Cover-Bild Hingabe
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesromane
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 27.01.2021
  • ISBN: 9783103900040
Bénédicte Belpois

Hingabe

Roman
Eva Scharenberg (Übersetzer)

Wenn aus purer sexueller Begierde bedingungslose Liebe wird

Auf einmal ist Suiza da in dem spanischen Dorf und verdreht allen Männern mit ihrer blonden Zartheit den Kopf. Angeblich kommt Suiza aus der Schweiz, genau weiß man das nicht, denn sie spricht kein Spanisch. Der einzelgängerische, etwas raubeinige Großbauer Tomás ist elektrisiert und packt sich das junge Mädchen, das sich ihm wortlos hingibt. Aber Suiza schenkt ihm nicht nur ihren Körper, sondern kümmert sich hingebungsvoll um ihn, verwandelt seinen verwahrlosten Hof in eine Wohnstatt, und gibt ihm endlich das Gefühl, zu jemandem zu gehören. Als ihre reine und tiefe Liebe bedroht ist, trifft Tomás eine fatale Entscheidung,

Bénédicte Belpois erzählt in »Hingabe« von einer außergewöhnlichen Liebe, in der Sexualität und Gewalt, Extase und Zärtlichkeit, Fürsorge und Leidenschaft keine Gegensätze mehr sind.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2021

Streitbar par excellence

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Das Setting ist ein sehr traditionell anmutendes galizisches Dorf. Die raue, stets alkoholisierte Männerwelt bestimmt das Leben auf dem Land. Zu den Mahlzeiten trifft Man(n) sich bei Álvaro in der Kneipe, ...

Das Setting ist ein sehr traditionell anmutendes galizisches Dorf. Die raue, stets alkoholisierte Männerwelt bestimmt das Leben auf dem Land. Zu den Mahlzeiten trifft Man(n) sich bei Álvaro in der Kneipe, regelt seine Probleme mit der Faust. Erst abends nach der Arbeit kehrt man heim. Frauen dagegen führen ein Leben im Hintergrund, treten kaum in Erscheinung.

Auf ihrem Weg zum Meer kommt Suiza in diese für sie unwirtliche Gegend. Die Männer halten dem Atem an. Mit ihren rotblonden Haaren, ihrem blaßen Teint, ihrer Zartheit verdreht Suiza, ohne es zu wollen, sofort allen den Kopf. Der Großbauer Tomás kann sich überhaupt nicht bremsen. Er fragt nicht, er flirtet nicht, er nimmt sie einfach. Die Gewalt, die dabei im Spiel ist, stößt mich ab. Gleichzeitig ist die Geschichte wie ein Sog. Ich kann nicht ganz einordnen, woran das liegt, vermutlich weil Suiza nicht bei erster Gelegenheit wegrennt. Was lässt sie bei ihm bleiben, obwohl sie doch ans Meer wollte?

Im weiteren Verlauf nähern sich Tomás und Suiza einander an, ein gewisser Ausgleich findet statt. Trotzdem verharrt Tomás in seiner patriarchalen Welt und ordnet Suiza in diese ein. Auch die Gewalt beim Sex bleibt erhalten. Selbst in Situationen, wo Suiza ihn zu sexuellen Handlungen animiert, bestimmt Tomás auf brutale Weise das Geschehen. Suiza lässt es geschehen, scheint sogar Gefallen daran zu finden.

Es ist eine amour fou. Wie ein Drogensüchtiger ist Tomás darauf angewiesen, seine unbändige Lust auszuleben, seine Gier nach ihr zu stillen. Suiza gibt sich Tomás körperlich hin, ist häuslich, tut alles, um ihrem Mann zu dienen. Sie betet ihn förmlich an. Ist es eine Liebe, die unterschiedliche Schwerpunkte setzt, die emanzipierte Erwartungen ignoriert oder ist es ein Abhängigkeitsverhältnis? Das muss letztlich jede(r) Leser*in selbst entscheiden.

Wenngleich ich manch beschriebene Handlung ablehne, hat mir der Roman selbst doch sehr gut gefallen. Die durchgehend geschürte Hoffnung auf ein anderes Ansehen Suiza’s im Dorf und ihre Besserstellung in der Beziehung zu Tomás hatten eine äußerst anziehende Wirkung auf mich. Ergänzt wird das Vergnügen durch eine ganz wunderbar bildhafte Sprache, die sich sogar den einzelnen Blättern des Waldes widmet.

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Veröffentlicht am 16.01.2021

Bénédicte Belpois – Hingabe

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In dem kleinen spanischen Dorf geht alles seinen gemächlichen Gang. Bis eine unbekannte Frau auftaucht. Da man sie nicht versteht und sie für etwas dumm hält, nennt man sie kurzerhand Suiza, da man vermutet, ...

In dem kleinen spanischen Dorf geht alles seinen gemächlichen Gang. Bis eine unbekannte Frau auftaucht. Da man sie nicht versteht und sie für etwas dumm hält, nennt man sie kurzerhand Suiza, da man vermutet, dass sie Schweizerin ist. Den Männern verdreht sie mit ihren rotblonden Haaren den Kopf, auch Witwer Tomás ist sofort hin und weg und nimmt sie kurzerhand mit auf seinen Hof. Die Lust überkommt ihn immer wieder, ein Blick genügt und er ist erregt. Suiza weht sich nicht, sondern gibt sich hin. Die Machtverhältnisse sind klar, doch nach und nach entfaltet Suiza ihre Art der Macht. Langsam und unaufdringlich wird sie unentbehrlich für Tomás, sie lernt Spanisch und beginnt Haus und Hof zu verändern. Damit auch Tomás, der nicht nur durch eine Erkrankung geschwächt ist, sondern erkennt, dass Suiza ein ganz besonderer Mensch ist, der eine entsprechende Behandlung verdient hat.

Bénédicte Belpois Debutroman ist zunächst alles andere als leichte Kost. Einerseits das unbedarfte, reichlich naive Mädchen, das aus dem Wohnheim in Besançon flüchtet, um das Meer zu sehen, und schließlich in Galicien landet. Andererseits die Männer des Dorfes, die sich nehmen, was sie wollen; hier herrscht das Recht des Stärkeren und des Reicheren. Tomás erscheint in jeder Hinsicht animalisch, rücksichtslos befriedigt er seine Bedürfnisse, viel mehr als das erwartet er nicht von Suiza.

„Sie schrie auf vor Schmerz, aber ich machte weiter, ich wollte ihr weh tun, wollte, dass sie verstand, wer ich war, Teufel noch mal, dass sie wusste, dass ich zeitweilig noch der Stärkere war, dass sie mir gehörte, ich mit ihr machte, was ich wollte, und dass ich, weil ich sterben würde, tun musste, wozu ich nie den Mut oder schlicht die Möglichkeit gehabt hatte.“ (S. 118)

Die Autorin setzt sprachlich genau das um, was Suiza zunächst erlebt. Sie rebelliert nicht, wehrt sich nicht, sondern gibt sich hin, denn sie hat gelernt, dass Widerstand Folgen hat. Ihre Seele hat gelitten, offenkundig, schweres Leid, nicht nur körperlich hat man ihr angetan, so dass sie stets wie ein Reh auf der Hut und verschreckt ist und sich lieber fügt. Sie hat es jedoch auch nicht anders kennengelernt, dies ist ihr einziges internalisiertes Verhaltensmuster.

Die Handlung ist in Galicien angesiedelt, jenem gelobten Land der Pilger, die dort Zuflucht und Erneuerung suchen. Für Suiza wie auch für Tomás ist die Begegnung ein Wendepunkt und Ausgang für einen gänzlich neuen Weg in ihrem Leben. Tomás ist eigentlich fest verankert in seinem Sein und hat seinen Platz und Rolle im Leben gefunden. Doch die faszinierende Frau stößt etwas in ihm an und erst unbemerkt und dann doch immer stärker und aktiver verändert auch er sich.

Ohne Frage ist die Entwicklung der Figuren und die Beziehung zwischen Suiza und Tomás nicht nur der zentrale, sondern auch der stärkste Aspekt des Romans. So wie sie sich auf einander einlassen müssen, muss man sich auch als Leser auf den Text einlassen, was grade im ersten Drittel doch einige Überwindung kostet, dann aber belohnt wird. Manchmal muss man sich Literatur erarbeiten, was keineswegs negativ zu verstehen ist. Die Welt, die Belpois abbildet, ist nun einmal so, wie sie ist, da gibt es nichts zu beschönigen, aber es gibt immer die Möglichkeit auf Veränderung, die oft mit einem kleinen, ersten Schritt beginnt.

Veröffentlicht am 07.02.2021

Eine bittersüße Liebesgeschichte

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„Hingabe „ von Bénédicte Belpois ist definitiv eines dieser Bücher, die man entweder liebt oder hasst. Mir hat es gut gefallen.

Die Story hinter „Hingabe“ ist an sich einfach. Man lernt erst einen groben, ...

„Hingabe „ von Bénédicte Belpois ist definitiv eines dieser Bücher, die man entweder liebt oder hasst. Mir hat es gut gefallen.

Die Story hinter „Hingabe“ ist an sich einfach. Man lernt erst einen groben, ungehobelten, ja fast schon asozial anmutenden Bauer in einer spanischen Provinz kennen, der außer seiner Arbeit, Alkohol und gelegentlichen Besuchen im Puff nichts kennt. Er scheint damit seinen Frieden gefunden zu haben, bis er eine tödliche Diagnose erhält: er hat Krebs. Nun wird aus dem an sich mit sich im Reinen lebenden Tomas ein Tier, welches vor Angst um sich schlägt und nicht weiß wohin. Als er eines Tages mal wieder in seinem Stammlokal auftaucht, um seinen Hass und Schmerz in Wein zu ertränken, trifft er auf Suiza, die neue Kellnerin. Seitdem ist nichts mehr wie es war. Das kleine und zerbrechliche Mädchen weckt nicht nur das Tier in ihm (was oft zu relativ unschönen und gewalttätigen Sexszenen führt), sondern auch einen Mann, der durchaus Sorge und Verantwortung empfinden kann. Und so wächst Tomas nach und nach über sich hinaus und erblüht sogar in der Rolle eines hingebungsvollen Mannes und Freundes. Doch der Krebs wächst weiter bis Tomas keinen anderen Ausweg mehr sieht … .

Wenn man mal von der Sexszenen absieht, ist „Hingabe“ in meinen Augen eine schöne Geschichte über die Kraft und die Wirkung von Liebe.

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Opereskes Drama

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Ein Roman wie eine Oper! Wie diese beginnt er mit Leidenschaft, dann kommt die Hingabe, dann die diversen Probleme und Bäng! am Ende gibt es einen Riesenknall! Also definitiv kein Roman, den man vor dem ...

Ein Roman wie eine Oper! Wie diese beginnt er mit Leidenschaft, dann kommt die Hingabe, dann die diversen Probleme und Bäng! am Ende gibt es einen Riesenknall! Also definitiv kein Roman, den man vor dem Schluss weglegen sollte - denn ohne diesen ist es eine ganz andere Geschichte.

GroßbauerTomás, der reichste Mann im Ort, ist ein animalischer Typ - auch wenn ein Einzelgänger ist und meist nur zusammen mit seinem Bedienstenen Ramón zu sehen ist, mit dem er fast etwas wie eine Familie bildet, kann er arbeiten wie ein ganzes Kraftwerk - und rasen wie ein Stier. Und als ihn in der Dorfgaststätte der Anblick der neu angekommenen Suiza mit Leidenschaft übermannt, da packt er einfach zu und schleift sie mit sich nach Hause. Sie ist Ausländerin, spricht kein Spanisch, arrangiert sich aber bald mit den Gegebenheiten und lebt sich auf ihre Art und Weise ein. Doch Tomás ist sehr krank und hat möglicherweise nicht mehr lange zu leben....

Auch wenn dieser Roman inhaltlich sehr, sehr weit von mir entfernt war, kann ich nicht umhin, die stilistischen Fertigkeiten der Autorin anzuerkennen sowie den stellenweise aufblitzenden, durchaus gekonnt in den Handlungsaufbau eingefügten Humor zu genießen. Ein Buch, dass vor allem aufgrund der archaisch rüberkommenden Rolle der Frau für mich ein harter Brocken war, doch begriff ich alsbald, dass auch dies für die Autorin ein Mittel zum Zweck war.

Wer Leidenschaften, Sex und insgesamt viel Körperlichkeit in der Lektüre liebt, der ist hier gut aufgehoben!

Veröffentlicht am 24.01.2021

Wie viel Gewalt verträgt die Liebe?

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Bénédicte Belpois` Debütroman „Hingabe“ (Originaltitel: „Suiza“) erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, das eines Tages aus einem Heim in der Schweiz flieht, weil es das Meer sehen will und in einem ...

Bénédicte Belpois` Debütroman „Hingabe“ (Originaltitel: „Suiza“) erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, das eines Tages aus einem Heim in der Schweiz flieht, weil es das Meer sehen will und in einem entlegenen Dorf in Galizien landet. Das Mädchen nennt sich Suiza (spanisch für Schweiz). Suiza hat eine lange Reise per Anhalter hinter sich und wird von der Frau, die sie ausgehungert und verdreckt auf ihrem Grundstück findet, an den Kneipenbesitzer Alvaro weitervermittelt. Alvaro nutzt ihre Arbeitskraft aus, nimmt aber wie selbstverständlich auch andere Dienste in Anspruch. Suiza gilt als dumm und wehrt sich nicht. Sie sieht naiv und kindlich aus, verfügt aber über eine außergewöhnliche Anziehungskraft auf Männer. So verfällt ihr auch der reiche Bauer Tomás López Gabarre, als er sie zum ersten Mal bei Alvaro sieht. Vor aller Augen macht Tomás seinen Besitzanspruch geltend und nimmt Suiza mit. Am Anfang sind ihre Begegnungen von einer befremdlichen Mischung aus Sex und Gewalt bestimmt. Erst allmählich entwickelt sich eine Liebesbeziehung, in der auch Suiza als Person eine Rolle spielt. Auch bei Tomás gibt es Altlasten, die einer solchen Beziehung im Weg stehen. Tomás ist mit knapp 39 Jahren nach fünf Jahren Ehe seit sechzehn Jahren Witwer. Er ist ein grobschlächtiger, nicht empathiefähiger Mann, der nichts über die Liebe weiß und nur mit Prostituierten zurechtkommt. Das sind schlechte Voraussetzungen für eine Liebesbeziehung, zumal Tomás gleich zu Beginn von seiner Krebsdiagnose erfährt und weiß, dass seine Tage gezählt sind. Die beiden Partner bewegen sich allmählich aufeinander zu, vor allem weil Tomás Ratschläge für den Umgang mit Suiza von seiner Amme Agustina, seinen Helfern Ramón und dem gesellschaftlich ausgegrenzten schwulen Lope sowie dem Ladenbesitzer Luis erhält. Im Laufe der Geschichte wird alles besser, weil Suiza und vor allem Tomás sich verändern, aber kann das ein gutes Ende nehmen, wenn sich zugleich Tomás Gesundheitszustand unaufhaltsam verschlechtert?
Belpois erzählt eine Geschichte von Sex und Liebe, von Besitzansprüchen und Gewalt inklusive Vergewaltigungen, wobei der Anteil von Gewalt in dieser Beziehung ebenso irritierend ist wie die Tatsache, dass Frauen „genommen“ oder weitergereicht werden, ohne dass man sie groß nach ihrer Meinung fragt. Der Roman ist beeindruckend in seiner sprachlichen Qualität und Zeichnung all seiner Figuren. Er hat mir gut gefallen, auch wenn ich auf dieses Ende nicht vorbereitet war.