn sich das Licht der Sonne, des Mondes und der Sterne, in unseren Flügeln widerspiegeln. Jedes Mal, wenn du zum Himmel schaust und Polarlichter siehst, fliegt eine Valkyre über die Welt, um ihre Mission zu erfüllen. Unsere Mission."


Dass Bianca Iosivoni schreiben kann, hat sie schon mit diversen anderen Romanen bewiesen und auch an spannenden Ideen scheint es ihr nicht zu mangeln. Sie schreibt gleichzeitig locker, humorvoll und modern, verzichtet dabei jedoch nicht auf die Beschreibungen, die notwendig sind, um uns die verschiedenen bereisten Welten und getroffenen Wesen vor Augen zu führen. Mit schwungvollem Elan schlägt sie ein flottes Tempo an, gerade am Ende hätte ich mir für die Geschichte jedoch gewünscht, dass sie sich ein wenig mehr Zeit nimmt. Denn wo es zuvor noch stimmungsmäßig dahingeplätschert ist, überschlagen sich die Ereignisse gegen Ende geradezu. Während die Handlung mein Kopfkino längst überholt hat, kommt hier aber auch zum ersten Mal ein Verständnis, eine Magie, ein Sog auf, den ich zuvor vermisst hatte. Auch einige überraschende Wendungen hält das Ende noch bereit. Dies ist jedoch eher wenig verwunderlich, da man durch die wenigen Informationen zu den Figuren und zur Handlung allgemein eigentlich von jeder Wendung oder neuen Sichtweise überrascht gewesen wäre. Und so halten sich auch die emotionalen Auswirkungen des Finales in Grenzen: Man kannte die Figuren einfach noch nicht gut genug, um ernsthaft entsetzt oder überrascht angesichts ihres Verrats zu sein.

Alles in allem wünsche ich mir wirklich, ich könnte positiver von dieser Geschichte schreiben, leider konnte sie mich unterm Strich einfach nicht abholen und emotional berühren, sodass ich mir auch noch nicht sicher bin, ob ich das Finale der Last-Goddess-Dilogie, "A Kiss Stronger Than Death", lesen will, welcher am 30. April 2021 erscheinen wird.



Fazit:


Trotz einer soliden Basis, welche aus der spannenden Umsetzung der nordischen Mythologie und dem erfahrenen Schreibstil von Bianca Iosivoni besteht, konnte mich die Geschichte von Beginn an nicht abholen. Ob das nun an dem hohen Erzähltempo liegt, das kaum Raum für Entwicklungen und Erklärungen lässt, an den oberflächlichen Figuren, die das Mitfiebern schwer gestalten, oder an dem überhasteten Einstieg - "A Fate Darker Than Love" konnte mich leider nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Behaglich und süß - mehr aber leider nicht.

Sweet like you
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"Sweet Like You" war mein letztes Buch des Jahres 2020 und gleichzeitig mein zweiter Buddyread, diesmal mit Sofia von "Sofias kleine Bücherwelt". Jetzt weiß ich einmal mehr, warum "Buddyreading" überall ...

"Sweet Like You" war mein letztes Buch des Jahres 2020 und gleichzeitig mein zweiter Buddyread, diesmal mit Sofia von "Sofias kleine Bücherwelt". Jetzt weiß ich einmal mehr, warum "Buddyreading" überall im Trend ist: es steigert das Lesevergnügen und vertieft die Leseerfahrung einfach ungemein, wenn man sich noch während dem Lesen mit einer anderen Person über tolle und ausbaufähige Aspekte der Story austauschen, über den Fortlauf der Handlung spekulieren und durch die Sichtweise des anderen einen anderen Blickwinkel auf die Geschichte einnehmen kann. Nach einigen Diskussionen ist mir jetzt klar: diese Liebesgeschichte hat mich behaglich und süß über das Jahresende gebracht - mehr aber leider nicht.

Die Gestaltung ist einfach zauberhaft. Nicht nur dass das Cover mit dem hellbeigen Hintergrund, den Tannenzapfen, Blättern und dem Etikettartigen Hintergrund des Titels total heimelig aussieht, auch innerhalb der Buchdeckel ist "Sweet Like You" wundervoll gestaltet. Das beginnt schon mit den Leselaschen. In diese sind nämlich zwei Rezepte abgedruckt. In der vorderen Lasche laden Beas berühmte Erdnussbutter-Honig-Cookies zum Nachbacken ein, während ganz am Ende der Geschichte eine Anleitung zur sehr einfachen Herstellung von Nicks Lippenpeeling mit Honig zu finden ist. Ich finde ergänzende Rezepte und Anleitungen sowieso immer eine tolle Idee, hier hat sich das Verlagsteam aber wirklich besonders viel Mühe mit der Ausgestaltung gegeben! Ebenfalls sehr passend finde ich die kleine gezeichnete Biene, die jeden der 24 Kapitelanfänge ziert. Was äußerst selten vorkommt ist außerdem, dass mir der neue Titel des Kyss Verlags sogar besser gefällt als der Originaltitel der englischsprachigen Ausgabe "Her Purrfect Match".


Erster Satz: "Cassie Wilkerson neigte den Oberkörper nach vorn, um in den herabschauenden Hund zu kommen, und atmete tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus."


Robyn Neeley startet ganz gemütlich mit einer Yoga-Übung in den ersten Teil ihrer neuen Honey-Springs-Reihe. Zuerst sind wir aber noch gar nicht in dem beschaulichen Dorf in Kalifornien mit 5000 Einwohnern (von denen 4000 einen Stachel haben) und einem Faible für Honig, sondern in Cassies Büro in New York. Seit sie mit ihrer Mutter wegen eines Streits mit ihrer Tante vor Jahren aus Honey Springs weggezogen ist und ihre Teenager-Liebe Nick zurücklassen musste, war sie nicht mehr an ihrem ehemaligen Sehnsuchtsort und hat sich stattdessen in der Großstadt eine Karriere in einer Werbeagentur aufgebaut. Als sie dann zur Testamentseröffnung ihrer Tante in die Kleinstadt zurückkehrt, erwarten sie drei schockierende Neuigkeiten. Erstens: Ihre Tante Etta hat ihr die Farm samt Imkerei und Ländereien vererbt. Zweitens: Sie soll die Interimsbürgermeisterin der Kleinstadt sein, bis in drei Wochen ein neuer Bürgermeister gewählt wird. Und drittens: Ihre ehemalige Jugendliebe Nick arbeitet immer noch auf der Farm ihrer Tante und weckt nach all den Jahren noch Gefühle in ihr...


"Ich war so auf das Chaos hier unten auf der Erde konzentriert, dass ich ganz vergessen habe, zum Himmel aufzuschauen." Sie senkte ihren Kopf wieder. "Danke, dass du mich daran erinnert hast."


Anders als das zuckersüße Setting mit Kleinstadtromantik und Honig- und Bienenmerch überall vermuten lässt, bietet sich Cassie ein äußerst frostiger Empfang, als sie von ihrem unverhofften Erbe und dem Bürgermeisteramt nicht allzu begeistert ist. Eigentlich will sie viel lieber schnell zurück nach New York und einen wichtigen Pitch vorbereiten. Ihre Mitarbeiter und vor allem die inoffizielle Bienenkönigin und offizielle Café-Besitzerin Bea machen ihr das Leben schwer und spielen ihr eine Menge böser Streiche. Vor allem Madison und Bea, die Cassie ohne jeden ersichtlichen Grund loswerden wollen, haben dabei aber eher als Nebenfiguren genervt als die Geschichte vorangebracht. Die Verbohrtheit, mit der viele der Kleinstadtbewohner Cassie begegnen, ist an manchen Stellen nicht nur lächerlich, sondern mir gänzlich unverständlich. Klar, Cassie hat sich beim ein oder anderen Anlass auch ein bisschen unglücklich angestellt und stellte mit ihrer Naivität auch ein leichtes Opfer dar, sie derart abzulehnen und zu demütigen ist aber trotzdem auf keinen Fall angebracht.
Einzig und ausgerechnet Nick, dem Cassie mit ihrem Wegzug das Herz gebrochen hatte und der insgeheim verärgert ist, dass Etta nicht ihm die Farm vererbt hat, ist ein freundliches Gesicht und hilft Cassie, wo er nur kann. Mit seiner fürsorglichen Art muss man ihn einfach mögen, auch wenn er im Verlauf der Geschichte ein bisschen blass und der eindimensionale Good-Guy bleibt. Trotz dass Robyn Neeley hier einen personalen Erzähler gewählt hat und somit zwischen den beiden Erzählperspektiven von Nick und Cassie wechseln kann, liegt ein klarer Fokus auf Cassie, von deren Gedanken und Gefühlen wir mehr mitbekommen. Warum meine bevorzugte Erzählperspektive bei Liebesgeschichten die Ich-Perspektive ist und bleibt, hat sich auch hier wieder gezeigt: durch einen Er-Erzähler kann man einfach keine so große Nähe zu den Figuren aufbauen.


"Sie brachte die Lippen an Belles Ohr und flüsterte: "Willst du ein Geheimnis wissen?" Die Katze blickte sie unter halb geschlossenen Lidern schläfrig an. "Ich mag ihn auch."


Neben den Figuren an sich war ich auch ein bisschen von ihrer Beziehung zueinander enttäuscht. Trotz dass die beiden schon erwachsen sind, erinnert die Atmosphäre zwischen ihnen eher an einen Young Adult Roman, denn bis auf ein kurzes, zaghaftes Küsschen nach über 200 Seiten passiert nicht besonders viel zwischen den beiden. Im Gegenteil: Cassie und Nick schleichen lange Zeit etwas verzagt umeinander herum, verlieren sich in Floskeln und sorgen mit Aktionen, die zwar süß aber manchmal ein bisschen drüber sind, (so wie auch zum Beispiel die Idee mit Belle, der Ehe-stiftenden Katze) für Seufzen. Von großen Gefühlen, Leidenschaft oder gar Anziehungskraft kann man kaum sprechen - prickelnde Romantik sucht man hier also vergebens. Die Geschichte ist in erster Linie süß und gewinnt ihre Spannung durch die Schwierigkeiten, in denen sich Cassie plötzlich wiederfindet.

Und das funktioniert auch über einen Großteil der Geschichte hinweg. Zwischen Kuchen-Skandalen, Walking-Gruppen, diplomatischer Überzeugungsarbeit, fiesen Streichen und romantischen Bootstouren vergehen die 336 Seiten wie im Flug. Was dem Lesevergnügen dann aber einen deutlichen Dämpfer versetzt, sind die letzten Seiten. Zu sagen, dass das Ende unbefriedigend war, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts und das hat gleich mehrere Gründe. Zuerst einmal ist es einfach viel zu knapp und schnell abgehakt. Viele Fragen, die man sich im Laufe der Geschichte gestellt hat, also zum Beispiel was denn überhaupt vor all den Jahren zwischen Tante Etta und Cassies Mutter vorgefallen war, bleiben offen und werden gar nicht erst angeschnitten. Ihre Entscheidung, also der eigentliche Wendepunkt der Geschichte fällt ebenfalls geradezu lächerlich knapp zwischen zwei Sätzen und lässt dem Leser gar keine Zeit, diese nachzuempfinden. Auch erfährt man nie, was Cassie nun wegen ihres New-York-Jobs anstellt, oder wie es allgemein mit ihrem Leben weitergeht - und das war ja einer der springenden Konfliktpunkte. Ganz davon abgesehen gab es einfach Punkte, die mir als äußerst realitätsfern aufgestoßen sind. Außerdem musste ich über die (nicht so ganz überraschende aber immerhin nett eingefädelte) Wendung und Ettas Plan die Stirn runzeln.


"Sehr bald schon würde sie wieder fortgehen... Vielleicht würde er Bea bitten müssen, ihm einen Kühlschrank voller Kirschkäsekuchen zu backen, damit sein Herz das überlebte."


Die Geschichte ist also nicht allzuleicht zu bewerten, da einem zuckersüßen Setting und vielen tollen Ideen ein Mangel an Gefühlen und teilweise nervige Nebenfiguren gegenüberstehen. Dass "Sweet Like You" alles in allem weit davon entfernt ist, ein Jahreshighlight zu sein, wurde dann durch das überhastete und teilweise seltsame Ende besiegelt, das zu viele offene Fragen hinterlässt. Ob ich den zweiten Teil der Reihe über Madison und den rebellischsten Café-Besitzer der Stadt (er hat seinem Laden keinen Namen mit Bienenbezug gegeben, welch verbrecherische Handlung) Patrick lesen werde, der im März dieses neuen Jahres erscheint, bin ich mir noch nicht ganz sicher.



Fazit:

Robyn Neeley hat hier eine nette Geschichte geschrieben, die man in wenigen Stunden durchlesen kann, die aber leider kaum einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Einem zuckersüßen Setting und vielen tollen Ideen stehen ein Mangel an Gefühlen und teilweise nervige Nebenfiguren gegenüber, sodass "Sweet Like You" zusammen mit dem überhasteten Ende alles in allem weit davon entfernt ist, ein Jahreshighlight zu sein.

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Behaglich und süß - mehr aber leider nicht.

Sweet like you
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"Sweet Like You" war mein letztes Buch des Jahres 2020 und gleichzeitig mein zweiter Buddyread, diesmal mit Sofia von "Sofias kleine Bücherwelt". Jetzt weiß ich einmal mehr, warum "Buddyreading" überall ...

"Sweet Like You" war mein letztes Buch des Jahres 2020 und gleichzeitig mein zweiter Buddyread, diesmal mit Sofia von "Sofias kleine Bücherwelt". Jetzt weiß ich einmal mehr, warum "Buddyreading" überall im Trend ist: es steigert das Lesevergnügen und vertieft die Leseerfahrung einfach ungemein, wenn man sich noch während dem Lesen mit einer anderen Person über tolle und ausbaufähige Aspekte der Story austauschen, über den Fortlauf der Handlung spekulieren und durch die Sichtweise des anderen einen anderen Blickwinkel auf die Geschichte einnehmen kann. Nach einigen Diskussionen ist mir jetzt klar: diese Liebesgeschichte hat mich behaglich und süß über das Jahresende gebracht - mehr aber leider nicht.

Die Gestaltung ist einfach zauberhaft. Nicht nur dass das Cover mit dem hellbeigen Hintergrund, den Tannenzapfen, Blättern und dem Etikettartigen Hintergrund des Titels total heimelig aussieht, auch innerhalb der Buchdeckel ist "Sweet Like You" wundervoll gestaltet. Das beginnt schon mit den Leselaschen. In diese sind nämlich zwei Rezepte abgedruckt. In der vorderen Lasche laden Beas berühmte Erdnussbutter-Honig-Cookies zum Nachbacken ein, während ganz am Ende der Geschichte eine Anleitung zur sehr einfachen Herstellung von Nicks Lippenpeeling mit Honig zu finden ist. Ich finde ergänzende Rezepte und Anleitungen sowieso immer eine tolle Idee, hier hat sich das Verlagsteam aber wirklich besonders viel Mühe mit der Ausgestaltung gegeben! Ebenfalls sehr passend finde ich die kleine gezeichnete Biene, die jeden der 24 Kapitelanfänge ziert. Was äußerst selten vorkommt ist außerdem, dass mir der neue Titel des Kyss Verlags sogar besser gefällt als der Originaltitel der englischsprachigen Ausgabe "Her Purrfect Match".


Erster Satz: "Cassie Wilkerson neigte den Oberkörper nach vorn, um in den herabschauenden Hund zu kommen, und atmete tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus."


Robyn Neeley startet ganz gemütlich mit einer Yoga-Übung in den ersten Teil ihrer neuen Honey-Springs-Reihe. Zuerst sind wir aber noch gar nicht in dem beschaulichen Dorf in Kalifornien mit 5000 Einwohnern (von denen 4000 einen Stachel haben) und einem Faible für Honig, sondern in Cassies Büro in New York. Seit sie mit ihrer Mutter wegen eines Streits mit ihrer Tante vor Jahren aus Honey Springs weggezogen ist und ihre Teenager-Liebe Nick zurücklassen musste, war sie nicht mehr an ihrem ehemaligen Sehnsuchtsort und hat sich stattdessen in der Großstadt eine Karriere in einer Werbeagentur aufgebaut. Als sie dann zur Testamentseröffnung ihrer Tante in die Kleinstadt zurückkehrt, erwarten sie drei schockierende Neuigkeiten. Erstens: Ihre Tante Etta hat ihr die Farm samt Imkerei und Ländereien vererbt. Zweitens: Sie soll die Interimsbürgermeisterin der Kleinstadt sein, bis in drei Wochen ein neuer Bürgermeister gewählt wird. Und drittens: Ihre ehemalige Jugendliebe Nick arbeitet immer noch auf der Farm ihrer Tante und weckt nach all den Jahren noch Gefühle in ihr...


"Ich war so auf das Chaos hier unten auf der Erde konzentriert, dass ich ganz vergessen habe, zum Himmel aufzuschauen." Sie senkte ihren Kopf wieder. "Danke, dass du mich daran erinnert hast."


Anders als das zuckersüße Setting mit Kleinstadtromantik und Honig- und Bienenmerch überall vermuten lässt, bietet sich Cassie ein äußerst frostiger Empfang, als sie von ihrem unverhofften Erbe und dem Bürgermeisteramt nicht allzu begeistert ist. Eigentlich will sie viel lieber schnell zurück nach New York und einen wichtigen Pitch vorbereiten. Ihre Mitarbeiter und vor allem die inoffizielle Bienenkönigin und offizielle Café-Besitzerin Bea machen ihr das Leben schwer und spielen ihr eine Menge böser Streiche. Vor allem Madison und Bea, die Cassie ohne jeden ersichtlichen Grund loswerden wollen, haben dabei aber eher als Nebenfiguren genervt als die Geschichte vorangebracht. Die Verbohrtheit, mit der viele der Kleinstadtbewohner Cassie begegnen, ist an manchen Stellen nicht nur lächerlich, sondern mir gänzlich unverständlich. Klar, Cassie hat sich beim ein oder anderen Anlass auch ein bisschen unglücklich angestellt und stellte mit ihrer Naivität auch ein leichtes Opfer dar, sie derart abzulehnen und zu demütigen ist aber trotzdem auf keinen Fall angebracht.
Einzig und ausgerechnet Nick, dem Cassie mit ihrem Wegzug das Herz gebrochen hatte und der insgeheim verärgert ist, dass Etta nicht ihm die Farm vererbt hat, ist ein freundliches Gesicht und hilft Cassie, wo er nur kann. Mit seiner fürsorglichen Art muss man ihn einfach mögen, auch wenn er im Verlauf der Geschichte ein bisschen blass und der eindimensionale Good-Guy bleibt. Trotz dass Robyn Neeley hier einen personalen Erzähler gewählt hat und somit zwischen den beiden Erzählperspektiven von Nick und Cassie wechseln kann, liegt ein klarer Fokus auf Cassie, von deren Gedanken und Gefühlen wir mehr mitbekommen. Warum meine bevorzugte Erzählperspektive bei Liebesgeschichten die Ich-Perspektive ist und bleibt, hat sich auch hier wieder gezeigt: durch einen Er-Erzähler kann man einfach keine so große Nähe zu den Figuren aufbauen.


"Sie brachte die Lippen an Belles Ohr und flüsterte: "Willst du ein Geheimnis wissen?" Die Katze blickte sie unter halb geschlossenen Lidern schläfrig an. "Ich mag ihn auch."


Neben den Figuren an sich war ich auch ein bisschen von ihrer Beziehung zueinander enttäuscht. Trotz dass die beiden schon erwachsen sind, erinnert die Atmosphäre zwischen ihnen eher an einen Young Adult Roman, denn bis auf ein kurzes, zaghaftes Küsschen nach über 200 Seiten passiert nicht besonders viel zwischen den beiden. Im Gegenteil: Cassie und Nick schleichen lange Zeit etwas verzagt umeinander herum, verlieren sich in Floskeln und sorgen mit Aktionen, die zwar süß aber manchmal ein bisschen drüber sind, (so wie auch zum Beispiel die Idee mit Belle, der Ehe-stiftenden Katze) für Seufzen. Von großen Gefühlen, Leidenschaft oder gar Anziehungskraft kann man kaum sprechen - prickelnde Romantik sucht man hier also vergebens. Die Geschichte ist in erster Linie süß und gewinnt ihre Spannung durch die Schwierigkeiten, in denen sich Cassie plötzlich wiederfindet.

Und das funktioniert auch über einen Großteil der Geschichte hinweg. Zwischen Kuchen-Skandalen, Walking-Gruppen, diplomatischer Überzeugungsarbeit, fiesen Streichen und romantischen Bootstouren vergehen die 336 Seiten wie im Flug. Was dem Lesevergnügen dann aber einen deutlichen Dämpfer versetzt, sind die letzten Seiten. Zu sagen, dass das Ende unbefriedigend war, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts und das hat gleich mehrere Gründe. Zuerst einmal ist es einfach viel zu knapp und schnell abgehakt. Viele Fragen, die man sich im Laufe der Geschichte gestellt hat, also zum Beispiel was denn überhaupt vor all den Jahren zwischen Tante Etta und Cassies Mutter vorgefallen war, bleiben offen und werden gar nicht erst angeschnitten. Ihre Entscheidung, also der eigentliche Wendepunkt der Geschichte fällt ebenfalls geradezu lächerlich knapp zwischen zwei Sätzen und lässt dem Leser gar keine Zeit, diese nachzuempfinden. Auch erfährt man nie, was Cassie nun wegen ihres New-York-Jobs anstellt, oder wie es allgemein mit ihrem Leben weitergeht - und das war ja einer der springenden Konfliktpunkte. Ganz davon abgesehen gab es einfach Punkte, die mir als äußerst realitätsfern aufgestoßen sind. Außerdem musste ich über die (nicht so ganz überraschende aber immerhin nett eingefädelte) Wendung und Ettas Plan die Stirn runzeln.


"Sehr bald schon würde sie wieder fortgehen... Vielleicht würde er Bea bitten müssen, ihm einen Kühlschrank voller Kirschkäsekuchen zu backen, damit sein Herz das überlebte."


Die Geschichte ist also nicht allzuleicht zu bewerten, da einem zuckersüßen Setting und vielen tollen Ideen ein Mangel an Gefühlen und teilweise nervige Nebenfiguren gegenüberstehen. Dass "Sweet Like You" alles in allem weit davon entfernt ist, ein Jahreshighlight zu sein, wurde dann durch das überhastete und teilweise seltsame Ende besiegelt, das zu viele offene Fragen hinterlässt. Ob ich den zweiten Teil der Reihe über Madison und den rebellischsten Café-Besitzer der Stadt (er hat seinem Laden keinen Namen mit Bienenbezug gegeben, welch verbrecherische Handlung) Patrick lesen werde, der im März dieses neuen Jahres erscheint, bin ich mir noch nicht ganz sicher.



Fazit:

Robyn Neeley hat hier eine nette Geschichte geschrieben, die man in wenigen Stunden durchlesen kann, die aber leider kaum einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Einem zuckersüßen Setting und vielen tollen Ideen stehen ein Mangel an Gefühlen und teilweise nervige Nebenfiguren gegenüber, sodass "Sweet Like You" zusammen mit dem überhasteten Ende alles in allem weit davon entfernt ist, ein Jahreshighlight zu sein.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.01.2021

Behaglich und süß - mehr aber leider nicht.

Sweet like you
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"Sweet Like You" war mein letztes Buch des Jahres 2020 und gleichzeitig mein zweiter Buddyread, diesmal mit Sofia von "Sofias kleine Bücherwelt". Jetzt weiß ich einmal mehr, warum "Buddyreading" überall ...

"Sweet Like You" war mein letztes Buch des Jahres 2020 und gleichzeitig mein zweiter Buddyread, diesmal mit Sofia von "Sofias kleine Bücherwelt". Jetzt weiß ich einmal mehr, warum "Buddyreading" überall im Trend ist: es steigert das Lesevergnügen und vertieft die Leseerfahrung einfach ungemein, wenn man sich noch während dem Lesen mit einer anderen Person über tolle und ausbaufähige Aspekte der Story austauschen, über den Fortlauf der Handlung spekulieren und durch die Sichtweise des anderen einen anderen Blickwinkel auf die Geschichte einnehmen kann. Nach einigen Diskussionen ist mir jetzt klar: diese Liebesgeschichte hat mich behaglich und süß über das Jahresende gebracht - mehr aber leider nicht.

Die Gestaltung ist einfach zauberhaft. Nicht nur dass das Cover mit dem hellbeigen Hintergrund, den Tannenzapfen, Blättern und dem Etikettartigen Hintergrund des Titels total heimelig aussieht, auch innerhalb der Buchdeckel ist "Sweet Like You" wundervoll gestaltet. Das beginnt schon mit den Leselaschen. In diese sind nämlich zwei Rezepte abgedruckt. In der vorderen Lasche laden Beas berühmte Erdnussbutter-Honig-Cookies zum Nachbacken ein, während ganz am Ende der Geschichte eine Anleitung zur sehr einfachen Herstellung von Nicks Lippenpeeling mit Honig zu finden ist. Ich finde ergänzende Rezepte und Anleitungen sowieso immer eine tolle Idee, hier hat sich das Verlagsteam aber wirklich besonders viel Mühe mit der Ausgestaltung gegeben! Ebenfalls sehr passend finde ich die kleine gezeichnete Biene, die jeden der 24 Kapitelanfänge ziert. Was äußerst selten vorkommt ist außerdem, dass mir der neue Titel des Kyss Verlags sogar besser gefällt als der Originaltitel der englischsprachigen Ausgabe "Her Purrfect Match".


Erster Satz: "Cassie Wilkerson neigte den Oberkörper nach vorn, um in den herabschauenden Hund zu kommen, und atmete tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus."


Robyn Neeley startet ganz gemütlich mit einer Yoga-Übung in den ersten Teil ihrer neuen Honey-Springs-Reihe. Zuerst sind wir aber noch gar nicht in dem beschaulichen Dorf in Kalifornien mit 5000 Einwohnern (von denen 4000 einen Stachel haben) und einem Faible für Honig, sondern in Cassies Büro in New York. Seit sie mit ihrer Mutter wegen eines Streits mit ihrer Tante vor Jahren aus Honey Springs weggezogen ist und ihre Teenager-Liebe Nick zurücklassen musste, war sie nicht mehr an ihrem ehemaligen Sehnsuchtsort und hat sich stattdessen in der Großstadt eine Karriere in einer Werbeagentur aufgebaut. Als sie dann zur Testamentseröffnung ihrer Tante in die Kleinstadt zurückkehrt, erwarten sie drei schockierende Neuigkeiten. Erstens: Ihre Tante Etta hat ihr die Farm samt Imkerei und Ländereien vererbt. Zweitens: Sie soll die Interimsbürgermeisterin der Kleinstadt sein, bis in drei Wochen ein neuer Bürgermeister gewählt wird. Und drittens: Ihre ehemalige Jugendliebe Nick arbeitet immer noch auf der Farm ihrer Tante und weckt nach all den Jahren noch Gefühle in ihr...


"Ich war so auf das Chaos hier unten auf der Erde konzentriert, dass ich ganz vergessen habe, zum Himmel aufzuschauen." Sie senkte ihren Kopf wieder. "Danke, dass du mich daran erinnert hast."


Anders als das zuckersüße Setting mit Kleinstadtromantik und Honig- und Bienenmerch überall vermuten lässt, bietet sich Cassie ein äußerst frostiger Empfang, als sie von ihrem unverhofften Erbe und dem Bürgermeisteramt nicht allzu begeistert ist. Eigentlich will sie viel lieber schnell zurück nach New York und einen wichtigen Pitch vorbereiten. Ihre Mitarbeiter und vor allem die inoffizielle Bienenkönigin und offizielle Café-Besitzerin Bea machen ihr das Leben schwer und spielen ihr eine Menge böser Streiche. Vor allem Madison und Bea, die Cassie ohne jeden ersichtlichen Grund loswerden wollen, haben dabei aber eher als Nebenfiguren genervt als die Geschichte vorangebracht. Die Verbohrtheit, mit der viele der Kleinstadtbewohner Cassie begegnen, ist an manchen Stellen nicht nur lächerlich, sondern mir gänzlich unverständlich. Klar, Cassie hat sich beim ein oder anderen Anlass auch ein bisschen unglücklich angestellt und stellte mit ihrer Naivität auch ein leichtes Opfer dar, sie derart abzulehnen und zu demütigen ist aber trotzdem auf keinen Fall angebracht.
Einzig und ausgerechnet Nick, dem Cassie mit ihrem Wegzug das Herz gebrochen hatte und der insgeheim verärgert ist, dass Etta nicht ihm die Farm vererbt hat, ist ein freundliches Gesicht und hilft Cassie, wo er nur kann. Mit seiner fürsorglichen Art muss man ihn einfach mögen, auch wenn er im Verlauf der Geschichte ein bisschen blass und der eindimensionale Good-Guy bleibt. Trotz dass Robyn Neeley hier einen personalen Erzähler gewählt hat und somit zwischen den beiden Erzählperspektiven von Nick und Cassie wechseln kann, liegt ein klarer Fokus auf Cassie, von deren Gedanken und Gefühlen wir mehr mitbekommen. Warum meine bevorzugte Erzählperspektive bei Liebesgeschichten die Ich-Perspektive ist und bleibt, hat sich auch hier wieder gezeigt: durch einen Er-Erzähler kann man einfach keine so große Nähe zu den Figuren aufbauen.


"Sie brachte die Lippen an Belles Ohr und flüsterte: "Willst du ein Geheimnis wissen?" Die Katze blickte sie unter halb geschlossenen Lidern schläfrig an. "Ich mag ihn auch."


Neben den Figuren an sich war ich auch ein bisschen von ihrer Beziehung zueinander enttäuscht. Trotz dass die beiden schon erwachsen sind, erinnert die Atmosphäre zwischen ihnen eher an einen Young Adult Roman, denn bis auf ein kurzes, zaghaftes Küsschen nach über 200 Seiten passiert nicht besonders viel zwischen den beiden. Im Gegenteil: Cassie und Nick schleichen lange Zeit etwas verzagt umeinander herum, verlieren sich in Floskeln und sorgen mit Aktionen, die zwar süß aber manchmal ein bisschen drüber sind, (so wie auch zum Beispiel die Idee mit Belle, der Ehe-stiftenden Katze) für Seufzen. Von großen Gefühlen, Leidenschaft oder gar Anziehungskraft kann man kaum sprechen - prickelnde Romantik sucht man hier also vergebens. Die Geschichte ist in erster Linie süß und gewinnt ihre Spannung durch die Schwierigkeiten, in denen sich Cassie plötzlich wiederfindet.

Und das funktioniert auch über einen Großteil der Geschichte hinweg. Zwischen Kuchen-Skandalen, Walking-Gruppen, diplomatischer Überzeugungsarbeit, fiesen Streichen und romantischen Bootstouren vergehen die 336 Seiten wie im Flug. Was dem Lesevergnügen dann aber einen deutlichen Dämpfer versetzt, sind die letzten Seiten. Zu sagen, dass das Ende unbefriedigend war, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts und das hat gleich mehrere Gründe. Zuerst einmal ist es einfach viel zu knapp und schnell abgehakt. Viele Fragen, die man sich im Laufe der Geschichte gestellt hat, also zum Beispiel was denn überhaupt vor all den Jahren zwischen Tante Etta und Cassies Mutter vorgefallen war, bleiben offen und werden gar nicht erst angeschnitten. Ihre Entscheidung, also der eigentliche Wendepunkt der Geschichte fällt ebenfalls geradezu lächerlich knapp zwischen zwei Sätzen und lässt dem Leser gar keine Zeit, diese nachzuempfinden. Auch erfährt man nie, was Cassie nun wegen ihres New-York-Jobs anstellt, oder wie es allgemein mit ihrem Leben weitergeht - und das war ja einer der springenden Konfliktpunkte. Ganz davon abgesehen gab es einfach Punkte, die mir als äußerst realitätsfern aufgestoßen sind. Außerdem musste ich über die (nicht so ganz überraschende aber immerhin nett eingefädelte) Wendung und Ettas Plan die Stirn runzeln.


"Sehr bald schon würde sie wieder fortgehen... Vielleicht würde er Bea bitten müssen, ihm einen Kühlschrank voller Kirschkäsekuchen zu backen, damit sein Herz das überlebte."


Die Geschichte ist also nicht allzuleicht zu bewerten, da einem zuckersüßen Setting und vielen tollen Ideen ein Mangel an Gefühlen und teilweise nervige Nebenfiguren gegenüberstehen. Dass "Sweet Like You" alles in allem weit davon entfernt ist, ein Jahreshighlight zu sein, wurde dann durch das überhastete und teilweise seltsame Ende besiegelt, das zu viele offene Fragen hinterlässt. Ob ich den zweiten Teil der Reihe über Madison und den rebellischsten Café-Besitzer der Stadt (er hat seinem Laden keinen Namen mit Bienenbezug gegeben, welch verbrecherische Handlung) Patrick lesen werde, der im März dieses neuen Jahres erscheint, bin ich mir noch nicht ganz sicher.



Fazit:

Robyn Neeley hat hier eine nette Geschichte geschrieben, die man in wenigen Stunden durchlesen kann, die aber leider kaum einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Einem zuckersüßen Setting und vielen tollen Ideen stehen ein Mangel an Gefühlen und teilweise nervige Nebenfiguren gegenüber, sodass "Sweet Like You" zusammen mit dem überhasteten Ende alles in allem weit davon entfernt ist, ein Jahreshighlight zu sein.

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Veröffentlicht am 19.12.2020

Voller schräger Situationen, grusliger Wahrheiten und negativen Emotionen...

The Music of What Happens
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In "The Music of What Happens" habe ich nicht nur wegen des grandiosen Covers, des neugierig machenden Titels, der Vorstellung bei der Blogger Preview Party in der Messezeit, sondern auch wegen des versprochenen ...

In "The Music of What Happens" habe ich nicht nur wegen des grandiosen Covers, des neugierig machenden Titels, der Vorstellung bei der Blogger Preview Party in der Messezeit, sondern auch wegen des versprochenen Themas große Hoffnungen gesetzt. Anders als gedacht, ist der Roman jedoch keine lockerleichte LGBT-Sommerlektüre über zwei Jungs in einem Foodtruck. Eher begleiten wir die beiden auf einem schweren Stück Weg und sehen, wie sie sich gegenseitig Halt und neue Perspektiven schenken, während die Welt um sie herum zusammenbricht...


Max: "There are the mud-flowers of dialect,
And the immortelles of perfect pitch
And that moment when the bird sings very closely
To the music of what happens."


Das Cover ist einfach hinreißend, sendet meiner Meinung nach aber falsche Signale. Zu sehen ist ein blassblauer Sommerhimmel mit einzelnen Wolken und zwei Jungs im Cartoon-Stil, die entfernt an Max und Jordan erinnern und sich an den Händen halten. Der aus dem Englischen übernommene Titel aus dem Gedicht des irischen Dichters Seamus Heaney thront darüber in Großbuchstaben. Zusammen mit den zum Titel passenden Leselaschen mit Kakteen und den Kapitelanfängen, die mit einem Foodtruck und Herzchen beginnen, würde mich das Cover komplett überzeugen, wenn es nicht so... heiter wäre. Und das ist die Geschichte nun mal leider nicht. "The Music of What Happens" ist ehrlich, düster und voller schräger Situationen, gruseliger Wahrheiten und negativen Emotionen, sodass man sich beim Lesen nicht gerade wohlig seufzend in die Geschichte fallen lassen kann.


Max: "Mom redet immer davon, dass in der Welt so viel Scheiße abgeht und dass es meine Entscheidung ist, wie ich damit umgehe. Der sicherste Weg, unglücklich zu werden, ist, mit finsterem Blick durchs Leben zu gehen, sagt sie, und da hat sie recht. Man muss in der Dunkelheit immer nach Licht und Farbe Ausschau halten, denn die sind immer da, auch wenn es einem manchmal schwerfällt, sie zu erkennen."


Zu sagen, dass mein Start in die Geschichte holprig war, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Während der ersten zwei Kapitel habe ich mich ein paar Male gefragt, ob ich irgendwelche essenziellen Informationen verpasst oder den Klapptext falsch gelesen habe. Denn zwischen äußerst problematischen Kindheitserinnerungen, rätselhaften Flashbacks über eine traumatische Erfahrung, einem mütterlichen Nervenzusammenbruch in einem ramponierten Foodtruck, einem "80er-Jahre-Puff-Zimmer", einer Ode an den Joghurt, den "Amigos" und den "Ehefrauen" sah ich einfach keine Perspektive für die Geschichte. Auf den folgenden 100 Seiten wurde das zwar von Szene zu Szene besser und es begann sich eine langsame und äußerst süße Liebesgeschichte zu entfalten, ganz los wurde ich das verwirrende Gefühl von Orientierungslosigkeit und Ablehnung aber nicht, das mich schon von Beginn an befallen hatte. Das wurde unter anderem auch dadurch verursacht, dass im Verlauf der Geschichte mehr abgefahrene Szenen vorkommen als alltägliche, in denen man sich wiederfinden würde. Hooligan-Wohltätigkeiten, spontane Kunstaktionen, Kreislaufkollapse beim Katkusfeigenklau in der Wüste, Zuckerschocks bei Limonadenverkostungen, Trampolinhallenbesuche nach Schalentierexzessen und nächtliche Fitnessstudiobesuche würden einzelnen einen exzentrischen Schwung in die Geschichte bringen. In Kombination wirken die vielen Übersprunghandlungen der beiden aber eher verwirrend.


Max: "Am Zoo von Phoenix mit einem wunderschönen Jungen, der überhaupt nicht weiß, wie schön er ist. Ich bin unbesiegbar. Wie ein Superheld!"


Mein Hauptproblem mit "The Music of What Happens" lag jedoch nicht in der Handlung, sondern vielmehr in der Atmosphäre. Ich mochte schlicht und einfach das Gefühl nicht, das ich beim Lesen hatte. Wie gesagt mochte ich die zarte Liebesgeschichte und die Entwicklung von Max und Jordan, welche unglaublich süß beschrieben ist, genauso sehr wie das Setting in einem Foodtruck im gnadenlosen Sommer von Arizona. Dass eine ausgelassene Sommerferien-Stimmung aufkommt, wird aber erfolgreich und nachhaltig durch sehr ernste Themen verhindert, die angesprochen werden. Das an sich ist natürlich noch nicht das Problem - im Gegenteil. Ich finde es üblicherweise eher positiv, wenn schwierige Themen angesprochen werden, wenn Protagonisten auch mal nervig, schwierig und ambivalent sind und man nicht nur die positiven Gefühle mit den Figuren teilt. Doch hier wurde man unangeleitet mit so viel Düsternis konfrontiert, dass ich schlichtweg kein Spaß mehr beim Lesen hatte. In den 442 Seiten stecken so viel Homophobie, Rassismus, sexualisierte Gewalt, Objektivierung, toxische Männlichkeit, Fetischisierung und andere Probleme in Interaktionen, die der Autor natürlich verurteilen will. Doch statt sich damit auseinanderzusetzen und diese als Themen zu behandeln, werden die meisten Bemerkungen unkommentiert gelassen, viele Handlungsstränge werden nur angeschnitten und dann fallengelassen, sodass all diese angestaute Negativität einfach im Raum stehen bleibt und die ganze Geschichte verdirbt.


Max: "Du zeigst Gefühle, und schon lachen die Leute. Nichts ist schlimmer, als ausgelacht zu werden, wenn man jemandem sein Herz öffnet. (...) Ich setze mich an meinen Schreibtisch, schließe die Augen und denke an Jordans einsames Gedicht. Mit geschlossenen Augen stelle ich mir Jordan vor, der sich hochschaufelt und plötzlich hoffe ich, dass oben jemand ist, der sich ihm entgegengräbt."


Ich kann also definitiv nachvollziehen, warum viele Leser diese Geschichte nicht mögen, kann aber auch verstehen, wenn sie es tun. Denn trotz der negativen Atmosphäre, der wirren Handlung und der sehr oberflächlichen Behandlung wichtiger Themen ist sie intensiv, echt, originell, verrückt und sie lässt dich definitiv nicht kalt beim Lesen. Bill Konigsbergs Erzählweise hat mich ein bisschen an John Green erinnert, was man als Kompliment sehen kann, da ich ein großer Fan dieses Autors bin. Bill Konigsberg schreibt genauso unverblümt, manchmal unangenehm aber insgesamt doch sehr süß und nahegehend wie der Meister des Coming-of-Age. Verdrehte Logik, Teenager-Drama, Fremdschammomente und bittersüße Gefühle gibt es dabei obendrauf. Ein Manko dabei ist, dass wie oft bei übersetzten Büchern mit Jugendsprache, diese an einigen Stellen ein bisschen gezwungen und gekünstelt wirkt. Ob das am Alter des Autors oder an der Übersetzung liegt, kann ich nicht sagen. Was ich aber sagen kann, ist dass die eingebundenen Gedichte von Jordan und die Szenen, in denen Max zeichnet, zu meinen persönlichen Highlights des Romans gehören. Ein sehr nettes Plus ist, dass die Gedichte in Originalsprache am Ende des Buchs angehängt sind.


Jordan: "Zum Teufel, Alter, na klar. Ich bin dabei, wo auch immer."
"Berühmte letzte Worte", sage ich noch."


Max und Jordan habe ich als zwei sehr spannende Figuren empfunden, von denen ich mir vorstellen kann, dass sie tatsächlich irgendwo genauso leben. Dass ich sie als sehr realistische und runde Personen wahrgenommen habe bedeutetet aber noch lange nicht, dass sie mir auch sympathisch waren. Max´ Angewohnheit, Probleme wegzulächeln, nicht anzusprechen, was ihn stört und seine Verletzlichkeit nicht zu zeigen lässt ihn oft ein wenig verloren und widersprüchlich erscheinen. Das ist jedoch noch nichts im Vergleich zum emotionalen Chaos in Jordan, welcher nicht nur ein sehr niedriges Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl hat, sondern auch eine ausgewachsene Drama-Queen ist. Auch die meisten Nebenfiguren machen es einem zuerst nicht ganz leicht, sie zu mögen. Man denke hier zum Beispiel an Jordans Freundinnen Pam und Kayla, seine manisch-depressive Mutter, die noch ganz andere Probleme mit sich herumschleppt oder an Max´ verantwortungslosen Vater oder dessen sprüchereißenden Bro-Freunde Zay-Rod und Betts. Ein Lichtblick in all dem Chaos war Max´ Mutter Rosa.


Jordan: "Die Welt ist groß, wie sind alle nur Sternenstaub. Alles ist bedeutungslos. Manchmal, wenn ich mich aufrege, sollte ich daran denken."


Während die Geschichte von Seite zu Seite nach dem schwierigen Einstieg besser wurde und mich mehr fesseln konnte, war das Ende nochmal eine herbe Enttäuschung für mich. Zwar hat sich die inhaltliche Entwicklung schon angedeutet, die Wendung kommt aber trotzdem sehr knapp, plump und liegt wie ein Fremdkörper am Ende der Geschichte und weiß diese nicht wirklich abzuschließen. Nach dem Platzenlassen der Bombe steht einfach noch zu viel im Raum, zu viel ist in der Schwebe, um die Geschichte guten Gewissens abschließen zu können.




Fazit:


Wer eine leichte, romantische Coming-of-Age-Geschichte mit Witz und großen Gefühlen erwartet wird enttäuscht werden. Hier muss man mit schwierigen Figuren, ernsten Themen, teilweise wirrer Handlung, einer sehr negativen Atmosphäre und einer unverblümten Erzählweise zurechtkommen. Da "The Music of What Happens" aber trotz aller enttäuschten Erwartungen intensiv, echt, originell, verrückt ist und den Leser definitiv nicht kalt lässt, gibt es eine eingeschränkte Leseempfehlung.

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