Cover-Bild Bad Regina
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 14.01.2021
  • ISBN: 9783462053302
David Schalko

Bad Regina

Roman

Eine bitterböse und urkomische literarische Fantasie über den Untergang Europas.

Eine Geisterstadt im Herzen der Alpen, ein mysteriöser chinesischer Immobilientycoon, der alles aufkauft und verfallen lässt, und 46 Verbliebene, die beschließen, den Kampf aufzunehmen – mit »Bad Regina« ist David Schalko eine brillante literarische Allegorie auf einen sterbenden Kontinent gelungen. Verstörend, grotesk, morbide, komisch – und äußerst spannend.

Nur noch wenige Menschen leben in Bad Regina, einem einst glamourösen Touristenort in den Bergen, starren auf die Ruinen ihres Ortes und schauen sich selbst tatenlos beim Verschwinden zu. Denn ein mysteriöser Chinese namens Chen kauft seit Jahren für horrende Summen ihre Häuser auf – nur um sie anschließend verfallen zu lassen. Als er auch noch das Schloss des uralten örtlichen Adelsgeschlechts erwerben will, entschließt sich Othmar, der von Gicht geplagte ehemalige Betreiber des berühmtesten Partyklubs der Alpen, herauszufinden, was es mit diesem Chen auf sich hat und was dieser mit Bad Regina vorhat. Dabei erleben Othmar und die verbliebenen Einwohner eine böse Überraschung …

In »Bad Regina« entwirft David Schalko eine faszinierende Geisterwelt, in der nicht nur die Bauwerke, sondern auch die wenigen verbliebenen Bewohner wankende Ruinen der Vergangenheit sind. Ein bitterböser und gleichzeitig urkomischer Roman über ein Europa, das immer und immer wieder moralisch versagt – und über dessen Zukunft nun andere entscheiden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2021

Der Besuch des alten Herrn

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"Bitte keine Vergangenheitsbewältigung, wir sind Österreicher!", so könnte man, frei nach George Mikes, einen Grundtenor in David Schalkos Roman "Bad Regina" beschreiben. Denn mit seinen Landsleuten und ...

"Bitte keine Vergangenheitsbewältigung, wir sind Österreicher!", so könnte man, frei nach George Mikes, einen Grundtenor in David Schalkos Roman "Bad Regina" beschreiben. Denn mit seinen Landsleuten und einem dumpfbraunen Grundton der österreichischen Seele geht der Autor bei allen grotesk-satirischen Elementen kritisch ins Gericht. Da sind seine Protagonisten in dem sterbenden Ort Bad Regina durchaus einsichtig.

So nennt einer Einwohner von Bad Regina seine Landsleute "Verdunkelungsweltmeister"- "Er sagte, dass in Österreich die Aufklärung nie stattgefunden habe. Vorschriftshörigkeit, Mauscheln, und Feigheit seien in seiner DNA verankert." Schmeichelhaft klingt anders. Dass die Krise der Gegenwart tatsächlich mit charakterlichem Versagen der Einheimischen während des Nationalsozialismus zusammenhängt erschließt sich allerdings erst ganz zum Schluss. Bis dahin muss der Leser, ebenso wie Hauptfigur Othmar, rätseln, was hinter dem Verfall von Bad Regina steckt und welche Rolle der Chinese Chen spielt, auf den sich Spekulationen ebenso konzentrieren wie xenophobe Überlegungen.

Othmar träumte irgendwann einmal von Größerem. Mit seiner Punkband gehörte er zu den Rebellen. Doch das ist lange her. Von Sex, Drugs & Rock´n´Roll sind am ehesten noch die Drogen geblieben, denn wenn Othmar nicht bekifft ist, ist er betrunken oder auf dem besten Weg dahin. Immerhin, jede Woche Dienstag kommt Selma, die Frau, die mit ihrer Tochter einem Sektenchef entkommen ist und ausgerechnet in Bad Regina Zuflucht gefunden hat. Ist es Liebe, oder helfen sich da zwei für ein paar Stunden aus ihrer Einsamkeit?

Früher kam der Jet-Set nach Bad Regina, später Hipster auf der Suche nach "lost places" - und selbst die sind jetzt ausgeblieben. Gerade mal 45 Nachbarn sind Othmar geblieben, nur ein Kind lebt im Ort, der etwas unheimliche und frühreife Max. Bad Regina ist zur Geisterstadt geworden, in der das Grand Hotel ebenso leer steht wie viele Häuser, deren Einwohner verschwunden sind. Fest steht nur: Chen hat sie aufgekauft. Der Rest ist Leerstand. Falls Chen einen Plan hat, hat er sich den verbliebenen Einwohnern nicht erschlossen.

Zwar werden generationsübergreifende Dorfzwiste auch mit nur 46 verbliebenen Einwohnern hingebungsvoll weitergeführt, doch gemeinsamer Rassismus eint dann doch. "Der Chinese" soll zum Reden gezwungen werden, mit Hilfe einer Entführung, bei der dann plötzlich so gut wie alle dabei sind - eine aberwitzige Szene mit einer Entwicklung, bei der eigentlich alles schief geht. Am Ende wartet eine Überraschung und ein Plot, der an Dürrenmatts "Besuch der alten Dame" erinnert.

Schalko würzt seinen Text mit so wunderbar bildhaften Beschreibungen wie "Die Sterne leuchteten, als wäre der Nachthimmel ein löchriger Fetzen. Als ob dahinter ein Fest stattfände, zu dem Othmar nicht eingeladen war. ... Wie ein maroder Leuchtturm schimmerte das Luziwuzi am Ende des Ortes. Die anderen Lebensgeister flackertenvereinzelt." Doch dabei kratzt er häufig nur an der Oberfläche seiner Figuren, springt von einem zum nächsten. Das ist angesichts des exzentrischen Personal des Romans schade. Denn mit bitterböser Satire und der Lust am Grotesken bereitet Schalko seinen Lesern so manche Überraschung. Dieses Buch gerät zu einer virtuosen Achterbahnfahrt der Stereotypen und Vorurteile, ganz ohne Schmäh, aber mit einer gehörigen Portion österreichischer Selbstschelte.

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Veröffentlicht am 14.01.2021

Das Rauschen des Wasserfalls

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David Schalko ist nicht nur Schriftsteller sondern auch Regisseur für Film und Fernsehen. Vielleicht vermag es deswegen, seine Schauplatz, die aussterbende Stadt Bad Regina, so gut in Szene zu setzen. ...

David Schalko ist nicht nur Schriftsteller sondern auch Regisseur für Film und Fernsehen. Vielleicht vermag es deswegen, seine Schauplatz, die aussterbende Stadt Bad Regina, so gut in Szene zu setzen. Der Ort wird im Kopf des Lesers Gestalt annehmen.

Der Ort ist fast verlassen, praktisch eine Geisterstadt. Nur noch 46 Menschen leben hier. Die Infrastruktur ist nahezu zusammengebrochen. Die Einsamkeit von Bad Regina ist spürbar.
Aussterbende Dörfer sind nicht unbekannt, daher ist der Plot nicht unrealistisch.

Othmar ist der Antiheld, dem man als Leser folgt. Trotz fatalistischer Lebenshaltung versucht er sich dem ganzen entgegenzustemmen.
Auch die anderen Figuren werden durchgehend ambivalent gezeigt.

Der herbe Stil von David Schalko erinnert leicht an Oskar Roehler, der ebenfalls Autor wie Filmemacher ist. Zwar gibt es immer mal wieder übertriebene oder überkonstruierte Sätze, aber in der Summe ist der Stil effektiv.

Ich hatte bisher noch nichts von David Schalko gelesen, aber nach Bad Regina werde ich mich nach weiteren Büchern von ihm umsehen.

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Veröffentlicht am 08.05.2021

„Extravaganter Lesestoff“

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Vom Ort „Bad Regina“ ist nicht mehr viel übrig. Der einstige Glamour von damals ist längst Vergangenheit. 46 Menschen sind noch in dem Ort geblieben. Alle anderen haben bereits an den Chinesen Cheng verkauft. ...

Vom Ort „Bad Regina“ ist nicht mehr viel übrig. Der einstige Glamour von damals ist längst Vergangenheit. 46 Menschen sind noch in dem Ort geblieben. Alle anderen haben bereits an den Chinesen Cheng verkauft. Doch dieser kauft nur die Häuser und lässt diese verfallen. Was hat er nur vor?

Othmar, der damals einen Partyclub betrieben hat und sehr erfolgreich damit war, forscht nach. Was hat Cheng vor mit dem Ort? Eine sehr skurrile Geschichte beginnt….

Der Autor David Schalko hat einen bissigen Roman geschrieben, den man entweder mag oder nicht. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und entstanden ist ein echt schräger Roman. Der Ort Bad Gastein diente zur Inspiration und jeder der schon einmal dort war, kann sich alles recht gut vorstellen.

Fazit: Ein „Böszungiger“, sonderbarer Roman. Ich habe ihn gelesen, da es mir meine Bibliothekarin empfohlen hat. Manchmal muss man ja schließlich etwas experimentieren und seinen Lesehorizont erweitern.

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Veröffentlicht am 18.06.2021

Absurde Geschichte vor düsterer Kulisse

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Dieser Roman spielt im fiktiven, aber offenbar von einem realen Ort inspirierten Bad Regina, einem früher viel besuchten Tourismus-Ziel, das jetzt jedoch dem Untergang geweiht scheint. Verantwortlich dafür ...

Dieser Roman spielt im fiktiven, aber offenbar von einem realen Ort inspirierten Bad Regina, einem früher viel besuchten Tourismus-Ziel, das jetzt jedoch dem Untergang geweiht scheint. Verantwortlich dafür ist der geheimnisvolle Chen, der ein Gebäude nach dem anderen aufkauft, nur um es dann leer stehen zu lassen.
Othmar ist einer der letzten verbliebenen Bewohner. Er geht schon lange keiner Arbeit mehr nach und sein Leben dreht sich hauptsächlich um die Bar Luziwuzi. Dennoch ist er nicht bereit, dem Verfall tatenlos zuzusehen und möchte herausfinden, was Chen vorhat. Damit setzt er unerwartete Ereignisse in Gang.

Der Schauplatz dieser Geschichte wirkt sehr düster und bei den auftretenden Personen handelt es sich ausnahmslos um auf die eine oder andere Weise gescheiterte Existenzen. Grundsätzlich ist diese Ausgangssituation durchaus interessant. Wenngleich vieles übertrieben dargestellt wird, hätte diese Zusammenstellung skurriler Charaktere vor der Kulisse einer untergehenden Welt doch Potential.
Mit der Zeit wird die Handlung jedoch immer absurder und unrealistischer.
Außerdem sorgt der zu abstrakte Erzählstil dafür, dass keine Spannung aufkommt. Obwohl die meisten Ereignisse aus Othmars Perspektive geschildert werden, blieb dieser mir doch fremd.
Dass direkte Rede nicht mit Anführungszeichen, sondern mit einem – gekennzeichnet ist, macht die Lektüre zudem streckenweise anstrengend.

Fazit: Dem Anspruch, eine Art Parabel auf den Untergang Europas zu sein, wird dieses Werk nicht gerecht. Manche Szenen sind zwar ganz witzig, alles in allem ist dies aber nur eine mit so manchen Vorurteilen gewürzte Ansammlung von Absurditäten.

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