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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2021

Schwabenkinder

Als wir uns die Welt versprachen
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Das Leben ist ein Kreis.

Als Edna in einer Zeitschrift ein Foto ihres Jugendfreundes Jakob sieht, ist ihr klar: sie muss zu ihm. Ein in der Kindheit gegebenes Versprechen muss eingehalten werden. Gegen ...

Das Leben ist ein Kreis.

Als Edna in einer Zeitschrift ein Foto ihres Jugendfreundes Jakob sieht, ist ihr klar: sie muss zu ihm. Ein in der Kindheit gegebenes Versprechen muss eingehalten werden. Gegen jede Vernunft beginnt sie ihren Weg quer über die Alpen – zu Fuß.

Und die Geschichte beinhaltet noch so viel mehr. Die Geschichte der „Schwabenkinder“, Kinder, die von ihren armen Familien weggeholt werden, um bei reichen Gutsbesitzern für Unterkunft und Essen zu arbeiten. Und die der Willkür der Gutsbesitzer ausgeliefert waren. Diese historische Begebenheit ist weitgehend unbekannt, wurde von Casagrande jetzt aber in ihrem Roman thematisiert.

Die Geschichte von Edna und Jacob ist fiktiv, aber vielschichtig. Und Ednas Fußmarsch erinnert entfernt an den 100-Jährigen. Ihre Erlebnisse sind teilweise auch etwas skurril und unglaubwürdig. Und am Ende fand ich sie dann auch etwas zäh. Aber besonders Emil, der Papagei, hat mich fasziniert.
Die Story spielt auf zwei Ebenen: der historischen und der Gegenwart. Beide konnten mich überzeugen und fesseln, aber vor allem die Etappen der Vergangenheit haben mich tief berührt. Das Schicksal der Kinder, die von ihren Eltern getrennt wurden und teilweise noch sehr klein waren.

Fazit: ich bin sehr froh, dass die Autorin diese Schicksale in einer schönen Geschichte zu Papier gebracht hat.

Veröffentlicht am 06.03.2021

Sehr interessant

Die Farbe des Nordwinds
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Ellen kommt nach 16 Jahren zurück auf die Hallig auf der sie als Kind kurz mit ihrer Mutter gewohnt hat. Doch ihre damalige Freundin konnte ihr nicht verzeihen, dass Ellen damals die Insel wieder verlassen ...

Ellen kommt nach 16 Jahren zurück auf die Hallig auf der sie als Kind kurz mit ihrer Mutter gewohnt hat. Doch ihre damalige Freundin konnte ihr nicht verzeihen, dass Ellen damals die Insel wieder verlassen hat und so geraten die beiden Frauen in einen Wettbewerb, der sie beinahe die Freundschaft kostet.
Das Buch bewegt. Ich hatte mir einen heiteren Roman vorgestellt. Bekommen habe ich ein Buch, das die Liebe der Autorin zu den Halliginseln zeigt. Die Grundstimmung ist eher düster. Wie man sich das raue Leben auf einem einsamen Flecken im Norden so vorstellt. Doch die Bewohner halten zusammen und vor allem Ellen besticht durch ihr fröhliches Wesen.
Das Buch ist so erzählt, dass man es kaum aus der Hand legen mag. Die Handlung spielt auf zwei Ebenen: einmal tief in der Vergangenheit, zur Zeit der großen Sturmflut 1825 mit Arjen Martenson in der Hauptrolle und in der Gegenwart mit Ellen. Martens Geschichte ist eher traurig. Sein Leben ist schwer und er muss für sein Glück kämpfen. Auch Ellen kämpft: für ein Museum auf der Hallig, für ihre Freundschaft zu Liske. Und das hat mich beeindruckt: dass Ellen nie aufgibt.
Am Ende wird das Buch sogar noch richtig spannend.
Fazit: viel Hintergrundwissen über Halligen und die Probleme ihrer Bewohner, eingesponnen in einen sehr lesenswerten Roman.

Veröffentlicht am 24.02.2021

Fall 4

Mordsand
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Auf einer Elbinsel wird das Skelett eines Menschen gefunden. Wer ist die Leiche und wer hat sie dort begraben? Als ein zweiter Mord geschieht, kristallisieren sich gewisse Zusammenhänge heraus, die es ...

Auf einer Elbinsel wird das Skelett eines Menschen gefunden. Wer ist die Leiche und wer hat sie dort begraben? Als ein zweiter Mord geschieht, kristallisieren sich gewisse Zusammenhänge heraus, die es Frida und ihrem Team ermöglicht, dem Täter etwas näher zu kommen.

Bereits der 4. Fall für die Kommissarin und auch der rätselhafteste.

Die Handlung spielt auf zwei Ebenen: Die Gegenwart und die Vergangenheit der Jungen in den Besserungsanstalten der ehemaligen DDR. Diese Einschübe waren leider sehr kurz, aber sehr schmerzhaft und grausam. Man konnte deutlich mit den jungen Männern mitleiden und ich kann mir gut vorstellen, dass es in diesen Heimen tatsächlich so zugegangen sein könnte.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und gut zu lesen. Die Charaktere haben Tiefe und sind sympathisch. Besonders Torben mag ich sehr gerne und was das Schicksal jetzt für ihn bereithält, würde ich gerne in einem Folgeband lesen. Das Ende fand ich für mich ein wenig enttäuschend. Der Täter hat für mich zu schnell aufgegeben, so fehlte mir dann doch ein Quäntchen Spannung.

Fazit: Fölck fängt die Stimmung an der Elbe wieder perfekt ein. Ihr aktueller Fall gibt tiefe Einblicke in vergangene Schrecken und das macht das Buch sehr interessant und lesenswert.

Veröffentlicht am 22.02.2021

Ingrid Noll - immer noch gut

Kein Feuer kann brennen so heiß
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Lorina ist Altenpflegerin und wohnt bei einer netten alten Dame, die sie liebevoll pflegt. Fast könnte man schon von einer Freundschaft sprechen. Doch mit ihrem Einzug kommt Leben in das Haus der beiden. ...

Lorina ist Altenpflegerin und wohnt bei einer netten alten Dame, die sie liebevoll pflegt. Fast könnte man schon von einer Freundschaft sprechen. Doch mit ihrem Einzug kommt Leben in das Haus der beiden. Da ist Boris, der sie in die Freuden der Liebe einführt, der Neffe von Viktoria, der dringend Geld benötigt und natürlich der kleine Quinn, den alle sogleich ins Herz schließen.
Ein klein wenig zahm fand ich das neue Buch von Ingrid Noll. Ist sie doch sonst eher mit schwarzen Gedanken unterwegs, wird in „Kein Feuer kann brennen so heiß“ eher auf die leisen Untertöne Wert gelegt. Aber natürlich geht es alles andere als leise zu in Nolls neuestem Roman. Als Lori bei Viktoria zu arbeiten beginnt, ahnt noch niemand, was die beiden Frauen alles erwartet. Vom Erbschleicher, über Einbrecher, bis hin zu einem verlassenen Baby: die Story ist alles andere als langweilig. Ja, teilweise sogar etwas chaotisch.
Noll schreibt gut wie immer. Ihre Charaktere sind anschaulich und sympathisch und die Geschichte wird im Laufe der Seiten immer abgefahrener, bleibt aber relativ realistisch und interessant. Lorina als Protagonistin hat mir sehr gut gefallen. Zwar nicht vom hässlichen Entlein zum stolzen Schwan, aber ihre Entwicklung war sehr gut zu lesen.
Fazit: Ich staune über jedes neue Buch der Autorin, die auch mit mittlerweile 86 Jahren noch immer auf dem Höhepunkt ihrer Karriere zu sein scheint.

Veröffentlicht am 16.02.2021

Kate und Cecily

Kann Spuren von Glück enthalten
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Kate ist fast 40 und eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben. Doch als sie die 97-jährige Cecily kennenlernt, beginnt sie ihr Dasein zu überdenken. Ist sie wirklich glücklich mit ihrem Job? Und mit Nick? ...

Kate ist fast 40 und eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben. Doch als sie die 97-jährige Cecily kennenlernt, beginnt sie ihr Dasein zu überdenken. Ist sie wirklich glücklich mit ihrem Job? Und mit Nick?
Das Buch ist in 5 Teile gegliedert. Der erste beginnt mit Kates und Nicks Trennung auf Zeit und den Teil fand ich etwas behäbig. Erst mit dem zweiten Teil, als Kate Cecily kennenlernt, war ich voll in der Handlung drin. Cecily als Charakter fand ich total gut. Zwar etwas übergriffig, aber wie sie versucht, Kate in die richtige Richtung zu schieben und da schon mal etwas nervig wird – das war klasse geschrieben. Und so freunden sich die beiden unterschiedlichen Frauen immer mehr an.
Vor allem hat mich auch Cecilys Geschichte begeistert, die sie Kate (und dem Leser) in Häppchen serviert. Ihr Schicksal ist kein Leichtes und so war ich gespannt dabei, wenn sie erzählt hat. Auch Kate habe ich sehr gern begleitet, vor allem als sie endlich ihr Leben geändert hat.
Das Buch hat keinen fröhlichen Unterton, macht aber dennoch gute Laune. Manchmal hätte ich mir wirklich ein paar der Rezepte gewünscht, die Kate aus Cecilys Kochbuch ausprobiert.
Fazit: eine ungewöhnliche Frauenfreundschaft mit einer Protagonistin, die eine tolle Entwicklung durchmacht.