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Veröffentlicht am 27.03.2021

Ein Whodunit-Thriller, bei dem der Leser die Rolle des Ermittlers einnimmt

Sommernacht
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Auf einer abgelegenen Insel vor der Küste Irlands haben Jules und Will ihre imposante Hochzeit geplant. Ein Traumpaar, das perfekt zueinander passt und stets bewundernswerte Blicke auf sich zieht. Jules, ...

Auf einer abgelegenen Insel vor der Küste Irlands haben Jules und Will ihre imposante Hochzeit geplant. Ein Traumpaar, das perfekt zueinander passt und stets bewundernswerte Blicke auf sich zieht. Jules, die als Zeitschriftenverlegerin sehr erfolgreich ist, sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch ehrgeizig und intelligent und Will, der berühmte Fernsehstar, der mit seinem unwiderstehlichen Charme jeden um den Finger wickeln kann. Doch ein düsteres Geheimnis aus der Vergangenheit droht das junge Glück zu zerstören noch bevor es den Bund fürs Leben besiegelt hat. Denn während eine heitere Schar von Gästen einen Toast nach dem anderen ausspricht, brodelt es gewaltig unter ihnen. Plötzlich liegt ein Toter draußen im Moor, während nicht nur der aufkommende Sturm die Besucher in Angst und Schrecken versetzt.

„Sommernacht“ ist nach „Neuschnee“ der zweite Thriller der britischen Autorin Lucy Folley, dessen Handlung auf einer abgelegenen Insel angesiedelt ist. Wieder wird gefeiert, ein Sturm schneidet die Anwesenden von der Außenwelt ab und ein Mörder verrichtet sein grausames Werk. Ein klassischer Whodunit-Roman, an dessen Anfang die Entdeckung eines Mordopfers steht, wobei niemand weiß, wer der oder die Tote ist. Und bevor sich jemand auf die Suche nach der im Moor liegenden Leiche machen kann, werden in einem personifizierten Rückblick die Ereignisse vor und während der Hochzeitsfeier und einige einschneidende Dinge aus der Vergangenheit erzählt.

Zum einen aus der Sicht der Braut, die durch einen merkwürdigen Zettel erschreckt worden ist, mit dem sie ein Unbekannter vor ihrem zukünftigen Ehemann warnt. Zum anderen durch ihre Schwester Olivia, die von einer Begebenheit berichtet, die sie völlig aus der Bahn geworfen hat. Und dann gibt es noch den Bräutigam, der merkwürdige Scherze über sich ergehen lassen muss und seine einstigen Schulkameraden, deren Schweigen über den Junggesellenabschied einen Gast ganz besonders erbost. Und die ganze Zeit über, während der Leser die anwesenden Personen besser kennenlernt, wächst seine Neugier zu erfahren, was in der Vergangenheit Schlimmes geschehen ist und wer mit seinem Leben dafür büßen muss.

Fazit und Bewertung:
Ein clever erdachter Thriller, bei dem der Leser die Rolle des Ermittlers einnimmt und ergründen muss, wer von den Anwesenden glaubwürdig ist und wer von ihnen gnadenlos lügt. Dabei stellt sich keine durchgängig Spannung ein, aber rätselhaft und damit fesselnd ist die Suche nach Motiv und Mörder auf jeden Fall.

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Veröffentlicht am 20.03.2021

Ein atmosphärischer Kriminalroman mit einer guten Mischung aus Polizeiarbeit, Privatleben und Lokalkolorit

Die Mauern von Porto
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Bei einem Hausbrand in der Rua da Bainharia werden auf einem Dachboden zwei Skelette gefunden, die hinter einer Ziegelwand eingemauert worden sind. Eine erste Inaugenscheinnahme durch die zuständige Gerichtsmedizinerin ...

Bei einem Hausbrand in der Rua da Bainharia werden auf einem Dachboden zwei Skelette gefunden, die hinter einer Ziegelwand eingemauert worden sind. Eine erste Inaugenscheinnahme durch die zuständige Gerichtsmedizinerin fördert zutage, dass es sich um zwei weibliche Mordopfer handelt, wobei eine von ihnen ein junges Mädchen ist. Inspektor Fonseca und sein Team übernehmen den Fall und kaum gibt es eine erste Spur, wird die Ermittlung aufgrund bestehender Verjährungsfristen eingestellt. Ein Sturm der Entrüstung ist die Folge, und noch bevor dieser sich legen kann, geschieht ein weiterer Mord, der in engem Zusammenhang mit der Vergangenheit steht.

„Die Mauern von Porto“ ist der dritte Fall für Inspektor Fonseca, der als Leiter der Mordkommission der Policia Jurdiciária bereits umfangreiche Erfahrungen bei der Jagd nach Verbrechern angesammelt hat. Doch das, was ihm in seinem neuen Fall passiert, hat er in allen seinen Dienstjahren noch nicht erlebt. Morde, die zweiundzwanzig Jahre zuvor begangen wurden und nicht mehr geahndet werden können. Da stimmt doch etwas gewaltig nicht mit der portugiesischen Justiz, die von Korruption und Skrupellosigkeit unterwandert wird. Eine Meinung, die auch seine Kollegen teilen, während sie machtlos gegenüber den Festlegungen der Staatsanwaltschaft sind.

Mit einer vielschichtigen Handlung, interessanten Figuren und einer ordentlichen Portion Lokalkolorit hat Mario Lima einen Kriminalroman erdacht, der angenehm authentisch und lebensnah in Erscheinung tritt. Es macht Spaß, den Ermittlungen zu folgen, die schnell an ihre Grenzen geraten, da andere Interessen wichtiger sind. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, gibt Fonsecas Team nicht auf, das mit der aus Angola stammenden Tété Marinho tatkräftigen Zuwachs bekommen hat. Nur mit der Spannung hapert es ein wenig, was aber aufgrund der vielen interessanten Informationen zu Land, Leuten und Traditionen verschmerzt werden kann.

Fazit und Bewertung:
Ein atmosphärischer und in gesellschaftspolitischer Hinsicht auch kritischer Kriminalroman, der mit einer guten Mischung aus Polizeiarbeit, Privatleben und Lokalkolorit aufwarten kann und ein unterhaltsames Lesevergnügen beschert.

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Ein ruhiger Krimi mit viel Inselflair und einem sichtlich leidenden Kommissar

Baltrumer Badezeit
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Der Inselpolizist Michael Röder langweilt sich. Seine Kollegen weihen ihn nicht in ihre Ermittlungen ein, da er krankgeschrieben ist, während seine Frau Sandra mit ihm den sonnigen Tag am Strand verbringen ...

Der Inselpolizist Michael Röder langweilt sich. Seine Kollegen weihen ihn nicht in ihre Ermittlungen ein, da er krankgeschrieben ist, während seine Frau Sandra mit ihm den sonnigen Tag am Strand verbringen will. Doch zum Glück führt ihn ein erster Spaziergang in die Dünen, wo ein junger Rettungsschwimmer mit einem Stich in den Rücken ermordet worden ist. Ein Aufsehen erregender Fall, den sein Auricher Kollege Arndt Kleemann übernimmt, dessen erste Spur zu einem Kollegen führt. Denn Oberkommissar Peter Zinkel, der zurzeit als Aushilfe auf Baltrum ist und hat verschwiegen, dass er am Abend zuvor mit dem Toten in Streit geraten ist. Derweil stellt der außer Gefecht gesetzte Michael Röder Recherchen zu einem zechprellenden Pärchen an und gerät letztendlich doch noch in die Ermittlungen um den Mörder des Rettungsschwimmers hinein.

„Baltrumer Badezeit“ ist der zehnte Fall für Oberkommissar Michael Röder, der gerade erst eine Lungenentzündung überstanden hat und sich nach Meinung seiner Ärztin auf jeden Fall noch schonen muss. Nur, wie er sein Nichtstun ertragen soll, das hat sie nicht gesagt. Deshalb versucht er mit allen Mitteln, an Informationen zu kommen, als ein toter Rettungsschwimmer zusammengesunken im Dünensand sitzt. Doch auch ein zweiter Mord nutzt ihm wenig. Der verantwortliche Kommissar hält ihn aus den Ermittlungen raus. So streift er frustriert durch die Dünen, spielt mit einem kleinen jungen Ball und läuft zu seinem Unwillen regelmäßig einem inselbekannten Querulanten über den Weg.

Eine ruhige und beschauliche Atmosphäre, vielseitig und lebensnahe Figuren und eine Kriminalermittlung, die gut zum Mitraten geeignet ist, prägen den Baltrumer Inselkrimi, der von der ersten Seite an gut unterhält. Sei es durch den zunächst undurchsichtigen Fall, der sich erst entwickeln muss, durch wunderbare Landschaftsbeschreibungen, die Urlaubsfeeling aufkommen lassen oder durch einen zu den Insulanern passenden Humor, der mit einer heiteren Gelassenheit im Einklang steht. Ulrike Barow versteht es, ihre Leser auch ohne atemberaubende Spannung zu fesseln und in eine Handlung zu ziehen, die von den unterschiedlichen Schicksalen ihrer Figuren lebt. Und obwohl der Mörder bereits in der Mitte des Buches von aufmerksamen Lesern enttarnt werden kann, macht das Lesen bis zum Ende hin Spaß..

Fazit und Bewertung:
Ein ruhiger Krimi mit viel Inselflair, einem sichtlich leidenden Kommissar und einer sonnigen Augustwoche, die es in sich hat.

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Eine Lebensbeichte, die nur schwer zu ertragen ist.

Nur Heringe haben eine Seele
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Rudolph Paul Pleil war ein bekannter Serienmörder, der sich selbst als bester Totmacher Deutschlands sah. Für Fotografen stets herausgeputzt, mit geradem Rücken und von der besten Seite gezeigt, offenbarte ...

Rudolph Paul Pleil war ein bekannter Serienmörder, der sich selbst als bester Totmacher Deutschlands sah. Für Fotografen stets herausgeputzt, mit geradem Rücken und von der besten Seite gezeigt, offenbarte der psychopathische Egozentriker seinen nie versiegenden Geltungsdrang. Deshalb kratzte es an seinem Ego, als man ihm die im Zuchthaus gestandenen Frauenmorde nicht abnahm. Doch seine geschilderten Beschreibungen der begangenen Taten waren so real, dass es zu einer Überprüfung kam und Pleil im Jahr 1950 erneut wegen Mordes angeklagt worden ist. 15 Tötungen an Frauen konnten ihm nachgewiesen werden, weshalb er im Jahr 1950 eine lebenslange Haftstrafe bekam.

In „Nur Heringe haben eine Seele“ hat der Autor Fred Sellin das Leben des Rudolph Paul Pleil noch einmal Revue passieren lassen. Angefangen mit seiner Kindheit, die von der Alkoholsucht des Vaters und den kargen Mitteln zum Lebensunterhalt geprägt worden ist, über seine Zeit bei der Marine, die durch erste Diebstähle und auftretende Epilepsieanfälle schnell beendet war, bis hin zu seiner Zeit als Grenzgänger, in der er Frauen überfallen, missbraucht und seinen Angaben nach erste Morde begangen hat. Stationen eines Lebens, das mit 23 Jahren durch die Verurteilung wegen Mordes an einem Kaufmann nur noch hinter Gittern stattgefunden hat.

Mit der Wahl, Rudolph Paul Pleil als Ich-Erzähler über begangene Taten berichten zu lassen, gelingt es Fred Sellin, dem Leser einen umfassenden Einblick in die abartige Gedankenwelt des vielfachen Mörders zu gewähren. Basierend auf Ermittlungs- und Gerichtsakten und auf Aufzeichnungen von Rudolph Pleil selbst hat er in einer einfach gehaltenen und mit vielen Obszönitäten versehenden Sprache den triebgesteuerten Totmacher die Lebensbeichte ablegen lassen. Eine Lektüre, die nicht einfach zu lesen und noch viel schwerer zu ertragen ist. Dabei ist Rudolph Pleil nicht der Einzige, der in der Nachkriegszeit die Morde an unzähligen Frauen beging. Auch seine Komplizen und Mitangeklagten Karl Hoffmann und Konrad Schüßler trifft eine enorme Schuld, da auch sie an den bestialischen Taten beteiligt waren.

Fazit und Bewertung:
Ein schwer zu verdauender Roman, der auf Tatsachen beruht und nicht für jeden Leser geeignet ist. Denn Fred Sellin nimmt sich die Ausdrucksweise und die ordinäre Sprache des Serienmörders Pleil in allen ihren Details an, was zum einen sehr authentisch wirkt, zum anderen aber eine enorme Abscheu beim Lesen erzeugt.

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Veröffentlicht am 20.02.2021

Ein vielschichtiger Thriller, der eher ein Krimi ist.

Trauma – Kein Entkommen
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Aus einem Münchener Baggersee wir die Leiche eines unbekannten Mannes gezogen, der unter seltsamen Umständen ertrunken ist. Das jedenfalls meint die Münchener Hauptkommissarin Katja Sand, die alleine mit ...

Aus einem Münchener Baggersee wir die Leiche eines unbekannten Mannes gezogen, der unter seltsamen Umständen ertrunken ist. Das jedenfalls meint die Münchener Hauptkommissarin Katja Sand, die alleine mit ihrer Meinung dasteht. Denn die zuständige Gerichtsmedizinerin findet keine Verletzungen und stuft den Tod als Selbstmord ein und auch ihr Chef Reinhard Kolle wittert kein Verbrechen, lässt sie aber trotzdem mit ihrem Kollegen Rudi Dorfmüller ermitteln. Und schon bald gibt es einen weiteren Toten, der erstickt in einem Kühlschrank sitzt, während eine vielversprechende Spur auf eine Eliteeinheit der Marine verweist. Was ist dort bei einem Einsatz auf hoher See geschehen und wieso wird Katja während der Ermittlungen mit einem düsteren Geheimnis aus der Vergangenheit konfrontiert?

„Trauma - Kein Entkommen“ ist der Auftakt zu einer Trilogie um die Münchener Hauptkommissarin Katja Sand, die hier ihren ersten Fall bestreiten muss. Dabei gerät sie unweigerlich an ihre Grenzen, da sie ein altes Trauma aufzuarbeiten hat und gleichzeitig Probleme mit ihrer pubertierenden Tochter Jenny bekommt. Doch ihr schlagfertiger Kollege Rudi Dorfmüller ist nicht nur ein perfekter Assistent, sondern auch ein guter und einfühlsamer Freund, der ihr in jeder Lage hilfreich zur Seite steht. Ein vielversprechendes neues Team in der deutschen Krimilandschaft, das trotz enormer Probleme von oben und dem Abbruch ihrer unbequemen Ermittlungen nicht aufgeben will. Von ihnen ist Katja die treibende Kraft und weiß, dass sie sich einhundertprozentig auf den oft unscheinbar wirkenden Kollegen Dorfmüller verlassen kann.

Die Ereignisse rund um drei schreckliche Morde werden in chronologischer Reihenfolge erzählt und nur zu Beginn der drei Buchabschnitte gibt es einen Rückblick in die Vergangenheit. In ihnen wird von einem dreijährigen Kind erzählt, das gemeinsam mit seiner Mutter den gewalttätigen Anfeindungen des Vaters ausgesetzt ist und nicht entfliehen kann. Szenen, die nur schwer zu ertragen sind, während sich der Rest des Buches um die angestellten Ermittlungen und um Katjas Privatleben rankt. Diesbezüglich bleibt ihr empathischer Assistent leider im Hintergrund, was sehr schade ist. Auch hätte der Autor hinsichtlich der Spannung noch eine Schippe drauflegen können. Denn wirklich nervenaufreibend wird es erst zum Schluss. Bis dahin wird der Leser mit einer akribisch geführten und wendungsreichen Mordermittlung gut unterhalten und mit einem Fall, der angenehm undurchsichtig ist.

Fazit und Bewertung:
Ein vielschichtiger Thriller, der eher ein Krimi ist und mit einem brisanten Thema und gut geführten Ermittlungen zu überzeugen versteht.

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