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Veröffentlicht am 08.03.2019

Eine spannende Geschichte zur aktuellen Wolfsproblematik in Deutschland

Ruf der Wölfe (Band 1)
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Der Wolf ist zurück – Unheil oder Glück?!

Es ist kurz vor Weihnachten. Jan soll bei den Vorbereitungen für die Geburtstagsfeier seiner Schwester eine Schnitzeljagd organisieren und beschließt, Süßigkeiten ...

Der Wolf ist zurück – Unheil oder Glück?!

Es ist kurz vor Weihnachten. Jan soll bei den Vorbereitungen für die Geburtstagsfeier seiner Schwester eine Schnitzeljagd organisieren und beschließt, Süßigkeiten im Wald zu verstecken. Als er am Abend in den Wald geht, begegnet er einem Wolf. Fast Auge in Auge stehen sie sich gegenüber! Jan brüllt, und der Wolf sucht das Weite. Am nächsten Tag ist Jan der Mittelpunkt der Schule und des Dorfes. Die meisten Bewohner sind sich einig: Der Wolf muss weg! Er ist eine Gefahr! Und als Hühner eines Bauern gerissen werden, ist für die Bewohner klar, dass der Schuldige nur der Wolf sein kann. Sie wollen das Problem selber lösen und organisieren eine Treibjagd, um den Wolf zu beseitigen.
Doch Jans Klassenkameradin Clara kann Jan überzeugen, dass Wölfe keine reißenden Bestien sind, sondern dass Wölfe seltene, schützenswerte Wildtiere sind. Gemeinsam wenden sie sich an einen Ansprechpartner, der mit einem Ministerium zusammenarbeitet, das sich für den Schutz des Wolfes einsetzt. Aber die Zeit drängt. Es steht für den Wolf Spitz auf Knopf! Jan beschließt, den Wolf zu retten und zieht alleine bei eisigen, winterlichen Temperaturen in den Wald. Hierbei begibt er sich in eine äußerst gefährliche Situation, die tödlich für ihn hätte enden können.

Dieses spannende und lehrreiche Kinderbuch ist absolut lesenswert, da es ein zur Zeit vieldiskutiertes Thema zur Sprache bring: Die Rückkehr des Wolfes!
Im Buch werden beide Positionen – Wolfs-Gegner und -Befürworter – gut dargestellt. Jedoch wird in der Geschichte mehr auf die Seite der Wolfs-Freunde eingegangen und klar veranschaulicht, dass der Wolf nicht das in unseren Köpfen – durch Märchen - manifestierte Monster ist.

Dieser Roman ist einem flüssigen, gut verständlichen und zudem packenden Schreibstil verfasst, man kommt schnell in die Geschichte rein. Es ist einfach, sich mit den Protagonisten zu identifizieren. Im letzten Drittel, beim Wettlauf gegen die Zeit, als es um das Aufspüren des Wolfes geht, nimmt die Geschichte so richtig Fahrt auf. Die Erzählung ist so rasant und fesselnd, da mag man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, so wird mitgefiebert.
Bemerkenswert ist auch, dass selbst in der Geschichte, durch Dialoge der Protagonisten, wissenswerte Informationen zum Thema Umwelt-/Wolfsschutz einfließen.

Im Anschluss an die Geschichte ist ein mehrseitiger, leicht verständlicher wissenschaftlicher Sachteil zum Thema „Wolf“ angefügt.
Ich kann das Buch nur empfehlen, da neben dem Punkt „Wolf retten“ auch aufgezeigt wird, dass man gemeinsam stark ist und gemeinsam etwas bewirken kann. Und wer wagt – der gewinnt. Und Jan gewinnt nebenbei ein tolle Freundin.

Veröffentlicht am 25.02.2019

In der Liebe kann man nicht scheitern; Liebe ist immer ein Erfolg!

Liebende
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Eine fabelhafte, tiefsinnige, herzergreifende Geschichte, die einen über das Wesen und den Wert der Liebe nachdenken lässt.

In dieser poetischen Liebesgeschichte geht es um die beiden Windspielfische ...

Eine fabelhafte, tiefsinnige, herzergreifende Geschichte, die einen über das Wesen und den Wert der Liebe nachdenken lässt.

In dieser poetischen Liebesgeschichte geht es um die beiden Windspielfische Blauperlenauge und Schwarzperlenauge, die in einem buddhistischen Tempel Insa-dong an Glöckchen hängen, um traurige Menschen, die vorbei kommen zu trösten oder zu erfreuen. Diese beiden Fische verlieben sich in einander und sind ein Herz und eine Seele. Sie fühlen eine tiefe Verbundenheit. Im Laufe der Jahre kehrt aber Routine in ihren Alltag und es wird ruhiger. Blauperlenauge möchte es nicht akzeptieren und ist der Meinung, dass die Liebe seitens Schwarzperlenauge nachgelassen hat. Er kann die Ansicht von Schwarzperlenauge, „wenn Liebe neu ist, spricht man viele Worte. Alte Liebe hingegen ereignet sich schweigend“, nicht teilen. So beschließt Blauperlenauge, sich von Schwarzperlenauge zu trennen, um die wahre Liebe zu finden.
Als Blauperlenauge eines Tages von seiner Glocke abreißt, nutzt er die Gelegenheit und begibt sich auf eine lange, gefährliche und begegnungsreiche Abenteuerreise und wird mit der schmerzlichen Erfahrung von Schmerz, Verlust, Tod, Verletzung und Abweisung konfrontiert. Immer wieder entkommt Blauperlenauge knapp seinem eigenen Tod, weil er gerettet wird oder weil sich jemand für ihn vollends einsetzt. So lernt und erfährt er auch: „Die Liebe ist stärker als der Tod. (...) Für die Liebe muss man alles opfern.“ Und ihm wird bewusst gemacht „Lieben musst du jetzt, in diesem Augenblick. Verschieb es nicht auf morgen.“ Bei seiner Reise führt er tiefe Gespräche mit Tieren und Menschen und dabei wird von Mal zu Mal die Wertschätzung seines eigenen Lebens größer und dass die eigene Einstellung ein wesentliches Element ist, sein Leben zufrieden und mit sich im Einklang leben zu können: „Wenn das Denken sich verändert, verändert sich auch das Verhalten, und wenn man sich anders verhält, fühlt das Leben sich anders an.“
Nach der langen Suche nach der Wahren Liebe wird ihm letztendlich bewusst, dass die Wahre Liebe zu Hause ist, dass Schwarzperlenauge sein Ein und Alles, seine Bestimmung ist. Er kehrt zurück zu seinem Tempel Insa-dong, wo Schwarzperlenauge geduldig und voller Liebe all die Jahre auf ihn gewartet hat und ihn mit offenen Herzen wieder empfängt.

Da die Illustrationen bei mir im Ebook nur schwarz-weiß zu sehen sind, habe ich mir die wunderschönen Zeichnungen auf dem Rechner angeschaut. Diese acht Aquarell-Illustrationen von Gisela Goppel sind eine Augenweide und beinhalten einen schönen asiatischen Charme und laden zum Innehalten ein.

Jeong Ho-seung ist einer der bekanntesten Autoren /Dichter in Süd-Korea. Das Buch „Liebende“ ist in Korea bereits im Jahr 2008 erschienen und befindet sich mit über 2 Mio. verkaufter Exemplare mittlerweile in der 32. Auflage.

Mich hat diese poetische, meditative Fabel sehr berührt. Sie hält auf ihren gerade mal 128 Seiten ein Menge von Weisheiten über den Kern der Liebe, das Leben, das Leiden und den Tod parat und man bekommt somit Anregungen, sich mal wieder mit dem Wert und Sinn seines eigenen Lebens auseinanderzusetzen.
Es gibt viele tolle Zitate und Weisheiten im Buch, die lange nachhallen, weil sie im Kopf und tief im Herzen Fuß fassen. Dieses hat mir sehr gut gefallen: „Du musst lernen, wie man Liebe schenkt, Blauperlenauge. Manche Leute können Liebe nur empfangen, wissen aber nicht, wie man sie schenkt. Und wenn das so ist, geht selbst die Liebe verloren, die sie empfangen haben.“
Das Buch ist ein literarisches Juwel, das sich hervorragend als Geburtstags- oder bestimmt auch als Hochzeitsgeschenk anbietet. Wer den „Kleinen Prinzen“ mag, wird auch in „Liebende“ eine Bereicherung finden.

Veröffentlicht am 15.02.2021

Sieben Yoga-Übungen für fünfzehn Minuten Badespaß

Sonnengruß im Badeschaum (Badebuch)
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Nicht nur in der Wanne lesen - sondern auch Körper und Geist durch Yoga in Einklang bringen. Eine tolle Idee!

Wer kennt sie nicht, diese kleinen mit Schaumstoff gepolsterten Kunststoff-Büchlein, die man ...

Nicht nur in der Wanne lesen - sondern auch Körper und Geist durch Yoga in Einklang bringen. Eine tolle Idee!

Wer kennt sie nicht, diese kleinen mit Schaumstoff gepolsterten Kunststoff-Büchlein, die man ein kleines Kind mit in die Badewanne mitgenommen, um sich Tiere oder Autos oder Pflanzen anzuschauen.
Und nun gibt es viele nette Wannenbücher für Erwachsene!
Dieses Wannenbuch ist sogar noch was Besonderes, denn es animiert nicht nur in der Wanne zu liegen….. Nein! Dieses acht Seiten umfassende handliche wasserfeste Büchlein (ca. 12,5 x 12,5 cm, 45 g) lädt ein, sieben abwechslungsreiche Yoga-Übungen während des Badegenusses durchzuführen.
Der Yoga-Lehrer Joachim Becker fasst sich kurz, wenn er anfangs auf wesentliche Elemente des Yoga hinweist. Auch die Übungen sind kurz und knapp und verständlich erläutert. In einer kleinen Einführung erklärt er, woher die Übung kommt und wozu sie gut ist. Dann gibt es eine Anleitung, wie und was man zu machen hat. „Und so geht’s: …“.
Mein Tipp ist allerdings: Bevor man das Buch mit in die Wanne nimmt, erstmal trocken auf der Couch lesen und dann ab ins wohlig-schaumige Nass und viel Spass!
Schade finde ich allerdings, dass kleine Abbildungen zu den Übungen fehlen, dann hätte man die Übung bildlich vor Augen.
Für mich war es jedenfalls - wie es das Buch prophezeit - ein (ent-)spannendes Erlebnis.
So ein Yoga-Buch ist ja auch kein Einmal-Buch; Yoga geht immer wieder mal!
Mir hat es viel Freude bereitet und in meinen Augen ist so ein Wannenbuch eine wunderbare Geschenkidee, ein tolles kleines Mitbringsel, denn mit 5,00 Euro finde ich so eine wertvolle Aufmerksamkeit eine günstige Angelegenheit.
Ich habe jedenfalls bereits einige andere Wannenbücher entdeckt, die mir (und lieben Freunden) viele schöne Wohlfühl-Bäder bereiten werden.
(4,5 Sterne)

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Veröffentlicht am 13.01.2021

Die bunte Welt der Zahlen

Malen nach Zahlen, Vorschule: Erste Zahlen
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Wenn das Lernen Freude bereitet, dann bleibt auch viel mehr im Kopf!

Bei „Malen nach Zahlen – Erste Zahlen“ handelt es sich um einen Aufgaben-Block (128 Seiten), der für Kinder der Vorschule (ca. 5 Jahre) ...

Wenn das Lernen Freude bereitet, dann bleibt auch viel mehr im Kopf!

Bei „Malen nach Zahlen – Erste Zahlen“ handelt es sich um einen Aufgaben-Block (128 Seiten), der für Kinder der Vorschule (ca. 5 Jahre) gedacht ist. Aber auch Schüler*innen der ersten Klasse werden in der Anfangszeit ihren Nutzen haben. Die Idee des Blocks ist mal was anderes als ein Buch. Die Kinder können sich Seite für Seite durch den Block arbeiten; wenn eine Aufgabe geschafft ist, kann die Seite abgerissen werden. Auf der Rückseite des Arbeitsblattes kann sogleich kontrolliert werden, ob die Aufgabe richtig gelöst wurde. Gleichermaßen sinnvoll ist es, den Kindern zum Bearbeiten einzelne Blätter vorzulegen, um sie nicht mit einem Berg zu überfordern.
Da die Kinder der Vorschule mit dem Lesen noch nicht so vertraut sind, ist es am Anfang sinnvoll, wenn ihnen anfangs ein Erwachsener oder ein älteres Geschwisterkind zur Seite steht, um die Aufgabe zu erläutern. Da die Aufgaben sich in der Art und Weise regelmäßig wiederholen, ist schnell zu erkennen, was rechnerisch bzw. die Zahlen zu begreifen, gefordert ist. Einige Aufgaben erklären sich von selbst.
Der Aufgabenblock zeichnet sich durch wunderbare Vielfalt und Abwechslungsreichtum aus; der Schwierigkeitsgrad wächst im Laufe der Zeit.
So müssen z.B. Würfelaugen einer Anzahl von Schnecken, Käfern, Blättern oder so zugeordnet werden.
Oder es werden Kerzen auf der Geburtstagstorte oder Blumen gezählt. Außerdem dürfen bei manchen Aufgaben Dinge hinzugemalt werden, so dass auch Kreativität verlangt ist. Zudem wird auch die Feinmotorik und das Konzentrationsvermögen geschult.
Nett finde ich vor allem, wenn Aufgaben vorkommen, bei denen richtig ausgemalte Zahlenbilder einen Dinosaurier, einen Oktopus oder ein Ufo etc. ergeben.
Bäume, Blumen, Socken, Eis, Autos, Sterne, Mäuse, Katzen, Hunde – das alles und noch viel mehr findet man hier in dem handlichen Rechenblock.
In meinen Augen ist der Block eine pädagogisch sinnvolle Ergänzung für Erstklässler aber auch eine wunderbare spielerische Vorbereitung auf 'den Ernst des Lebens' für Kinder, die bald in die Schule kommen.
„Spielerisch erste Zahlen und Mengen üben“ - so heißt es im Klappentext. Und das trifft es ganz genau!

War ich anfangs erst der Meinung dass es sinnvoll wäre, wenn einzelne Zahlen einheitlich bestimmten Farben zugeordnet werden, halte ich die sich abwechselnde Zuordnung dennoch für sinnvoll, so wird nämlich nicht stur nach Farben geschaut.

Mir hat der Block sehr gut gefallen, denn die Bilder auf den vielen Seiten sind wirklich schön, farbenfroh und freundlich gezeichnet. Sinnvoll ist auch, dass pro Seite nur eine Aufgabe abverlant wird. Den Preis 6,99 Euro halte ich für angemessen.

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Veröffentlicht am 01.09.2020

Was (Ohn)Macht mit Menschen macht

Die Wahnsinnige
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Eine Charakterstudie am Beispiel von Johanna von Kastilien, die ihren Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung mit grausamer Missachtung bezahlen muss.

Weil ich die Bücher „Kampfsterne“ und „Die Weihnachtsgeschwister“ ...

Eine Charakterstudie am Beispiel von Johanna von Kastilien, die ihren Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung mit grausamer Missachtung bezahlen muss.

Weil ich die Bücher „Kampfsterne“ und „Die Weihnachtsgeschwister“ dieser Autorin bereits mit Vergnügen gelesen habe, musste ich auch hier bei der Neuerscheinung gleich zugreifen. Milieustudien und Charakterstudien liegen Alexa Hennig von Lange, und so hat sie auch hier einen wunderbaren Roman zustande gebracht. Waren es bei den o.g. Bücher wohl eher fiktive Personen, die im Mittelpunkt ihrer Geschichten stehen, haben wir es diesmal mit einer historisch realen existierenden Person zu tun: Johanna von Kastalien, die auch Johanna die Wahnsinnige genannt wurde.
Johanna von Kastalien wurde 1479 in Toledo (Spanien) geboren und starb 1555 in Tordessillas (Spanien). Der Roman widmet sich aber nur einem kleinen Lebensausschnitt von Johanna und zwar beleuchtet er die Jahre 1503 bis 1506. Ein Großteil ihres Lebens (ab 1509 bis zu ihrem Tod) aber verbrachte sie eingesperrt in Obhut von Ordensschwestern im Kloster von Tordessillas.

Für mich war der Roman, diese Charakterstudie so eine Art „Fallbeispiel“, wie ein Mensch auf einmal in eine Rolle ‚gestoßen‘ wird, die er unter anderen Umständen nicht eingenommen hätte, denn so heißt es auch im Klappentext: „Wie können wir werden, die wir sind, wenn das nicht für uns vorgesehen ist?“
Nur aufgrund der Tatsache, dass sämtliche Thronerben sterben, wird Johanna Thronfolgerin eines gigantischen Weltreiches. Johanna möchte aber nicht die grausamen Machenschaften ihrer Eltern, für die Inquisition und Ausbeutung Ausdruck ihrer Macht sind, fortsetzen. Sie hat andere Vorstellungen von der Welt, eine ‚liebevolle Welt‘ und sie kann sich mit der damaligen Rolle der Frau in Ehe nicht abfinden, denn „Frauen haben in der Ehe keine Eigenständig (S.58)“. Johanna hegt zu der damaligen Zeit revolutionäre Gedanken, denn sie fordert „eine komplette Neuordnung des altbekannten Verhältnisses zwischen Mann und Frau“ (S.58). Und sie will über sich selbst bestimmen. Doch das ist zu der damaligen Zeit, in der patriarchalische Machtstrukturen dominieren, nicht möglich. Johanna, die aufgrund ihrer sozialen Rolle auch eine einsame Frau ist, hat auch keine Freunde / Vertraute und somit auch keine Verbündete. Somit ist es ein leichtes, sie als verrückt zu erklären. Auch aufgrund bestimmter Verhaltensweisen, die sie als Ehefrau an der Seite von Philipp dem Schönen an den Tag legt, trägt sie selbst dazu bei, dass ihr gesellschaftliches Umfeld sie als „Wahnsinnige“ tituliert. Aus unserem heutigen Verständnis ist es befremdlich, aber damals war es nicht unüblich, dass der Ehemann (vor allem in der gehobenen Gesellschaft) seine Maitressen hatte und seine sexuellen Gelüste anderweitig auslebte. Johanna will dies nicht akzeptieren, sie ist verliebt; ihr Mann ist ihr Mann, und kann dieses Verhalten ihres Mannes nicht dulden. Ausschreitungen mit den Liebschaften sind daher nicht selten.
Im Roman wird gut veranschaulicht, wie die Welt damals gestrickt war: Ehen werden aufgrund politischer und herrschaftlicher Ansprüche geschlossen, Intrigen werden gesponnen, Angehörige - wie auch Johanna - werden zum Spielball im Konflikt verschiedner konkurrierender Interessenvertreter. Auch hat die Kirche einen enormen Macht-Einfluss auf Entscheidungen aller Art. Und Mutter-Kind-Beziehungen waren eher nur faktisch.

Da wir es hier aber nicht mit einem klassischen historischen Roman zu haben, darf man sich hier auch nicht einen tiefen Einblick in die Biographie von Johanna erwarten. Für mich war es daher hilfreich, mich vorab über diese Person - von der ich bis dato noch nichts gehört hatte - zu informieren, um auch einen Einblick in bzw. einen Überblick über die historischen, politischen und gesellschaftlichen Hintergründe zu bekommen. So bekam der Roman eine Basis, so dass ich einen guten Zugang zur Geschichte und zu den Personen - insb. zu Johanna bekam.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, da in meinen Augen Johanna mit ihrem Verhalten und Gedanken gut dargestellt wird. In meinen Augen ist sie mutig, sich gegen das System zu stellen. Der Brief, mit dem der Roman beginnt, hat mich extrem mitgenommen, da hier gleich am Anfang veranschaulicht wird, wie viel Leid diese starke - wenn auch sture - Frau ertragen musste und wie zäh und widerstandsfähig sie trotz dieser Erniedrigungen geblieben ist.

Der gut recherchierte Roman ist flüssig und leicht verständlich geschrieben, so dass man das Gelesene gleich auf sich wirken lassen kann. Die kurzen Kapitel laden dazu ein, zwischendurch das Gelesene zu reflektieren.
Nachwörter werden von mir oft überflogen, aber hier ist es ein wirklich gutes „Kapitel“, das ich zugegebener Weise gleich am Anfang gelesen habe.

Wer Lesefutter sucht, das nicht so leicht zu verdauen ist, ist mit diesem Roman gut beraten.

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