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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2021

Wehret den Anfängen

Aufbruch in die Dunkelheit
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„...Eine Mauer umfasste Waldbrügg wie ein enger Gürtel. Darin standen die zusammengepferchten Häuser scheinbar kreuz und quer entlang schmaler, mittelalterlicher Gassen...“

Dieses Bild zeigt sich Hans ...

„...Eine Mauer umfasste Waldbrügg wie ein enger Gürtel. Darin standen die zusammengepferchten Häuser scheinbar kreuz und quer entlang schmaler, mittelalterlicher Gassen...“

Dieses Bild zeigt sich Hans und Eduard, den Söhnen des Bürgermeisters und Tuchhändlers Escher, als sie von der Jagd zurückkehren. Noch ahnen sie nicht, dass in den mittelalterlichen Gassen auch Gedankengut aus dieser Zeit wieder aufleben wird.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben, dessen Grundgedanken nichts von ihrer Aktualität verloren haben.
Wir schreiben das Jahr 1890. Hans arbeitet im Betrieb des Vaters. Er vertritt auch im sozialen Bereich fortschrittliche Ideen. Befreundet ist er mit Simon und Ava Mandelbaum, deren Vater eine Möbelfabrik hat. Eduard lässt sich schwer einschätzen. Er ist als Ingenieur zurück in seinem Heimatort gekommen und am Bau der neuen Brücke beteiligt.
Franz Escher ist sauer, weil Jakob Mandelbaum sich einen Lieferanten gesucht hat. Jakob sieht das so:

„...Escher hat die Preise schon wieder erhöht. Und zwar deutlich. Es ist mein gutes Recht, mich nach einem besseren Angebot umzusehen...“

im Ort agiert seit einiger Zeit Michael Maarsen. Er hat den sogenannten Deutschen Club gegründet. Mit Vorträgen von Gastreferenten lockt er die Einwohner zu sich. Dabei schlägt er mehr und mehr antisemitische Töne an.
Als Lea Mandelbaum stirbt, kommen ihre Schwester Jella und ihre Nichte Esther aus Frankfurt. Sie sind das offene Leben einer Großstadt gewöhnt. Während des Frühlingsfests wird Esther von Maarsen zum Tanz aufgefordert. Sie lehnt ab. Jetzt eskaliert die Situation.
Der Schriftstil ist sehr ausgereift. Die Handlungsorte werden anschaulich beschrieben. Von Seite zu Seite wird deutlicher, wie das schleichende Gift des Antisemitismus mehr und mehr in den Ort eindringt. So unterschiedlich wie die Menschen, so unterschiedlich sind ihre Motive, sich der Bewegung anzuschließen oder sie für die eigenen Zwecke zu nutzen.
Als der Rabbi die folgenden Sätze spricht, ist das Kind schon fast in den Brunnen gefallen.

„.. Es ist meiner Meinung nach das Gefährlichste an der derzeitigen Situation. Alte Vorurteile werden gestärkt durch vermeintlich wissenschaftliche Beweise...“

Auch der Gedanke des Kriminalisten Maybach ist nicht von der Hand zu weisen:

„...Was, wenn hier in dieser Stadt oder vielleicht sogar in ganz Deutschland das Böse immer heimlich im Untergrund brodelt und nur dann und wann zum Vorschein kam, um sich dann wieder hinter die Vorhänge und in die Hinterzimmer der schmalen Häuser mit ihren kleinen Fenstern zu verziehen?...“

Sehr intensive Gespräche werfen ein Schlaglicht auf das Denken der Menschen. Geschickt und raffiniert geschieht die Manipulation der Massen. Nur wenige stemmen sich dem entgegen. Einer von ihnen ist Hans.
Als besonderes Stilmittel lässt der Autor das Buch mit einigen Briefen enden, die die Folgen des Geschehens thematisieren.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 25.01.2021

Gelungener Abschluss

10 sichere Tipps-Tetralogie mit Stephan Krönlein / Goodbye is forever
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„...Alles war so schnell gegangen. Kein Abschied. Kein letztes Wort. Jetzt liegst du vor mir. Im Abschiedsraum des Südfriedhofs. Marietta. Meine liebe, gute Marietta...“

Stephan war am 12. Hochzeitstag ...

„...Alles war so schnell gegangen. Kein Abschied. Kein letztes Wort. Jetzt liegst du vor mir. Im Abschiedsraum des Südfriedhofs. Marietta. Meine liebe, gute Marietta...“

Stephan war am 12. Hochzeitstag mit Marietta in einer Gaststätte eingekehrt. Plötzlich kippt sie vom Stuhl. Ein anwesender Arzt kann ihr auch nicht mehr helfen. Als Versicherungsmathematiker kennt sich Stephan mit Sterbestatistiken aus. Doch wenn man selbst betroffen ist, sind trockene Zahlen kein Trost.
Der Autor beschreibt auf seine ganz eigene Art die Zeit des Abschieds und der Trauer – mal sachlich, mal ernst, mal humorvoll, mal sarkastisch.
Die Zeremonien sind zeitlich fest getaktet, das Beerdigungsinstitut ist geschäftstüchtig, der Trauerredner ist zwar professionell, bietet aber keinen Trost.
Lars, der 11jährige Sohn, hat in Lisa eine Ansprechpartnerin, die sich um ihn kümmert. Stephan aber hat es nicht so mit Kontakten.

„...Jetzt muss ich erst einmal das Wochenende bewältigen. Und den morgigen Tag...“

Auf einen Kurzurlaub folgt der Besuch einer Selbsthilfegruppe – sehr skurril und sehr teuer. Jeder inszeniert sich dort als Selbstdarsteller.
Dann entscheidet sich Stephan, Hannah und Johannes in Heidelberg zu besuchen. Es sollte eine Wende in seiner Trauerbewältigung werden. Er wird liebevoll empfangen. Beide haben eon offenes Ohr für seine Fragen.

„...Beim Trösten können wir nicht professionell sein. Trost kann nur authentisch – glaubhaft und aufrichtig – weitergegeben werden...“

Anhand des Psalms vom guten Hirten bringt ihn Hannah den Trost aus dem Glauben an Jesus Christus nah. Er lässt sich darauf ein, bringt sich im Heimatort in der Kirchgemeinde als Nachhilfelehrer ein und lernt, sein neues Leben zu akzeptieren. Trauer wird kombiniert mit aktiven Handeln.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird ein schwieriges Thema gekonnt umgesetzt. Mit einem Zitat aus dem Buch möchte ich meine Rezension beenden.

„...Das Leben ist wie ein Baum, der sich verzweigt. Du kannst erst weiter planen, wenn du weißt, wie es nach der letzten Verzweigung weiter ging...“

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Empfehlenswert

Rosali Klugschi - Der Geheimauftrag
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„...Viel haben wir von euch noch nicht gelernt, doch euer Planet ist einzigartig! Wirklich wunderschön, Und das kann ich wahrlich vergleichen – ich kenne ja viele Planeten rund um unseren Mars...“

Wie ...

„...Viel haben wir von euch noch nicht gelernt, doch euer Planet ist einzigartig! Wirklich wunderschön, Und das kann ich wahrlich vergleichen – ich kenne ja viele Planeten rund um unseren Mars...“

Wie das Zitat zeigt, lebt Rosalie auf dem Mars. Sie macht gerade ein Praktikum auf dem Energiesektor. Damit das Forschungsergebnis ihres Professors erst dann an die Öffentlichkeit kommt, wenn das System funktioniert, wird Rosalie mit einem Geheimauftrag auf die Venus geschickt.
Der Autor hat ein abwechslungsreiches Kinderbuch geschrieben. Einerseits erzählt er eine spannende Geschichte, andererseits ist das Buch gespickt mit Sachinformationen.
Die Schriftgröße und der Abstand zwischen den Absätzen macht das Bucht auch für ungeübte Leser geeignet.
Der Schriftstil ist kindgerecht und lässt sich gut lesen.
Am Anfang stellt Rosalie ihre Familie vor. Auf den Flug zum Mars ist Rosalies Zwillingsschwester dabei. Deren Hilfe braucht sie, wenn sie ihren Auftrag erfüllen will.
Rosalies Gedanken werden kursiv wiedergegeben. So erinnert sie sich in einer kritischen Situation an den Ratschlag ihres Professors:

„...Im Notfall könnt ihr sogar außerhalb der klimatisierten Forschungszentrale kurz überleben. Das Hitzeschild des Schutzanzugs hält aber nur 10 Minuten...“

Die Erklärungen sind wie Ringbucheinlagen in den Text geheftet.

„...Kontamination,auch Kontaminierung, bezeichnet eine Verschmutzung mit unerwünschten Stoffen...“

Das Buch zeichnet sich durch eine Menge phantasievolle Einfälle aus. Viele farbige Zeichnungen veranschaulichen das Geschehen. Auf der vorderen Umschlagseite werden die Planeten des Sonnensystems vorgestellt, auf der hinteren gibt es Informationen zur Sonne.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu hat nicht zuletzt ein humorvoller Grundton beigetragen.

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Veröffentlicht am 23.01.2021

Fesselnder historischer Roman

Krone der Welt
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„...Er pickte einen Kiesel auf, wischte ihn an seinen Beinkleidern ab und steckte ihn in den Mund. Der Stein würde seinen Sinnen vorgaukeln, das es etwas zu essen oder zu trinken gab, das hatte ihn der ...

„...Er pickte einen Kiesel auf, wischte ihn an seinen Beinkleidern ab und steckte ihn in den Mund. Der Stein würde seinen Sinnen vorgaukeln, das es etwas zu essen oder zu trinken gab, das hatte ihn der Vater erklärt...“

Vincent ist der älteste Sohn des Zimmermanns und Festungsbauers Wim Aardzoon. Doch die guten Zeiten sind vorbei. Seit dem Tod der Mutter und den fehlenden Aufträgen haben sie zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Die Belagerung von Antwerpen durch die spanische Flotte sorgt für Hunger in der Stadt. Trotzdem hält Vincent an seinem Traum fest. Er möchte Architekt werden. Sein Vater fördert die Begabung des Sohnes.

„...Gott hat die Welt geordnet mit Maß, Zahl und Gewicht. Alles ist auf geometrische Formen zurückzuführen...“

Nachdem Antwerpen an die Spanier gefallen ist, fliehen Wim und seine Familie, die reformierten Glaubens sind, nach Amsterdam.
Die Autorin hat einen fesselnden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die exakte Recherche ist in jeder Zeile spürbar.
Der Schriftstil ist ausgefeilt. Dazu gehört auch, dass sowohl Begriffe der Zeit als auch der Landessprache eingeflochten werden. Einerseits darf ich Vincent und seine Geschwister Ruben und Betje einige Jahre ihres Lebens begleiten, andererseits erlebe ich den Aufstieg Amsterdams zu einer Handelsmonopole.
Die Personen werden gut charakterisiert. Vincent ist schon in jungen Jahren ernsthaft und zielbewusst. Ruben ist der Rebell in der Familie. Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden. Betje, die Jüngste, hat ein großes Herz und Mitgefühl für diejenigen, den es noch schlechter geht als ihr.
Beim Lesen weidet sich der Blick über Amsterdam hinaus. Spanien, England, Schottland, Frankreich sowie ihre gegenseitigen Konflikte und die Gemengelage der Interessen an den Niederlande werden gekonnt ins Geschehen eingebunden. Glaubenskämpfe im Licht von Fanatismus und Toleranz finden nicht nur in Gesprächen statt, sondern bestimmen das Tun und Handeln der Protagonisten.
Vincent findet Lehrmeister, die ihn vorwärtsbringen. Besonders Meister Bilhamer spart nicht mit guten Ratschlägen:

„...Wenn du Architekt werden willst, musst du wahrnehmen lernen. Du musst die Welt mit anderen Augen sehen. Dann erst fertigst du deinen Entwurf an...“

Ruben dagegen verdingt sich als Schiffsjunge. Sein Tagebuch beschreibt die Strapazen der ersten Ostindienreise.
Die äußere Spannung des Buches resultiert aus dem Kriegsgeschehen, die innere dagegen aus den komplexen Beziehungen der Protagonisten. Hinzu kommt, dass die Einheimischen zum Teil nicht erfreut waren über die Masse der Kriegsflüchtlinge. Ihre Argumente sind bis heute aktuell. Es ging um die Angst um den Erhalt der Arbeitsplätze und um preiswerten Wohnraum. Das viele der Neuankömmlinge für den Aufstieg der Stadt aus der Bedeutungslosigkeit mit verantwortlich waren, denn sie brachten vor allem aus der Handelsstadt Antwerpen ihr Knowhow mit, würde von Ewiggestrigen übersehen.
Detailgenau darf ich den Ausbau Amsterdams verfolgen. Diskussionen der Verantwortlichen um Möglichkeiten der Erweiterung des Stadtgebietes und das Aufkommen neuer Ideen und Technologien wird gekonnt mit der Handlung verwoben.
Weniger detailliert werden die Schlachten des Krieges beschrieben. Die Grausamkeiten werden angedeutet, ohne in die Tiefe zu gehen. Gut so!
Ein Personenverzeichnis, ein Glossar und Anmerkungen der Autorin ergänzen die Geschichte. In den Umschlagseiten findet sich eine historische Karte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 22.01.2021

Serafinas sechster Fall

Die Wölfe vor den Toren
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„...Zur Weihnachtszeit hatten heftige Winde neuen Schneefall gebracht und hernach eine eisige Kälte, die Stein und Bein gefrieren ließ. Seit Mitte Januar, seit nun schon drei Wochen, waren Dreisam wie ...

„...Zur Weihnachtszeit hatten heftige Winde neuen Schneefall gebracht und hernach eine eisige Kälte, die Stein und Bein gefrieren ließ. Seit Mitte Januar, seit nun schon drei Wochen, waren Dreisam wie Floßgraben zur Gänze gefroren...“

Wir schreiben das Jahr 1418. Der strenge Winter in Freiburg führt zu einem Mangel an Nahrungsmitteln. Auch Feuerholz ist ein begehrtes Gut. Doch nicht nur die Menschen leiden unter der Kälte. Das Geheul der Wölfe ist bis in die Stadt zu hören. Als im Dorf vor der Stadt ein Junge tot aufgefunden wird, der vermutlich das Opfer von Wölfen ist, kochen die Emotionen hoch.
Die Autorin hat erneut einen spannenden historischen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Es ist der sechste Fall für Serafina.
Der Schriftstil passt sich der Zeit an, will heißen, es werden ab und an historische Begriffe verwendet, die dem Buch seine temporäre Authentizität geben.
Sehr anschaulich wird das harte Leben im Winter beschrieben. Die Autorin lässt mich außerdem an zwei Wolfsjagden teilnehmen.
Als die Heilerin Mia ebenfalls tot aufgefunden wird, bemerken der Stadtarzt Achat und seine Frau Serafina, dass hier nur ein Wolfsangriff vorgetäuscht werden soll. Der Täter ist von menschlicher Natur.
Dann aber gewinnen diejenigen die Oberhand, die tief in den Aberglauben ihrer Zeit verstrickt sind. Das klingt so:

„...Weil wir jetzt wissen, dass er mit dem Satan im Bunde ist! Der Gottseibeiuns selbst […] hat ihm befohlen, dem Wolfsmann drüben an der Eiche die Rute abzuschneiden, um einen Gürtel daraus zu machen...“

Es gelingt in letzter Minute, den Beschuldigten vom Volkszorn zu retten. Man traut ihm zu, selbst aus dem Kerker heraus als Werwolf Untaten zu begehen. Währenddessen überlegen Serafina und Achat, wer der wirkliche Täter sein könnte. Der allerdings kennt keine Skrupel und will sein Werk zu Ende führen.
Die Geschichte zeichnet sich durch exakte Recherchen aus. Sie verfügt über einen hohen Spannungsbogen und überraschende Wendungen. Einblicke in die Heilkunst der damaligen Zeit sorgen stellenweise für ein besonderes Flair.
Anmerkungen der Autorin, ein Glossar und ein ausführliches Personenverzeichnis ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.

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