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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2021

Virtual-Reality-Mission im Jahr 2047 – unterhaltsam, mit Logikschwächen, für Jugendliche

Ghostwalker
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Kapitelweise wechselnd nimmt man die Handlung aus der Perspektive des 17-jährigen Jonas und der 18-jährigen Blue wahr. Beide sind auf sich allein gestellt und verbuchen hohe Einnahmen als Ghostwalker, ...

Kapitelweise wechselnd nimmt man die Handlung aus der Perspektive des 17-jährigen Jonas und der 18-jährigen Blue wahr. Beide sind auf sich allein gestellt und verbuchen hohe Einnahmen als Ghostwalker, die aus Angst vor Datenspionage von Firmen in virtuellen Realitäten eingesetzt werden. Das nicht ganz schlüssige Grundkonstrukt muss man hinnehmen. Ich habe mich zwischendurch gefragt, was die Hauptfiguren vermeintlich so überlegen macht, während sie ziemlich unüberlegt und oft im Alleingang handeln. Indem Schulschwänzen und Lügen zur Tugend erhoben werden, besteht keine Vorbildfunktion.
Blendet man solche rationalen Einwände aus, ist es eine schöne Geschichte. Rainer Wekwerth beschreibt die Hauptfiguren auf einfühlsame Art, wodurch Sympathie aufgebaut wird. Von der futuristischen Welt bekommt man mit, was für die Handlung nötig ist. Der Weltenbau kann mit Erwachsenen-Literatur (z. B. Ready Player One von Ernest Cline) nicht mithalten. Das unmittelbare bunte Umfeld inklusive Anime-Einflüssen, Killerbots, Mafia usw. ist gut greifbar. Durch Lebens- und Existenzgefährdung im realen Leben ist Spannung vorhanden. Rätsel fordern Mitdenken und Kombinationsgabe. Mir gefallen die Nebenfigur Hellboy und der neckische Schlagabtausch. Das Ende ist nicht meins. Für mich war früh absehbar, wie alles ausgehen wird. Drei Sterne mit Tendenz nach oben.

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Veröffentlicht am 22.01.2021

Brutal, der Weltenbau fasziniert, das unlogische und sprunghafte Verhalten der Figuren nervt …

Opus Eins
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Cover und Klappentext schaffen positive und passende Assoziationen zu Werken wie „Ready Player One“, „Surrogates“, „Die Optimierer“, „I, Robot“, „Daemon“ und „Hologrammatica“. Stichworte: Endzeitthriller, ...

Cover und Klappentext schaffen positive und passende Assoziationen zu Werken wie „Ready Player One“, „Surrogates“, „Die Optimierer“, „I, Robot“, „Daemon“ und „Hologrammatica“. Stichworte: Endzeitthriller, Nahe-Zukunft-Thriller, Dystopie, verseuchte Erde, Direktiven einer Künstlichen Intelligenz, Augmented Reality.

Großartig finde ich die erdachte Welt mit vielen kreativen Ideen zu Alltag, Arbeitswelt, Augmented Reality, Mobilität usw. in der Zukunft. Die Beschreibungen sind bildhaft und eindringlich. Eine stimmige dystopische Atmosphäre zieht sich hindurch. Gleichzeitig generieren die Vorzüge dieses von einer KI gesteuerten Systems willkommene Denkanstöße und Diskussionen. Auch wenn die ausführliche Darstellung oft Spannung und Tempo herausnimmt und Selbstverständlichkeit vermissen lässt (z. B. wenn eine Figur seitenlang aus dem Fenster sieht und Wahrnehmungen wiedergibt, ohne Auswirkung auf die Handlung), gehören diese Stellen trotzdem zu den besten des Romans.

Sprachlich überzeugend. Das Schriftbild beim Taschenbuch ist angenehm zu lesen, bloß die Systematik bei Kapitelüberschriften und -einteilung habe ich nicht durchschaut.

Spannung und Komplexität sind grundsätzlich vorhanden. Meine Lieblingsfiguren sind Ska, Ivon und Rifka. Die Schicksale einiger naturverbundener Nebenfiguren sind anrührend.

Schwächen sehe ich in der Charakterzeichnung und in der Logik des Handlungsverlaufs. Link und weitere im Mittelpunkt stehende Figuren sind ständig schlecht gelaunt. Es fällt schwer, zu sympathisieren und sich zu identifizieren. Es berührt kaum, wenn jemand in Gefahr gerät oder sogar stirbt. Es gibt viele Gewaltszenen, die zu wenig Sinn und gefühlsmäßige Würdigung erfahren (Kanonenfutter). Untätigkeit und Aktion finden zu merkwürdigen Zeiten statt. Motive bleiben nebulös. Vertrauen scheint einfach da zu sein, oft lässt sich nicht nachvollziehen, wodurch sich eine Haltung ändert. Die Widerstandsgruppe (eigentlich doch Kernpunkt der Geschichte) brilliert mit Halbwissen und ohne Konzept, wie es weitergeht, falls ihr (vergleichsweise einfach gestrickter) Plan gelingt. Die tragende Rolle von Link überzeugt nicht.

Das Buch endet abgeschlossen. Das Ende ist nicht meins. Trotz aller Kritik bin ich insbesondere aufgrund der Eindrücke mit Mehrwert froh, den Roman gelesen zu haben. Drei Sterne mit Tendenz zu vier Sternen. Der Weltenbau bietet grundsätzlich Potenzial für eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Problematische Fokussierung bei autobiografisch geprägter Fortsetzung in den 1950ern um starke Frauen

Wunderjahre
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Band 2 von 3 der Familiensaga knüpft unmittelbar an „Libellenjahre“ an und reicht von 1949 bis 1961. Autorin Izabelle Jardin beleuchtet anhand eigener Familiengeschichte die zweite von drei Frauengenerationen. ...

Band 2 von 3 der Familiensaga knüpft unmittelbar an „Libellenjahre“ an und reicht von 1949 bis 1961. Autorin Izabelle Jardin beleuchtet anhand eigener Familiengeschichte die zweite von drei Frauengenerationen. Der Erzähler ist allwissend, konzentriert sich aber auf Gedanken und Gefühle von Constanzes Tochter Eva, die zu Beginn 16 Jahre alt ist. Die autobiografische Prägung macht sich bemerkbar. Ich spüre eine gewisse Hingabe und Zuneigung zu den Figuren und Orten. Es überwiegen für meinen Geschmack leider negative Aspekte. Während Band 1 spannend und berührend war, alle Anforderungen an Belletristik erfüllte, nebenbei wertvolles Wissen zu Politik und Gesellschaft vermittelte, verliert sich Band 2 streckenweise in Details. Die Eskapaden, Streitigkeiten und Todesfälle geraten vorhersehbar, teils spoilert auch der Klappentext. Schlechte Gefühle werden oft nur angerissen, romantisch verklärt oder als ob den Vorfahren oder deren Wegbegleitern nicht auf den Schlips getreten werden soll. Familienidylle, Zusammenhalt, fortschrittliche und anpackende Frauen stehen im Vordergrund. Eva als allseits beliebter Gutmensch im Mittelpunkt. Handgriffe, Essen, Geschenke, Wohnungseinrichtung usw. waren für mich zu ausschweifend in der Darstellung. Einige Szenen konnte ich genießen, z. B . die rund um’s Fliegen, mich hineinfühlen und mitfreuen. Thrill wollte aber nicht aufkommen. Es fühlt sich meistens an wie eine Nacherzählung, nicht wie live dabei. Der Kenntniszuwachs (BRD, DDR, Volksaufstand 1953, …) ist gering. Die Bedeutung für „150-Prozentiger“ habe ich mithilfe einer Internet-Suchmaschine ermittelt.
Persönlich freut mich die Verortung in Braunschweig. Später geboren und zugezogen, habe ich dank Straßennamen, markanter Gebäude usw. etwas zum damaligen Erscheinungsbild mitgenommen.
Schade, dass der liebevolle Blick der Autorin in eigene alte Familienalben zulasten von Ecken, Kanten und Spannung geht und allgemein wissenswerte zeitgenössische Bezüge rar sind. Erst auf den letzten Seiten wird es gehaltvoll, bricht dann abrupt mit Cliffhanger ab. Unbefriedigend ist zudem die krasse Lücke im Erzählstrang um Constanze. Vielleicht wäre es besser gewesen, mehr Perspektiven und fiktive Elemente hinzuzufügen und in einem erklärenden Nachwort (welches leider erneut fehlt) zu kennzeichnen.
Trotz aller Kritik bin ich froh, es gelesen zu haben und möchte auch den Abschlussband „Erntejahre“, angekündigt für den 15. Juni 2021, kennenlernen.

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Was zu erwarten war …

Die Weihnachtsvilla
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Das Buch bietet Lesestoff für etwa 5 Stunden. Enthalten sind vier Geschichten von vier Autorinnen, in denen es sich um Weihnachten, winterliche Landschaften und vor allem Liebe (klassisch mit Mann und ...

Das Buch bietet Lesestoff für etwa 5 Stunden. Enthalten sind vier Geschichten von vier Autorinnen, in denen es sich um Weihnachten, winterliche Landschaften und vor allem Liebe (klassisch mit Mann und Frau) dreht.
Die Geschichten 1 bis 3 haben weibliche Blickwinkel, spielen in den 1910ern/1920ern mit entsprechenden Standesunterschieden, die Geschichte 4 ist mit allwissendem Erzähler in naher Vergangenheit verortet.

Zu „Heller Stern“ von Hanna Caspian fällt auf, dass das Dilemma um ein verlorenes Schmuckstück so oft wiederholt wird, dass ich innerlich die Augen verdreht habe. Solche Stellen verleiten zum Querlesen, ohne etwas zu verpassen. Der Verlauf der Geschichte ist klischeehaft und vorhersehbar. Beim Nahebringen des jeweiligen Umfelds zeigt sich, dass die Autorin ihr Handwerk beherrscht. Für mich die schwächste Geschichte.

„Summerlight House“ von Martina Sahler ist eine Geschichte über einen längeren Zeitraum im England der 1920er um eine starke, liebenswerte Frau. Ihre Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle geraten eindringlich. Die Beschreibungen zur Umgebung bilden Kontraste ab, zeugen von Hingabe, insbesondere in Bezug auf Pflanzen, sind atmosphärisch. Besonders positiv werte ich die Bezüge zum Ersten Weltkrieg, die nicht ins Politische verfallen, sondern Emotionen auslösen und damit gut in die Rubrik Weihnachtsgeschichte für gemütliche, kuschelige Abende nebst heißem Getränk passen. Verlauf und Abschluss geraten stimmig, nicht zu kitschig, realistisch, lassen mitfiebern, gehen ans Herz. Mein Platz 1.

„Weihnachtsversprechen“ von Karin Baldvinsson krankt zwar auch wie die erste Geschichte an einer gewissen Vorhersehbarkeit, fühlt sich aber gut an. Die Protagonistin ist sympathisch. Die Einbindung isländischen Brauchtums verleiht Flair. Es kommt rüber, dass der Autorin das Land viel bedeutet. Mir gefallen Intellekt, Schlagabtausch und Funkenflug. Eine Prise Erotik ist zudem enthalten. Teilt sich mit Geschichte 4 das Mittelfeld im persönlichen Ranking.

„Heimkehr“ von Anne Jacobs ist stilistisch andersartig. In Friedel und Jule konnte ich mich hineindenken und sympathisieren. Toll ist der bissige Wortwitz. Trotz treffender Verortung nicht die typische Weihnachtsgeschichte, weil Familienstreitigkeiten inkl. Erbe im Mittelpunkt stehen. Je nach persönlicher Vorgeschichte kann das negative Gefühle hervorrufen. Aus der Vergangenheit als Entwicklungshelfer hätte man mehr herausholen können. Jule wirkt dafür, dass sie angeblich im Himalaja war, unbeholfen. Die Wahrheit zur Oma bildet eine willkommene Überraschung. Mir gefallen der schwer vorhersehbare Verlauf und das passende Ende.

Insgesamt vergebe ich drei Sterne mit Tendenz zu vier. Das Buch hält zwar was es verspricht, wirkt aber etwas mutlos und uninnovativ. Schöne junge Frau, anbetungswürdiger erfolgreicher Mann, viel Schwarz-Weiß-Zeichung, kaum Wow-Effekt. Eine Fingerübung in gewohntem Metier für die erfolgreichen Autorinnen. Ein paar mehr Seiten für Wendungen hätten gut getan. Die Geschichten eint das Erlebbarmachen von Schnee, Weihnachten und Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

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Veröffentlicht am 07.03.2020

Unterhaltsame Eindrücke zu Indien 1922/23/24 - eigenständig lesbar

Die Rückkehr nach Assam
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Clarrie, Hauptfigur aus Band 1, bildet im Band 2 für die neuen Hauptfiguren Tilly und Sophie eine Verwandte, sodass auf den weiteren Werdegang von ihr und ihren Gefährten eingegangen wird. Für mich als ...

Clarrie, Hauptfigur aus Band 1, bildet im Band 2 für die neuen Hauptfiguren Tilly und Sophie eine Verwandte, sodass auf den weiteren Werdegang von ihr und ihren Gefährten eingegangen wird. Für mich als Fan schön. Wer an der ganzen Reihe interessiert ist, sollte in der richtigen Reihenfolge lesen, um nicht gespoilert zu werden. Vorkenntnisse zu Band 2 sind unnötig. Eine Frage bleibt offen. Vielleicht ein Anreiz, die Reihe weiterzuverfolgen.

Während Band 1 nur anfangs kurz in Indien verortet ist und ansonsten in Schottland, spielen hier 2/3 in Indien. Beiläufig lässt sich viel mitnehmen zu Natur, Wetter, Lebensverhältnissen, Gesellschaft, Arbeit, Familie inklusive Rollenbilder in Indien zu Beginn der 1920er. Angenehmerweise empfinde ich die Darstellungen zu sehr unterschiedlichen Regionen als ausgewogen und realistisch. Neben faszinierender Exotik wird auf physische und psychische Belastungen (extreme klimatische Bedingungen, beschwerliche Wege, Ausgrenzung, Krankheit, Mangel an Geburtshilfe und Ärztinnen) eingegangen. Es ist bestürzend, wenn Diskrimierung indischstämmiger Menschen im Rahmen der Kolonialherrschaft sowie Patriarchat erlebbar gemacht werden. Politische Strömungen sowie die arme Gesellschaft hätten für meinen Geschmack tiefergehender, anspruchsvoller ergründet werden können.

Figuren und Handlung haben mich unterhalten, aber - anders als bei Band 1 - nicht so berührt wie erhofft. Die beschriebene Liebe ist unromantisch. Der allwissende Erzähler gibt die Gedanken und Gefühle diverser Beteiligter übergangslos preis, oft nur oberflächlich. Viele (auch charakterliche) Entwicklungen sind vorhersehbar. Ich persönlich bevorzuge es, über Hintergründe und Motive spekulieren zu können. Es ist gut, dass manche Rätsel erst am Ende gelüftet werden, mit Überraschungen. Meine Lieblingsfigur ist Rafi Khan.

Unrund finde ich die Wortwahl zu körperlichen Merkmalen, vielleicht liegt es an der Übersetzung. Beispiel: “fleischige” Arme, Schultern, Männer. Redewendungen passen manchmal nicht. Formulierungen wie z. B. das aussetzende Herz empfinde ich als melodramatisch und kitschig.

Es reicht knapp für vier Sterne, weil ich das Ende als gelungen empfinde und den kurzweilig gestalteten Kenntniszuwachs zu schätzen weiß. Band 3 möchte ich gern kennenlernen.
Geeignet für Leserinnen, die Bücher wie die Hansen-Saga von Ellin Carsta mögen.

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